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Bühnenstück Wallensteins Schlafzimmer

Seniors
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12.04.2007
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Wallensteins Schlafzimmer

Wallensteins Schlafzimmer

für Eric Idle * 29.03.1943

Ein Dramolett in sechs Akten,
mit Vor- und Nachspiel und Musik​


von Sibylla Schwarz, Friederike Kemper, Fritz Schiller, Matthias Claudius, Golo Mann und Het Dante Friedchen mit freundlicher Unterstützung von Annami, Anne49, Isegrims, Kanji, Manlio, Placidus, rieger, Tanghai, ulf1 und wieselmaus

Fassung vorletzter Hand​

"Ich ging durch die Welten, ich stieg in die Sonnen und flog mit den Milchstraßen durch die Wüsten des Himmels; aber es ist kein Gott. Ich stieg herab, so weit das Sein seine Schatten wirft, und schauete in den Abgrund und rief: ›Vater, wo bist du?‹ Aber ich hörte nur den ewigen Sturm, den niemand regiert, und der schimmernde Regenbogen aus Wesen stand ohne eine Sonne, die ihn schuf, über dem Abgrunde und tropfte hinunter. Und als ich aufblickte zur unermesslichen Welt nach dem göttlichen Auge, starrte sie mich mit einer leeren bodenlosen Augenhöhle an; und die Ewigkeit lag auf dem Chaos und zernagte es und wiederkäuete sich. – Schreiet fort, Misstöne, zerschreiet die Schatten; denn Er ist nicht!"
aus Jean Paul: Rede des toten Christus vom Weltengebäude herab, dass kein Gott sei

Personen:
Friederike Kemper, Gartenlaube

Sibylla Schwarz, Tochter des Bürgermeisters von Greifswald

Vojtěch Václav Eusebius z Valdštejna, kurz: Wallenstein - Herzog von Friedland und Mecklenburg, Fürst zu Sagan und Boss des größten Kriegsunternehmens aller Zeiten zuvor und bis vor einem Monat gewesener Generalissimus des Hauses Österreich

Wallensteins Schatten, Dragoner, ein Publikum, Beichtvater und Gevatter Hain, Egerländer Blasmusik

Musik von Frau Kemper und der Egerländer Blasmusik
Ort und Zeit: historisch Eger,CC Greifswald 24./25. Februar 1634, aktuell jetzt und hier - ein kleiner virtueller Zuschauerraum mit dem Leser als Publikum

Vorspiel
Vorm Vorhang​

Friederike Kemper (bläst auf dem Kamm eine beliebige, aber bekannte Melodie an und singt dann):

O Wallenstein, du eigner Held,
Bewundert viel, begeifert von der Welt,
Im Tode doch blüht dir ein Glück:
Von Schillers Hand das hübsche Stück!

(die Melodie erneut blasend, ab zur rechten Seite)


1. Akt

Nacht. Wallensteins Schlafzimmer. Kerzenlicht.

Wallenstein (im Nachthemd, erhebt sich stöhnend vom Bett und geht Schlappen schleppend ans Fenster und öffnet es. Blasmusik lärmt herüber.
Spricht in die Nacht hinein):

Die Egerländer blasen Sturm unds närrisch Volk hat Freigang, holt freudig rote Nasen sich.

Auch das muss mal sein, denn düster ist unser Leben geworden und Ares regiert die Welt. Wenn jetzt nicht Eirenen gelingt zu obsiegen, wird die ganze Welt weiter im Finstern verharren; auf eben die gleich’ elend lange Zeit als die Herrschaft des Ares schon auf allem lastet!

Ist aber das geschichtlich’ Erdreich erst einmal aufgewühlt, muss mit erstaunlichen Gewächsen gerechnet werden: mit kolossalen Helden und eben solchen Zwergen, die feig’ ihr Gift verspritzen.

(Lacht bitter auf und fährt fort):

Erinnere mich des Spiels unter Kindern: so wird gesagt, ich hätte nur Kriegsspiel geduldet. – Welch ein Scherz!
Als ich später den Mitschülern erzählte, dass sich die Weiden vor mir verneigt hätten, glaubten sie’s.
’s waren wohl Trauerweiden und Trauerklöße zugleich. –

Heut’ kehrt es als Gerücht zurück zu mir! –

(Niest. Von draußen ist Tumult zu hören.)

Erinnere mich dessen, was der Astrolog' aus den Sternen erkannte: hätt’ ein wachendes, aufgemuntert, emsig und unruhig Gemüt, sei begierig auf Neuerung. Wie nebenbei lasse sich erkennen ein großer Durst nach Ehren und Streben nach Dignität und Macht. –

(Kichert kurz)

Nun ja, mein’ Durst löscht ein Pilsner nicht allein. –

Hierdurch entstünden mir viel’ öffentliche und geheime Feinde, die mir großen Schaden zufügen könnten. Obsiegte zweifellos meistenteils über sie, sofern ich nur den Lauf der Welt beachtete. So gelangt’ ich zu hohen Dignitäten, Reichtum und, - nachdem ich mich endlich in Höflichkeit schicken tät’, - zu einer stattlichen Heirat.

Und der Astrolog’ hat recht, recht hat der Sterngucker: Die Sterne logen nicht! –

Was weiter erzählt’ der Astrologe?

Mir gefiele nicht das gemeine menschliche Wesen und seine Händel, sondern ich trachtete nach neuen, bisher unversuchten Mitteln. Doch hätt’ ich viel mehr in Gedanken, als ich äußerlich spüren und sehen ließ’.

Was mir nicht gefällt am Horoskop, dass ich unbarmherzig wär', ohn’ brüderlich’ und eheliche Liebe, niemand achtend, denn nur mich und der Wollust ergeben. Wär' hart zu den Untertanen und zöge sie an mich. Wäre geizig, betrüglich und behandelte sie alle ungleich.

Sicherlich bin ich meist stillschweigend, doch dann wieder ungestüm und streitbar. Doch ähnelt’ ich also der englischen Elisabeth und dem gewesenen Kanzler der Polen.

Alles wahr und eingetreten, was der Astrologe vorausgesehen.

Doch fürcht ich allein die Rede, dass ich nicht allen Feinden überlegen sein werde. –
Das ängstigt mich!

2. Akt
1. Szene

(Nacht. Am Fuße des Schlossberges. Hufgeklapper.
Aufreiten vier Dragoner, steigen ab und stecken die Pferde in den Boden.

Torkeln.

Ihre Fahnen riechen bis ins Publikum und hoch an den Schlossturm.)

2. Szene

(Greifswald, zur gleichen Zeit.
In den Trümmern herrscht Gevatter. Es stinkt wie die Pest, Moder und Aas. Auf den Trümmern feiert ein Mädchen seinen 13. Geburtstag.
Sybilla Schwarz ruhig: )

Willstu noch nicht Augen kriegen, oh, du ganz verböste Welt
da du doch siehst niederliegen manchen ausgeübten Held',
da du doch siehst oft begraben, die es nicht gemeinet haben!
Wie lang willstu Wollust treiben? Wie lang, meinstu, hastu Zeit?
In der kranken Welt zu bleiben? Wie lang liebstu Üppigkeit?
Da doch einer nach dem andern muss aus diesem Leben wandern.

Ei, was hastu für Gedanken, wenn da so viel Leichen stehn?
Wenn da liegen so viel Kranke, die den Tod vor Augen sehn?
Wenn die Götter dieser Erden selber auch begraben werden?
Wirstu dich nicht eh bedenken, eh der warme Geist entweicht -
so wirstu dich ewig kränken, darum, weil der Tod uns schleicht
stündlich nach auf allen Seiten, soll man sich dazu bereiten.

Gib mir Gott ein selig Ende, führ mich durch des Todes Tal,
nimm mich fest in deine Hände, kürze mir des Todes Qual,
Lass mein Herze nicht verzagen für des Todes grimmen Plagen!
Lass mir nach die schwere Sünde, gib mir deinen Freudengeist,
dass ich Ruh der Seelen finde! Darum bitt ich allermeist!
Lass mich auch ja nicht berauben, sondern mehr mir meinen Glauben!

Hier mein Gott, hie schlag und plage! Hier, HERR JEsu, reck undt streck!
Hier, hier trenne, brenn und jage! Hier reiß, schmeiß, kränk, senk und schreck!

Lass mich hier die Strafe spüren, die mir sollte dort gebühren!

3. Akt

(Nacht. Wallensteins Schlafzimmer.
Wallenstein am offenen Fenster, sich kurz am Gemächte kratzend):

Fürchte nicht den offenen Kampf der Kolosse.
Ich fürcht' den Zwerg und unsichtbaren Feind, der Gift verspritzt.
Allein durch feige Furcht ist er fürchterlich. Das ganz Gemeine, ewig Gestrige. –

Das ganz Gemeine ist’s, was immer war und immer wiederkehrt und morgen noch gilt, weil’s heut schon gegolten. Denn aus Gemeinem ist der Mensch gemacht, Gewohnheit nennt er seine Amme.

Weh aber dem, der würd’gen alten Hausrat zertöpfert!

Diesem Feind muss zuvor ich kommen. Dess’ Kriechen, dess’ knechtischen Verbeugens könnts Blut gemeiner Menschen in Wallung versetzen und vorbestimmte Wahl, gefassten Beschluss zu Kinderwillen machen. Süße Worte, gekrümmter Rücken, gebeugtes Knie nebst hündischer Schmeichelei suchen den Entschluss zu ändern.

(Schreit hinaus in die Nacht so laut er kann):

Euer Kaiserlicher Majestät untertänigst gehorsamster Fürst und Diener!
Dem ich nicht lach!

4. Akt

(Nacht. Vorm Schloss.
Die Dragoner hören jemand schrei’n):
Wallenstein:

Euer Kaiserlicher Majestät untertänigst gehorsamster Fürst und Diener!
Dem ich nicht lach!

Erster Dragoner (nickt den andern zu):

C’est l’homme Val’stejn!

Zweiter Dragoner:

Le grand homme, il est chez lui.

Dritter Dragoner: (hält eine Flasche hochprozentiger Dragonade [Drachenblut] hoch und brüllt den Kameraden zu):

Haut la bouteille!

(Die andern drei halten auch Dragonade hoch.
Sie rufen gleichzeitig)

Erster Dragoner:

Haut le verre!

Zweiter Dragoner:

À votre santé!

Vierter Dragoner:

En avant, bons camarades!

(Alle vier ab.)

5. Akt

(Wallensteins Schlafzimmer.
Wallenstein am offenen Fenster):

Ferdinand -
Zwerg nach Giganten wie Rudolf, Max und Karl, mit dem sich schon mein Großvater gestritten.

Ich pfeif auf die Anred' „Euer Liebden“ oder „Euer fürstlich’ Gnaden“ und erst recht „Von Gottes Gnaden“! Ha! Ausgekotzt aus irgendei’m göttlich sich wähnenden Verdauungstrakt: Gnade kann nur der Himmel gewähren. Und da werden des Kaisers Händ' tausendmal sich falten, um Vergebung zu erflehn.

Tausendmal wird er sterben, bevor einmal er stirbt.

Was planlos geschehn, soll in einen Plan nun gegossen werden: ein neues Reich mit modern’rer Verwaltung, der Frondienst gehört abgeschafft. Und ohn’ dies abergläubische und totalitäre Gehabe und Getue der Inquisition, mit stehendem Heer und nicht marodierenden Banden, dass der Krieg sich selbst ernähre. Holzeinschlag in den Wäldern werde erlaubt, Fischereiverbote zählen nicht mehr.

Denn werden die Lebensbedingungen der Untertanen verbessert, werden sich auch meine Einnahmen steigern.
Leben und leben lassen!

Manufakturen sind zu errichten, Kollegs und Universitäten sind zu gründen, das Recht ist zu vereinheitlichen.

Und schafft das nicht die Liga, so schaff’ es die Union!

(Vom nahen Kirchturm schlägt’s Mitternacht.)

Die Uhr schlägt keinem Glücklichen!

(Vom Treppenhaus her kommt viel Lärm.)

Ich spüre, des Märzen Idus ist mir nah!

(Die Tür wird aufgestoßen. Vier angetrunkene Dragoner betreten polternd den Raum.
Wallenstein wendet sich ab vom offenen Fenster in den Raum.
Das Kerzenlicht kündet an den stillen Schatten des Todes.)

Wallenstein (ruhig):

Spät kommt Ihr, - doch Ihr kommt!
Sucht Ihr Vojtěch Václav Eusebius z Valdštejna,
so habt Ihr ihn gefunden.
Bin müd’ und krank, kann kaum den Schoppen Bieres selbst mehr führen, geschweige denn den Degen oder gar das Schwert.

Ich denk, einen langen Schlaf zu tun!

(Wallenstein breitet die Arme aus und der von den Leuten sich bisher zurückgehalten, der nimmt nun Schwung und stößt wie nach dem Lehrbuch zu, wie’s die objektive Berichterstattung später beschreiben wird und nun berichtet mit der Stimme von

Friederike Kemper):

Man müsse auf die Mitte zielen, wenig unterhalb des Brustbeins, den Stoß aufwärts führen, einen Fuß nach vorne gestemmt –
Zwerchfell und Magen durchstoßen, die Hauptschlagader treffen, die Lunge zerfetzen, mit des Todes riesigem Zackenmesser vier, fünf Organe durchwühlen, da eines bereits genügt hätte.

Feuer, stickender Schmerz, kreisender Weltuntergang. Fragment einer Sekunde: Ein Licht und der Körper sinkt in die ewige Nacht, als die Partisane herausgezogen wird aus dem Leib.

Was wird uns gezeigt und hernach berichtet?

(beschreibt, was auf der Bühne geschieht)

Ein langer, hagerer Mann nimmt den kleinen Körper zunächst auf die Arme und will ihn zum Fenster hinauswerfen, -

Ein Publikum (wirft ein, hämisch lachend oder stotternd, je nach Gefühlslage):

¿Ha, haben da nicht Böhmen und Mähren reichlich Erfahrung!

Friederike Kemper:

Aber, aber, gemach, verehrtes Publikum -
unter den Mördern ist gar kein Böhme, kein Mähre und Tscheche, nicht einmal ein Deutscher.

Lassen Sie mich also bitte fortfahren im Text!

Aber die anderen wollen anderes: plappernd wickeln sie den Körper in einen roten Teppich und schleifen ihn die Treppe hinab und an jeder Stufe schlägt der Schädel auf. Dann auf einen Wagen geladen, auf dem später weitere gebliebene Anhänger des gewesenen mächtigsten Mannes im Reiche - nebst dem Kaiser, so müssen wir einschränkend sagen - an diesem Faschingssonntag auf lange Zeit zu liegen kommen.

Und keine Kapelle spielt dazu, denn wer hätt’ den Anstiftern das hohe Lied des Mord und Totschlags singen und spielen sollen, gilt es doch immer wieder durch höheren Willen, eine Mörderbande aus dem Vermögen Ermordeter zu entlohnen und somit still zu stellen und die Tat zu legalisieren und zu legitimieren -

da niemand im nahen Alsheim Mnemosyne vermisst. Derweil rechtfertigt vor seinem Ordensgeneral.

(Auftritt
Beichtvater):

Solang Friedland dem Reiche und uns glücklich war,
freuten wir uns mit ihm.

Da er tapfer war,
ehrten wir ihn.

So wir ihn liebten,
weinen wir um ihn.

Als er aber uns verderben
unds Haus Österreich ausrotten wollte,
gaben wir am 24. Jänner Befehl,
die Herrschsucht zu zügeln und
der Göttlichen Majestät gefiel es,
den Plan des Erwählten Kaisers gedeihen zu lassen.

Nachspiel

(An den Ufern des Nihil' - jenseits des Tores zur Hölle
Gevatter Hain und
Wallensteins Schatten):

Hab' die Ehr'!,

(und reicht Gevatter Hain die Hand, die der entgegennimmt.
und fährt - die Hand fest haltend - flüsternd fort, ):

Ihre verehrten Brüder Mord und Totschlag zu kennen und fast täglich mit ihnen verkehrt, gut' Freund' und Gönner, kurz: gänzlich anders als Ihr, mein Herr, der so wenig als möglich vorbeischaut, was man ja oft findet, dass Brüder sich nicht gleich sind. Sie sind gerade heraus und für jede Adresse zu haben, ohne allzu viel zu komplimentieren.

Es soll Leute geben, die über Ihre dünnen Beine spotten, aber auch nur hinter Ihrem Rücken. So einer bin ich nicht, stolzier ich doch selber auf solch’ Kackstelzen trotz des mächtigen Rumpfes. Ich weiß auch, dass Sie ein guter Mann sind, jeden gleichbehandeln, ob hohen oder niedern Standes, den Klugen wie den Dummen, denn – sind wir nicht alle dumm, die einen geboren, die andern gemacht und hernach beschränkt und in Blödigkeit gehalten, dass einem schon Heinweh ankommen kann nach Ihrer Gerechtigkeit - wenn da nicht die Hoffnung wäre auf bessre Zeit, dass man sich ruhig könnt' niederlegen.

Hab ein Notizbuch, das bring ich Ihnen mit, voll von Gedichten und Geschichten.

Weiß nicht, mögen Sie überhaupt Gedichte?
Aber ein Witz darf sein ...

Ein Jud will aus dem Heiligen Römischen Reich auswandern.
Als ein Amtsträger ihn fragt, wieso, antwortet der Jud: Aus zwei Gründen. Erstens trage ich Sorge, dass das Haus Österreich seine Macht verliert." –
"Niemals!", ruft empört der Amtsträger.
"Und das ist der zweite Grund", sagt der Jude.

(Gevatter Hain lächelt nur müde)

Gehn wir noch zusammen ein’ trinken?

Nee?

Schade!

Ich versteh schon: nicht während der Arbeitszeit, und schon gar nicht im Dienst rund um die Uhr. Der große Bruder schaut zu …

So ist unsre Welt heute und Ihre wohl auch.

Ja, das ist fein und auch, dass wir uns duzen.

War mir nicht sicher, wie viel Humor und Witz Du verträgst, weil es heißt, Du würdest keinen Spaß verstehn, auch, dass Du keine Zeit für Poesie fändest. Der Beruf, die Stelle, man kennt’s auch hier am Markt. Und wer keine Zeit hat, ist so gut wie tot. Das Büchlein, hoff ich doch, wird Dir nicht gänzlich missfallen und Du wirst schon das richtige mit tun.

Die Hand, lieber Freund, nehm ich gern, so ist in meinem Alter gut wieder aufstehn.

(Gevatter Hain hällt Wallensteins Schatten bei der Hand,

wendet sich dem Publikum am andern Ufer zu und zeigt gelegentlich mit dem Finger aufs Publikum)

Bin, der ich war und immer sein werde
eingangs des Raums bis zum Ablauf der Zeit,
wenn's Euch mal zu eng, dann wieder zu weit.
Nichts und Niemand in Himmeln und Erde.

Beherrsch die Zeit, da's ächzet und ichtet
aus dem Verstand des Heuschreckens Schwarm
und der selbstlosen Zecke findigen Charme,
dass das Anthropozän selbst sich richtet.

Schein manchmal ein Freund - doch immer Euch feind,
bin's Chaos, das trennt und gar nimmer eint
in all den Himmeln wie auf der Erde.

Nix da! Kein Trost, den Himmel füllt Leere,
dem Schlachtfest Erde gebühret die Ehre!
Stumm bleibt die Stimme, dass etwas werde.

(Vorhang.
Auftritt Friederike Kämper, kammblasend, gefolgt von vier Dragonern, die singen.)

Dragoner (singend):

Der Mond ist aufgegangen
Und eitrig er vom Himmel trotzt.
Ein Dichter schreibt, der Pöbel kotzt,
Die Bühne wird verhangen.

 

"Die Amerikaner bringen jetzt schon was her, warten'S nur!"
(Liesl Karlstadt, 1946 im BR)​

(Schreit hinaus in die Nacht so laut er kann):

Euer Kaiserlicher Majestät untertänigst gehorsamster Fürst und Diener!
Dem ich nicht lach!


Diese Passage von verbindendem Element zwischen den Akten drei und vier war wegen des "dem ich nicht lach!" auffällig,


hallo Anne49
und - selbstverständlich - jeder weitere Interessierte!,

Du warst über die Formulierung "dem ich nicht lache" gestolpert und hast nach den offiziellen Regeln der deutschen Grammatik recht, egal was ich darüber von mir gegeben hab bisher. Als Stilmittel/Satzbruch war's von mir auch gar nicht eingeplant, vermein ich die Formulierung genau so vordem gelesen zu haben - vor über zehn Jahren. Die unter #1 genannte ältere Prosafassung (2008) enthält sie ja bereits, aber ob nun Schiller (Trilogie oder Geschichte des Dreißigjährigen Krieges) oder Golo Mann (Biographie), weiß ich nicht mehr, wird ja eh alles unter meiner Schädeldecke eins und somit anders und nur Grimmelshausen kann ich ausschließen.

Ich hab - bevor ich die paar Tage nicht nur mit der AO und dem EStGB & co. beschäftigt war, das Institut für deutsche Sprache eingeschaltet und - das einleitende Zitat stammt nun nicht aus der Valentin-Biografie, die ich gerade lese, sondern vom IdS. Es hat also geantwortet, und zwar schneller, als ich je geahnt hätte.

Ein Dankeschön nach Mannheim!, das das "lache" zunächst analysiert als 1. Person Singular Präsens oder als Imperativ Singular. Den Aufsatz füge ich bei (nicht nur wegen der feinen Einleitung ...)

»Imperativparadigma und Aufforderungsformen // Der Imperativ gehört, wie Manches in der Grammatik, das mit traditionellen Termini bezeichnet wird, zu den Kategorien, die bei klassisch Gebildeten Missverständnisse geradezu provozieren. Als Verbmodus ist der Imperativ eine formale Erscheinung, die bei Weitem nicht alles einschließt, was zum Ausdruck von Aufforderungen, Anweisungen oder Befehlen genutzt werden kann. So sind etwa Formen wie Reden Sie!, Warten'S!" - s.o., Eingangszitat - "oder Lassen wir das! nicht dem Paradigma der Imperativformen zuzurechnen, sondern zwei davon abzugrenzenden Formen: der Distanz- und der Adhortativform.

Distanzform
Reden Sie!

Adhortativform
Lassen wir das!

.... (es folgen neben obigen Zitat eine Reihe von Beispielen) ...

Distanz- und Adhortativform sind nicht als Realisierungen des Verbmodus Imperativ aufzufassen, denn dagegen spricht:

1. der syntaktische Status der Formen
2. die Markiertheit der zugehörigen Verbformen in der Dimension Person

1. Syntaktischer Status der Formen
Distanz- und Adhortativform sind nicht im morphologischen Sinne Formen. Es handelt sich vielmehr um syntaktische Verbindungen aus einer Verbform und einem persondeiktischen Ausdruck. Die Distanzform besteht aus dem Hörer-Pronomen der distanzierten Anrede Sie und einer Verbform; die Adhortativform besteht aus dem pluralischen Sprecher-Pronomen wir und einer Verbform.

Die Distanzform ist nicht an einen bestimmten Satzmodus gebunden. In entsprechend ausgelegten topologischen und intonatorischen Umgebungen können Distanzformen in allen Satzmodi auftreten. Zu einem grammatischen 'Problem' werden Distanzformen jedoch vor allem im Aufforderungsmodus, weil dieser typischerweise keine Realisierung des Subjekts verlangt.
Die Adhortativform ist auf den Aufforderungsmodus festgelegt, und deshalb gilt für Adhortativformen eine feste Reihenfolgebeziehung zwischen Verb und Sprecher-Pronomen sowie die Vorgabe für eine bestimmte Intonationsstruktur des gesamten Satzes.

gehen wir :
Verb [+V-1] vor Sprecher-Deixis im Mittelfeld + fallendes Grenztonmuster
In anderer Reihenfolge und mit anderem Grenztonmuster liegt keine Adhortativform vor.
wir gehen:
1. Person Plural im Aussage-Modus
gehen wir:
1. Person Plural im Frage-Modus

Bei der Distanzform der Aufforderung und der Adhortativform folgen Verbform und deiktischer Ausdruck in der Regel unmittelbar aufeinander. Treten andere Stellungsglieder dazwischen, so muss Sie oder wir einen Gewichtungsakzent tragen. Häufig sind - was diesem Akzentmuster entspricht - die dazwischengeschobenen Ausdrücke Gradpartikeln oder Kombinationen mit Gradpartikeln.

Nutzen auch Sie die Vorteile eines Kredits.
Begeben doch nun nicht auch noch Sie sich in Gefahr.

Anders als Adhortativ- und Distanzform sind die Elemente des Verbparadigmas im morphologischen Sinn Verbformen: Zwar entscheidet oft nur die syntaktische Umgebung darüber, welche von verschiedenen homonymen Formen vorliegt, so ist lache zu analysieren als 1. Person Singular Präsens oder als Imperativ Singular. Aber nicht erst die syntaktische Verbindung konstituiert die Form.

2. Markiertheit der zugehörigen Verbformen in der Dimension Person
Das zweite Kriterium bezieht sich spezifisch auf das Imperativparadigma. Für die Imperativformen ist festzustellen, dass sie keine Kategorien gemäß der Kategorisierung 'Person' aufweisen. Hier sind zwei Fälle zu unterscheiden, der zentrale Fall a und der eher periphere Fall b:

0. Der semantisch obligatorische Adressatenbezug wird in der Regel nicht explizit gemacht. Hörer-Pronomina werden nur fakultativ und unter speziellen Bedingungen (Kontrastierung oder Fokussierung) gesetzt.
a. Der Adressatenbezug kann auch über Ausdrücke wie einer, alle, jeder hergestellt bzw. präzisiert werden. Diese Ausdrücke fordern in den Vollmodi als Subjektsausdrücke eine korrespondierende Flexionsendung des Verbs (3. Person Singular oder Plural). Mit den in der Dimension 'Person' nicht markierten Imperativformen sind sie dennoch kombinierbar, lediglich gesteuert über die Singular-Plural-Differenz:

Komm einer her und hilf mir!
Gib mir mal jemand Feuer!
Geh doch mal wer an die Tafel!
Kommt doch alle beide her!

Hier wird aus einer bereits bestimmten Adressatengruppe eine beliebige Person (Imperativ Singular: einer, jemand, wer) herausgegriffen bzw. auf die Vollständigkeit der Adressatengruppe abgehoben (Imperativ Plural: beide, alle ). Auch keiner oder niemand können im Kontext des Imperativ Singular verwendet werden.

Ursprünglich handelt es sich um Konjunktiv-Präsens-Formen im Heische-Modus. Die Konjunktivformen (etwa gebe statt gib) sind in der Umgangssprache ungebräuchlich bzw. wie bei komm, geh durch Elision von [ə] in gesprochener Sprache nicht mehr von Imperativformen unterscheidbar.
Die Distanzform der Aufforderung und die Adhortativform sind zwar semantisch auf eine bestimmte Adressatengruppe orientiert, syntaktisch aber verhalten sich die jeweiligen Verbformen eindeutig als personmarkierte Formen. Sie fordern obligatorisch einen Subjektsausdruck und verlangen stets Numerus- und Personkongruenz mit dem Subjekt.
Komm einer her!
*Kommen Sie einer her und helfen mir!

Jetzt nimm eine mal das ganze Zeug und leg es auf den Tisch.
*Nehmen wir eine mal das Zeug ...

Die Distanzform beliebiger Satzmodi verhält sich also syntaktisch wie die 3. Person Plural Präsens, die Adhortativform verhält sich wie die 1. Person Plural Präsens.

Bei der Distanzform steht das syntaktische Verhalten im Widerspruch zur semantischen Interpretation, bei der Adhortativform stimmt es mit dieser überein: Die Distanzform ist eine numerusunspezifische adressatenbezogene Form, die den Sprecher aussschließt. Die Adhortativform ist eine numerusspezifische sprechereinschließende Aufforderungsform.
Distanz- und Adhortativform verhalten sich, was die Alternative Indikativ oder Konjunktiv angeht, in der Regel indifferent: Die Modusopposition ist ausdrucksseitig aufgehoben, funktional ergibt sich keine Präferenz für einen der beiden Modi. Bei sein - dem einzigen Verb mit möglicher Modusopposition - kommen beide Realisierungen vor.

Seien Sie so nett!
Sind Sie so nett!

Seien wir ehrlich!
Sind wir ehrlich!

Allgemein kann festgehalten werden: Formen der Aufforderung sind nicht mit Imperativformen gleichzusetzen. Aufforderungsformen sind über ihre kommunikative Funktion bestimmt, Imperativformen durch den Verbmodus Imperativ.

Aufforderungsformen

Imperativformen
sag, sagt

Distanzform
sagen Sie

Adhortativform
sagen wir

(es folgt eine abschließende Tabelle)

Verfasst von Gisela Zifonun, Bruno Strecker, bearbeitet von Elke Donalies.
© IDS Mannheim. Zuletzt geändert am 02.05.2011 10:03.«

Wenn nun aber Stellung des Verbs und vor allem die Form des Pronomens (plural!) vorgegeben sind - wie kann dann "dem ich nicht lach(e)" im Adhortativ verfasst sein?

Vielleicht springt es einem als vollständiges Zitat förmlich ins Auge, wenn es heißt

Euer Kaiserlicher Majestät untertänigst gehorsamster Fürst und Diener!
Dem ich nicht lach!

Ihre kaiserliche Majestät tritt wie sein (scheinbar) gehorsamster Fürst und Diener offiziell im Pluralis Majestatis auf und sofern ich der Adresse http://www.geschichtsforum.de/thema/titel-und-anreden.39362/ trauen darf, wurde der Jesuit in Kaisermontur, Ferdinand II., angeredet/-schrieben

"Wir Ferdinand der ander von gottes gnaden erwählter Römischer kaiser, zu allen zeiten mehrer des reichs, in Germanien, zu Hungarn, Bohaimb, Dalmatien, Croatien und Sclavonien könig, erzherzog zu Österreich, herzog zu Burgund, zu Braband, zu Steier, zu Kärnten, zu Crain, zu Luzenburg, zu Wurtemberg, Ober- und Nider-Schlesien, fürst zu Schwaben, marggraf des heiligen Römischen reichs, zu Burgau, zu Mährern, Ober- und Nider- Laussitz, gefürster grafe zu Habspurg, zu Tirol, zu Pfiert, zu Kiburg und zu Görz, lantgrafe in Elsass, herr auf der Windischen March, zu Portenau und zu Salins etc." -

Gott sei's gelobt und gepfiffen, dass das alte Rom schon ein etc. erfunden hatte! Aber glaube keiner, dass "Euer fürstliche Gnaden" weniger Pluralis Majestatis sei als des Hab(icht)sburgers!

Vroidenreich W. z. St., auf und davon

 

Lieber Friedrichard,

so, das war ja nun eine hübsche Koinzidenz, dass du dein Dramolett ausgerechnet an seinem 75. Geburtstag dem (vielleicht gar nicht so „faulen“?) Monty-Python-Mitbegründer Idle widmen konntest Wie dem auch sei, ich benötige keinen weiteren Wäschetrockner, lass gut sein! Ich lasse mir ohnehin ungern Utensilien schenken, die zur Verrichtung von Hausarbeit anstiften.

Und nun hast du ein Füllhorn voll Grammatik über mir ausgeschüttet! Ich kenne die Formulierung „Dass ich nicht lache“. Bei „dem ich nicht lach“ habe ich mir über den Adhortativ keine Gedanken gemacht. Ein ermahnender Modus soll das sein, klingt ja schon irgendwie garstig.

Ich habe mich nur über das Dativobjekt „dem“ gewundert, ist doch eins, oder? Das elektronische Valenzwörterbuch deutscher Verben am IDS Mannheim hat mich dann an folgendes erinnert: Etwas lacht jemandem, im Sinne von: Etwas wird jemandem zuteil. Aber passt das?

Verwirrte Grüße
Anne

 

Oh nee, nich' verwirren lassen von 'nem Chaoten wie mich,

liebe Anne49!,

und auch ich ließe mir keinen Strick schenken und um die Frage gleich zu beantworten, "dem" ist Dativobjekt. Aber inzwischen zweifel ich selbst an Distanzform und/oder Adhortativ, denn die angegeben Prämisse der Wortstellung (Verb [Konj. I] + (plurales Pronomen [lache/n ich/wir (nicht)]) wird sehr dogmatisch vorgetragen (der Plural hat sich ja mit dem Pluralis Majestatis wie von selbst eingestellt) - wobei gerade diese Strenge einlädt, darüber zu lachen ...

Ja, die Regel ist "dass ich nicht lache" - aber wie kommt die Redensart an die Konjunktion - die ursprünglich identisch mit dem Pronomen "das" gewesen ist (was vielleicht die häufigen Verwechselungen verursacht)?

Wem oder was zeigt man im Grunde die Zähne?

Lachen befreit. Teilen wir uns also ein Lächeln wie das polternde Gelächter, auf dass

Etwas ... jemandem zuteil
werde und lachen wir zunächst auf Freitag, den 13.

Tschüss

Friedel

 

Es ist so weit, das Dramolett erfährt eine Erweiterung im 2. Akt um eine 2. Szene im fernen Greifswald, wo zur gleichen Zeit Sibylla Schwarz, Tochter des Bürgermeisters, ihren 13. Geburtstag feiert(e).

Mit den Truppen Wallensteins zog Ende 1627 der Krieg in Greifswald ein und damit der Niedergang zu einem buchstäblichen Arbeitslager wider die schwedische Gefahr ... die dann vier Jahre später durch das Haus Wasa Wirklichkeit wurde ...

Gleichgültig, ob man nun Zusmmenhänge zwischen den GröFaZen des 17.und 20. Jh. zieht, für mich ist Sibylle (den Namen gibt's in zwo Schreibungen wie den Hausnamen Schwar(t)z, in diesem Projekt und für mich die eigentliche Entdeckung (seit Rimbaud).

Übersetzung des Originals,
- siehe "http://www.wortblume.de/dichterinnen/schwrz_i.htm" - oder Annäherung ans neuere Neuhochdeutsch durch mich.

 

Lieber Friedrichard

du kennst mich gut genug, um zu wissen, dass mich dichtende Frauen tausend Mal mehr interessieren als kriegerische Männer. Also freue ich mich sehr über deine schöne Ergänzung, das Christliche Sterbelied der Sibylle Schwarz einzubauen, und in der Tat eine Entdeckung, die Greifswalder Dichterin, die so jung an der Ruhr sterben musste. Vielen Dank für den Link zur Wortblume!

Tja, der Smiley ... Damit hast du mich zum Lächeln gebracht. Klar, gehört der da nicht hin. Obwohl es schon auch irgendwie cool war. Aber na na na, so ein schnödes Leerzeichen zwischen Doppelpunkt und schließende Klammer zu setzen ... Das ließe sich eleganter lösen, indem du die beiden Zeichen mit [noparse] und [/noparse] umschließt. Dann bleibt alles so wie es ist.

Noch einen wunderbaren Restfeiertag, wünsch ich dir, genieß den Bock des Monats und lass das EStG ruhen! :)
Anne

 
Zuletzt bearbeitet:

Klar, weiß ich genug,

um zu wissen, dass mich dichtende Frauen tausend Mal mehr interessieren als kriegerische Männer
,

liebe Anne,

und darum auch nix zu danken - denn als ich in die "Wortblume" hineinschaute, bekam ichs Maul - ein, zwei MOnate ist es ja noch sichtbar, erst wenn die Augenbrauen im Honigbrot hängen bleiben - naja, literarische Überhöhung - kommt alles wieder auf Vietnam-Nahkampf-Länge, von Größe kann man schwerlich bei technisch überlegenen Mörderbanden sprechen. Kurios, dass sie mir erst mit 68 (!) unters Auge gerät, wobei der 17-jährige spätere Waffenhändler dem 17-jährigen Jung68er dank Henry Miller schon scheiße früh unters Auge kam. Wie unter Gleichaltrigen - eben nur getrennt durch ein mörderisches Jahrhundert.

Jetzt hab ich auf einmal auch den Ehrgeiz, Gevatter eine "so nette" Abschlussrede zuzugestehn. Schau'n wir mal. Denn Gevatter wird ja kein schüchternes und schweigndes minderjähriges Jüngelchen sein ...

Bis gleich,

Friedel

Ach so, "[noparse]" werd ich wohl ignorieren (ist das ne Lüge?, kann ich mit leben) - sonst kommt ja keiner mehr, wenn's nix zu mäkeln gibt ...

Bis bald

Friedel

 

Nu isset so weit - eine erweiterte Fassung -

Gevatter spricht nicht nur stumm mit dem Schatten W.s, sondern nun mit dem Publikum (im Theater/vor dem Bildschirm) und Dir, verehrter Leser, sichtbar. Zuvor aber sei zur Einleitung Jean Paul zitiert, der ja auch durch die Revolutionswirren eine andere Art von langwährenden Kriegszeiten ertragen musste. Vielleicht wird manchem das Interesse an Jean Paul geweckt, die "Rede des toten Christus ..." hat auch Religionsgeschichte geschrieben.

Aber auch die Geographie hat sich geändert!

Das Tor zur Hölle ist nun auf der "anderen Seite" - quasi direkt hinterm Publikum, denn Publikum, Gevatter und der Schatten W.s finden sich nun an den Ufern des Nihil', der auf keiner Landkarte der Welt verzeichnet ist und doch global wirkt.

Danken muss ich der fernen Chai des "Hirnstoffwechsels", denn ihre inflationäre Verwendung des "ich" hat mich dazu gebracht, das alte, seit dem 14, Jh. verschollene Pronomen "i(c)hts" (nahezu gleichbedeutend mit dem heutigen "etwas") zusammenzubringen und wie jemand zu niemand negiert wird, wird dieses verschollene "ichts" durch "nichts" negiert.

Warum nun "Fassung vorletzter Hand"?

Nebenbei hab ich ein Lobgedicht von Paul Fleming - der, weit weg von der Ostseeküste und der Sybilla S. lebte, welche die Schweden als erstes von der "Liga" scheinbar der "Union" (den Protestanten) zurückeroberten. Warum nur "scheinbar"?

Der von der Union gefeierte Wasa Gustav Adolph begründete als erster nach der Unabhängigkeit von Dänemark Großmachtbestrebungen Schwedens im Ostseeraum ... Die bis dahin freie Hansestadt Stralsund z. B. - unweit von Greifswald - wurde befreit und doch zugleich für einige Gernerationen schwedisch. Könnte sein, dass ich Flemings Gedicht negiere und Adolf ...tler oder Heinrich ...mler oder Adolf Ei., der ja nur seine Pflicht erfüllt hat, als Höllenhunde auftreten lass.
Darum ist es nur eine "Fassung vorletzter Hand".

Kann man Euch viel Spaß wünschen?
Ich weiß nicht so recht. Allemal aber

bis bald

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Friedrichard,

da deine Texte nicht in „leichte Sprache“ übersetzt vorliegen, muss ich ganz dusselig nachfragen: Fassung vorletzter Hand - das bedeutet, es ist noch eine weitere Überarbeitung geplant?

Die Rede des toten Christus kannte ich nicht. Hm, interessant und ich versuche, mich davon nicht runterziehen zu lassen. :susp:

Ansonsten kann ich nur Fliegenschiss rummosern, etwa ob als zweite Ebene der Anführungszeichen nun vielleicht eher einfache Gänsefüßchen (‚ und ‘) zu verwenden wären statt so garstige, spitze Zacken (> und <), warum du völlig uneinheitlich mal apostrophierst und mal nicht, oder warum die erste Szene im zwoten Akt so furschbar kurz ist - ist das überhaupt eine Szene?! Ja, wahrscheinlich schon, aber kurz isse doch, gell?

Wie nebenbei lasse sich erkennen ein großer Durst nach Ehren und Streben nach Dignität und Macht.

Nach Streben ein Komma? EDIT: nee, vergiss es, da kommt kein Komma hin ...
Dignität kommt zwomal dicht hintereinander, die deutsche Würde täts vlaascht auch emol? Nee, wohl nicht.

betrüglich

Yeahee! Wieder ein neues Wort gelernt.

Wallenstein(ruhig):

Da fehlt ein Leerzeichen

Ein Publikum (wirft ein, hämisch lachend oder stotternd, je nach Gefühlslage):

¿Ha, haben da nicht Böhmen und Mähren reichlich Erfahrung!


Bemerkenswerter unbestimmter Artikel zum Publikum und kreative Interpunktion, está bien ...

bin's Chaos das trennt und gar nimmer eint

Komma nach Chaos?

Ja, das Anthropozän wird sich schon selbst richten, da hat Gevatter wohl recht. Kein Wohlfühltext, aber voller wunderlicher Wunderlichkeiten, danke.

Beste und sonnige Grüße!
Anne

 

Lieber Friedrichard,

bin erst jetzt dazu gekommen, auf das Dramolett einzugehen. Jesus, Maria und Joseph, du bist wahrhaft das letzte Universalgenie im Forum. Dem Leser verlangst du allerhand ab, wenn er will, kann er nebenbei seinen Bildungsstand testen.

„Wallensteins Tod“ war eines der Themen in meinem Abitur. Ich hab‘s nicht genommen, denn ich hatte keine Lust, im Unterricht Vorgekautes auszuspucken. Die grünen Reclamheftchen gab es anno ... noch gar nicht. Und Heinrich Heine war nicht im Angebot.

Aber wenn du deinen Wallenstein abgegeben hättest, von mir hättest du eine glatte Eins bekommen!

Du triffst Schillers Sprachduktus ganz ausgezeichnet, ich finde — kann es sein? — aber auch eine faustsche Altersvision zu Neugestaltung der Gesellschaft. Die Granden der Weltgeschichte scheinen nicht abtreten zu wollen, ohne der Welt ein Danäergeschenk zu hinterlassen. Und die einzige Konstante, der unbestechliche Gevatter Tod, tauscht höchstens die Sense gegen moderneres Gerät aus, wobei ich zugeben muss, dass der Mensch ihm ständig Schnippchen schlagen will, indem er sich zum Beispiel einfrieren lässt.

Sehr schön und keinesfalls überraschend die Bezüge auf das Hier und Jetzt, die in ihrer satirischen Präsentation den Leser zwingen, mit Lesen innezuhalten und nachzudenken. Wenn man die Zeit hat, beziehungsweise sich die Zeit nehmen will.

Glaubst du, es gäbe eine Bühne in Deutschland, die das Stück einstudieren würde? Vielleicht ein Leistungskurs Literatur?
Das ist eine ernstgemeinte Frage. Ich kann sie nicht beantworten.
Wahrscheinlicher scheint mir, dass sich die Literatur in folgende Richtung bewegt:

?*???????

Herzlichst
?

 

"Wie lange
Dauern die Werke? So lange
Als bis sie fertig sind.
So lange sie nämlich Mühe machen
Verfallen sie nicht.
..."
aus Brechts:
Über die Bauart langandauernder Werke​

Hallo Ihr zwo,

schön, dass Ihr Euch meiner annehmt!

"Wer, wie, was, wieso, wehalb, warum / wer nicht fragt, bleibt dumm", weißtu doch,

liebe Anne49,

da deine Texte nicht in „leichte Sprache“ übersetzt vorliegen, muss ich ganz dusselig nachfragen: Fassung vorletzter Hand - das bedeutet, es ist noch eine weitere Überarbeitung geplant?

Ich werd wahrsheinlich nie fertig (extrem jetzt wieder bei der "Kakophonie", deren Verfahren ja läufig sind) und - im vorhergehenden Komm klingt's schon an, dass ich ein Lobegedicht auf Gustav Adolph gefunden habe, dass sich auch "um"schreiben lässt.
Man muss dazu wissen, dass der Wasa Gegenpol zu W. wurde und geradezu zum Heiland der Union (der Protestanten) gegen den bis dahin größten Feldherrn aller Zeiten angesehen wurde.

Nun darf man den Wasa nicht als Wohltäter der Menschheit auffassen (er legte mit seiner Landung den Grundstein schwedischer Großmachtbestrebungen. Die "Freie" Hansestadt Stralsund zB feierte ihn als Befreier von der Liga (Wallenstein), verlor aber ihren Status einstweilen ...

Und weil ich den Höllenhund nicht einfach GröFaZ nennen kann, täte es auch ein Adolf.

Die Rede des toten Christus kannte ich nicht. Hm, interessant und ich versuche, mich davon nicht runterziehen zu lassen.
Nein, lass Dich nicht runterziehen.

Nimm Jean Paul, wie er bekannt ist, als einen aus dem "Mond" gefallenen (so Schiller zu Goethe), vor allem aber als einen zwischen allen Stühlen mit einem Hang zu den Satirikern der britischen Inseln.
Die Rede war übrigens ursprünglich im Siebenkäs.
Gottfried Keller war übrigens sehr von Jean Paul beeinflusst (natürlich auch von Jöthe).

Um den Fliegenschiss muss ich mich noch in den nächsten Tagen kümmern. Heut oder morgen muss ich unbedingt ins Kino, Feinde (Hostiles) anschauen.

Bei den kleinen Änderungen hab ich schon Probleme mit der Formatierung "gespürt", aber wird auf jeden Fall gemacht.

Und um die kleinste Szene - muss ma' schau'n ...

Nee, doch noch eins:

¿Ha, haben da nicht Böhmen und Mähren reichlich Erfahrung!
Bemerkenswerter unbestimmter Artikel zum Publikum und kreative Interpunktion, está bien ...
Da treffen - Zufall?, ich glaub's eher nicht - da trifft das Spanisch Vorkommende auf böhmische Dörfer ...

Dank Dear und beste und sonnige Grüße zurück,

Friedel


Du bringst mich aber arg in Verlegenheit,

liebe wieselmaus,

ich bade gerade wie in Milch und Honig ,,,

Du triffst Schillers Sprachduktus ganz ausgezeichnet, ich finde — kann es sein? — aber auch eine faustsche Altersvision zu Neugestaltung der Gesellschaft. Die Granden der Weltgeschichte scheinen nicht abtreten zu wollen, ohne der Welt ein Danäergeschenk zu hinterlassen. Und die einzige Konstante, der unbestechliche Gevatter Tod, tauscht höchstens die Sense gegen moderneres Gerät aus, wobei ich zugeben muss, dass der Mensch ihm ständig Schnippchen schlagen will, indem er sich zum Beispiel einfrieren lässt.
Sehr schön und keinesfalls überraschend die Bezüge auf das Hier und Jetzt, die in ihrer satirischen Präsentation den Leser zwingen, mit Lesen innezuhalten und nachzudenken. Wenn man die Zeit hat, beziehungsweise sich die Zeit nehmen will.

Hier nun
Glaubst du, es gäbe eine Bühne in Deutschland, die das Stück einstudieren würde? Vielleicht ein Leistungskurs Literatur?
Das ist eine ernstgemeinte Frage. Ich kann sie nicht beantworten.
Zweifel ich.
Die Truppe Studenten, mit der unsere Schreibwerkstatt Lingen bis 2008 zusammengearbeitet hat, ist in alle Winde zerstreut. Müsst' man mal schauen ...

Dank Dear,
liebe wieselmaus, fürs Lesen und Kommentieren.

Euch beiden ein schönes Wochenende aus'm Pott vom

Friedel

 

Hej, lieber Friedrichard,

mir ist, als wäre mein Weg nach Alzheim besonders lang, denn streckenweise kommt mir dein Dramolett vor, als kennte ich es gar nicht. Na ja, umso besser, lese ich eben Vieles zum ersten Mal und freu mich drübber.;)

Und so staune ich über Wallis Selbstreflexion im Nachthemd nicht schlecht.

An die gesteckten Pferde erinnere ich mich wieder. :bounce:

Hier mein Gott, hie schlag und plage! Hier, HERR JEsu, reck undt streck!
Hier, hier trenne, brenn und jage! Hier reiß, schmeiß, kränk, senk und schreck!

Bei dir kann ich nie wissen, aber Jesu braucht wohl kein großes E, nicht wahr?

Wie schlau, das kleine Sybilla-Kind doch ist und warm.

Das ganz Gemeine, ewig Gestrige. –

Das ganz Gemeine ist’s, was immer war und immer wiederkehrt und morgen noch gilt, weil’s heut schon gegolten. Denn aus Gemeinem ist der Mensch gemacht, Gewohnheit nennt er seine Amme.


Ich bin ja so was von auf Wallis Seite. Es nervt. ;)

Die Uhr schlägt keinem Glücklichen!

Heyja, Und Kanji erkennt den Schiller wieder. Wie sie sich freut!

Vier angetrunkene Dragoner betreten polternd den Raum.

es gab ja was zu feiern. Aber was haben sie mitgebracht? Was führen sie in ihren Händen?

Und all das Elend an einem Faschingssonntag. Herrje.

Und es hat immer alles ein Nachspiel, das weiß ich von meinem Vater. ;)

Gehn wir noch zusammen ein’ trinken?

Nee?

Schade!


Aber da spricht doch der Autor, lieber Friedel, nicht wahr?

Ja, das ist fein und auch, dass wir uns duzen.

War mir nicht sicher, wie viel Humor und Witz Du verträgst, weil es heißt, Du würdest keinen Spaß verstehn, auch, dass Du keine Zeit für Poesie fändest.


Und wählerisch ist er auch nicht, wo er doch wirklich jeden nimmt. :hmm:

Wirklich zum K ...

Also ich bin zufrieden. :D

Schönen Sonntag, Kanji

 
Zuletzt bearbeitet:

mir ist, als wäre mein Weg nach Alzheim besonders lang, denn streckenweise kommt mir dein Dramolett vor, als kennte ich es gar nicht. Na ja, umso besser, lese ich eben Vieles zum ersten Mal und freu mich drübber.
Ja, so geht's in der Demenz, man lernt ständig Neues kennen und vor allem neue Leute,

liebe Kanji!

Schön, dass Du noch mal vorbeischaust - die Pferde sind ja von Dear angeregt worden und sind schwerlich als Rohstoff für Rheinischen Sauerbraten und Fleischwurst (schmeckt übrigens beides ganz hervorragend mir Banausen!)

An die gesteckten Pferde erinnere ich mich wieder.
Da bin ich wieder beruhigt ...

Hier mein Gott, hie schlag und plage! Hier, HERR JEsu, reck undt streck!
Hier, hier trenne, brenn und jage! Hier reiß, schmeiß, kränk, senk und schreck!
Bei dir kann ich nie wissen, aber Jesu braucht wohl kein großes E, nicht wahr?
Hm, den "Herrn" an sich auch - aber das sind die Reste des Originals, so ist die Schreibweise nicht nur von Frl. Schwarz. Ein bisschen Barock soll dann doch in meiner Übersetzung bleiben. Wer könnte denn noch - außer ein paar Verwegenen hierorts - den Simplizissimus im Original lesen?
Wie schlau, das kleine Sybilla-Kind doch ist und warm.
Find ich auch, neben Paul Flemming die Entdeckung in der barocken teutschen Literatur neben den üblichen Verdächtigungen Opitz, Gryphius, Gerhardt usw. usf.

Vier angetrunkene Dragoner betreten polternd den Raum.
es gab ja was zu feiern. Aber was haben sie mitgebracht? Was führen sie in ihren Händen?
Schnaps und wenigstens eine Partisane, eine mindestens 2 m lange Lanze/Spieß mit MIttelklinge und halbmondartigen Seitenklingen. Ich hab noch nie darauf geachtet, aber die Schweizer Garde könnte - bei deren Uniformierung - dieses lange dreifache Messer zur Schau tragen ...

Gehn wir noch zusammen ein’ trinken?

Nee?

Schade!

Aber da spricht doch der Autor, lieber Friedel, nicht wahr?
Muss man den kennen?

Also ich bin zufrieden.
So soll es sein!

Dank Dear fürs - wievielte Mal eigentlich? - Lesen und Kommentieren!

Dein neues Werk ist kopiert, Dein Gruß erfüllt, jetzt versuch ich mal einen ähnlichen Erfolg - und wünsche

einen schönen Restsonntag und eine gute Woche!

Friedel

liebe Anne49,

da deine Texte nicht in „leichte Sprache“ übersetzt vorliegen, muss ich ganz dusselig nachfragen: Fassung vorletzter Hand - das bedeutet, es ist noch eine weitere Überarbeitung geplant?
Die Frage hab ich schon beantwortet und nun auch letzte Korrkturen im vorliegenden Text vorgenommen. So hoffe ich doch, nun die Verwendung der Apostrophe nun konsequenter durchgeführt zu haben - es sind aber der Summe nun statt weniger, mehr geworden ...

Die Verwendung der "Dignität" und ihres Plurals bleibt besser erhalten, fürchte ich doch, dass mit der Würde auch die deutschen Würden leiden.

Die 1. Szene des zwoten Aktes - ursprünglich für den 4. Akt vorgesehen, wo die Szene mir aber zu spät erscheinen will, soll auch bleiben. So findet die Länge des Theaterstückes eine Entsprechung in einer Szene eines Aktes.

Das Komma nach dem Chaos ist gesetzt.

Ich weiß nun nicht, ob Dir ein Fläschchen Dragonade zum Dank Freude bereiten könnte (vorsicht, hoch%ig), ahne aber auch, dass Du wie schon den modernen Wäschetrockner ablehnen wirst.

Gleichwohl,

ich bewundere Deine Geduld und Ausdauer hierorts wie auch den behutsamen Umgang mit einem gottlosen Kerl und Sozialanarchisten wie mir!

Danke!, tönt's wie Donnerhall von Friedel, Vroidenreich Weinsteg vom Steinweg, Het windje und das Dante Friedchen

 

Ein genialer Text, Dein Mikrodrama habe ich mit Interresse und Faszination gelesen.

Gruß ulf1

 

Aber hallo,

woll'n ma' nich' übatreiben,

lieber ulf1,

aber es geht runter wie - ja, bei mir wird's kein Öl sein, sondern neben "Pilsener" auch ganz gern ein Urbock.

Dank Dir für lesen und Bewertung, der ich natürlich nicht widersprechen möchte ...

Tschüss und bis bald

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

Einheit des Ortes wäre mir lieber bei so einem kurzen Stück.

Moin Manlio,

ich mein ja doch, dass Ort und Zeit im klassischen Sinne gewahrt werden, wenn es heißt

...
Ort und Zeit: historisch Eger,CC Greifswald 24./25. Februar 1634, aktuell jetzt und hier - ein kleiner virtueller Zuschauerraum mit dem Leser als Publikum
im aktuellen Raum, in der aktuellen Zeitraum von 15, vielleicht 20 Minuten zum Lesen und knapp einer halben Stunde auf der Bühne. In der unterm ersten Beitrag (# 1) genannten prosaischen Urfassung ist der Wallenstein eine Frauenrolle ...

Als ob sich Wallenstein und Co., diese pragmatischen Machtpolitiker und -militärs, die Bohne was aus Religion gemacht hätten.
Aus dem Ritus sicherlich nix (selbst wenn sie ihre Mannschaften mal zum Gebet niederknien ließen), aber Gott war auf ihrer Seite, da waren sie von überzeugt, wie ja auch jedermann heut der Ersatzreligion Konsumismus frönt, wenn er im Eiermarsch den verkaufsoffenen Sonntag mit shopping verbringt ...

Hab mich kaum eingefunden in deinen Wallenstein, da ist schon wieder Schluss.
Das Schicksal des kleinen Dramas ...

Ja, das mit dem Bezug auf heute oder sagen wir aufs bürgerliche Zeitalter ist für manchen schwer zu erkennen. Offensichtlich wird es im neoliberalen Credo Wallensteins, der aber als der größte Feldher seiner Zeit zugleich ein GröFaZ war, wenn man so will. Könnt man übrigens auch auf den Wasa-König anwenden, der ja die Grundlagen zur schwedischen Vormachtstellung im Ostseeraum legte. Aber es sollte keine Geschichtsstunde werden und von Schiller bis Münkler gibt's ausgezeichnete Werke zum 30-jährigen-Krieg, der - das vergisst man schnell - mit den Schöpfern des Westfälischen Friedens erste Elemente eines Völkerrechtes gebar.

Aber - wenn wir uns länger kennen, wirstu's merken - ich werd eigentlich nie fertig. Wandel heißt die Maxime.

Wie immer gern gelesen!
les ich immer wieder gerne.

Dank Dir für Lesen und Kommentieren!

Friedel

So long
Manlio

 

Ich dachte halt an ein Kammerspiel ...

Kann man selbstverständlich draus machen,

lieber Manlio,

dann säße das Publikum halt im Saal vor der Bühne und ein Schauspieler müsste die Rolle des Publikums im Publikum übernehmen. Seinen Text könnte auch ein Fünfjähriger fehlerfrei rezitieren. Wenn die Theatertruppe zu EL, mit der wir von der VHS zusammenarbeiteten, noch bestände, das wäre kein Problem. Nachgefragt/angeregt hat schon @wieselmaus.

Generell neige ich dazu, selbst dem Mittelalter die Gottgläubigkeit nicht so richtig abzunehmen. Wie weit ist das nur vorgeschoben, um sich selbst einen Heiligenschein aufzusetzen? S. auch Kreuzzüge ...
Hastu schon heimlich Habit, Habitat und Habitäter gelesen?

Ich seh das kirchliche Dogma als Ideologie - nix anderes, als Bolschewismus und Faschismus usw., nur eben im Habitat.

Dank Dir, für's nochmalige melden

Friedel

 

Gott als Idee? Hab immer Sympathie für den Gedanken empfunden, denke aber, der religiöse Glaube speist sich aus anderen Quellen als die Ideologien jeglicher Coleur ...
Der Glaube schon, der einem ja wie das Urvertrauen mit der Muttermilch eingeflößt wird,

lieber Manlio,

aber mit dem Grad der Organisation und der Dogmatisierung wird die gute Idee (nennen wir sie ruhig Bergpredigt, wenn eine Stammesethik im Idealfall allen Völkern geöffnet wird) zur Ideologie und zu einem Geschäftsmodell und nicht erst durch Heimatminister gesödert zur bösartigen Parodie verkommt.

Wie dem auch sei,

ich dank Dir fürs nochmalige Vorbeischau'n.

Schönes Wochenende wünscht der

Friedel

 

Nun, da ich mich statistisch auf der Ziellinie des Lebens eingefunden, hab ich eine kleine Änderung vorgesehen und werde „Gevatter“ auch mit seinem seit urdenklichen Zeiten zugesprochenen Namen benennen. Nun aber nicht wie seit Matthias Claudius und früher „Hein“, dem verkürzten „Heinrich“ – denn der Gevatter zum "Heini" zu verkürzen und zu verniedlichen wird sich in unseren Zeiten von selbst verbieten.

Doch wähle ich den Gleichklang und doch von gänzlich anderer Bedeutung:
„Hain“,

denn ist es nicht so, dass unsere Friedhöfe die gepflegtesten Haine weit und breit sind, sehn wir mal von ab, wenn ein Hirnrissiger nebst feigem Gesinde Grabschmuck klaut oder gar mal wieder ein jüdisches Grab schändet.

Friedel

 

Angeregt durch den Titel einer Debütantin ist der wirtschaftsliberale (andere sagen "neoliberale", wieder andere "zynisch") Beitrag Wallensteins im 5. Akt um ein schönes, altes Motto erweitert worden. Leben und leben lassen ...

Ich dank Dir, liebe @Carina!

FRiedel

 

Lieber Friedel - wenn ich darf -

das ist heute mein dritter Abend mit Wallenstein und in seinem Schlafzimmer und ein guter Moment für eine Momentaufnahme meines Leseerlebnisses. Der erste Abend hat mich herumgeschleudert durch die neuen Bekanntschaften mit deinen Koautoren. Jean Pauls Blumenstück zunächst erschien mir eine Koinzidenz, denn ich hatte den Siebenkäs just drei Tage zuvor aus dem Regal gezogen, um ihn wieder zu lesen. Friederike Kemp(n)er dann war eine Neuentdeckung. Sollte sie nicht in jedem deutschen Klassiker ihren Auftritt haben? Dass ich Sibylla Schwarz gar nicht kannte, ist mir seit mittlerweile drei Tagen ununterbrochen peinlich und kommt nie wieder vor. Ist der Text tatsächlich von ihr? Golo Mann habe ich nicht herausgefiltert, dafür M.C.'s Widmung an Freund Hain, kannte ich auch nicht. Und Dragoner gehörten für mich (der englischen Tradition folgend) zur schwere Reiterey. Herrje! Bei all der Recherchiererey stolperte ich über den /die Idus und filterte, vielleicht, eine Fluse heraus: idus ist m. E. Plural. (Idus Iduum f)
Gerne habe ich mich auch darin geirrt.
Den zweiten Abend verbrachte ich dann mehr mit Wallenstein und seinem Schlafzimmer. Das Hübsche an dem Dramolett und seiner Form sind die Bilder, die unsere Phantasie mit Theaterlichtern, Vorhängen, mit Auf- und Abtritten ausstaffiert. Daher sind die Steckenpferde eine Freude und kein bisschen M.P. (Mit dem Problem müsste sich eine Regisseurin auseinandersetzen.) Auch die Gerüche fließen ein, irritieren und funktionieren schließlich doch. Die Verwirbelungen, Umschreibungen, Ergänzungen - spät kommt ihr, doch ihr kommt - also das richtige Stück, aber der falsche Mann? - das bereitet mir viel Freude, weil ich mich durch dein Dramolett mit den Vielen, die dazu beigetragen haben, qua Internet mit Leichtigkeit verbinden und unterhalten kann.
Es hilft nun aber alles nix, es gibt auch eine Merkwürdigkeit: eine latente Abwesenheit der Hauptperson. Fatal! Ich war so verkemp(n)ert und verschwarzt nach dem ersten Lesen, dass ich den armen Wallenstein darüber ganz vergessen hatte.
Das war beim zweiten Lesen nicht ganz so arg, aber immer noch auffällig. Ich lege meinen Finger auf den ersten Akt und behaupte: da liegt die Wunde. Da wird erklärt und nicht zuende erklärt, vieles vorausgesetzt, ohne dass die Situation (musste ich auch erst gucken, aha, Eger, achja) dramatisch klar wird. Schlappen schleppend natürlich ausgenommen.
Dann nimmt, Akt 3, auch der Held Fahrt auf: die Vorahnung, die in krankhafte Beschleunigung und in das Bekenntnis zur Moderne führt: da haben wir ihn. Sehr schön sind für mich die Dramatisierung der Ermordung durch F.K. und die Entdramatisierung durch das Gespräch mit Freund H.
Hains Antwort ist ja nun auch leider die Antwort auf J.P. Möge das Anthropozän sich selber richten, wenn's sonst keiner tut. Stattgegeben. Ich leide durchaus noch regelmäßig an optimistischen Abenden, und die in Wallensteins Schlafzimmer verbrachten gehören dazu. Danke dafür!
Vom Idus abgesehen, würde ich mich freuen, wenn du nichts änderst, aber in Zukunft ein paar mehr Dramolette schreibst.
Wo ich bin, ist es nun sehr spät, ich möchte nicht wissen, was Frau Rechtschreibkorrektur zu meinem Kommentar sagt.
Herzliche Grüße heute von der Rückseite des Weißen Berges
Placidus

P.S. Zu allem Überfluss habe ich mir natürlich gestern auch noch eine Runde Egerländer Blasmusik gegönnt. Ich glaube nun, zu Recht behaupten zu dürfen, ich hätte das Stück gesehen.

 

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