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Zwei Winterwolken

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02.12.2004
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Zwei Winterwolken

Zwei Winterwolken

Hoch oben, viele Kilometer von der Erde entfernt, herrschte klirrende, eisige Kälte wie sie kein Mensch je aushalten könnte. Gewaltige Luftmassen ballten sich zu einem gigantischen Berg zusammen, der drohend über den Ozeanen der Welt grollte und schwankte und immer massiver und kolossaler wurde. Dies war das Zeichen, dass schon bald in vielen Ländern und Regionen der Erde der Winter hereinbrechen sollte. Die Temperaturen stürzten über Nacht nach unten, die Kälte schlich sich klammheimlich in jeden Winkel, und Boden und Seen froren hart und wurden eisig.
Dann endlich war es soweit! Der tosende, undurchdringliche Berg, der sich zusammengeballt und auf den Weltmeeren heftige Stürme ausgelöst hatte, gab sein dunkles und unbesiegbar wirkendes Wolkenheer frei! Es sollte sich fortan eiligst auf den Weg um den Planeten machen, um die Orte zu finden, wo sie den Schnee den sie mit sich trugen, hinab schicken konnten.
Der Anlaß dieses Schauspiels war den meisten, neu entstandenen Wolken jedoch nicht bekannt. Nur einige von ihnen, die sich über die warmen Gezeiten retten konnten und deshalb dieses Jahr wieder entsandt wurden, wußten zumindest, dass es vor allem um die Zeit der letzten Dezemberwochen heftig schneien sollte in den nördlichen Gefilden der Welt, die sich unter ihnen wie ein mächtiger und schillernd blauer Rubin drehte.

Tausende schwerer schwarzer Schneewolken traten also aus dem Luftmassiv hervor und zogen voller Stolz los auf ihren Weg rund um die Atmosphäre.
"Darf ich dich begleiten?" fragte eine der neuen, noch sehr unerfahrenen Schneewolken eine andere, die gerade an ihr vorbei schwebte. Dabei mußte sie aufpassen, dass sie von dieser nicht verschluckt wurde.
"Natürlich", brummelte die Angesprochene mit tiefer grollender Stimme. "Ich kann dich ein wenig einweisen, schließlich bin ich schon zum dritten Mal mit dabei!" Die alte Wolke räusperte sich dabei etwas eitel und ein mächtiger Donner zog sogleich durch die Sphären.
"Tatsächlich?" fragte die neue Wolke ehrfürchtig.
"Ja", antwortete die alte Wolke. "Und ich kann dir sagen, versuche vor allem, es in den letzten Dezemberwochen kräftig schneien zu lassen. Man hat mir erzählt, den Bewohnern der Erde wäre dies noch am liebsten. Den kleinen Erdenbürgern macht der Schnee übrigens eine ganz besondere Freude! Sie spielen und tollen in ihm herum und bauen daraus Figuren oder fahren darauf johlend und kreischend Hänge und Berge hinunter – ich glaube mit Schnitten oder Schlitten oder so.“ Die ältere Wolke war sich nicht ganz sicher.
"Ah, ja. Gut zu wissen!" meinte die junge Wolke und zwinkerte schelmisch mit dem linken Auge.

Auf ihrem Weg um die Welt hatten die beiden Winterwolken dann Gelegenheit, sich das Leben auf diesem Planeten etwas genauer anzusehen. Allerdings - was sie da aus beachtlicher Höhe beobachten konnten, stimmte sie nicht besonders glücklich, ja, es machte ihnen sogar ein wenig Angst.
Immer wieder konnten sie Feuerschweife ausmachen, die plötzlich auftauchten, in hohem Bogen auf sie zu rasten und dann wieder Richtung Erdboden verschwanden, dort einschlugen und furchtbare Schäden verursachten. Die Bewohner dort hatten große Angst vor diesen Feuerschweifen und flüchteten vor ihnen in Ihre Häuser und Keller! Sie sahen große, furchteinflößende Maschinen, die ganze Wälder nieder walzten und mit ihrer unglaublichen Kraft Häuser zerstören konnten. In einer anderen Gegend, die von mächtigen Wüsten übersät war, erblickten die Wolken sehr arme Menschen, die Hunger leiden mußten und mit nur bescheidenen Mitteln ihr einfaches Leben meisterten.
Aber es gab auch unglaublich mächtige Erdenbürger, die verantwortlich waren für ganze Länder und Völker. Wenn sie sich auf ihren Konferenzen trafen, dann wurde oft wild diskutiert und gar heftig gestritten. Ja, es kam sogar vor, dass sie sich gegenseitig drohten und sich Angst machten, vor der Kraft und der Macht des anderen. Keiner von ihnen wollte ohne weiteres nachgeben! Niemand wollte freiwillig von seinem Standpunkt abrücken.
Wem sollte das nur von Nutzen sein? Das fragten sich die zwei Winterwolken und wurden immer nachdenklicher und nachdenklicher.

"Manche Dinge dort unten auf der Erde sehen schrecklich aus, nicht wahr?" sagte die erfahrene Winterwolke mit gedrückter grollender Stimme.
"Ja, du hast recht", entgegnete die andere. Vor Aufregung zitterte sie nun ein wenig und einige Schneeflocken rieselten aus ihr heraus.
"Übrigens, es wird Zeit, es schneien zu lassen. Die Menschen möchten feiern."
"Was wird dort gefeiert auf solche Art?" fragte die junge Wolke verwundert und schaute ungläubig an der großen erfahrenen Wolke hinauf.
"Ich weiß nur soviel", antwortete die andere, "sie nennen es Weihnacht und es ist das Fest der Liebe und des Friedens."

ENDE

 

Hallo pongilein,

bei dem aktuellen Geschichtenverkehr hier wäre mir diese fast durch die Lappen gegangen .. aber nur fast! ;)

Mist, warum hast du gegen Ende nochmal die moralische Keule geschwungen? Dabei haben mir der - wie soll ich sagen - liebevolle, süße Anfang deiner Geschichte und die ungewöhnlichen Protagonisten sehr gut gefallen. Ich dachte, hm, mal sehen, wo die es jetzt schneien lassen, das hätte mir schon gereicht, aber nein, dann kommt doch noch der Krieg im Irak etc. Einschub. Kannst du das nicht etwas dezenter einflechten? Oder ganz streichen? Vielleicht noch etwas mehr Handlung? Ein paar Dialoge? Ein kleines Wolken-Abenteuer? Das hätte meiner sensiblen Weihnachtseele besser gefallen. :)

Hohoho!

Dante :xmas:

 

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