Aaron
Diese Pause war besonders hektisch. Alle verlangten irgend etwas von Aaron. Ein gutaussehendes, Aaron jedoch unbekanntes Mädchen, fragte ihn, ob er Lust hätte, sich am Abend mit ihr in der naheliegenden Disco zu verabreden. Obwohl auch Aaron von diesem Vorschlag überzeugt war, musste er, so schwer es ihm auch viel, absagen. Er hatte sich nämlich, gerade vor einigen Minuten, von seinen beiden Kollegen Jim und Pascal, zu einem gemütlichen Videoabend bei sich zu Hause überreden lassen. Es dauerte nicht lange, da kam schon die Nächste mit irgendeinem Problem, bei dem Aaron ihr helfen sollte. Es war Linda. Ausser Atem stellte sie sich vor ihn und teilte ihm mit, dass sie unbedingt Nachhilfe in Physik, von einem intelligenten und netten Menschen wie ihm bräuchte. Hilfsbereit wie er war, erklärte er sich einverstanden. Zudem kam noch sein Klassenlehrer, der auch etwas von ihm verlangte. Nach der Schule machte sich Aaron, Jim und Pascal dann auf den Weg in die Pizzeria, die nur wenige Schritte von der Schule entfernt war. Frohen Mutes dort angekommen, setzten sie sich zu zwei Freunden von Aaron. Auf der anderen Seite des Raumes befanden sich drei Mädchen, die Aaron die ganze Zeit bestaunten! Nachdem die Jungs gespiesen hatten, verliessen sie, mit gefüllten Bäuchen und guter Laune, das Restaurant. Da die Sonne schien und es draussen sehr warm war, spazierten sie noch ein wenig durch die Strassen.Während sie über eine Mathearbeit diskutierten, wurden sie plötzlich unterbrochen. Beim genaueren Hinhören vernahmen sie ein zitterndes Weinen. Es drang aus einem Hinterhof, der sich auf der linken Seite von Aaron befand. Dort stand eine grosse, finstere und bösaussehende, männliche Gestallt, die auf einen kleinen Jungen, welcher gekrümmt auf dem Boden lag, einschlug. Peng, wieder erlitt das kleine Geschöpf einen heftigen Schlag. Die grossen Augen füllten sich erneut mit Tränen und das Opfer bedeckte schützend sein Köpfchen mit den Händen. Der sich sonst immer beherrschende und nie zu Streitereien aufgelegte Aaron, konnte sich nicht mehr zurückhalten und rannte aufgebracht auf den Täter zu. Er stürzte sich auf ihn, wobei er ihm einen kräftigen Schlag auf den Hinterkopf verpasste, sodass dieser, leicht schwankend, einige Schritte auf die eine Seite taumelte. Der kleine Knabe stand wie erstarrt neben Aaron. Nur von Zeit zu Zeit hörte man ein leises Schluchzen. Nach einer Weile bückte sich Aaron zum Jungen nieder und fragte ihn, wie er heisse. Eine unsichere Stimme erwiederte: „Johannes.“ Plötzlich brach der Kleine wieder in Tränen aus und erklärte Aaron, dass dieser böse Mann sein Vater sei, welcher ihn immer schlagen würde, wenn seine Mutter gerade nicht zu Hause wäre. Denn seine Mama wäre nett und würde nicht zulassen, dass er Schläge bekomme. Aaron nahm ihn in seine Arme. In diesem Augenblick kam ein schwarzes Auto auf den Platz gefahren. Es war Johannes Mutter. Der junge flüsterte Aaron ein „Danke“ ins Ohr, machte sich aus der Umarmung frei und lief, mit einem Lächeln im Gesicht, seiner Mutter entgegen. Aaron kehrte zu Pascal und Jim zurück. Diese waren sehr verwundert, denn sie hatten Aaron noch nie zuvor so aufgebracht gesehen, zudem bemerkten sie, dass ihm Tränen in die Augen stiegen. Sie fühlten, dass ihn dieser Vorfall ziehmlich stark beschäftigte. Jim ergriff als erster wieder das Wort. Er verkündete, dass er es für die beste Idee halte, wenn sie jetzt alle nach Hause gehen und sich später, wie abgemacht, bei Aaron treffen würden. Beide waren damit einverstanden, denn die Sonne war verschwunden, der Himmel hatte sich verdunkelt und es fing an zu regnen. So verabschiedeten sie sich voneinander. Als Aaron in seiner Wohnung ankam, fühlte er sich elend. Er beschloss eine warme Dusche zu nehmen und sich danach einbisschen hinzulegen, damit er später wieder fit und ausgeruht sei, wenn Jim und Pascal vorbeikommen würden. Genau so führte er es dann auch aus. Als er aus der Dusche kam, spührte er, dass es ihm wieder besser ging. Er zog sich nur Shorts an, ging in sein Schlafzimmer und machte es sich dort in seinem Bett gemütlich. Plötzlich überkam ihn eine Welle von Müdigkeit und so dauerte es nicht lange, bis er eingeschlafen war. Einige Zeit danach klopfte es an der Haustür. Aaron hörte aber nichts, da die Schlafzimmertür geschlossen war. So öffnete sich die Haustür und die Beiden, Jim und Pascal, traten ins Wohnzimmer herein. Sie wunderten sich, dass Aaron nicht, wie gewohnt, zur Tür gekommen war. Sie schauten in der Küche und im Badezimmer nach, aber von Aaron fand man keine Spur. Schliesslich bemerkte Jim, dass sie ja noch gar nicht in Aarons Schlafraum nachgesehen hatten. So öffneten sie behutsam die Tür und streckten die Köpfe ins Zimmer. Dort entdeckten sie Aaron. Er lag seelenruhig, auf dem Bauch schlafend in seinem Bett und trug nur kurze schwarze Hosen, sonst hatte er nichts an. Die Blicke der Beiden richteten sich auf Aarons Rücken, welcher mit vielen kleinen Narben übersät war…