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Den Geist tragen

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28.12.2009
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Den Geist tragen

Da ist wieder dieses Mädchen. Den fünften Tag in Folge. Sie kommt kurz vor Ladenschluss und setzt sich an den Tisch neben dem Fenster. Ein paar Minuten bleibt sie sitzen, bevor sie an den Tresen kommt. Sie betrachtet den übriggebliebenen Kuchen in der Auslage und bestellt schwarzen Kaffee.
„Bring‘ ich an den Tisch“, sage ich, und sie nickt und sieht noch einmal in die Auslage. Apfeltarte und ein halb auseinandergefallener Nusskuchen. Ich nehme eine frisch gespülte Tasse aus dem Regal und stelle sie unter die Düse, danach befülle ich das Sieb mit frischem Pulver. Der Automat gibt ein lautes Zischen von sich. Der Kaffee fließt pechschwarz in die Tasse. Ich bleibe vor der Auslage stehen – ein fettiger Handabdruck auf dem Glas. Das Mädchen sitzt über ein leeres Blatt gebeugt, hält einen Stift in den Fingern, die dünne Spitze berührt das Papier. Ich öffne die Auslage, wische mit dem Lappen über die Scheibe und nehme die Apfeltarte heraus. Sie sieht kurz auf, als ich den Teller mit dem Kuchen neben die Tasse stelle.
„Geht auf’s Haus.“
„Danke“, sagt sie und lächelt. Sie hat einen Satz auf das Papier geschrieben.
„Arbeit?“
Sie schließt für einen Moment die Augen und schüttelt den Kopf.
„`tschuldigung.“ Ich lege noch eine Kuchengabel neben den Teller. „Geht mich ja eigentlich auch nichts an.“
„Schon okay“, sagt sie und umfasst mit beiden Händen die Tasse.
Als ich wieder hinter dem Tresen stehe, legt Paul die Zeitung zusammen. „Bist du jetzt verknallt in die Kleine?“
„Ich geb‘ mir nur Mühe.“
„Mühe?“, wiederholt er und hebt seine leere Tasse. „Seit wann das denn?“
„Von zu viel Kaffee fängst man an zu stinken.“
„Was du so alles weißt …“
„Wollte das nur mal gesagt haben.“
Ich nehme eine neue Tasse aus dem Regal, aber Paul zeigt auf die benutzte in seiner Hand. „Die is‘ noch gut, da is‘ nix dran.“
„Ich hab‘ doch eben gesagt: Ich geb mir Mühe.“
„Na, wenn das so ist …“ Paul streicht schweigend über die Kante der Zeitung.
Der Kaffee dampft. Ich stelle die Tasse auf die Zeitung.
„Wie hat Fortuna gespielt?“
„Noch oben dran, aber wird nicht reichen für `n Aufstieg, die werden wieder Zaungäste sein. Denen fehlt einfach die Bank. Sind ja nicht Bayern.“
„Nee, das sind se wirklich nicht.“
„Na siehste“, sagt er und nimmt einen Schluck Kaffee. „Seitdem der Löring nich‘ mehr is‘, is‘ nix mehr mit dicker Kohle. Da können die nur Spieler holen, die woanders nix gebracht haben. Und dann kannste eben nur drauf hoffen, dass die hier ihren Durchbruch haben. Wie mit dem Typ, der im Knast war, weil er mit `n paar Kumpels `ne Bank überfallen hat. Dass ausgerechnet der da jetzt zwanzig Buden macht, da konnte ja keiner mit rechnen.“
„Spielt nächste Saison sicher `ne Liga höher.“
Paul nickt. „Isso. Kaum winken die mit den großen Scheinen, dann is‘ alles vorbei, dann sind die Jungs hundertpro weg. Und, mal ganz ehrlich, ich würd‘s genauso machen.“ Er schüttelt den Kopf. „Man lebt schließlich nur einmal.“
Das Mädchen hat eine halbe Seite geschrieben. Sie legt den Stift auf das Papier und teilt den Kuchen in vier Portionen. Ein Krankenwagen mit eingeschaltetem Blaulicht fährt vorbei. Paul kramt nach den Zigarren in seiner Brusttasche. „Auch `ne Rillo?“
„Ist `ne gute Idee.“ Ich ziehe den Schlüssel von der Kasse, lasse ihn in meine Hosentasche gleiten. Außer dem Mädchen ist niemand im Laden. Ich öffne die Eingangstür und schiebe einen Holzkeil in den Lüftungsschlitz. Draußen lehnt sich Paul gegen die Hauswand, zündet sich einen Zigarillo an und hält mir die Schachtel hin. Rauch wabert in den Eingang. Auf den Straßen ist es still, die Luft kühl und sauber. Ich nehme einen ersten Zug. „Schmeckt nach Urlaub.“
„Urlaub, ja … könnt‘ ich auch gebrauchen. Kann seit `ner Woche wieder nicht schlafen“, sagt er. „Versuch‘ echt alles – ich lieg da, alles dunkel, und dann hab‘ ich schon die gelben Dinger in den Ohren, aber nix. Ich dreh mich, ich dreh mich nochmal, nix.“ Er sieht mich an. „Wenn du nicht wärst, wüsst‘ ich gar nicht, was ich machen soll.“
„Würdeste bei dir in der Küche sitzen und aus`m Fenster glotzen …“
„Ja, wahrscheinlich haste Recht.“ Paul steckt sich die Rillo in den Mundwinkel. „Vielleicht bin ich auch schon verrückt geworden.“
„Nein“, sage ich. „Das merkste.“
„Ja? Woran merkt man das, das man verrückt wird?“
„Ich weiß nicht“, sage ich. „Aber ich kannte mal einen, das war noch in Fenergierscheid, sicher über zehn Jahre her – Ingenieur bei Walterscheid, schon lange Rentner, und der kam immer ins Westfälische Eck, trank da sein Herrengedeck. `n stiller Typ, so einer von der Sorte, die selten was sagen, nie laut werden, und dann, keine Ahnung, ich steh am Tresen, zapf Kölsch, ja?, und da erzählt der mir, dass einem Farn aus der Brust wächst, wenn man vom Blitz getroffen wird …“
Paul zieht die Augenbrauen nach oben. „Also das hab‘ ich ja noch nie gehört!“
„Ja, ich hatte da auch noch nie was von gehört, ich meine … von den Anderen auch keiner, also dacht‘ ich zuerst, ich dacht‘ natürlich, der will mich nur auf den Arm nehmen, aber ... naja, die Leute erzählten mir später dann so Geschichten, wie er auf den offenen Feldern stand, immer wenn `n Gewitter aufzog.“
Paul schüttelt den Kopf. „Aber vielleicht hat er ja wirklich dran geglaubt – ich meine, dann bist du doch noch nicht verrückt, wenn du an was glaubst, oder?“
Asche schwirrt durch die Luft. Das Licht der Reklame fällt auf das Fensterglas. Das Mädchen schreibt, den Kopf leicht auf die Brust gesenkt. Ihr Haar ist schwarz und kurz geschnitten. Paul lehnt sich zu mir herüber. Er riecht nach Brisk und Nikotin. „Die Kleine“, sagt er und hebt sein Kinn. „Die is` auf jeden Fall schon alt genug dafür …“
„An so was denke ich gar nicht …“
„Tu mal nicht heiliger als der Papst.“
Sie legt den Stift auf das Papier und führt die Kuchengabel zum Mund. Sie kaut langsam, bedächtig. Sie sieht aus dem Fenster. Ihre Augen sind grün. Sie lächelt. Zuerst höre ich die Flügelschläge, ein kurzes, heftiges Flattern in der Luft – dann sehe ich einen schwarzen Punkt aus meinen Augenwinkeln, und wie er schnell näher kommt. Der Vogel trifft mit einem wuchtigen Geräusch auf, prallt von der Scheibe ab und bleibt auf dem Bordstein liegen. Der Körper zuckt noch einmal, danach bleibt das Gefieder ganz ruhig. Paul sieht mich an, die brennende Rillo zwischen den Lippen. Dann starren wir beide auf den Vogel, wie er da auf dem Asphalt liegt, so dunkel und erstarrt.
Ich hebe die Hand. „Vorsicht“, sage ich und bücke mich. Die Augen erloschen und matt. Der Schnabel mit Federn bedeckt.
„Was macht du da?“, fragt Paul. Seine Stimme ist vom Rauch belegt, klingt aber hell und brüchig wie die eines kleinen Jungen. Ich hebe den Vogel auf und gehe durch die Eingangstür ins Innere. Das Mädchen ist aufgestanden, lehnt am Tisch, hält das Blatt Papier in einer, die Kuchengabel in der anderen Hand.
„Abgestürzt“, sage ich und gehe hinter den Tresen. Paul tritt den Keil aus dem Schlitz und schließt die Tür. Ich lege den Körper auf ein Silbertablett neben der Kaffeemaschine. Eine hauchdünne Feder bleibt an meinen Knöcheln kleben, löst sich und schwebt in die Auslage mit dem Kuchen.
„Hat’s hinter sich“, sagt Paul. „Siehste doch.“
Ich gebe dem Tablett einen Ruck. Nichts geschieht. Das Mädchen tritt neben mich, fährt mit den Fingerspitzen den Schnabel entlang bis zu den Kehlfedern. „Das Genick ist gebrochen.“
„Genick gebrochen …“, wiederhole ich und blicke kurz zu Paul. Sie schließt die Augen, dann nimmt sie meine Hand, führt sie zu einer Stelle dicht hinter dem Kopf, und ich sehe auf ihre Hand, die klein und warm auf meiner liegt, spüre ein scharfkantiges Stück Knochen aus dem dichten Federkleid herausragen. Meine Finger zittern. Sie sieht mich an, die Lippen geöffnet, die Augen so grün. Ich ziehe die Hand zurück und greife unter die Theke, wo ich die Flaschen mit Hochprozentigem aufbewahre. Den Klaren gieße ich einfach in ein benutztes Wasserglas, trinke und wische mir mit dem Handrücken über den Mund.
„Und der Flattermann?“, fragt Paul. „Machen wir mit dem jetzt?“
Ich trinke den letzten Rest und blicke zu dem Mädchen, das immer noch neben mir steht. „Was meinst du zu der ganzen Sache?“
Sie legt einen Finger auf das Silbertablett. „Ich finde, wir sollten ihn beerdigen.“
„Beerdigen!“ Paul winkt ab. „Ab in die Tonne damit.“
„Nicht immer so schnell“, sage ich und wende mich wieder an das Mädchen. „Wie hast du dir das vorgestellt? Beerdigen … ich meine, wo willst du ihn denn beerdigen?“
„Ach, das kann doch nicht dein Ernst sein!“ Paul fährt sich mit den Fingern über seine öligen Haare. „Is‘ doch nur `n toter Vogel, Mensch.“
Ich tippe mir gegen die Stirn. „Bist vielleicht doch schon verrückt geworden.“
Sie sieht aus dem Fenster. „Da draußen im Blumenkübel.“
„Einfach in dem Blumenkübel da?“
„Ja“, sagt sie. „Ja, ich finde, das gehört sich so.“
Ich nicke, und sie nimmt das Tablett und geht. Paul öffnet ihr noch kopfschüttelnd die Tür, und dann sehe ich durch die Fensterscheibe, wie sie das Tablett auf den Rand des Kübels stellt und beginnt, mit der Kuchengabel ein Loch in der schwarzen, lockeren Erde zu graben. Sie tut es langsam, häuft die Erde neben den Zierpflanzen auf, gräbt mit dem Stiel noch tiefer.
„Ich weiß nicht“, sagt Paul. Er hat die Tür geschlossen, seine Hand liegt noch auf der Klinke. „Ich weiß ja nicht.“
„Lass sie. Ich glaub`, sie weiß, was sie tut.“
„Was du nicht alles glaubst …“ Paul setzt sich zurück an den Tresen und zieht die Zeitung unter der Tasse hervor.
„Und was hättest du getan? Einfach weggeschmissen?“
Er atmet scharf ein und sieht mich über den Rand der Zeitung an. „Wasch dir erstmal die Hände, du weißt ja nicht, ob dein toller Piepmatz da nich irgend`n Virus hatte … nachher steckste dich an, oder noch schlimmer, du steckst mich an!“
Das Mädchen ist immer noch da draußen, sie verschließt das Loch, in dem der Vogel liegt, drückt die lose Erde mit den Zinken der Kuchengabel flach. „Ist bestimmt schon verletzt gewesen … Windräder, `ne Angelschnur, oder sonst was.“
„Sterben Tausende, ach was, Tausende – Millionen Vögel, jedes Jahr. Willst du da jetzt jedes Mal so `n Aufriss machen? Ich meine …“
Ich zucke mit der Schulter. „Nein“, sage ich. „Nein, ich glaube nicht.“ Ich stelle das leere Wasserglas in die Spüle, drehe den Hahn auf, lasse mir lauwarmes Wasser über die Hände laufen. Dann betätige ich den Seifenspender, eine kleine Portion tropft auf meinen Handrücken, ich verteile die Seife bis unter die Nägel, atme den sauberen, reinen Duft ein. Für einen Moment halte ich die Hände wie zum Gebet, lasse das Wasser durch die Finger gleiten, betrachte, wie es am rostfreien Stahl der Spüle abperlt, mit einem leisen Gurgeln in den Ausguss fließt.
„Du willst doch nur bei der Kleinen landen“, sagt Paul. „So ist es doch, deswegen spielt man da mit, bei so `ner bescheuerten Sache. Oder?“

Ich starre auf die weiß gekachelte Wand über der Spüle, auf die Risse in den Fugen. Pauls Gesicht spiegelt sich auf der glatten Oberfläche, es ist nur ein verzerrter Umriss, aber sein breites Grinsen kann ich gut erkennen. Das Wasser läuft. Ich drehe es ab, nehme ein frisches Handtuch aus dem Regal und falte es auseinander. Sie ist weg. Das Mädchen ist weg. Ich lasse das Handtuch auf den Boden fallen, gehe an Paul vorbei zur Tür. Ich zögere, warte ab, und als ich die Klinke schließlich umfasse, bemerke ich, dass meine Hände immer noch feucht sind.

Ich versuche, die Ziffern auf der Leuchtuhr beim Juwelier gegenüber zu erkennen, aber das Licht der Reklame ist defekt, und es ist zu dunkel. Ich trete auf den Bürgersteig hinaus, spüre, wie die Kühle vom Asphalt aufsteigt, wie sie mir unter den Hosensaum kriecht, langsam das Wadenbein hinauf. Ich sehe die Straße entlang – die Ampel ist ausgeschaltet, sie blinkt gelb, grelles, gelbes Licht, im immergleichen Rhythmus, ein Augenaufschlag, dann noch einer. Ich atme ein und mache einen großen Schritt. Da ist nichts, eine schmale Mulde, kaum so lang wie meine Handkante, mehr ist nicht zu sehen. Das ist nur der Geruch von Erde, schwer und würzig und so durchdringend, dass ich den Kopf abwenden muss.

Auf der Parkplatzmarkierung vor dem Kübel liegt der Zigarillo, den ich fallengelassen haben muss, ich bleibe stehen, um ihn aufzuheben, puste gegen den Aschekegel, der sich ablöst und auf dem Asphalt zerfällt. Ich sehe Pauls Schatten im Inneren, wie er sich bewegt, höre, wie er die Tür aufzieht und sagt: „Komm rein, komm wieder rein.“
Ich nicke und sehe noch einmal die Straße entlang, das gelbe Licht der Ampeln, ansonsten Dunkelheit. Drinnen nehme ich Pauls Feuerzeug vom Tresen. Der Tabak schmeckt bitter, ich muss hart ziehen, bis die Glut wieder entfacht ist.
„Rauchst doch sonst nie hier drin“, sagt Paul und reibt sich mit der Hand über den Nacken.
„Ja, ich weiß“, sage ich. „Ich weiß.“ Auf dem Tisch liegt das Blatt Papier, der Stift und der Teller mit den drei kleinen Kuchenstücken. Ich setze mich auf den Stuhl, auf dem sie gesessen hat, nehme eins der Stücke vom Teller und schiebe es mir in den Mund. Der Teig ist trocken, ich kaue langsam.
„Sie hat die Gabel mitgenommen.“
Was?“ Paul beugt sich nach vorne und runzelt die Stirn. „Was hat sie mitgenommen?“
„Die Gabel, die Kuchengabel“, wiederhole ich, ich nehme einen tiefen Zug, lehne mich zurück und atme den Rauch aus den Nasenlöchern.
Paul presst die Lippen aufeinander und schüttelt den Kopf. „Junge, junge“, murmelt er und zerknüllt dann die Zeitung.
„Ich glaub, ich schließ ab“, sage ich und stehe auf. „Ich schließ ab, und dann, dann mach‘ ich Urlaub.“ Ich lege meine Hand auf Pauls Schulter, drücke sie leicht. „Wenn wir nicht bald Urlaub machen, werden wir wirklich noch verrückt, ich sag’s dir.“
Paul sieht mich an, öffnet den Mund, sagt aber nichts. Einen Moment lang stehen wir da, hängen unseren Gedanken nach – ich denke an nichts, ich sehe nur die grünen Augen des Mädchens, diese seltsamen, grünen Augen, und die ruhigen Bewegungen, mit denen sie das Grab für den Vogel geschaufelt hat. Es ist eben erst passiert. Es ist, als wäre sie noch hier, als müsste sie noch hier sein. Dann sagt Paul doch etwas, er sagt: „Red‘ keinen Stuss, von wegen Urlaub und so, du stehst morgen hier, genau hier, und verkaufst deinen Kaffee. So isset doch, oder?“

Ich klemme mir den Zigarillo in den Mundwinkel, setze mich wieder an den Tisch, lese den Satz, der auf dem Blatt steht, ich lese ihn langsam, lese ihn noch einmal, dann nehme ich den Stift und ziehe eine Linie über das Papier, eine lange, schwarze Linie, die niemals aufhören sollte. „Ja“, sage ich leise und starre auf die Linie, der Rauch beißt in meinen Augen. „Ja, so wird’s sein.“

 

Die Beschreibung des Prozesses lässt mich also in Frage stellen, welche Signifikanz er hat, um soviel Aufmerksamkeit zu verdienen.

Hallo, danke für den Komm. Warum beschreibt er das Zubereiten des Kaffees so genau? Weil das im Grunde die Klammer ist - für den gesamten Text. Zusammengefasst wird das von Paul.
Dann sagt Paul doch etwas, er sagt: „Red‘ keinen Stuss, von wegen Urlaub und so, du stehst morgen hier, genau hier, und verkaufst deinen Kaffee. So isset doch, oder?“
Das ist die Linearität, das Hamsterrad, die ewig gleichen Abläufe, die sich dann aber ins Unbewußte, Unterbewußte verschieben, die doch beschrieben werden, und zwar mit einer buchstäblichen Intimität. Das ist natürlich auch eine Handlung mit Symbolgehalt, das ist es, wovon er lebt, und jetzt dringt die Endlichkeit, oder eine Form davon in seinen Mikrokosmos ein. Für mich ist das logisch.

Auf die ganz hinterhältige Tour linken?
Ja, das doof, das mache ich raus, ist aus einer alten Version, wo es mehr um diese Binnenerzählung ging, noch übriggeblieben.

Das mag kleinlich wirken, aber ich finde den Vergleich hier unpassend.

Ein guter Punkt. Ich werde das ändern.

Aus rein sprachästhetischen Gründen?

Im Grunde, ja. Aber ich finde deine Version spontan auch besser. Wird geändert.

Gruss, Jimmy

 

Hey Jimmy,

habe mich wie beim letzten Mal gefreut, dass es einen neuen Text von dir gibt. Der letzte hat mir sehr gut gefallen. Dieser hier auf seine Weise auch. Ich finde es interessant, dass du (auch weil du da auf einige Antworten noch nicht eingegangen bist ;)) gerade scheinbar eine Pause mit deiner Serie machst. Würde mich natürlich auch interessieren, wie das weitergeht. Dein letzter Text hatte wieder einen sehr sympathischen Prot. Dieser hier ist auch sympathisch. Es ist sogar eine Liebesgeschichte. Insofern fühle ich mich bereits von der Dramaturgie, in der du deine letzten Geschichten eingestellt hast, unterhalten. Du scheinst einen sehr guten Zugang zum Schreiben zu haben, weil du scheinbar genau weißt, wie du dich einem neuen oder bereits bekannten Milieu näherst. Das würde ich gerne können. Zuletzt habe ich versucht, einen Text über eine Prepper-Familie zu schreiben, beim ersten Testleser aber eingesehen (obwohls leider schon halbwegs fertig war), dass das nur auf einen Flop hinauslaufen kann.
Aber weiter zu dir. Ich muss dir noch ein Kompliment geben: Beim Lesen fast all deiner Geschichten hier und vor allem im Zusammenhang, wie du Geschichten kommentierst, ist mir aufgefallen, wie bewusst du mit deinem Handwerkszeug umzugehen weißt. Gerade was die wichtigen Dinge angeht, von denen ich wahrscheinlich nur einen Teil identifizieren kann, hast du ein bewundernswertes Vokabular und einen geschulten Blick. Ich rede von solchen Sachen wie (weiß nicht, ob das der richtige Begriffe ist) 'Erzählhaltung'. Deine Beschreibungen sind einfach eindringlich und nicht so mittelbar, nicht so verkopft. Es ist kaum etwas Überflüssiges in den Dialogen oder den beschriebenen Szenen (außer eine Sache auf die ich noch komme :lol:). In dem, was erzählt wird, ist kein Pathos, nicht alles wird auserzählt, das Format (also auch was ich mir von dem Schluss so einer Erzählung erwarte) ist absolut stimmig. Insofern könnte ich eigentlich einer Menge Texte von dir auf dieser Seite hier 'Empfehlungen' aussprechen – das wollte ich nur mal sagen.
Bei diesem Text gefällt mir insbesondere, dass die Handlung so locker dahinfließt, sich also irgendwie natürlich und nicht überinszeniert anfühlt. Klar, die Sache mit dem Vogel ist schon ein größeres Ereignis, aber es funktioniert gut, ist eben nicht zu viel der Inszenierung. Ich mag auch, wie dieser Crush auf die Café-Besucherin beschrieben wird. Die äußerlichen Merkmale, die du nennst, auch das ganze Herumscharwenzeln des Erzählers mit der Kaffeezubereitung genieße ich beim Lesen – sehe das anders als Sisorus. Das hat Ruhe und ist einfach 'lecker' beschrieben. Ein bisschen unklar war für mich die Haltung von Paul. Irgendwie ist er sehr reaktiv, was diesen Vogel angeht. Da ist mir der Konflikt stellenweise etwas zu dick. Es gibt eine Stelle (zeige ich dir gleich) wo ich kürzen würde, ansonsten gefällt mir der Text gut. Wenn ich gemein sein darf: Die letzte Erzählung fand ich stärker. Aber auch nur, weil es so emotional wurde. Das heißt jetzt nicht, dass diese Erzählung hier nicht trotzdem mit der anderen auf einer Augenhöhe ist. Ich würde das mit einem Musikalbum vergleichen, nicht jeder Song ist ein Hit wie der andere und trotzdem kann und möchte man auf keinen verzichten.

Sie kommt kurz nach Mitternacht und setzt sich an den Tisch neben dem Fenster.

Hier war ich in einem Zimmer. Ich hab wirklich unpassenderweise so ein märchenmäßiges Setting im Kopf gehabt. Wo jeden Abend kurz nach Mitternacht der Geist am Fenster steht. Vielleicht kannst du ja bei derselben Wortzahl den Ort klarer kennzeichnen, wenn es dadurch nicht nach 'mit der Tür ins Haus fallen' wirkt. Vielleicht mit dem Geruch des Cafés.

Sie betrachtet den übriggebliebenen Kuchen in der Auslage und bestellt schwarzen Kaffee.
„Bring‘ ich an den Tisch“, sage ich, und sie nickt und sieht noch einmal in die Auslage. Apfeltarte und ein halb auseinandergefallener Nusskuchen. Ich nehme eine frisch gespülte Tasse aus dem Regal und stelle sie unter die Düse, danach befülle ich das Sieb mit frischem Pulver. Der Automat gibt ein lautes Zischen von sich. Der Kaffee fließt pechschwarz in die Tasse. Ich bleibe vor der Auslage stehen – ein fettiger Handabdruck auf dem Glas.

Das ist einfach sooo geil beschrieben. Ich sehe jedes Bild gestochen scharf vor mir. Ich rieche das und ich fühle die Wärme von all dem förmlich. Top!

Ich öffne die Auslage, wische mit dem Lappen über die Scheibe und nehme die Apfeltarte heraus.

Das hier! Diese immerfeuchten Schwämme in Bars und Cafés, mit denen Keime achtlos und im Kontext fast schon appetitlich auf allen möglichen Oberflächen verteilt werden oder zumindest dieser Geruch von Spülmittel und Moder :lol:

er Kaffee fließt pechschwarz in die Tasse.

was für ein geiler Satz.

Apfeltarte und ein halb auseinandergefallener Nusskuchen.

genau wie der hier. Vielleicht solltest du überlegen mal so eine Art Literatur-ASMR zu machen :lol: bei dem derzeitigen Hype wird das ganz sicher was.

„`tschuldigung.“ Ich lege noch eine Kuchengabel neben den Teller. „Geht mich ja eigentlich auch nichts an.“

„Ich geb‘ mir Mühe.“

Sehr, sehr witziger Dialog an der Stelle. Ich würde überlegen, ob es die Replik von Paul ("du gibst dir Mühe?") wirklich braucht.

„Von zu viel Kaffee fängst du an zu stinken.“

Das habe ich nicht ganz verstanden. Meint er das "du" jetzt allgemein wie "man fängt an zu stinken" oder meint er Paul und will ihn ein bisschen freundschaftlich ärgern (habe letzteres angenommen). Das würde ich nochmal klarer machen, wie er das jetzt auch mit dem stinken meint; auch weil Paul das so wie selbstverständlich annimmt. Ist damit gemeint, dass er aus den Achseln stinkt oder aus der Haut oder dem Mund?

Ich stelle die Tasse auf die Zeitung.
„Wie hat Fortuna gespielt?“

Ein sehr schöner Übergang. Analog zu der Bären-3Sat-Szene in der letzten Geschichte. Die Tasse wird auf die Zeitung gestellt. Jetzt geht es um (Zeitung als Symbol) Politik bzw. Neuigkeiten/Tratsch.

„Na siehste“, sagt er und nimmt einen Schluck Kaffee. „Seitdem der Löring nich‘ mehr is‘, is‘ nix mehr mit dicker Kohle. Da können die nur Spieler holen, die woanders nix gebracht haben. Und dann kannste eben nur drauf hoffen, dass die hier ihren Durchbruch haben. Wie mit dem Typ, der im Knast war, weil er mit `n paar Kumpels `ne Bank überfallen hat. Dass ausgerechnet der da jetzt zwanzig Buden macht, da konnte ja keiner mit rechnen.“
„Spielt nächste Saison sicher `ne Liga höher.“
Paul nickt. „Isso. Kaum winken die mit den großen Scheinen, dann is‘ alles vorbei, dann sind die Jungs hundertpro weg. Und, mal ganz ehrlich, ich würd‘s genauso machen.“ Er schüttelt den Kopf. „Man lebt schließlich nur einmal.“

Das ist ganz ehrlich die einzige Stelle, die ich komplett entbehrlich finde. Auf mich wirkt das (sei mir da nicht böse) auch ein bisschen wie ein Selbstzitat, weil in deinen Geschichten oft über rheinischen Fußball getratscht wird. Das finde ich an sich ok, aber wenn du das so auswalzt, dann nimmt sich das für mein Erachten zu wichtig. Ich würde das bei einem ganz kleinen Kommentar zu dem Löring belassen, wenn überhaupt. Würde den Protagonisten auch abgelenkt von dem 'salienten Reiz' (dem Mädel) zeigen.

Sie legt den Stift auf das Papier und teilt den Kuchen in vier Portionen. Ein Krankenwagen mit eingeschaltetem Blaulicht fährt vorbei.

Du verstehst es wirklich Details zusammenzustricken, dass bei geringstem Textaufwand enorm Bedeutung aufgebaut wird – ohne dich dabei zu überheben.

Paul kramt nach den Zigarren in seiner Brusttasche. „Auch `ne Toscano?“
„Ist `ne gute Idee.“

Das fand ich ein bisschen seltsam. Das ist so etwas Besonderes und für die meisten immer noch ein absoluter Luxusgegenstand, Zigarren. Ich dachte zuerst: Vielleicht fragt er besser: "Eine rauchen?" und dann rauchen sie Zigaretten. Das bekommt ja aber noch Bedeutung am Ende, außerdem teilen sie die Zigarre (richtig?), wodurch das ein bisschen aufgebrochen wird. Sonst würde ich mich schon fragen, wie die zu so einem Genuss und Lebensstil kommen? Das erzählt dann irgendwie eine andere Geschichte. Nur meine Meinung.

und dann hab‘ ich schon die gelben Dinger in den Ohren

Vielleicht 'Ohropax'?

Woran merkt man das, das man verrückt wird?

finde es erstaunlich, wie konsequent (unterstelle mal Absicht) du hier die Dopplung zugelassen bzw. provoziert hast. Es ist eben Umgangssprache und in der Art, wie die beiden sprechen, macht das Sinn.

keine Ahnung, dann erzählt der mir plötzlich so aus dem Nichts heraus, ich steh am Tresen und zapf Kölsch, ja?, und da erzählt der mir, dass einem Farn aus der Brust wächst, wenn man vom Blitz getroffen wird …“

keine Ahnung, ich steh am Tresen und zapf Kölsch, und da erzählt der mir, dass einem Farn aus der Brust wächst, wenn man vom Blitz getroffen wird …“

„Also das hab‘ ich ja noch nie gehört!“
„Ja, ich hatte da auch noch nie was von gehört, ich meine …

hier musste ich heftig lachen. Fand ich irgendwie so absurd, wie sie das beide erstmal so als sonderbare Neuigkeit stehen lassen, ohne das sofort als Quatsch zu bezeichnen. Das ist auf jeden Fall Humor.

der will mich auf den Arm nehmen, so auf die ganz hinterhältige Tour linken,

Das hat mich wie Sisorus auch gestört. Weil es eben nicht so wirklich Sinn macht, das Verhalten des Mannes als "auf hinterhältige Tour linken" zu bezeichnen. Es wirkt daher so, als sollte es einen komischen Effekt haben.

„Die Kleine“, sagt er und hebt sein Kinn. „Die is` auf jeden Fall schon alt genug dafür …“
„An so was denke ich gar nicht …“
„Tu mal nicht heiliger als der Papst.“

Die Stelle fand ich gut. Ich habe mich nämlich ein bisschen für Paul geschämt, weil er sofort so ein Sex-Ding draus macht und da auch mit so einem Maßstab kommt, "Alt genug für Sex". Das wird ja dann vom Prot negiert. Ich finde dieses Schämen meistens, wie hier, etwas Gutes.

Seine Stimme ist vom Rauch belegt, klingt aber so hell wie die eines jungen Mädchens.

Das fand ich im Gegensatz zu @Sisorus gut. Eben genau aus den Gründen, die er als Kritik angeführt hat. Das ist doch sinnig, dass der Erzähler, der von dem Mädchen eingenommen ist, eben diesen Vergleich wählt.

löst sich dann und schwebt in die Auslage

dann nimmt sie meine Hand, führt sie zu einer Stelle dicht hinter dem Kopf, und ich sehe auf ihre Hand, die klein und warm auf meiner liegt, spüre unter dem dichten Federkleid ein scharfkantiges Stück Knochen herausragen. Meine Finger zittern.

Tolle Szene. Eine ganz unkonventionelle und starke romantische Begegnung in einem eigentlich unpassenden Moment, der dem etwas (positiv) Makabres verleiht.

„Und der Flattermann?“, fragt Paul. „Machen wir mit dem jetzt?“

"Was machen wir mit dem jetzt?" oder "Was machen wir jetzt mit dem?"

„Und was hättest du getan? Einfach liegengelassen?“

Hat er doch schon gesagt. Er hätte ihn weggeschmissen. Würde ich ändern.

sie verscharrt das Loch, in dem der Vogel liegt

Ich glaube "ein Loch verscharren" ist vom Ausdruck etwas schief. Ich glaube in der Regel wird etwas Gegenständliches verscharrt. Ein Knochen, ein Mensch, ein Schatz. Das Loch ist ja nur ein Ausdruck für etwas nicht Vorhandenes. Vielleicht hört es sich deshalb auch für mich schief an.

„Du willst doch nur bei der Kleinen landen“, sagt Paul und kichert leise

Die Stelle hat mich ein bisschen verwirrt. Ich hatte Pauls Reaktionen eher zynisch wahrgenommen. Und jetzt kichert er leise, was sich wie so ein fast knabenhaftes Verhalten liest.

„So ist es doch, deswegen spielt man da mit, bei so `ner bescheuerten Sache. Oder?“

Fand ich, wie andere Stellen auch, gut. Hier wird so etwas Alltägliches diskursiv besprochen.

Junge junge

Junge, junge.

ziehe eine Linie über das Papier, eine lange, schwarze Linie, die niemals aufhören sollte

gelungenes Ende. Das meinte ich weiter oben: Du findest den richtigen Abschluss. Du weißt, wie du das Schlussbild modelierst, damit es die Bedeutung der Geschichte trägt. Verrat mir das Geheimnis! :lol:

Liebe Grüße
Carlo

 

Ich rede von solchen Sachen wie (weiß nicht, ob das der richtige Begriffe ist) 'Erzählhaltung'.

Hallo @Carlo Zwei

danke für deinen Kommentar und deine Zeit, hat mich sehr gefreut. Ja, Erzählhaltung ist einer meiner Lieblingsbegriffe. Ich finde die Diskussion um die persönliche Poetik, also was erwarte ich von Literatur, als äußerst spannend. @Kellerkind hatte da in der Empfehlung zu Ziggas letztem Text mal ausgeholt, und für mich liegt die Sache zum Beispiel vollkommen anders - Literatur war für mich nie die Möglichkeit, die Gefühle oder die Sicht eines Anderen, eines Fremden zu erkunden oder nachzuempfinden, ihn in diesem Sinne verstehen zu lernen, oder eine Handlung nachvollziehen zu können, die ich mir selbst nicht zutrauen würde oder die gegen meinen Ethos geht, sondern immer eher das Gegenteil; mich selbst in den Texten, den Charakteren wiederfinden, dadurch selbst ein Stück verstehbarer werden, im Grunde der Versuch, sich selbst mitzuteilen. Ich glaube zum Beispiel nicht daran, dass man Gefühle nachvollziehen kann, die man selbst nicht empfindet, das bleibt immer eine Versuchsanordnung, eine Theorem. Ich glaube auch nicht an neue Erkenntnisse, an eine Lehre, eine Weisheit, die mir Literatur, also eine fiktive Erzählung, vermitteln möchte oder soll, das war für mich nie ein Indikator für Literarizität, dass etwas passiert, was ich nicht kenne, also eine Art Überraschung. Es gibt einen Regisseur, der sagte mal, auf das Medium Film bezogen, kleine Kinder mögen Überraschungen. (Mich überrascht auch einfach fast nichts mehr.) Das Leben erkläre ich mir schon selbst. Möchte ich neue Erkenntnisse, dann lese ich ein Sachbuch oder eben Schopenhauer. In der Literatur, wie ich sie verstehe, sollte der Autor das Leben zeigen, er sollte glaubhafte Charaktere entwerfen, und somit seine Tiefe und Wahrhaftigkeit produzieren, die mich dann auch erreicht. Da bin ich ganz Existenzialist - ich möchte die Geworfenheit, den Schmerz, den Widerspruch zwischen den Zeilen fühlen können, die Verlorenheit, bei allem Drang nach Existenz, denn ich spüre diese selbst ja auch in mir, mit der ganzen seltsamen Paradoxie, die das Leben mit sich bringt. Im Grunde möchte ich mich durch die Literatur selbst bestätigen, mich selbst verstehen können.

Ich finde das gar nicht verkehrt, dass du den Einstieg als märchenhaft empfindest. Es ist richtig, dass dieser Text hier so ein wenig verkehrte Welt spielt, und sich erst nach und nach alles zusammensetzt. Im Grunde ist das ja eine Art Kammerspiel, wo Paul den Störfaktor gibt. Er ist aber auch, bei aller Zynik, derjenige, der die Sache vernünftig zu beurteilen scheint. Er ist so ein wenig das Symbol der mahnenden Realität. Ich habe den Text jetzt nochmal geändert, einiges überschneidet sich mit dem, was du angemerkt hast. Ein paar Sachen noch.

Kaffee. Er meinte es in deinem Sinne, also so: Man fängt an zu stinken. Das ändere ich noch. Das, dieser Dialog, der spiegelt ja auch den Vertrautsheitsgrad der beiden Männer wieder, sie können frotzeln, sich necken, ohne das es direkt böses Blut gibt.

Die Sache mit der Fortuna. Man kann das streichen, aber es ist eben so: Sie reden ja über etwas, dass sie selbst nicht mehr erreichen werden, sie werden nicht mehr aufsteigen, sie kriegen nie dieses eine, einmalige Angebot, obwohl sie wissen, dass es keine Phantasie ist, diese Dinge passieren ja. Und Paul sagt dann noch: Man lebt nur einmal. Insofern finde ich diese Passage, bei aller angenommenen Oberflächlichkeit schon auch wichtig.

Die Sache mit dem Farn. Ja, sie reagieren hier auch irgendwie selbst etwas entrückt, als ob das tatsächlich möglich wäre und nicht der totale Humbug. Ich finde ja, da schwingt auch so eine untergründe, metaphysische Stimmung mit, die Symbolik transzendiert immer wieder in die Realität hinein, es hält sich alles in der Schwebe. Ich mag so Texte, obwohl ich mit magischem Realismus überhaupt nichts anzufangen weiß, dass ist mir alles zu eskapistisch und albern.

Die Toscano. Diese Zigarre ist eine Trockenzigarre, 5 Stück für 5 Euro. Das ist also alles andere als die erlesene Habano. Wichtig war natürlich das Brechen, das Teilen, dieses gemeinsame Ritual, bevor der Tod eintritt, wie aus dem Nichts kommend, aber immer gegenwärtig. Aber ich weiß, was du meinst, es wirkt elitärer, als es ist. Ich denke darüber nach, ob ich nicht Zigarillo nehmen soll, obwohl das technisch nicht korrekt ist. Mal sehen, aber guter Punkt.

Ich werde den Text nachher mal umarbeiten, vieles von dem, was du noch anmerkst, werde ich umsetzen, vielleicht hast du dann Lust, ihn nochmals zu lesen.

Gruss, Jimmy

 

Servus Jimmy,

Hat mir sehr gut gefallen. Ich mag die Unaufgeregtheit des Textes und das Gefühl, in andere Schuhe zu schlüpfen, das du sehr gut hinbekommst. Auch Sprache, Stil, da hab ich im Grunde nichts auszusetzen und ich hab das mit Vergnügen gelesen.

Zwei Punkte hab ich, über die ich vielleicht noch mal sehen würde: Vielleicht liegt es an mir, aber ich war mir lange nicht sicher, wer der Erzähler ist, bezogen auf Geschlecht und Alter. Anfangs hatte ich eine Frau 50+ vor Augen, dann einen Mann, vielleicht Mitte 30. Das ist mir bis zum Ende nicht klar, ist das ein Dreißigjähriger oder jemand weit älteres? Männlich war ich mir ab der Stelle sicher, als Paul sagt:

„Die is` auf jeden Fall schon alt genug dafür …“
„An so was denke ich gar nicht …“
„Tu mal nicht heiliger als der Papst.“
Aber es könnte auch eine Frau sein, halt lesbisch.

Also wenn er sich zu Beginn mal durch den Bart fährt oder etwas in die Richtung, wäre das für mich klar gewesen.

Den Vogel, das Mädchen, das ist super. Der Vogel gegen die Scheibe erinnerte mich an die Anfangsszene aus Motel Life.

Das soll jetzt nicht wie eine Retourkutsche wirken, denn so meine ich es absolut nicht, aber das Setting kam mir in Teilen US-amerikanisch vor; also diese Cafés mit Kuchen, die auch nachts geöffnet haben. Gibt's das im Rheinland? Ich bin wirklich ein Landei und kann das schwer abschätzen; aber es hatte für mich einen sehr amerikanischen Touch, auch mit der Zigarre. Das kann man machen, wenn du sagst, das gibt es so, nehme ich dir das auch gern ab. Bei uns machen die Cafés ab 18 Uhr Schotten dicht. Klar, in Kneipen kannst du auch Kaffee trinken, aber da ist das Szenario nicht so gemütlich und es gibt keinen Kuchen.
Zigarillo-Rauchen wäre etwas mehr im Jetzt angesiedelt, das stimmt, ich weiß nicht, wann ich zuletzt jemanden Zigarre rauchen sehen hab vor einer Kneipe/Café. Darüber könnte man nachdenken. Allerdings mag ich auch das Amerikanische und auch den Gegenstand der Zigarre und dieses Ritual des Zigarre-Rauchens und ich bin mir nicht sicher, ob das mit Zigarillos genauso wirken würde. Klar, Zigarre rauchen wirkt ein wenig noir wie in den 60ern irgendwo in USA und im Kontrast zum Lokalkolorit beisst sich das ein wenig. Da musst du abwägen, was dir wichtiger ist und besser gefällt.

Die Dialoge sind sehr stark, ich mag sie wirklich, auch die über Fußball, das sagt schon eine Menge über die Figuren aus, wie sie über die Dinge reden, mit welcher Haltung dahinter und was ihnen auffällt. Gleiches bei dem Gespräch über Farn und Gewitter.

Mir gefällt der Text sehr gut, wenn es früh klar gewesen wäre, welches Geschlecht und Alter der Erzähler ungefähr hat, hätte ich nichts auszusetzen. Über das Amerikanische des Cafés, das auf mich (nicht negativ gemeint) den Vibe und das Visuelle eines Hopper-Gemäldes gemacht hat, könntest du auch noch mal nachdenken, ob das angeglichen an den restlichen authentischen rheinländischen Lokalkolorit (hauptsächlich bezogen auf die Nachtöffnung eines Cafés) noch stimmiger wäre oder nicht.

Also, hat Bock gemacht. Gutes Teil.

Beste Grüße,
zigga

 

Von zu viel Kaffee fängst man an zu stinken

fängst du oder fängt man?

bricht die Toscano in der Mitte durch und zündet seine Hälfte an

ich glaube ohne ‚durch‘ wird die Konnotation - den Leib brechen oder wie auch immer - etwas deutlicher, wenn es dir nicht zu deutlich ist

Was macht du da?

machst

Ich lege den Körper auf ein Silbertablett

ist mir jetzt erst aufgefallen, dass das symbolisch sehr stimmig ist. Mit dem Silber

gieße ich einfach in ein benutztes Wasserglas

Finde ich ein sehr schönes Detail!

Pauls Gesicht spiegelt sich auf der glatten Oberfläche, es ist nur ein verzerrter Umriss, aber sein breites Grinsen kann ich gut erkennen.

Das hast du geändert, oder? Funktioniert für mich viel besser. Da wird Paul auf ganz andere weise schwer einzuordnen und dieses Grinsen hat jetzt etwas sehr Doppelbödiges. Das gefällt mir gut.

Also, ich finde, die Änderungen, wo ich sie entdecke, haben sich gelohnt. Paul ist für mich jetzt irgendwie konsistenter. Vielleicht liegt es auch am fortgeschrittenen Leseeindruck, aber die Story wirkt auf mich jetzt schon sehr geschärft und stimmig. Cool, dass du gleich weitergearbeitet hast.

Grüße
Carlo

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey @zigga,

danke dir für deinen Komm und deine Zeit. Mit dem Setting hast du natürlich Recht, mir ist das jetzt, wo du es so sagst, brutal selbst aufgefallen. Ich hatte so ein kleines Stehcafe im Kopf, das es am Siegburger Bahnhof gibt, das rund um die Uhr auf hat, aber das passt auch nicht so ganz. Oder Tag und Nacht in Köln, aber das wäre es nicht, das wäre ein falsches Setting, nicht Kleinstadt genug. Ich habe da eine vielleicht ganz geschickte Idee und mache es mal so, dass das Mädchen einfach kurz vor Ladenschluss kommt, dann bleiben die Öffnungszeiten so ein wenig offen, dann wird die Tageszeit eher durch die kommende Dunkelheit bestimmt. Ja, ist ein sehr guter Punkt, ich werde da betriebsblind, weil ich auch viele Amis lese und auch einige meiner neuen Stories in Kanada verortet sind, da komme ich manchmal echt durcheinander. Wo du es ansprichst: Natürlich lese ich jetzt den Text und habe Nighthawks im Kopf, ist eine Referenz, die mir gar nicht aufgefallen ist, ich hatte eher einen frühen Film von Jarmusch im Kopf, schwarz/weiß, oder so etwas wie "Smoke", wo so ganz kleine, nebensächliche Dinge passieren, aber doch alles irgendwie im Zusammenhang steht. Vlautin passt natürlich auch, stimmt. Gutes Buch.

Zweiter Punkt ist der mit der Zigarre. Ich meine, ich rauche die selbst, deswegen ist mir das logisch, aber es passt natürlich nicht so rein, es wirkt anders, es wirkt auch etwas konstruiert, das stimmt schon, ich bekenne mich schuldig. Ich denke nicht, dass es dem Ritual viel nimmt, wenn sie Zigarrillos rauchen, es ist ja auch etwas, das sie gemeinsam tun, dafür braucht es nicht unbedingt dieses Brechen. Vielleicht ist das sogar schon etwas viel des Guten, etwas viel der Konstruktion.

Das mit dem Geschlecht ist spannend. Ich sehe da natürlich immer so einen knapp 50jährigen Mann, aber das bin eben auch ich, also ist das ein sehr guter Punkt. Ich denke, ich werde es tatsächlich so machen, wie du es vorgeschlagen hast - Bart oder er richtet sein Gekröse :D! Ja, irgendwie so etwas wird es sein müssen, damit das Geschlecht klar wird. Ich mache mir da, ehrlich gesagt, nie so viele Gedanken, aber das muss sich wohl rasch ändern.

Also, sehr guter Komm, bringt mich weiter, Zigga.

Das hast du geändert, oder?

Hey Carlo (ich will immer Carlos schreiben, haha), ja, ich hab geändert, bin auch grad noch am überarbeiten, ist immer in Bewegung, immer im Fluss. Check it out!

Gruss, Jimmy

 

Paul kramt nach den Zigarren in seiner Brusttasche. „Auch `ne Rillo?“

Ist natürlich nervig, jetzt wieder was einzuwenden, aber das ist mir noch eingefallen.
Paul kramt hier nach 'Zigarren' später sind es Zigarillos. Wahrscheinlich kann man Zigarillos auch allgemein als 'Zigarren' bezeichnen, aber da lohnt sich das Herausstreichen der Toscano, finde ich, nicht ...
Als du das erklärt hast, dass Toscanos einfache Zigarren sind, hatte ich weiter eigentlich kein Problem damit. Ein bisschen vermisse ich auch das Brechen der Zigarre, obwohl das ja auch im Teilen der Zigarillos drin ist. 'Rillos' habe ich gegooglet, eine Zigarillo-Marke. Dachte zuerst, Paul kürzt Zigarillos mit 'Rillos' ab. Dannemann bzw. 'Moods' wäre eine deutsche Marke. Würde es wahrscheinlich in der Variante offener halten: "Paul kramt nach den Zigarillos in seiner Brusttasche. "Auch eine?"


Gruß

 

Hallo Jimmy,

Ab der Mitte fing Dein Text an, mich zu berühren. Vorher fand ich die Dialoge zum Teil gelungen, weil alltagsnah, aber es gab für mich keinen Spannungsbogen.

Der Schnabel mit Federn bedeckt.
>>> Was für ein Vogel hat Federn auf dem Schnabel? Bei Dir klingt es, als sei der ganze Schnabel mit Federn "bewachsen". Meinst Du die Nasalborsten, dünne Federn, die z.B. bei Raben einen Teil des Oberschnabels bedecken?
„Das Genick ist gebrochen.“
„Genick gebrochen …“, wiederhole ich und blicke kurz zu Paul. Sie schließt die Augen, dann nimmt sie meine Hand, führt sie zu einer Stelle dicht hinter dem Kopf, und ich sehe auf ihre Hand, die klein und warm auf meiner liegt, spüre ein scharfkantiges Stück Knochen aus dem dichten Federkleid herausragen.
>>>> starke Textstelle. Der Prot darf für einen kleinen Moment die Hand des Mädchens berühren, dafür musste erst ein Vogel sterben. Für das Mädchen wird die Berührung etwas Beiläufiges sein, das sie vielleicht schnell vergessen wird. Für den Prot ist es die Welt, die Erfüllung seiner Sehnsucht. Gleichzeitig hat der aus dem Federkleid herausragende Knochen etwas sehr Brutales. Ich habe schon einige Vögel gesehen, die verunfallt sind. Aber soetwas noch nie.
Ja, ich weiß“, sage ich. „Ich weiß.“ Auf dem Tisch liegt das Blatt Papier, der Stift und der Teller mit den drei kleinen Kuchenstücken. Ich setze mich auf den Stuhl, auf dem sie gesessen hat, nehme eins der Stücke vom Teller und schiebe es mir in den Mund. Der Teig ist trocken, ich kaue langsam.
„Sie hat die Gabel mitgenommen.“
Was?“ Paul beugt sich nach vorne und runzelt die Stirn. „Was hat sie mitgenommen?“
„Die Gabel, die Kuchengabel“, wiederhole ich, ich nehme einen tiefen Zug, lehne mich zurück und atme den Rauch aus den Nasenlöchern.
>>> berührende Intimität mit einer gewissen Melancholie. Er isst ihre liegengelassenen Kuchenstücke. Der trockene Teig wird für mich zum Symbol, dass die Begegnung mit dem Mädchen für ihn zwar wichtig ist, aber letztendlich nirgendswohin führen wird.

viele Grüße, petdays

 

Dannemann bzw. 'Moods' wäre eine deutsche Marke.

Carlo, danke dir fürs erneute Lesen. Und klar, Moods sind mir echt nicht eingefallen, aber natürlich hast du Recht, das wäre einfach ein stehender Begriff, eine Marke. So wird's gemacht!


wird fortgesetzt!

 

Hallo @jimmysalaryman,
die Geschichte kann ich mir auch gut auf einer Bühne vorstellen. Sie funktioniert – ohne Tamtam, zeigt eingehend den Alltag eines Cafébesitzers, in dessen Abläufe es trotz aller Routine zu ungewöhnlichen Begegnungen und Erlebnissen kommt. Der Text lebt zu einem großen Teil von der Authentizität der Figuren. Wie auch in anderen Geschichten von dir; du gibst den Figuren – ihren Gedanken, ihrem Tun – Raum und Zeit, um zu wirken. Ich mochte Paul und deinen Prot, in ihrer Gegensätzlichkeit und gleichzeitiger Einigkeit, wenigstens in den wichtigen Punkten, wie beim Verein.

Sie kommt kurz vor Ladenschluss und setzt sich an den Tisch neben dem Fenster. Ein paar Minuten bleibt sie sitzen, bevor sie an den Tresen kommt.
Vllt. "bevor sie an den Tresen tritt."

den übriggebliebenen Kuchen in der Auslage und bestellt schwarzen Kaffee.
„Bring‘ ich an den Tisch“, sage ich, und sie nickt und sieht noch einmal in die Auslage. Apfeltarte und ein halb auseinandergefallener Nusskuchen. Ich nehme eine frisch gespülte Tasse aus dem Regal und stelle sie unter die Düse, danach befülle ich das Sieb mit frischem Pulver. Der Automat gibt ein lautes Zischen von sich. Der Kaffee fließt pechschwarz in die Tasse. Ich bleibe vor der Auslage stehen – ein fettiger Handabdruck auf dem Glas. Das Mädchen sitzt über ein leeres Blatt gebeugt, hält einen Stift in den Fingern, die dünne Spitze berührt das Papier. Ich öffne die Auslage,
Könntest das häufige "Auslage" mal mit z.B. Glasvitrine ersetzen. Aber wirklich gestört hat mich die Wiederholung jetzt nicht.


„Geht auf’s Haus.“
Duden | aufs | Rechtschreibung, Bedeutung, Definition, Herkunft
Für den Duden geht’s ohne Apostroph in Ordnung. Und da du durch die Umgangssprache in der wR (für mein Empfinden zu/)ziemlich viele gebrauchst, könntest du die Verwendung hiermit etwas einschränken.

„Ich hab‘ doch eben gesagt: Ich geb mir Mühe.“
Kann man das Apostroph nicht weglassen, wenn nur das „e“ fehlt? Egal wie, besser einheitlich. Auch später z.B. hier:
„Urlaub, ja … könnt‘ ich auch gebrauchen.

„Die is‘ noch gut, da is‘ nix dran.“
Hm, wenn das „t“ bei „ist“ fehlt, musst du wahrscheinlich ein Apostroph dransetzen. Ich finds überflüssig. Wie sollte man das falsch verstehen? Naja, ich mach die Regeln (zum Glück) nicht.

„Na, wenn das so ist …“
Ist `ne gute Idee.“
„Ich weiß nicht
Vom Gefühl her, würde ich denken, die Umgangssprache bleibt bei gleichen Wörtern konstant verkürzt.

„Würdeste bei dir in der Küche sitzen und aus`m Fenster glotzen …“
Echt, „würdeste“? Die 25% Rheinländer in mir sind nicht überzeugt.


und dann, keine Ahnung, ich steh am Tresen, zapf Kölsch, ja?, und da erzählt der mir, dass einem Farn aus der Brust wächst, wenn man vom Blitz getroffen wird …“
Guck, ist doch super oben ohne? ;)
Guter Dialog.


Wasch dir erstmal die Hände, du weißt ja nicht, ob dein toller Piepmatz da nich irgend`n Virus hatte … nachher steckste dich an, oder noch schlimmer, du steckst mich an!“
Hier auch. Hm, vielleicht stört es auch nur mich.


Ich lege den Körper auf ein Silbertablett neben der Kaffeemaschine. Eine hauchdünne Feder bleibt an meinen Knöcheln kleben, löst sich und schwebt in die Auslage mit dem Kuchen.
Beim ersten Lesen sah ich die Feder sich vom Fuß-Knöchel lösen und hoch flattern. :/ Auch nachdem ich geschnallt habe, dass die Fingerknöchel gemeint sind, finde ich es ziemlich ekelig, ablenkend und fürs Gesamtbild nicht gewinnbringend, dass die Feder ausgerechnet neben dem Kuchen landet.


Dann sagt Paul doch etwas, er sagt: „Red‘ keinen Stuss,
Ich weiß nicht, vielleicht liegts an den so geläufigen Anglizismen in deutschen Texten oder ich konsumiere zu viele englische Bücher oder ich habe unterbewusst einen Eigennamen erwartet ... Das „Red‘“ habe ich erst englisch gelesen. Falls es noch jemand anspricht, könntest du es in z.B. „Quatsch‘/Erzähl‘ keinen Stuss“ ändern.


Das Mädchen hat eine halbe Seite geschrieben.
Vs.
setze mich wieder an den Tisch, lese den Satz, der auf dem Blatt steht,

Ich klemme mir den Zigarillo in den Mundwinkel, setze mich wieder an den Tisch, lese den Satz, der auf dem Blatt steht, ich lese ihn langsam, lese ihn noch einmal, dann nehme ich den Stift und ziehe eine Linie über das Papier, eine lange, schwarze Linie, die niemals aufhören sollte. „Ja“, sage ich leise und starre auf die Linie, der Rauch beißt in meinen Augen. „Ja, so wird’s sein.“
Durchgestrichenes ist für mich drüber. Ansonsten, ein gelungenes Ende. Morgen früh, mit dem Aufschließen der Eingangstür geht alles wieder auf Anfang. Oder halt diesmal nicht. Aber... ich bin schon neugierig, was das Mädchen nun geschrieben hat. Du gibst ja echt keinen klitzekleinen Hinweis. Oder steh ich auf dem Schlauch?

Den Geist tragen
Über den Titel grüble ich noch. So im Sinne von „eine Bürde tragen“?
Ist der Gemeinschaftsgeist der involvierten Personen gemeint? Der Geist des Vogels? Den Geist tragen, klingt für mich zu körperlich. Als fehle etwas ... "in sich"/ "weiter"/(“er-„)/...


Gern gelesen.
Viele Grüße
wegen

 

Hallo,

Vorher fand ich die Dialoge zum Teil gelungen, weil alltagsnah, aber es gab für mich keinen Spannungsbogen.

Spannung, das ist so eine Sache. Ich schreibe erstmal grundsätzlich für mich, ich verfasse Literatur, wie ich sie selbst gerne lesen würde, und dabei denke ich keine Sekunde an den Leser. Ich könnte dir gar nicht sagen, dass ich jemals ein Buch gelesen habe, dass ich spannend fand. Der Sammler von Fowles vielleicht. Was ich meine: Spannung ist für mich überhaupt kein Kriterium. Ich möchte Charaktere erschaffen, und nicht Schachfiguren, die ich nach einem Plotschema von A nach B schiebe, die Mittel zum Zweck sind. Dialoge sind also für mich ein Werkzeug, um Tiefenschärfe zu erzeugen.

Was für ein Vogel hat Federn auf dem Schnabel?

Ein Kolkrabe zum Beispiel. Aber richtig, ich müsste das spezifizieren.

Gleichzeitig hat der aus dem Federkleid herausragende Knochen etwas sehr Brutales. Ich habe schon einige Vögel gesehen, die verunfallt sind. Aber soetwas noch nie.

Ich habe mal einen verunfallten Bussard im Revier gefunden, und der hatte das Genick gebrochen, ist wahrscheinlich gegen ein Auto geflogen.

Er isst ihre liegengelassenen Kuchenstücke. Der trockene Teig wird für mich zum Symbol, dass die Begegnung mit dem Mädchen für ihn zwar wichtig ist, aber letztendlich nirgendswohin führen wird.

Ist richtig, das ist ein gutes Bild, zum Rausgehen, finde ich. Alles führt wieder ins Hamsterrad.

Danke dir für deine Zeit und deinen Kommentar.

Gruss, Jimmy

wird fortgesetzt

 

Hallo Jimmy,

Spannung, das ist so eine Sache. Ich schreibe erstmal grundsätzlich für mich, ich verfasse Literatur, wie ich sie selbst gerne lesen würde, und dabei denke ich keine Sekunde an den Leser. Ich könnte dir gar nicht sagen, dass ich jemals ein Buch gelesen habe, dass ich spannend fand. Der Sammler von Fowles vielleicht. Was ich meine: Spannung ist für mich überhaupt kein Kriterium. Ich möchte Charaktere erschaffen, und nicht Schachfiguren, die ich nach einem Plotschema von A nach B schiebe, die Mittel zum Zweck sind. Dialoge sind also für mich ein Werkzeug, um Tiefenschärfe zu erzeugen.

>>> eine interessante Einstellung. Ich lese in erster Linie Bücher, weil ich spannend unterhalten werden möchte. Deshalb liebe ich Thriller und Horror. Ich finde allerdings, dass auch in guter Spannungsliteratur Charaktere keine Schachfiguren sein müssen. Es gibt herausragende Werke wie z.B. Kerstin Ekmans Geschehnisse am Wasser, die unprätentiös und wortgewaltig zugleich Geschichten erzählen, die man nie wieder vergisst. Mit Bildern, die sich einbrennen. Auch dort spielt ein dunkler Vogel im Finale eine Rolle..... Und umgekehrt Autoren/Autorinnen wie Juli Zeh, Peter Stamm, John Updike, V. Nabokov, deren Prosa schon auf der Wortebene so fasziniert, dass es Spannungsbögen gar nicht mehr bräuchte ...

Gruß, petdays

 

Lieber Jimmy,

ich habe den Text gerne gelesen und vor allem die ruhigen poetischen Beschreibungen der Handlungen sehr genossen. Von den beiden Männern erfährt man einiges, ihre Gespräche, die Rituale, die sind sich gegenseitig Familie. Das Mädchen kommt dazu, Paul wirkt zwischendurch ein bisschen eifersüchtig. Jedenfalls ist sie das besondere Ereignis und bleibt mir am rätselhaftesten. Ehrlich gesagt bin ich am Ende frustriert, dass ich nicht erfahre, was sie geschrieben hat, gerade, weil dein Protagonist den Satz im letzten Abschnitt mehrfach liest, du damit seine Bedeutung hervorhebst. Ich glaube, dann wäre es mir fast lieber wenn du den letzten Satz an den vorigen Abschnitt anhängst.
Es geht viel um Sauberkeit. Der Prot. gibt sich Mühe, indem er wischt und eine frische Tasse nimmt. Aber das ist so fragil, der Vogel bringt den Schmutz rein, die Feder, die zwischen dem Kuchen landet. Und als das Mädchen weg ist, wird auch wieder drinnen geraucht.
Sie wirkt klüger, als die Männer, vielleicht, weil sie schreibt ;) , oder weil sie entschlossener handelt. Aber auch, weil es zwischen den Männern so einen Dialog gibt:

und dann, keine Ahnung, ich steh am Tresen, zapf Kölsch, ja?, und da erzählt der mir, dass einem Farn aus der Brust wächst, wenn man vom Blitz getroffen wird …“
Paul zieht die Augenbrauen nach oben. „Also das hab‘ ich ja noch nie gehört!“
„Ja, ich hatte da auch noch nie was von gehört, ich meine … von den Anderen auch keiner, also dacht‘ ich zuerst, ich dacht‘ natürlich, der will mich nur auf den Arm nehmen, aber ... naja, die Leute erzählten mir später dann so Geschichten, wie er auf den offenen Feldern stand, immer wenn `n Gewitter aufzog.“
Paul schüttelt den Kopf. „Aber vielleicht hat er ja wirklich dran geglaubt – ich meine, dann bist du doch noch nicht verrückt, wenn du an was glaubst, oder?“
Das ist so treuherzig in seiner Ernsthaftigkeit, dass es schon ein bisschen einfältig wirkt.

Ich nehme eine frisch gespülte Tasse aus dem Regal und stelle sie unter die Düse, danach befülle ich das Sieb mit frischem Pulver.
Zweimal frisch.

„Von zu viel Kaffee fängst man an zu stinken.“

Eine hauchdünne Feder bleibt an meinen Knöcheln kleben, löst sich und schwebt in die Auslage mit dem Kuchen.
Die Art, wie du so alltägliche Handlungen beschreibst, finde ich wunderschön.

„Wasch dir erstmal die Hände, du weißt ja nicht, ob dein toller Piepmatz da nich irgend`n Virus hatte … nachher steckste dich an, oder noch schlimmer, du steckst mich an!“
Herzig, der Paul.

Für einen Moment halte ich die Hände wie zum Gebet, lasse das Wasser durch die Finger gleiten, betrachte, wie es am rostfreien Stahl der Spüle abperlt, mit einem leisen Gurgeln in den Ausguss fließt.
Und das finde ich einfach fein komponiert, diese dichten ernsthaften Bilder und dazu so humorige Sprüche wie oben.

„Sie hat die Gabel mitgenommen.“
Was?“ Paul beugt sich nach vorne und runzelt die Stirn. „Was hat sie mitgenommen?“
„Die Gabel, die Kuchengabel“, wiederhole ich, ich nehme einen tiefen Zug, lehne mich zurück und atme den Rauch aus den Nasenlöchern.
Paul presst die Lippen aufeinander und schüttelt den Kopf. „Junge, junge“, murmelt er und zerknüllt dann die Zeitung.
Sie hat was mitgenommen und sie hat was da gelassen. Die Frage ist, ob damit das kleine Intermezzo zwischen Kneipier und Kundin beendet ist. Vermutlich ja.
Der tote Vogel hat an die Vergänglichkeit gemahnt, das Mädchen hat Sehnsüchte geweckt. "Das Mädchen und der Tod", daran muss ich denken. Dein Protagonist ist offenbar schon etwas älter. Ich habe flüchtig überlegt, wie sehr sich die Geschichte verändert hätte, wenn du "Frau" geschrieben hättest. Ein Mädchen wirkt irgendwie entrückter, eben wie die eigene ferne unerreichbare Jugend des Protagonisten. Vielleicht weist er auch deshalb das sexuelle Interesse an ihr, das ihm Paul unterstellt, so glaubhaft zurück, weil es um was anderes geht, wofür sie steht.

Das Mädchen tritt neben mich, fährt mit den Fingerspitzen den Schnabel entlang bis zu den Kehlfedern. „Das Genick ist gebrochen.“
„Genick gebrochen …“, wiederhole ich und blicke kurz zu Paul. Sie schließt die Augen, dann nimmt sie meine Hand, führt sie zu einer Stelle dicht hinter dem Kopf, und ich sehe auf ihre Hand, die klein und warm auf meiner liegt, spüre ein scharfkantiges Stück Knochen aus dem dichten Federkleid herausragen. Meine Finger zittern. Sie sieht mich an, die Lippen geöffnet, die Augen so grün. Ich ziehe die Hand zurück und greife unter die Theke, wo ich die Flaschen mit Hochprozentigem aufbewahre.
Das ist ja wirklich eine sehr intime Geste von ihr. Das er hier mit Angst reagiert, zur Flasche greift, zu dem was er kennt, was ihn beruhigt, das gibt für mich auch einen Hinweis darauf, warum er wohl allein bleiben wird, warum sich nichts ändern wird. Auch, dass er nicht mit hinausgeht. Ich glaube, er macht sich an keinem Punkt wirklich ernsthafte Hoffnungen. Dann ist sie weg.
Der Titel irritiert mich. Da kommt sowas asiatisches rein. (Meine Assoziation) Ich denke schon, dass es dir gelingt, in so einer alltäglichen Situation ganz wesentliche Dinge zu zeigen. Aber der Titel ist schon ein bisschen pompös.

So, das waren meine Gedanken zu deiner Geschichte, wenn auch ziemlich unsortiert, aber besser kriege ich es heute nicht mehr hin.
Und ich fand auch deine Bemerkungen zur Erzählhaltung sehr interessant, weil ich merke, wie unscharf das für mich selber noch ist.

Liebe Grüße von Chutney

 

die Geschichte kann ich mir auch gut auf einer Bühne vorstellen

Hallo,

ja, in der Tat. Ich hab gerade viel Alan Bennetts "Talking Heads" angeschaut und auch gelesen, das sind im Grunde Bühnenmonologe, und ich denke, da ist etwas abgefärbt von. Also, Zigga meinte das ja schon, ihn erinnere das von der Atmosphäre her an ein Gemälde von Hopper - finde ich schon gut als Assoziation. Hopper ist ja elegisch, so ein wenig elegantes Ennui, und auf der anderen Seite die Briten, die zwar alle distinguiert wirken, aber auch irgendwie roher, echter, ungewaschener. So in diesem Oszillationsfeld bewegt sich das, so hoffe ich zumindest!

Der Text lebt zu einem großen Teil von der Authentizität der Figuren. Wie auch in anderen Geschichten von dir; du gibst den Figuren – ihren Gedanken, ihrem Tun – Raum und Zeit, um zu wirken. Ich mochte Paul und deinen Prot, in ihrer Gegensätzlichkeit und gleichzeitiger Einigkeit, wenigstens in den wichtigen Punkten, wie beim Verein.

Ja, ich schwafel immer so viel über Figuren und funktionierende Charaktere, und dann ist man sich doch immer wieder unsicher, ob das tatsächlich auch für den Leser, den fremden Leser so funktioniert. Manchmal gibt man sich total Mühe und entwirft etwas, seiner Meinung nach, total Elaboriertes, was auf jeden Fall super funktioniert, und alle so: Gähn. Deswegen höre ich das natürlich gerne, wenn du sagst, für dich klappt es, du liest die Figuren heraus. Es ist richtig, dass es bei mir nie so viel Plot gibt, weil Plot auch so eine Sache ist, mit der ich mich im Allgemeinen schwer tue - ich lehne das nicht rundherum ab, aber es muss kein weltbewegender Plot sein, um mich für einen Text zu begeistern.

Vom Gefühl her, würde ich denken, die Umgangssprache bleibt bei gleichen Wörtern konstant verkürzt.

Ganz ehrlich, ich habe das so phonetisch nach Gehör geschrieben - da war ich jetzt nicht mit dem Duden dran oder so, das habe ich versäumt, geb ich zu. Ich habe da auch keine Lösung, wie man das richtig macht, bei vielen Dialekten gibt es keine richtige oder falsche Schreibweise, das ist natürlich nicht die beste Handhabe.

Morgen früh, mit dem Aufschließen der Eingangstür geht alles wieder auf Anfang. Oder halt diesmal nicht. Aber... ich bin schon neugierig, was das Mädchen nun geschrieben hat. Du gibst ja echt keinen klitzekleinen Hinweis. O

Genau, es ist das Hamsterrad, das sich dreht, und für einen kurzen Moment wird der Alltag eben magisch, auch wenn das mit einem Verlust, mit einem Tod sozusagen erkauft wird.

Danke dir für deine Zeit und deinen Kommentar.

Gruss, Jimmy

wird fortgesetzt!

 

ich habe den Text gerne gelesen und vor allem die ruhigen poetischen Beschreibungen der Handlungen sehr genossen. Von den beiden Männern erfährt man einiges, ihre Gespräche, die Rituale, die sind sich gegenseitig Familie. Das Mädchen kommt dazu, Paul wirkt zwischendurch ein bisschen eifersüchtig. Jedenfalls ist sie das besondere Ereignis und bleibt mir am rätselhaftesten

Hallo @Chutney,

ich lese gerade Kjell Askildsen, und da geht mir das Herz auf, denn in seinen komprimierten Texten geht es um: nichts! Es gibt keine richtige Handlung, da passiert nie viel, es sind Szenen, in denen die Charaktere agieren, aber in denen trotzdem etwas passiert, selbstverständlich - nur eben ganz leise, subtil, wie auf Katzenpfoten, samtig und sanft.

Du hast das sehr aufmerksam gelesen, vor allem, wie das Mädchen und der Vogel in dieses mehr oder weniger private Refugium eindringen, und für was sie stehen, was sie mitbringen. Ich mag das Symbolhafte in Texten sehr, aber nur, wenn es nicht zu dick aufgetragen ist, wenn ich die Absicht nicht mehre - und, manchmal ist es auch einfach so, dass etwas als Symbol nicht funktionieren will, dass man es als Autor nicht hinbekommt, sich zu verdeutlichen. Dann greift etwas ins Leere, und das Symbol und sehr wahrscheinlich auch der Text funktioniert nicht.

Der Titel irritiert mich. Da kommt sowas asiatisches rein. (Meine Assoziation) Ich denke schon, dass es dir gelingt, in so einer alltäglichen Situation ganz wesentliche Dinge zu zeigen. Aber der Titel ist schon ein bisschen pompös.

So habe ich das noch gar nicht gesehen. Ich bin mit dem Titel auch nicht ganz zufrieden, ich denke darüber nach.

Danke dir für deine Zeit und deinen Kommentar.

Gruss, Jimmy

wird fortgesetzt

 
Zuletzt bearbeitet:

„Sterben Tausende, ach was, Tausende – Millionen Vögel, jedes Jahr. Willst du da jetzt jedes Mal so `n Aufriss machen? Ich meine …“
...
Für einen Moment halte ich die Hände wie zum Gebet, ...

Es gibt ein Bild von Klee, das Angelus Novus heißt. Ein Engel ist darauf dargestellt, der aussieht, als wäre er im Begriff, sich von etwas zu entfernen, worauf er starrt. Seine Augen sind aufgerissen, sein Mund steht offen und seine Flügel sind ausgespannt ...“ beginnt Walter Benjamin seine Gedanken „Über den Begriff der Geschichte“, und
Den Geist tragen
ist ein wahrlich bedeutungsschwangerer und -schwerer Titel,

lieber jimmy,

und man könnte ihn auf den hochprozentigen „Klaren“, vielleicht ein Edelbranntwein („...geist“), beziehen, kommt das Wort „geist“ (auch schon in der heute unveränderten Schreibweise) im achten Jh., also mit den Anfängen des thiutisk (das tea-aitsch ist da vielleicht noch tatsächlich das uraltgesamtgermanistischen Þ, bevor es zum weichen „d“ abgeschliffen wird, und meint das lat. „spiritus“, wenn man dem Deutschen Wörterbuch [https://www.dwds.de/wb/Geist#2] trauen darf – aber zeigt nicht dieses geheimnisvolle, grünäugige Mädchen, das seit fünf Tagen den „kleinen“ "Selbständigen" besucht, dass der Geist (vom „Atem“ übers „Denk/Erkenntnisvermögen“ und dem Unheimlichen) „weht“, wie und wo er will, als hätte es, der Geist und das Mädchen, auf den Un-/Vorfall gewartet. Die Symbolik des „unbeschriebenen“ Blattes kennt jeder – aber was bringt der – ich nenn‘s mal vllt. zu hoch gegriffen – der Antipode des „Engels der Geschichte“, die „Norne“ da zu Papier?

Sie hat einen Satz auf das Papier geschrieben.
Aber was? Allerweltsweisheiten wie „was du heute kannst besorgen ...“ („Shining“, dt. Fassung der Kubrick-Verfilmung) werden‘s nicht sein.

Die Männer hätten den Vogel nicht bestattet, dem Mädchen scheint jedes Leben gleichwertig zu sein.

paar Flusen

„Von zu viel Kaffee [fängt] man an zu stinken.“

„Wasch dir erst[...]mal die Hände, du weißt ja nicht, ob ...
„erst mal“ auseinander, weil eigentlich ein „erst einmal“
An sich müsste dergleichen auch für
Ich dreh mich, ich dreh mich nochmal, nix.“
gelten, da eigentlich ein „noch einmal“, aber da sieht man die unterschiedliche Behandlung … im Großen wie im Kleinen

„Ist bestimmt schon verletzt gewesen … Windräder, `ne Angelschnur[...] oder sonst was.“
„oder“ vertritt das Komma ganz hervorragend; im Falle der „Pause“ könnt ich mir aber einen Gedankenstrich

[„]Was?“ Paul beugt sich nach vorne ….

Gern d'rüber nachgedacht vom

Friedel

 

Besonders gefallen mir die Dialoge.

Ja, ich arbeite dran. Ich persönliche finde Dialoge wichtig, weil es viel von einem Charakter verrät, wie er spricht, wie er was sagt, zögert, etc. Ich habe neulich einiges von den alten Naturalisten gelesen, wo es ja auch den Sekundenstil gibt, und die haben wirklich alles von einem Dialog mitgenommen, jedes Stöhnen, Nachfragen, jedes Äh, und Öh, das wäre mir zuviel, aber es war eine interessante Erfahrung, das so zu lesen.


Perspektivisch würde ich sagen, dass ihm ihr Haar gleich am Anfang, wenn er sie das erste Mal sieht, auffallen würde. Das ist eher eine Situation, in der er ein Detail an ihr erkennen würde, das er erst jetzt bemerkt.

Das ist eine gute Idee, ich werde mich in einer neuen Version darum kümmern.

Danke für deine Zeit und deinen Kommentar, @AWM, hat mich sehr gefreut.

ist ein wahrlich bedeutungsschwangerer und -schwerer Titel,

Hei @Friedrichard aka Freetle,

ja, ist in der Tat etwas aufgeblasen. Mir fällt aber auch kein andere, geiler Titel ein, oder ich warte ab und suche noch nach Inspiration.

aber zeigt nicht dieses geheimnisvolle, grünäugige Mädchen, das seit fünf Tagen den „kleinen“ "Selbständigen" besucht, dass der Geist (vom „Atem“ übers „Denk/Erkenntnisvermögen“ und dem Unheimlichen) „weht“, wie und wo er will, als hätte es, der Geist und das Mädchen, auf den Un-/Vorfall gewartet.

So habe ich mir das vorgestellt. Dass sie wie eine Art Geist wiederkehrt, bis diese, ihre Aufgabe vollbracht ist - das klingt schon fast nach dem von mir wenig geliebten magischen Realismus, aber hey, manchmal darf man auch über die Stränge schlagen, oder?

Die Männer hätten den Vogel nicht bestattet, dem Mädchen scheint jedes Leben gleichwertig zu sein.

Ich denke, das ist der Kern der Geschichte. Deswegen ist es auch unwichtig oder müssig, was sie auf das Blatt geschrieben hat. Wichtig ist, dass sie als eine Art Gewohnheitsbrecher funktioniert, der den Trott dieser beiden Männer beendet, bzw verändert, und sei es nur für diese eine Nacht.

Danke auch dir für Zeit und Kommentar.

Gruss, Jimmy

 

aber hey, manchmal darf man auch über die Stränge schlagen, oder?

claro este - und Gewohnheiten zu brechen ist allemal in Ordnung, findet der

Friedel

 

Hey @jimmysalaryman,

ich bin gerade über die CW-Runde in deinen Text gestolpert und habe dabei gesehen, der war ja auch noch auf meiner Leseliste. Nun ist er schon paar Tage alt und ich habe eh so gar nix Kritisches im Gepäck, aber ich wollt Dir trotzdem gern sagen, dass ich den Text in seiner Ruhe, in seiner Langsamkeit und Unaufgeregtheit unendlich genossen habe. Ich glaube aber nicht, dass mir die Geschichte lange im Gedächtnis bleibt, dass ich in einem Jahr mich noch erinnere, wenn ich den Titel lese. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich es mir diese Szene auch in einem größeren Zusammenhang gut vorstellen kann. Denn das alles funktioniert ja wie Blitzlichter, wie ein paar Fotos aus einer Serie. Zumindest auf mich. Aber sie wirken. Und wenn das Mädchen abhaut, dann frage ich mich schon, wohin sie wohl geht, wie sie lebt und wer sie ist. Insofern klingt die Episode für den Moment doch gewaltig nach und ich mag das sehr gern, wie unaufdringlich der Text das tut.
So mehr, habe ich nicht zu sagen, aber das sau gern gelesen, wollt ich Dir auf jeden Fall dalassen.

„Von zu viel Kaffee fängst man an zu stinken.“
Ach Du Scheiße! Sag mir doch so was nicht! :D

Liebe Grüße, Fliege

 

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