- Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:
- Kommentare: 5
12 dunkle Jahre
Mit einem lauten Krachen flog die Tür auf, eine Gruppe junger schwer bewaffneter Männer stürmte das Haus. Sie trugen einheitliche Uniformen und es schien so, als suchten sie etwas.
Hastig rannten sie die Stockwerke ab. Aus mehreren Zimmern kam ein „nichts“. Anscheinend hatten sie nicht das gefunden, wo nach sie suchten. Doch dann ertönte ein „hier“. Es war eindeutig aus der Küche zu vernehmen. Die Gruppe uniformierter Männer eilte zur erwähnten Stelle. Sie öffneten eine Luke im Boden. Sogleich ertönte ein Hilfeschrei und nur Bruchteile von Sekunden später fielen Schüsse. Nun waren auch die Nachbarn aufmerksam auf das Treiben im Hause der alten Dame-, die sonst immer so freundlich und zurückhaltend wirkte, - geworden. Allerdings sah man keinen der Anwohner auf der Straße. Die stillen Beobachter versteckten sich an ihren Fenstern, hinter den Gardinen. Dennoch verpasste keiner der Einwohner dieser Kleinstadt das „Spektakel“.
Vier Menschen krochen aus der kleinen Luke, die in ein dunkles Kämmerchen -, ein ehemaliges Vorratslager, - führte. Mit Schlägen und Tritten wurden die 4 Flüchtlinge aus dem Haus begleitet, darunter eine Mutter mit Kind. Die jungen Männer, die stolz ihre Uniform trugen, zogen die eben festgenommenen, an den Haaren und hievten sie mit brutaler Gewalt auf den Lastwagen. Einer der Soldaten ging noch einmal zurück ins Haus. Er schlug den direkten Weg ins Wohnzimmer ein, in dem eine alte erblindete Dame mit ihrem Strickzeug, im Schaukelstuhl saß und ständig einen Satz wiederholte. „Ich tat es nur aus Mildtätigkeit, nur aus Mildtätigkeit.“ Doch auch dies konnte ihr Schicksaal nicht verhindern und sie viel unsanft in ewiges Schweigen. Ängstlich stand der junge Soldat vor dem nun bewegungslosen Schaukelstuhl. Die Angst vor sich selbst, stand ihm ins Gesicht geschrieben. Mit weichen Knien und unsicheren Schritten verließ er das Haus und stieg zu den anderen auf den Lastwagen. Die Gefangenen bekamen Augenbinden. Die Fahrt war sehr holprig und mehrmals spürten die Gestellten einen Gewehrkolben in ihrem Gesicht, worauf ein heiteres Lachen der Soldaten folgte. Nur der immer noch verängstigt dreinblickende Soldat lachte nicht. Sein Blick war starr auf den Boden gerichtet. Einige Zeit später bremste der Lastwagen und die mit verbundenen Augen transportierten „Festgenommenen“ wurden abgeladen. Der im Rang höchste Soldat führte sie vor ein eisernes Tor und trat ihnen in die Kniekehle, so dass sie zu Boden sanken und es den Anschein hatte als würden sie auf Knien betteln. Nun wurden ihnen die Augenbinden abgenommen und vor ihnen am eisernen Tor tauchte der Schriftzug „Arbeit macht Frei“ auf.