Weihnacht
Als die erste Schneeflocke den Boden berührte,
befand sich der Wald samt seiner Bevölkerung noch im tiefsten Schlaf. Selbst die Sterne und der Mond, die als treue Nachtwächter die Finsternis erhellten, glaubten zu träumen.
Ein leises Surren und Raunen erhob sich über die dunkle Stille der Nacht, ist es wirklich soweit?
Ja die schönste Zeit des Jahres war angebrochen. Morgen würde alles von einer weißen, weichen Decke umhüllt sein. Traurig, sich von dem Anblick losreißen zu müssen, schob sich der Mond langsam hinter die Sonne. Doch was war das für eine Freude als plötzlich die Luft von einem Jubilieren und Singen erfüllt war. Die Vögel stoben nach allen Seiten auseinander, um die herrliche Nachricht der nahenden Weihnacht, zu überbringen. Alberich, den der Tumult geweckt hatte, blinzelte verärgert mit seinen blitzblauen Zwergenäuglein. Doch als der alte Griesgram den Auslöser der Unruhe bemerkte hüpfte er ins Freie, wie nur was. War das verwunderlich, wie der sonst so brummige plötzlich Jubelte und umhertollte, doch im nächsten Augenblick stolperte er über einen unter dem Schnee versteckten Baumstumpf und überschlug sich, bis er ausgestreckt auf dem Rücken liegenblieb und erschrocken in die Baumwipfel äugte. Eine helle Stimme riß ihn aus der Benommenheit, ein winziges Meisenfräulein sprang auf seinem Bauch umher und zwitscherte aufgeregt, es sei bald Weihnacht und er müsse Vorbereitungen treffen, anstatt unnütz durch den Schnee zu kullern. Verärgert blinzelte er das freche Ding an, ihn in seiner Freude zu stören, unerhört. Doch was sah das lustig aus, wie der Zwerg, dessen langer grauer Bart ganz weiß geworden war und das kleine Gesicht umrahmte, sie grimmig, über seine feuerrote Knollnase hinweg, anfunkelte. Sich vor lachen das Bäuchlein haltend, purzelte das kleine Fräulein von des Zwerges Bauch herab.
Nachdem sich dieser mühsam aufgerappelt hatte, stapfte er zutiefst beleidigt mit einem abwertenden PFFF... auf den Lippen davon. Selbstverständlich konnte er bei der ausgelassenen Stimmung, die im gesamten Wald vorherrschte, seine grimme Gesinnung nicht lange ausleben; auch wenn er das normalerweise zu tun pflegte. Ein wunderbarer Duft von allerlei Leckereien erfüllte mit einem Mal die Waldluft. Alberich lief das Wasser im Munde zusammen, schnurstracks folgte er der verheißenden Fährte,
bis er auf eine Lichtung gelangte wo Lebkuchen, Stollen und Plätzchen sich vor einem kleinen Pilzhäuschen, welches unvermittelt vor Alberichs Augen erschien, stapelten.
Wer mochte dort wohl wohnen?
Gierig langte der kleine Zwerg nach einem besonders großen Schokolandenlebkuchen, doch AUTSCH!!! Eine dürre Gestalt hatte ihn einfach auf die Finger gehauen.
Empört baute sich der viel kleinere Zwerg vor der Gestalt auf. HOHOHO, was ist denn dort draußen los? Ehrfurcht trat in die Augen des bis ebend noch so trotzigen Zwerges.
Der Weihnachtsmann! Und natürlich ... sein Knecht Ruprecht. Beschämt senkte Alberich seine Augen, doch der Weihnachtsmann hieß ihn warmherzig bei ein paar Plätzchen und einem heißen Zimtkakao willkommen.
Freudig versprach er dem netten Mann bei den Vorbereitungen zu helfen, als dieser ihn darum bat.
Tagelang hatten sie die Nächte hindurch gebacken, gebastelt und
Geschenke eingepackt. Sie waren zum Umfallen müde, doch endlich, endlich war es soweit.
WEIHNACHT!
Alberich schlich schon den ganzen Tag in der Küche herum, um in die Töpfe zu spähen und ein paar Leckerbissen zu stibitzen.
Nur noch eine kleine Weile bis zur Bescherung, aufgeregt tappelte er durch die Wohnung und konnte wirklich keine Sekunde ruhig sein. Dann kam die Bescherung alles war versammelt.
Doch wo war Alberich?
Leise schnarchend lag er unter dem Weihnachtsbaum und träumte vom Weihnachtsmann...