Was ist neu

alltag

Genre: alltag

  1. Der normale Tag

    Bis neun Uhr war es ein stinknormaler Montagmorgen im Rathaus. Die vereinzelten gutgelaunten Kollegen wurden von den anderen, die sich in der kleinen Küche verzweifelt an ihre Kaffeetassen klammerten, mit finsteren Blicken bedacht. Der all-wöchentliche Wettstreit, wer das Wochenende am...
  2. Am liebsten nach Chennai

    alltag 
    Sie meldeten sich am Samstagmittag bei mir. Sie hatten meinen Namen in ihrer Kartei bei Hofmann Personal und fragten, ob ich kurzfristig einen Job bräuchte. Ich sagte zu. Im Gefängnis hatte ich mit Holz gearbeitet, ganz früher sogar mal eine Ausbildung zum Schreiner angefangen und eine Zeitlang...
  3. Gesichter

    alltag 
    Die meisten, die hier auftauchen, sind der letzte Dreck. Das erste Mal schämte ich mich, aber man gewöhnt sich daran. Kleingeld ist wichtig. Die nehmen auch Karten, aber wenn das Konto gesperrt ist, helfen Münzen. Man muss ein bisschen Zeit mitbringen. Weggehen ist nicht gut, gar nicht gut. Ich...
  4. Ein Abschied

    September 1985, herrliches Spätsommerwetter. Sonst fährt er allein zum Flughafen, wenn er ohne sie verreist. Heute nicht. Sein Flug wird jetzt gerade aufgerufen. Diese letzten Minuten mag er nicht. Sie auch nicht. Abschiednehmen ist besser zuhause. Da sind sie sich einig. Kurz vor dem...
  5. Antonia

    Es war schon kurz vor halb zwei, und ich hab immer noch nix von ihr gehört. Genervt drücke ich den Knopf an der Seite meines Handys, um es in den Standby zu schicken. "Scheißfotze!", denke ich, und stapfe weiter Richtung der aufgestapelten Sturmholzstämme hinter dem Waldstück, abseits der...
  6. Zusammenfassung der Ereignisse

    alltag 
    Das Fahrrad lehnte da an der Hauswand, es war nicht mal abgeschlossen. Ich glaube, ich habe noch niemals zuvor etwas gestohlen. Nein, das stimmt nicht: ich stahl meiner Tante einmal 100 Mark und wurde dabei natürlich gleich erwischt. Ich war noch ganz klein, ein Kind. Der Schein lag in einem...
  7. Benni

    alltag 
    Es gibt Menschen, die ihr Leben lang Kind bleiben und das in einem guten Sinne. Diese Menschen wollen die Lektionen des Lebens nicht lernen, denn sie erkennen, dass sie dadurch nicht weiser werden, sondern lediglich schlechtere Menschen. Denn das, was wir Erwachsenwerden nennen, bedeutet in...
  8. Entscheidungen

    Ausgerechnet nach der Scheidung laufe ich Anna, einer alten Studienfreundin in die Arme. Ohne meinen Widerspruch zu hören, schleppt sie mich in diese Bar. Wir sitzen am Tresen und ich stürze bereits den zweiten Caipirinha hinunter. „Katie, mach langsam! Du sollst erzählen!“ „Was?“ Dumm stellen...
  9. Chrissy (14): Zwischen Kochlöffel und Katzengeburt

    Tante Traudl liebte ihre Groschenromane. Für achtzig Pfennige holte sie sich jede Woche das neueste Heft aus dem Kramerladen. Da es in unserem Dorf keine Bücherei gab und ich niemanden kannte, der außer der Bibel noch etwas anderes las, wurde es zu meinem Hobby, Tante Traudls Sammlung zu...
  10. Trip Like I Do

    Christoph hatte sich sein Leben immer als Schallplatte vorgestellt. Kein seltenes Sammlerstück, das auf Börsen gehandelt wird, sondern eine ehrliche, solide Pressung. Ein rotes Label, schwarzer Schriftzug, irgendwo zwischen Melancholie und Techno. Kein Hit, aber auch keine Fehlpressung. Nur...
  11. Korrekturen

    alltag 
    Ich weine ihm keine Träne nach. Maria ruft an, ich gehe nicht ran. Sie lässt nicht locker und schreibt: „Treffen wir uns dort?“ Ich antworte nicht. Über dreißig Arbeiten stapeln sich auf dem Schreibtisch. Borchert, das Brot. Schon wieder. Die Schüler gehen in der Pause zum Bäcker gegenüber...
  12. Axel

    alltag 
    Sein Dockers lässt eine Mulde im Sand zurück. „Sie ist einfach zur Bahn runter. Kannst du dir das vorstellen? Einfach zur Bahn!“, sagt Axel, während der Kieselstein an einem vertrockneten Busch verödet. Ich öffne die Lippen. “Nee, Jan. Sie hat das Bouquet nicht mal angesehen! Manchen Männern...
  13. Triste

    Der Morgentau liegt auf den Feldern am Wald. Kleine, schwere Tropfen schmücken die geknickten Halme, sie wirken fast kämpfend. Netze spannen zwischen den beugenden Pflanzen. Das Feld grenzt an einen Wald, der Kontrast des grauen Feldes und der sumpfgrünen Nadelbäume wirkt nahezu malerisch...
  14. Tatort

    Es ist nicht so, dass er ihr nicht leidtat. Sie starrte prüfend in den zersplitterten Spiegel und in ihre mitleidsgefüllten Augen. Die Mundwinkel zuckten leicht und verzogen sich vorwitzig nach oben. Sie grinste. Vielleicht tat er ihr doch nicht leid. Gut, ein Arm war unnatürlich verdreht...
  15. Das war alles

    alltag 
    Spaghetti, Gehacktes halb und halb, Zwiebeln, Paprika - manchmal gebe ich noch Champignons dazu. Keine Möhren, das hat Helen immer getan. Ich habe das schon immer für verzichtbar gehalten. Die Flasche Wein ist geöffnet, das erste Glas trinke ich während des Kochens, das zweite auch. Nudeln mit...
  16. Kalter Kaffee

    „Kalter Kaffee schmeckt eben doch gut!“, fuhr er sie an und schlug dabei mit der Faust auf den gedeckten Frühstückstisch. Sie hatte ihn gefragt, ob er ihre Tasse mit warmem Kaffee aus der Küche auffüllen könne. „Was ist denn falsch mit dem Kaffee, der noch in deiner Tasse ist?“, fragte er...
  17. Einig Vaterland

    Natürlich alles mit KI geschrieben. Ehe ich hier geoutet werde, gebe ich es lieber gleich zu. Asche auf mein Haupt. Ich befinde mich mitten in einer Schreibblockade, und mir fällt von allein absolut nichts mehr ein. Also gebt mir keine Schuld. Wenn sich einer aufregt, dass ich ständig mit dem...
  18. Risse

    alltag 
    Mein Bruder trat bei einem Box-Turnier an, und er hatte noch nie einen Kampf verloren. Es war sehr heiß und wir standen auf dem Parkplatz der Sporthalle im Schatten einiger Bäume. Ich trank Fanta aus einer grünen Flasche und wir begrüßten seinen Trainer und einige der Jungs aus dem Verein. Die...
  19. Das Festmahl

    Als die Suppe zum Esstisch gebracht wird, machen alle „Oh“ und „Ah“. Die Tarhana-Suppe meiner Tante, eine fermentierte Köstlichkeit aus Joghurt, Mehl und Tomaten, traditionell heiß und scharf serviert, ist legendär und der Auftakt zu einem Festmahl, das mir noch sehr lange in Erinnerung bleiben...
  20. Çokomel

    Am 17. Juli 1983, irgendwann gegen 11 Uhr vormittags, befinde ich mich auf dem Weg in die Stadt Karasu, an der Nordküste der Türkei, am Schwarzen Meer gelegen. Mein Vater hat sich nach langem Hin und Her entschieden, die gesamte Familie in unseren orangefarbenen Opel Kombi zu stopfen und zum...

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