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Wenn

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15.09.2016
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Wenn

Er starrte fassungslos auf das kleine Stück Papier in seinen Händen. Dass er seine Frau betrogen hatte, war der größte Fehler seines Lebens gewesen, er war sich sicher. Wie konnte er nur? Wenn er sich doch nur besser unter Kontrolle gehabt hätte, dann wäre er wahrscheinlich immer noch glücklich verheiratet. Dann hätte er keine schmerzhafte Trennung durchmachen müssen. Fast ein ganzes Jahr lang war er totunglücklich gewesen. Dann hätte er auch nicht diese verdammte Reise buchen müssen, um sich selbst zu finden. Nach Spanien ist er geflogen, für vier Monate, zum pilgern. Er war nie religiös gewesen, es hatte ihn nie interessiert. Aber zu diesem Zeitpunkt, hielt er es für eine gute Idee. Er hätte auch nie den Pater getroffen, der ihn so nachhaltig beeindruckte, dass er sich entschied, Christ zu werden. Und wenn er nicht Christ geworden wäre, hätte er nie diesen ganzen Nächstenliebe-Scheiß kennengelernt. Dann hätte es gar keine Diskussion gegeben. Dann hätte er unter keinen Umständen seinem aufgeblasenen, arroganten Kollegen seinen einzigen Kugelschreiber ausgeliehen. Und wenn er das nicht getan hätte, wäre dieser heute Abend mit Sicherheit nicht leer gewesen. Ausgerechnet heute Abend. Heute Abend, als er kurz vor Ladenschluss in den kleinen Kiosk nebenan ging, sich ein Los kaufte, und dieselbe Zahlenkombination wie seit dreiundzwanzig Jahren eintrug. Dann wäre sein letztes Kreuz eventuell deutlicher zu lesen gewesen und er würde sich jetzt auf den Weg machen, um seinen sechsstelligen Kontostand zu bewundern, anstatt apathisch einen kleinen Vermerk „ungültig weil nicht lesbar“ anzustarren. Dann würde er mit Sicherheit auch seine Frau zurückbekommen.

 

Hallo Kookon,

willkommen bei den Wortkriegern!

Meine erste, klitzekleine Kurzgeschichte (wenn man das so nennen kann) :)

Solche Anmerkungen bitte immer in einen separaten Post schreiben. Danke!

Ganz, ganz kurzes inhaltliches Feedback: Nette Pointe! Aber die extrem kurze, zusammenfassende Darstellung macht es sehr schwer, mit dem Protagonisten mitzufühlen. Es könnte sich lohnen, das zu einer "richtigen" Geschichte auszuarbeiten.

Grüße vom Holg ...

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Kookon,

herzlich wilkommen hier. Find dein Debüt gar nicht schlecht. Es ist alles Schlag auf Schlag, soll ja auch so sein, denn er spekuliert ja nur und baut ein Ereignis auf das nächste auf. Dass er nicht gewinnt, weil das letzte Kreuz nur halb lesbar ist, finde ich jedoch etwas unlogisch. Sowas kann man bestimmt anfechten. Ich habe noch nie Lotto gespielt, aber dass beide Parteien einen Beleg für die getippten Zahlen bekommen, kann ich mir schon vorstellen. Ich finde seinen Standpunkt auf jeden Fall interessant, dass er denkt, mit dem Geld seine betrogene Frau zurückzubekommen. Ein netter Rahmen! Auch wenn ein sechsstelliger Kontostand jetzt nicht so üüübermäßig viel ist, um eine gescheiterte Ehe retten zu können. Bei sieben Stellen schon eher, ich spreche aus eigener Erfahrung. :D

zum pilgern
Groß.

totunglücklich
Mit "D" schreibt man das.

Aber zu diesem Zeitpunkt , hielt er es für eine gute Idee
Das Komma nimmste weg ...

Ungültig , weil nicht lesbar
... und setzt es hier.

Grüße
imperfektionist

 

Hallo Kookon,

ich wünsche dir ein herzliches Willkommen hier und steige gleich ein.

In stilistischer Hinsicht finde finde ich den Text schon recht gut, aber eine Geschichte ist das für mich nicht, mehr ein innerer Monolog. Die Idee gefällt mir sehr, auch wenn ich es vor allem anfangs schwierig fand, deinem Protagonisten und seinen Gedanken und Gefühlen zu folgen. An deiner Stelle würde ich versuchen, die Idee mit einer Handlung einzukleiden. Ich denke, dann wäre es als Leser auch einfacher, etwas Konstruktives beizusteuern, so bietet der Text nur sehr wenig Angriffsfläche :shy:

Noch etwas kleines zum Text:

Ausgerechnet heute Abend. Heute Abend, als er kurz vor Ladenschluss in den kleinen Kiosk nebenan ging
Hier würde ich einen von den beiden "heute Abend" rausnehmen, passenderweise wohl eher den zweiten.

liebe Grüße,
SCFuchs

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Kookon,

dein Debüt ist flott geschrieben und ich habe es gerne gelesen. Was kleines für zwischendurch mit einem Ende, das hängenbleibt und betroffen macht. Tolle Vorraussetzungen für eine Kurzgeschichte, die dein Text m.E. aber noch nicht ist.

Holg hat's ja schon gesagt, dass es sich lohnen könnte, da eine "richtige" Geschichte draus zu machen. Sehe ich genauso, ich bin mir da sogar sicher.
Die Verknüpfungen, wie eines zum anderen führt, gefallen mir gut. Vielleicht hast du ja Lust, diese auch näher zu beleuchten. Zeig uns die Reue von deinem Protagonisten, zeig, was ihm widerfährt und was für einen Einfluss das auf ihn hat. Hauche ihm Leben ein und lass den Leser dadurch mitfühlen. Wenn dir das gelingt, hat das Ende eine noch viel stärkere Wirkung und würde so richtig betroffen machen.

Ich bin gespannt, was du aus deinem Text machst, wenn du das denn überhaupt vor hast. :)

Liebe Grüße,
JackOve

 

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