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Warum?

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08.06.2004
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Warum?

Warum?

Von: Lohrwyn

Nein, das hatte er wirklich nicht verdient. Diese mit Trauer und Schmerz vermischten wütenden Blicke. Diese voller Ohnmacht und mit Verachtung entgegengeschleuderten Worte.
Nein, wirklich nicht! Hatte er nicht alles getan, um die Sache zum Guten zu wenden? Hatte er nicht alles menschenmögliche versucht, um der klarsten Wahrheit und der reinsten Gerechtigkeit den Weg zu weisen?
Nun, er erwartete keinen Dank. Das nicht! Aber Anerkennung seiner ungeheuren Leistungen hätten doch wohl mindestens im Bereich des Realen liegen sollen. Ja, mindestens. Selbst bei einer so undankbaren, verstockten und uneinsichtigen Person.
Wie lange bemühte er sich nun schon um dieses Nichts von Existenz? Zu oft hatte für ihn schon auf der Hand gelegen, dass all sein Mühen, seine unglaubliche Hingabe und Freundlichkeit nur von einem buchstäblich schwarzen Loch verschluckt wurden. Genau – ist das nicht auch so ein Nichts von Existenz? Schwarz und riesig – oder auch klein, sogar winzig. Immer alles Gute verschlingend, zerstörend, vernichtend, was dieser nicht-existierenden Existenz zu nah kommt.
Und dann dieses Dasein mit Jammern und Klagen, über die selbst verursachte unvorstellbare Leere. Wie traurig!
Aber er hatte ja helfen wollen! Er war da, hatte sich so sehr bemüht, hatte alle Methoden und Taktiken angewendet, die ein Mensch nur ersinnen kann. Hatte sich verausgabt – buchstäblich Tag und Nacht – ohne Dank wirklich eingefördert zu haben. Nein, nein – nur Anerkennung und natürlich Einsicht. Warum konnte diese Person nicht endlich einsichtig sein? Etwas Einsicht, die entsprechenden folgerichtigen Handlungen und schon wäre alles gut. Aber nein – immer nur Widerstand und das in allen Variationen. Er meinte es doch nur gut. Es ging doch hier um Wahrheit und Gerechtigkeit.
Wieso konnte diese Person das nicht endlich einsehen? Es war wirklich zum Haare raufen. Soviel unnütz aufgewendete Energie! Es ging doch hier um die Erreichung höchster Ziele, um Weiterentwicklung, Bereinigung unguter Schwingungen und für ihn und diese Person um die Beendigung unsäglichen Leids.
Also doch alles wünschenswerte Ziele. Jede Andere hätte dies dankbar angenommen. Natürlich – warum auch nicht? Schließlich waren seine Ansprüche und Forderungen nichts als edel, gut und folgerichtig - wahr. Immerhin hatte er oft und lange darüber nach gegrübelt....

Warum dann also, nach so langer Zeit, immer noch dieser Widerstand? Es musste doch einen Weg geben, ihn zu brechen. Mit welcher Berechtigung hätte er sonst alles tun können, was er getan hatte. Na ja- eigentlich war der Besitz der Wahrheit Berechtigung genug, aber jedes gute Rechtssystem legt großen Wert auf die Einsicht der Schuldigen in die eigenen verurteilungswürdigen Taten. Genau – die Krönung des Königs setzt eine Krone voraus und Einsicht und Reue waren schon immer die Kronen der Schuldigen. Wenn sie so klug waren, sie sich selber auf zu setzten, waren sie zusätzlich auch noch zu loben.
Doch warum konnte diese Person das alles nicht einsehen? Wo doch alle Tatsachen auf der Hand lagen? Auf der einen Seite – erhaben und schön – die Wahrheit und die Gerechtigkeit im Verbund mit Reue und Einsicht. Auf der anderen Seite uneinsichtiger Widerstand, der nur zum Tode ohne Gnadenbezeugung führen konnte.
Er wüsste, was er wählen würde, aber er stand ja sowieso auf der Seite der Wahrheit. Also –warum sich darüber Gedanken machen. Nein, nein – unnütze Gedanken führen zu nichts Gutem. Unsicherheit verursacht nur Risse im Gebäude der inneren Festigkeit und hatte schon so manches schöne Haus zum Einsturz gebracht. Und das konnte nun wirklich niemand wollen. Außerdem, wenn er das zuließe, würden die Katastrophen noch mehr überhand nehmen.
Kein Tod war in dieser Hinsicht akzeptabel, aber wenn schon, dann dieser uneinsichtigen Person. Hätte sie früher alles eingesehen und ihre Lebensbahn in die einzig akzeptable Richtung korrigiert, ja dann, - genau – wäre nicht einmal dieser Tod erforderlich geworden.
Es hätte alles so gut sein können. So viele, genaugenommen furchtbare, aber leider notwendige Dinge hätten nicht geschehen müssen. Das Leben hätte für alle Beteiligten fast zu einem Paradies werden können. Ach, das ganze Potential war da gewesen. Er hatte es klar gesehen. Aber er war gezwungen worden – er hatte sich gezwungen gesehen, gegen diese dumme Falschheit vorzugehen. Hätte er es nicht getan, wären die Folgen unabsehbar gewesen. Hmm, war die Zukunft nicht irgendwie immer etwas unabsehbares?
Ein Riss! Nein, nein! Hätte er nicht all sein Wissen und seine Kraft zu Verfügung gestellt, dann....Was dann?

Dennoch, er hatte alles getan und keinen Dank erhalten. Hatte er Dank gewollt? Nein, natürlich nicht. Anerkennung war es gewesen! Aber alles was er bekam, war Widerstand. Dabei hatte er sich doch etwas anderes gewünscht. Er hatte auf etwas anderes ein Recht. Und nun, für seine Mühen, auch noch verdient. Also – warum dann diese hässlichen, mit Trauer, Wut und Schmerz vermischten Blicke.
Warum?

 

Hallo Lohrwyn,

Ich geb's mal ganz ehrlich zu: ich bin etwas ratlos :shy:

Am Stil ist nichts zu meckern. Flüssig geschrieben und gut zu lesen, allerdings lässt mich der Schluss unbefriedigt zurück, weil Du ihn nicht wirklich auflöst. Wer sieht denn den Erzähler mit diesen Blicken an und wieso?
Interessant zu wissen wäre auch, was für "grandiose Leistungen" der Erzähler gebracht hat, dass er seiner Meinung nach viel mehr Anerkennung verdient. Irgendwie fehlt mir die Handlung, es kommt mir vor, wie eine bloße Erzählung.

Aber ist ja nur meine Meinung, vielleicht versteht es ja jemand anderes :)

Liebe Grüße,
gori

 

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