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Weihnachten bei den Eltern (2014)

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Weihnachten bei den Eltern (2014)

Die mächtige Gebäudefront spiegelt das letzte Licht des Tages. Die Umgebung versinkt im Grau: Eine lange Reihe von Garagen, die Bäume an der Straße. In den Fenstern, hinter den ganzen Balkonen, überall kleine Lichter. Kein Mensch ist zu sehen, nichts ist zu hören. Der Boden riecht kalt. Zwischen grünen Flächen liegen noch kleine Schneehaufen, schon ganz dreckig.

Nächstes Jahr gehe ich rein.

Vielleicht.

 

Das ist keine Kurzgeschichte, Torqueflite, sondern eine Ganzkurzgeschichte. Aber trotz dieser radikal minimalistischen Form konnte ich was damit anfangen.
Knappe sechs Zeilen, über die man anschließend fünfmal so lange nachdenken kann, wie man fürs Lesen gebraucht hat.

Ja, hat mir gefallen.

offshore

(hinter "Balkonen" würde ich noch ein Komma setzen.)

 

Hallo Torqueflite

Mir ist das zu wenig für eine Kurzgeschichte. Ich finde auch nicht, dass ein Prosa-Text für das geeignet ist, was du hier versuchst. Mit ganz wenigen Worten möchtest du im Kopf des Lesers eine Geschichte, oder besser ein Gefühl erzeugen. Vielleicht wäre Lyrik dafür geeigneter.

Dein Text geht so in die Richtung der Acht-Wort-Geschichten, von denen die allermeisten in meinen Augen auch nicht funktionieren (das Beispiel von Hemingway ist eine Ausnahme, das sind sogar nur sechs Wörter). Eigentlich hast du hier eine lange Acht-Wort-Geschichte geschrieben.

Wenn ich hier einen Text anklicke, möchte ich eine Geschichte lesen und nicht ein paar Worte sehen, aus denen ich selbst eine basteln könnte. Was eine gute Kurzgeschichte ausmacht - ein Spannungsbogen, ein thematisierter Konflikt, eine interessante Figurenzeichnung - das bekommt man naturgemäß nicht in sechs Zeilen unter.

Ich finde das ordentlich geschrieben, und immerhin hat man dank des Titels auch eine Idee, wohin das Ganze gehen könnte - aber als Kurzgeschichte funktioniert es nicht für mich.

Grüsse,
Schwups

 

Hej Torqueflite,

ich kann da ausreichend Geschichte drin finden und mir hat es gefallen.

Die mächtigeGebäudefront spiegelt das letzte Licht des Tages.
Hier habe ich mir kurz etwas wirklich Großes und eher Palastartiges vorgestellt, das hat sich dann gebissen, mit den Garagen und den Bäumen am Straßenrand.

Viel Spaß noch hier.

Gruß
Ane

 

Hallo Torqueflite,

mir gefällt diese Art von Kurzprosa sehr gut. Mit wenigen Sätzen viel bewirkt.
Mich stimmt das nachdenklich.

Liebe Grüße
Paloma

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo in die Runde!

Ein frohes, spannendes und gesundes neues Jahr euch allen!

Danke für die Rückmeldung und sorry für die späte Reaktion.

Ja, das Ding ist sehr kurz, ich weiß und Schwups hatte es ja schon angedeutet ... der Text WAR ursprünglich in der Tat ein Gedicht. Ich weiß, dass es schwierig ist, mit so wenigen Zeilen den Leser angemessen zu unterhalten. Ich dachte, dass es vielleicht auch so funktioniert mit der Textsorte KG.

Es freut mich auch, dass einige damit durchaus etwas anfangen konnten.

Hier stand noch ein Beitrag von "leafgreen", der ist aber nun weg (ist der User gelöscht?). Daher kann ich dazu nicht mehr viel sagen, in dem Beitrag steckte ja die meiste Kritik.

Grüße

Torqueflite

 

Lieber Torqueflite,

ja einigen wir uns auf Kurzprosa, eine Geschichte ist es definitiv nicht, es fehlt die Handlung. Aber interessant. Ohne den Titel einzubeziehen, kann der Text allerdings nicht verstanden werden, meine ich. Hier liegen These und Antithese vor. Der Titel ist die These, er postuliert, dass der Protagonist in trauter Eintracht Weihnachten bei der Familie verbringt. Pustekuchen. Der Text, die Antithese, vermittelt, dass er die Eltern lange Zeit nicht gesehen haben kann. Weihnachten nimmt er sich fest vor, sie zu sehen, aber sowie er die Straße seines Elternhauses betritt, hält er inne und kann nicht weiter, wird stattdessen der Umgebung gewahr.

So interpretiere ich den Text. Wenn das ungefähr stimmt, dann hat er für mich funktioniert.

Kritik:

  • Worein er geht, wird dennoch nicht so richtig klar. In die Gebäudefront? In die Umgebung? In die grünen Flächen? In meinen Augen hast du hier etwas sehr skizzenhaft gearbeitet, kann mir aber dazu denken – in Hinsicht auf den Titel – dass das Elternhaus gemeint ist.
  • Der Boden riecht kalt: In der Rhetorik nennt man das eine Synästhesie (so heißt auch die entsprechende Krankheit / sensoneurologische Anomalie), aber abgesehen davon kann ich nicht allzuviel damit anfangen, das wirkt recht bemüht. Stattdessen hätte ich vielleicht so was geschrieben wie Reifenabdrücke im gefrorenen Morast drücken mir gegen die Sohlen. Oder sowas,

 

Hallo Torqueflite,

ich mag Kurzprosa-Texte ausgesprochen gern. Es gibt hier aber keine extra Rubrik dafür, wenn ich das richtig gesehen habe?
Wie auch immer, dein Text fällt für mich unter Kurzprosa - mit wenigen Sätzen eine ganze Geschichte erzählt, die man zwischen den (paar) Zeilen herauslesen kann. Dabei finde ich es durchaus legitim, den Titel inhaltlich mit einzubeziehen. Warum das Ich jetzt nicht hineinging, ob es das im nächsten Jahr wirklich tun wird und was im Vorfeld alles geschehen ist, muss ich jetzt gar nicht wissen; kann mir ja etwas dazu denken - gerade das ist ja das Spannende daran.

Gefällt mir sehr gut.

herzlichst
schneestern

 

Danke auch an euch beide für das Feedback.

So interpretiere ich den Text. Wenn das ungefähr stimmt, dann hat er für mich funktioniert.

GENAU DAS war die Intention. Synästhesie ist mir natürlich ein Begriff. Werde über deinen Vorschlag nachdenken, das zu entschärfen.

Grüße

Torqueflite

 

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