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„Leidet Ihr Kind an extremem Analhusten? Arschwasser? Schnullerlutschproblemen? Rufen Sie die Puper Nanny!“
Alex lehnte sich in seinem Sessel zurück und furzte dröhnend und langgezogen.
„Vielleicht brauche ich auch die berühmt berüchtigte Puper Nanny!“, gab er grunzend von sich. Er kratzte sich am Kopf. Haare hingen zwischen seinen Fingern.
Ein kleiner, glatzköpfiger Mann tauchte im Fernseher auf. „Haarausfall? Neue, glanzvolle Haare gefällig? Keine haarige Angelegenheit mit ‚Wolfspelz’ der patentierten Monopollösung, die jedes haarige Problem löst!“
Alex grunzte wieder und schüttelte die einzelnen Haare von seiner Hand. „Wolfspelz“, flüsterte er. „Blond bin ich und das bleibt auch weiterhin so.“
Der glatzköpfige Mann war mit einem bling! plötzlich nicht mehr glatzköpfig. Nun trug er einen Afrolook. „Wolfspelz!“
Alex strich sich mit der Hand durch die Haare und sah sich in dem kleinen Wohnzimmer um. An den Wänden hingen viele Bilder, kein Stück Tapete war in Sicht.
„Schönheitsoperationen sind wichtig für die heutige Gesellschaft!“, grölte Angela Merkel im Fernseher und zeigte mit dem Zeigefinger auf ihre Zuschauer. „Nehmen Sie sich ein Beispiel an mir!“ Bling! Ein glattes, faltenfreies Gesicht erschien. Wer ist das?, dachte Alex und sah etwas genauer hin. Angela Merkel! Oh, mein Gott! Wann sind diese verdammten Aliens nur auf unserem Planeten gelandet? „Sehen Sie?“
Werbung! Alex hasste Werbung. Er stand auf und watschelte in die Küche.
„Käsefüße?“, dröhnte es aus dem Fernseher im Wohnzimmer. Er beachtete es nicht weiter und widmete sich seinem Ganter Bier.
Er ließ sich wieder in seinen Sessel fallen. Oh, Mann! Die Bierflasche hatte er in der Hand und sah in den Bildschirm.
„Bier bläht auf! Versuchen Sie die neue Antiblähungspille! Vergessen Sie die Hausmittel, nehmen Sie ‚Leben leichter ohne Luft im Bauch’!“
Alex’ Bauch blähte sich zu einem Ball auf. Sein Bauchnabel lugte heraus, sein Shirt platzte.
„Beratung in Sachen Sex, Alkoholismus, Schizophrenie, Eiswasser pissen gefällig? Angelika Eiswasser hilft Ihnen!“
Die Nummer wurde am unteren Bildschirmrand angezeigt. Alex griff zum Hörer und wählte.
„Die Werbung hat’s geschafft.“
Drei Tage später.
Alex saß in seinem Sessel, schaute den Fernseher an, der ein Fußballspiel übertrug und trank ein Bier (mit dem Namen Bieroskaja). Angelika Eiswasser kam bald. Es klingelte an der Tür und schon war sie da.
„Was haben Sie für ein Problem?“, fragte sie ihn und sah ihn mit ihren faltenumwobenen Augen an, als wäre sie aus einer Klapse geflohen. „Was haben Sie für ein Problem?“
„Haarausfall, Fernsehsucht, Blähungen“, antwortete Alex und sah sie Hilfe suchend an.
„Blähungen!“, schrie Frau Eiswasser schockiert aus. „Blähungen! Verdammt. Ich hab mich schon gewundert, warum es hier so stinkt!“
„Ja, ich muss die ganze Zeit, fast ununterbrochen furzen“, antwortete er und sah sie noch eindringlicher an. „Ich brauche Hilfe.“
„Das ist dann wohl ein Fall für die Puper Nanny.“
Am nächsten Tag.
Mit ihren blauen Babyaugen und der hexenhaften Hakennase sah sie ihn an. In gebieterischem Tonfall sagte die Puper Nanny: „Du hörst jetzt auf zu furzen.“
„Ich soll aufhören zu furzen? Hören Sie, gerade das ist mein Problem!“
„Hör auf zu furzen!“, wiederholte die Puper Nanny mütterlich. „Jetzt sofort.“
„Wie denn?“, fragte Alex.
„Hör auf!“
Er spürte wie sich die Gase in seinem Darm sammelten und wie sie ihm entwischen wollten, aber er musste sie zurückhalten, musste verhindern, dass das schwarze Loch einen Ton von sich gab, sonst würde er dieser verrückte Frau nie wieder loswerden. So viele Jahre mit Kindern zu arbeiten, musste sie mürbe gemacht haben.
„Sehen Sie“, sagte sie, „das war doch ganz einfach.“ Mit einem Lächeln auf den Lippen verließ sie die Wohnung. „Die Rechnung schicke ich Ihnen in den kommenden Tagen. Und wegen ihrem Haarausfall, von dem mir Frau Eiswasser berichtet hat, schicke ich Ihnen einen Mitarbeiter von ‚Wolfspelz’ vorbei.“
Wieder einen Tag später.
Ein gewisser Herr Graufell klingelte an der Tür. Alex ließ ihn rein, ohne zu wissen, was er wollte. Eigentlich hätte er es sich denken müssen, aber der Mann sagte nicht, dass er von einer Firma kam.
“Ich möchte mit Ihnen über Ihre Finanzen sprechen.“ So begann das Gespräch, bis sich Herr Graufell vom Sofa im Wohnzimmer erhob und nach der Toilette fragte. Alex sah nicht, wie seine Hand in die Jackentasche wanderte und etwas umschloss.
Als Graufell hinter ihm stand und Alex weiter in den Fernseher starrte, stürzte der Mann sich auf ihn und schmierte seine Glatze mit einer klebrigen, nach verbranntem Plastik stinkenden Substanz ein. Alex versuchte sich zu wehren, schaffte es anfangs jedoch nicht. Erst als bereits seine gesamte Glatze mit dem zeug beschmiert war, konnte er sich befreien.
„In zwei Tagen werden Sie geheilt sein, glauben Sie mir.“
Somit ging er.
Zwei Tage später.
Geheilt, endlich, dachte Alex und lehnte sich in seinen Sessel. Keine Werbung mehr, ich schwöre es, sagte er sich und sah sich das Fußballspiel an.
Ein Spieler stürzte, brach sich das Bein, weil ein Gegenspieler ihm hineingerutscht war. Ruckartig verkrümmte sich Alex Bein. Er schrie auf, griff nach unten und sagte: „Oh, nein.“