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Wein zum Essen

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20.11.2001
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Wein zum Essen

»Holst du noch was fürs Wochenende?«, fragt Monika, während sie den Esstisch abwischt. »Übrigens kommen morgen Judith und Clemens zum Essen, da mach ich einen guten Rindsbraten mit Kroketten und Rotkraut.«
Manfred streicht eine Haarsträhne aus dem Gesicht seiner Frau und drückt ihr einen Kuss auf die Wange. »Mal sehen, ob ich was Gutes bekomme. Ich schau vielleicht am besten zu Tina«, schlägt er vor, tauscht seinen Jogging-Anzug gegen Pullover, Latz-Jean und Jacke, und verabschiedet sich. »Bis später, mein Schatz.«

Manfred stellt sein Auto zwei Gassen vom Café »Tinas Corner« entfernt ab. Er geht erst an dem Lokal vorbei und wirft einen prüfenden Blick hinein. Nach einer Runde um den Häuserblock tritt er ein, mustert die drei Gäste an den Tischen und begrüßt dann Tina, die hinter der Kaffeemaschine hervorlugt. Robert und Karl, die gelangweilt an der Bar sitzen, Tee trinken und dazu gemeinsam einen Joint rauchen, begrüßt er per Handschlag.
»Na, is nix los?«, fragt er die drei.
Robert verdreht seine Augen als wolle er rückwärts schauen und murmelt: »Wenn der hinten vom Flipper verschwindet, gehts wieder.« Dann bietet er auch Manfred höflicherweise den Joint an. »Danke, aber du weißt ja, dass ich nicht rauche.«
»Na komm, ein Zug schadet doch nicht.« Manfred tut, als hätte er es gar nicht gehört, er ärgert sich nicht mehr über den gesellschaftlichen Zwang zum Rauchen, dem er als Nichtraucher Tag für Tag begegnet.
Wie selbstverständlich reicht Tina Manfred ein Glas Apfelsaft: »Nicht zu kalt, wie du es gerne hast.«
Manfred lächelt sie an. »Danke, Tina. Siehst du, das schätze ich hier so: Dass du dir die Gewohnheiten der Stammgäste merkst. Das ist nämlich heutzutage gar nicht mehr überall so üblich.«
Tina weiß gar nicht, was sie auf so viel Lob sagen soll, doch Robert hilft ihr mit einem netten Grinsen aus der Verlegenheit: »Geh, Tina, machst du die Musik ein bisserl lauter?« Im selben Augenblick dröhnt »Hocus Pocus« von Focus in voller Lautstärke aus den Boxen, die irgendwo hinter den stets geschlossenen Vorhängen stehen. Manchen Gästen wird überhaupt erst bewusst, dass das Lokal auch Fenster hat, wenn sie außen dran vorbeigehen.
»Alles okay bei dir, Robert?«, erkundigt sich Manfred.
»Es könnte besser gehen, aber was solls … Wie geht´s übrigens Monika? Hat sie schon wieder eine Stelle gefunden?«
»Nein. Seit sie diese blöde Vorstrafe hat, findet sie nichts mehr. Keine Firma will eine Vorbestrafte aufnehmen. Dabei war das, was sie bei ihr gefunden haben, doch bloß für den Eigenverbrauch.«
»Scheiße sowas. Manche werden nur verurteilt, um die anderen einzuschüchtern. Die wissen gar nicht, was sie damit anrichten. Wie viele Existenzen damit sinnlos zerstört werden.«
»Du sagst es. Dabei könnten sie den ganzen Staat damit sanieren, wenn sie es geschickt anstellen.«
Karl schüttelt energisch den Kopf. »Und ich als Türlsteher bin dann arbeitslos. Nein, das könnt ihr nicht machen!«
. »Wir«, Robert klopft ihm auf die Schulter, »übernehmen dann einen stillgelegten Bauernhof, wo das Zeug gut wächst, und du arbeitest auf dem Feld. Ich lass dich doch nicht hängen. Aber solange wir diese Regierung haben, ist daran ohnehin nicht zu denken.«
»Ich schau mir den Typen mal an«, beschließt Manfred, läßt sich von Tina zwei Euros geben, grinst sie an und geht in den hinteren Teil des Lokals.

Kurz mustert Manfred den auffällig gekleideten Mann, der wie wild auf den Flipperknöpfen herumdrückt. Er trägt eine braune Lederhose mit seitlicher Zick-Zack-Schnürung, sowie eine dazupassende Jacke, beides noch so neu, dass Manfred die Frische der Tierhaut trotz des im Raum stehenden kalten Rauchs noch riecht. Dazu hat er besonders hohe, spitze Cowboy-Stiefel an den Füßen, ebenfalls wie gerade erst gekauft. Seine Brust ist geziert von einem aus dünnen Metallrohren geschweißten Peace-Zeichen, das an einer Lederschnur baumelt. Die nackenlangen braunen Haare sind von einem perlenverzierten Stirnband umgeben und an einer Lederschnur um den Hals hängt ein Cowboy-Hut auf seinem Rücken.
Während Manfred sein Glas auf den Tisch neben dem Flipper stellt, sagt er: »Nächste Partie spiel ich mit, hast eh nix dagegen, oder?« Er muß innerlich grinsen, als er sieht, wie viele Münzen sich der Mann am unteren Rand des Flippers bereitgelegt hat. Ein Blick auf den Spielstand bestätigt ihm seine Vermutung. In allen vier Zahlenfeldern sind die Punkte weit vom Freispiel entfernt. Nach der letzten Kugel bekommt der Mann einen aufgeregten Blick und wartet auf die Endzahl, die ihm noch ein Glücks-Freispiel hätte einbringen können. Aber er hat Pech.
Dann endlich beginnt das Spiel von vorne und Manfred schießt die erste Kugel aus. Sein Spielpartner war bisher nicht sehr gesprächig, doch nun, da Manfred an der Reihe ist, versucht er es zaghaft. »Bist du öfter hier?«
»Ja«, antwortet Manfred, zugleich die Kugel souverän in einem Zehntausenderloch versenkend. »Ich komm gern zum Spielen her.«
»Man merkt, dass du nicht zum ersten Mal auf diesem Flipper spielst.«
»Du bist aber ein Blitzgneißer«, antwortet Manfred zwinkernd.
»Ich spiel nur ganz selten«, erwidert der in Leder gekleidete Mann.
»Und dann gleich um so viel Geld?«, fragt Manfred neugierig – von einem lauten Knall begleitet, bei dem der »Cowboy« zusammenzuckt – und setzt daraufhin mit gespielt ungläubiger Betonung nach: »Was ist, hast du noch nie erlebt, wie sich ein Freispiel anhört?«
»Zumindest noch nie bei der ersten Kugel«, staunt der Ledermann.
»Naja, immer gehts bei mir auch nicht so gut. Ist halt doch Glückssache.«
Der Mann beugt sich näher zu Manfred und flüstert: »Kann ich dich was fragen?«
»Nur zu, schieß los!«
»Weißt du vielleicht, wo ich hier ein paar Promille krieg? Ich hab gehört, hier kann man was kaufen.«
Manfred schaut ihn mit weit aufgerissenen Augen an. »Bitte was?«
»Na du weißt schon, Bier, Wein, Schnaps, ganz egal. Hauptsache, Promille.«
»Nein, ich hab davon hier noch nie was gehört… Das kann ich gar nicht glauben. Wo erzählt man sich denn so etwas?«, tut Manfred entgeistert und zur Erleichterung seines Gegners fällt die Kugel endlich kerzengerade zwischen den beiden Flippern durch, womit der Ledermann der Frage elegant ausweichen kann, denn er muss sich wieder absolut auf das runde Metall konzentrieren, das er nun wieder über die schräge bunte Fläche kullern lässt. Aber nach einem Schluck von seinem Apfelsaft ist Manfred schon wieder an der Reihe und schafft die nächsten beiden Freispiele. Siebenundzwanzig Minuten hat er die Kugel, bevor sie endlich über die linke seitliche Bahn entwischt, doch er kann dem Mann trotz gezielter Fragen die Küche dieses »Gerüchtes« nicht entlocken, der nach Ende des Spiels seine am Flipper abgelegten Münzen eilig wieder einsammelt und sich verabschiedet.
Manfred trinkt seinen Apfelsaft aus, lässt seine Freispiele Freispiele sein und gesellt sich wieder zu den anderen an der Bar. In der Zwischenzeit hat sich das Lokal etwas gefüllt. Am Billardtisch stehen zwei Pärchen, die sich zwischen den Stößen einen dicken Joint immer wieder über dem grünen Tisch weitergeben. Tina ermahnt sie, Acht zu geben, dass keine Asche oder gar Glut auf den Filzbelag fällt. An einem kleinen Tisch beim Fenster würfelpokern zwei rund dreißigjährige Männer und an einem weiteren Tisch sitzen zwei Männer und eine Frau, die synchron mit starrem Blick in Roberts Richtung schauen. Alle Anwesenden sind nicht zum ersten Mal hier – man kennt sich.
Robert klopft Manfred auf die Schulter. »Gute Arbeit, Manfred, den hast du ja schön verjagt. Was willst du trinken?«
»Oh, danke, du zahlst? Ich glaub, jetzt ist mal Zeit für einen Kaffee«, antwortet Manfred. »Tina, eine Melange, bitte.«
»Geht auf mich«, ruft Robert Tina zu. Manfred bedankt sich und Tina fragt:
»Und, glaubst auch, dass der Cowboy ein Ziviler war?«, dabei deutet sie mit dem Kopf Richtung Tür, durch die der Mann das Lokal verlassen hat.
Manfred antwortet: »Das war hundertprozentig ein Bulle, so wie der mich auszufragen begonnen hat. Außerdem waren seine Finger viel zu fein, für das, was er darstellen wollte.«
»Und dann erst der nagelneue Lederdress, also wenn das nicht auffällt …«, steuert Tina zur Übereinstimmung bei. Noch bevor es in Gelächter ausartet, schaut Robert auf die Uhr und fordert Karl auf: »Na dann, gehen wir´s an.«

Karl beginnt seine Arbeit, mit der er sich zu seiner langjährigen Arbeitslosigkeit etwas dazuverdient. Er geht vors Lokal und hält Ausschau in alle Richtungen, kommt wieder und nickt Robert zu. Dieser nimmt eine Sporttasche, die bislang scheinbar herrenlos bei einem der Tische stand, und begibt sich damit auf die Toilette. Sämtliche Augenpaare im Lokal sind auf ihn gerichtet, sich davon überzeugend, dass er auch wirklich hinter der Türe des WCs verschwindet.
Langsam wird der Würfelbecher abgestellt, die Kös werden beiseite gelehnt, Joints einfach in den Aschenbecher gelegt oder gleich ausgedämpft. Binnen zwei Minuten sind fast alle Gäste des Lokales hintereinander vor der Klotür aufgereiht. Auch Manfred.
Karl geht, mit einem Joint in der Hand, immer wieder vors Lokal und blickt um sich, als würde er einen Freund erwarten. Dann setzt er sich zurück an die Bar und starrt in den Spiegel, über den er die Eingangstüre gut im Blick hat. Würde jemand Unbekannter oder uniformierte Polizei das Lokal betreten, hätte er die Aufgabe, einen Knopf unter der Bar zu drücken, der einen Lichtalarm am WC auslöst.
Robert läßt den ersten Wartenden eintreten, der kurz darauf die Toilette wieder mit geschlossener Jacke verläßt. Der nächste betritt den Raum. Alle scheinen glücklich wieder herauszukommen und alle haben geschlossene, gut ausgefüllte Jacken oder prall gefüllte Handtaschen. Die meisten bezahlen anschließend ihre Getränke bei Tina und verlassen das Lokal – unauffällig, im Zwei-Minuten-Takt.
Als alle weg sind, verlässt auch Robert wieder die Toilette, mit einer sichtbar leichter gewordenen Tasche. Hinter der Bar zählt er ein Häuflein Euro-Scheine, gibt einen Fünfziger Tina, einen Karl, und sagt zu Manfred: »Ich hab da ein kleines Fläschchen Rum. Wenn du was davon willst, dann trink noch einen Tee und ich leer dir was rein.«
Manfred verzieht das Gesicht und schüttelt sich demonstrativ. Dann sagt er leise zu Robert: »Du solltest auch aufhören mit dem Scheiß. War das nicht früher auch mal deine Devise: keine harten Sachen? Cool drauf sein wollten wir, aber das Zeug ist ziemlich uncool. Denk mal nach, Alter.«
»Hast ja irgendwie Recht«, antwortet Robert und holt tief Luft, »aber wenn du ständig mit anderen Dealern zusammenkommst, kannst du nicht leicht nein sagen.«
»Siehst du, wieder eine Folge der Illegalität. Sonst würdest du mit so was gar nicht in Kontakt kommen.«
Manfreds Handy läutet. »Es hat sich nur ein bisserl verzögert, Schatz, ich bin schon beim Gehen. … Ja, ein Packerl Gras aus dem Automaten bring ich dir mit. Bis gleich!« Nachdem er bezahlt hat, verabschiedet er sich von Robert mit einem Schlag auf den Rücken und den Worten »Cool bleiben, Alter!«, schaut mit zum Gruß erhobener Hand einmal in der Runde und geht.

Am Weg zu seinem Auto hat er ein mulmiges Gefühl. Immer wieder kommt es vor, dass Gäste des Lokales auf der Straße einer Leibesvisitation unterzogen werden. Aber er kommt gut bei seinem Fahrzeug an und ist kurz darauf wieder bei Monika.
»Da bist du ja endlich wieder, Mandi!«, begrüßt sie ihn freudig und umarmt ihn, als wolle sie ihn nie wieder loslassen. »Ich hatte jetzt schon Angst um dich …«
Manfred drückt sie fest an sich. »Schatz, du sollst dir doch keine Gedanken machen. Ich pass schon auf.«
»Und, hast du was bekommen?«, will Monika gleich danach wissen.
»Ja«, antwortet er, und öffnet seine Jacke, nimmt je eine grüne Plastikflasche aus den beiden Innentaschen der Jacke und zieht zwei unter seinem Latz hervor. »Ein Bier machen wir jetzt gleich auf, der Wein ist für morgen zum Essen.«
Monika freut sich, holt die eben frisch gemachten Pop-Corn aus der Küche und setzt sich zu Manfred ins Wohnzimmer, der bereits das Bier in zwei Gläser aufteilt und eines davon Monika reicht. Mit »Prost« und »Auf uns!« stoßen sie an und trinken genüsslich den ersten Schluck seit einer Woche.
»Spielts was im Fernsehen?«, fragt Manfred und nimmt das Programmheft zur Hand. »Ach, alles schon vorbei, was interessant gewesen wäre …«
»Ja, wenn du so spät kommst, ist alles schon vorbei. Ich bin allerdings noch nicht vorbei.« Sie schenkt ihm ein Lächeln.
»Wenn das Bier legal wäre, hätte ich es auch schon beim Einkaufen am Nachmittag aus dem Supermarkt mitgenommen«, regt Manfred sich auf. »Eigentlich ist das ja ein Witz, daß wir so an den Rand gedrängt werden, während sich jeder Joint-Raucher Gras und Shit im Supermarkt kaufen kann.«
Monika seufzt. »Heute bist du aber wieder sehr kritisch unterwegs, Mandi.«
»Verzeih, mein Schatz. Aber weißt du, als ich diese Woche den tollen Geschäftsabschluss zustande brachte, wollte ich gern nach dem zweistündigen Essen einen Schluck Rotwein, nur so für die Verdauung, während die anderen schon mit der dritten Wasserpfeife darauf anblubberten, um gebührend zu feiern. Zufällig hatte ich noch ein kleines Fläschchen bei mir und ging damit aufs Klo. Und als ich dann da so in der kleinen Kabine stand und möglichst lautlos langsam Schluck für Schluck trank, da wurde mir das so richtig bewusst.«
»Äh, was wurde dir bewusst? Wie laut sich das Schlucken anhört?«
»Wie unfair das alles ist. Jeder darf seinen Joint rauchen, wo und wann er will, der Staat kassiert noch fleißig, und wenn ich einen Schluck Wein oder Bier trinken will, dann muss ich mich verstecken, statt es gemütlich bei den anderen zu trinken … Ach, ich reg mich zu sehr auf. Es ist nur: Ich will mich ja nicht ständig ausschließen, aber dieses Verbot zwingt mich dazu.«
»So«, Monika legt ihren Finger auf Manfreds Lippen und lächelt ihn an. »Und jetzt machen wir uns einen gemütlichen Abend, ja?«
»Weißt du eigentlich, dass man überall dort, wo jetzt der Hanf wächst, auch Wein anbauen kann?«
»Schatz …«, sagt sie gedehnt, während sie sich zu ihm dreht, ihre Arme um seinen Hals schlingt und sich auf seinen Schoß setzt.

Es ist Samstag Mittag und der Braten gerade fertig, als wie erwartet Judith und Clemens an der Tür klingeln. Wenig später sitzen die vier Freunde vor dem guten Essen. Manfred holt die schönen Weingläser, sowie eine der Plastikflaschen. Mit dem Hinweis, dass es sich um italienischen Wein handle, schenkt er die rote Flüssigkeit ein. Er setzt sich wieder und alle prosten sich zu, machen den ersten Schluck und beginnen, während des Essens einen gemeinsamen Urlaub auf einem Hausboot zu besprechen.
Da läutet es nochmals an der Tür.
»Erwartet ihr noch jemanden?«, fragt Clemens.
»Eigentlich nicht. Ich schau mal nach.« Manfreds Stimme klingt unsicher. Er geht möglichst leise zur Tür und schaut durch den Spion. Er kennt die Männer nicht, aber er erkennt sie, weshalb ihm der Schreck kalt in die Glieder fährt. Ein Pumpern von draußen.
»Machen Sie auf, wir wissen, dass Sie zuhause sind!« Noch ein kräftiges Klopfen an der Tür, nur wenig lauter als Manfreds Herzschlag. Er geht ebenso leise wieder ins Zimmer zurück.
»Polizei ist draußen!«, teilt er den anderen leise mit. Nach einer Schrecksekunde nimmt Monika die Gläser, schüttet alles ins Waschbecken und lässt Wasser nachlaufen. Der Weingeruch steht verräterisch in der Luft.
Die geöffnete Flasche versteckt Judith im Mistkübel und drapiert eine zerknüllte Zeitung darüber. Manfred bleibt nichts anderes übrig, als zu öffnen, da die Männer nun schon so heftig pochen, dass die Tür beinahe von selbst aufspringt. Monika und Judith rauchen sich schnell je einen Joint an, um den Alkoholgeruch zu übertönen.
Die drei Beamten in Zivil weisen sich aus und treten ein. »Wir müssen eine Hausdurchsuchung machen. Geben Sie freiwillig heraus, was sie haben, dann bringt Ihnen das mildernde Umstände.«
»Was meinen Sie?« Manfred ist sich sicher, dass er die beiden vollen Flaschen gut versteckt hat.
»Schauen Sie, wenn Sie auch alles abstreiten, wir wissen, dass Sie Alkohol im Haus haben und wir werden ihn finden.«
»Woher haben Sie solche Gerüchte?«, erkundigt sich Manfred.
Der Beamte grinst. »Hellsehen.«
Manfred gibt sich eingeschüchtert. »Nur hin und wieder trink ich was, Herr Inspektor, ehrlich. Ganz heimlich und alleine. Meine Freunde hier wissen nicht einmal etwas davon.«
»Und das sollen wir Ihnen glauben?« Seine Kollegen schickt er ins Wohn- und ins Schlafzimmer, während er selbst in die Küche geht. »Machen wir einmal den Geschirrspüler auf … Na, und was haben wir da? Vier Weingläser.« Mit einem Grinsen in Richtung Monika setzt er noch hinzu: »Spülen Sie immer alles so fleißig vor?« Monika wird rot im Gesicht und der Beamte bestätigt sich selbst: »Na bitte.«
»Ich …«, stammelt Monika nur.
»Und wo werden wir denn die leere Flasche hingegeben haben, hm? In den Mistkübel?« Er zieht die halbvolle Flasche mit selbstzufriedenem Blick heraus. »Ah, da haben wir ja, was wir suchen. Und es ist sogar noch was drin, haben wir Euch etwa gerade gestört?«
»Hier ist was, Chef!«, freut sich der Beamte, der gerade mit den restlichen zwei Flaschen, eine mit Bier, eine mit Wein befüllt, in die Küche kommt.
»Das ist alles von mir«, behauptet Monika, als ihr bewusst wird, dass Manfred seine Arbeit verlieren würde.
»Das könnt Ihr uns dann alles beim Verhör erzählen.« Der Beamte funkt um Verstärkung, damit alle vier zum Kommissariat chauffiert werden können.
Manfred beginnt, sich aufzuregen: »Aber das darf doch alles nicht wahr sein – wegen ein bisschen Wein so einen Aufwand zu treiben, während richtige Verbrecher draußen frei herumlaufen! Wir haben unsere Freunde doch bloß zum Essen eingeladen …«
»Und zum Trinken von Alkohol verführt. Wenn Sie jetzt nicht den Mund halten, schreib ich die Anzeige auf Weitergabe und muss Sie vorläufig festnehmen. Wenn Sie kooperativ sind, können Sie in einer Stunde wieder nach Hause. Dann werden Sie nur als Zeuge geladen, wenn Ihr Dealer sich vor Gericht zu verantworten hat.«
Clemens versucht noch, sich dagegen zu wehren, dass er und Judith ebenfalls mitkommen müssen, aber es hilft nichts. Wenig später sitzen sie, aufgeteilt auf vier Räume, beim Verhör.

Nach rund einer Stunde können sie alle wieder gehen, weil Manfred und Monika kooperativ genug waren. Sie haben gleich zwei verschiedene Dealer angegeben, weil ja keiner wusste, was der andere sagen würde.
»Eine Übernahmebestätigung kriegen Sie noch, auf der wir die konfiszierten Alkoholika bestätigen, warten Sie noch kurz«, meint einer der Beamten, worauf ein zweiter grinst und sagt: »Lass mich das schreiben …«
Manfred nimmt die Bestätigung entgegen, steckt sie ein, und zu viert verlassen sie das Gebäude.

Bei der Busstation meint Monika: »Lass mal schauen, was da draufsteht.« Manfred gibt ihr den Zettel. Sie liest erst leise, lacht und liest dann laut vor: »Beschlagnahmt: eine Flasche Bier und zwei leere Weinflaschen …«

 

Hallo Häferl,
hat mir gefallen, dein Fehlersuchbild.
Zuerst dachte ich, Manfred wollte Hasch besorgen. Aber als er sagte: ich rauche nicht, wurde ich stutzig.
Spannend bis zuletzt, und auch .... nur wenig überspitzt.
Massenarbeitslosigkeit, Totale Staatsgewalt, Willkür,Korupption, Ohnmacht des Bürgers,.
Sind wir nicht mehr weit davon entfernt?
Hatten wir dass nicht schon mal?
Alkoholverbot in den USA und in Schweden.
das dritte Reich...
George Orwell...

Fazit:
deine Geschichte liest sich wie nahe Science fiction, mit einer Portion Gänsehaut.

Goldene Dame

 

Hallo Goldene Dame!

Ich hab mich sehr gefreut, als ich gleich in der Früh Deine Antwort gefunden hab :), wollte aber eigentlich noch ein, zwei andere Antworten abwarten, bevor ich mich zu Erklärungen hinreißen lasse.
Bis jetzt lassen mich aber alle andern im Stich :crying:, also bedanke ich mich erst einmal bei Dir fürs Lesen und Kommentieren – warte aber trotzdem noch damit, auf Deinen Kommentar näher einzugehen. ;)
Nur soviel: Eigentlich ist es keine Science Fiction …

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Hey Susi!

Hashc und Alk ahebn die Rollen gewechselt, sonst hat sich vermutlich nicht viel geändert.
Gut geschrieeben, durch die vielen Dialoge schön locker und unterhaltsam - die Pointe am Schluss hat mir ein Grinsen entlockt.
Hat mir gut gefallen - die Umkehrung von Hasch und Alkohol ist dirr gelungen. Was ist schädlicher, was legal, was gefährlicher... mit Alk kann man sich ums Leben saufen, tun was man will, der Joint fordert Polizeitrupps. Hier andersherum genauso lächerlich in dieser absoluten Haltung.

schöne Grüße
Anne

 

Nur soviel: Eigentlich ist es keine Science Fiction …

Hast ja recht Susi, ich meinte auch Sozialutopie, verband es mit SF, ;)
Goldene Dame

 

Liebe Häferl,

eine Fluchtdroge wurde durch die andere ersetzt, für deutsche, in denen der Besitzt von Marihuana zum Eigenbedarf zwar auch verboten ist, aber nicht angezeigt wird, in einer erschreckenden Konsequenz.
Ich nehme an, du wolltest mit dieser Verkehrung die Absurdität des Marihuanaverbotes aufs Korn nehmen, anstatt eine Sozialutopie aufzuzeigen. Die Argumente der Legalize It Bewegung sind hinlänglich bekannt und auch an ihnen stört mich das Aufrechungsprinzip, das mich immer an die Zensurfeilscherei in der Schule erinnert. Eine Erlaubnis auf Kosten von etwas anderem zu erstreiten geht meistens nach hinten los. Auch wenn ich dir zugestehe, dass Alkohol eine von vielen bagatellisierte Droge ist.

Deine Geschichte liest sich über weite Strecken spannend und ist gut geschrieben. Allerdings habe ich eine Reihe stilistischer Anmerkungen gemacht, wie du sie mE noch verbessern könntest.
Leider tendierst du zum Missionieren. Das schadet dieser Geschichte, weshalb ich eine ganze Passage dieser Geschichte schlichtweg streichen würde. Mehr dazu siehe unten.

tauscht seinen Jogging-Anzug gegen Pullover, Latz-Jean und Jacke, und verabschiedet sich. »Bis später, mein Schatz.«
Latz-Jeans
Robert verdreht seine Augen als wolle er rückwärts schauen und in einer Mischung aus Flüstern und leisem Reden sagt er:
Wahrscheinlich Geschmacksache. Wenn es irgendwie zu vermeiden ist, würde ich substantivierte Verben immer umgehen. Die Mischung aus Flüstern und leisem Reden nennt man bei uns in Norddeutschland Raunen.
Versuche mal, wie sich das für dich liest:
Robert verdreht seine Augen als wolle er rückwärts schauen und raunt leise:
Dann bietet er auch Manfred höflicherweise den Joint an, der aber wie immer ablehnt: »Danke, ich rauche nicht.«
Auch hier greife ich mal tief in dein Sprachgefühl ein und zeige dir eine Alternative auf:
Dann bietet er auch Manfred höflicherweise den Joint an.
»Du weißt doch, dass ich nicht rauche,« lehnt der dankend ab.

Damit hättest du seine Haltung deutlich gemacht, ohne sie zu beschreiben.
»Na einmal kannst du doch anziehen«, versucht Karl ihn zu überreden. Manfred geht gar nicht darauf ein.
Und noch ein so dreister Eingriff:
»Na einmal kannst du doch anziehen.«
Am besten überhört man diese Überredungsversuche. Sonst wird Karl nie locker lassen.

Damit hast du den Fokus etwas von der Nacherzählung des Geschehens weg und innerhalb des Handlungsstranges mit Charakterisierungen gefüllt.
Wie selbstverständlich reicht Tina Manfred ein Glas Apfelsaft, nicht zu kalt, was er besonders schätzt: Er findet, eine gute Bedienung müsse sich einfach gewisse Gewohnheiten der Stammgäste merken. Das ist mit ein Grund, warum er gern hierher kommt, in Tinas Corner.
Diese ganze Passage in wörtliche Rede gepackt würde das Gleiche bewirken und dabei mehr Atmosphäre auchbauen, weil du die Personen aus sich selbst heraus vorstellen würdest. Etwa so:
»Hier Manfred.« Die Bedienung stellt ihm ein Glas Apfelsaft auf die Theke. »Nicht aus dem Kühlschrank, so wie du es magst.« Dabei lächelt sie ihn mit einem koketten Augenaufschlag an.
»Tina, du bist ein Schatz«, bedankt sich Manfred erfreut. »So lobe ich mir das.«
Tina grinst und antwortet etwas burschikos: »Ich will ja, dass du wieder kommst.«

Du könntest das Gefühl haben, dass es dann auf Grund der folgenden Passage etwas viel wörtliche Rede wird. Das könnte ich gut nachvollziehen. Mir erschien diese Passage nur sehr moraltriefend.
Jetzt höre ich auch auf mit solchen dreisten Änderungen. Ich denke, das Prinzip hast du begriffen. :)
»Wenn das Bier legal wäre, hätte ich es auch schon beim Einkaufen am Nachmittag aus dem Supermarkt mitgenommen. Eigentlich ist das ja ein Witz, daß wir so an den Rand gedrängt werden, während sich jeder Joint-Raucher Gras und Shit im Supermarkt kaufen kann«, regt Manfred sich auf.
»Ja …«, seufzt Monika.
»Mit Jammern ändern wir leider nichts. Wir sollten was tun.«
»Du hast wohl Recht. Aber bei einer Demo mitzumachen find ich echt zu gefährlich. Ich meine, wenn man dich vielleicht im Fernsehen sieht, bist du sicher auch gleich deinen Job los. Willst du vermummt gehen?«
»Ja, weißt du noch gar nicht, dass wir ein Vermummungsverbot haben? Ich hab auch gehört, dass sie Fotos von den Leuten auf den Demos machen, die dann im Polizeicomputer zu finden sind. Irgendwie ist mir das alles sehr suspekt. Man darf zwar für seine Rechte demonstrieren, wird aber behandelt wie ein Verbrecher, wenn man es tut. Ich weiß nicht, wo das alles noch hinführt.«
»Naja, auf uns beide kommts ja auch nicht an. Deine Arbeit ist auf jeden Fall wichtiger als so eine Demo.«
»Das stimmt, mein Schatz. Wenn ich keine Arbeit mehr hab, dann können wir es uns auch gar nicht mehr leisten, also halten wir lieber den Mund und trinken den Wein im Stillen. Abseits der Gesellschaft. Wir haben uns ja gegenseitig.«
»Heute bist du aber wieder sehr kritisch unterwegs, Mandi.«
»Ja, weißt du, als ich die Woche den tollen Geschäftsabschluss zustande brachte, wollte ich gern nach dem dreistündigen Essen einen Schluck Rotwein, nur so für die Verdauung, während die anderen sich schon den dritten Joint herumreichten, um gebührend zu feiern. Zufällig hatte ich noch ein kleines Fläschchen bei mir und ging damit aufs Klo. Und als ich dann da so in der kleinen Kabine stand und möglichst lautlos langsam Schluck für Schluck trank, da wurde mir das so richtig bewusst.«
»Äh, was wurde dir bewusst? Wie laut sich das Schlucken anhört?«
»Wie unfair das alles ist. Jeder darf seinen Joint rauchen, wo und wann er will, der Staat kassiert noch fleißig, und wenn ich einen Schluck Wein oder Bier trinken will, dann muss ich mich verstecken, statt es gemütlich bei den anderen zu trinken … Ach, ich reg mich zu sehr auf.«
»Manfred, willst du nicht ein Buch darüber schreiben?«
»Ja, irgendwann einmal, wenn ich nicht mehr so viel Zeit damit verbringen muss, einen guten Schluck fürs Wochenende und besondere Anlässe einzukaufen und mich damit dann zu verstecken. Und dann heißt es, das Zeug macht lasch und träge, weil Leute, die es trinken, nichts weiterbringen. Ja, ist es ein Wunder? Was soll einen denn noch freuen, wenn man gerade drei Stunden damit verbracht hat, es einzukaufen?«
»So, und jetzt machen wir uns einen gemütlichen Abend, ja?«
»Ist gut, Schatz. Weißt du eigentlich, dass man überall dort, wo jetzt der Hanf wächst, auch Wein anbauen kann?«
»Schatz …« Monika legt ihren Finger auf Manfreds Lippen
Diese ganze Passage kannst du mE einfach streichen. Das klingt zwar brutal, aber du erklärst darin nur die vorangehende, die viel spannender ist. Es liest sich, wie ein viel zu langes Fazit, dass den Leser bevormundet.

Das war es auch schon mit meinen Anmerkungen. Lasse dich nicht täuschen. Dass es so viele sind, heißt nciht, dass mir die Geschichte nicht gefallen hat. Sie könnte eben nur, wenn sie um den Agitatorenfaktor der siebziger Jahre Geschichten erleichtert wird wesentlich wirkungsvoller sein.

Lieben Gruß, sim

 

Hi Susi,

für mich ist dies eine Geschichte, in der die Verteufelung von Hasch und die Akzeptanz von Alkohol, wie sie in unserer Gesellschaft herrscht, auf den Kopf gestellt wird. Dadurch machst Du deutlich, wie verlogen unser Umgang mit Marihuana und Alkohol ist.

Etliche Szenen zu Beginn Deiner Geschichte fand ich amüsant (z.B. der Weinverkauf auf der Toilette der Kneipe). Auch das Ende, die Pointe kam für mich überraschend, war witzig.

Was mir nicht so gut gefiel, war die Länge Deiner Geschichte. Nachdem mir klargeworden war, worum es Dir geht, fand ich die Dialoge und Beschreibungen etwas zu langatmig. Ich glaube, dass Deine Geschichte gewinnen würde, wenn Du sie etwas kürzen würdest. Vielleicht erreichst Du das ja schon mit der Entfernung der von sim zitierten Passage?

Liebe Grüße
Barbara

 

Liebe Maus und Goldene Dame, lieber sim und liebe Barbara!

Erst einmal Danke an sim, für die stilistischen Schwachstellen :) – habe sie großteils gleich umgemodelt, aber erst jetzt Zeit gefunden, hier zu antworten.
»Jean« ist in Österreich erlaubt :p, und ich bin es auch immer schon so gewöhnt – würde er sich »Jeans« anziehen, wären es bei mir mindestens zwei übereinander…;)
Den langen Absatz, den Du ganz streichen wolltest, hab ich gekürzt, aber ein paar Aussagen da drin sind mir einfach wichtig. Zum Beispiel die mit dem Einkaufen – das war nämlich der Ursprungsgedanke zu der Geschichte, als wieder einmal alle vor mir bei der Kassa ihre Bierkisten im Einkaufswagen hatten…:D
Einen Vorschlag (den mit dem Nicht-Rauchen) hab ich direkt übernommen, aber der mit dem Apfelsaft hätte in Deiner Version ja ganz eine andere Aussage, d.h., es würde alles von Tina ausgehen, es geht aber von Manfred aus. Ich habs auf ein ausgesprochenes Lob geändert. Wirkt das jetzt sehr aufgesetzt? Irgendwie gefällt es mir noch nicht so ganz…

@Goldene Dame:

Sind wir nicht mehr weit davon entfernt?
Die Antwort hast Du Dir jetzt ja wahrscheinlich schon aus den Antworten von Maus und al-dente herausgelesen, nehm ich an…;)
Für jemanden, der Gras oder Haschisch raucht und keine private Quelle hat, ist es eine ganz normale Situation, so einzukaufen. Das mit der Hausdurchsuchung ist ein bisserl übertrieben, als Nur-Konsument muß man eher nicht so schnell damit rechnen, aber es kann einem passieren.

Was ich mit der Geschichte bezwecke, haben @Maus und @Barbara – auch an Euch beide ein Danke! – sehr schön gesagt:

Hier andersherum genauso lächerlich in dieser absoluten Haltung.
eine Geschichte, in der die Verteufelung von Hasch und die Akzeptanz von Alkohol, wie sie in unserer Gesellschaft herrscht, auf den Kopf gestellt wird. Dadurch machst Du deutlich, wie verlogen unser Umgang mit Marihuana und Alkohol ist.
Besser als Barbara hätte ich es, vor allem in der Kürze, gar nicht sagen können. :)
Ich glaube, dass Deine Geschichte gewinnen würde, wenn Du sie etwas kürzen würdest. Vielleicht erreichst Du das ja schon mit der Entfernung der von sim zitierten Passage?
Wie gesagt: Entfernt hab ich sie nicht, aber doch ziemlich gekürzt. ;)

Danke Euch fürs Lesen und Kommentieren,

alles Liebe,
Susi :)

 

Hallo liebe Häferl,

die Änderungen verbessern deine Geschichte. Dien kleinen Rest der von mir beanstandeten Passage lasse ich dir gern. Du hast halt ein Agitationsherz. :)

Einen Aspekt habe deiner Geschichte habe ich in der ersten Kritik vernachlässigt. Aus Angst um den eigenen Lebenskomfort entwickelt sich in deinen vier Prots ein unsolidarisches Verhalten. Sie trauen sich nicht, ihre politische Meinung auf Demonstrationen zu verkünden und sie verraten sogar ihre Freunde/Lieferanten um die eigenen Haut zu retten. Der Machtapparat eines Staates ist schon recht einschüchternd.

Lieben Gruß, sim

 

Lieber Illusionist!

Danke fürs Lesen und Kommentieren! :)

Leider nicht so ausführlich, wie ich es vorhatte, da ich eigentlich schon im Bett bin, geistig.
Umschreibt man das jetzt so, wenn man sonst nichts zu kritisieren gefunden hat? :p :D
Eine Ungereimtheit ist mir aufgefallen:
Wo? Das mit dem Türlsteher ist keine Ungereimtheit, das ist Österreichisch, oder Ostösterreichisch, oder Wienerisch, was weiß ich...
So nennt sich jedenfalls sowohl der, der bei Diskotheken beim Eingang steht und Gesichtskontrolle macht, als auch alle, die in zwielichtigen Lokalen - an der Türe stehend - aufpassen, wer hineingeht.
In Lokalen, in denen gedealt wird, ist üblicherweise auch einen Türlsteher, der aufpaßt und gegebenenfalls warnt. ;) - Und wie nennt sich der denn bei Euch?
ich vermute mal, schlicht das Hasch-verbot.
Ja, und nur dieses. Ich bin auf alle Fälle gegen harte Drogen, weil die wirklich nur kaputt machen.
Geschickt ad absurdum geführt, präsentierst du eine GEsellschaft, die einem Angst machen kann und das, obwohl der TExt locker, flockig geschrieben ist und sich sehr flüssig liest.
Die Pointe ist erste Sahne und verdeutlicht die Absurdität des Textes.
Hach, das tut gut. So gelobt übernehm ich jetzt mit einem guten Gefühl die nächste Schicht im Träumeland (das ist leider die kurze Schicht...) :D

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Gute, sinnvolle Geschichte, aber in vielen Dialogen nicht ganz glaubwürdig. Zum Beispiel. "Polizei ist draußen" würde man nicht sagen. Sondern nur "Polizei". Dass sie nicht drinnen, sondern draußen ist, das ist bekannt. Und statt "teilt er den anderen leise mit", würde ich "flüstern" sagen.
Unter diesem Aspekt gibt es viele Kleinigkeiten, nach denen du die Geschichte nochmal untersuchen solltest. Ich bin sicher, du stolperst von selbst über die Stellen, die nicht passen.
In einem Buch von Stephen Frey "Wie man einen verdammt guten Roman schreibt", habe ich den für mich (fürs Schreiben) wichtigsten Satz entdeckt. Sinngemäß wiedergegeben: "wenn du überlegst, ob du ein Wort, einen Absatz oder ein Kapitel streichen sollst, dann tu es!"
Nach diesem Motto überprüfe ich mittlerweile alles, was ich schreibe. Und ich streiche sehr viel. Auch wenn es mir (in meiner Selbstgefälligkeit) schwer fällt.
Lieber Gruß von Renate

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Illu und eterna!

Danke, eterna, fürs Lesen und Kritisieren meiner Geschichte! :)
Ich werd mir Deinen Tip zu Herzen nehmen und die Geschichte nochmals durchgehen und vielleicht doch noch was zum Streichen finden - aber "Polizei ist draußen" bleibt drin, der Satz stimmt schon so. (Sind ja nicht alle immer so wortkarg. ;))
An anderen Stellen wiederum ist mir selbst auch schon aufgefallen, daß meine Protagonisten ein bissl komisch reden, aber wenn ich das Wienerische übersetze, dann kommt oft sowas raus, hmm. :shy:

Illu, "denn über dein Fehlersuchbild gibt es noch einiges zu sagen" - da bin ich ja schon sehr gespannt und freu mich drauf. ;)

Ich bin übrigens auch gegen Hasch, ändert aber nichts an meinem Lob für den Text
Man muß übrigens auch nicht für Hasch sein, um gegen das Verbot zu sein. So, wie man nicht selbst "Ausländer" sein muß, um gegen jegliche Diskriminierung zu sein, oder ähnliches. Es geht einfach um die Möglichkeit zur Selbstbestimmung des Einzelnen.
Deshalb hab ich es auch andersherum, also als Alkoholverbot, während man sich Gras im Supermarkt oder im Automaten kaufen kann, dargestellt: damit auch Nicht-Cannabis-Konsumenten die menschliche Seite verstehen. ;)

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Hallo Häferl,
ich kann mich nur noch meinen Vorgängern anschließen: locker und sehr anschaulich erzählt, das Dilemma schön auf den Kopf gestellt. Ich find's ein bisschen langatmig, naja. Gestolpert bin ich nur über den Begriff "absentieren". Im Duden steht: "veraltert für sich entfernen". Ich dachte zuerst, es hätte etwas mit Absinth zu tun. Wahrscheinlich sind das wieder typisch österreichische Schwierigkeiten.
Gruß Tamara

 

Hallo Häferl,

vow, habe jetzt deine Geschichte in einem Zug gelesen, war spannend bis zum Schluss. Meist habe ich bei langen Texten das Problem, dass ich nach dem Probe-Scrollen (ups, eigenartiges Wort, passt aber!) dann zuerst mit den Beurteilungen anfange. Sind sie mäßig oder gar s..mäßig, dann schaffe ich es kaum, mich zum Lesen der Geschichte zu motivieren. Was eigentlich schade ist..:(

Oder gute Beurteilungen beeinflussen zu sehr mein Beurteilungsvermögen, weil ich den meist verblüffenden Ausgang bereits im Kopf habe. Zum Glück habe ich dieses Mal die Länge 'in Kauf' genommen und bin positiv überrascht. Werde vielleicht doch in Zukunft lieber weniger und dafür gründlicher lesen.;)

Mit dem Austausch der Sucht-Mittel in erlaubte und verbotene ist dir eine interessante Utopie gelungen. Wobei ich mich frage, ob eine solche Entwicklung nicht durchaus denkbar wäre. Bei bestimmten gesundheits-politischen Veränderungen vielleicht?

Nicht dass ich selber Marihuana-Fan wäre wie meine Töchter und eine Lanze brechen wollte, aber der extreme Anstieg des Alkohol-Konsums bei Jugendlichen ist nicht zu übersehen. Auch bei einer immer größer werdenden Gruppe von Menschen aus allen Bevölkerungsschichten dient Alkohol als Fluchthelfer vor den Alltagsproblemen.

Die Möglichkeit des exzessiven Alkoholgenusses :wein: , der häufig Unbeteiligten das Leben kostet, wird vom Gesetzgeber in Kauf genommen, weil die Beseitigung der Hintergründe für dieses Suchtverhalten (wie auch bei anderen Süchten) nicht geleistet werden kann. Auch nicht beabsichtigt ist. Schließlich könnte unser Wirtschaftssystem ohne den Verkauf von Suchtmitteln und Abhängigen nicht existieren...:Pfeif:

Na ja, ist eigentlich ein alter Hut. Aber schon spannend, wenn man deine Geschichte mal weiter denkt:susp:

LG von
ahino

.........
PS: Einer der Ratschläge ist super und auch für mich passend: "Immer erst überlegen, was alles gestrichen werden kann...":bonk:

 

Hallo Susi,

danke erstmal für deinen Hinweis auf die Geschichte, hat mir -beim Lesen wie bei der Aussage- sehr gut gefallen. Ich komme leider erst zu einem Punkt hier an, als schon fast alles von meinen Vorrednern gesagt wurde, ich mich also nur noch unkreativ anschließen könnte, bis auf eines:
Du schreibst "Kö" , wird aber "Queue" geschrieben -ja, französisch kann umständlich sein. :)

Gelegentlich benutzt du mir ungewohnte Redewendungen, aber ich will mich nicht am österreichischen Akzent aufhängen. ;)

Also Fazit: Sehr gute Geschichte, die das aktuelle Verbot bzw. Legalität umkehrt und so ad absurdum führt, wie jemand anderes vor mir schon sagte: Die Freigabe des einen durch den Vergleich mit dem anderen zu fordern geht meist nach hinten los.

Und in diesem Sinne: Ich trink jetzt erst mal ein Glaserl Wein. ;)

LG, Oile

 

Hallo Tamara, ahino und Oile!

Danke Euch dreien fürs Lesen und die großteils positiven Kommentare! :)

Tamara, ich weiß nicht, ob "absentieren" eine österreichische Spezialität ist, jedenfalls bin ich immer dafür, veralteten Sprachschatz zu erhalten oder wieder aufzunehmen, weil es den Wortschatz erweitert und damit mehr Möglichkeiten im Ausdruck schafft. Es gibt unzählige verlorengegangene deutsche Begriffe, wir brauchen kein "Denglisch", wenn wir diesen Sprachschatz pflegen bzw. heben. ;)
- Sollte aber nur ein kleiner Exkurs auf Deine Bemerkung gewesen sein - den Begriff hab ich jedoch nicht bewußt eingebaut, sondern er gehört zu meinem Wortschatz. Aber vielleicht liegt das daran, daß ich schon so alt bin. :D

Ahino, bei Dir freut mich besonders, daß ich Dich so zum Nachdenken anregen konnte! :)

Oile, natürlich schreibt man den Kö Queue - ich muß dabei wohl an das gleichnamige Lokal gedacht haben: Wenn man das immer wieder so liest, wirkt es richtig suggestiv... :susp: Heute bin ich aber schon zu müde, um es zu suchen, morgen besser ich es dann aus. Ebenso versuch ich dann, die von Tamara und anderen kritisierte Langatmigkeit zu beseitigen. :)

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Liebe Susi!

Auch ich dachte am Anfang der Geschichte, dass das Verbotene, das Manfred zum geselligen Beisammensein mit Freunden besorgen möchte, etwas mit Hanf zu tun hätte und gelangte dann, Abschnitt für Abschnitt auf die richtige Spur. Nette Idee, die Strafbarkeit der beiden Drogen umzukehren! Der Besitz des einen Genussgiftes wird streng geahndet, während die Schäden, die jedes Jahr durch den Abusus von Alkohol entstehen, verharmlost und nicht zuletzt aus wirtschaftlichen Gründen in Kauf genommen werden.

Ganz ohne Drogen wäre das Leben für die meisten Menschen sterbenslangweilig, aber bitte alles mit Maß und Ziel. Prost!


Ganz lieben Gruß
Antonia

 

Hallo Häferl,

Aber vielleicht liegt das daran, daß ich schon so alt bin.
Ohje, ich bin ja noch ein paar Jährchen älter, also sozusagen eine lebende Antiquität! :D Fühl' mich aber noch ganz fit! :D :D
Deine Anmerkung, älteren Wortschatz zugunsten Denglisch zu erhalten, gefällt mir. Ich meine nur, dass es für den Großteil der Leser verständlich sein sollte. Allen kann man es sowieso nie recht machen.
Gruß Tamara

 

Hallo Häferl,

ich denke, deine Geschichte ist eine Parabel, also nicht nur auf Alkohol und Hasch zu beziehen. Auch die grundlegende Idee des Textes, einmal Dinge aus einer anderen Perspektive zu sehen, kann man verallgemeinern.
Natürlich kann man auch fragen, ob man denn, weil ein Übel (gleich ob Alkohol oder Hasch) in der Gesellschaft schon etabliert ist, das zweite durch eine Art ‚aufrechnen’ auch etablieren soll. Solche Argumentation findet man häufig, sie ist mit Vorsicht zu genießen.

Die einzelnen Szenen hast du gut beschrieben, mir ist der ganze Text etwas zu lang, aber das ist halt meine spezielle Sichtweise, weil ich eher kurze Geschichten mag.

Und dann hast du noch Hokus Pokus erwähnt...
Ein toller Song, ich glaube dank dominierendem Mainstream würde heute so etwas kaum noch populär.

L G,

tschüß... Woltochinon

 

Lieber Woltochinon!

Freut mich sehr, daß Dir die Geschichte gefallen hat! :)

ich denke, deine Geschichte ist eine Parabel, also nicht nur auf Alkohol und Hasch zu beziehen. Auch die grundlegende Idee des Textes, einmal Dinge aus einer anderen Perspektive zu sehen, kann man verallgemeinern.
Ursprünglich hatte ich es gar nicht so gesehen, sondern es tatsächlich auf eben diesen einen Vergleich bezogen. Aber was Du sagst, stimmt natürlich, und ich bin froh, daß Du das aufzeigst. :)


Natürlich kann man auch fragen, ob man denn, weil ein Übel (gleich ob Alkohol oder Hasch) in der Gesellschaft schon etabliert ist, das zweite durch eine Art ‚aufrechnen’ auch etablieren soll. Solche Argumentation findet man häufig, sie ist mit Vorsicht zu genießen.
Auch da gebe ich Dir Recht – insofern, daß es nicht die richtige Art der Argumentation für ein Legalisieren von Cannabis ist. Zu »gleich ob Alkohol oder Hasch« muß ich sagen, daß es ja diese Studie gibt, die Hasch als weniger schädlich ausweist, und es deshalb eigentlich nicht gleich ist. Würde man Erwachsene soweit für mündig erklären, daß sie selbst entscheiden können, was für sie gut ist und was nicht, könnte man sich legal für das weniger schädliche Mittel entscheiden, und der Staat könnte sich mit den Steuern, die er dafür einnimmt, sanieren. Aber nein, das läßt er sich lieber entgehen, obwohl man ja ohnehin weiß, daß so oder so konsumiert wird, und gibt noch Geld für die Verfolgung derer aus, die ihnen die Steuern gerne zahlen würden. Eigentlich muß man sich da an den Kopf greifen. Und wenn man bedenkt, was zusätzlich an Fördungen für Bauern eingespart werden könnte, weil sie plötzlich auf den brachgelegten Weinfeldern Cannabis anbauen können, dann ist das schon direkt gewissenlos von den Politikern, es nicht zu legalisieren. Ausgehend von heutigen Preisen könnte ein Bauer pro Quadratmeter Feld rund tausend Euro einnehmen, grob geschätzt. Warum man lieber Arbeitslosen Geld wegnimmt, um den Staat zu sanieren, ist mir ein Rätsel.


Die einzelnen Szenen hast du gut beschrieben, mir ist der ganze Text etwas zu lang, aber das ist halt meine spezielle Sichtweise, weil ich eher kurze Geschichten mag.
Hm. Vor allem die Lokal-Szene ist wahrscheinlich etwas lang, aber die mag ich nicht kürzen. Besonders an der Stelle mit dem Flipper liegt mir viel, die ist sozusagen eine Hommage an vergangene Zeiten, in denen ich sehr gern und viel geflippert hab. ;)


Und dann hast du noch Hokus Pokus erwähnt...
Ein toller Song, ich glaube dank dominierendem Mainstream würde heute so etwas kaum noch populär.
Also ich finde die Nummer einfach geil. Und ich bin fast sicher, sobald irgendeine heutige Band die entdeckt, spielen sie sie nach…:lol: (Aber vorläufig sind sie beim Covern ja noch mit den bekannten, oder besser bekannt gebliebenen Sachen beschäftigt…:D)

Danke Dir fürs Lesen meiner Geschichte,
alles Liebe,
Susi :)

 

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