Was ist neu

Wer mag Georges Brassens?

Mitglied
Beitritt
20.10.2004
Beiträge
40

Wer mag Georges Brassens?

Ich will, nur so für mich, eine Jacques-Brel-Discographie erstellen. Lese dazu eine dicke Biographie desselben, verfasst von einem gewissen Olivier Todd.
Etwa auf Seite 250 wird zum wiederholten Male Georges Brassens erwähnt. Es geht um seine ausgewogenen Verse, die er in irgendeiner klassischen Form vollendet praktizierte. Mh, das weckt meine Neugier. Also schnell ans Regal, den großen schweren Sammelband mit sämtlichen Brassens-Texten rausgezogen und nachgelesen!
Er wird in der Etage „Französische Autoren“ eingeordnet sein, nehme ich relativ selbstsicher an.
Mein Blick schweift hin und her, gleitet in andere Etagen ab. Habe es vielleicht aufgrund seines Formats irgendwo draufgelegt, ist schließlich recht groß, - nee. Nicht da. Nirgends. Also im Wohnzimmer nachsehen, wo bei den Schallplatten ein paar Bücher mit musikalischem Bezug stehen. Auch nicht.
Wo könnte es noch sein? Im Flur. Wildes Sammelsurium von Büchern, in die man selten schaut, die aber zum Wegwerfen zu schade sind. Doch hier finde ich es ebenso wenig.
Verborgt? Aber wem? Wer könnte sich für die Brassens-Texte interessiert haben? Oder – wem wollte ich mit dem Buch imponieren? Könnte es meine Exfrau jetzt versehentlich in ihrem Bestand haben? Oder liegt es in einem der seit zwei, drei Jahren nicht geöffneten Bücherkartons, die auf Hängeböden, in Kellern und anderswo lagern und auf bessere Zeiten warten?
Ich werde langsam wütend, bekomme einen hypothetischen Zorn auf den, der jetzt gerade mein Buch bei sich zuhause liegen hat, in das er (oder sie?) noch nie gesehen hat, und das ich wahrscheinlich nie zurückbekommen werde, weil ich nicht mehr weiß, wer er oder sie ist, bzw. weil er oder sie nicht mehr weiß, wie dieses seltsame große Buch mit den komischen Texten – links französisch, rechts deutsch – jemals in die eigene Wohnung gekommen ist, denn mein Name steht natürlich nicht drin.
Und selbst wenn, würde er oder sie es sich wohl nicht mehr trauen, nach so langer Zeit das Buch zu mir zurück zu bringen.

Ich versuche, gegen irgendjemanden einen Verdacht zu entwickeln. Mir fällt niemand ein, für den es ein halbwegs belegbares Indiz gäbe, dass er oder sie mein Buch haben könnte.
Ich stehe nun an einem gefährlichen Abgrund namens „Selbstvorwürfe“. Leise, wie von fern, höre ich in mir Rufe: „Du Idiot! Immer verleihst du deine besten Sachen und vergisst dann, an wen!“ Und: „Gib nicht anderen die Schuld an deiner Unordnung, du Arschloch!“ Ich zucke zusammen. Wer ist da? „Jemand, der dich gut kennt!“ Wer soll das sein? Hohngelächter als Antwort.
Schluss da, ich will mein Buch! Ich will die Kunst der sechzehnsilbigen Verse nachlesen! Brassens, höre mich, Brassens, erscheine!
Stille.

Ich bin wohl übermüdet. Also gehe ich in die Küche, mache mir ein paar Brote, um meinen Frust zu zähmen, und setze mich dann mit einem Reudnitzer Urbock wieder an den Schreibtisch. Der schöne Abend. Total futsch wegen...!?
Bücher nicht zurückgeben kommt noch vor Fahrraddiebstahl und Frau wegnehmen. Im Moment jedenfalls. Ich hasse das Schwein.
Und ich hasse mich für meine Schludrigkeit.


Ich lege Brel auf, mache laut. Mir ist egal, dass es nach zwei Uhr nachts ist. Brel, auf keinen Fall Brassens.
Ich versuche, mich wieder in die Biographie hinein zu lesen. Blödes Buch. Dick, teuer, und die Antworten auf gewisse Fragen muss man sich mühsam erarbeiten. Voller Stolpersteine, wie dieser Brassens. Was geht mich der ganze Chansonquatsch überhaupt an? Vergangene Zeiten! Wer hört denn heute noch Brel? Wer legt heute noch Wert auf guten Gesang?
Und wer, zum Teufel, interessiert sich für Brassens?!

 

Hallo Pavarotti!

Bei 10 Beiträgen kann ich dich ja noch herzlich willkommen heißen :)

Also, um ehrlich zu sein, hat mir dieser Text nicht zugesagt. Stilistisch war er soweit okay, könnte man sicherlich noch einige Sachen ändern - beim Lesen sind mir ein paar Sachen aufgefallen, aber die müsste ich mir in Ruhe noch mal anschauen - wenn du magst, kann ich das die Tage mal machen.
Zum Inhalt her: hm, da hat irgendwie noch was gefehlt. Ich weiß nicht, zum Lachen oder Schmunzeln hat er mich leider nicht gebracht. Vielleicht könntest du das noch mit ein paar zusätzlichen Schilderungen ausschmücken oder ähnliches. Auf jeden Fall hat sich das z.T. wie ein Tatsachenbericht angehört und das hat der Geschichte nicht gut getan, find ich.

Grüße
Alisha

 

Humor ist, mit Verlaub, ein breiter Horizont an Möglichkeiten, etwas darzustellen.
Humor kann, mit Verlaub, eine ganze Fülle unterschiedlichster Reaktionen hervorrufen.
Humor ist, mit Verlaub, ein Medium, in dem nicht immer Absender und Adressat zusammenkommen.
Soll keine Belehrung sein, sondern meine Haltung erklären, dass ich deine Reaktion so hinnehme wie sie ist, und trotzdem zu meinem Text als humorigen Text stehe.

 

Diese Geschichte ist, mit Verlaub, ziemlich langweilig.

 

Hallo Pavarotti!

Also ich fands amüsant.
Ich hätte den Text zwar in Imperfekt verfasst, weil ich das einfach angenehmer zu lesen finde, aber die teilweise arg langen Satzungetüme waren immer spritzig zu lesen und gelungen - Lob an dich.
Inhaltich ein wenig einfach, aber stilistisch wirklich gut.
Aber wie gesagt: ein bisschen mehr und ein bisschen länger darf es schon noch sein.

In diesem Sinne
c

 

Moin Pavarotti,

Wie du selbst schon (mit Verlaub) feststelltest, ist Humor ein weites Feld. Was der eine lustig findet, ringt dem anderen nicht mal ein Gähnen ab - siehe Northers Kommentar. Bei deinem Text ging es mir ehrlich gesagt ähnlich, wie Alisha. Der teilweise Stichwortartige Stil gefällt und lesen läßt sich das Dingen auch flüssig - alleine lustig fand ichs nicht (mit Verlaub) und vor deinem Kommentar an Alisha hatte ich schon beinahe geglaubt, du hättest dich vielleicht in der Rubrik geirrt.
Den letzten Satz fand ich zwar ganz witzig, davor kam allerdings nicht viel. Aber, um diese (mit Verlaub) abgegriffene Phrase noch einmal hervorzukramen, Humor ist Geschmackssache.

Ich zucke zusammen. Wer ist da? „Jemand, der dich gut kennt!“ Wer soll das sein? Hohngelächter als Antwort.
Ja wie? Hat dein Protagonist Halluzinationen, nur weil er ein Buch nicht findet? Paßt meiner Meinung nach nicht wirklich in den Text, da zu übertrieben, ohne wirkliche Bindung zum Text und daher albern auf mich wirkend.

 

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom