Was ist neu

alltag

Genre: alltag

  1. Dein Platz ist genau hier

    I Gian kam vom Dorf und stapfte über das Grab der Mutter. An der Grabkerze zündete er den Stumpen an, den er tags zuvor aus dem Aschenbecher in der Werkstatt des Vaters gefischt hatte, und der Rauch stieg in dünnen Fäden zum Wipfel der alten Eiche. Es war ein grauer Donnerstag im Dezember und...
  2. Käfer auf dem Stein

    Ich sehe sie, als ich um die Ecke biege. Im Wohnzimmer ist es dunkel, nur fahles Licht kriecht durch die Ritzen der Jalousien. In meine Nase rauscht der Geruch von Essig Essenz, die immer so scharf in der Nase zieht, dass man sich fragt, wer das aushält und isst. Sie liegt bäuchlings auf dem...
  3. Geteilte Weihnachtsbiere

    Ich sitze an der Bar und starre die rote Nase eines Clowns an. „Für ein Bier arbeite ich einen halben Tag“, ruft er mir zu. „Vor dem Kaufhaus, auf der Straße“, schiebt er nach und schlürft an seinem frisch gezapften Bier. „An Weihnachten drehen sie alle durch. Kaufen ein gutes Gewissen mit Geld...
  4. Alles Gute

    Ochsenschwanzsuppe von Netto. Die Beste. Deckel abgezogen, ins Wasserbad und Platte an. Drei flache Kiesel unter die Blechdose, wegen der Hitze. Und die Banderole rausfischen, damit sie nicht am Topf klebt. Benedikt gibt einen Teelöffel Salz und einen mit weißem Pfeffer dazu, rührt langsam um...
  5. Richtfest

    Nach dem Richtfest kamen sie vor das Haus; auf dem Rasen blieben sie stehen. Eine lange Metalltreppe führte hoch in den Neubau, der als weiteres Stockwerk auf das bestehende Haus gesetzt worden war. Von draußen sahen sie die bunten Lichter einer Diskokugel an den Wänden kreisen. „Ich will da...
  6. Früher brannten mehr Bäume

    Sobald meine Eltern mich für alt genug hielten, die Strecke zu Omi allein zu laufen, hieß es: „Geh du schon mal vor, wir kommen nach!“ Und für mich war klar, sie würden auch dieses Jahr zu Omis Weihnachtsfeier zu spät kommen. Den zwanzigminütigen Fußweg zu ihrer großen Altbauwohnung trottete ich...
  7. Wenn Liebe fällt

    Sebastian zog unter den missbilligenden Blicken des Nachbarn seine Bahnen. Der Rasenmäher knatterte etwas zu laut für einen Dezembermorgen, aber er wollte den Rasen kurz und laubfrei haben. Katrin räumte die Spülmaschine aus, während die Kinder das Geschirr vom Frühstück in die Küche brachten...
  8. Nur fünf Stunden

    Erste Stunde Sie setzte sich auf die Rückbank und zog die Autotür zu. Im Wageninneren war es warm. Es roch nach Leder und einem Hauch von Wunderbaum, grüner Apfel. „Hallo“, sagte sie. Der Fahrer schaute über die Schulter und lächelte. „Juten Tach. Einmal nach Prag?“ Sie erwiderte das Lächeln...
  9. Chrissy (10): Die alte Scheune

    alltag 
    In meinem Heimatdorf gab es eine alte Scheune. Obwohl an ihrem hölzernen Tor ein Schild hing, auf dem in roten Buchstaben „Betreten verboten“ stand, schlichen wir uns häufig hinein, um zu spielen. Wir waren eine Bande aus fünf Kindern, die in der selben Straße wohnten. Der große Paul, mein...
  10. Broker lügen immer

    Irene Trübner stand auf dem Bootssteg des ›Yachthafen Schloss Kirchberg‹, der in den Bodensee ragte. Am Ufer erkannte sie die Häuser von Immenstaad. Es war Dienstag, ein sonniger, aber kalter, Oktobertag. Vom See blies Irene ein ungemütlicher Wind ins Gesicht. Sie fröstelte, obwohl sie ihren...
  11. Schnee in Much

    … das ist schon so lange her, ich weiß, sehr lange, aber … auch nach all den Jahren, Jahrzehnte sind das ja mittlerweile, glaub ich, ja, ja doch, Jahrzehnte … da lässt mich das immer noch nicht los, ich kann das einfach nicht vergessen, ich kanns einfach nicht, das ist … und, tja, wo soll ich da...
  12. Wandern im Herbst

    Die Autolichter blinken kurz auf, als ich das Auto zusperre. Vor mir schlängelt sich ein steiniger und mit braunroten Blättern befallener Pfad den Berg hinauf. Die Sonne scheint mich hinter dem Baumwipfeln vom anderen Ende des Berges aus zu begrüßen und lädt mich ein sie zu besuchen. Der Wind...
  13. Süßes, sonst gibt's Saures

    Lieber Leser, Dies sind meine Abschiedsworte. Ich schreibe, weil ich, wie so viele andere Menschen im Angesicht des Todes, noch etwas loswerden möchte. Seit Tagen rasen meine Gedanken chaotisch durch meinen Kopf, ohne dass ich auch nur einen von ihnen fassen könnte. Viel Schlaf war mir dadurch...
  14. Stellungssieg

    Achtfuffzehn, Kaffee, rauchen, draußen. Rommerskirchen, die Null steht. Ach wat, ihr habt doch nur Glück gehabt, gibt immer nur einen Derbysieger! Heja BVB? Nee nee, die Macht am Rhein … - oder wars Köln, die Scheiße vom Dom? Gib ma Feuer und red nich so viel. Haste das gehört von dem Ollen...
  15. Der Behördengang

    Der Einsiedler Pancho stand beim ersten Krähen der Hühner auf, trank seinen Kaffe und schwang bald nach dem letzten Schluck die Machete durch sein Zuckerrohrfeld. Die Halme schnitt er direkt über dem Boden ab und entfernte am oberen Ende das zuckerlose Laub. Er ackerte unermüdlich bis zur...
  16. Ich hoffe, du kannst mich hören

    Sie saßen sich am Küchentisch gegenüber. Im Aschenbecher glühten zwei Zigaretten. Möchten Sie noch Kaffee? Der Mann schüttelte den Kopf. Nein, nein danke. Sie blickte aus dem Fenster, dann auf die Digitaluhr am Herd. Der kommt nicht mehr, oder was meinen Sie? Sie schüttelte den Kopf. Ich weiß es...
  17. Fernsicht bei Föhn

    „Wir leben im Paradies“, sagte meine Oma. Sie bezog sich damit auf die Landschaft, wenn zum Sonnenuntergang am Horizont das Gebirge und am Himmel die Wolken rot leuchteten, oder auf das Weltgeschehen, wenn die Tagesschau zum Beispiel die Unruhen in Burma zeigte. In beiden Fällen erschien es mir...
  18. Horst und Helga – Der wahre Tag des Bluts

    Der wahre Tag des Bluts 2a Es ist ein regnerischer Herbstabend zehn vor sieben. Horst Dorftrögl aus Bründel an der Mofel sitzt allein im Büro an seinem Schreibtisch, – alle anderen sind schon weg – wirft einen Blick auf die Armbanduhr und seufzt. Die Präsentation muss er fertig haben, vorher...
  19. Jim und Joe

    Am Silvesterabend, nachdem Jim und Joe ein paar Biere in Joes Küche geleert hatten, beschlossen sie, zum Fluss zu gehen und in das eiskalte Wasser der Regnitz zu steigen. Jim und Joe waren Freunde, seitdem sie neun Jahre alt waren. Jims Vater war Maschinenführer bei BOSCH und zog Jim alleine...
  20. Chrissy (9): Mein schwarzes Herz

    „Hey, du Zwerg! Hat wohl nichts genützt, die Erholung!“ Robert stand breitbeinig vor mir und grinste mich an. „Idiot! So dumm kannst auch nur du sein und glauben, dass man in sechs Wochen viel größer wird!“ Ich biss mir auf die Unterlippe. Warum nur konnte ich den Mund nicht halten? „Blöde Kuh!“...

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Neue Kommentare

Zurück
Anfang Bottom