Was gehört zu einem guten Roman?
Philosophiert wird hier nur am Rande über das „Wie“ des Romanschreibens – darüber gibt es bereits genug Literatur. Hier sollen die „Zutaten“ eines guten Romans im Vordergrund stehen.
Diese Zutaten werden einzeln und möglichst ausführlich beschrieben. Ein Patentrezept sollte man dennoch nicht erwarten. Es ist wie beim Würzen einer Speise: Erst die gekonnte Auswahl und Dosierung der Zutaten machen sie zu einem besonderen Hochgenuss.
Bleiben wir noch kurz bei der Speise. Ist sie wohlschmeckend, werden ihr optische Mängel verziehen; Ist sie eine Augenweide, doch geschmacklich fade, wird sie kaum Beifall finden.
Bei einem Roman ist es nicht anders. Stimuliert er inhaltlich, dann sind erzählerische Mängel kaum noch relevant. Hingegen fallen Texte mit inhaltlichen Schwächen trotz perfekter Form bei Kritikern und Lesern durch.
Form und Inhalt sollten nicht getrennt betrachtet werden, sondern als harmonisierende, sich ergänzende, sogar verstärkende Kombination. Damit kommen wir zum ersten Thema:
Stimmigkeit
Form+Inhalt=Stimmigkeit … So lautet die Kurzformel und die könnte zumindest die Frage aufwerfen: Was ist die Form?
Unter „Formen des Romans“ sind bereits einige Grundformen beschrieben. Man kann aber noch verfeinern und sagen: Alles, was den Inhalt dem Leser näher bringt, gehört zur Form.
Eine erste und vielleicht wichtigste Überlegung gilt der Perspektive. Welchen Erzähler wähle ich? Welche Figur soll die Hauptrolle ausfüllen? Eine Figur als Ich-Erzähler, die kurz vor Ende der Geschichte stirbt, ist sicherlich keine optimale Wahl.
Die Sprachebene(n) des Erzählers und der einzelnen Figuren. Näheres unter „Stilart und Stilebene“.
Die Zeitebenen. Ist es sinnvoll, mit vielen Ebenen und Rückblenden zu arbeiten? Zu welchem Zeitpunkt (im gesamten Geschehen/Leben des Protagonisten) setzt die Erzählung optimal (interessant) an? Was hilft hierbei dem Leser, den Inhalt aufzunehmen?
Auch die Länge des Textes gehört bereits in der Anfangsphase zu den Überlegungen hinsichtlich der Form. Der Stoff sollte nicht zu knapp und nicht zu ausschweifend abgehandelt werden. Anmerkungen zur Textlänge findet man hier hin und wieder bei den Kurzgeschichten, mal sei der Text zu knapp für das anspruchsvolle Thema, mal sei er zu ausschweifend, das Thema verwässernd.
Bei Romantexten ist es nicht so einfach zu erkennen, aber die Mühe einer kritischen Prüfung lohnt sich. Helfen kann dabei der Beitrag zur Prämisse. Solange der Erzähler die Prämisse „abarbeitet“, dürfte der Text kaum zu lang werden.
An diesem kleinen Beispiel kann man schon erkennen, dass Inhalt und Form sich nicht zufällig wie Fremde zusammenfinden. Beliebigkeit bei der Wahl der Form verhindert Stimmigkeit!
Die gute Nachricht ist, es gibt keine Regel, in welcher Form ein bestimmter Stoff präsentiert werden muss. Der Autor hat in jedem Fall ein recht weites Experimentierfeld zur Verfügung! Am Ende entscheidet der Leser, ob er der Inspiration des Autors folgen mag.
Expressivität
In ihrer ausgeprägten Form findet man sie in ideologischen Texten. Dort wird nicht auf die bereits erwähnte „Form“ geachtet, sondern allein auf Ausdruckskraft. Es geht schließlich Manipulation des Lesers.
Schaut man sich die Entwicklung in der Welt der Romane an, erkennt man, dass sich zwei Gegenströmungen ständig abwechseln: die formvollendete Klassik und die expressionistische Romantik. Ob heute noch die Frage gestellt werden sollte, in welche dieser Richtungen man sich als Autor wendet, ist schwer zu beantworten. Die Vergangenheit zeigt, dass allzu eindeutig zuordbare Texte in der Bedeutungslosigkeit versunken sind.
Der Grund dafür ist, und das ist vielleicht etwas, was man als Autor von dem Thema Expressivität mitnehmen kann, dass Ausdruck ohne jedes formale Korsett (ideologisch), und formale Perfektion ohne Ausdruckskraft (lauer Aufguss) die Leserschaft nicht nachhaltig begeistern. Solche Werke haben in der Regel eine kurze Lebensdauer, was uns direkt zum nächsten Thema führt.
Welthaltigkeit
Je mehr Bedeutung ein Werk erreicht, desto unverwüstlicher erweist es sich den Zeiten gegenüber.
Das klingt logisch, doch man muss hinterfragen, was mit „Bedeutung“ in diesem Zusammenhang gemeint ist. Jeder kennt Buchtitel, die erst einen Hype erlebt haben und dann nach wenigen Monaten auf Grabbeltischen verramscht wurden. Es muss demnach einen ursächlichen Unterschied zwischen kurzlebiger und nachhaltiger „Bedeutung“ geben und um die soll es hier gehen.
Zunächst muss das „Wie“, so zum Beispiel die Form, zunächst außer Acht gelassen werden. Welthaltigkeit hat, da nichts anderes übrig bleibt, mit dem „Was“, dem Gestalteten zu tun. Dem sind zwei Dimensionen zugeordnet: Breite und Tiefe.
Ein Gesellschaftspanorama vermittelt das Leben (fast) aller sozialen Schichten, deren Verzahnung und spezielle Probleme. Oft wird Privat-, Berufs- und politisches Leben zugleich dargestellt oder gar analysiert. Da so ein Panorama meist in der Lebenszeit des Autors angesiedelt ist, kann man es als Zeitdokument betrachten und als solches hat es bestehenden Wert.
Es ist selbstverständlich höchst subjektiv, ob man so einem breiten Panorama oder einer in die Tiefe gehenden Erzählung den Vorzug gibt. Tiefe spricht Leser an, die eine (fiktive) Welt nicht in ihrer Vielfalt erfahren wollen, sondern den Fokus auf ein individuelles Schicksal ausgerichtet und von dessen Charakter und Probleme im und mit dem Umfeld im Detail Kenntnis erlangen möchten.
Die Gefahr bei großer Tiefe ist ein zu starkes Konzentrieren auf das Stoffliche. Erfährt der Leser die (fiktive) Welt nur durch den Geist eines einzigen Protagonisten, kann man nicht mehr von Welthaltigkeit sprechen, da es dem Werk beinahe völlig an Breite und dem Leser daher an Vergleichsmöglichkeiten fehlt. Eine Urteilsfindung über den Protagonisten und sein Verhalten ist fast unmöglich.
Ideal scheint zu sein, zwischen Breite und Tiefe zumindest eine annähernde Ausgewogenheit herzustellen.
Allgemeingültigkeit
Sie erwächst aus dem „Was“ und kann nur durch ein Subjekt vermittelt werden. In der Regel ist es eine menschliche Figur, der die Aufgabe zufällt, das Allgemeinmenschliche hervorzuheben. Damit werden schon eine ganze Menge Anforderungen an die Figur (oder mehreren) gestellt.
Das Allgemeinmenschliche umfasst das Artspezifische, das dem durchschnittlichen Menschen zugehörige. Man kann diese Merkmale des Verhaltens noch ein wenig auf ein soziologisches und kulturelles Umfeld abstimmen.
Demgegenüber steht das Individuum. Also jener Figurentyp, der vom Autor fein charakterisiert und unverwechselbar gemacht wird. Je mehr eine Figur typisiert wird, desto unverwechselbarer wird sie, desto mehr interessiert sie den Leser. Doch kann so eine einmalige, herausragende Figur noch Allgemeingültigkeit repräsentieren?
Das scheint unmöglich zu sein. Dennoch ist es einigen Autoren, wie ich meine, durchaus gelungen, zum Beispiel Daniel Defoe mit Robinson Crusoe.
Ein weiterer Baustein zur Allgemeingültigkeit ist die Fiktionalisierung der Welt. In der Regel wird die Geschichte dem realistischen Fiktionstyp (Er zeigt die Welt, wie sie ist) zugerechnet werden können. Auch da gibt es zwei Gegenpole, die möglichst nicht berührt, zwischen denen sich der Autor jedoch zwangsläufig bewegen muss.
Auf der einen Seite befindet sich die engagierte Literatur, die sich entlarvend oder kritisch mit einem aktuellen Thema beschäftigt. Solche Literatur hat selbstverständlich ihre Existenzberechtigung, doch ist ihr nur wenig Lebenszeit vergönnt. Engagiertheit ist im Sinne von Welthaltigkeit nicht für einen guten Roman geeignet. Inwieweit Literatur auf die reale Welt einwirken kann oder ob sie das überhaupt soll, ist eine andere Frage.)
Dagegen ist Ignoranz gegenüber allem was den Menschen zur Zeit der Manuskripterstellung beschäftigt, auch nicht der optimale Weg. Da der Autor als Mensch an seiner Zeit und Epoche teilhat und sich mit ihren Besonderheiten täglich auseinandersetzen muss, wird ihm dann, wohl auch zu recht, Realitätsflucht vorgeworfen.
Ein gangbarer Weg ist, das Zeitgeschehen (oder einen wesentlichen Aspekt davon) so zu fiktionalisieren, dass es dem Roman nicht die Allgemeingültigkeit nimmt.
Interessantheit
Ein Roman beschreibt einen Vorgang. Der Leser braucht, um die Lust (Kraft) aufzubringen, diesem zeitlichen Ablauf zu folgen, einen Anreiz. Es muss also Spannung aufgebaut werden.
Als interessant empfunden wird alles, was von der Erwartung abweicht. Etwa eine besonders elegante Sprachkunst, überraschende Entwicklung oder ein scheinbar unlösbarer Konflikt.
Spannung ist kein Merkmal der Trivialliteratur, sondern jeglicher epischer Erzählung. In einem guten Roman wird der Autor zwei Wertesysteme installieren, die in einem antagonistischen Verhältnis stehen. Somit ist die Geschichte nicht von der Handlungsspannung geprägt. Die Geschichte entwickelt sich aus dem Thema heraus, nicht durch die Handlung.
Originalität
Selbstverständlich ist jedes Kunstwerk, so auch jeder Roman, ein Original. Das ist hier nicht gemeint.
Bei Massenware wird keine Originalität erwartet. Zum Beispiel die täglich auf den Markt kommenden Krimis laufen immer nach gleichen Mustern ab, dennoch machen sie einen guten Teil der Buch-Umsätze aus.
Für einen guten Roman jedoch sollte sich der Autor Gedanken darüber machen, wie sein Werk Einzigartigkeit erreicht. Selbst wer auf alle hier angeführten Punkte verzichten möchte, sollte zumindest Originalität und Interessantheit in sein Werk einbringen. Bei der Entwicklung von Spannung dürfte es kaum Probleme geben, aber kann man in der heutigen Zeit noch etwas Schöpferisches und Eigenständiges erschaffen?
Zwei Wege führen zum Ziel: der eine über die Form, der andere über Thema und Motiv. Ein dritter Weg wäre noch möglich, indem man die gewohnten Werte einer Gesellschaft auf den Kopf stellt oder durch neue ersetzt. Das bedingt akribisches beobachten der realen Welt und ein bisschen Glück, gerade in der Zeit eines sich abzeichnenden Umbruchs zu leben oder besser gesagt, zu schreiben.
In jedem Fall muss man sich frei machen von der allzeit und allgemein vorherrschenden Vorstellung, den klassischen Schöpfungen der Vorgänger nichts andersartiges hinzufügen zu können. Dann ist alles, was man noch braucht, ein Geistesblitz.
Ambiguität
Einem Roman steht Einseitigkeit oder gar Parteinahme nicht gut zu Gesicht.
Große Werke beinhalten, etwa ab Mitte des neunzehnten Jahrhunderts, widersprüchliche Figuren. Zum Beispiel solche Protagonisten, die das Böse wie auch tragische Größe verkörpern. Oder ein Gegensatz, wie gut und böse, wird auf zwei Figuren verteilt, die jedoch das gleiche Ziel verfolgen. Das Aufzeigen unterschiedlicher Tendenzen in der Gesellschaft ist eine weitere Möglichkeit, Ambivalenz in die Geschichte zu bekommen. Da gibt es gegensätzliche Weltanschauungen, die horizontale und die vertikale. Es gibt hedonistische Vorstellungen und sozialistische und so weiter.
Ein guter Roman liefert keine absolute Erkenntnis oder gar ein abschließendes Urteil. Die Arbeit des Autors ist getan, wenn der Leser diesen letzten Schritt eigenständig vollziehen kann, wenn er es will. Er kann das Ganze auch als Bild ewiger Gegenströmungen für sich stehen lassen.
Schießt der Autor über diesen Punkt hinaus, bekommt der Leser schnell den Eindruck von Propaganda oder dass über die fiktive Welt des Romans auf die reale Welt in eine bestimmte Richtung eingewirkt werden soll.
Authentizität
Genauso gut kann man Echtheit sagen.
Um behaupten zu können, ein Text besitze Authentizität, muss es in der realen Welt zum Vergleich heranziehbares Referenzmaterial geben.
Besteht dies Material aus sprachlichen Konventionen, mag der Vergleich eine Zeit lang stimmig beziehungsweise nachvollziehbar sein. Doch sprachliche Nuancen und Umgangssprache ändern sich laufend. Selbst die gelungene Reproduktion eines Jargons hat ein recht begrenztes Verfallsdatum, wenn zugleich der behandelte Stoff zu sehr am Zeitgeist orientiert ist. (Mehr zu Zeitgeist unter Widerständigkeit).
Als Lösung des Problems kann der Autor sich der zeitneutralen Sprache bedienen. Dies wird vom Leser meist als annehmbar empfunden. Eine neutrale Sprache des Erzählers wirkt zumindest glaubwürdig, wenn auch nicht authentisch.
Immerwährend Authentisch wirkt dagegen, wenn der Erzähler eine ganz eigene Stimme besitzt. Das sollte Ziel eines Erzählers sein.
Für die Handlung bedeutet es, eine nachvollziehbare Logik in den Aktionen der Figuren zu haben und eine lückenlose und stimmige Kausalkette in der Handlung.
Widerständigkeit
Widerstand wogegen? Gegen den Zeitgeist, die Politik und den Kommerz.
Doch viele Autoren verstehen das falsch. Sie verfassen ihre Romane mit Hass oder Spott auf diese Bereiche des Lebens. Wenn Kunst aus geistiger Freiheit entspringen soll, dann sollte Kunst sich nicht vor einen Karren spannen lassen. Ebenso sollte sie Bestehendes nicht verteufeln, denn wer das tut, ist genauso unfrei.
Widerständigkeit ist als Beständigkeit gegenüber allen (wechselnden) Strömungen zu verstehen.
Doch kann sich der Roman(-Schreibende) nicht von der Wirklichkeit abwenden. Das ist heute kaum noch möglich, da es nur äußerst wenige Gebiete gibt, die nicht schon von der modernen Dreifaltigkeit (Zeitgeist, Politik, Kommerz) okkupiert und korrumpiert sind. Auch ist der gute Roman (meist) dem realistischen Fiktionstyp angelehnt. So ist die wohl beste Methode, Widerständigkeit einzubringen, die Ausgewogenheit. Alle Seiten zeigen, statt urteilen. Das soll der Leser tun, wenn er mag.
Ambiguität (siehe weiter oben) ist also ein geeignetes Mittel, die Welt in ihrer Vielfalt ohne Schwarzmalerei oder Schönfärberei zu zeigen. Auch mit Humor und Ironie ist Widerständigkeit zu erreichen. Vielleicht ist auch das nächste Thema dazu geeignet, welches sich mit dem Überschreiten von Grenzen beschäftigt.
Grenzüberschreitung
Welche Grenzen gibt es? Das ist eine wichtige Frage. Nur wer die kartografierten Bereiche kennt, kann (wirkliches) Neuland betreten.
Man kann es sich einfach machen, wie viele Romanschreiber es heute tun, und die Grenzen des guten Geschmacks ins Absurde verschieben. Kreativität und Können braucht es dagegen, die Grenzen der Kunst und somit auch des Denkens zu erweitern. Das letzte Mal ist das, nach meinem Wissen, mit dem Dadaismus gelungen.
Da selbst bei Krimi-Massenware der Leser immer etwas Neues erwartet, gilt dies erst recht für den guten Roman. Doch während der durchschnittliche Krimi-Leser schon mit immer detaillierteren Beschreibungen und immer grausameren Verbrechen zufrieden ist, sollte es in unserem Fall schon etwas Anspruchsvolleres sein.
Inhaltlich oder Formal etwas nie Dagewesenes zu erschaffen, ist schwer, wenn auch nicht unmöglich. Etwas einfacher wird es wohl sein, eine neue Sichtweise auf Altbewährtes, eine neue Kombination aus literarischem Stoff und Form, ein anderes Motiv, mit dem ein Thema dem Leser näher gebracht wird, zu entwerfen.
Wenn alle bisher angesprochenen zehn Punkte nicht zu einem befriedigenden Ergebnis führen, dann fehlt noch etwas, eine ganz spezielle Zutat, die das nächste Thema stellen soll.
Das ungewisse Etwas
Der Autor wähnt sein Werk vollendet, findet einen Verlag, aber der Verkauf …
Vollendet ist gleichbedeutend mit Vollkommen. Denn wäre es nicht vollkommen, warum sollte der Autor dann seine Arbeit beendet haben? Und Warum hat ein Verlag zugegriffen? Vielleicht haben vorher einige Verlage abgelehnt, was noch seltsamer anmutet – Sämtliche Gründe, außer der Qualität des Romans, lassen wir mal weg.
Des Rätsels Lösung ist, dass es für Vollkommenheit keine Messlatte und somit keine definierbare Obergrenze gibt. Nur bei Werken, die streng nach Form und Norm geschrieben sind, wie Gedichte, kann Vollkommenheit ausgemacht werden. Bei manchen Novellen ist das noch annähernd möglich, bei Romanen ist es unmöglich.
Am Anfang dieser Aufstellung von Zutaten wird gesagt, dass die Form (in Bezug auf den Inhalt) ein Experimentierfeld sei. Wenn dieser Gedanke nicht völlig falsch ist, dann kann es dafür keine festgesteckte Obergrenze geben, an der ein Autor sich orientieren kann.
Woran kann ein Autor nun festmachen, ob sein frisches Werk bei Lesern und Kritikern gut ankommen wird, und das über Generationen hinweg?
Um es schonungslos zu sagen, ohne Glaskugel ist es unmöglich, irgendwelche Vorhersagen zu treffen. Denn außer der fragwürdigen Vollkommenheit gibt es noch das ungewisse Etwas. Es ist nicht weiter zu benennen, doch es ist dafür verantwortlich, dass aus einer Zahl qualitativ gleicher Werke sich eines hervortut und den Sprung in die Reihe der Weltliteratur schafft.
Nun kann man sich fragen, wozu dann das Ganze hier?
Es gibt empirische Anhaltspunkte, den „Zutaten“ Beachtung zu schenken. So sind in den meisten Werken der Weltliteratur beinahe alle hier beschriebenen Zutaten zu finden. In der eher kurzlebigen Literatur ist bis auf Interessantheit und eine rudimentäre Originalität nichts davon zu entdecken.
Ein weiterer Grund, die „Zutaten“ im Auge zu behalten, mag sein, dass ein Autor sich seine Ziele nicht zu gering wählen sollte. Sich hinzusetzen und von vornherein etwas Minderwertiges zu planen, macht keinen Sinn.