Was ist neu

Vollkommen geBildete Metaphern und andere geschliffene Sprachdiamanten

Gelungenes ‚Show, don’t tell‘:

„Ich hoffe, Moritz hat Sie nicht gestört“, zeigt sie sich mäßig besorgt, während sie direkt vor meiner Nase ihr Bikini-Oberteil aushakt, um anschließend ihre schweren Mutterbrüste durch intensives Einmassieren der Sonnencreme vor Hautkrebs zu bewahren - so intensiv, dass es mich weniger an eine hautschützende Maßnahme erinnert, sondern mehr an die Sendungen, die es auf DSF immer nach Mitternacht gibt. Hat sie mich nicht eben irgendwas gefragt? Was war das noch? Ach ja, ob mich der dickliche Rotzlöffel gestört hat, der gar nicht wie ein Kind von ihr aussieht.
„Absolut nicht“, lüge ich und wälze mich sicherheitshalber auf den Bauch.

Mit Harry auf La Palma

Rick, Humor

 

"Sie erreichen den Bahnhof. Ratlos läuft er hinter ihr her, schlängelt sich um entgegenkommende Passanten und Elena erträgt ihn wie einen Hundehaufen, in den sie versehentlich getreten ist und von dem sie hofft, er werde mit der Zeit von selbst abfallen."


Ane, Ungesagt, Alltag

http://www.kurzgeschichten.de/vb/showthread.php?t=42360

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"Plötzlich steht sie vor mir, ihre Hand in meinem Nacken ist warm und fest. Sie senkt den Kopf und eine Kaskade honigfarbener Haare fällt über meine Schulter. Ich lege einen Arm um ihre schlanke Taille und halte sie, schiebe mit zwei Fingern der anderen Hand ihr T-Shirt hoch. Sehe, wie sich die feinen Härchen aufrichten, küsse ihre warme Haut. Sie riecht nach Teerosen, Salzwasser, Sommersonne auf frisch geschlagenem Holz."

Katla, The waist of time, Seltsam

http://www.kurzgeschichten.de/vb/showthread.php?t=43224

 

„Ich wohne am Bahnhof des Mittags. Wenn es dunkel wird und auch, wenn es hell ist, stinkt es nach Bier. Es stinkt nach Bier und Pisse. Der Mond hängt am Himmel wie ein poetischer Fehler.“

yleae, Eden, Alltag

 

„Der Schnee deckt alles zu, das Heimliche und das Unheimliche. Und manchmal dreht er die Welt um und zeigt deren Innenseite.“

Dieses Zitat stammt aus der Geschichte

Heimfahrt,

„Für einen Moment spüre ich dieses Zukunft zermahlende Räderwerk der Zeit, gebe einfach auf.“

Das habe ich in der Geschichte

Katze gefunden. Besser man liest den ganzen Abschnitt, weiß nicht, wie lang es hier sein darf/soll.

 

»Es gibt kein richtiges Leben im valschen.«
Robert Gernhardt​

»Es gibt kein richtiges Leben im Falschen.«​
Volksmund, falsch zitierend​

»Die traurige Wissenschaft, aus der ich meinem Freunde einiges darbiete, bezieht sich auf einen Bereich, der für undenkliche Zeiten als der eigentliche der Philosophie galt, …: die Lehre vom richtigen Leben. Was einmal den Philosophen Leben hieß, ist zur Sphäre des Privaten und dann bloß noch des Konsums geworden, die als Anhang des materiellen Produktionsprozesses, ohne Autonomie und ohne eigene Substanz, mitgeschleift wird. … Redet man unmittelbar vom Unmittelbaren, so verhält man kaum sich anders als jene Romanschreiber, die ihre Marionetten wie mit billigem Schmuck mit den Imitationen der Leidenschaft von ehedem behängen, und Personen, die nichts mehr sind als Bestandstücke der Maschinerie, handeln lassen, als ob sie überhaupt noch als Subjekte handeln könnten, und als ob von ihrem Handeln etwas abhinge. Der Blick aufs Leben ist übergegangen in die Ideologie, die darüber betrügt, daß es keines mehr gibt. …«*


»… Ein Westberliner Kollege würde also … kommen, um hier, wo niemand ihn und seine Vergangenheit kannte, unter der Überschrift: Es gibt kein richtiges Leben im falschen, gegen diejenigen seiner Kollegen zu polemisieren, die sich nicht öffentlich von ihren lingen Verirrungen losgesagt hatten, wie er selbst es kürzlich getan hatte, nicht ohne hinzuzufügen, für ihn sei ganz klar, daß die Kollegen unter dem Regime im Osten kein sinnvolles Leben hätten führen können.
Ich kannte diesen Mann nicht persönlich und wollte mich vor Ungerechtigkeit ihm gegenüber hüten. Aber ich musste mich doch fragen, ob er nicht – gerade er, der zu den Linkesten gehört hatte! – wenigstens seinen Adorno kennen sollte; ob er nicht wissen könnte, daß dieser Satz aus den MINIMA MORALIA, der von allen Medien als Waffe gegen die Intellektuellen in der DDR benutzt wurde, am Ende des 18. Kapitels unter der Überschrift >Asyl für Obdachlose< steht und die Unmöglichkeit angemessenen Wohnens unter den gegebenen >falschen<, nämlich kapitalistischen Verhältnissen erörtert: Eigentlich kann man überhaupt nicht mehr wohnen. … «
Christa Wolf: Stadt der Engel oder The Overcoat of Dr. Freud, Berlin 2010, S. 70

»Asyl für Obdachlose. - Wie es mit dem Privatleben heute bestellt ist, zeigt sein Schauplatz an. Eigentlich kann man überhaupt nicht mehr wohnen. Die traditionellen Wohnungen, in denen wir groß geworden sind, haben etwas Unerträgliches angenommen: jeder Zug des Behagens darin ist mit Verrat an der Erkenntnis, jede Spur der Geborgenheit mit der muffigen Interessengemeinschaft der Familie bezahlt.
Die neusachlichen, die tabula rasa gemacht haben, sind von Sachverständigen für Banausen angefertigte Etuis, oder Fabrikstätten, die sich in die Konsumsphäre verirrt haben, ohne alle Beziehung zum Bewohner: noch der Sehnsucht nach unabhängiger Existenz, die es ohnehin nicht mehr gibt, schlagen sie ins Gesicht. … Die Übernächtigen sind allezeit verfügbar und widerstandslos zu allem bereit, alert und bewußtlos zugleich. Wer sich
in echte, aber zusammengekaufte Stilwohnungen flüchtet, balsamiert sich bei
lebendigem Leibe ein. Will man der Verantwortung fürs Wohnen ausweichen, indem man ins Hotel oder ins möblierte Appartement zieht, so macht man gleichsam aus den aufgezwungenen Bedingungen der Emigration die lebenskluge Norm. Am ärgsten ergeht es wie überall denen, die nicht zu wählen haben. Sie wohnen wenn nicht in Slums so in Bungalows, die morgen schon Laubenhütten, Trailers, Autos oder Camps, Bleiben unter freiem Himmel sein mögen. Das Haus ist vergangen. Die Zerstörungen der europäischen Städte ebenso wie die Arbeits- und Konzentrationslager setzen bloß als Exekutoren fort, was die immanente Entwicklung der Technik über die Häuser längst entschieden hat. Diese taugen nur noch dazu, wie alte Konservenbüchsen fortgeworfen zu werden. … Kein Einzelner vermag etwas dagegen.
Schon wenn er sich mit Möbelentwürfen und Innendekoration beschäftigt, gerät er in die Nähe des kunstgewerblichen Feinsinns vom Schlag der Bibliophilen, wie entschlossen er auch gegen das Kunstgewerbe im engeren Sinne angehen mag. … Das beste Verhalten all dem gegenüber scheint noch ein unverbindliches, suspendiertes: das Privatleben führen,: solange die Gesellschaftsordnung und die eigenen Bedürfnisse es nicht anders dulden, aber es nicht so belasten, als wäre es noch gesellschaftlich substantiell und individuell angemessen. >Es gehört selbst zu meinem Glücke, kein Hausbesitzer zu sein<, schrieb Nietzsche bereits in der Fröhlichen Wissenschaft. Dem müßte man heute hinzufügen: es gehört zur Moral, nicht bei sich selber zu Hause zu sein. Darin zeigt sich etwas an von dem schwierigen Verhältnis, in dem der Einzelne zu seinem Eigentum sich
befindet, solange er überhaupt noch etwas besitzt. Die Kunst bestünde darin, in Evidenz zu halten und auszudrücken, daß das Privateigentum einem nicht mehr gehört, in dem Sinn, daß die Fülle der Konsumgüter potentiell so groß geworden ist, daß kein Individuum mehr das Recht hat, an das Prinzip ihrer Beschränkung sich zu klammern; daß man aber dennoch Eigentum haben muß, wenn man nicht in jene Abhängigkeit und Not geraten will, die dem blinden Fortbestand des Besitzverhältnisses zugute kommt. Aber die Thesis dieser Paradoxie führt zur Destruktion, einer lieblosen Nichtachtung für die Dinge, die notwendig auch gegen die Menschen sich kehrt, und die Antithesis ist schon in dem Augenblick, in dem man sie ausspricht, eine Ideologie für die, welche mit schlechtem Gewissen das Ihre behalten wollen. Es gibt kein richtiges Leben im falschen.«**

Theodor W. Adorno: Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben, Ffm. 1951, * Zueignung, ** Aph. 18

Wie plakatierte doch Klaus Staeck seinerzeit wider den konservativen Zeitgeist im Wahlkampf

»Arbeiter, die SPD will Eure Häuser im Tessin verstaatlichen!«​

 

Du bist im falschen Fred gelandet, Vriedel, hier sind die Zitate, nicht die Glossen. ;)

 

Damit sich hier mal wieder was tut. Finde es nämlich sehr schade, weil es wirklich viele Schöne in KG-de Geschichten gibt.

„Zufriedenheit stinkt nach Tod“, hatte er schon seinen Eltern vor die Füße gerotzt, als er sie zurückließ, mit ihrem Scrabble-Spiel, auf dem sie am Abend mehr Worte legten, als sie in einer Woche miteinander sprachen.

Rick - In Todes Nähe - Kreativwerkstatt

 
Zuletzt bearbeitet:

Achillus, Roth (Spannung)

„Die Tür ist nur einen Spaltbreit geöffnet, aber auf diesem schmalen Streifen tobt alles Grauen meiner Kindheit.“

Link zur Geschichte
Roth

 

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