Was ist neu

Verwählt

Mitglied
Beitritt
04.10.2006
Beiträge
236
Zuletzt bearbeitet:

Verwählt

Das Telefon klingelte. Häuptling fühlte sich moralisch verpflichtet, das Gespräch anzunehmen. Außerdem: Was konnte es schaden? Bester Dinge trat er aus seiner Single-Küche in den kleinen Flur und griff nach dem auf der Anrichte angerichteten Mobilteil des Telefons.
„Häuptling“, meldete er sich aufgeräumt.
„Hallo?“, sagte eine männliche Stimme am anderen Ende.
„Ja?“, erwiderte Häuptling. Und weil nichts weiter geschah, wiederholte er: „Häuptling.“
„Wo bin ich da?“
„Häuptling“, repetierte Häuptling erneut.
Stille am anderen Ende. Dann ein Knacken in der Leitung. Der Anrufer hatte aufgelegt.
Häuptling schnaubte. So etwas konnte er ja gerade leiden. Wenn er sich verwählte, entschuldigte er sich immer. Und er beendete ein Gespräch niemals als erster. Aus Prinzip nicht. Aber nicht jeder hatte eben eine gute Kinderstube. Häuptling schüttelte mißbilligend den Kopf. Er wollte gerade das Telefon aus der Hand legen, als es erneut klingelte.
„Häuptling“, meldete er sich.
„Hallo?“, sagte eine männliche Stimme.
„Haben Sie gerade schon mal angerufen?“
„Ich, äh, wo bin ich da?“ gegenfragte die Stimme.
Im Hintergrund hörte Häuptling eine Frau etwas sagen: „Leg auf, ich hab Dir die falsche …“
„Bei Häuptling sind Sie da.“
„… das ist die Versicherungsnummer“, endete die Frau.
„Was? Wo bin ich da?“
„Häuptling.“ Inzwischen kam Häuptling sein eigener Name unsinnig vor. Er hatte vor kurzem in einem Magazin gelesen, dass man sich von Sprache absichtlich entfremden könne, indem man ein Wort wie „Telefon“ oder „Bausparvertrag“ einfach zehnmal hintereinander laut aussprach. Das Hirn erkenne die Worte dann nicht mehr so richtig und man frage sich notgedrungen, welcher Vollidiot Sprache eigentlich irgendwann einmal ersonnen hatte. Und wozu.
„Das ist nicht die Versicherung“, hörte Häuptling die Frau sagen.
„Ich hab doch die Nummer gewählt, die Du mir gegeben hast“, erwiderte der Mann.
„Entschuldigung“, brachte sich Häuptling ein. „Ich glaube, Sie haben sich verwählt.“
„Das ist aber die Versicherungsnummer“, sagte die Frau.
„Ja, die habe ich ja auch gewählt. Warum bin ich dann jetzt nicht bei der Versicherung?“
„Sie sind nicht bei der Versicherung. Es tut mir sehr leid, Sie müssen sich wohl verwählt haben. Sie sind bei Häuptling“, sagte Häuptling.
„Jetzt halten Sie mal bitte einen Augenblick den Rand“, musste sich Häuptling maßregeln lassen. „Ich spreche mit meiner Frau.“
„Hören Sie bitte, wie reden Sie denn mit -“
„Pscht, Ruhe“, unterbrach ihn der unverschämte Anrufer. Häuptling war sprachlos. „Warum erreiche ich die Versicherung nicht, wenn ich die Nummer der Versicherung wähle?“
„Weil Du nicht die Nummer der Versicherung gewählt hast, sondern die Versicherungsnummer“, erklärte die Frau.
Stille. Ein Rappeln in der Leitung. Dann: „Gib mir das mal her.“ Rascheln von Papier.
„Hallo?“ versuchte Häuptling zaghaft den Wiedereinstieg ins Gespräch. Er hatte kurz überlegt, ob er einfach auflegen solle, aber moralisch konnte er sich dazu nicht durchringen. Es ging ums Prinzip.
„Selber Hallo", raunzte ihn sein Gegenüber an. „Ich möchte jetzt bitte den ..." - Papier raschelte wieder - " ... den Herrn Däumling sprechen.“
„Sie sind hier bei Häuptling.“
„Jaja, das habe ich inzwischen kapiert, Winnetou. Haben Sie ja oft genug gesagt. Ich will aber mit Däumling sprechen“, insultierte der Mann ungehindert weiter.
„Ich kenne aber keinen Herrn Däumling.“
„Dann schauen Sie doch in Ihre Liste. Oder in den Computer. Irgendsowas werden Sie doch wohl haben in Ihrem Laden da!“ brauste ihn der Mann an.
„Sie – haben – sich – ver – wählt“, versuchte es Häuptling nun auf die ganz harte Tour. Es war ihm unbegreiflich, wie ein sprachbegabtes Lebewesen eine solche zerebrale Pachidermie aufweisen konnte, ohne bereits als medizinische Sensation gehandelt zu werden.
„Vergreifen Sie sich jetzt mal nicht im Ton!“ giftete der Mann vom anderen Ende der Leitung.
„Hartmut, das ist nicht die Versicherung!“ beschwor die Gattin des Amoktelefonierers ihren Angetrauten im Flüsterton.
„Hören Sie auf Ihre Frau“, klinkte sich Häuptling ein. „Ich bin nicht die Versicherung!“
„Sach ma, wollt ihr mich hier alle verarschen?!“ keifte Hartmut am anderen Ende der Leitung. Papier raschelte eifrig, übereifrig. „Ich hab doch hier … hier die Scheiss-Nummer gewählt. Hier die. Warum ist denn da nicht die Versicherung? Sie geben mir jetzt sofort den Däumling!“
„Es tut mir sehr leid, aber ich kenne keinen Däumling!“ wurde jetzt endlich auch Häuptling etwas lauter.
„Schreien Sie mich nicht an!“
„Ich schreie nicht, Sie schreien!“
„Verdammte Scheissversicherung! Wenn es ans Bezahlen geht, dann seid ihr alle nicht mehr zuständig, kenne ich doch! Dreckskerle! Augenblicklich verbinden Sie mich jetzt mit dem Däumling, Sie Scheissefresser!“
Häuptling hielt das Telefon vor sich und starrte es mit weit aufgerissenen Augen an.
„Sonst … Sie werden schon sehen! Ich kenne Mittel und Wege!“ monologisierte Hartmut weiter. „Hallo!? Hallo? Sind Sie noch da? Die Drecksau hat aufgelegt!“ Es knackte in der Leitung.
Wie angewurzelt stand Häuptling in seiner Diele, das Telefon weiterhin von sich gestreckt, unfähig zu begreifen, was geschehen war. Er zuckte zusammen als das Telefon erneut klingelte. Und wieder, als es erneut klingelte. Und erneut, als es wieder klingelte. Dann hielt er den Apparat ans Ohr und nahm zögerlich das Gespräch an: „Bitte?“ fragte er vorsichtig.
„Spreche ich mit Däumling?“ fragte Hartmut.
„HOI!“ heulte Häuptling. „PÖ, TÖ!“ spie er hinterher, um abschließend „LING!“ zu schreien.
„Hören Sie mit der Scheisse auf und geben Sie mir Däumling!“ forderte Hartmut unverdrossen.
Häuptling schnaufte. Er war gefangen, dem wahnsinnigen Hartmut hilflos ausgeliefert. Er spürte, wie Panik in ihm aufstieg, wie er zu hyperventilieren begann.
„Los, machen Sie, ich will mit Däumling sprechen. Holen Sie ihn ans Telefon, Sie Scherge!“
Häuptling schwindelte, der Sauerstoffgehalt in seinen Lungen, in seinem Blut nahm kontinuierlich weiter ab. Er brauchte Hilfe. Und plötzlich kam ihm die Erleuchtung.
„Ich …“, hechelte er in den Hörer. „Ich verbinde.“
„Na also“, hörte er Hartmut im Brustton schwellenden Stolzes das Wort an seine Gattin richten. „Man muss nur wissen, wie man mit den Leuten reden muss.“ Häuptling öffnete derweil die Wohnungstür, trat in den Hausflur und lief eilends die Treppe in den ersten Stock hinab, während er sich Hartmut darüber beklagen hörte, dass der „Scheißladen nicht mal so ’ne Warteschleife“ hätte.
Häuptling kam vor der Wohnungstür der Schwerdthalters zu Atem und läutete. Herr Schwerdthalter war der mit Abstand ungehobeltste Mensch, den er jemals kennengelernt hatte. Jedenfalls vor seinem Gespräch mit dieser telefonischen Nemesis. Und die einzige Hoffnung, die Häuptling noch blieb, war, dass sich Feuer mit Feuer bekämpfen ließ. Um dem irrsinnigen Hartmut am Telefon Paroli bieten und ihn nachhaltig an einem weiteren Anruf hindern zu können, nahm es Häuptling sogar auf sich, Schwerdthalters Spott auf sich zu ziehen. Frau Schwerdthalter öffnete die Tür. Sie sah bedrückt aus, aber das kümmerte Häuptling für den Moment nicht. Er hatte ein wichtiges Anliegen.
"Hallo, guten Morgen, Frau Schwerdthalter", sagte Häuptling. "Ist ihr Mann vielleicht zu sprechen?"
Frau Schwerdthalter schüttelte den Kopf. "Er spricht gerade."
Und aus der schwerdthalterischen Küche und aus dem mitgebrachten Mobilteil vernahm Häuptling in Stereo: „Fällt mir jetzt erst auf, Hilde, aber der Drecksack von der Versicherung heißt genauso wie der Vollidiot über uns!“

 

Hallo brudervomweber,

deine Geschichte ist mir einen Tick zu lang und ich musste nur an einer Stelle grinsen, als der Anrufer Häuptling mit Winnetou titulierte.
Die unerfreulichen Begebenheiten am Frühstückstisch sind zu bieder erzählt, da kommt bei mir nichts an. Als er dann auf dem Weg zum Nachbarn war, ahnte ich schon in etwa, was dann kommen würde, denn es ist ja nicht normal, dass man jemanden, der eh schon unfreundlich ist, noch um einen Gefallen bittet.

Was mich aber doch sehr mit der KG symphatisierte, war die umwerfende Situationskomik, die ich beim Lesen erlebte. Just mitten im Text rief mich jemand an, der den Organisator einer Band namens Ramba Samba (die auch existiert) sprechen wollte. Ich bin ehemaliges Mitglied einer Band namens Ramba Zamba. Der Anrufer war erst nach mehrmaligem Erklären bereit, das Gespräch zu beenden :lol:
So musste ich mir indirekt wegen deiner Geschichte doch die Tränen aus den Augen wischen :D.

Lieber Gruß
bernadette

 

Hallo bvw!

Mir hast deine Geschichte sehr gefallen, fand sie beinahe durchgängig lustig. Zu lang find ich sie nicht (dürfte aber auch nicht länger sein), die Pointe kommt zwar noch gut rüber, ist aber beinhahe schon das Schwächste an der Geschichte.

Allerding hab ich mich gefragt: Warum legt der Idiot nicht einfach auf und zieht den Stecker? ;)

Faszit: Viel Slapstick, der für mich zieht.

Beste Grüße

Nothlia

 

Hallo. Das wird mein erster Beitrag in diesem Forum und ich hoffe, ich mache das richtig.

Mir hat die Geschichte wirklich gut gefallen und ich habe herzlich gelacht. So banal die Grundstory ist, so schick ist sie ausgearbeitet. Die Wortwahl rundet das ganze hervorragend ab und die Situationskomik fand ich gut eingefangen.

Liebe Grüße
Petra

 

Hallo bvw,
ich habe bei deiner Geschichte geschmunzelt, was ich sicher noch mehr getan hätte, wenn sie kürzer gewesen wäre.

Den Einstieg am Frühstückstisch fand ich nett, allerdings: wer versucht, Butter von der Hand zu waschen, wenn er Küchenpapier hat?

Den Mittelteil bitte raffen.

Lustig fand ich das eingebundene "Pscht"; ist bestimmt deine Zweitgeschichte vom letzten Mal. :Pfeif:

Gruß, Elisha

 

Habe mich köstlich amüsiert, brudervomweber, ein Genuß dieser Dialog, selbst wenn es die Pointe nicht gäbe. Es ist wirklich wahr: Während des Telefonierens, können manche nicht auf ihre Umgebung achten, sind wie Hartmut in einer anderen Welt, in der es anscheinend nur noch 2 Menschen gibt: ihn und den Partner auf dem anderen Ende der Leitung.

Allerdings: Die Geschichte etwas zu kürzen könnte nicht schaden - vielleicht etwas ganz am Anfang.

Sonst ist die Geschichte wie aus dem wirklichen Leben gegriffen. Gratulation.

Dion

 

Hallo, alle!

@bernadette:

Ich habe gestern und vorgestern den halben Arbeitstag damit verbracht, eine Mailbox abzuhören. Menschen am Telefon, wirklich unglaublich! Von daher: auch wenn ich natürlich ein bißchen übertreibe, es ist was definitiv Wahres dran. und auch wenn die Geschichte ohne die Episode, die Du da am eigenen Leib erfahren hast, bei Dir nicht so gefunzt hat: Danke für's Lesen!

@Nothlia:

Schon wieder der Schluss das Schwächste ... ? Verdammt! Aber Danke für's Mögen, und dass die Länge passt und überhaupt.

Allerding hab ich mich gefragt: Warum legt der Idiot nicht einfach auf und zieht den Stecker?

Ich habe das noch ein bißchen stärker ausgebaut. Es ist was Moralisches. Und was Prinzipielles.

@Jaegerin:

Hallo, Petra, und ... (jetzt schreibe ich es einfach!) Herzlich Willkommen auf kg.de!

Du hast alles richtig gemacht, perfekt, vor allem, weil Dir die Geschichte gefallen hat. Aber wenn Dir was nicht gefallen hat (was ausgeschlossen ist, so wie ich das sehe) schreib es hin: Genau dafür sind die Feedbacks da. ;)

Man liest sich!

@Elisha:

Ich habe ein bißchen überarbeitet, aber ich fürchte, dass sie nicht wirklich kürzer geworden ist. Dennoch, vielleicht hat es ja was gebracht.

Den Einstieg am Frühstückstisch fand ich nett, allerdings: wer versucht, Butter von der Hand zu waschen, wenn er Küchenpapier hat?

Ich zum Beispiel. Ich habe so einen Waschzwang, wenn ich so zeug an den Fingern habe. Butter. Oder anderes schmieriges Zeugs. Dann sofort Hände waschen. Und mit Küchenpapier abrubbeln. Bin ein hoffnungsloser Fall.

Lustig fand ich das eingebundene "Pscht"; ist bestimmt deine Zweitgeschichte vom letzten Mal.

Nein, es ist meine Drittgeschichte von nächsten Mal. :D

@Dion:

Herzlichen Dank für die Blumen. Ja, Telefonieren ist manchmal wirklich was für Autisten. ;)

Kürzen habe ich versucht, ging aber nicht. Außerdem ist gnoebel immer viel länger. Aber ich habe den Anfang ein bißchen überarbeitet. Und in der Mitte ein kleines Stück rausgenommen. Mir gefällt es jetzt glaube ich noch besser.

Gruß
bvw

 

Hallo bvw

Ha, die Geschichte ist viel zu lang!
(Nee, lass mal, bin nur neidisch weil meine einfach zu kurz ist.) ;)

Ich konnte sie in einem Rutsch runterlesen und habe mich gut amüsiert.
Fazit: Humorvolle und runde Sache, gern gelesen.

Texmecker:

„Haben Sie gerade schon mal angerufen?“ fragte Häuptling.
„Ich, äh, wo bin ich da?“ gegenfragte die Stimme.
Kommas hinter den Gänsefüsschen.

„Sach ma, wollt ihr mich hier alle verarschen?!“ keifte der Hartmut Genannte.
"Genannte" würde ich streichen, haben wir ja mitgekriegt, dass er so genannt wird. Ach ja, und Komma hinterm Gänsefüsschen.:)

Gruss dot

 

Hi, Dot/

Was soll ich sagen? Danke. ;)

Das mit den Kommata hinter !" oder ?" oder !?" habe ich seinerzeit so gelernt, dass da keins kommt, sondern nur da, wo eigentlich ein Punkt käme, der dann aber stattdessen als Komma hinter den Gänsefüßchen gesetzt wird. Hat Häferl bei einer anderen Geschichte schon angemeckert, ich weiß in meinem Herzen aber, dass ich Recht habe. Und sollte irgendeine Reform der Zeichensetzung daran etwas geändert haben, sage ich der Reform nur: Ohne mich.

Den "Hartmut Genannten" habe ich entfernt. Irgendwie hat er mir auch nicht gepaßt.

Gruß
bvw

 

Also ich fands zum Brüllen, auch wenn ich den armen Häuptling mit seriner Manie bedauert habe.

 

Was soll ich dazu sagen? Danke, jobär?
Ich schreib's einfach mal: Danke, jobär. :)

Gruß
bvw

 

Hallo bvw!

Der Anfang passt nicht zum weiteren verlauf der KG, was nicht heißen soll, dass es nicht gut geschrieben ist. Jedoch sind an manchen Stellen die Versatzschachtelungen ... Verschachtsatzelungen ... Verlungschachtesatzen ... äh, zuviel des Guten.

Ansonsten: sehr lustig, und empfehlenswert.


LG
flash

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo brudervomweber!

Ja, wirklich eine lustige Geschichte! Da werden wohl bei der Abstimmung ein paar mehr Deinen Titel anklicken, als letztes Mal. :)
(Und falls ich mich doch noch entschließen kann, den Meister-Titel zu verteidigen, muß ich mich ganz schön anstrengen! :D)

Zum Kritisieren nur ein paar Kleinigkeiten (war heute aber wahrscheinlich auch nicht sehr gründlich):

griff nach dem auf der Anrichte angerichteten Mobilteil des Telefons
Es paßt zwar sehr schön zur Anrichte, aber richtet man ein Telefon an? :susp:

„Ich hab doch hier … hier die Scheiss-Nummer gewählt.
als Adjektiv gebraucht: die scheiß Nummer

„Es tut mir sehr leid, aber ich kenne keinen Däumling!“ wurde jetzt endlich auch Häuptling etwas lauter.
"wurde ... lauter" ist kein Ersatz für "sagte" oder ähnliches. Würde das umdrehen: Jetzt wurde endlich auch Häuptling etwas lauter. "Es tut mir sehr leid, ..."

:hmm: Sollte das eigentlich jenes "tut mir leid" sein, das aus dem Thema kommt? Oder doch eher das gedachte für die peinliche Situation am Ende, in der die Frau Schwerdthalter dann ist, die sich bestimmt für ihren Mann entschuldigen wird? Letzteres gefiele mir jedenfalls besser, da es dem entspricht, wie ich mir das Thema gedacht hab - ich hab gehofft, daß bei der Formulierung "Oje, das tut mir aber leid!" rüberkommt, daß es kein so ganz ehrlich gemeintes Entschuldigen sein sollte ... ;)

ich weiß in meinem Herzen aber, dass ich Recht habe. Und sollte irgendeine Reform der Zeichensetzung daran etwas geändert haben, sage ich der Reform nur: Ohne mich.
Ich kenn das von meiner Oma: Im Alter macht man gewisse Veränderungen einfach nicht mehr mit. Sie ist zum Beispiel nie Rolltreppe gefahren - da hat sie sich auch gedacht, nein, diese Veränderungen heutzutage, das mach ich nicht mehr mit. :p

Liebe Grüße,
Susi :)

Außerdem ist gnoebel immer viel länger.
Männer ... :lol:

 

Hallo, flashbak.

Was die Schachtversatzelungen angeht bin ich vermutlich beratungsresistent. Ich finde sogar, daß ich in diesem Text verhältnismäßig viele kurze Sätze verwendet habe. Und ich finde sogar, dass sie diesmal alle problemlos zu verstehen sind - was zugegeben nicht immer der Fall ist bei meinen Winkelkonstruktionen.

Was den Anfang angeht - Du hast recht, er passt nicht ganz zu dem Rest des Textes, aber ich fände es andererseits auch ein wenig platt, die Geschichte mit "'Häuptling', meldete sich Häuptling aufgeräumt." zu beginnen.

Ansonsten danke ich artig und neige mein Haupt.

Hallo, Susi.

Hohes Lob von der amtierenden Humoruniversumsmeisterin, ein Kniefall ist da wohl angemessen. :huldig:

Es paßt zwar sehr schön zur Anrichte, aber richtet man ein Telefon an?

Stickdeckchen, Zettelblock, Telefonnummernverzeichnis, whatever ... ich glaube, auch Telefone haben eine lange Geschichte des Angerichtetwerdens. Aber um ehrlich zu sein: Ich habe es wegen der doppelten Anrichte gemacht. Fand ich luschtik.

als Adjektiv gebraucht: die scheiß Nummer

Sieht so aber scheiße aus, sagt der Ästhet in mir. Und müßte es als Adjektiv in diesem Fall dann nicht "beschissene Nummer" heißen? Weil das von mir eher so wie "Riesenglück" gemeint ist.

"wurde ... lauter" ist kein Ersatz für "sagte" oder ähnliches. Würde das umdrehen: Jetzt wurde endlich auch Häuptling etwas lauter. "Es tut mir sehr leid, ..."
Dadurch würde sich aber der Rhythmus des Gesprächs verkehren. Ich habe diese Appendices wie "sagte er" oder "mischte sich Häuptling wieder ein" immer nachgestellt. Darum habe ich auch diese Sentenz nach hinten gestellt. Ich habe kurz überlegt, ob es vielleicht doch besser wäre, es so zu machen, wie Du es vorschlägst, aber - nenne es Verbohrtheit - mir gefällt es nachgestellt trotzdem besser.

Sollte das eigentlich jenes "tut mir leid" sein, das aus dem Thema kommt? Oder doch eher das gedachte für die peinliche Situation am Ende, in der die Frau Schwerdthalter dann ist, die sich bestimmt für ihren Mann entschuldigen wird? Letzteres gefiele mir jedenfalls besser, da es dem entspricht, wie ich mir das Thema gedacht hab - ich hab gehofft, daß bei der Formulierung "Oje, das tut mir aber leid!" rüberkommt, daß es kein so ganz ehrlich gemeintes Entschuldigen sein sollte ...

Das "Oje, das tut mir aber leid" ist in der Tat das Leidtun seitens Häuptling. Eigentlich müßte man es ja von dem Anrufer erwarten, aber der sieht auch eigentlich keine Grund, sich zu entschuldigen, weil er ja 120%ig im Recht ist. Meint er. Ich habe das Motto also eher "ernstgenommen", aber ich denke, dass man das Thema so verstehen darf, wie man es versteht, nicht so, wie es gemeint ist, oder?

Ich kenn das von meiner Oma: Im Alter macht man gewisse Veränderungen einfach nicht mehr mit.

Ich würde dazu gerne noch ein bißchen schreiben, aber gerade kommt mein "Essen auf Rädern". Wurde aber auch höchste Zeit, wo ist jetzt meine Gehhilfe ... ?

Gruß
bvw

 

Hallo brudervomweber,

ich fand deine Geschichte nett. Telefongeschichten sind in der Humorrubrik ja ohnehin fast schon Klassiker.

Den Einstieg deiner Geschichte empfinde ich als zu lang. Lass die Geschichte doch gleich mit dem Telefonat beginnen, denn ab dem Dialog gewinnt sie richtig an Fahrt. Dafür das sich das Ganze eigentlich nur im Kreis dreht ist sie mir noch etwas zu lang. Viele Witze tritts du für meinen Geschmack fast schon tot.

Die Pointe fand ich richtig klasse. MMn das Beste an der Geschichte. Was mir noch gefallen hat, waren die Namen "Däumling und Häuptling"

Die Lacher zwischendurch sind etwas zu kurz gekommen, vllt aber auch nur weil ich schon mal so ne ähnliche Geschichte geschrieben hatte, die auf solchen Telefonmissverständnissen beruht und dadurch etwas geprägt war.

Aber Humor ist ja ohnehin immer Geschmackssache.

Wie gesagt: Nette Geschichte, mit toller Pointe.

lg neukerchemer

 

Hallo, neukerchemer.

Nett? Nett?! NEEE-HETT?! - Äh, danke.

Die Sache mit dem Einstieg ist ja schon mehrfach angemerkt worden, da muß ich dann vielleicht noch kürzen. Aber daß sich die ganze Sache im kreis dreht, ist ja eben auch der Witz daran. Hartmut lässt nicht locker, obwohl man ihm gesagt hat, dass er sich verwählt hat. Es gibt ja einen quasi klassischen Dreisatz: Einmal ist Versehen, zweimal Zufall, dreimal Absicht. So auch hier. Und wenn man Witze ordentlich tritt, zucken sie immerhin noch etwas, auch wenn sie schon längst tot sind. :D

Dass die Pointe das Prädikat "toll" erhält, kann ich nur mit schüchternem Augenniederschlag entgegennehmen und verschämt "danke" hauchen.

Es grüßt und dankt
bvw

 

Hi brudervomweber,

der Text einthält ein paar tolle Ideen, die ich bei Gelegenheit klauen werde. Die Schlusspointe zündet nicht so recht, allein wegen der geringen Wahrscheinlichkeit, dass einer seinen Nachbarn ans Telefon bekommt, wenn er die Versicherungsnummer wählt. Und dass jemand so doof ist zu glauben, er bekommt die Versicherung ans Telefon, wenn er seine Versicherungsnummer wählt und auf dieser Meinung beharrt, auch wenn ihn seine Frau mehrmals darauf hinweist. Ich meine ...

Ein bisschen daran feilen und kürzen wäre nicht das schlechteste.

Beste Grüße,

Berg

 

Hi, Berg.

der Text einthält ein paar tolle Ideen, die ich bei Gelegenheit klauen werde.

Soso. Ich behalte Dich im Auge. ;)

Die Schlusspointe zündet nicht so recht, allein wegen der geringen Wahrscheinlichkeit, dass einer seinen Nachbarn ans Telefon bekommt, wenn er die Versicherungsnummer wählt.

Also bitte. Es wäre wohl schwerlich eine Pointe, wenn es irgendwie im Rahmen der Normalverteilung als erwartbares Durchschnittsende daherkäme. Wir sind hier bei Humor, nicht bei Statistik. :hmm:

Und dass jemand so doof ist zu glauben, er bekommt die Versicherung ans Telefon, wenn er seine Versicherungsnummer wählt und auf dieser Meinung beharrt, auch wenn ihn seine Frau mehrmals darauf hinweist. Ich meine ...

Es gibt nichts, was es nicht gibt. Politiker streuen ja gerne die Legende, der Wähler sei klüger als man denke, aber das ist nur zu Wiederwahlzwecken. In Wirklichkeit gibt es Leute, die sind so was von ... einfach gestrickt. Glaub mir, ich habe sehr viel zu tun mit Leuten am Telefon. Es gibt Menschen, die sagen Dir, wenn Du fragst, in welchem Bundesland sie wohnen: "Deutschland". Auch auf mehrmalige Nachfrage. Und werden dann auch noch sickig. Kein Witz.

Feilen werde ich vermutlich noch am Anfang, ansonsten bin ich mit der Länge aber offengestanden zufrieden.

Lieben Dank sagt
bvw

 

Wir sind hier bei Humor, nicht bei Statistik
Jawoll und je öfter ich auf die Geschichte schaue, desto besser gefällt sie mir (hatte gerade mal wieder anregende Telefonate)

 

Hallo brudervomweber,

lustige Geschichte! Diese Passagen haben mir besonders gefallen:

„Häuptling.“ Inzwischen begann sich Häuptling von seinem Namen zu entfremden. Er hatte in der Zeitung, die sich jetzt mit Marmelade vollsog, gelesen, dass man sich von Sprache entfremden könne, indem man ein Wort wie „Butter“ oder „Bausparvertrag“ einfach zehnmal hintereinander aussprach. Das Hirn erkenne die Worte dann nicht mehr so richtig und man frage sich dann, welcher Vollidiot sich Sprache eigentlich irgendwann einmal ausgedacht hatte.

Schöne Beobachtung (auch wenn sie aus der Zeitung kommt :D )

Er zuckte zusammen als das Telefon erneut klingelte. Und wieder, als es erneut klingelte. Und erneut, als es wieder klingelte.
:lol:

Die Pointe ist wirklich gelungen. Ich frage mich aber, ob sich die beiden sich nicht zuvor schon am Telefon erkannt haben müssten: Die Stimmen einerseits, dann ist der Name Häuptling derart selten, dass Schwerdthalter beinahe hätte nachfragen müssen... Aber: am Schluss bringt er ja seinen Hausmitbewohner ins Spiel, insofern passt es.

Besten Gruß, nic

 

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom