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verschlafen

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12.02.2002
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verschlafen

Verschlafen

Mich beherrscht die vollkommene Müdigkeit, ich nicke aufrichtig, wenn ich es für nötig halte.Er predigt mir von Eifer, Engagement und Sauberkeit! Ich erwische mich bei dem Gedanken, wie ich meinen 12-Milimeter-Gasdruck-Nachlade-Karabiner aus meiner Hose zücke und ihm direkt vors Gesicht halte.
-Stille-
Dieses miese Comic-Schwein. Der Schweiß läuft ihm über die Stirn, er ist zum erstenmal sprachlos, wagt keinen Ton. Ich spüre den Adrenalinschub in meinem Körper. Meine Schläfe pocht und es kommt über mich. Die Einsicht.
Die Einsicht über mein Tun. Doch ich erschrecke nicht, ich verstehe! Verstehe die Macht, deren Werkzeug ich mit meiner Hand umschließe. Ich darf ihn nicht davonkommen lassen!
Der tiefe Hass. Er sieht ihn in meinen Augen, ich konnte noch nie gut lügen! Er fleht mich an, er hätte Familie, Kinder, sei ein rechtschaffender Mann. Ich danke, daß ich nicht sein Kind bin. Ich vernehme kleine Bitten an den Herrgott. Er widert mich an! Ob sein Herrgott mich geschickt hat? Hört er ihn? Offenbar raubt er ihm seine Aufrichtigkeit, denn er wird sie noch brauchen, für sein verlorenes Schaf. Seinen Raub lässt den miesen Wichser auf die Knie sinken. Ich vernehme kein Geräusch. Nicht das Knattern der Heizungsschächte, das Rauschen der Abwasserkanäle, die mir schon seit Monaten an meinem Verstand zerren. Nicht mal sein schlunzendes Wimmern. Der Anblick törnt mich an, ich suche nach einem passenden Ziel, ohne die Waffe zu bewegen, die zielt immer noch auf die vordere Schädelplatte. Wollte schon immer mal sehen, wie das Blut seiner Austrittswunde die verkommenden, nie gestrichenen Betonwände verziert. Mein Finger spannt vorsichtig den Abzug.
Er schließt die Augen, das Weichei, das Elend. Ich vernehme leise Musik, frage mich, ob er sie auch hört? Engelsgesang? Die Musik wird immer lauter, doch ich bin fest entschlossen. Ich drücke ab.

Ich erwache schweißgebadet in meinem Bett. Der Engelsgesang, ein mittelprächtiger Hit der Kelly´s schmerzt in meinen Ohren. Zehn nach fünf, Zeit zum Aufstehen, oder sich noch mal umzudrehen! Aber ich bin hellwach, lasse den Wecker verstummen und begebe mich ins Bad. Der versiffte Eimer in der Ecke erinnert mich an "vergangene Zeiten". Ich überlege kurz, ordne meine Gedanken, begebe mich zu meinem veralteten Schreibtisch und öffne die oberste Schublade. Der Kopf ist schon gestopft! Ich lege ihn beiseite und krame im hinteren Teil herum. Da ist er! Stark verstaubt!
Ich habe in meinem Leben schon zu viel vergessen, nicht aber den Zahlencode der Schlösser meines Koffers.1-1-0-9-0-1, ein Klicken und SIE offenbart sich meiner. Veraltet, aber in Takt. Drei Schuss übrig! Die anderen sechs hatte ich im vergangenen Jahr in einen Eichenstamm versiebt, der Handlichkeit wegen!
Mir bleiben noch zwanzig Minuten um die Waffe zusammenzusetzen und nicht den ätzenden Bus zu verpassen.
Eine Fahrt ohne Rückfahrgelegenheit!
Aber ich bin fest entschlossen, es zu schaffen!--beschlossen wie nie zuvor-

[Beitrag editiert von: derklages am 15.02.2002 um 15:03]

 

Nun wollen wir nach den letzten Worten in diesem Disput unter eigentlich erfahrenen Kommentatoren dieses Kapitel endlich beschließen und unseren Fokus von diesem Kriegsschauplatz wieder auf unseren Alltag des besinnlichen Lesens, Meditierens und konstruktiven Kritisierens schwenken. Lasst uns unserer Berufung mit ganzem Herzen und voller Güte folgen und lasset uns nicht verführen von aller teuflischen und verführerischen Zwietracht...Amen! :pope:


OK, Christian.
Hier meine persönliche Kritik: Erstens ist die Handlung sehr dünn. Es handelt sich bei deiner Geschichte mehr um eine Momentaufnahme. Das bedeutet aber, dass diese fast keine(n) Spannung(-sbogen) besitzt. Alles ist offensichtlich, nichts verborgen. Auch der Bruch, in dem sich herausstellt, dass alles nur ein Traum ist, reisst keinen vom Hocker, weil man dieses dramaturgische Mittel längst bis zum Abwinken kennt.

...ich suche nach einem passenden Ziel...
Diese Stelle verstehe ich nicht. Welches Ziel könnte besser geeignet sein, als der Schädel des zu Exekutierenden?
Ich vernehme kein Geräusch.[...]
Es macht keinen Sinn, im Anschluss an diese Feststellung unmotiviert das Knattern der Heizungsschächte und Abwasserkanäle anzuführen ohne diese nicht bereits vorher erwähnt zu haben! Für den Leser kommt diese Umgebungsbeschreibung viel zu spät.

Was soll der "versiffte Eimer"? Ein eingeworfenes Detail ohne jeden Zusammenhang!

Weshalb ist der Bus "ätzend"? Solche Prädikate musst du erklären. Ansonsten: Weglassen! (außerdem: "ätzend" = Jugenjargon; der Geschichte ist nicht anzumerken, dass es sich beim Protagonisten um einen Jugendlichen handelt)


So, das wär mal das wichtigste. Achte bei deinen nächsten Geschichten darauf, dass diese mehr Substanz haben und in sich möglichst schlüssig sind. Eigentlich eine Binsenweisheit, aber als Einsteiger in die Materie bemerkt man viele Formfehler erfahrungsgemäß noch nicht. Aber dafür gibt es ja Foren wie diese! ;)


Nix für ungut.

[Beitrag editiert von: Die philosophische Ratte am 16.02.2002 um 02:20]

 

Ich bin mir nicht sicher, aber hat der Text was mit Kiffen zu tun?

Der versiffte Eimer in der Ecke erinnert mich an "vergangene Zeiten"
Hat der Protagonist früher Eimer geraucht?
Der Kopf ist schon gestopft! Ich lege ihn beiseite und krame im hinteren Teil herum.
Der Kopf für die Pfeife?

In den 50ern (oder waren´s die 60er?) wurde doch mal ein Anti-Dope-Film gedreht. In dem Film knallen kiffende Jugendliche völlig durch, werden zu richtigen Monstern..
Ist das in dieser Story auch so - ein bekiffter Typ dreht durch?
Mmh, kein Plan..derklages, lüftest Du das Rätsel?

Ugh

 

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