Was soll ich nur tun?
Schon drei Uhr!
Wo bleibt er nur?
Er wollte doch nur noch schnell einen trinken gehen. Was soll ich nur tun, wenn er wieder nach Parfum riecht?
Soll ich ihn darauf ansprechen, ihm meine ganzen Sorgen und Ängste beichten?
Ich lag müde auf meinem Wohnzimmersessel und konnte doch nicht einschlafen. Morgen musste ich schon wieder früh aus den Federn, ich hatte einen wichtigen Termin. Für einen kurzen Moment schloss ich die Augen. Ich zuckte zusammen, denn ich sah meinen Mann eine andere Frau küssen. Sofort öffnete ich sie wieder und starrte aus dem Fenster. Auf der Straße fuhren selbst um diese Zeit noch unzählig viele Autos. Langsam lief ich in die Küche und nahm eine Aspirin. Mein Kopf pochte wie wild. Wie würde ich nur reagieren, wenn er jetzt nach Hause kommen würde? Ich wusste es nicht.
Plötzlich hörte ich das Schlüsselklappern vor der Haustüre. Ich ging in den Flur und lehnte mich an die Wand. Das Schloss knackte und er öffnete die Tür. Total betrunken wankte er hinein. "Hallo, Schatzi!" keuchte er. Eine starke Bierfahne kam mir entgegen. Ich schaltete das Flurlicht an. "wo warst du solange?" fragte ich ihn und sah ihn an. "Ach, ich war in der Kneipe!" lallte er und wollte mir einen Kuss auf die Wange geben. Ich wich zurück, denn ich sah den Lippenstift auf seinem Hemdkragen. Ein stechender Schmerz durchfuhr mich. Das, was ich die ganze Zeit eigentlich wusste, kam mir jetzt plötzlich unbegreiflich vor. Ich konnte es nicht mehr unterdrücken. Heisse, salzige Trähnen liefen über meine Wangen. Wie konnte er mir soetwas nur antun? Ich konnte es nicht fassen. "Von wem ist der Lippenstift auf deinem Hemd?" fragte ich mit zitternder Stimme. "Welcher Lippentift?" lachte er und lief ins Schlafzimmer. "Nein, du hörst mir jetzt zu! Ich will wissen mit wem du mich betrogen hast!" meine Stimme wurde lauter und mein Brustkorb bebte. "Du stehst mir jetzt Rede und Antwort!" ich starrte ihn an.
Verschlafen setzte er sich auf die Bettkante. "Ach Liebling, lass mich doch jetzt! Ich bin müde!" hustete er vor sich hin. "Nein, bitte Ralf! Ich weiss das etwas nicht stimmt! Sprich jetzt klartext mit mir!" ich setzte mich neben ihn und begann laut zu weinen. "Warum machst du es uns nur so schwer, Maria? Warum quälst du dich nur selbst so? Lass mich doch einfach!" Er versuchte mir in die Augen zu sehen, aber er konnte es nicht. "Nein, weisst du wie ich leide? Ich will nun die Wahrheit wissen!" mein Herz raste. "Es war nichts ernstes! Nur ein kleiner Flirt!"
Erschrocken sprang ich auf. "Nur ein kleiner Flirt? Was bedeutet das?" ich schrie so laut ich konnte. "Ja, ich wollte eben einmal Spaß haben! Das musst du doch verstehen, es läuft doch schon lange sexuell gesehen nichts mehr zwischen uns!"
Er ließ sich aufs Bet fallen und schloss die Augen. "Ich bin müde und hab zuviel getrunken! Lass mich jetzt in Ruhe!" sagte er und drehte sich zur Seite. Mein Herz war zersprungen, in tausende kleine Teile. Es tat weh, es tat so weh. Wie konnte er mir das nur antun? Verzweifelt ging ich ins Bad und sah mich im Spiegel an. War ich so hässlich? War ich denn überhaupt nicht mehr sexy? Gut, die Jahre hatten mich gezeichnet, wie jeden Menschen, ich war natürlich nicht mehr so straff und knackig wie damals, aber musste er mich deshalb gleich betrügen? Ich spühlte mein Gesicht mit kaltem Wasser ab. Verwirrt lief ich wieder ins Schlafzimmer und sah ihn an. Da lag er und schnarchte. Das ganze Zimmer roch nach Bier. Ich öffnete das Fenster und ging auch ins Bett. Nun lag ich neben einem Mann ,der mich eben betrogen hatte. Wieso hatte ich ihn nicht sofort hinaus geworfen? Warum war ich nicht härter gewesen? Ich wusste es nicht. Wie konnte ich ohne ihn nur weiter leben? Mein Kopf schmerzte immer noch. Die Aspirin hatte noch nicht gewirkt. Ich dachte nach, die ganze Nacht und doch konnte ich keine Lösung finden. Doch am Morgen sah ihn an und wusste, das ich ihn niemals verlassen könnte...