Zwiegespräch...

[regenflocke]

Zwiegespräch...

Wenn du mir hilfst, werde auch ich dir helfen…
Womit willst du mir helfen? Ich brauche keine Hilfe.
Ach ja? Ich werde dir helfen, dein Leben als Versager zu beenden. Wieder du selbst zu sein und Glücklich.
Ich bin glücklich!
Versager…
Ich bin kein Versager! Mir geht es gut, danke! Ich befinde mich in einem sehr wichtigen Selbstfindungsprozess!
Du kannst mir nicht erzählen, dass dich das glücklich macht!
Glücklich… Glücklich… Jeder definiert den Zustand des Glücks für sich. Ganz individuell.
Du hast ja diesen Psychologenscheiß schon auswendig gelernt! Haben sie’s also geschafft…
Herzlichen Glückwunsch kann ich da nur sagen!
Sie wollen mir helfen… Sie tun das Richtige für mich… Ich befinde mich auf dem richtigen Weg…
Aha, der richtige Weg… Du meinst die Tabletten, die sie dir einwerfen, damit du mich vergisst?
Nein, vergessen soll ich dich nicht. Die Tabletten machen dich nur stumm… Ich höre dich nicht mehr… Für eine Weile…
Und seitdem geht es dir besser?
Ja, ich denke schon. Sie loben mich für meine Fortschritte. Ich fange wieder an, mit anderen zu reden.
Aber das macht dich nicht glücklich! So bist du nicht… Ich kenne dich besser…
Wann hattest du das letzte Mal richtigen Spaß? Eine richtig gute Unterhaltung, so wie wir sie immer hatten?
Ich weiß nicht… Natürlich habe ich seither keinen getroffen, der so gut zu mir passt wie du. Aber es wird wieder Menschen geben… Das braucht Zeit.
Oh ich bekomme das Kotzen! Du schluckst doch diesen ganzen Scheiß wirklich, den sie dir eintrichtern… Und dann leider auch noch im wahrsten Sinne des Wortes! Versager!
Sag das nicht, verdammt! Du bist doch nur eifersüchtig… Weil wir nichts mehr miteinander machen…
Ach ja? Aber mir geht es wenigstens gut! Ich mache in der Zwischenzeit all die Sachen alleine, die wir immer zusammen gemacht haben…
Lange Nächte in der Küche, viel Bier und gute Gespräche… Und dann nach der ersten Line ging’s uns immer richtig gut… Jetzt brauch ich wenigstens nur noch halb so viel Koks, das spart Geld…
Mit diesen Nächten in der Küche hat doch alles erst angefangen… Als wir nur noch allein waren, als es für mich nur noch dich gab… Aber ich vermisse sie schon, die Nächte…
Siehst du, ich sag’s dir ja, ich kenne dich besser. Die wissen überhaupt nicht, was du brauchst, was dir gut tut…
Mann, merkst du nicht, dass die dich austricksen wollen… Die wollen doch nur einen Einheitsmenschen aus dir machen! Alle gleich, verstehst du? Du sollst keine Meinung haben, keinen Spaß… Wach doch endlich auf…!
Ja, vielleicht hast du Recht… Aber wie soll ich das herausfinden? Wie soll ich merken, was ich wirklich brauche? Was mir wirklich gut tut? Ich kann nicht alles wieder aufgeben, und mich ganz auf dich verlassen…
Das verlange ich auch nicht! Lass uns das langsam angehen! Ich will einfach nur, dass du wieder mit mir redest… Das ist ein Anfang. Lass sie mich nicht töten… Gib mir ein, zwei Tage… Lass uns über alles in Ruhe reden… Und wenn ich sehe, dass du glücklich bist, dann mach ich mich auch vom Acker… Versprochen! Mann, ich will doch auch nur, dass es dir gut geht! Aber MIR bist du viel wichtiger als DENEN! Besprich das lieber mit mir!
Oh, sie kommen… Sei still…

„Herr Gleisig, wir haben sie total vergessen heute Morgen. Jetzt kriegen sie die Medizin viel zu spät. Geht es ihnen gut? Alles in Ordnung?“
Sag ihr nichts. Bitte, sei bloß still. Gib uns ein, zwei Tage, Mann!
Ja, mir geht es gut, danke! Mensch, Schwester Anke, ich bin doch nun schon lange genug hier…Sie wissen doch dass mich das nicht erschüttert. Steh doch schon fast vor der Entlassung!
„Na, ganz so weit ist es ja noch nicht! Aber sie sehen wirklich schon viel besser aus! Und ich freu mich für sie! Über ihre Forschritte!“
Blöde Schlampe, lass ihn in Ruhe!
„Hier, zwei Rote, kennen sie ja schon… Und Wasser zum Schlucken haben sie ja noch, oder?“
Ja ja, hab ich noch…
„Sehr schön, rein in den Mund…“
Machs nicht, nicht schlucken! Nein!
Mann, beruhige dich… Ich muss doch wenigstens so tun!
„Haben sie was gesagt, Herr Gleisig?“
Nee nee, alles in Ordnung, danke…
„Na dann ist ja gut… Ich geh dann mal wieder…“

Spuck sie aus! Spuck sie aus! Du hast doch selber grad noch gesagt, dass…
Ja, jetzt komm mal wieder runter… Beruhige dich… Ich bin ein bisschen bestimmter geworden in den letzten Wochen. Ich lass mir nicht mehr alles von anderen erzählen. Auch nicht von dir!
Ja, du hast dich verändert. Und das find ich auch gut, Mann. Das find ich wirklich gut! Aber jetzt spuck doch die Dinger aus!
Bin ja schon dabei. Aber wohin? Die finden die doch irgendwann. Hier kann man keine Geheimnisse haben…
Mensch, sag bloß, du bist so unkreativ geworden… Hast du noch nie an das Fenster gedacht? Alte Doppelfenster. Da gibt’s nen schönen Zwischenraum…Und rein damit…
Stimmt, hast Recht… Ja, du bist immer noch so ausgebüchst… Schlawiner…
Mann, ich hab dich vermisst…
Frag mich mal, aber nun lass uns mal nicht sentimental werden, Junge… Außerdem hatten wir ne Abmachung… Wir reden jetzt darüber, was werden soll… Ich erzähl dir, was mit mir passiert ist in den letzten Wochen… Und du redest nicht rein, hörst du?
Mann, du bist ja n ganz schöner Krümelkacker geworden!
Red nicht so mit mir…
Tschuldige, Mann!
Schon Ok, ist ja irgendwie auch wieder schön, dass du da bist…
Hab ich ja gesagt…

„Herr Gleisig, geht es ihnen gut?“
Ja, Frau Doktor, danke. War nur grad mit den Gedanken woanders.
„Wo denn, Herr Gleisig? Erzählen Sie´s mir…“
Kein Wort zu der alten Schlampe, hörst du?
Ja Mann, ist ja gut!!!
„Herr Gleisig, wirklich alles in Ordnung?“
Ja, wirklich Frau Doktor. Ich denk nur grad schon an den Besuch von meinen Eltern morgen. Wissen Sie, ich freu mich halt drauf.
„Aha. An den Besuch von ihren Eltern. Sind sie sicher? Sie hören nicht wieder die Stimme?“
„Die Stimme…! Ha, alte Kackbratze! Als ob ich keinen Namen hätte…“
Nein nein, wo denken sie hin?!
„Herr Gleisig, wir können den Besuch auch noch verschieben. Vielleicht ist es ja doch noch zu zeitig? Ich dachte nur, weil es ihnen so gut ging in letzter Zeit…“
Nein, wirklich. Sagen Sie ihn nicht ab! Ich will, dass sie kommen.
„Also gut, wenn noch irgendwas sein sollte, melden sie sich!“
Klar, danke!

Sei still, sei doch endlich still! Lass mich doch wenigstens SCHLAFEN, bitte!!
Sei nicht so zimperlich, du hast in diesem Irrenverein schon wirklich genug geschlafen… Ha, was für’n Wortwitz – Irrenverein… Mensch, jetzt lach doch mal…
Sei still, ich will einfach nur, dass du still bist…
Hör auf zu heulen. Was für eine Memme du geworden bist! Sei doch froh, dass ich wieder da bin… Bist du doch, stimmts? Du hast doch jetzt gemerkt, dass du ohne mich nicht kannst…
Wirst du nie können…
Wenn du nicht sofort still bist, dann lass ich dich wieder verschwinden! Ich hab genug von den kleinen Roten gesammelt, dass ich dich und noch drei Elefanten zum Schweigen bringen könnte!
Das wagst du nicht! Dazu brauchst du mich viel zu sehr…
Das glaubst auch nur du!
Feige Ratte…
Versager…
Sei still, sei doch endlich still, bitte!!!
Mieser Verräter…
Lässt dich doch von denen um den Finger wickeln…
Na warte, das reicht…
…die zwei sind für dich!
Nicht, spuck sie aus!
Vergiss es!
Spuck sie aus, Spuck sie sofort aus, du feige Sau!
Du wolltest es ja nicht anders, noch 2 für dich, ach, am besten 4!
Bist du denn des Wahnsinns?
Du bringst mich um!
Nein, wenn dann MICH! Ich bringe MICH um, wenn überhaupt, das ist nämlich MEIN Körper! Und du hast hier nichts zu sagen!
Hör auf, nicht noch 2, hör auf! Jetzt bist du ja wirklich durchgedreht!
Warum bist du nicht still??? Warum gehst du nicht mehr weg?! Lass mich doch endlich in Ruhe!
Bitte…
Bitte…
Ich kann nicht mehr…
Nicht doch… Nicht noch mehr! Ich bin ja schon still… ich hör ja schon auf…
Du weißt nicht was du machst…
Seeeeiiiii stiiiiillllll!!!
Ich kann nicht mehr….
Armseliger kleiner Kacker…
Ich hätte dich nie wiederkommen la… lass…
Oh mein Gott… Scheiße… Das wars, mein Junge… Kommt doch mal jemand… kommt doch endlich jemand, wenn man euch blöde Schweine braucht, seid ihr natürlich… na…
…

„Herr Gleisig, Herr Gleisig, was haben sie denn, ist alles in Ordnung? Mensch, sie sind ja ganz durchgeschwitzt…Oh mein, Gott… Frau Doooktooor!“

„Nein, er hat keinen Puls mehr. Zu spät…“

Oh mein Gott, Frau Doktor, schauen sie doch mal dort im Fenster. Das darf ja nicht wahr sein. Er muss sie ja seit Tagen gesammelt haben! Wie konnte das nur passieren?!“

Tja, ihr armen Würmer… Ich hab euch ja gesagt, dass ich gewinnen würde… Ihr hättet ihm nie geben können, was ich ihm gegeben hab…
Und bei den anderen braucht ihr euch auch keine Mühe zu geben, ich habe eine Menge starker Freunde… Aber ihr wollt es ja nicht wahrhaben…

Ihr nehmt uns einfach nicht ernst!!!

 

[flashbak]

Hallo regenflocke und willkommen hier!

Die Formatierung des Textes ist grauenhaft und völlig inakzeptabel. Bitte nimm die Fettschrift raus, das kann kein Mensch lesen.

LG
flash

 

[Cavum]

Hallo,

@ flashbak: Die Formatierung ist genau richtig! Ich hätte viel mehr Probleme den Text zu lesen und zu verstehen, wenn es diese Unterschiede in der Formatierung nicht gäbe.

@regenflocke

Hallo noch mal und willkommen!

Ich finde Deinen Text sehr gelungen. Offensichtlich leidet Herr Gleisig an einer Schizophrenie mit akustischen Halluzinationen. Das Gespräch zeigt sehr eindrucksvoll wie bestimmend, befehlend und dominant so ein innerer Geist sein kann.

Betreffend des letzten Satzes: Ich frage mich ob sich nur die Stimme nicht ernst genommen fühlt vom Personal der Einrichtung, oder ob sich leider auch Herr Gleisig nicht ernst genommen gefühlt hat. Wobei sich die Schwester immer recht kurz angebunden zeigte und keine wirkliche Hilfe anbot. Schlechtes Personal.

 

[Lord Arion]

Hmmm... als Fallstudie Akute/Chronifizierte Schizophrenie, ((durch Halluzinogene Substanzen ausgelöst?)mit suizidalem Ausgang nicht schlecht. Die verschiedenen Schriftformate sind erstmal gewöhnungsbedürftig, helfen dann aber beim Lesen. Wenngleich... Du bräuchtest sie nicht, wenn außer des Dialogs noch beschreibende Handlung mit eingebaut würde... aber ich denke, dass der Dialog so gewollt ist, und weniger das Geschichtenhafte angestrebt wurde. Auch die Tatsache, dass das Personal nur ungenügend aufpasst, ist nicht zu weit hergeholt... Trotzdem bleibt nichts wesentliches hängen nach dem Lesen dieser Geschichte. Als Erstling aber nicht schlecht. Willkommen auf Kg. de
Lord

 

[marinastraum]

Hallo regenflocke...

ich finde die Geschichte nicht schlecht, auch die Idee mit den verschiedenen Schriftformaten ist gut, wenn nicht sogar notwendig, um sich in dem Text zurechtzufinden.
Dass die Handlung nur durch die, wie der Titel schon sagt, Zwiegespräche, transportiert wird, halte ich für ein gelungenes Stilmittel (wenn man das so bezeichnen kann)

lg, die m

 

[regenflocke]

also erstmal vielen dank, dass ihr meine geschichte gelesen habt, und euch auch die zeit zum antworten genommen habt. wie gesagt - mein erstes werk hier, da freu ich mich ganz besonders über eure zuschriften...

@flash: ja, ich hatte auch die Überlegung, ob das so elegant gelöst ist, gefiel mir aber besser als die Form Dialog A:...B:... oder andere Erläuterungen rundherum. es sollte nur von wörtlicher Rede leben...

@hallo cavum, ich freue mich sehr, dass es dir gefallen hat! Danke! Und der letzte Satz kommt von der inneren Stimme... Wobei es natürlich seltsam ist, da sie ja eigentlich mit dem Patienten verstorben sein müsste, aber sie musste einfach nochmal zu Wort kommen. Sie hatte ja auch die dominanteste Rolle...

@Lord Arion: dem Titel deines Buches nach zu urteilen hast du wohl selber Psychologie studiert. Ja, deine Diagnose passt auf das, was ich dem Patienten "angehängt" habe... Und ja, die Schizophrenie wurde ausgelöst von den Drogen, die er genommen hatte, das Koks am Küchentisch, eventuell noch einige weitere Sachen, die man sich dazudenken darf... Dass nichts groß hängenbleibt, damit meinst du wohl, dass die Geschichte außer dem Selbstmord an sich nicht viel Inhalt zu bieten hat? Da hast du vielleicht Recht. Es beschränkt sich auf einen Aspekt, und erzählt nichts rundrum... Auch der Streit der beiden bezieht ja nicht sonderlich viel Erlebtes aus dem Leben des Patienten ein. Danke für deine Kritik!

@marina: Vielen Dank! das mit dem "Stilmittel" Dialog war ja mein Experiment...
Freut mich, dass dir das gefallen hat...

Danke nochmal an alle

Lg regenflocke

 

[flashbak]

Also, regenflocke ...

Die Sache mit der Fettformatierung war kein gut gemeinter Ratschlag von mir, sondern eine Aufforderung, in Form einer Bitte.
Auch wenn die Fettschrift ein Stilmittel sein soll, um die gespaltene Persönlichkeit, oder was auch immer, darstellen zu wollen, ist der Text ein Graus für die Augen.
Die zwiegespaltene Persönlichkeit ist auch auf konventionelle Weise, z.B. in Form der Sprache, rüberzubringen.

Also bitte ändere das.

LG
flash

P.S.: Wir sind hier ein Literaturforum, also achte bitte auch in Kommentaren und Kritiken auf eine angemessene Schreibweise, wie etwa Groß- und Kleinschreibung.