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Agathe lächelt

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04.08.2002
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Agathe lächelt

Agathe lächelt - der Wandspiegel strahlt zurück - sie ist geblendet

Der Duft der Brandung - der Meerschaum gluckst im Abfluss - gurgelt vorwurfsvoll

Sie nimmt das Handtuch - wickelt es um die Schultern - es schmiegt sich an

Sonnenstrahl kitzelt - wird im Spiegel reflektiert - zieht sich schnell zurück

Sie packt den Fön - dieser bläst sich auf wie wild - sie stellt ihn auf kalt

Der Kunststoffkamm kämmt - goldenes Haar in Furchen - sehr symbiotisch

Die Creme ist fett - trocken antwortet die Haut - sie finden sich schnell

Die Schere ist scharf - Mundwinkel werden gestutzt - jugendlicher Flair

Pickel gepiegelt - er findet sich sehr häßlich - versinkt in der Haut

Der Ring ist erfreut - ist nun wieder am Finger - umschlingt diesen Ort

Sie tuscht die Wimpern - sie fühlen sich angeschwärzt - eine fällt gar aus

Sie streicht die Lippen - die Farbe haftet sich fest - der Mund spitzt sich zu

Ein Schatten huscht - sie ergreift ihn gekonnt schnell - schon ist er am Lid

Sie denkt an Urlaub - die Augen blinken hell auf - sie speichert den Blick

 

tja, Klara, weiss auch nicht so recht, was ich dazu sagen soll, na. Jedenfalls ist es von mir gelesen worden, ist doch schon mal was!

liebe grüsse stefan

 

Hm, Arche, ich weiss da jetzt auch nicht so recht was ich antworten soll. Danke fürs Lesen sozusagen, vielleicht fällt dir ja noch was dazu ein.
klara

 

Hallo klara!

Sehr Interessantes Experiment. Kein Punkt, Komma oder andere Satzzeichen, nur der Gedankenstrich. Leider war es das auch schon mit meinem Textverständnis. :(
Kommt mir ein wenig so vor wie das Ursache-Wirkung Prinzip, wobei mir auffällt, dass du im Mittelteil jeden Satzes Dinge personifizierst!
Würde mich freuen, wenn du mal ein paar Tips geben könntest, dann schreibe ich dir noch einmal ne Stellungnahme. Leider erschließt sich mir der Text noch nicht so ganz, deswegen erstmal dieser kleine Kommentar. Interessant ist es allemal.

Saludo, Gam.

 

hallo klara,
mir gefällt dein kleines experiment! wirklich sehr gut sogar. (mehr davon!)
das perspektivische switchen zwischen protagonistin und objekten. zum schluss weiss man gar nicht, wer hier eigentlich die hautrolle spielt...der kamm, die haut, agathe oder wer? die umwelt von agathe gibt auf jede ihrer handlungen eine antwort. eine sehr schöne idee.

gamdschi meint ja, dass immer im mittelteil die objekte zur sprache kommen (bzw. personifiziert werden), aber das stimmt nicht ganz. ist das bewusste inkonsequenz von dir oder unbewusste? meinst du die geschichte gewönne, wenn das von gamdschie "erkannte" prinzip durchgehend wäre? oder verlöre der text an leichtigkeit? ich bin mir selbst darüber nicht so sicher.

was meinst du dazu? was meint ihr alle da draußen im kg.de-areal dazu? ich finde aus dem text könnte man noch mehr machen, weil er schon viel ist!

gruss,
nikto

 

Ich korrigiere meine Aussage von oben, mir ist der Fehler in meiner Aussage inzwischen klar geworden. Sorry, Es werden nicht nur im Mittelteil Dinge personifiziert. Das war mir beim ersten Lesen entgangen! :dozey:

Saludo, Gam.

 

Hallo Klara,
mir gefällt dieses - ja ich würde es fast schon Gedicht nennen - gut :). Ich habe mich gefragt, wie das lyrische Ich hier sich selber sieht.

Sie findet sich ja einerseits schon recht hübsch :D

der Wandspiegel strahlt zurück - sie ist geblendet

aber andererseits benötigt sie doch die Objekte und kleinen "Hilfsmittel" um die Schönheit hervorzukitzeln :susp: Ich finde diese Nebeneinanderstellung von erkannter Schönheit und Künstlichkeit recht gut. Besonders in dem Satz

Der Kunststoffkamm kämmt - goldenes Haar in Furchen - sehr symbiotisch

Das goldene Haar wirkt hier vielleicht zunächst übertrieben, aber möglicherweise gibt sie sich einfach einer leichten Träumerei hin, die aber durch die symbiotische "Furchung" schon fast ironisch wieder aufgelöst wird.

Und dann sieht sie ja durchaus auch so etwas wie einen unschönen Pickel, der in der Haut versinkt ...oder von ihr aus der Wahrnehmung verdrängt wird.

Dann ist alles fertig und sie speichert den Blick, sichert ihr Werk aus sich und den Objekten.

Spontaner Vorschlag: Bloß keine "Geschichte" daraus machen. Man kann sicher noch daran feilen, aber ich würde in dem eher lyrischen Stil bleiben. Es steht, das sehe ich wie Nico, schon viel darin. Vielleicht kann man sogar noch etwas streichen und Neues hinzufügen, was Deine beabsichtigte Aussage noch deutlicher macht. Aber ich denke, da geht es Dir wie allen hier mit unseren Texten. Wenn es diese Stellen gibt, mit denen man noch nicht so im Reinen ist, dann weiß man selbst, wo diese sind :rolleyes:

Lieber Gruß
Andreas :)

 
Zuletzt bearbeitet:

Guten Morgen!

Danke an euch fürs Lesen und eure Kommentare!

@Gamdschie
Es passiert mir immer wieder, dass ich einen Text längere Zeit im Kopf habe, und wenn ich ihn dann schreibe ist mir selbst alles so sonnenklar, dass ich ziemlich viel weglasse. Für den Leser ist das etwas verwirrend. Ich habe den Text einer Freundin gezeigt, die hat mich angesehen als ob ich nicht mehr ganz dicht wäre. Naja, so schlimm ist es noch nicht.

Die "Entstehungsgeschichte": Eines meiner Lieblingsbücher ist "Der Schaum der Tage" von Boris Vian. Ich mag dieses surreale Zeugs total gern und wollte selbst einmal so etwas ausprobieren. Es hat mir ziemlichen Spass gemacht, den Gegenständen ein Eigenleben zu geben und so eine eigene Realität zu erschaffen. Ich bin mir nur nicht ganz sicher, ob ich mir in Kombination mit dem ungewöhnlichen Schreibstil nicht ein bisschen viel auf einmal vorgenommen habe.

@nikto
Schön wie du den Text aufgenommen hast. In welchem Teil die Dinge lebendig werden, naja, auf das habe ich eigentlich nicht geachtet. Die Dinge nur im Mittelteil zu personifizieren wäre eine zusätzliche Herausforderung. Ich habe mich beim Schreiben allerdings stilmäßig schon ziemlich eingeschränkt, indem ich im ersten Teil fünf Silben verwendet habe, im zweiten Teil sieben und im letzten Teil wieder fünf. Gamdschies Prinzip ;) wäre eine zusätzliche Einschränkung, die aber ganz gut klappen könnte.

Wichtig war mir auch mit den Worten zu spielen, sie im doppelten Sinn zu verwenden bzw. ihre Bedeutung zu verdrehen, wie z.B. bei "angeschwärzt".

@bendz
Inhaltlich trifft deine Interpretation ins Schwarze. Die Protagonisten findet sich hübsch und macht sich sozusagen fertig zum Ausgehen. Sie verwendet dabei Hilfsmittel - wie fast alle Frauen - die im Text allerdings ein Eigenleben haben.

Eigentlich würde es mich schon ziemlich reizen, einen Prosatext mit einem richtigen Handlungsstrang in dieser "surrealen Wirklichkeit" zu schreiben. Vielleicht kommt aber das Spielen mit den Wörtern in dieser lyrischen Form besser rüber. Da bin ich momentan untentschlossen. Danke für deine Anregungen jedenfalls. :-)

lg
klara

 
Zuletzt bearbeitet:

hallo klara!
nein, nein, nein! mach bitte nicht so einfach einen prosatext daraus. zerstör nicht die sensibilität deiner worte. dein text lebt von der schwebe zwischen lyrischem und prosaischem - das gerade gefällt mir.

vielleicht aber kannst du diesen text in eine kurzgeschichte - vielleicht surreal - eingliedern. das könnte ich mir vorstellen. als fragment mittendrin. um diesen kurzen "gedichttext" die geschichte der protagonistin gesponnen. (weshalb sie sich vorbereitet? für wen sie sich schön macht? oder warum die dinge sprechen können? etc.)

schreib auf jeden fall weiter - ich bin gespannt!

gruss,
nikto

 

hmm, nikto .. ich denke, es ist eine gute idee, sowas in einen prosatext einzubauen. das könnte ganz interessant sein. ich weiss allerdings nicht ob mir das so gut gelingt. mal sehen. danke für deine anregung jedenfalls :-)
klara

 

Hallo klara,

wieso steht der Text in „Experimente“? Das ist doch kein Experiment, sondern ein gelungenes Stück Prosa, mit Lyrik- Anklängen.
(Du entschuldigst meinen vorsätzlichen Mißbrauch des Begriffs „Experiment“ ?)
Also - mir gefällt Deine Geschichte sehr gut, weil sie treffend beobachtet ist, und das scheinbar Banale durch originelle Assoziationen („Fön- dieser bläst sich auf“), neuartig dargestellt wird. Außerdem reflektiert die Personifizierung der Dinge die Eitelkeit der agierenden Person.
Beschreibungen wie „... fühlen sich angeschwärzt, eine“ (besonders Beleidigte) „fällt gar aus“ haben einen subtilen Humor, erinnern mich an ein Senryu (so viel zum Lyrikbezug).

Tschüß... Woltochinon

 

Abend Woltochinon,

bitte frag mich das nicht. Eigentlich will ich keine Lyrik schreiben, weil ich bisher dachte, dass mich Lyrik nicht sehr interessiert bzw. ich das nicht kann. Wenn mir wiedermal ein lyrischer Text passieren sollte, werde ich mich hüten, den in diese Rubrik zu stellen.

Ich freue mich insgesamt aber sehr über deinen Kommentar und ich danke dir fürs genaue Lesen. Vielleicht kann ich ja doch in den einen oder anderen Prosatext ein bisschen was Lyrisches einbauen. :-)

lg
klara

 

Hallo klara,

ich hoffe, da gab es kein Mißverständnis: Der Text paßt prima in dieses Forum und die Lyrik- A n k l ä n g e sind doch interessant.

Tschüß... Woltochinon

 

hi ..
oops ..
hab ich tatsächlich missverstanden. bin schon etwas verwirrt von diesen diskussionen rund um diese rubrik ..
vielen dank für dein kommentar jedenfalls. :)
klara

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Klara!
Ich schätze "Agathe erfreut" ist der nachfolger dieses "Experiments".
Ich lese allerdings erst jetzt diese Geschichte. Wie ich schon bei "Agathe erfreut" schrieb, gefallen mir Deine lebendigen Gegenstände. Sag mal, ist Dein Text sowas wie eine Aneinanderkettung von japanischen Haikus (richtig geschrieben?)?
die sind nämlich nach dem gleichen Prinzip aufgebaut
5 Silben- 7 Silben- 5 Silben
allerdings umschreiben Haikus immer Geschehnisse oder Beobachtungen aus der Natur (hab auch mal ein/zwei geschrieben:))
In Japan gibt es eine richtige Haiku-Euphorie hab ich mir sagen lassen. Da werden ganze Wettbewerbe veranstaltet.
Naja, nur so eine Anmerkung
Viele grüße MadameJack

 

Hallo MadameJack!

Ja, Agathe erfreut ist gewissermaßen ein Nachfolger von Agathe lächelt, aber steht natürlich in keinem direkten Zusammenhang. Kann sein, dass ich noch ein paar Agathegeschichten mehr zum besten gebe. :)

Du hast recht, ich habe mich an die Haikuform angelehnt. Allerdings nur formal. Naturbeschreibungen sind nicht so meines ...

Danke und lg
klara <- etwas schockiert vom wahlausgang

 

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