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Weihnachten für Rufus

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23.12.2003
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Weihnachten für Rufus

„Mami, warum feiern die Menschen Weihnachten?“
„Das kann ich dir auch nicht genau sagen, mein Sohn. Ich weiß nur, dass sie einmal im Jahr ihre Bäume mit Kugeln und Kerzen behängen und sich gegenseitig beschenken.“
„Und warum gibt es das nicht für Drachen?“ Rufus der kleine Drache schaute seine Mutter neugierig an. Nach langem Flehen hatte sie ihm endlich nachgegeben und war mit ihm zum Weiher gegangen. Im Schutz der Bäume versteckt, beobachteten sie nun die Kinder, die mit ihren Schlittschuhen über die dicke Eisdecke liefen.
„Die Bräuche der Menschen sind nun einmal nicht wichtig für uns. Wir Drachen müssen im verborgenen Leben, weil sie sonst Jagd auf uns machen würden.“
„Ich würde aber auch gerne einmal ein Fest feiern“, entgegnete Rufus.
„Du solltest nicht neidisch auf die Menschen sein. Wir leben fast zehnmal so lange und haben die Möglichkeit uns die ganze Welt anzuschauen. Wir können fliegen und es gibt kein Tier, was uns etwas antun könnte. Wir müssen nicht arbeiten und leben mit unseren Artgenossen in Frieden. Du siehst also, dass wir eigentlich viel besser dran sind, als die Menschen.“
Rufus dachte einen Moment über die langen Worte seiner Mutter nach. Eigentlich hatte sie ja Recht. Trotzdem würde er so gerne zu den Menschenkindern gehen und mit ihnen auf dem Eis herumtollen. Bei allen Vorteilen, die ihm seine Mutter genannt hatte, was das Leben als Drachenkind doch sehr einsam und oft langweilig.
„Wenn du möchtest, kannst du ja noch ein bisschen hier bleiben. Ich gehe zurück in unsere Höhle und warte dort auf dich.“ Kara wollte dem kleinen Rufus, der noch soviel über das Leben der Drachen lernen musste, den Spaß nicht nehmen.
„Willst du schon gehen?“
„Mich interessieren die Menschen nicht so, und ich habe noch viel zu tun. Bleibe nicht so lange, und pass auf, dass dich die Menschen nicht sehen.“
Rufus wartete, bis seine Mutter im Dickicht verschwunden war und richtete seine
Aufmerksamkeit dann wieder auf die spielenden Kinder.

Mit zunehmender Dämmerung verließen immer mehr Kinder den See, um zu Hause zu sein, wenn es dunkel wurde. Nach kurzer Zeit drehte nur noch ein Mädchen einsam seine runden auf der glitzernden Eisschicht. Rufus spürte den Drang zu dem Mädchen zu fliegen und endlich eine Spielgefährtin zu haben. Mutter würde allerdings sehr böse werden, wenn sie davon erfuhr. Daher blieb der kleine Drache traurig im Wald hocken. Immer wieder war er von Kara gewarnt worden, den Menschen nicht zu Nahe zu kommen. Die Menschen würden immer versuchen einen Drachen zu fangen, wenn sie ihn zu Gesicht bekämen.
Rufus wollte noch abwarten, bis auch das letzte Kind den Weg nach Hause angetreten hatte und dann ebenfalls nach Hause gehen.
Er war so sehr in Gedanken versunken, dass er das Mädchen für einen Moment aus dem Auge verloren hatte. Suchend lies er seinen Blick über den zugefrorenen See schweifen, konnte sie aber nicht mehr entdecken.
„Dann gehe ich eben auch nach Hause“, murmelte er leise vor sich hin. Als er gerade drei Schritte tiefer in den Wald gegangen war, hörte Rufus plötzlich den Hilfeschrei.
So schnell er konnte lief er zurück zum Seeufer.
Am anderen Ende des Sees sah er, wie das Mädchen verzweifelt versuchte sich über Wasser zu halten. Sie war wohl an eine Stelle geraten, an der das Eis dünner war und ihrem Gewicht nicht standgehalten hatte.
Rufus wusste, dass sich das Mädchen alleine nicht würde befreien können. Den Warnungen seiner Mutter zum trotz, flog er eilig los, um ihr zur Hilfe zu eilen.
Im letzten Moment erreichte er das Mädchen und zog es aus dem Wasser. Hustend und vor Kälte zitternd lag es auf dem eisigen Boden. Sie würde sicher sterben, wenn Rufus sie jetzt alleine lassen würde.
„Ich kann dich aber nicht zu deinen Eltern bringen“, sagte er leise.
Das Mädchen schien ihn gar nicht richtig wahr zu nehmen und antwortete nicht.
Der kleine Drache hob sie vom Boden auf und trug sie vorsichtig an das Ufer. Eilig sammelte er einige Äste und Reisig zusammen und schichtete sie neben dem Mädchen auf.
Zwar hatte ihm seine Mutter noch nicht beigebracht, wie ein Drache richtig Feuer spucken konnte, aber, wenn er sich nur genug anstrengte würde es schon klappen.
Tief holte Rufus Luft und blies sie mit aller Kraft auf das aufgeschichtete Holz. Traurig starrte er danach auf das Ergebnis. Nicht einmal ein kleines Flämmchen war bei seinem Versuch heraus gekommen.
Ein zweites Mal holte Rufus tief Luft und versuchte eine Flamme zu erzeugen. Doch auch diesmal blieb er erfolglos. Traurig setzte er sich neben das Mädchen. Dicke Tränen liefen über sein Gesicht.
„Wenn ich auch nicht mit dir spielen darf. Ich werde dich hier nicht sterben lassen.“ Entschlossen stand er auf und zog die Luft so tief in seinen grünen Drachenkörper, wie er konnte. Mit einem Schrei stieß er die Luft aus seinem Hals. Voller Freude starte er dann auf die kleinen Flammen, die sich langsam an den trockenen Ästen voran fraßen.
Stolz wartete der kleine Drache, bis alle Äste am brennen waren. Er prüfte noch einmal nach, ob das Mädchen auch weit genug vom Feuer weg war und eilte dann schnell wieder zu dem Platz im Wald, an dem er den See beobachten konnte. Sicher würden die Menschen das Mädchen bald vermissen und nach ihm suchen.
Es kam ihm vor, wie eine Ewigkeit, bis er endlich zwei Lichter sah, die auf den See zukamen. Er zählte drei Menschen, die sich um das Mädchen versammelten und sich verwundert umsahen. Eine Frau bückte sich zu dem Mädchen herunter und streichelte ihr zärtlich über das Haar.
„Hallo! Ist hier jemand?“
Rufus duckte sich noch tiefer auf den Boden, als er die Rufe des Menschen vernahm. Er sah zu, wie einer der Menschen das Mädchen auf den Arm nahm und fest an sich drückte.
Erst als er völlig sicher war, dass die Menschen weit genug weg waren, verließ der kleine Drache sein Versteck und flog eilig zu seiner Mutter.

Am nächsten Morgen bettelte er bei seiner Mutter so lange, bis sie ihm endlich erlaubte noch einmal zu dem zugefrorenen Waldsee zu gehen, um den Kindern beim Spielen zuzuschauen. Er war sehr enttäuscht, als er in seinem Versteck ankam und sah, dass heute keines der Kinder da war. Traurig ging er zu der Stelle, an der er am Abend vorher das Feuer entzündet hatte. Mit seinen langen Krallen stocherte er in der inzwischen kalten Asche herum.
Plötzlich hörte er hinter sich ein knackendes Geräusch. Erschreckt fuhr er herum. Dass Mädchen kam direkt auf ihn zugelaufen und winkte ihm mit beiden Händen.
„Bitte lauf nicht weg“, rief ihm die zarte Kinderstimme hinterher.
Rufus zögerte einen Moment und blieb dann stehen.
„Hallo ich bin Karin. Ich wollte mich noch bei dir bedanken. Ohne deine Hilfe wäre ich bestimmt im See erfroren.“
„Ich wollte nicht, dass dir etwas passiert“, sagte Rufus. „Jetzt muss ich aber gehen. Wenn deine Eltern kommen, werden sie mich bestimmt einfangen wollen.“
„Du musst keine Angst haben. Ich habe keinem von dir erzählt. Wie heißt du denn?“ Neugierig schaute Karin den kleinen Drachen an. Ein Wesen wie ihn kannte sie bisher nur aus Kinderbüchern.
„Rufus.“
„Das ist aber ein schöner Name. Kannst du auch fliegen?“
„Natürlich kann ich fliegen. Schließlich bin ich ein Drache“, antwortete Rufus stolz. „Was hast du denn da mitgebracht?“. Mit seinem Flügel zeigte er auf einen kleinen Korb, den Karin in der Hand hielt.
„Ich wollte dir ein paar Kekse bringen.“ Karin breitete eine rote Decke auf dem Boden aus und bat Rufus sich zu ihr zu setzen. Aufgeregt holte sie eine Kerze und einen Teller mit köstlichen Plätzchen hervor. „Möchtest du die Kerze anmachen?“
„Gerne“, sagte der Drache und blies einen kurzen Feuerstoß aus seinem Maul. Sofort nahm der Docht der Kerze die Flamme auf. Nachdem er seiner Mutter von seinen Erlebnissen erzählt hatte, war sie bereit gewesen ihm zu zeigen, wie er das Feuer kontrollieren konnte.
„Kannst du mir sagen, wie ihr Weihnachten feiert?“
Lachend sah Karin ihren neuen Freund an. „Wir feiern doch gerade zusammen Weihnachten.“
„Aber wir haben doch gar keinen Baum.“
„Es ist zwar schöner mit einem Weihnachtsbaum, aber es geht auch so.“
„Was genau ist denn Weihnachten?“
„Weihnachten ist das Fest der Liebe. Die Familien sitzen zusammen, singen, essen und freuen sich, dass alle gesund sind. Wir denken aber auch an die armen Kinder, denen es nicht so gut geht.“ Karin erzählte Rufus vom Jesuskind, den heiligen drei Königen und dem Abendstern. Aufmerksam hörte der kleine Drache zu.
„Und weil wir beide uns mögen und hier zusammen sitzen, feiern wir auch Weihnachten?“ Jetzt musste auch Rufus lachen. Er hätte nie gedacht, dass er einmal mit einem Menschenkind Weihnachten feiern würde.
„Leider muss ich jetzt gehen“, sagte Rufus plötzlich. „Meine Mutter wird böse, wenn ich zu lange fort bleibe.“
„Werden wir uns denn wieder sehen?“
“Ich denke nicht. Mutter hat gesagt, dass wir bald wieder weiter fliegen werden. Wir bleiben nie sehr lange am gleichen Platz.“
„Warte noch einen Moment“, sagte Karin und zog ein Päckchen aus ihrer Tasche.
Strahlend nahm Rufus das Geschenk entgegen. Vorsichtig zog er die blaue Schleife von der roten Schachtel ab und öffnete den Deckel.
„So etwas Schönes habe ich noch nie gesehen“, sagte er und nahm eine goldene Kette aus der Schachtel, an der ein Anhänger mit einem Bild von Karin hing.
„Wenn wir uns schon nicht wieder sehen können, möchte ich, dass du dich wenigstens an mich erinnerst.“
„Ich werde diesen Tag nie vergessen.“
„Lebe wohl Rufus.“ Tränen schimmerten in Karins Augen, als sie sich umdrehte und langsam den Weg ins Dorf zurückging.
Glücklich flog Rufus zu seiner Mutter, um ihr das tolle Geschenk zu zeigen.

 

hi jörg,

eine nette idee, liebe drachen (und sie brauchen nicht arbeiten!!!), die leider nicht feiern, böse erwachsene menschen, die feiern und drachenkind und menschenkind finden kurz zueinander....

ich finde, du müsstest noch an deinen stil arbeiten. zwei beispiele:

"Stolz wartete der kleine Drache, bis alle Äste am brennen waren."

...bis alle äste brannten liest sich besser!!

"Rufus wollte noch abwarten, bis auch das letzte Kind den Weg nach Hause angetreten hatte und dann ebenfalls nach Hause gehen."

2 x nach hause in einem satz ist nicht gut und "den weg nach hause angetreten hatte" ist zu umständlich.

ich rate dir, nimm die geschichte und kürze sie. noch, auch, dann, eigentlich, sich...es gibt viele worte, die brauchst du nicht und deine sätze gewinnen an klarheit und die geschichte an substanz.

gruss kardinal

 

Hallo Jörg,

möchte mich meinem Vorredner anschließen.
Etwas kürzer wäre optimal.
Ansonsten finde ich die Idee sehr putzig und ausbaufähig.

pongilein

 

Hallo Ihr zwei,

vielen Dank für die Anmerkungen. Ich werte noch so ein paar Wörter rausschmeißen.

Gruß
Jörg

 

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