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seltsam

Genre: seltsam

  1. Gespräch mit dem Blinden

    Die Leute strömen in den Zug. Tragen all den Matsch und Dreck an ihren Schuhsohlen herein. Drängeln, keuchen, stampfen, schmatzen und ächzen. Unter ihnen ein blinder Mann. Von schmaler Statur, ein paar graue Haare am Kopf. Ich starre auf den schmutzigen Boden. Mein Herzschlag verschnellert sich...
  2. Das Licht war ausgegangen

    Das Licht war ausgegangen, nachdem ich den Schalter umgelegt hatte. Draußen war es auch schon dunkel. Dunkel und kalt. Ein Hund heulte auf. Das Wetter schien ihm nicht zu gefallen. Der Wasserhahn in der Küche tropfte. Der metallische Klang der Tropfen im Waschbecken würde mich noch irgendwann...
  3. Notizen aus dem Unten

    Meinen Namen habe ich fast vergessen. Aber ist er wirklich wichtig? Manchmal höre ich ihn in meiner Erinnerung wie ein schwaches Echo aus einer längst vergangenen Zeit. Nein, er ist nicht wichtig. Ich bin – das ist alles, was zählt. Für mich gibt es nur noch das Unten und das Oben. Das Unten...
  4. Die Wanderung

    Damals hatte ich ein Problem, das Sie nicht verstehen werden. Ich musste aufstehen. Aufstehen fiel mir schwer. Ich war nicht einfach müde, ich war unendlich müde, so müde, wie Sie es nie waren. Aber ich hatte meine Arbeit zu erledigen, jeden Tag. Ich konnte mir nicht einfach frei nehmen so wie...
  5. Donkey Business

    „Er ist weg“, rief Lord Oaksworth und rannte panisch in sein Anwesen. „Einfach verschwunden“. „Wer ist weg, Sir?“, fragte Basil der Butler. „Der Herzog. Er ist verschwunden! Ich wollte ihn eben besuchen, doch er war nicht da“. Der Lord eilte im Kreis um Basil herum, der das Schauspiel mit...
  6. Bevor die Welt verschwand

    „Was würdest du tun, wenn du wüsstest, wann die Welt zu Ende ist? Also nächste Woche oder so.“ „Ich würde heulen.“ „Ach quatsch, ich meine doch, wenn du darüber schon hinweg wärst.“ „Was soll der Scheiß, ich will über so etwas nicht nachdenken.“ „Man kann doch mal ganz hypothetisch darüber...
  7. Geliebte Miele

    Mark Twain ließ sich einmal Folgendes einfallen: „Wenn wir bedenken, dass wir alle verrückt sind, verschwinden die Mysterien und das Leben ist erklärt.“ Mike sah das ähnlich. Es hatte zwar Jahre gedauert, aber schließlich war er zur Erkenntnis gelangt, dass die Welt tatsächlich ein Irrenhaus ist...
  8. Verkündigung

    (1) Ferdinand war nicht da. Er war wieder bei dem Mädchen. Er saß bei ihr am Bett, las ihr vor und sprach mit ihr, fast schien es, er wollte über sie wachen. Magdalena wohnte aufwärts, Rebenkofen und weiter. Ende dieses Sommers ging sie zum Bahnhof, stand und hielt den Griff ihrer Reisetasche...
  9. Traum im Traum

    Elevator effect. Wenn Menschen in einen kleinen, engen Raum zusammengepresst werden und gezwungen sind, körperliche Abstände zu verringern. Dann machen sie eins : sie vermeiden den Augenkontakt. Es ist ihnen unangenehm, darum schauen sie sich nicht gerne in die Augen. Sie verschließen die...
  10. Mick Gärtner drückte ab

    Es war noch nicht einmal ganz hell. Mit müde verschwollenen Augen ging ich durch den Montagmorgen und zog meine Kapuze gegen den Nieselregen tief ins Gesicht. Aus der Bäckerei gegenüber wehte mich warmer Brotduft an. Mir lief das Wasser im Mund zusammen, noch bevor mein Hirn ihm zuflüstern...
  11. Mein Stellplatz Nummer 13

    „Doch jeder tötet, was er liebt, (..)“ – Die Ballade vom Zuchthaus zu Reading, 7. Strophe, Oscar Wilde Bodyman haben sie mich bereits auf dem Gymnasium genannt, so ein Unsinn! Als Bodyman wird der Assistent eines amerikanischen Politikers bezeichnet, mit Bodyman kann aber auch ein Spezialist...
  12. Blässe

    Für einen Moment schimmerte die Bettleuchte hell auf und offenbarte Bennys Anstrengung. Er schluckte ein paarmal und sah seinen Vater aus müden Augen an. „Erzählst du mir noch eine Geschichte?“ Peter, der eine milde Wärme in seiner Jackentasche verspürte, rückte mit dem Stuhl näher heran und zog...
  13. Das Schönbergzimmer

    Sonntags, nach dem Hochamt, versammelten wir uns zu einem kurzen Familientreffen in Omas großer, altmodischer Wohnküche. Mindestens zwölf Personen konnten am Tisch Platz finden. Heute waren es bloß acht, sechs Erwachsene und zwei Kinder, nämlich ich und Wolfi. Oma legte großen Wert auf diese...
  14. Diagnosen

    Mein Name ist Sarah Werner. Ich bin 26 Jahre alt und verbrachte die meisten Jahre meines Lebens in Heimen. In das erste Heim kam ich, als ich gerade neun Jahre alt wurde. Zu früh? Nein, es war viel zu spät. Ich habe eine psychische Besonderheit, meine Umwelt leidet darunter. Autismus ist die...
  15. Meine erste Kurzgeschichte

    Der Mann schreibt mir Zahlen, die vor meinen Augen verschwimmen. 'Was sind Zahlen eigentlich?', frage ich mich und gebe ein belustigtes Grunzen von mir. Meine Finger schweben durch die Luft, die richtigen Tasten auf dem Codeschloss suchend und treffen tatsächlich nach einiger Zeit die Zahlen...
  16. Das Haus am See

    Samstag, 15. September Der ätherische Geruch von Nadelbäumen und Wildblumen lag in der Luft. Ron Heller saß mit nacktem Oberkörper auf der Veranda und ließ seinen Blick über die Lichtung schweifen, auf der sein Häuschen stand. Die Sonnenstrahlen bedeckten die Oberfläche des glasklaren Sees mit...
  17. Camposanto

    Du fühlst schon länger dieses Kribbeln. Seit einigen Monaten merkst du es mal etwas mehr, mal etwas weniger. Diese kaum spürbaren Vibrationen machen dich ganz verrückt. Du fährst oft ziellos durch die Gegend und hoffst, den Ursprung dieses Gefühls zu finden. Heute bist du wieder unterwegs...
  18. Das Abenteuer Paranoia (Angst und Schrecken auf der Obstbaumwiese)

    An jenem Novemberabend 2015 hätte ich wahrscheinlich mit dem Kopf im Schoß meiner Frau liegen bleiben sollen. Nach einer stressigen Arbeitswoche fühlte ich mich ausgepresst, wie eine Zitrone. Auf meinen Knien lag der Laptop, auf dem Bildschirm waren wieder einmal Nachrichten, Nachrichten...
  19. Der Bengel

    "RUHE JETZT!", schrie die Alte. "Ahhhhh", der Bengel. So war es seit dem Einzug und die Wände waren dünn. Die junge Mutter, die nie zuhause war, hatte schon wieder eins in der Röhre. Wie die Tiere. Er hatte Boxhandschuhe vom Flohmarkt. Das Leder brach schon aber es würde reichen. Mit zitternden...
  20. Oma Melle

    Helmut und Friederike feierten Silberhochzeit. Friederike war gerade mit Tobias beschäftigt und so thronte Helmut alleine am erhöhten Tisch des Jubelpaares. Zufrieden schaute er über die zahlreich erschienenen Familienmitglieder. Onkels, Tanten, Nichten, Neffen und vor allem ihre eigenen neun...

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