Was ist neu

Wie (fast) jeden Tag

Mitglied
Beitritt
15.09.2007
Beiträge
8

Wie (fast) jeden Tag

Es war schon dunkel und sie lag noch immer wach. Die Rolläden waren runtergezogen, damit nichts eindringen konnte, kein Licht, keine Dunkelheit und auch nicht die Kreaturen, die die Finsternis so mit sich zieht. Mücken, Motten, Fliegen. Nur der Strahl künstlichen Lichtes fiel auf ihr Gesicht. Sorgenfalten, kleine Hügel aus Haut, hatten sich gebildet. Natürlich, sie hatte ja auch nie erwartet, das es einfach sein würde und dennoch gehofft. Es kommt so manches mal vor, das man sich etwas einbildet nur um zu glauben, das es wahr werden würde. Irgendwie kompliziert. Beides. Also, wenn sie dann mal angenommen beides verbinden würde, eine Vorstellung davon bekommen könnte wie es funktioniert, wie es wirklich funktioniert, nicht so wie alle darüber redeten, als hätten sie eine Ahnung, was sicherlich nicht der Fall war, oder? Naja wenn sie so genau darüber nachdachte, wusste sie es gar nicht. Man hat nur manchmal die Idee, man wüsste im Grunde bescheid, um sich Momente später schmerzlich daran zu erinnern, das man es doch nicht weiß. Irgendwie verwirrend, sehr verwirrend.
Die Aufgabe, die sie lösen musste, noch heute abend (obwohl zu dieser späten Stunde ihr Körper anfing zu rebellieren), konnte nicht mehr länger verschoben werden, wie all die Tage zuvor. Ihre Augen huschten in ungewöhnlicher Schnelligkeit über das Papier. Sie brannten. Es war ein Augenblick der Dunkelheit, den sie jetzt benötigten und Wasser. Die Flüssigkeit, die den Brand zu löschen vermochte. Nur noch ein paar Zeilen, dann war es geschafft. Eigentlich nicht, doch sie überlegte kurz. Nun so gesehen hatte sie einfach und dermaßen keine Lust mehr. Irgendwo in ihrem Hinterkopf pochte es und sie nahm die Geräusche der Umgebung nur noch gedämpft wahr. Ein entscheidender letzter Blick auf die noch ungelesenen Sätze. Weggelegt, ausgemacht, hingelegt. Ein kurzer Moment der Ruhe, es folgte Stille. Dann geraschel und die wärmende Bettdecke zur Seite geschoben. Die Blase drückte, wie immer, sie hätte es wissen müssen. Mit tapsenden Schritten also in Richtung Bad. Die kalten Fließen waren unangenehm und sie wünschte sich sehnlicher denn je zurück. Während sie so saß und wartete, betrachtete sie das Klopapier in ihrer Hand. Es waren Fische darauf. Nur Fische, blaue,aber kein Wasser. Und plötzlich fand sie das ziemlich komisch. Fische ohne Wasser! Noch immer lachend schleppte sie sich wieder ins Bett. Inzwischen hatten sich ganz viele kleine Hügel auf ihrer Haut gebildet. Verdammt noch mal, die kälte kroch ihr bis unter die Fingernägel.
Die Decke spendete wunderbare Wärme. Nicht lange und die Gedanken schweiften ab. Weg von unlösbaren Aufgaben, kalten Fließen oder gar blauen Fischen ohne Wasser. Die wollige Sicherheit des Schlafes überkam sie, unwissend, das sie nur ein paar Stunden später das schlechte Gewissen überkommen würde, wie jeden Tag, oder eher fast jeden Tag. Doch zunächst einmal war das unwichtig. Ein neuer Tag würde kommen, dies war das Einzige,was wirklich sicher war, obwohl nicht einmal das.

 

Hi Träne,
Danke auf deine Antwort! Mit meiner Geschichte wollte ich einfach einen Teil des Lebens ausdrücken. Aus diesem Grund passiert im ersten Moment auch nicht etwas wirklich großes oder aufregendes. Es ist ein Tag, wie jeder andere, naja fast wie jeder andere. Du hast recht, vielleicht hätte ich näher sagen sollen, was sie genau macht. Aber ich denke eigentlich, dass sich das jeder selbst denken kann. Vielleicht ist es Prüfungsstress oder einfach nur ein Stapel an Hausaufgaben. Ich finde es nicht so wichtig. Viel mehr möchte ich ein bisschen Augenmerk auf die etwas kleineren Dinge lenken, die meiner Meinung nach das Leben aus machen.
Noch mals vielen, vielen Dank für deine Antwort. Sie hat mir sehr geholfen!:)

 

Hallo Grün!

Ich habe deine Geschichte mit Interesse gelesen. Zuerst war ich am Ende enttäuscht, weil meine Erwartungshaltung, dass noch "irgendetwas" passiert nicht erfüllt wurde. Jetzt, beim genaueren Nachdenken, finde ich die Idee wirklich gut, nur einen Moment zu beschreiben.

Einige Rechtschreibfehler sind mir aufgefallen:

Es kommt so manches mal vor
kommt so manches Mal vor

wüsste im Grunde bescheid
wüsste im Grund Bescheid

Dann geraschel und die...
Dann Geraschel

Verdammt noch mal, die kälte kroch
die Kälte

Die wollige Sicherheit
Die wohlige Sicherheit

Und noch ein paar Formulierungen, die mir unstimmig vorkamen:

Sorgenfalten, kleine Hügel aus Haut
Sind Sorgenfalten nicht eher Linien als Hügel?

Also, wenn sie dann mal angenommen beides verbinden würde, eine Vorstellung davon bekommen könnte wie es funktioniert, wie es wirklich funktioniert, nicht so wie alle darüber redeten, als hätten sie eine Ahnung, was sicherlich nicht der Fall war, oder?
Den Satz finde ich zu lange und zu verwirrend. Wird vielleicht klarer, wenn du ihn in zwei oder drei Sätze "zerlegst"?

Eigentlich nicht, doch sie überlegte kurz.
Das "doch" stört mich. Vielleicht: Eigentlich nicht. Sie überlegte kurz.

Nun so gesehen hatte sie einfach und dermaßen keine Lust mehr
"dermaßen" finde ich in diesem Zusammenhang zu umgangssprachlich. Würde ich weglassen.

Ein kurzer Moment der Ruhe, es folgte Stille
Ruhe, danach Stille? Doppelt gemoppelt?

Ein neuer Tag würde kommen, dies war das Einzige,was wirklich sicher war, obwohl nicht einmal das.
obwohl... nicht einmal das war gewiss.

Super fand ich die Szene auf der Toilette, wo die Protagonistin das Toilettenpapier auf einmal mit ganz anderen Augen sieht. Und das Gefühl der kalten Fließen ist nachts echt eklig. Kann ich gut nachvollziehen.
Würde mich interessieren, mit welchem Gefühl sie morgens aufwacht...

Liebe Grüße

Manuela

 

Mir gefällt dein Stil nicht so gut, jedoch ist dies natürlich Ansichtssache.
Das mit den blauen Fischen gefiel mir. :)
Das mit dem "Stil" ist nur meine Meinung, ich bin mir sicher, dass er vielen Lesern schon gefallen wird.

LG

Marlene

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom