Wieder lang, aber kompakt
Hi,
aus meiner Sicht hat sich die Diskussion etwas vom Thema wegbewegt, wobei es für einen Spät-Hinzugekommenen schwer ist, die teilweise 1:1 Diskussionen auseinanderzuhalten.
Darum entschuldige ich mich im Vorfeld, wenn das eine oder andere Argument evtl. schon gefallen ist.
Grundsätzlich versuche ich den gesamten Zusammenhang zu begreifen und aus meiner Sicht geht das Thema und auch die Folgediskussion auf die grundsätzlich verschiedenen Motive von Autoren und auch Kritikern zurück. D.h. Warum und für wen schreibe ich.
Zur Ausgangsfrage:
Wie wichtig ist die Intention des Autors für den Kritiker auf KG.de?
Diese suggeriert, daß der Autor eine Intention hat. Das ist allerdings nicht immer so, wie wir bereits festgestellt haben. D.h. wenn nichts da ist, dann wird es für einen Kritiker schon einmal recht schwer bzw. für manche Autoren erst richtig interessant (zu sehen, was die anderen da so plötzlich alles sehen). Und kann darin gipfeln, daß einige in sich das versteckte Genie vermuten, bloß weil es andere gibt, die sich Mühe geben und Zeit nehmen, um ein Puzzle zusammenzusetzen, daß noch nie ein Bild war.
Aus meiner Sicht, kann man Autoren in verschiedene Kategorien gliedern, auch wenn sich keiner einfach so irgendwohin stecken lassen will, manchmal hilft die Gliederung aber, um einen Überblick zu bekommen und uns allen sollte klar sein, das es immer mehrere Gründe gibt, aber es existiert immer eine primäre Motivation ein Hauptgrund für einen Autoren auf kg.de:
Wir haben hier:
[highlight]1. Autoren, die eine Aussage haben und der Welt etwas mitteilen wollen. [/highlight]
Diese kleiden ihre Aussage in mehr oder minder deutliche Wort und Bilder. Aus meiner Sicht ist hat eine vollendete Geschichte eine Aussage, auf die der Leser selber kommt, durch den Autoren aber an die richtige Stelle geführt und dann sacht abgesetzt wird. Ich denke, wer etwas sagen will, der möchte, daß es auch in den Menschen nachhallt, nicht so schnell vergessen wird und wir alle wissen, daß die eigene Erkenntnis für den Menschen die wichtigste und nachhaltigste ist.
2. Autoren die Anerkennung suchen
Ihnen ist ziemlich egal, ob und was die Leute aus den Geschichten lesen. Wenn es Lob und Schulterklopfen gibt, dann sind sie zufrieden, wenn es Diskussionen und Interpretatioen gibt, sind sie drauf stolz, weil sie andere zu Überlegungen angeregt haben. Und dann stürzen sie sich in das nächste Projekt. Evtl. bildet sich ja später ein Mitteilungsverlangen noch heraus
3. Autoren, die sich mit sich selbst bzw. dem Schreiben selbst auseinandersetzen
Es geht eher um den Schreibprozess an sich und über kg.de hat man eine Motivation, diese Prozesse auch zuende zu führen und public machen.
Vielleicht sind es auch Stufen eines Entwicklungsprozesses [3 -> 2 -> 1], den jeder durchläuft und dann bei der einen oder anderen Stufe einfach stehen bleibt?
Gut, ich wollte bei der Frage bleiben. Wir konzentrieren uns also auf Gruppe 1 und hoffen, daß der Kritiker erkennt, was er vor sich hat.
Dann lautet die Antwort auf die Frage:
Wie wichtig ist die Intention des Autors für den Kritiker auf KG.de?
Es kommt auch auf den Kritiker an.
Denn auch hier haben wir ja unterschiedlichste Spezialisten, wobei man jetzt noch das Thema "Was ist überhaupt eine Kritik" spezifizieren könnten. Das will ich nicht, sondern aus meiner Erfahrung auch hier etwas gliedern.
1. Kurze-Meinung-Schreiber
Einige versuchen nach dem Lesen einer Geschichte zu kennzeichnen, daß sie da waren. Meist ist es ein wohlwollender Kommentar, der evtl. in der Hoffnung geschieht, daß der Autor auch mal bei einem selbst vorbeischaut.
War mal eine Weile schlimm, dann besserte sich dies, den derzeitigen Stand kenne ich nicht.
2. Rechtschreib-Prüfer
Es gibt einige, die eine ganze Liste von Schreibfehlern korrigieren und unter das ganze eine lapidare Meinung, wie "Ich fand´s gut" oder "Ansonsten gar nicht so schlecht" oder "Hat mir eher nicht gefallen" setzen.
Ich kann zu deren Motivation nicht viel sagen, einiges vermuten, aber das gehört nicht hierher.
3. Techniker
Sind einige, die den Aufbau analysieren und evtl. die gewählte Perspektive der Geschichte Kritisieren. Oder den Figurenaufbau, die Zeitform etc.
Aus meiner Sicht kann man die Technik nicht kritisieren, wenn man keinen Ausgangspunkt hat. Dieser ist aus meiner Sicht das Verständnis der Geschichte. D.h. ich muß für mich verstanden haben, worum es in der Geschichte geht und was der Autor sagen wollte, um darauf meine technische Kritik aufbauen zu können. Einige Dinge z.B. Figurenzeichnung kann man allerdings auch komplett von der Aussage loslösen
4. Interpreten und Analysten
Die Deutung der Geschichte. Für mich gehört hier nicht nur das "Raten" bzw. Analysieren, was der Autor den gemeint haben könnte dazu. Für mich als Autor ist eher die Selbstanalyse des Lesers wichtig.
Ich denke, das sollte man bewußt trennen.
Gerade vor dem Hintergrund, daß ich eine gute Geschichte schreiben will (siehe 1. oben rot) ist mir in erster Linie wichtig, was der Leser gefühlt und gedacht hat, als er die Geschichte (vor allem zum ersten Mal) las.
Erst an zweiter Stelle sollte dann die Überlegung stehen, was der Autor eigentlich bezweckt haben könnte und an dritter Stelle die Analyse, wie er das umgesetzt hat.
Auch das habe ich an anderer Stelle schon mal geschrieben. Der sinnvollste Weg (immer vorausgesetzt, man sieht 1. oben-rot als zu erreichendes Ideal an) sich mit der Geschichte auseinanderzusetzen ist für mich:
1. Feedback nach dem Lesen, was angekommen ist. Was nimmt man mit, worum geht es, was hat einen am meisten bewegt, verwirrt, interessiert.
2. optionale Meinung, was der Autor hat ausdrücken wollen (Interpretation)
3. wenn sich genügend Meinungen gesammelt haben, sollte der Autor in einem Forum, wie kg.de die Katze aus dem Sack lassen und kann seine Intention preisgeben, vor allem, wenn er etwas lernen und an sich arbeiten will
4. denn nun können die Techniker kommen bzw. die Leser noch einmal und gemeinsam überlegt man, warum das eine oder andere nicht wie gewünscht herauskommt oder was gut gelungen ist.
Das ist aus meiner Sicht ein sehr effektiver, wenn auch idealer Weg, da er viel Zeit und Aufwand, sowie Vertrauen und Eigenmotivation erfordert.
Ich hatte auch schon angeregt, wie man solch einen Weg versuchen kann,
zu unterstützen.
Kehren wir also wieder zur Frage zurück.
Wie wichtig ist die Intention des Autors für den Kritiker auf KG.de?
Antwort 2:
Für den Kritiker, der eine Geschichte technisch aus zumeist objektiven,
handwerklichen Gesichtspunkten (d.h. Wie gut hat der Autor das, was er sagen wollte, an mich den Leser transportiert?) analysieren will, ist die
Intention von ausschlaggebender Bedeutung, da die Analyse ein Fundament braucht und das ist die Aussage, die der Autor machen will oder die man ihn für diese Kritik unterstellt.
Ich würde sogar soweit gehen und zu sagen: Ohne Intention macht eine technische Bewertung keinen Sinn.
Da ich selber auch nicht so viel Zeit habe, versuche ich oft eine Intention vorauszusetzen.
D.h. oftmals (wenn ich mir relativ sicher bin) interpretiere ich und kritisiere dann die Umsetzung. Das lohnt natürlich nur, wenn ich mir relativ sicher bin. Oft kommt es aber vor, daß ich mir mit zunehmender Beschäftigung immer unsicherer werde, weil es Widersprüche gibt. Dann biete ich teilweise mehrere Interpretationen an, was entsprechend spekulativ wird und mich als Kritiker angreifbar macht.
Grundsätzlich geht es mir oft nicht um die Änderung in einer bestimmten Geschichte, sondern das grundsätzliche Aufdecken von Problemen, die auch in anderen Geschichten auftauchen und evtl. in dieser Geschichte besonders deutlich (auch für andere Leser verständlich) zutage tritt.
Aus diesem Grunde wage ich mich auch häufig nur an Geschichten heran, die ich verstehe und die meinem eigenen Schreiben näher sind.
Nachdem wir alles auseinandergenommen haben, können wir auch relativ leicht zum Kern des Problems vorstoßen.
Fazit:
Es kommt auf die Konstellation von Autor und Kritiker an, um diese Frage zu beantworten. Wenn ein Autor, der etwas sagen möchte, auf einen Kritiker trifft, der analysieren will, wie gut es dem Autoren gelungen ist, das Gewünschte auszusagen, dann ist die Intention zwingend notwendig.
Für andere Fälle/Konstellationen mag das nicht gelten und an der Diskussion kann man erkennen, daß hier Leute aus unterschiedlichen Autoren- und Kritikerlagern aufeinandertreffen und darum teilweise aneinander vorbeireden, weil die Mühe und Zeit fehlt, sich die Hintergründe der anderen Argumente vorzustellen.
Gruß
mac
P.S. Was ich mich immer mal frage: Hätte man es auch kürzer (mit dem gleichen Informationsgehalt) sagen können?
P.S.S. Ich frage mich dies, weil ich nicht weiß, ob man es eigentlich als "am Rande Interessierter" solche nicht unbedingt spannenden Ausführungen komplett zu lesen. Denn nur das Komplettlesen stellt sicher, daß das ankommt, was ich eigentlich sagen wollte.