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Weihnachten
“Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum, klingt es kratzig vom Plattenspieler,
weihnachtliche Gefühle steigen beim kratzigen Klang in mir auf,
Gefühle, die eine besinnliche Unruhe in mir auslösen.
Es ist 17.00 Uhr, am 23.12., der Tag vor dem Heiligen Abend.
Aber heute habe ich Nachtschicht, die letzte Schicht vor dem Heiligen Abend.
Alles ist vorbereitet für die Feiertage, der Weihnachtsbaum hängt zur
Erhaltung der Frische, damit die Nadeln die sich an der Fichte befinden,
bis zum Aufstellen, der Fichte erhalten bleiben, am Küchenfenster.
Geschenke sind verpackt, die Kinder sind neugierig, sie suchen heimlich
nach Hinweisen auf ihre Geschenke.
Meine Frau steht in der Küche und bemüht sich um das Mahl, für die Feiertage.
Ich habe nur noch eine Aufgabe, der Karpfen, der in der Kinderbadewanne schwimmt, muss für den Heiligen Abend, also morgen sein Leben lassen.
Aber, dass passiert erst morgen in aller Stille.
In diesem Moment klingt es immer noch kratzig vom Plattenspieler
“ Stille Nacht, Heilige Nacht “, gesungen vom Thomanerchor.
Ein Schrei hallt durch die Wohnung, er kommt aus der Küche und in der Küche ist meine Frau.
Was bedeutet dieser Schrei?
Ich eile vom Wohnzimmer in die Küche, meine Frau steht da, mit offenem Mund.
Im Gesicht, Entsetzen. “Was ist passiert? “ frage ich.
Meine Frau, nicht in der Lage zu sprechen, zeigt mit ausgestreckter Hand zum Küchenfenster.
Ich wiederholte meine Frage “Was ist passiert? “, “ schau selbst “ sagt meine Frau.
Sie öffnete das Küchenfenster und sagte “Schau“.
Ich begab mich zum Fenster schaute hinaus und fragte “und was ist hier draußen passiert, ich kann nichts sehen“.
“Fällt dir nichts auf?“, fragt meine Frau. “Nein, was sollte mit auffallen?
“Wo ist unser Weihnachtsbaum? “ fragt meine Frau entsetzt.
Ja, wo ist der Baum?, ich weiß, da hing er noch vor zwei Stunden, aber jetzt, hing da nur noch ein loser Strick am Fenster, der Baum, der war weg.
Wut steigt in mir hoch, wer klaut einem Polizisten, den Weihnachtsbaum, direkt vom Fenster weg.
Rachegedanken kommen in mir auf, aber an wem soll ich mich rächen, es ist niemand da, an dem ich mich rächen kann, nicht mal jemand, an dem ich meine Wut auslassen kann.
Ich brauche Zeit, Zeit die ich nicht habe, wo bekomme ich einen neuen Baum her.
Es ist der Abend, vor dem Heiligen Abend, wo ist der Baum, den ich am 23.12. noch zu kaufen bekomme?
Die gibt es nicht am 23.12, alle Weihnachtsbäume sind zu dieser Zeit
ausverkauft und daran kann ich um alles in der Welt nichts ändern.
Die Vorstellung, am Heiligen Abend, ohne Weihnachtsbaum, lässt mich erschaudern, welch eine Vorstellung, das Grauen erkenne ich im Gesicht meiner Frau.
Ich sage Worte, die ich selbst nicht verstehen kann, aber ich sage sie, zu meiner Frau, “morgen ist Weihnachten und morgen am Heiligen Abend, steht in unserem Wohnzimmer, ein Weihnachtsbaum “
Meine Frau schaut mich ungläubig an, aber was Sie nicht weiß, ich bin genau so ungläubig.
Der Gefahr wegen, dass die Stimmung verloren geht, sagte ich nur vier Worte zu meiner Frau “ich muss zum Dienst“.
Die Frage meiner Frau “und der Baum “, bleibt im Raum stehen, wie der Rauch vom Räuchermännchen.
Fluchtartig verließ ich die Wohnung, aus der Ferne rief ich meine Verabschiedung, um einer vorweihnachtlichen Konfrontation aus dem Weg zu gehen.
Ich lief mit schnellen Schritten zum Revier.
Welch ein Hohn, im Speiseraum vom Revier stand eine geschmückte Tanne, im vollen Glanz, die Lichter strahlten und erfüllten den Raum im hellen Glanz.
Es ist Weihnachten hämmert es in meinem Gehirn, hier steht ein Baum und ich habe keinen, mehr.
Alex ist schon im Speiseraum und schlürft an einem Kaffee.
Er schaut mich an und sagt: “Du siehst aus, als wenn morgen die Welt untergeht.“
Ich stottere, “ja Alex, für mich geht morgen die Welt unter, wenn ich nicht bis morgen einen Weihnachtsbaum habe, der in meinem Wohnzimmer steht“.
Alex schaut mich an, fängt an zu lachen und presst lachend die Worte hervor, “ Du hast keinen Weihnachtsbaum?, am 23.12., du verarschst mich “ Alex, nee, jemand hat unseren Weihnachtsbaum, der am Küchenfenster hing, geklaut.
Alex konnte nicht mehr und lachte lauthals los und sagte “kannst ja eine Diebstahlsanzeige bei mir machen“.
Ich sagte “klar Alex, damit morgen das ganze Revier über mich lacht “, aber wirst sehen, wer zuletzt lacht, lacht am besten.“
In meinen Kopf befanden sich Weihnachtsbäume, die nachts alleine in Vorgärten, oder an anderen Orten stehen.
Es waren meine Gedanken, die ich nicht aussprach, aber innerlich
lachte ich und die Vorstellungen wurden immer abenteuerlicher.
Welch ein Gefühl stieg in mir hoch, und machte mich total mutig auf die bevorstehende Nacht, die Nacht vor dem Heiligen Abend.
Alex und ich waren heute die beiden, die alleine, mit dem Diensthabenden und dem Gehilfen vom Diensthabenden, Dienst im Revier verrichteten.
Das heißt, Alex und ich hatten gemeinsam Streifendienst, Dienst auf einem Dienstfahrzeug, aus russischer Produktion, ähnlich einem Jeep.
Wir rückten aus, zur Streifenfahrt, im Neubaugebiet.
Überall sahen wir hinter den Fenstern, die Menschen emsig bei der Vorbereitung zum Fest. Die einen stellten ihre Bäume auf, die andern schmückten ihre Balkone.
So ging es kreuz und quer durch das Neubaugebiet.
Es herrscht eine vorweihnachtliche Ruhe, selbst am Funk im Streifenwagen war es still. Dabei konnte man in Gedanken versinken und langsam zur innerlichen Ruhe kommen.
Alex sagte plötzlich in der totalen Stille “wir fahren zum Naherholungsgebiet.“
Das Naherholungsgebiet ist eine Oase, mit einem See, die im Winter, zu dieser Jahreszeit, um diese Uhrzeit, menschenleer ist.
Meine Gedanken waren ganz wo anders und ich antwortete “ aber nur wenn wir dort einen Weihnachtsbaum für mich finden “
Alex lachte wieder los und verschluckte sich beim Lachen, weil die Luft vermutlich in die Speiseröhre gerutscht ist.
Ich klopfte Alex den Rücken, bis er wieder zu Atem kam. Er sagt “ was hast du gesagt? “Ich schaute Alex an und fragte: “Was habe ich denn gesagt?”
Alex “Du willst im Naherholungsgebiet nur Streife fahren, wenn da ein
Weihnachtsbaum für dich ist“
Ich schaute ungläubig zu Alex und sagte “das habe ich gesagt?”, Alex, “ja, das hast du gesagt.“
Zu Alex blickend, war meine Antwort "ich war da nur im Gedanken, denkst du, ich will einen Baum entwenden?"
Alex bemerkte, “ ja, dass denke ich “ und lachte wieder los, wobei er nach Luft ringt wie ein gescheuchtes Eichhörnchen.
23.30 Uhr sind wir im Naherholungsgebiet, der See liegt im Mondenschein, der Mond spiegelt sich im Wasser, es ist Nacht, aber der Mond ist taghell.
Wir fahren die Wege ab, an den Bungalows, den Restaurants, dem Rettungsturm und all den anderen, wie auch der Schiffsgaststätte.
Am Bootsverleih bleiben wir stehen, Alex machte den Motor aus. Stille nur noch Stille umgab uns, nur das leise plätschern der am Ufer ankommenden Wellen waren zu hören.
Wir lehnten am Fahrzeug und rauchten in der Stille eine Zigarette, dessen Rauch in der Luft stand und sich langsam unsichtbar machte.
Mit dem Suchscheinwerfer, der am Fahrzeug angebracht war, leuchtete Alex die Umgebung ab, der Lichtstrahl ging weit in die Ferne und in die Nähe.
Es war ein Sekundenbruchteil, wo ich im Scheine des Lichtes, etwas erkennen konnte, ich erkannte eine Fichte, einen Weihnachtsbaum für mich.
Mein Herz schlug schneller, sollte ich diese Feststellung Alex mitteilen!
Nein, das geht nicht. Was soll Alex von mir denken!
Alex kam ins Husten, vom Einziehen seiner Zigarette und sagte zu mir, “Du glaubst nicht was ich gerade gesehen habe. “Ich schaute zu ihm rüber und sagte: “Alex was kann man hier gerade gesehen haben, zu dieser Zeit, an diesem Ort.”
“Deinen Weihnachtsbaum habe ich gesehen “ sagt Alex zu mir.
Ich stotterte, “Was hast du gesehen, meinen Weihnachtsbaum?”, Alex “ja”.
Er ging ein paar Schritte, in die Richtung, wo ich vorhin im Lichtblick, den Baum gesehen habe.
Es war der Baum auf den Alex zuging, den ich gesehen hatte, was für ein Zufall, dachte ich in meinem Inneren.
Alex sagte sofort, “das ist dein Baum“.
Ich sagte “Alex wie sollen wir diesen Baum, der gerade gewachsen, der voller Nadeln, also ein Prachtbaum ist, hier vom Ort bekommen und mit welchem Werkzeug bekommen wir den Baum vom Stamm?
Alex eilte zum Fahrzeug, am Heck befand sich außen, das Ersatzrad und im Ersatzrad befand sich eine Axt.
Alex entnahm die Axt und eilte zum Baum.
Mittlerweile war es nach Mitternacht, es war der 24.12., der Heilige Abend.
“Wollen wir “ und ich nickte zur Zustimmung stumm.
Alex holte aus und die Axt schlug zum ersten Mal am Stamm der Fichte ein.
Der geführte Schlag ergab einen hörbaren Ton, der weithin, kilometerweit hörbar war.
Ich zog den Kopf ein, als könnte man mich nach diesem Schlag sehen.
Und nun folgte Schlag auf Schlag, über die Zeit einer halben Stunde, jeder
Schlag gegen den Baum, wurde mit einem hörbaren Echo belohnt.
Endlich, der Baum fällt. Welch ein grandioser Baum, in meinem Kopf sagte eine Stimme, “So einen Baum hat heute niemand auf der Welt in seinem Wohnzimmer stehen, nur Du“.
Im Gedanken gab ich der Stimme recht.
Ich erahnte schon das nächste Problem, wie bekommen wir diesen Baum von hier weg, ohne erkannt und gesehen zu werden.
Wir klappten die hintere Plane vom Fahrzeug nach oben, nehmen den Baum auf und führten ihn langsam in das Fahrzeug ein, Stück für Stück. Am Ende schaute nur ein Stück der Baumspitze heraus.
Es war geschafft und nun schnell weg vom Ort, bevor wir entdeckt werden.
Schneller als erlaubt fuhren wir in Richtung meiner Wohnung.
An der Wohnung angekommen, die Plane nach oben, den Baum raus.
Die Tür aufgeschlossen, ins Treppenhaus, hoch zur Wohnung, die Wohnungstür aufgeschlossen, den Baum rein.
Wir sitzen auf dem Revier und trinken Kaffee, es ist gleich Feierabend, 06.00 Uhr und es ist der 24.12., der Heilige Abend.
Ein paar Stunden später, der Baum steht in voller Pracht, geschmückt im Wohnzimmer, der Glanz der Lichter erleuchtet den Raum, es ist
Weihnachten.