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Adventszeit

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02.04.2002
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Adventszeit

Anna saß erwartungsvoll vor ihrem neuen Adventskalender. Noch waren es 24 Tage, bis sie endlich das große Türchen öffnen durfte. Ungeduldig wie nie zuvor blickte sie auf die vielen geschlossenen Türchen und versuchte schon mal zu erraten, was sich wohl dahinter verbarg, um sich die Zeit etwas zu verkürzen. Kleine Schokoladen-Tannen, Schlitten oder Stiefel vielleicht.

Im ersten Türchen fand sie tatsächlich einen Schlitten aus Schokolade. Sie betrachtete ihn von allen Seiten. Ja, dieser Schlitten sah aus wie ihrer. Sie erinnerte sich daran, wie sie mit ihren Freunden den Rodelberg hinterm Haus hinunterfuhr und so lange durchhielt, bis ihre Hände so kalt waren, dass sie sie kaum noch spürte. Dann waren sie zusammen zu ihrer Mutter gegangen, um sich bei warmen Kakao und einer Weihnachtsgeschichte aufzuwärmen.

Die Adventszeit wurde sehr lang und unter jedem neuen Türchen tauchten neue Erinnerungen aus vergangenen Adventstagen auf. Ein Schneemann, den sie so gerne mit ihrem Bruder gebaut hatte, ein Tannenbaum wie sie ihn jedes Jahr im Wohnzimmer stehen hatte und allerlei andere schöne Dinge.

Dann fing Anna kleine Geschenke zu basteln und sie einzupacken. Sie war sich sicher, dass ihre Eltern ihr dabei zuschauten und sie bastelte mit Freude weiter.

Aus ihrem Kassettenrekorder dudelte die Weihnachtsmusik längst rauf und runter. Sie konnte sich kaum satt hören und blickte voller Vorfreude auf das 24ste Türchen des Heiligen Abend, an dem die ganze Familie wieder zusammensitzen würde und sich über den leuchtenden Weihnachtsbaum freut. Die Kinder werden sich auf dem Boden über ihre Geschenke hermachen, die Eltern sitzen zusammen mit den Großeltern auf dem Sofa und unterhalten sich über das vergangene Jahr und die Besinnlichkeit des Festes.

Annas Eltern werden bei ihr sein. Nicht sichtbar, aber niemals würden sie ihre Anna im Stich lassen, da war sie sich ganz sicher. Nur noch 14 Tage, dann wird sie ihre Tochter, ihren Schwiegersohn und ihre Enkelin in die Arme schließen und ihre Einsamkeit einen Abend lang vergessen können.

 

Hey Anika!

Eine schöne, ruhige, melancholische Geschichte. Am Anfang denkt amn, Anna wäre ein kleines Mädchen, der Adventskalender, das Basteln, die Freude und Neugierde. Wenn man merkt, dass sie eine einsame alte Dame ist, sieht man den Text mit ganz anderen Augen.
Sie wartet auf die Menschen, die ihre Einsamkeit, wenigstens einmal im Jahr durchbrechen. Lässt mich irgendwie traurig zurück.

liebe Grüße
Anne

 

Hi Anika!

Hab Maus im Chat schon dafür gehauen, sie hat vom Sinn her das Selbe gesagt, was ich zu deiner Geschichte sagen wollte. Und jetzt hab ich erstmal ein paar Stunden Besinnung gebraucht, um das zu verarbeiten. Aber ich glaube, ich finde jetzt noch ein paar neue Worte zu deiner Geschichte - werde es einfach mal versuchen.

Obwohl, viel neues kann ich nicht sagen:
Der erste Eindruck war halt, dass es sich bei Anna um ein Kind handelt, dass aber schon alt genug ist, um sich gut an die Adventstage vergangener Jahre zu erinnern und sich unheimlich auf Weihnachten freut. Hat mich dran erinnert, wie ich mich früher auf den heiligen Abend gefreut hab *seufz*. Die Zeiten sind mittlerweile vorbei.

Was besonders schön ist, ist, dass bei Anna Weihnachten einen ganz anderen Stellenwert hat. Normalerweise stehen Geschenke im Vordergrund, aber bei Anna hab ich das Gefühl, dass sie das ganz anders sieht - mit der Familie zusammensitzen, den Kindern zuschauen, usw., praktisch der "eigentliche Sinn" Weihnachtens, dem Fest der Besinnlichkeit.

War schön zu lesen.

Liebe Grüße
Ally

 

Hallo Anika!

Schön und melancholisch finde ich Deine Geschichte auch, und auch ich habe am Anfang geglaubt, von einem kleinen Mädchen zu lesen und war dann ziemlich überrascht.
Es kommt zwar die Einsamkeit rüber, aber ich finde das nicht ganz so traurig wie Maus, denn ich finde es irgendwie schön, daß die Frau nicht trübsinnig drauf wartet, sondern etwas tut, bastelt, sich einen Adventkalender kauft usw. – sich offenbar das Kind in sich bewahrt hat und es (zumindest zu Weihnachten) auch auslebt, sodaß sie sich sogar von den Eltern beobachtet fühlt.

Alles andere der Reihe nach :):

»den Rodelberg hinterm Haus herunterfuhr«
hinunterfuhr

»Dann waren sie zusammen zu ihrer Mutter gegangen, um warmen Kakao zu trinken und sich bei einer Weihnachtsgeschichte, die sie ihnen dann vorlas, aufzuwärmen.«
– „warmen Kakao“ und „aufzuwärmen“ ist schon sehr warm ;) – vielleicht „um sich bei Kakao und einer Weihnachtsgeschichte, …, aufzuwärmen.“

»Anna fing an kleine Geschenke zu basteln«
– an, kleine

»Aus ihrem Kassettenrecorder dudelte die Weihnachtsmusik längst rauf und runter und sie wurde ihr nie zu viel.«
– Kassettenrekorder (-recorder wäre englisch, da Du aber auch die Kassetten brav auf deutsch geschrieben hast, gehört auch der -rekorder so ;))
– mit diesem „und es wurde ihr nie zu viel“ sagst Du ja eigentlich, daß sie sie gern hört, daher auch mein Schluß, daß die Frau nicht so traurig ist, aber so richtig gefallen will mir die Formulierung nicht, mein Vorschlag: sie konnte sich gar nicht satthören.

»Sie freute sich auf den heiligen Abend, an dem die ganze Familie wieder zusammensitzen würde und sich über den leuchtenden Weihnachtsbaum freuen werden.«
Heinligen Abend
– Wortwiederholung freute/freuen
– das „werden“ am Schluß würde ich streichen, evtl. das „würde“ dafür an den Schluß, geht aber auch so

»Die Kinder werden auf dem Boden sitzen und die Geschenke auspacken, die Eltern sitzen zusammen mit den Großeltern auf dem Sofa und unterhalten sich über das vergangene Jahr und die Freuden des Lebens.«
– ach ja, ein bisschen viel „sitzen“ kommt auch noch vor, hier und im vorigen Satz ;)

Hab Deine Geschichte gern gelesen. :)

Liebe Grüße,
Susi

 

Danke euch dreien :) Ich hab den Text mal editiert, aber irgendwie ist der noch zu kurz... ich soll den in zwei bis drei Minuten lesen... und einigen Leuten ist die Wendung zu hart... find ich aber nicht, ich bin der Meinung je härter, desto besser :D Wie seht ihr das?

 

Hi,
ich finde deine Geschichte toll. Gerade weil sie so kurz ist. Und auch die Wendung sollte so bleiben. Eine Art Pointe.
Bitte mehr in der Art.
liebe Grüsse und eine schöne Adventszeit

 

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