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Winterminuten
Maschas warmer Atem haucht zarte Nebelschwaden in die Dunkelheit. Mit ihrem Fahrrad durchfährt sie die Sternennacht. Gleich würde sie Oleg bitten, mit runter zu kommen, um sich gemeinsam am ersten Schneefall und den Sternen zu erfreuen. Wie wunderbar, das Weiß des Schnees, die klare Luft. Ein Lächeln malt sich ungefragt in ihr Gesicht. Gleich ist sie zu Hause. Die letzte Kurve, ab übers Kopfsteinpflaster die Einfahrt hinauf. Die quietschenden Bremsen kündigen Maschas Ankunft am Hintereingang des Hauses an. In ihrer Wohnung brennt noch Licht.
Schnell zieht sie ihre Handschuhe aus und tippt:
Bin hinten, der erste Schnee fällt, komm runter. Kuss.
Senden.
Sie schließt die Türen zum Keller auf und trägt das Fahrrad ins Abteil. Noch keine Nachricht von Oleg. Sie steigt die Kellertreppen hinauf und tritt wieder hinaus in die weiche Nacht. Eine Nachricht leuchtet auf.
Ne, hab schon Zähne geputzt.
Verdammt, die Zahnputzmasche. Aber das heißt auch, er hat noch was an, ist noch nicht im warmen Bett und er hat nicht "Nein" gesagt. Mascha nutzt ihre Nadelöhrchance.
Super, dann kannst du, wenn du wieder oben bist, gleich ins Bett fallen, antwortet sie, ohne den in den Nacken gelegten Kopf von den Sternen zu wenden. Hinter ihr ratzt die Tür. Oleg nähert sich in T-Shirt und langer Hose. Er mag nicht lange bleiben aber er kommt. Gefühlte zwei Atemzüge stehen sie beisammen, würde man Mascha fragen, gefühlte 100 Atemzüge stehen sie rum, würde man Oleg fragen. Wieviele es wirklich waren? Sie würden sich beim Durchschnitt einigen. „Los komm, es ist kalt."
„Es ist schön."