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wenn Weihnachten die schlimmste Zeit im Jahr ist

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23.11.2004
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wenn Weihnachten die schlimmste Zeit im Jahr ist

Warum Lillian keine Lust auf Weihnachten hat – oder: Wann Weihnachten die schlimmste Zeit im Jahr ist

Sie lag schon seit Stunden einfach nur da. Eingeschlafen war sie trotzdem nicht, obwohl ihr etliche Stunden Schlaf fehlten. Von unten hörte sie ihre Schwester lauthals Weihnachtslieder schmettern und der Geruch der frisch gebackenen Plätzchen ihrer Mutter drang in ihre Nase. Doch er versetzte sie nicht in Weihnachtsstimmung, wie es jedes Jahr sonst der Fall war, nein, sie konnte die weihnachtliche Stimmung kaum ertragen. Früher stand sie wie ihre Schwester sonntags gemeinsam mit ihrer Mutter in der Küche und backte Plätzchen, schmückte das ganze Haus mit weihnachtlicher Dekoration oder hörte sich Weihnachtslieder an.
Lillian tastete mit ihrer Hand nach der Fernbedienung ihrer Stereoanlage und wenige Sekunden später ertönte die Musik von Silbermond in ihrem Zimmer. Sie schloss die Augen, riss diese aber sofort wieder auf – schon wieder dieses Bild von ihm vor Augen, sie konnte es nicht ertragen, wünschte sich so sehr es würde endlich verschwinden.
Dieses Jahr war alles anders, dabei hatte die Weihnachtszeit ganz genau so angefangen wie die Jahre zuvor…

Lillian kam gerade aus der Schule, es war der 4. Dezember, an den Vormittag konnte sie sich ganz genau erinnern. Ihre Laune war nicht besonders gut, da die 4-stündige Spanisch Klausur ihr immer noch ziemlich an den Nerven zog. Die Klausur war nicht so gut gelaufen wie sie es erwartet hatte, sie wusste, dass sie es besser konnte und das ärgerte sie ziemlich. Doch Lillians Stimmung hob sich schnell als sie die Haustür aufschloss und ihre Katze sofort auf sie zugestürmt kam und freudig miaute. Das Haus duftete schon jetzt nach Weihnachten und das ließ sie den Klausuren Stress der letzten Tage vergessen. Bald war Weihnachten. Lillian mochte Weihnachten mehr als jede andere Zeit im Jahr und besonders die Vorweihnachtszeit bereitete ihr große Freude.
Sie stellte ihr Tasche auf die Treppe, obwohl sie wusste das ihre Mutter dies nicht gutheißen würde, aber sie würde sie ja gleich nach dem essen mit nach oben nehmen. Beim Mittagessen wurde über die Schule geredet, wobei Lillian nicht sonderlich oft zu Wort kam, hauptsächlich leitete ihre kleine Schwester Doreen das Gespräch. Doreen war in der 9. Klasse, 3 Jahre jünger als Lillian und legte sich gerne und oft mit ihren Lehrern an, die dann auch meistens Gesprächsthema zu Hause waren. An diesem Mittag erzählte sie von Krau Kureck, ihrer Deutschlehrerin, die ihre Arbeit nur mit einer 3- benotet hatte, obwohl diese, laut Doreen, bestimmt eine 2 hätte sein müssen. Lillian kannte Frau Kurecks freundliche Art zu benoten und sie wusste auch über Doreens nicht gerade herausragenden Fähigkeiten Gedichte zu interpretieren, daher war für sie klar, dass ihre Arbeit mit höchster Wahrscheinlichkeit kaum besser als eine 4 gewesen sein konnte, aber sie hielt sich aus der Diskussion raus. Sich jetzt mit ihrer Schwester anzulegen hätte außer schlechter Stimmung nichts gebracht und deswegen zählte sie stattdessen lieber die schon hängenden Weihnachtssterne am Esszimmerfenster.
Nach dem Essen ging sie mit ihrer Schultasche an der Schulter und ihrer Katze auf dem Arm hach oben in ihr Zimmer und legte sich erst mal aufs Bett. Sammy machte es sich auf ihrem Bauch bequem und rollte sich dort zusammen.
Fast wäre Lillian dort eingeschlafen, doch plötzlich klingelte das Telefon. Lillian hatte sich bestimmt ein halbes Jahr lang für ihr eigenes Telefon gekämpft mit ihren Eltern, bis sie endlich zustimmten. Eigentlich telefonierte sie nicht viel, doch Doreen belegte so gut wie jeden tag stundenlang das Telefon und aus diesem Grund entschieden sich ihre Eltern doch noch für ein zweites Telefon im Haushalt. In diesem Moment jedoch verfluchte sie ihr Telefon mal wieder, weil es sie in ihrem Tagtraum gestört hatte.
Sie meldete sich beim Nachnamen, doch nicht sofort kam eine Antwort.
„Hallo?“ Fragte sie bereits zum zweiten Mal.
„Ähm… Lilly?!“
Sie kannte die Stimme am anderen Ende der Leitung, wusste sie nur nicht sofort zu zuordnen.
„Ja?“ Gab sie zurück. Da viel ihr ein, zu wem die Stimme gehörte.
„Kevin…“ Wieder keine Reaktion am anderen Ende.
„Kevin…??? Was ist los, wieso…“
„Lilly, es ist etwas passiert…“
„Was ist los, Kevin… was ist passiert? Wieso rufst du an, wir hatten Monate keinen Kontakt und das hatte seinen Grund… was willst du überhaupt?“
Schon wieder Stille.
„KEVIN?!“
„Lilly… was machst du gerade? Ich meine wo bist du? Hast du vielleicht kurz Zeit, es ist wirklich wichtig!“
„Warum interessiert dich das? Ich will jetzt verdammt noch mal sofort wissen was los ist, oder ich leg auf, was soll das denn?“
„Hast du Zeit?“
Lillian wurde nervös.
„Lilly, wenn es nicht wichtig wäre würde ich nicht anrufen, ich weiß doch dass du uns alle nicht leiden kannst, du mochtest uns noch nie! Aber…“
„Richtig, um so mehr wundert es mich das ausgerechnet du mich anrufst…“
„Bitte, hör mir zu, es ist wirklich wichtig, ich will nur nicht am Telefon reden.“
„Was soll das…. Ich…“
„Hast du kurz Zeit?“
„Hm… ja, wenn es sein muss… um 18:00 am Spielplatz!“ sagte Lillian und legte auf.
Sofort war ihre gute Laune durch große Unruhe ersetzt worden. Sie hatte die Vergangenheit versucht zu verdrängen.
Sie war gerade 16 gewesen, schon 1 Jahr mit Benny glücklich zusammen, obgleich sie seine Freunde, unter anderem Kevin nie besonders gut leiden konnte. Lillian hielt nichts von Drogen und somit beendete sie die Beziehung, als Benny genau wie seine Freunde anfing Drogen zu nehmen. Sie liebte ihn noch, doch sie wollte nicht dabei zu sehen wie die Drogen ihren Freund zerstören würden. Nach 3 Monaten landete Benny im Krankenhaus, von seinen mit Drogen voll gepumpten Freunden zusammengeschlagen und er schwor aufzuhören. Damals hatte sie geglaubt alles würde gut, Benny hörte wirklich auf Extacy zu nehmen, zog jedoch mit seinen Eltern zusammen nach Hannover und der Kontakt brach bis auf gelegentliche Telefonate oder emails endgültig ab.
Lillian stand auf, ging nach unten und nachdem sie sich warm genug angezogen hatte machte sie sich auf den Weg zum Spielplatz. Früher hatte sie dort oft gesessen, zusammen mit Benny und den anderen.
Als sie am Spielplatz ankam war sie 5 Minuten zu früh dran, setzte sich auf die mit Schnee bedeckte Schaukel und wartete.
„Hey…“ erschreckte sie Kevin von hinten und lehnte sich neben sie an den Pfosten.
Er sah wirklich zum erschrecken aus, als ob er die letzten paar Nächte nicht geschlafen hatte.
„Hey…“ begrüßte Lillian ihn.
An das Gespräch das nun folgte konnte Lillian sich nicht mehr erinnern, nur noch an die Worte „Benny ist tot!“ … „Motorradunfall“…
Auch wie sie nach Hause gekommen ist wusste sie nicht mehr…. TOT Tot tot… sie sah ihn vor sich wie er blutüberströmt unter seinem Motorrad auf der Straße lag.
„Fahr vorsichtig!“ Hatte Lillian ihm immer gesagt…

Der 4. Dezember war drei Wochen her, auch der Besuch in Hannover bei Bennys Familie lag nun schon 2 Wochen zurück. Zerstört sahen sie aus, Benny kleine Schwestern. Noch nie hatte Lillian einen Menschen verloren, den sie geliebt hatte, noch nie. Um so schmerzlicher kam es ihr vor.
„Ich will weg von hier, doch es scheint egal wohin ich lauf, das mit dir hört nich' auf. Sag mir wann hört das auf…“ Lillian vergrub ihr Gesicht in einem Kopfkissen, um damit die Tränen zu ersticken, doch sie wusste das der Versuch vergeblich war. Die Tränen liefen ihr das Gesicht herunter. Hätte sie ihre Tränen in Flaschen gesammelt, hätte sie bestimmt schon Kästen damit voll gehabt. Der Schmerz ließ sie nicht los und sie fragte sich, ob dieses Gefühl der Trauer überhaupt irgendwann wieder vorbei gehen würde. Es kam ihr so endgültig vor.
Kein Benny mehr, nie wieder…
Tot…
Einfach weg…
Der Geruch von Plätzchen und Weihnachten stieg ihr wieder in die Nase und ihr wurde übel.
Nie wieder Weihnachten…

 

Hallo Eischhörnschen!

Herzlich willkommen auf kg.de!

Ich zähle jetzt mal nicht die Rechtsschreibfehler auf, aber ich denke, es wäre ganz gut, Du würdest Deinen Text noch einmal auf richtige Schreibweise überprüfen. Die Geschichte kann dadurch nur gewinnen.

Dass ein solches Erlebnis die Weihnachtsstimmung zerstören kann, kann ich nachvollziehen. Dass Liliiy trauert, obwohl der Kontakt doch abgebrochen war, kann ich auch nachvollziehen. Aber dass niemand etwas merkt, obwohl sie schon flaschenweise Tränen vergossen hat - das finde ich erschreckend. Dadurch wird diese Geschichte sehr deprimierend und hoffnungslos.

Lieben Gruss

Jo

 

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