Was ist neu

Zwetschge

Mitglied
Beitritt
25.05.2018
Beiträge
107
Zuletzt bearbeitet:

Zwetschge

Nicht, dass es eine Rolle spielt, aber der Zwetschge ist tot. Das kam so: Gestern saß ich in der Kneipe, wie eigentlich jeden Tag, und natürlich kam dann irgendwann auch der Zwetschge vorbei. Ich musste gar nicht aufsehen, um das Naserümpfen zu erahnen, das da in der Luft lag, lange ist's ja noch nicht her mit den Gerüchten, von wegen, dass da was mit der Kleinen von den Müllers war, dass der Zwetschge sich an ihr vergangen haben soll. Ich hab da nie so wirklich viel drauf gegeben, weil ich ja fand, dass der Zwetschge selbst noch ein halbes Kind war, zuzutrauen wär's ihm aber schon, der Kerl hatte ja 'n Haufen Unsinn im Kopf, wenn der Tag lang war. Ein Mal kam er zum Beispiel hier in die Kneipe, stellte sich, ohne ein Wort zu sagen, mitten auf den Tresen, und pisste los.
Ja, so einer war das, und außerdem war er 'n Zwerg, auch schädelmäßig. Da war nämlich nicht viel los bei dem.

Also, zu viel taugte der nicht. Aber weil seine bucklige Mutter was zu futtern brauchte und der Zwetschge ja dem Alter nach schon erwachsen war, musste er das Geld für die beiden ranschaffen. Die Bucklige jagte ihn morgens aus dem Haus und dann ging er Blumen pflücken, und heimkommen durfte er erst wieder, wenn er die Blumen losgeworden war und stattdessen ein paar Münzen in der Tasche hatte.
Zuerst fanden die Leute das auch noch lustig und steckten ihm gerne mal was zu, aber nach 'ner Weile war's eigentlich nur noch langweilig und nervig. Und als dann auch noch die Gerüchte rumgingen, da nagten der Zwetschge und seine arme Mutter so richtig am Hungertuch.

Gestern hatte der Wirt jedenfalls Namenstag, und natürlich wurde da schon vormittags so heftig gebechert, dass die Ersten bereits unter'm Tisch lagen, als der Zwetschge mit seinen Blumen vorbeikam. Ich war ja kurz davor, ihm den Strauß abzukaufen, das waren nämlich ganz besondere Blumen, sag ich dir, keine Ahnung, wo er die herhatte, knallegelb waren die und so'n bisschen haben die mich an die Trompeten von den Wandermusikanten erinnert, die hier im Sommer immer durch die Stadt ziehen. Aber bevor's so weit kam, standen schon zwei von den Saufbrüdern vor'm Zwetschge und ich konnte noch hören, wie einer von denen den armen Kerl zulallte.
»Hömma, Zwetschge«, hat der gesagt, »wenn'de deine ollen Blumen da wegfutterst, dann kriegste von uns doppelt so viel Knete als wie'de sonst dafür bekommen würdest.«
Man konnte richtig dabei zusehen, wie's zu rattern anfing in dem Zwergenschädel, die Zunge hat er rausgestreckt und sich fast die Finger verrenkt, als er rausfinden wollte, wie viel doppelt so viel eigentlich ist. Irgendso'n Kerl, den ich gar nicht kenn, meinte noch, seinen Senf dazugeben zu müssen, »Lass das mal besser bleiben, Junge« hat der gesagt, aber da war's beim Zwetschge schon wieder vorbei mit Denken, der hatte schon angefangen, den Strauß ratzeputz wegzufuttern.
Das war vielleicht 'n Anblick, wie der die riesigen Blüten auffrisst, kann man sich gar nicht vorstellen, was da in der Kneipe für 'ne Stimmung herrschte! Und irgendwie dachte dann auch keiner mehr an die Sache mit der Kleinen von den Müllers, der Zwetschge wurde an den Tresen gepflanzt und man goss ihm was zum Saufen ein und feierte ihn, als ob in Wahrheit er derjenige wär, der Namenstag hat.

Alles schön und gut bis hier, aber nach 'ner Weile wurde der Zwetschge laut und beschwerte sich über seinen trockenen Mund. Da hat man ihm halt noch mehr zu saufen gegeben, aber der Mund wollte nicht mehr feucht werden, und komisch fand ich ja auch, dass der Zwetschge plötzlich so merkwürdige Augen hatte. Da war gar nix Weißes mehr zu sehen, nur noch schwarz.
Ja, und dann ging's so richtig los, auf einmal stand der Zwetschge wieder auf dem Tresen und zerriss sich das Hemd, »Da bummts, da bummts!« brüllte er, wie am Spieß, und deutete dabei da hin, wo das Herz sitzt. Die ganzen Saufbrüder haben sich gekringelt vor Lachen, aber dem Zwetschge war gar nicht mehr zum Lachen zumute, der kreischte wie ein Wahnsinniger mit seinen Kuhaugen und kratzte sich die Brust blutig, als wollte er sich das Herz rausreißen. Da wurd's mir zu bunt und ich dachte, den muss mal einer an die frische Luft bringen, der hat zu viel gesoffen, der kleine Mann, aber als ich auf ihn zuging, da zerschlug er seinen Bierkrug und starrte mich an, als ob ich ihm ans Leder wollte, und dann, ich stand direkt vor ihm, dann rammte er sich den zackigen Bierkrug in den Hals und das Blut schoss aus ihm raus und dann war's ganz still, als der Zwetschge vom Tresen krachte und tot auf'm Boden lag.

Nee, das war kein schöner Anblick, und noch schlimmer war's, als wir's seiner Mutter verklickerten, dass es den Zwetschge jetzt nicht mehr gibt, da sackte die zahnlose Alte nämlich auf der Türschwelle in sich zusammen und war in ihren Lumpen verschwunden, nur der Buckel ragte noch in die Höhe.
Na ja, aber so ist das Leben, und wirklich gut hat der Zwetschge es ja eh nicht gehabt, hier, bei uns.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hola Lani,

weil ich Deinen Stil mag, hab ich mich gleich auf Deine neue Story gestürzt.
Jawohl – auch hier: Schreiben kannst Du, das steht fest. Und weil es sich so schön geschmeidig liest, hat der Kopf mehr Freiraum, das Gelesene zu verarbeiten.
Da der Text nicht sehr lang ist, bin ich rasch am Ende, und dann denk ich mir „Ei, verflixt!“.
Bisschen zu schnell geschrieben, vielleicht?
Den Zwetschge sehe ich als Exot aus Dummerland. Tut mir noch nicht mal leid um den, und das finde ich schade. Hättste den Text bisschen ausgewalkt, dass der grässliche Verdacht von ihm genommen und einer der Müllers (der Cousin:shy:?), das Geburtstagskind oder einer der Saufbrüder der Unhold war, dann wäre Zw. rehabilitiert und ich könnte seine Partei ergreifen.

... rammte er sich den zackigen Bierkrug in die Brust und das Blut schoss aus ihm raus und dann war's ganz still, als der Zwetschge vom Stuhl krachte und tot auf'm Boden lag.
Dass sich ein Mensch mit einem Bierkrug zu Tode bringt, indem er seinen Brustkasten ‚bearbeitet’, obwohl der von den Rippen beschützt ist, kaufe ich nicht, weil ich es mir auch in den kühnsten Varianten nicht vorstellen kann. Und nur durch Blutverlust tritt der Tod so schnell nicht ein.
... kam er zum Beispiel hier in die Kneipe, stellte sich, ohne ein Wort zu sagen, mitten auf den Thresen, und pisste los.
Dazu müsste er sich erst einmal hochschwingen; scheint mir aber nicht die beste Idee zu sein, Zw. so darzustellen, dass es einleuchtet. Diese Szene schwächelt, denn der Wirt schaut sicherlich nicht tatenlos zu.
... dann ging er Blumen pflücken, ...
Ein Saisongeschäft. Im Wald und auf der Heide? Im Stadtpark? Vielleicht aber holt er die schon gepflückten vom Friedhof?
um das Naserümpfen zu erahnen, dass da in der Luft lag, ...
... knallegelb waren die und ließen ihre Köpfe hängen, und so'n bisschen haben die mich an die Trompeten von den Wandermusikanten erinnert, die hier im Sommer immer durch die Stadt ziehen.
Warum werde ich den Verdacht nicht los, dass dieser Text mit heißer Nadel genäht wurde? Welke, gelbe Blumen erinnern an Wandermusikanten?*)
volllallte.
Schwierige Optik.
... als der Zwetschge vom Stuhl krachte
Vom Stuhl? Vorher lese ich doch:
... plötzlich stand der Zwetschge wieder auf dem Thresen

Liebe Lani, ich nerve – das weiß ich, doch dieses Mal hatten mich zu viele – wie ich empfand – Logikfehler um den Lesespaß gebracht. Wir Schreibenden haben unsere Sturm- und Drangphasen, da hört man nicht auf die guten Ratschläge ‚langsam, liegen lassen, mit etwas Abstand nochmals überarbeiten’, obwohl man weiß, dass Nachbessern mehr Zeit kostet. Aber wie anfangs schon gesagt: Es liest sich gut!

Sommerliche Grüße!
José

*) PS: Mein Fehler: Die Blumen erinnern nicht an die Musikanten, sondern an deren Trompeten.
(Trotz eines Riesengartens kenne ich die leider nicht.)

 

Oh Mann, diese Arschlöcher haben dem armen Zwetschge diese komischen Blüten zu essen gegeben, ich kenn das nur als Tulpenbaum, weiß aber gar nicht, wie es richtig heißt. Das Zeug geht jedenfalls aufs Herz. Und auf den Kopf. Und wie.
Und das in diesem jovialen Plauderstil. Wahnsinnskontrast zwischen der ignoranten, mörderischen Behandlung von dem armen Zwetschge und der leutseligen Biederkeit Echt toll gemacht, Lani.
Nähere Details folgen irgendwann. wollt erst mal meiner Begeisterung Ausdruck verleihen.
Lieben Gruß an dich von Novak

 

Hi Lani,

Der Kerl hatte ja 'nen Haufen Unsinn im Kopf, [...]

Das hat mich aus dem Fluss gehauen, ich hätte da 'n Haufen Unsinn benutzt, aber wohl Geschmackssache oder eher meiner Herkunft als Schwabe geschuldet.

Sonst hat mir das sehr gefallen, auch das du den Ton über die Geschichte hinweg beibehältst.
Ist halt so ne Story, die man in einem Rutsch liest, paar mal schmunzelt, dann überraschendes Ende und sie weglegt und denkt, jo das war jetzt gut. Also mehr hab ich da nicht zu kritisieren, klar könnte man da bestimmt nochmal tiefer rein, wie schon vor mir einer, aber ich bin zufrieden damit es gelesen zu haben, das doch auch mal schön.

Dir noch 'nen schönen Samstag.

Besten Gruß
PipMorris

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey Lani,


hat mir gut gefallen. Die tragische Geschichte vom Zwetschge wird ganz beiläufig in einem Plauderton geschildert, der so rüberkommt, als wenn mir dein Erzähler das am Tresen erzählen würde. Ich finde auch nicht, dass du die Charaktere jetzt groß ausleuchten müsstest - die Oberflächlichkeit der ganzen abgestumpften Bande passt schon so. Da haben es die Spitzen der Realität recht schwer, durch den dichten Nebel der Trunkenheit zu stoßen.
AWMs Idee, der Erzähler könnte was mit dem Missbrauch zutun haben, hatte ich auch. Kannst ja mal darüber nachdenken, ob es dir gefallen könnte, was anzudeuten, um den Faden nicht so lose hängen zu lassen. Gerade weil der Missbrauch recht früh erwähnt wird, habe ich in der Richtung auch noch was erwartet. Keine Auflösung unbedingt, aber, ja, eine subtile Andeutung, eine Denkrichtung vielleicht.

Ich gehe mal in den Text:

Ich musste gar nicht aufsehen, um das Naserümpfen zu erahnen, das[s] da in der Luft lag, lange ist’s ja noch nicht her mit den Gerüchten, von wegen, dass da was mit der Kleinen von den Müllers war, dass der Zwetschge sich an ihr vergangen haben soll.
So 'ne Miniirritation für mich, dass er bemerkt, dass der Zwetschge kommt, ohne aufzusehen.
Und von der Logik her: Er erahnt das Naserümpfen ja, weil er nicht hinsieht. Würde er hinsehen, dann wäre es keine Ahnung mehr, sondern Tatsache. Und ein in der Luft hängendes Naserümpfen? Hm. Ich weiß nicht.
Vorschlag: Ich musste gar nicht erst hinsehen, um vom Naserümpfen ringsum zu wisssen. Lange ist’s ja noch nicht her mit den Gerüchten, von wegen, dass da was mit der Kleinen von den Müllers war. Der Zwetschge soll sich an ihr vergangen haben.
Oder: Ich ahnte das Naserümpfen (ringsum/ der Stammtischbrüder), musste gar nicht erst hinsehen. Lange ist’s ja noch nicht her mit den Gerüchten, von wegen, dass der Zwetschge was mit der Kleinen von den Müllers gehabt haben soll (sich an der Kleinen von den Müllers vergangen haben soll).

... mitten auf den Thresen, und pisste los.
Theke oder Tresen. Hast du später auch wieder.

Ja, so einer war das, und außerdem war er 'n Zwerg, auch schädelmäßig. Da war nämlich nicht viel los bei dem. Deshalb ja auch der Name.
Letzteres würde ich streichen.

Die Bucklige jagte ihn morgens aus dem Haus und dann ging er Blumen pflücken, und heimkommen durfte er erst wieder, wenn er die Blumen losgeworden war und stattdessen ein paar Münzen in der Tasche hatte.
Ich würde mich entscheiden. Nur mal zum Überdenken: Die Bucklige jagte ihn morgens aus dem Haus und dann ging er Blumen pflücken, und heimkommen durfte er erst, wenn er sie losgeworden war (wenn er dafür ein paar Münzen in der Tasche hatte).

Zuerst fanden die Leute das auch noch lustig und steckten ihm gerne mal was zu, aber nach 'ner Weile war’s eigentlich nur noch langweilig und nervig. Und als dann auch noch die Gerüchte rumgingen, da nagten der Zwetschge und seine (arme) Mutter so richtig am Hungertuch.
Ich verstehe schon, warum du auf Füllwörter zurückgreifst, hier könntest du dennoch ein/ zwei rausnehmen, meine ich.

... das waren nämlich ganz besondere Blumen, sag ich dir, keine Ahnung, wo er die herhatte, knallegelb waren die und so’n bisschen haben die mich an die Trompeten von den Wandermusikanten erinnert, die hier im Sommer immer durch die Stadt ziehen. Aber bevor’s so weit kam, standen schon zwei von den Saufbrüdern vor’m Zwetschge und ich konnte noch hören, wie einer von denen den armen Kerl volllallte.
Die Distanz ist schon recht kurz, vielleicht: knall(e)gelb leuchteten die?
Weiter unten böte sich "zulallen" an.
Ich muss da natürlich an Engelstrompeten denken. Ist natürlich etwas strange, dass niemand dazwischenfunkt, von wegen giftig und so. Ich denke, irgendjemand weiß das schon, vielleicht lassen sie ihn ja auch bewusst das Zeug fressen, allerdings hätte es mir gefallen, wenn später wenigstens einer gesagt hätte: Mann! Lasst den mal. (Fr)Iss das nicht, Schwachkopf!, und der dann irgendwie mundtod gemacht worden wäre: "Ne, lass den mal schön fressen! Ist doch auch kein Kostverächter, unser Zwetschge. Stimmt doch!" Dann griffest du auch den Faden mit der Kleinen wieder auf. Nur so 'ne Idee.

und feierte ihn, als ob in Wahrheit er der wäre, der Namenstag hat.
Zu kompliziert, finde ich.
Vielleicht: und feierte ihn, als ob er es (derjenige) wäre, der Namenstag hat. Oder: und feierte ihn, als ob er (seinen) Namenstag hätte.

... und komisch fand ich ja auch, dass der Zwetschge plötzlich so komische Augen hatte. Da war gar nix Weißes mehr zu sehen, nur noch schwarz.
"Merkwürdig" vielleicht? Das Anhängsel am Ende würde ich streichen. Wirkt etwas zu spooky, unnatürlich auf mich. Klar, die Pupillen weiten sich, trotzdem. "Plötzlich", oh je, ich mag das Wort nicht, fühlt sich auch so an, als wenn ein Schalter umgelegt worden wäre und schwuppdiwupp sind die Augen groß. Vielleicht eher: dass der Zwetschge komische Augen bekommen hatte.

Die ganzen Saufbrüder haben sich gekringelt vor Lachen, aber dem Zwetschge war gar nicht mehr zu Lachen zumute ...
Ersteres könnte weg.

und dann, ich stand direkt vor ihm, dann rammte er sich den zackigen Bierkrug in die Brust und das Blut schoss aus ihm raus und dann war’s ganz still, als der Zwetschge vom Stuhl krachte und tot auf’m Boden lag.
Ich würde "Brust" durch "Hals" ersetzen. Kann mir nicht vorstellen, wie es der zertrümmerte Bierkrug bis zum Herz schaffen sollte. Geht aber auch etwas schnell, dass er tot vom Stuhl kracht. Und stand der nicht eben noch auf dem Tresen?
Vorschlag (irgendso): und dann, ich stand direkt vor ihm, dann rammte er sich den zackigen Bierkrug in den Hals und das Blut schoss aus ihm raus und dann war’s ganz still, als der Zwetschge vom Tresen krachte und (bald) keinen Mucks mehr von sich gab.

Nee, das war kein schöner Anblick, und noch schlimmer war’s, als wir’s seiner Mutter verklickerten, dass es den Zwetschge jetzt nicht mehr gibt, da sackte die zahnlose Alte nämlich auf der Türschwelle in sich zusammen und war in ihren Lumpen verschwunden, nur der Buckel ragte noch in die Höhe.
Hier könntest du noch die Kleine einbauen. Kannst ja mal darüber nachdenken. Irgendwas derart vielleicht: Nee, das war kein schöner Anblick, und noch schlimmer war’s, als wir’s seiner Mutter verklickerten, dass es den Zwetschge jetzt nicht mehr gibt, da sackte die zahnlose Alte nämlich auf der Türschwelle in sich zusammen und war in ihren Lumpen verschwunden, nur der Buckel ragte noch in die Höhe.
Zur Kleinen von den Müllers bin ich nicht. Die rennt ja immer weg, wenn sie mich sieht. Aber geweint soll sie haben, als sie's erfahren hat.


Hat mir insgesamt gefallen, Lani, bin gespannt, mit was für Leckerlis du uns noch füttern wirst.


Vielen Dank fürs Hochladen!


hell

 
Zuletzt bearbeitet:

Also mich hat vor allem der Titel hergelockt, weil ich in dem gleich mal einen Fehler zu sehen meinte. Bei uns in Ö-Land sagen wir zur Zwetschge nämlich Zwetschke.
Und weil ich wissen wollte, welche Schreibweise nun die quasi originalere ist, hab ich das etymologische Wörterbuch von Grimm bemüht und dort das gefunden (Hervorhebungen von mir):

ZWETSCHE, f.
aus roman. *davascena, neben der normalform damascena, 'pflaume aus Damascus' (gr. τὰ Δαμασκηνά, ngr. δαμάσκηνο(ν)), vgl. dazu Frings Germ. rom. 69; dabei sind als zwischenformen vorauszusetzen *dawaskin, *dwaskin; *twaskin (Brøndal substraater og laan 1917, 172 ff.); doch bleibt beim vergleich der ältesten deutschen formen mit den romanischen einiges unklar, so der gutturale verschluszlaut im deutschen (s. u.) gegenüber der palatalisierung des lat. c. — die ältesten zeugnisse des deutschen wortes (im 15. und 16. jh., s. u.) stammen aus dem südwesten des sprachgebietes; dem entspricht, dasz die auf *davascena zurückzuführenden modernen roman. formen in Südostfrankreich und Norditalien localisiert sind, s. Meyer-Lübke roman. et. wb. 1, 229; Tobler-Lommatsch afranz. wb. 2, 1202. — in fortsetzung einer auf Plinius hist. nat. 5, 13 zurückgehenden tradition (in peregrinis arboribus dicta sunt Damascena, a Syriae Damasco cognominata), s. du Cange 3, 5b, erscheint prunum(-a) damascenum(-a) seit dem 16. jh. als stehendes lemma der lat.-deutschen wörterbücher, mit verschiedener übersetzung: pruna damascena zwetzschken Golius (Straszburg 1579) 369; pruna damascena zwetschen Orsäus nomencl. (1623) 39; prunum damascenum zwetschgen Dentzler clavis (Basel (1716) 372a. als neue entlehnung damascen, damaschk: damascena, que etiam apud nos nomen servant (damascen) ab oppido Damasco Syrie cognominata Pinicianus prompt. (Augsburg 1516) d 4a; prunum damascenum zwetzsken, damaschk Junius nomencl. (gedruckt in Augsburg 1595) e 5a; damaskin,

usw. usw.

Na egal.

Was ich sagen will, Lani:
Weil ich schon mal da war, hab ich weitergelesen, und ich muss sagen, mir hat's wirklich gut gefallen. Diese quasi gesprochene Sprache macht's einem natürlich leicht, die hat ja einen unheimlichen Charme, das wissen wir ja spätestens seit Wolf Haas (by the way, hallo Novak :D) und da verzeiht man als Leser dem Erzähller auch so mache Unstimmigkeit. Der redet halt, wie ihm der Schnabel gewachsen ist und ob er's nun mit der Wahrheit so genau nimmt, wen juckt's? Um einer guten Pointe willen kann man schon mal fünfe gerade sein lassen.

War mir ein Vergnügen, Lani und ja, weil ich's bisher nicht gesagt hab: Willkommen hier.

offshore

 

Hey Lani,

jo. Auch von mir gibt's hundert Punkte. Wie ich schon bei deinem letzten Text gesagt hab, du bist echt vielfältig, tanzt leichtfüßig durch die Genren, und jedesmal glaub ich dir alles. Kompliment!

Nee, bei diesem Text braucht es keine genauere Figurenzeichnung, ich seh die alle vor mir, und das Wort "volllallen" ist für mich absolut verständlich, ist halt wie "volllabern", bloß besoffen. Passt schon. Vor allem zu dem Stil, in dem du erzählst.

Auch die Sicht des Erzählers ist interessant. Denn durch ihn erfährt man diese Welt ja, sein Denken, die Ansicht, dass es um manche Menschen eben nicht schade ist, weil sie in seinen Augen unwürdig sind. Fast habe ich den Eindruck, die Geschichte sei in der Nazizeit angesiedelt, vielleicht auch deswegen, wie die Armut beschrieben wird, die bucklige Mutter in Lumpen. Aber Menschen derart gibt es natürlich zu jeder Zeit, wie auch die Gesinnung der Kneipenbrüder. Ich habe als Teenager mal eine Szene erlebt, wo ein paar Männer einem Obdachlosen ein Bier versprochen haben, wenn er einen Regenwurm isst. Der hat das unter Würgen und Kotzen wirklich gemacht, und die Typen haben sich totgelacht.

Dass der Junge stirbt, weil die Pflanzen giftig sind - ich nehme mal an, die Dumpfbacken wussten das nicht und wollten nur ihren Spaß - treibt das Elend natürlich nochmehr auf die Spitze. Allerdings kippt er ja nicht einfach um, sondern rastet erst noch aus. Wahrscheinlich hat das Gift im Zusammenhang mit dem Alkohol eine solche Wirkung.

Gut, dass der Wirt nichts macht, wenn er da auf den Tresen pinkelt, könnte man bemängeln, aber vielleicht ist der auch besoffen und sitzt pokernd an irgendeinem Tisch rum und sieht das erst zu spät. Fand ich jetzt also nicht sooo unlogisch.

Deine Geschichte hat so einen bitteren Geschmack bei mir hinterlassen, dessen Grusel in der leichtfüßigen Erzählweise dieses Themas liegt.

Wirklich gut gemacht!

Liebe Grüße von Chai

 

Hui, ich bedanke mich schon mal ganz herzlich für die vielen Kommentare, auf die ich eingehen werde, sobald der Fußballabend verarbeitet ist.
Ich möchte nur schon mal anmerken, dass es sich bei den Blumen nicht um Trompetenblumen ( Bea Milana ), sondern um Engelstrompeten handelt, ein Nachtschattengewächs, das man nicht verzehren sollte, wenn einem was am eigenen Verstand liegt ... Offenbar hatte das ja nicht jeder auf dem Schirm.
Wie gesagt, vielen Dank schon mal bis hier hin!

Liebe Grüße,

Lani

 

Lani schrieb:
Ich möchte nur schon mal anmerken, dass es sich bei den Blumen nicht um Trompetenblumen ( @Bea Milana ), sondern um Engelstrompeten handelt
hell schrieb:
Ich muss da natürlich an Engelstrompeten denken.
:wein:

 

Nicht, dass es eine Rolle spielt, aber der Zwetschge ist tot.

Du machst das mit der Rollenprosa sehr gut, da gibt es nix. Ist immer sehr schwer, das selbst zu beurteilen wie nah man da dran ist, weil man eben keine Distanz zum eigenen Text hat und auch nie genau weiß, wie der Sound klingt.

Du bist zwar nah dran, aber nur beim ersten Lesen. Wenn ich deinen Text schnell lese, kaufe ich den. Dann lese ich genauer. Es sind Kleinigkeiten, die auch davon abhängen, wie du was erzählen willst. Wem erzählt dein Erzähler diesen Text? Wolf Haas wurde genannt. Er hat den Trick, dass er alles, also den ganzen Text, jemandem erzählt, der neben ihm am Tresen sitzt. Das hat gewisse Vorteile, weil du dann auch abschweifen kannst, Dinge ausbreiten, die nicht direkt mit dem Eigentlichen zu tun haben, aber dennoch zum gesamten Eindruck beitragen.

Ich glaube, du hast hier genau diese Situation auch, diese unverbindliche Tresensituation, irgendwer erzählt es irgendwem, aber dafür darfst du nicht auf den Leser achten, denn der Leser steht als Beobachter dazwischen, als stummer Beobachter.

Also, zu viel taugte der nicht. Die Situation ist diese, dass derjenige, der alles erzählt bekommt, und zwar die Schose von vorne, Zwetschke nicht kennt. Im Grunde ist das schwieriger, weil alles, was du jetzt erzählst, im Verdacht steht, reine Info zu sein, du droppst quasi die eigene backstory. Man kann das machen, aber es ist nochmal anspruchsvoller. Stell dir vor, demjenigen, also dem potentiellen, imaginären Leser, ist Zwetschke bekannt. Es ist ein gemeinsames Wissen vorhanden. Sehr viele Erklärungen, bei denen ich jetzt hake und denke, warum wird mir das erklärt?, könntest du voraussetzen, in einer Art erlebten Rede: Du weißt ja, gestern, der Wirt, Namenstag und alles, und klar, muss ich dir nicht sagen, vormittags schon alle brack und unterm Tisch, als der Zwetschge mit seinen Blumen vorbeikam. Da fehlt jetzt diese vermittelnde Ebene, aber du kommst immer wieder drauf zurück, das: sag ich dir, das ist dieser Einschub, der die Nähe vermittelt, aber du ziehst nicht konsequent mit dem Rest nach, du richtest den Text an zwei Instanzen, an den Mann neben dem Tresen UND den Leser.

Wenn du hier ein wenig Arbeit noch investierst und diese Richtung eindeutiger machst, eventuell noch etwas mehr Sujet und Miljö beigibst, dann hast du hier einen 1A Text.

Gruss, Jimmy

 

Liebe(r) Lani,

es ist die erste Geschichte, die ich von dir gelesen habe, aber bestimmt nicht die letzte.
Der erste Satz ist sowas von perfide und menschenverachtend, dass ich unbedingt angewidert und fasziniert weiterlesen musste. Da sind keine Menschenfreunde beim Saufen und wirklich auch keine Gartenfreunde. Ich schließe mich denen an, dass du den Ich-Erzähler in die Geschichte mit dem missbrauchten Mädchen einbinden könntest. Aber dann würde sie deutlich länger werden, und ich weiß nicht, ob die dichte Atmosphäre im Wirtshaus nicht etwas untergehen würde. Für mich sie im jetzigen Zustand schon richtig gut gelungen. Die kleinen logischen Unstimmigkeiten haben mich nicht gestört, um ehrlich zu sein, habe ich sie erst durch die Kommentare bemerkt.

Engelstrompeten kenne ich als Gartenfex, Mutter und Oma ganz gut. Man sieht doch, wie ein begabtes Unterbewusstsein so zutreffende Assoziationen auslöst. Ein von der Umwelt verachtetes menschliches Wesen wird mit Engelstrompeten ins Paradies befördert. Wenn das nicht Zynismus ist!! Oder doch ein Trost für die Mutter??

Engelmacherin ist meine Assoziation in diesem Kontext, ebenfalls ein euphemistischer Ausdruck aus einem ebenso gruseligen Umfeld. Gut gewählt!

Liebe Grüße
wieselmaus

 

Hallo AWM,

vielen Dank für deine Rückmeldung :)

Ich hätte mir gewünscht, dass die Geschichte ein bisschen länger ist. Das würde dir Zeit lassen, ein wenig mehr auf die Charaktere einzugehen, die für mich in diesem Milieu besonders interessant sind. Heinz Strunk macht das in "Der goldene Handschuh" sehr gut. Bei dir erfahre ich leider sehr wenig über die Charaktere und das Milieu. Der Wirt ist halt der Wirt und die Saufbrüder, die ihn dazu anstiften, die Engelstrompeten oder Krokusse? zu essen, sind halt Saufbrüder. Hier wäre meiner Ansicht nach noch Potential.

Ja, anfangs habe ich noch mit dem Gedanken gespielt, die Nebendarsteller aus dem Schatten treten zu lassen, aber ich dachte dann, dass gerade das vielleicht so ein bisschen den Reiz ausmacht, dass da keiner wirklich klar zu sehen ist, alle im Nebel stehen, es könnte überall sein und ... nirgendwo.

... weshalb ich mich frage, wieso es diese Geschichte mit den Müllers überhaupt braucht.

Ich dachte, dass es vielleicht zum "Nirgendwo"-Feeling beitragen könnte, wenn das nur so eingeworfen wird, einen Schatten wirft, man den Schattenwerfer aber gar nicht sehen kann. Ich werde mir aber auf jeden Fall noch mal durch den Kopf gehen lassen, ob und wie man den Faden vielleicht kräftigen könnte, danke für den Hinweis!

Freut mich, dass es dir insgesamt gefallen hat :)

Hallo josefelipe,

Ei, verflixt!

dachte ich auch zuerst, als ich deinen Kommentar gelesen habe, vor allem deswegen:

Tut mir noch nicht mal leid um den, und das finde ich schade.

Ja, das ist echt schade, wenn ich es so deute, dass der Zwetschge dir schnuppe ist. Aber im gleichen Atemzug schreibst du ja auch, dass du dir gewünscht hättest, für ihn Partei ergreifen zu können, also ... so ganz kalt gelassen hat es dich also vielleicht doch nicht, was da passiert ist - interpretiere ich da jetzt einfach mal rein.

Dass sich ein Mensch mit einem Bierkrug zu Tode bringt, indem er seinen Brustkasten ‚bearbeitet’, obwohl der von den Rippen beschützt ist, kaufe ich nicht, weil ich es mir auch in den kühnsten Varianten nicht vorstellen kann. Und nur durch Blutverlust tritt der Tod so schnell nicht ein.

So weit habe ich nicht gedacht, danke für den Hinweis :thumbsup: Jetzt ist es der Hals, da sollte das wohl schneller gehen, nehme ich an.

Vom Stuhl? Vorher lese ich doch ...

Ja, Blödsinn, Flüchtigkeitsfehler, habe ich gleich ausgebügelt, auch hier vielen Dank für den Hinweis!

Ich nerve – das weiß ich, doch dieses Mal hatten mich zu viele – wie ich empfand – Logikfehler um den Lesespaß gebracht.

Nein, du nervst so gar nicht, im Gegenteil, ich kann sehr gut nachvollziehen, was dich da unbefriedigt zurücklässt. Abgesehen von den offensichtlichen Logikfehlern, die Brust- und die Stuhlsache, hatte ich die Hoffnung, dass man dem Text manches verzeiht, vor allem die Lücken (Pinkelaktion, Müllerstochter), und dass das wenige, was gegeben wird, reicht, um diese zu füllen. Aber das kann nicht bei jedem funktionieren, klar, umso wichtiger, dass man sich das beim Schreiben bewusst macht - jeder liest anders, und was der eine gar nicht wahrnimmt, das ist für den anderen ein absolutes No-Go.

Daher vielen Dank für's, ich nenn's mal so, Horizonterweitern! Und auch hier: Freut mich, dass du es trotz allem gerne gelesen hast :)

Hallo Novak,

Das Zeug geht jedenfalls aufs Herz. Und auf den Kopf. Und wie.

Genau wie dein Kommentar, mein Herz hat nämlich gepocht, als ich gelesen habe, wie du offenbar mit Zwetschge mitgefühlt hast, dass dich das alles so erreichen konnte. Vor allem im Kontrast zu josefelipes Kommentar war das eine echt spannende Rückmeldung, vielen Dank dafür!

Hallo Bea Milana,

auch dir vielen Dank (und entschuldigung für meine kleine Belehrung ;):D)

Deinen Tipp mit dem Lesefluss, den Füllwörtern und den Dopplungen (ich habe vor Einstellen gefühlt zwanzig "da"s und "dann"s streichen müssen, die mir zuerst gar nicht aufgefallen sind) werde ich auf jeden Fall noch umsetzen, wohl erst mit ein wenig Abstand, weil ich den Text gerade gar nicht mehr als Ganzes wahrnehmen kann, sondern nur noch die Einzelteile vor mir liegen sehe.

Ansonsten bleibt mir nicht viel mehr übrig, als dir für deine Eindrücke zu danken, es liest sich so, als wäre bei dir der "gewünschte Effekt" eingetreten, das freut mich sehr, aauch, dass dir der erste Satz gefällt - und unter uns, ich hab mir selbst vor Freude ein bisschen die Hände gerieben und schurkisch gegrinst, als der so aufs Blatt gepurzelt ist ...

Liebe Grüße,

Lani

 

Lani,

diesen beiläufigen (und ebenso monströsen) "Ach übrigens …"- Plauderton hast du sehr gut getroffen. Damit transportierst du gekonnt die Gleichgültigkeit, mit der der zwar unbeabsichtigte, aber dennoch indirekt verschuldete Tod eines Menschen billigend in Kauf genommen wird und wirfst damit Fragen der Abgrenzung auf, zwischen "uns" und "denen", die es nicht anders verdient haben. An dem Punkt weist deine kleine Geschichte über sich hinaus.
Was "denen" geschieht, ist "uns" nämlich nahezu egal. Abgestumpft wie wir sind, berührt es uns nicht mehr wirklich, ob ertrinkende Flüchtlinge nicht mehr an Land gelassen werden, um nur ein Beispiel zu nennen. Kann man halt nix machen …, oder?

Peace, linktofink

 

Hallo PipMorris,

schön, dass du vorbeischaust :)

Das hat mich aus dem Fluss gehauen, ich hätte da 'n Haufen Unsinn benutzt, aber wohl Geschmackssache oder eher meiner Herkunft als Schwabe geschuldet.

Komme zwar nicht aus Schwabien, den Einwand mit dem Fluss kann ich aber nachvollziehen und habe es deshalb übernommen, danke :thumbsup:

... ich bin zufrieden damit es gelesen zu haben, das doch auch mal schön.

Das ist sehr schön und eigentlich ja sogar die Hauptsache, glaube ich, daher freut es mich, das zu hören :) Vielen Dank für deine Eindrücke!

Hallo hell,

Die tragische Geschichte vom Zwetschge wird ganz beiläufig in einem Plauderton geschildert, der so rüberkommt, als wenn mir dein Erzähler das am Tresen erzählen würde. Ich finde auch nicht, dass du die Charaktere jetzt groß ausleuchten müsstest - die Oberflächlichkeit der ganzen abgestumpften Bande passt schon so. Da haben es die Spitzen der Realität recht schwer, durch den dichten Nebel der Trunkenheit zu stoßen.

Das hat mich wirklich gefreut :shy: Genau das war ja der "Plan", trotzdem war ich mir unsicher und hatte so meine Bedenken, ob das auch so ankommt. Wenn es das nämlich nicht tut, dann heißt es schnell mal: Ist mir zu wenig, mehr Tiefe wäre schön. Toll, dass der Plan bei dir aufgegangen ist.

Wie schon in meiner Antwort an AWM erwähnt, werde ich mir die ganze Missbrauchssache noch mal durch den Kopf gehen lassen, ob und wie ich den Faden da verstärken will, und dabei auch deine Vorschläge im Hinterkopf behalten.

Wenn du einverstanden bist, werde ich es mit all deinen hilfreichen Anmerkungen wieder so handhaben wie schon beim letzten Mal, nicht einzeln aufbröseln, welche davon ich übernehm und welche nicht (, einige habe ich schon übernommen). Wenn ich nämlich ehrlich bin, fällt es mir nicht ganz einfach, das in meinem Kopf zu sortieren, das ist ... Denksport. Deshalb richte ich meine Kraft lieber aufs Machen statt aufs Reden aus, oder so, und hoffe, du verstehst das :D Ändert jedenfalls nichts an der Tatsache, dass es unheimlich wertvoll ist und ich dir sehr dankbar für dein aufmerksames Mitlesen bin!

Hallo ernst offshore,

Na egal.

Na geht, ganz egal ja nicht, fands jedenfalls interessant, "Zwetszke" gefällt mir auch ganz gut. So oder so, ein tolles Wort, finde ich.

und ob er's nun mit der Wahrheit so genau nimmt, wen juckt's? Um einer guten Pointe willen kann man schon mal fünfe gerade sein lassen.

Freut mich, dass du das so siehst. Ich empfinde das auch oft so, wenn ich Bücher von irgendwelchen Quatschköpfen und Märchenonkels lese, die sich eigentlich in der Realität zu bewegen scheinen und dann mit irgendeiner völlig an den Haaren herbeigezogenen Lüge um die Ecke kommen - ich nehm's gerne hin, wozu eingrenzen lassen, wenn's keinem wehtut ...

War mir ein Vergnügen, Lani und ja, weil ich's bisher nicht gesagt hab: Willkommen hier.

Freut mich und vielen Dank :)

Liebe Grüße,

Lani

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Lani,

ich habe leider gar nichts mehr beizutragen zu deiner Geschichte, aber ich finde sie, wie so viele hier, nämlich auch so gut, dass ich dir das einfach sagen muss! Die Erzählstimme passt total, ich sehe diese drögen, abgestumpften Säufer vor mir und denke: Genau so ist es wahrscheinlich gewesen!

Viele Grüße von Raindog

 
Zuletzt bearbeitet:

Hola Lani,

meine Wissenslücken sind enorm, deswegen vermeide ich philosophische Texte und andere hakelige Sachen. Dass ich auch auf botanischem Gebiet eine Null bin, offenbart sich in meiner Unkenntnis betreffs Engelstrompeten.

Gehörte ich zu den Wissenden, zu den Eingeweihten, wäre bei mir gleich der Groschen gefallen: Aha, gelb & Trompeten der Wandermusiker – Achtung, giftig wie Tsau!
Alles klar, und ich nehme an, wie bei der Wörterbörse hast Du um dieses – aus meiner Sicht – nicht allgemein bekannte giftige Blumendings Deine Geschichte gesponnen. Völlig okay, nur ist ein solcher Text ebenso wie einer, der sich mit medizinischen oder krankheitsbedingten Problemen beschäftigt, nicht jedermann zugänglich.
Nur ein Leser, der das Insider-Wissen hat, kann Deine Geschichte gradenwegs verstehen; Leute wie ich haben schon gehört, dass in besoffener Runde auch mal Blumen gefressen werden (Riesen-Gaudi!), aber nicht gehört, dass einer daran zu Grunde ging.
Doch Du kennst die Problematik:

Ich möchte nur schon mal anmerken, dass es sich bei den Blumen ... ... um Engelstrompeten handelt, ein Nachtschattengewächs, das man nicht verzehren sollte, wenn einem was am eigenen Verstand liegt ... Offenbar hatte das ja nicht jeder auf dem Schirm.
Erwiesenermaßen nicht. Und der Leser muss auch nicht herumgugeln, um einen Text letztlich doch noch zu verstehen. Darum muss sich der Autor kümmern.
Diese nachgeschobene Erklärung nützt wenig, wenn schon die ersten Kommentare eintrudeln.

Warum ich mich nochmals melde? Na, weil Du mich in Deiner Antwort an Novak angefunkt hast:

... als ich gelesen habe, wie du offenbar mit Zwetschge mitgefühlt hast, dass dich das alles so erreichen konnte. Vor allem im Kontrast zu @josefelipes Kommentar ...
Ui, da war ich wohl zu kleinkariert. Mir fehlte offshores Großzügigkeit:
... da verzeiht man als Leser dem Erzähller auch so mache Unstimmigkeit.
Ich denke, er mag Dich mögen (ich Dich auch – könnte mir sowieso niemanden vorstellen, der Lani nicht mag:).)

Hauen wir weiter in die Tasten!

José

 

Hallo Chai,

Kompliment!

Das ist wirklich sehr ... komplimentig, was du da sagst :shy: Besonders, dass du meine Geschichten als leichtfüßig wahrnimmst, das freut mich sehr und ist mir wichtig - nichts soll krampfen.

Dass du den Eindruck hattest, das Ganze findet in der Nazizeit statt, fand ich sehr spannend. Der Zwetschge hat nämlich tatsächlich ein reales Vorbild aus der Nazizeit, dem ich schon länger mal so was wie eine "Hommage" schreiben wollte, weil mich die Geschichte sehr fasziniert bzw. angewidert hat.

Der "Blumenpeter", ein kleinwüchsiger Mann, zog damals nämlich auch durch die Kneipen und verkaufte Blumen, um was zur Haushaltskasse beizutragen. Aber man machte sich lustig über den armen Kerl und durch diese negative Aufmerksamkeit - er war dann quasi ein stadtbekannter Hofnarr - plus seine verminderten geistigen Fähigkeiten wurde er "auffällig" - wie der Zwetschge mit seiner Müllerstochter und der Pinkelei. Aber statt ihm Engelstrompeten zu futtern zu geben, steckte man ihn in eine Anstalt, wo die Nazis ein bisschen mit ihm experimentieren konnten - Stichwort T4 ... Heute schämt man sich dessen zumindest und er sitzt als kleine Statue auf einer Bank und kriegt regelmäßig schöne Blumen von Vorbeigehenden zugesteckt.

Entschuldige den kleinen Exkurs. Ich hoffe, dass das meine Geschichte nicht zu Diebesgut macht, denn der Blumenpeter war eine starke Inspiration, ja.

Allerdings kippt er ja nicht einfach um, sondern rastet erst noch aus. Wahrscheinlich hat das Gift im Zusammenhang mit dem Alkohol eine solche Wirkung.

Ich habe mich da sogar noch zurückgenommen, glaube ich. Vor einigen Jahren wurde ich das erste Mal auf Engelstrompeten aufmerksam, als ich so einen Horrorartikel darüber gelesen habe, wie ein Kerl sich im Rausch den ... na, den Ding-Dong, abgeschnitten hat.
Irgendwelche südamerikanischen Dschungelvölker nutzen das als Halluzinogen, um ... hab's gerade noch im Wikipediaartikel nachgelesen und wieder vergessen ... um mit ihrem Inneren in Kontakt zu treten, vermutlich. Ja, aber im Grunde ist es einfach Gift.

Chai, fast freut es mich, dass die Geschichte einen bitteren Nachgeschmack bei dir auslösen konnte, weil es zeigt, dass du mitgefühlt hast, dass es dich an ähnlich schreckliche Geschichten denken lässt, zum Nachdenken anregt - ich hoffe, dein Obdachloser empfand die Regenwurmsache nicht als so herabwürdigend, wie sie es war ...

Vielen dank für deine Eindrücke :) und liebe Grüße,

Lani

 

Hey Lani,

oh, das ist ja spannend mit dem Blumenpeter. Da lag ich ja nicht ganz falsch. Dachte schon, meine Phantasie wäre wieder mal mit mir durchgegangen ... Was den Obdachlosen angeht: Der hatte sämtliche Würde bereits in die Tonne getreten und hätte alles für ein Bier getan. Und die Typen haben daraus ein Unterhaltungsprogramm gemacht. Gibt schon widerliche Menschen.

Liebe Grüße zurück.

 

Liebe Lani,

sehr cool, wirklich. Beim Lesen hatte ich das Gefühl, mir gegenüber sitzt ein resignierter Säufer an der Bar und erzählt über den Verlauf seines gestrigen Abends. Der kleine Logikfehler mit dem Stuhl bzw. der Bar wurde ja schon angemerkt, ansonsten würde ich nichts anders machen. Auf Anfang und Ende achte ich persönlich immer ganz besonders, gefällt mir beides wunderbar.

(…), da sackte die zahnlose Alte nämlich auf der Türschwelle in sich zusammen und war in ihren Lumpen verschwunden, nur der Buckel ragte noch in die Höhe.
Na ja, aber so ist das Leben, und wirklich gut hat der Zwetschge es ja eh nicht gehabt, hier, bei uns.

Sehr gelungen!

Das einzige, was mir sonst noch aufgefallen ist, ist Folgendes:

»Hömma, Zwetschge«, hat der gesagt, »wenn'de deine ollen Blumen da wegfutterst, dann kriegste von uns doppelt so viel Knete als wie'de sonst dafür bekommen würdest.«

Da versteh ich die Apostrophe nicht ganz - wenn de und wie de müsste es meiner Meinung nach heißen. Er lässt ja keine Silbe aus.

Da wurds mir zu bunt und ich dachte, den muss mal einer an die frische Luft bringen

wurd's

Insgesamt tip top - hab's sehr gerne gelesen!

Liebe Grüße
Piep

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom