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Wolfgang

Seniors
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10.10.2006
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Wolfgang

Ich hab schon ewig nicht mehr an ihn gedacht, aber dann erst gestern wieder. Weiß gar nicht mehr, wieso. Irgendwas lag in der Luft. Hat man ja manchmal. Schwache Momente, wenn dich alles aus der Bahn werfen kann. Wenn du bei irgendeinem Frauenfilm auf einmal anfängst und dich fühlst, als hättest du zwei Eimer fettiges Zeug gegessen und dann Rauch in die Augen bekommen. Oder wenn du denkst, dass irgendjemand so ein Räuchermännchen angezündet hat, diese kleinen Dinger, die so ganz weihnachtlich riechen und die dich irgendwie von der Seite erwischen. Aus einem toten Winkel. Es ist ja mehr ein Stolpern. Man stolpert manchmal kurz.
Und als ich gestern stolperte, muss ich kurz an ihn gedacht haben. Hab schon ewig nicht mehr an ihn gedacht, aber dann erst gestern wieder.

Es war nicht schwer, rauszukriegen, wo er wohnt. Mädchen wissen so was. Es gibt irgendwelche Mädchen, wahrscheinlich die, die sowieso dageblieben wären und die jetzt verheiratet sind und auf das erste Kind warten, die wissen so was. Die bleiben mit allen in Kontakt. Die schreiben kleine Listen. Die tragen Namen in ihre Büchlein ein und Telefonnummern und schicken Rund-Mails raus und treffen dich beim Einkaufen und sagen: „Hast du gehört?“ oder: „Weißt du schon das Neuste?“ Aber an normalen Tagen geht man dann an ihnen vorbei, natürlich höflich, also eigentlich bleibt man kurz stehen und hört ihnen auch zu, aber nicht so richtig. Man sagt dann so was wie: „Jetzt muss ich aber wirklich weg, muss noch ins Lidl rüber, Cornflakes kaufen.“ Nein, das sagt man natürlich nicht. Man hört aufmerksam zu und nickt auch und alles, aber man sagt selbst nichts oder nicht viel, damit sie sich blöd vorkommen mit ihren Listen und ihren Fragen und ihrem Ehering. Man gibt ihnen zu verstehen, dass man jetzt ein eigenes Leben hat, ein ganz eigenes. Und dass das alles früher war. Viel früher. Und nicht mehr heute. Meistens sind diese Mädchen mit ihren Listchen wirklich lästig. Außer wenn man gerade gestolpert ist, dann ruft man sie auch einmal an und fragt: „Hast du was von Wolfgang gehört?“

Man selbst hat viel von Wolfgang gehört. Aber nicht mehr an ihn gedacht. Schon ewig nicht. Manche sagen, Wolfgang ginge es nicht gut. Wenn man sich trifft zu Bier und Schnitzel, einmal im Jahr. Ein gemeinschaftliches Stolpern, das ist schon okay. Das ist was anderes. Die sagen dann, Wolfgang ginge es nicht gut, und schauen einen an, so als müsste ich wissen, was mit Wolfgang ist. Nur weil ich damals neben ihm gesessen hab. Weil wir das waren, was man damals so Freunde nannte. Weil ich ihn auf Partys gefahren habe. Und weil ich mit ihm geredet hab über seine Freundin und was er später mal machen will und so. Deshalb schauen sie mich dann mit ihren Schnitzeln an und die Mädchen mit ihren Listen spitzen die Ohren und hören genau zu, aber ich sage dann immer: „Nein, ich habe von Wolfgang nichts gehört.“ „Ihm soll es ja nicht so gut gehen“, sagen sie dann. „Ja“, sage ich. „Genau wie der Eintracht, nachdem der Scheiß-Heynckes alles kaputt gemacht hat.“ Damals mit dem Okocha und dem Yeboah. Dieser Arsch.

Das Problem ist, du fasst gestern einen Entschluss, und musst ihn heute einlösen. Aber du bist ja nicht mehr der von gestern. Du bist der von heute. Heute stolperst du nicht mehr. Heute könnte Julia Roberts kommen und ganz süß gucken und Bambi könnte sterben und ein riesiges Stadion könnte zu einem Song mitsingen und es wäre mir egal. Felsenfest würd ich da stehen und sagen: „Ach, Gottchen. Kommt doch mal runter.“ Aber jetzt steh ich vor dem Haus, in dem Wolfgang wohnt. Ist ein großes Haus, so ein anonymes. Eins mit Klingelschild. Eins, in dem der Wolfgang, den ich mal kannte, nie wohnen würde. Jetzt stehe ich vor dem Haus und frage mich, was zum Teufel ich sagen soll. „Tja, Wolf, schöne Scheiße, dass dir deine Freundin weggestorben ist. Und das mit dem Koks danach, du, das war aber ne Scheiß-Idee. Schwamm drüber, lass zu nem Eintracht-Spiel fahren.“ Soll ich sagen: „Weißt du noch, damals in Spanien. Die Nutte im Museum. Riesen Sache, oder?“ Und wenn er grade drauf ist? Soll ich dann Requiem for a Dream mit ihm gucken? Fear and Loathing in Las Vegas? Soll ich mir auch so eine, so eine Line reinziehen? Wenn er Geld von mir will. Wenn er weinen will. Wenn er reden will. Wenn er will, dass ich stolpere, dass ich tröste, mit ihm rede.
Das Versprechen von gestern bindet mich nicht. Das Versprechen von gestern gilt nicht. Und wenn mich das nächste Mal einer fragt, wie es Wolfgang so geht, dann sag ich: „Ach, er wohnt ganz schön, hab ich gehört. Du kannst ihn ja mal besuchen.“

 

Och Quinn.

Ich hab schon ewig nicht mehr an ihn gedacht, aber dann erst gestern wieder. Weiß gar nicht mehr, wieso. Irgendwas lag in der Luft. Hat man ja manchmal. Schwache Momente, wenn dich alles aus der Bahn werfen kann. Wenn du bei irgendeinem Frauenfilm auf einmal anfängst und dich fühlst, als hättest du zwei Eimer fettiges Zeug gegessen und dann Rauch in die Augen bekommen. Oder wenn du denkst, dass irgendjemand so ein Räuchermännchen angezündet hat, diese kleinen Dinger, die so ganz weihnachtlich riechen und die dich irgendwie von der Seite erwischen. Aus einem toten Winkel. Es ist ja mehr ein Stolpern. Man stolpert manchmal kurz.
Und als ich gestern stolperte, muss ich kurz an ihn gedacht haben. Hab schon ewig nicht mehr an ihn gedacht, aber dann erst gestern wieder.

Es war nicht schwer, rauszukriegen, wo er wohnt. Mädchen wissen so was.

Diesen Abschnitt fand ich echt wahnsinnig toll, damit hast du mich voll erwischt. Ziemlich enttäuscht hat mich dann aber der Rest. Vielleicht liegts auch nur daran, was ich erwartet hab und ich kann jetzt nicht wirklich objektiv sein und konstruktiv schon gar nicht, also tschuldigung dafür. Oh und dann seh ich, dass die Geschichte ja unter 'Alltag' steht. *maul...*
Ach Mensch.
Okay ich versuch mich mal am objektiv sein. Neuer Versuch:
Und dass das alle früher war.
alles (armselig, ich weiß ;))
Deshalb schauen sie mich dann mit ihren Schnitzeln an
Das versteh ich nicht. :lol: Wie kann man jemanden mit Schnitzeln angucken? Ist das ein Dialekt oder irgendein Wort für "Augen", das ich nicht kenne? Jedenfalls lustig, irgendwie, unfreiwillig wahrscheinlich.

Gut, ich hab jetzt nochmal gründlicher gelesen. Was ich noch zu bemängeln hätte: Ich fände es wirklich super, wenn du bei einem Sprecherwechsel oder naja, hier kann man das ja nicht so nennen, aber wenn du halt öfters neue Zeilen beginnen würdest, wenn "sowas-wie-ein-Sprecherwechsel" erfolgt. Du weißt schon. ;)

Jetzt hab ich zumindest den Sinn der Geschichte verstanden, und irgendwie fand ich sie doch schön. Zumindest, wenn ich den ersten Teil nicht nochmal mitgelesen hab.
Wie ich das verstanden hab: Wolfgang war wohl ein Außenseiter, aber jeder Außenseiter hat auch mal jemanden, mit dem er sich versteht, in der Schule. Einen Freund also. Und Wolfgang ist dann nach der Schule ziemlich abgesackt, Freundin tot, Drogen usw. Und die beiden ehemaligen Schulfreunde haben sich aus den Augen verloren. Ich stell mir das so vor, dass der Protagonist noch in demselben Viertel wohnt, diese Mädchen mit ihren Listen wohnen auch da, sind wohl mit ihm in eine Klasse gegangen. Und die fragen halt nach Wolfgang, weil man von ihm nichts mehr hört und sie denken: Der musses doch wissen, die waren doch immer befreundet. Aber sie haben sich ja auch aus den Augen verloren. Eigentlich traurig. Und irgendwie hast du das ganze schön tragikomisch rübergebracht, wie das mit Bambi und so. ;) Sowas mag ich immer ganz gern bei Texten mit traurigem Inhalt. Wenn man dann manchmal nicht weiß, ob man jetzt schmunzeln darf oder nicht. Hat mir also objektiv gesehen gefallen. Wenn das überhaupt geht ... wahrscheinlich nicht. :D

Aber ich fand trotzdem den Anfang so klasse. Wirklich gelungen. Für mich persönlich steht dieser Anfang stark im Kontrast zum Rest der Geschichte, aber dafür kannst du wahrscheinlich nichts, also nix für ungut.

Ich hoffe du konntest trotzdem was mit meiner Kritik anfangen.

Liebe Grüße,
Apfelstrudel, so einer mit Zimt und Rosinen und so, und Vanilleeis und ... :D

 

Hey Apfelstrudel,

argh, das ist ärgerlich. Ich sollte den Anfang wahrscheinlich abschwächen! Nein, ehrlich. Ich kenn das auch, wenn der Anfang einen erwischt und es dann abflacht. Beim Schreiben hatte ich das Gefühl, das wär alles aus einem Guss und eine Weiterentwicklung. Im ersten Absatz wird halt nur dieses eine Gefühl beschrieben und im weiteren Verlauf des Textes wird sich immer mehr davon entfernt. Vielleicht ist das das Problem? Es ist natürlich keine "schöne" Geschichte, in dem Sinne.

Dass mit den "schauen mich mit ihren Schnitzeln an" soll nur noch mal das anfängliche Motiv, dass er dort mit denen bei Bier und Schnitzeln sitzt, aufgreifen. Könnte ja ein "schauen sie mich über ihre Schnitzel hinweg an" draus machen, aber das "mit ihren Schnitzeln" fand ich besser zur Sprache passend. Mit dem Sprecher-Wechsel ... ja, bei einer längeren Geschichte würde ich das auf jeden Fall machen (mache ich ja auch immer brav!), aber hier ist ja alles aus diesem "flow", man "hört" die anderen ja nicht reden, sondern es wird nur durch den Erzähler wiedergegeben, deshalb fand ich das schon noch grad so in Ordnung, es so zu machen ... würde es aber natürlich auch jedem um die Ohren schlagen als Kritiker. ;)

Hm, so richtig war es das dann wohl nicht ..., danke für deine Kritik und für das Erwischen lassen vom ersten Absatz; hat mich gefreut
Quinn

 
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Hi Quinn,


deshalb schauen sie mich dann über ihren Schnitzeln an...

oder

deshalb schauen sie mich dann an, die mit den Schnitzeln...

oder

deshalb schauen sie mich dann an, über ihre Schnitzel...


Liebe Grüße

:)

enigma

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Quinn,

Die Geschichte hat mir gut gefallen, wenngleich sie eigentlich ganz schön traurig, nein, eher deprimierend. Du hast wieder einen sehr angenehmen Ton getroffen und sehr interessante Überlegungen eingeflochten. Kompliment!

Der Teil mit den Frauen, die Notizbuchfrauen mit den Telefonlisten, denen, die unermüdlich ganze Klassenverbände zusammenhalten, obwohl das den ehemaligen Mitschülern scheißegal ist (so interpretiere ich das zumindest), der ist mir persönlich zu lang geraten.

Nein, das sagt man natürlich nicht. Man hört aufmerksam zu und nickt auch und alles, aber man sagt selbst nichts oder nicht viel, damit sie sich blöd vorkommen mit ihren Listen und ihren Fragen und ihrem Ehering. Man gibt ihnen zu verstehen, dass man jetzt ein eigenes Leben hat, ein ganz eigenes. Und dass das alle früher war. Viel früher. Und nicht mehr heute.
die beiden Fett markierten Stellen erscheinen mir überflüssig, strecken das Ganze etwas zu sehr, sodass in meinen Augen ein gewisses Ungleichgewicht entsteht.

„Genau wie der Eintracht, nachdem der Scheiß-Heynckes alles kaputt gemacht hat.“ Damals mit dem Okocha und dem Yeboah. Dieser Arsch.
Dies ist die Stelle, ab der die Geschichte so deprimierend wird. Das ist nicht negativ, ganz im Gegenteil, für mich erzählt sie sogar eine ganz eigene Geschichte, nämlich, dass der Protagonist seinen Freund Wolfgang hängen gelassen hat, vielleicht vor eine Wand laufen ließ, oder ihm womöglich sogar ein Bein stellte, was dann dessen Absturz verursachte. In der ganzen Geschichte hört man aus den Gedanken des Protagonisten eine sehr deutliche Melancholie, ein unterschwelliges Eingeständnis von Schuld gegenüber seinem Freund, vielleicht, weil er ihm nicht zur Seite stehen konnte/wollte, als dessen Freundin starb.
Er beschließt, sich seiner Verantwortung zu stellen und belügt sich letztlich selber. Die Verantwortung ist ihm zu unbestimmt und zu groß. Der Protagonist zertritt das letzte Glimmen von Menschlichkeit in seinem inneren. Das ist normal, Alltag im Leben eines Menschen. die Notwendigkeit, sich abzugrenzen lässt uns manchmal hart erscheinen, macht uns letzten Endes hart, aber verdammt, so ist das Leben und das ist nicht lustig.

Es steckt so vieles in deiner Geschichte. Habe sie gerne gelesen.

Georg

 

argh, das ist ärgerlich. Ich sollte den Anfang wahrscheinlich abschwächen!
Nein!! :sconf: Ich hab nen besseren Vorschlag: Pass doch einfach den Rest des Textes dem Anfang an, und nicht umgekehrt. :D Kleiner Scherz am Rande. Wird wohl nicht gehen.

 

Hallo Bär,

Die Geschichte hat mir gut gefallen, wenngleich sie eigentlich ganz schön traurig, nein, eher deprimierend. Du hast wieder einen sehr angenehmen Ton getroffen und sehr interessante Überlegungen eingeflochten. Kompliment!
Das war das Ziel, gerade der "angenehme Ton" war mir wichtig.

Er beschließt, sich seiner Verantwortung zu stellen und belügt sich letztlich selber. Die Verantwortung ist ihm zu unbestimmt und zu groß. Der Protagonist zertritt das letzte Glimmen von Menschlichkeit in seinem inneren. Das ist normal, Alltag im Leben eines Menschen. die Notwendigkeit, sich abzugrenzen lässt uns manchmal hart erscheinen, macht uns letzten Endes hart, aber verdammt, so ist das Leben und das ist nicht lustig.
Er rechtfertigt sich ja vor sich selbst, so seh ich das zumindest. Es ist schon eine "unangenehme" Geschichte in dem Sinne. Vielleicht wird deshalb auch das Ende als "schwächer" wahrgenommen, ich weiß es nicht.

Es steckt so vieles in deiner Geschichte. Habe sie gerne gelesen.
Das freut mich, danke dir für deine Kritik
Quinn

Hey Nachtschatten,

der erste absatz ist vom rhythmus her ansprechend, die sprache ist mir zu einfach, wenn schon der inhalt kaum intensität bietet, muss wenigstens die sprache es tun
Es ist eben eine ganz andere Art zu erzählen. Die Sprache ist die des Ich-Erzählers. Der Inhalt ... also ich sehe da durchaus "Intensität", zwischen den Zeilen. Es ist sicher keine "verdichtete" Geschichte, in dem Sinne wie du sie wahrscheinlich zu schätzen weißt. Und die Sprache ist gerade nicht verdichtet. Aber für mich hat genau das nichts mit "Intensität" zu tun. Für mich ist eine "angenehme" Erzählstimme - die Schreibär hier zum Beispiel sieht - intensiv.

ja, die letzten absätze sind merkwürdig schwach im vergleich zu dem ersten, zweiten.
Hm, bist jetzt schon der Zweite, der das sagt. Vielleicht sehe ich das mit Abstand noch. Im Moment muss ich da mit den Schultern zucken. Kann sein, aber ich sehe es einfach noch nicht.

die geschichte, die du erzählst, ist okay. haut mich zwar in keiner weise vom hocker, ist aber immerhin interessant, recht gut und unkonventionell gestaltet.
Na jo, ist halt so etwas, was vielleicht viele kennen? Ich weiß es nicht.

titel ist grausamst.
Ja, mei. Wenn ich da jetzt anfinge mit "Mein Freund Wolfgang" oder "Der Tag, nachdem ich gestolpert war" bringe ich wieder von außen so eine starke Wertung rein: Schaut her, genau so sollt ihr den Text lesen, so war er gedacht. Ist als "kleiner, angenehmer" Text gedacht, da fand ich das dezente "Wolfgang" angebracht, vor allem, weil es ja um ihn geht, ohne dass er auftaucht.

Danke auch dir für deine Rückmeldung
Quinn

 

Hallo Quinn,

Ich habe deine kg als eine Geschichte vom Auseinanderleben gelesen, von Träumen aus der Vergangenheit und der realität, die diese Träume überholt.
Das hat mir sehr gefallen. Du spricht locker, fast umgangssprachlich, aus der perspektive eines ganz normalen Menschen. Genauso erzählst du nichts besonderes, sondern etwas ganz gewöhnliches. Und genau das macht den text in meinen Augen so intensiv. Das ist alles sehr glaubwürdig, man ist irgendwie dabei und kann Anteil nehmen.
Sicher nicht das Stärkste, was du je geschrieben hast, aber in seiner Nüchternheit sehr kraftvoll.
Fand den Titel auch erst nicht so dolle, aber wenn ich jetzt nach dem Lesen so drüber nachdenke, passt er vollkommen zu meiner Lesart. Wolfgang - der Wolfgang, oder eben irgendeiner von den vielen Wolfgangs, die da draußen gescheitert sind.

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo und Salü Quinn,

die Geschichte ist sehr gut. Ich habe sie einige Male gelesen. In diesem Plauderton, diesen fliessenden Gedankengängen hast Du sehr genau und schnörkellos ein ganzes Drama erzählt. Hut ab! Das ist Dir sprachlich sehr gelungen.

Wenn er Geld von mir will. Wenn er weinen will. Wenn er reden will. Wenn er will, dass ich stolpere, dass ich tröste, mit ihm rede.

Was steckt nicht schon alles nur in diesen vier Sätzen!
Aber, was 'rede' ich: Ich empfehle diese Geschichte.

Herzlich,
Gisanne

 

Hey Weltenläufer,

Du spricht locker, fast umgangssprachlich, aus der perspektive eines ganz normalen Menschen. Genauso erzählst du nichts besonderes, sondern etwas ganz gewöhnliches. Und genau das macht den text in meinen Augen so intensiv. Das ist alles sehr glaubwürdig, man ist irgendwie dabei und kann Anteil nehmen.
Man ertappt sich auch selbst dabei, oder? Die Figur kommt ja nicht als "Arsch" rüber, das wäre zu einfach. Also, ich kann da nur für mich selbst sprechen, aber dieses "Stolpern" kennen wir doch alle, oder? Ich finde die Geschichte auch, gerade in der Lockerheit der Erzählung, richtig mulmig irgendwie.

Sicher nicht das Stärkste, was du je geschrieben hast, aber in seiner Nüchternheit sehr kraftvoll.
Ja, das ist ganz komisch. Also danke erstmal natürlich. Aber wenn ich so durch meine Geschichten mal lese, da ist halt schon viel ganz verschiedenes dabei. Als "kraftvoll" empfinde ich zum Beispiel den total durchgestylten Styx-Text von mir in Seltsam. Andere sagen immer, die Wille-Nummer.
Boah, das kommt als Werbung rüber. :) Sorry, ich wollte nur sagen, dass ich das sehr spannend finde, wie verschiedene Leute die Texte einordnen, weil ich ja nicht diesen Blick "nur auf den Text" habe, sondern immer noch weiß, wie er entstanden ist.

Danke dir für deine Rückmeldung, freut mich, dass dir der Text was gegeben hat
Quinn

Hallo Gisanne,

In diesem Plauderton, diesen fliessenden Gedankengängen hast Du sehr genau und schnörkellos ein ganzes Drama erzählt.
Man könnte das anders nicht erzählen, wobei "man" wahrscheinlich schon, ich nicht. Also in der dritten Person könnte ich die Geschichte nicht erzählen oder mit einem sehr viel anderen Erzähler. Vor den "Schnörkeln" bewahrt mich der Ich-Erzähler wahrscheinlich.

Freut mich, dass dir die Geschichte so gut gefallen hat, dass sie dir eine Empfehlung wert war.
Danke für deine Zeit
Quinn

 

Hi Quinn,

was treibt ihn hin zu Wolfgang? Das schlechte Gewissen, Neugier, Verantwortung? Und was hält ihn dann ab: Sprachlosigkeit, Angst, Peinlichkeit?

Ich hab die Geschichte gerne gelesen, Titel ist auch okay - und einige finden sich sicher darin wieder.

Lieben Gruß
bernadette

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Quinn,

diese Geschichte mag ich, weil sie etwas so richtig aus dem Leben heraus holt und das auf genau die unspektakuläre und damit entlarvende Weise, die notwendig ist, um sich darin wieder zu erkennen.

Es ist alltäglich, dass man sich aus den Augen verliert. Und es ist auch alltäglich, dass man dann irgendwann mal wieder über Dritte von dem einen oder anderen hört, mit dem man früher mal befreundet oder verkumpelt war, oder zumindest eine gemeinsame wertvolle Lebensphase zu fassen hatte, in einer Klasse, in einer Clique, in einer Fußballmannschaft oder sonst wo.

Dann hört man irgendwann, dass es dem plötzlich nicht mehr so gut gehen soll und steht vor der Frage, ob man da nicht wieder mal ... und meistens hat man kurzfristig vielleicht noch den Willen. Aber dann ... Was hat man sich denn eigentlich noch zu sagen, wo ich doch jetzt schon jahrelang ohne den ausgekommen bin und der ohne mich?

Das hast du verdammt gut geschrieben, mit wunderbar, scheinbar locker und mit vermeintlich nebensächlichen und doch so interessanten Gedanken. Da gibt es sehr viel zwischen den Zeilen und jede Menge Geschichte für den, der sich an eigene vergleichbare Situationen erinnert fühlt.

Ich habe Vergleichbares erst letzte Woche erlebt. Ich kann (nicht nur deshalb) sehr viel anfangen mit der Geschichte!

Nachdenkliche Grüße von Rick

 

Hey Bernadette

was treibt ihn hin zu Wolfgang? Das schlechte Gewissen, Neugier, Verantwortung? Und was hält ihn dann ab: Sprachlosigkeit, Angst, Peinlichkeit?
Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Es ist ein Mischmasch der Gefühle. Namen für Gefühle sind ja immer so "abgrenzend", da wird ein Wort dafür gefunden und ein rationales Konzept wird auf diffuse Emotionen gepresst. (Okay, das klingt furchtbar esoterisch).
Ich kann sagen, wie ich seine Motivation sehe, aber es wäre wahrscheinlich auch nur ein Raten.

Ich hab die Geschichte gerne gelesen, Titel ist auch okay - und einige finden sich sicher darin wieder.
Das freut mich sehr. Mit dem "Darinwiederfinden" - ja. Vielleicht. Hätte was.

Danke dir für deine Zeit und deinen Kommentar
Quinn

 

Hallo Rick,

es freut mich sehr, dass gerade dir die Geschichte gefällt.

diese Geschichte mag ich, weil sie etwas so richtig aus dem Leben heraus holt und das auf genau die unspektakuläre und damit entlarvende Weise, die notwendig ist, um sich darin wieder zu erkennen.
Danke, diese Auffassung über die notwendige Sprache teilen wir hier. Der Erzähler verhält sich "nicht richtig" (von einem übergeordneten, moralischen Standpunkt her - aber wer will den schon einnehmen?), aber er verhält sich nachvollziehbar, finde ich.

Aber dann ... Was hat man sich denn eigentlich noch zu sagen, wo ich doch jetzt schon jahrelang ohne den ausgekommen bin und der ohne mich?
Ja. Und warum muss ausgerechnet er sich drum kümmern und kein anderer? Und warum ruft Wolfgang ihn nicht an, wenn er was will. Und würde der sich auch um ihn kümmern? Es gibt dann schon "rationale" Überlegungen, die das untermauern, was der eigentliche Grund ist (in meinen Augen): Man fühlt sich einfach unbehaglich dabei. Man möchte das nicht so. Es ist vielleicht auch ein typisches "männliches" Ding, ich weiß es nicht.

Das hast du verdammt gut geschrieben, mit wunderbar, scheinbar locker und mit vermeintlich nebensächlichen und doch so interessanten Gedanken. Da gibt es sehr viel zwischen den Zeilen und jede Menge Geschichte für den, der sich an eigene vergleichbare Situationen erinnert fühlt.

Ich habe Vergleichbares erst letzte Woche erlebt. Ich kann (nicht nur deshalb) sehr viel anfangen mit der Geschichte!

Danke, danke, danke. Ich hab mich sehr über dein Lob gefreut.

Quinn

 
Zuletzt bearbeitet:

Jup

Hallo zusammen!

@ Quinn

Der Quinninator entdeckt seine gefühlvolle Seite und läßt uns auf beeindruckende Weise daran teilhaben.:-)

Du bringst dem Leser sehr eingänglich den Protagonisten nahe. Das liegt nicht nur an der Sprache (an dieser Stelle sei nochmal der Hinweis erlaubt, daß Du es mal mit anderen Stimmen versuchen solltest.;-)), sondern auch an den vermittelten Gedankengängen, die in dieser Geschichte inhaltlich einen Balanceakt zwischen Realität und literarischer Notwendigkeit beschreiten müssen.
Aus diesem Grund finde ich die lange Passage, in welcher der Prot sich über das Zusammenstellen von Telefonlisten ehemaliger Klassenkameradinnen auslässt, außerordentlich gelungen.
Die unangenehme Konfrontation mit dem "eventuell noch"-Freund Wolfgang wird verdrängt. Der Prot flüchtet sich in naheliegende Nebenabschnitte, dreht und wendet sie x Mal, bis am Ende doch wieder die, zumindest empfunden, unvermeidliche Konfrontation mit dem Freund vergangener Tage steht.

Am Ende erfährt diese Entwicklung ihren Höhepunkt, als der Prot sich in Spekulationen ergeht und auf deren Basis Szenarien entwirft, die ihn in seiner Furcht bestätigen. Was bleibt, ist eine Flucht, eine Resignation.
Aber man empfindet keine Wut oder Abscheu für den Prot ob seiner Schwäche. Es ist eine dieser vielen Entscheidungen, die jeder Mensch zu treffen hat und wohl jeder hat sich wenigstens ein Mal für die Flucht entschieden. Dieser Umstand sorgt dafür, daß der Leser nicht nur nachdenklich zurückbleibt, sondern auch eine gewisse Traurigkeit empfindet, weil er nachempfinden kann, was der Prot soeben verloren bzw. aufgegeben hat. Und dieses Nachempfinden sorgt idealerweise auch dafür, daß man über das nachdenkt, was man selbst bei ähnlichen Gelegenheiten verloren oder aufgegeben hat.

Eine wirklich gute Geschichte, die meiner Meinung nach zurecht empfohlen wurde. Weitere Texte dieser Art wären wünschenswert.;-)

Auf bald!

Theryn

 

Hallo Theryn!

Der Quinninator entdeckt seine gefühlvolle Seite und läßt uns auf beeindruckende Weise daran teilhaben.:-)
Meine feminine Seite, oder was? Alles nur Image! Ich bin kalt wie ein Eisblock!

(an dieser Stelle sei nochmal der Hinweis erlaubt, daß Du es mal mit anderen Stimmen versuchen solltest.;-))
Wie gemein von dir, sowas zu schreiben! Echt! Jetzt grübele ich die ganze Zeit dran rum und werde mindestens 3 oder 4 Geschichten lang versuchen, betont anders zu schreiben, das furchtbar in den Sand setzen und DU bist schuld!

Aus diesem Grund finde ich die lange Passage, in welcher der Prot sich über das Zusammenstellen von Telefonlisten ehemaliger Klassenkameradinnen auslässt, außerordentlich gelungen.
Ich weiß nicht, Bär hat da schon recht, von der "Gewichtung" der Geschichte passt es nicht. Ich sehe es aber auch so wie du. Er "kreist" um die Problematik. Und in den Passagen wird das ganze Umfeld ja deutlich, ich würde es deshalb auch gerne so lassen. Und außerdem ist das mit der Eintracht im dritten Absatz so ein schöner Schlusspunkt. Es unterstreicht auch, dass "man" von ihm das erwartet. Ja, das mit den Mädchen könnte man kürzen, aber bisschen "Fleisch" muss auch bei einem kurzen Text drinbleiben, finde ich. So ganz ausgemergelte Geschichten mag ich nicht.

Die unangenehme Konfrontation mit dem "eventuell noch"-Freund Wolfgang wird verdrängt. Der Prot flüchtet sich in naheliegende Nebenabschnitte, dreht und wendet sie x Mal, bis am Ende doch wieder die, zumindest empfunden, unvermeidliche Konfrontation mit dem Freund vergangener Tage steht.
Man sieht es auch kommen, oder? Ich weiß nicht, hat man einmal während der Geschichte das Gefühl, er würde wirklich reingehen?

Aber man empfindet keine Wut oder Abscheu für den Prot ob seiner Schwäche. Es ist eine dieser vielen Entscheidungen, die jeder Mensch zu treffen hat und wohl jeder hat sich wenigstens ein Mal für die Flucht entschieden.
Ja, ich sehe das wie du. "Bitter" finde ich es. Grad das Ende mit dem "Du kannst ihn ja mal besuchen" - bitter irgendwie.

Eine wirklich gute Geschichte, die meiner Meinung nach zurecht empfohlen wurde. Weitere Texte dieser Art wären wünschenswert.;-)
Nix gibt's. Ab sofort wieder Eisblock! Werkatzen, Antichrist, Sex mit Zwillingen und Miami Vice! (und alles in einer anderen Stimme!)

Danke dir für deinen schönen Kommentar
Quinn

 

Mensch Quinn, das nervt doch mit dem scheiß Lob. Ich will dich nicht mehr loben, das klingt alles so abgelutscht, aber was soll ich machen? Schreib mal ne scheiß Geschichte, echt jetzt, das regt mich jetzt auf. Diese Geschichte ist genauso wie deine Vater-Geschichte. Da schwingt diese Depri-Stimmung mit, du lässt ihr aber nicht die Oberhand, und mischst das mit Pop-Mist: Julia Robert, Bambi und Johnny Depp(wobei man hier nicht von Mist reden kann; )).

Ist ein großes Haus, so ein anonymes.
Herr Quinn, wie soll ich was lernen, wenn Sie selbst Fehler machen? Muss das "Anonymes" nicht groß, weil ein Artikel davor ist?
Die Geschichte geht unter die Haut, echt. Das kennt man einfach, wenn nicht, dann ist man eins dieser Listenmädchen, oder ein anderer oder Wolfgang selbst. Aber das kennt jeder, deshalb kann/muss jeder auch diese Geschichte gut finden. Ach was rede ich da, du schreibst halt gut, das ist es!

Das Ende ist nicht schwach. Es ist gut, es ist richtig gut! Da steckt soviel drin, das glaubt man gar nicht.

Fazit: Alles verdammt konsequent durchgezogen. Weiter so!

Cu JoBlack

 

Gut!
Der Ausweg ist schlicht die Sackgasse. Wenn der Wolfgang nicht mehr existiert, sind alle Fragen auf den Schreiber fixiert. Wie, wenn man dem Vater dessen Sünden erzählen will, doch der hat nichts anderes zu tun, als vorher zu sterben.
Endlich eine Kurzgeschichte! Und, die gefällt.

 

Hey Jo, :)

Schreib mal ne scheiß Geschichte, echt jetzt, das regt mich jetzt auf.
Na ja, die Schnee-Geschichte schon vergessen? :)

Diese Geschichte ist genauso wie deine Vater-Geschichte. Da schwingt diese Depri-Stimmung mit, du lässt ihr aber nicht die Oberhand, und mischst das mit Pop-Mist: Julia Robert, Bambi und Johnny Depp(wobei man hier nicht von Mist reden kann; )).
Wo siehst du denn bitteschön Johnny in der Geschichte? Mit dem Pop ... ja, ich hab da nen Hang dazu es zu übertreiben. Muss mir da selbst immer auf die Finger klopfen.

Herr Quinn, wie soll ich was lernen, wenn Sie selbst Fehler machen? Muss das "Anonymes" nicht groß, weil ein Artikel davor ist?
§58(1): Adjektive und Partizipien, die durch einen Artikel der Form nach substantiviert sind, werden kleingeschrieben, wenn sie Beifügung (Attribut) zu einem vorangehenden oder nachgestellten Substantiv sind:
Sie war die aufmerksamste und klügste meiner Zuhörerinnen.
Mir gefallen alle Krawatten sehr gut. Besonders mag ich die gestreiften.

Aber netter Versuch. :)

Die Geschichte geht unter die Haut, echt. Das kennt man einfach, wenn nicht, dann ist man eins dieser Listenmädchen, oder ein anderer oder Wolfgang selbst. Aber das kennt jeder, deshalb kann/muss jeder auch diese Geschichte gut finden. Ach was rede ich da, du schreibst halt gut, das ist es!

Das Ende ist nicht schwach. Es ist gut, es ist richtig gut! Da steckt soviel drin, das glaubt man gar nicht.

Ah, das tut gut. Freut mich, dass sie dir so gut gefallen hat. Scheint also doch nicht nur ein typisches Männer-Phänomen zu sein. :)
Danke dir für deine Kritik
Quinn


Hallo filifilos,

freut mich, dass dir die Kurzgeschichte so gut gefällt.

Wie, wenn man dem Vater dessen Sünden erzählen will, doch der hat nichts anderes zu tun, als vorher zu sterben.
Ja, im Formalen gibt es da einige Parallelen zwischen den beiden Geschichten. Sind schon Schwester-Geschichten mehr oder weniger. :)

Danke für deinen Kommentar
Quinn

 

mich hat die geschichte überhaupt nicht angesprochen. der stil ist schlecht, allgemein wirkt alles auf mich langweilig. auch das ende gefällt mir nicht wirklich. wo ist denn der sinn der geschichte?! mich erinnert die geschichte, entschuldige wenn ich es so ausdrücke, an die kurzgeschichten , die in den komischen / billigen frauenzeitschriften stehen un immer beim arzt rumliegen. geschichten, bei denen man sich ärgert, sie gelsesen zu haben und die zeit verschwendet hat. sorry.. ist ja nur meine meinung :)

 

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