Was ist neu

Vollkommen geBildete Metaphern und andere geschliffene Sprachdiamanten

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Ein berauschender Zwang verband alle Sinnesorgane, kuppelte im Körper das Sehen an das Hören, das Riechen an das Müssen; ich wand mich durch die Spalten sich verengender Felsbänder in den Schatten schneebedeckter Gletscherriesen, roch das sandige Bröckeln der Monolithen in den Weiten der heißen Prärien, das brechende Tosen der Wellenberge unter Neptuns Herrschaft und der zitternden Hitze berstender Äste. Die vier Elemente verbogen ihre physikalischen Werte, zerstoben in ihre Bausteine, starben unter meiner Hand und formten sich neu in den konvulstischen Zuckungen meines Ichs.

Ich könnte hier im Grunde die ganze Geschichte zitieren.

Aus: Ich, das Genie von Detlev

 

„Erst als die Straßenbeleuchtung ihr trostloses Gelb auf die Straße spuckte, machte ich mich auf den Heimweg.“

„Ich beugte mich etwas runter, einerseits, weil die Erde suffbedingt kurz aus ihrer Achse gehopst war, andererseits um mich aus der Nähe von dem zu überzeugen, was da über die Sehnerven zum Gehirn kriechen wollte.“


vio, Dinner for Half, Horror


(Schaut bitte auf mal den Startbeitrag des Threads, habe einige Informationen ergänzt).

 

Zufrieden grinste ich vor mich hin, während hinter der Scheibe die Landschaft unscharf vorbeiraste, als wäre entweder sie oder ich besoffen.

Rainer, Zugebegleiter, Satire

 

Das Böse war nie plötzlich da. Es lauerte unendlich geduldig im Dickicht seiner Möglichkeiten. Es lebte überall dort, wo das Gute Schatten warf. Seine natürliche Umgebung war die Finsternis, die in der düsteren Seele der Nacht herrschte, dort wo Gesichter verborgen blieben, Namen keine Rolle spielten und unheilvolle Wünsche unbemerkt wuchern konnten. Schattenhafter Irrsinn ließ sich von der Fantasie mit grotesken Bildern befruchten. Ängste schlängelten sich die Straße entlang wie Ratten durch vermüllte Hoffnungslosigkeit. Das wirklich Böse hatte Klauen und Reißzähne, schlich durch den Hinterhalt, nur im letzten, schon nicht mehr erwarteten Moment schemenhaft vorbeihuschend, wie eine Ahnung – eine Ahnung aus der Hölle, die immer viel näher war als man glaubte, unerkannt, aber unheilvoll scharrend und knurrend. Der Deckel eines Mülleimers knallte zu Boden und tanzte scheppernd über den Asphalt. Eine Katze hätte schuld daran sein können, auf der Suche nach Wohlstandsresten zum Überleben. Aber es konnte auch etwas ganz anderes sein, etwas, das nur auf diese eine Gelegenheit gewartet hatte, auf diese besondere Nacht, um aus einer Unvorsichtigkeit geboren zu werden.

von Rick aus der Geschichte "Klavierstunde"

 
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So, das hier wird mir schon wieder zu sehr vernachlässigt.

Ihr Haar ist so nass, dass sich das Wasser kleine Bäche zwischen den Haaren geschaffen hat an denen es herunter laufen kann. Es läuft über Ihre Wange, sammelt sich an ihrem Kinn und tropft schließlich hinab.

aus dieser ansonsten leider eher schwachen Geschichte

Und natürlich:

Die weite Troposphäre; wolkenlos, und fernab schwitzt selbst die Sonne. Gewogen wird man, von der Obersee, und man kann sich nicht entsinnen, wie es ist, nicht zu schlingern.
Die Augen suchen den Horizont und finden nur das Ende des flüsternden Meeres. Hier hört die Zeit auf, hier existiert sie nicht mehr.
Stillstand des Wassers, das Schiff an einem Fleck, keine actio und keine reactio …

Aus Nachtschattens

Zeitfrost

Danke und viel Spaß

 

Heute angel ich hier so einiges:

Es ist heiß; die Kerzen in meinem Zimmer verneigen sich. Jeden Tag ein wenig tiefer. Die Hitze hat die Stadt eingeschlossen. Ich stecke in einem Panzer aus Schweiß. Der Himmel vor meinen Fenstern glüht weiß. Im Garten des Nachbarn glitzert die Sonne in einem Pool. Der Nackte auf der Liege ist braun gebrannt. Sein Penis hängt schrumpelig zwischen den gespreizten Schenkeln auf der weißen Liege. Ein hohes Glas, steht auf einem kleinen runden Beistelltisch. Ich muss blinzeln, um die grünliche Flüssigkeit darin zu erkennen. Ich lecke mir die Lippen, mein Mund ist trocken, doch ich verspüre keinen Durst. Es ist doch nur Sand, der durch die Kehle rinnt, wenn ich trinke.

Aus:

Und die ganze KG ist diesmal auch sehr lesenswert

 

Mein Herz explodiert. Ich liege neben ihr und spüre noch die kleinen zärtlichen Bisse, die meine Haut schälten.
„Was passiert jetzt?“, frage ich immer noch außer Atem, weil ich nicht fasse, wie sehr mich ihre Blicke anstrahlen. Sie sind wie Scheinwerfer die jeden Winkel ausleuchten.
„Wir machen langsam“, sagt sie und ihr Gesicht gleitet an mir herab. Ihre Lippen liebkosen meinen Schoß und ich spüre das Feuer, welches ihre Zunge entfacht.
Sie ist langbeinig, lockenmähnig und schmollmundig. Sie riecht nach Vanille. Ihre schlanken Finger wandern über meinen Körper. Ich fühle mich ihnen ausgesetzt. Etwas in mir will sich verweigern, aber eine stärkere Macht lässt es zu, dass sie mein Geschlecht erkunden dürfen. Ich lass mich fallen.

Von der Goldenen Dame nochmal

 

Ich ziehe die Vorhänge auseinander, die Dunkelheit findet keinen Halt mehr an den Dingen und rutscht einfach ab von ihnen. Der Mond treibt wie ein leuchtender Köder auf dem Himmel, die Angelschnur sieht man nicht, den Angler sieht man nicht, die Fische sehen immer nur den Köder.

Bis knapp unter die Sterne, Wolkenkind, Alltag

 
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Interessante Stilistik gibt von lea victoria:

Während ich an der Bar stehe, sehe ich Blicke, die durch mich ziehen, wie Gespenster, Wolken auf stahligem Himmel, in meinem Rücken liegen wie Heckenschützen, und ich trinke, meine Lippen am Glas, an Mündern, an Mösen und Schwänzen, und mein Mund, der spricht, als würden Ohren ihn aussaugen, Gehirnwindungen wie Schlangen mich umschlingen, vergiften. Durch mein Gesicht rennen Fremde, mit welchen Fremde sprechen wie mit alten Bekannten, das Nichts der Nacht, das sie trägt, bewegt, wie eine Capote geschüttelt, wie einen Drink, der süchtig macht, bis man ihn ausgetrunken hat. Meine Hirnwindungen drücken sich an und in ihre, wie Leiber, die wir sind, die tanzen, sich geilen, mein mammographischer Blick, ihr Becken nähert sich, meine Worte sind, ich bin ein Spekulum.

Aus: dieser Geschichte

 

Die Zitate dürften sich gerne auf weniger Sätze beschränken.

Jaja, die Qual der Wahl ...

 
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Warte, ich suche mir was raus ...

Edit: So, jetzt ist es hoffentlich kurz genug. Ich weiß, dass du damit nicht einverstanden bist, sim. Aber alleine der Mut bei der ersten Geschichte so abzugehn sollte belohnt werden. Und mir gefällt es wirklich. Nicht nur, weil die lea ne ganz hübsche ist. ;D

Das gehört hier nicht hin, du kannst es ja gleich löschen. Und dann die Geschichte zuende lesen! :D

 

Magnesiumgrelles Stroboskoplicht zuckt epileptisch über Tanzflächen. Kondensierter Schweiß schwebt in heißen Dunstschwaden zwischen rhythmisch gepeitschten Körpern. Synthesizermelodien quetschen sich schrill aus den Boxen und vermischen sich mit dumpfen schweren Bässen. Zu viele Leute. Zu laute Musik. Zu wenig Alkohol. Es riecht nach verbrannten Federn, nach Hitze, ein salziger Geschmack auf meiner Zunge. Die übertemperierte Haut sucht Abkühlung.

Lichter

von Nachtschatten

 
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„Mein Nachbar liegt unter ihr, wie ein Penner unter der Brücke, greift nach den Brüsten der Frau, wie ein Alkoholiker zur Flasche.“


Goldene Dame, Monotonie, Erotik

 
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„Etwas stimmte da nicht. Ich schrieb dir eine zweite Mail und dann eine dritte und dann eine vierte. Irgendwann erhielt ich die Antwort. Als ich sie las, war mir, als hätte mir der Leviathan von Thomas Hobbes persönlich in die Magengrube geschlagen. Deine Botschaft war kurz und sachlich. Ich werde sie nie vergessen. Einhundertzweiundsechzig Wörter, sechs Kommata und zwölf Punkte, ohne einen einzigen orthographischen oder grammatikalischen Fehler. Jedes einzelne Wort war in einer rhetorischen und stilistischen Perfektion ein Pflasterstein auf dem Pfad zum letzten Satz: „Nun, da auch du dazu gehörst, kannst du die wahre Bedeutung von Carpe Diem verstehen.“
Ja, ich verstand. Von Anfang an hattest du von deiner Krankheit gewusst.“


Mihai, Das philosophische Forum, Spannung/Krimi

 

"Hier drängt der Gestank aus ungekannten Tiefen, aus den berühmten Katakomben vielleicht oder noch tiefer. Er ist durchdringend; die Stadt schwitzt ihn aus wie eine Kranke, in deren Eingeweiden längst Zerfall und Tod wütet. Er kriecht über die Straßen, erklimmt selbst die Hügel; ein unsichtbarer Nebel, so schwer und dicht am Boden, dass gerade Kinder und Hunde ihm ungeschützt ausgeliefert sind. Erwachsene atmen geringfügig bessere Luft in der Höhe; sie haben gelernt, schlechte Gerüche zu ignorieren, sich zu fügen in die Ausrede, eine Großstadt sei nun mal so."

...

"Dort stiegen wir aus, auf dem tristgrauen Platz der Eintracht, hinein in die Hitze, die in ebenso grauen Schlieren vom Asphalt emporstieg. Ich atmete, von der Klimaanlage des Busses verwöhnt, diese Luft ein, und da erkannte ich die Stadt wieder. Sie stank sich zurück in meine Erinnerung; kein wohlschmeckendes Proust’sches Madelaine, sondern das Bouquet von Jahrhunderten von Sumpf und verwesendem Abfall, nur sachte gedämpft vom rußspeienden Motor des Busses."

Blackwood, Paris, Alltag

 

Das bürgerliche Subjekt als anthropozentrische Konstante und Erfüllung des Weltgeschehens
– kein Titel eines Buches, sondern ein Sprachdiamant, von lea victoria im Beichtstuhl kreiert

 

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