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Weniger Licht - eine Geschichte von der Liebe, vom Tod und vom Fluss.

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09.07.2001
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Weniger Licht - eine Geschichte von der Liebe, vom Tod und vom Fluss.

Weniger Licht - eine Geschichte von der Liebe, vom Tod und vom Fluss.

Die Verliebten standen an der Quelle des Flusses. Gerade hatte er ihr den
Heiratsantrag gemacht. Sie blickte in das Wasser. "Der Beginn eines grossen
Flusses und einer grossen Liebe.", sagte sie.

Sie bauten ihr Haus am Fluss, neun Wochen nachdem sie eingezogen waren, kam
das Kind zur Welt. Salzig schmeckte der Kuss auf die Stirn. Salzig wie das
Meer, in dem alle Fluesse enden.

+++

Er machte das Licht an. "Du hier - im Dunkeln?" sagte er ueberrascht.

"Es ist schon seltsam, solange es hell ist, spiegelt sich alles nur im
Fenster. Wird es dunkel im Zimmer verschwinden die Spiegelungen und man
sieht ploetzlich nach draussen.", sagte sie.

Er loeschte wieder das Licht. Sie standen dicht
nebeneinander, ohne sich zu beruehren.

"Woran denkst Du?", fragte er.

"An die Blumen. Bei dieser Hitze werden sie nicht lange halten - ohne
Wasser."

"Ich werde morgen - jeden Tag - hingehen und die wegnehmen, die zu welken
beginnen.", sagte er.

Sie blickten auf den Fluss, im schwarzen Wasser spiegelte sich das
gespiegelte Licht des Mondes.

"Wirf sie in den Fluss.", sagte sie.

Xaver Matthias.

 

Hallo Xaver,

Eine stilistisch perfekt gestaltete Geschichte ohne überflüssige Erklärungen, ein Meisterwerk.
Ich besitze keinen analytischen Verstand, kann also nicht beurteilen, ob diese Geschichte philosophische Weisheiten von Bedeutung beinhaltet, ich meine aber zumindest, den Kreislauf von Geburt, Leben (Liebe) und Tod erkannt zu haben.
Was mich an Geschichten fasziniert, sind die Gefühle, die sie in mir auslösen.
Beim Lesen deiner Geschichte hat mich eine große Sehnsucht gepackt, Sehnsucht nach Harmonie, nach Glück, nach unendlicher Weite, nach Frieden und Unsterblichkeit.
Es war schön, aber...seufz...der graue Alltag fängt mich immer sehr schnell wieder ein.


Gruß....Ingrid

 

Lieber Xaver! Ich schließe mich itschi einfach an. Auch ich mag deine Geschichte sehr, sorry, wenn das jetzt sehr schlicht klingt. Aber du beschreibst mit wenigen Zeilen eine so harmonische Welt, bei der man gleichzeitig erahnt, dass sie nicht immer so ist, dass sie Liebe ist, dass sie Leben ist, dass sie Streit ist, dass sie Freundschaft und Vertrauen ist, dass sie Natur,Regen und Sonne ist, dass sie, wie itschi schon sagte, Geburt aber auch Tod ist. Zumindest interpretiere ich es so. Du lässt dem Leser genug Platz für eigene Ideen und Assoziationen, was ich für wichtig halte. Weiter so! Mit freundlichen Grüßen lyrik

 

:eek: Es hat schon etwas magisches wenn wir einen Unterschied feststellen der uns umgiebt und auch verändert. Wie die Natur uns zu leben gibt und Dinge bei lichter Seele betrachtet anders erscheinen. Alltäglich wird man doch zusehr geblendet, um etwas mit dem Herzen erkennen zu können. Aber Vorsicht, denn gänzlich ohne Licht sehen wir unserer innere Traurigkeit.

<IMG SRC="smilies/cwm15.gif" border="0"> Ich finde deine Geschichte wie die anderen auch erwähnten sehr gelungen, denn es ist durchaus keine gewöhnliche. Dir ist das gelungen was ich schon lange suchte: Eine kurze Geschichte mit um so bedeutungsvolleren, helleren Wörtern. Du hast außerdem die Zeilen mit Licht erfüllt was sich meiner Meinung nach obendrein besser lesen lässt.

<IMG SRC="smilies/cwm24.gif" border="0"> Danke, das ich soetwas erleben durfte. Ich bin sprachlos und lausche lieber nochmal deinen lichten Worten.

:D Lich aus!

 

Wunderschön!
Eine Geschichte zum nachdenken und zwischen den Zeilen lesen.
Der Fluss, das Symbol für Bewegung und Veränderung... (Heraklit: "Man kann nicht zweimal in den selben Fluss steigen")
Der Tod, als Teil des Lebens...
Die Liebe, die über allem steht...
Danke, für diese wunderbar tiefgründige Geschichte!
Würde gern mehr von dir lesen!

 

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