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Alles hat seine Ordnung 2

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25.05.2013
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Alles hat seine Ordnung 2

Mein Name ist August Alpha Feddersen und ich hasse Schmutz. Allein der Gedanke an Staub verursacht mir Hautausschlag. Ich benutze permanent Handschuhe , um nicht mit Bakterien meiner Umgebung in Berührung zu kommen. Händeschütteln kommt für mich nicht in Frage, mir ekelt geradezu davor, andere Menschen oder Tiere anzufassen. Aus diesem Grund lebe ich auch alleine. Und so funktioniert das Leben für mich perfekt. Nur nicht heute Abend.
Ich bin wohl im Fernsehsessel eingenickt, es ist bereits nach 22:00, als ich durch das Öffnen und schließen von Schubladen geweckt werde. Vorsichtig erhebe ich mich und schleiche um die Ecke in Richtung Schlafzimmer, wo ich das Geräusch vermute. Jemand durchwühlte meine Sachen. Jemand ´berührt´meine Unterwäsche! Ich bekomme eine Gänsehaut. Ein Fremder ist in meinem Haus! Vielleicht ist er bewaffnet? Ich sollte mich schützen, aber womit? Mein Blick schweift unruhig durch das Wohnzimmer. Der Schürhacken neben dem offenen Kamin. Vorsichtig luge ich wieder um die Ecke. Nicht einmal eine Mütze zur Tarnung, so sicher fühlt er sich. Keine Handschuhe. Plötzlich dreht er sich in meine Richtung. Ich rufe noch„verschwinden sie aus meinem Haus!“ Doch der Kerl stürzt auf mich zu und versucht mich zu packen. Meine Hände spannen sich um den Griff. Ich hole mit einer schwungvollen Bewegung aus und spalte den Einbrecher mit dem Haken seinen Kopf. Der Räuber hat nicht einmal die Zeit um seine Hände hochzureissen. Ich werde mit dem fallenden Körper mitgerissen, da der Feuerhaken in seinem Schädel steckenbleibt und ich noch immer krampfhaft das Eisen festhalte. Ich starre noch in seine weit aufgerissenen Augen und wie sich seine Augäpfel nach oben drehen. Seine Beine zucken noch unregelmässig ein paar Sekunden, dann ist es still.
Ich höre nur mein Keuchen und spüre meinen Herzschlag der wie ein Maschinengewehr hämmert. Beruhige dich, sag ich mir. Ausatmen, einatmen, ausatmen. Ich öffne meine Krawatte und den Hemdkragen. Wie sieht der nächste Schritt aus? Ich beuge mich hinunter und untersuche angewidert seine Kleidung. Keine Waffe. Wird mir die Polizei glauben, dass ich in Notwehr handelte? Nein, bestimmt nicht, er hat keine Pistole oder ein Messer. Das Blut verteilt sich langsam auf meinem Holzfussboden. Das ist widerlich. Ich muss die Leiche loswerden, aber wie? Eine restlose Entsorgung wäre am Besten. Verbrennen kommt nicht in Frage, ein Transport des Körpers nach draussen wäre töricht. In meinem Keller ist ein Lehmfußboden, vielleicht kann ich ihn unter der Kühltruhe im Boden verscharren. Den Toten als Ganzes zu schleppen geht nicht, zu schwer für mich. Ausserdem muss ich dann den ganzen Weg wieder reinigen. Ekelhaft. Ich stolpere in den Keller und beschaffe mir eine Abdeckplane, die noch vom letzten Umbau des Wohnzimmers übrig ist. Aus meinem Spezialkasten für Putzmittel schnappe ich mir das Mittel, das meinen schönen Eichenfussboden nicht ruinieren wird. Küchenrollen nicht vergessen, die kann ich nachher im Kamin verbrennen. Neue Gummihandschuhe. Klebeband. Wieder im Schlafzimmer entferne ich ruckartig, mit einem schmatzenden Geräusch, das Eisen aus seinem Schädel. Ich werde mir einen neuen Schürhaken kaufen müssen, den hier muss ich mit vergraben. Die Plane lege ich feinsäuberlich neben die Leiche. Ich muss mehrere Versuche unternehmen um den Einbrecher in die richtige Position zu ziehen. Wie zerlegt man einen menschlichen Körper? Und vor allem, womit? Werkzeugkasten. Da finde ich bestimmt eine Säge und aus der Küche ein scharfes Messer. Ich unterdrücke einen Brechreiz, aber ich muss es tun. Als ich die Säge am Hals ansetze, stellen sich meine Nackenhaare auf. Also los. Mit einem Ruck dringt die Säge in das Halsgewebe ein. Viel Blut. Ich durchtrenne die Halswirbelsäule, nicht einfach. Mit einem Knacken löst sich der Kopf vom Rumpf. Zuerst alles zerlegen, dann verpacken. Die Arme sind gar nicht leicht abzubekommen, das habe ich mir leichter vorgestellt. Was für eine Sauerei. Dann noch die Beine, Eins nach dem Anderen. Brauche noch mehr Küchenrollen, einen Eimer und ein Tuch zum aufwischen. Ich will mich nicht mit seinem Blut besudeln. Schneide die restliche Folie in passende Stücke und verpacke sorgsam die abgetrennten Einzelteile. Im Keller, ich bin mittlerweile völlig durchgeschwitzt, schiebe ich die Kühltruhe von ihrem angestammten Platz weg und beginne mit dem Ausschachten eines Lochs, ein mal ein Meter und ein Meter tief. Ein zweites Paar Handschuhe ist nötig. Die Körperteile und den Schürhaken werfe ich in die Grube. Zuerst das Loch zu, Truhe darüber und im Schlafzimmer putzen, putzen, putzen. Nachdem ich grob das Blut weggewischt habe kommt noch die Feinarbeit. Mit Spezialputzmittel und Wattestäbchen. Zufrieden mit meiner Arbeit werfe ich noch die blutigen Küchenrollenfetzen und die benutzten Handschuhe in den Kamin, entzünde ein Feuer und dusche mich danach zwei Stunden lang. Ich hoffe das Wasser spült auch das ekelhafte Gefühl herunter. Eine eigenartige Ruhe breitet sich in mir aus. Ich komme aus der Dusche und finde es fein wie es so sauber in meinem Haus riecht. Ich liebe diesen Geruch von Sauberkeit. Ein Blick auf die Uhr. Rechtzeitig für das Frühstück und um pünktlich in die Arbeit zu kommen. Alles hat wieder seine Ordnung.

 

nathaniel nelles schreibt:

Ich danke euch allen nochmals für euer Feedback. Habe mir das zu Herzen genommen und einen neuen Versuch gestartet. Hier das Ergebnis und bleibt mir gewogen :)

Anmerkungen bitte immer separat posten. LG Asterix

 

Hallo Nathaniel, nur eine kurze Bemerkung.

Zwar beginnt eine der berühmtesten Geschichten der Welt mit den Worten "Nennt mich Ismael", aber ein besonders vielversprechender Anfang ist "Mein Name ist August Alpha Feddersen" trotzdem nicht.

Beginne mit einem Knaller, Nathaniel. Das ist zwar eine simple Regel, aber sie hat sich beim Schreiben spannender Geschichten bewährt.

In Deinem Falle wäre das beispielsweise:

"Mit einem Knacken löst sich der Kopf vom Rumpf." Das ist doch mal ein Start, der aufhorchen lässt.

Merke: Spannend – das heißt im Falle einer Kurzgeschichte hochspannend – beginnen, ist ein gutes Rezept, selbst wenn es bedeutet, dass Du mitten drin anfangen musst. Vermeide langwierige Einleitungen oder Erläuterungen zum Thema wer, was, wann, wie. Geh gleich mitten rein ins Geschehen und blende notfalls später im Text zurück.

Gruß Achillus

 

Ach Nathaniel,

ich will jetzt gar nicht auf deinen aktuellen Text eingehen. Du hast in der letzten Zeit viele Storys eingestellt und auch viel Resonanz erhalten. Soweit ich das richtig nachgelesen habe, hast du deine Texte nicht verändert und keinen der Ratschläge umgesetzt. (Sorry, wenn ich etwas übersehen habe).
Ich bin selbst ein Neuling und nehme die Kommentare der anderen sehr ernst. Und ich überarbeite meinen Text inhaltlich und orthografisch, bevor ich etwas neues poste. Das ist für uns zur Weiterentwicklung wichtig, um nicht immer die gleichen Fehler zu machen.
Ich denke du weißt, was ich meine. :)


Liebe Grüße von mamamauzi

 

Hallo Nathaniel

Das ist wohl einer der merkwürdigsten Krimis, den ich je gelesen habe. Eigentlich eine Fallschilderung, ein Geständnis, als solches nicht uninteressant. Doch was mir dabei nicht aufkam, war Spannung oder brisanter Nervenkitzel, wie mir ein Krimi sonst meist erzeugt. Wirklich Fesselndes oder eine überraschende Wendung konnte ich da nicht erkennen. Es kommt alles schön geordnet daher, genauso wie Herr Feddersen anscheinend leibt und lebt. Von dem her hat es augenscheinlich Authentizität, es erzählt ja seine Perspektive, die Reinlichkeit und die Angst vor Ansteckung mit Keimen, die in seinem Leben höchste Priorität einnehmen. Eine Szene fiel mir dabei besonders auf:

Jemand durchwühlte meine Sachen. Jemand ´berührt´meine Unterwäsche! Ich bekomme eine Gänsehaut.

(Hier fehlt ein Leerschlag zwischen ´berührt´ und meine.)

Mir hatte mal eine Frau(!) erzählt, dass dies das Ekligste wäre, was sie bei einem Einbruch in ihrem Haus empfinden würde. Ich hatte mir bis anhin nie Gedanken über so etwas gemacht, konnte aber nachvollziehen, dass sie es sich als ein stark verletzendes Eindringen in ihre Intimsphäre vorstellte.

Wenn ich es auch recht ulkig fand, wie der Sonderling sich präsentiert, den „Unrat“ und die Spuren seiner Affekttat beseitigt, seiner Logik gelang es mir nicht, gänzlich zu folgen. Vorab müsste ein phobischer Fanatiker eines keimfreien Lebens ja panische Angst vor fremdem Blut haben. Das Zersägen eines Körpers wäre mit Blutspritzern verbunden, deren Kontakt sich nicht mit ein paar Handschuhen verhindern lässt. Auch in den Details fiel mir ein entsprechender Widerspruch auf. Ein offener Kamin, wer je einen solchen benutzte, kennt den Fluch glimmender, durch die Hitze herumschwebender Partikel, die sich in den Holzfussboden einbrennen. Auch bei der Reinigung eines solchen ist der Feinstaub der Asche ein nicht zu unterschätzendes Moment. Ich will dir deine Geschichte damit nicht negieren, aber solches sollte ein Autor bedenken.

Ich nahm es als eine sterile Erzählung wahr, was in gewissem Sinne bei diesem Stück eine Berechtigung hätte, wäre es ein gewolltes Stilmittel. Doch ist es das? Was mir die Sterilität erzeugt, war vor allem die Unmöglichkeit, mir zu der Figur Identifikation zu verschaffen, da ich an sein Inneres nicht wirklich herankam. Es fehlt mir die seelische Nähe, da er auf Distanz bleibt, mir dazu Lücken erzeugte, die ich als Leser nur höchst spekulativ füllen könnte.

Wie mir jetzt auffällt, ist dies in kurzer Zeit die Dritte, von sehr unterschiedlichen Geschichten verschiedener Autoren, die sich in einer Form von „Auslassungen“ bedienen und bei denen ich als Leser das Gefühl bekam auf der Strecke zu bleiben. Psychologisch kann ich darin keinen Sinn erkennen, denn wenn es um seelische Konflikte geht, ist die Eliminierung von Wesentlichem, einzig ein erzwungenes kastrieren. Doch möglicherweise tu ich dir da völlig unrecht, es auf dieser Ebene zu interpretieren? Wenn dem so ist, verzeih bitte! Oder ich habe einen literarischen Modetrend verpasst, der die Auslassung künstlich/künstlerisch stilisiert?

Da mich deine Geschichte zu einer Auseinandersetzung mit meiner subjektiven Sicht zwang, hat sie doch einiges bewegt und das ist schon viel, was ein Autor erreichen kann. ;)

Ich habe die andern Kommentare noch nicht gelesen, und kenne die anderen Geschichten von dir nicht, liess mich hier folglich als unbefangener Leser auf das Geschehen ein, um dir meine Sicht darzulegen.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Hallo Nathaniel,

eigentlich ist es kein Krimi, sondern eine psychologische Studie über einen zwanghaften Saubermann. Das steht im Vordergrund und wäre interessanter als die Schilderung des Zerstückelns einer Leiche.
Warum kein Krimi? Die Begründung, die Polizei würde ihm nicht glauben, ist zu schwach. Wenn er vorbestraft wäre, dann vielleicht, aber so: ein unbescholtener Bürger? Dem glauben Richter schon eher.
Das Zerstückeln der Leiche ist eine schmutzige Arbeit, die für einen Zwangsneurotiker, der einen echten Sauberkeitswahn hat, kaum durchführbar wäre, so würde ihn Ekel schütteln. Deine Figur erledigt diese Aufgabe mit nur wenigen Zeichen des Ekels. Hier liegt ein psychisches Defizit bei der Beschreibung der Figur vor.
Deine Geschichte will beides - Psychostudie und Krimi - und erreicht es nur eingeschränkt. Sie liest sich ganz flott, hat aber als Krimi zu wenig Spannung und als Psychostudie ist sie zu wenig differenziert.

Ich benutze permanent Handschuhe ,
Handschuhe,
das Öffnen und schließen von Schubladen geweckt
Schließen
Ich rufe noch„verschwinden sie aus meinem Haus!“
noch: "

Hände hochzureissen

reißen (Schweizer?)

steckenbleibt
stecken bleibt
unternehmen KOMMA um den Einbrecher in die richtige

Eins nach dem Anderen.
eins - anderen

Tuch zum aufwischen.
Aufwischen
Nachdem ich grob das Blut weggewischt habe KOMMA kommt noch die Feinarbeit

Ich hoffe KOMMA das Wasser spült

f

ein KOMMA wie es so sauber in meinem Haus riech
t


meinen Herzschlag KOMMA der wie ein Maschinengewehr hämmert.

Herzlichst
Wilhelm

 
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Hallo Achillus
danke dir für Hilfe. Nachdem ich auch das Feedback der anderen Kollegen gelesen habe, glaube ich, die Geschichte trägt nicht. Ich wollte bewusst keinen Antagonisten in die Geschichte einbauen. Wie etwa einen Kommissar od. ä.
Aber ich sage mir Kopf hoch und eine neue Geschichte. Danke für deine lehrreichen Kommentare und liebe Grüße
Nathaniel

Hallo Mamamauzi,
vielen Dank für dein Feedback. Ich habe versucht meinem Protagonisten mehr Fleisch zu verleihen, und ich wollte keinen echten Antagonisten schaffen, wie etwa einen Polizisten oder ähnliches. Also mein Resumee: die Geschichte funktioniert nicht als Krimi. Aber ich kann ja noch viele andere Stories schreiben :)
Liebe Grüße Nathaniel

Lieber Anakreon,
vielen Dank für deine detailreiche Kritik. Ich denke, selbst wenn ich die Details der Furcht vor Schmutz noch ausarbeite (Kamin, Blut, etc.) wird aus der Geschichte kein Krimi. Es funktioniert in dieser Form nicht. Ich wollte bewusst keinen Polizisten noch hinzufügen, aber so gehts offensichtlich nicht. Dann schreib ich eben eine andere Geschichte. Ich danke dir für deinen Beistand und liebe Grüße Nathaniel

Lieber Wilhelm,
leider muss ich feststellen, das die Geschichte nicht so ankommt, wie ich sie mir ausgedacht habe. Ich dankbar für dein Feedback. Die Story funktionier leider so nicht, da ich keine einzige positive Kritik bekommen habe und ich muss zugeben, ihr habt recht. aber ich kann ja noch andere Geschichten schreiben.
liebe Grüße Nathaniel

 

Hallo Nathaniel,

ich glaube, dieser Text liest sich viel besser als der erste. Du hast dir Mühe gemacht, ihn umgearbeitet, Willen gezeigt. Das finde ich toll.

Ich denke, du solltest dich vielleicht einmal damit beschäftigen, wie du eine Szene beginnst, wie du einsteigst, auch mit 'Show, don't tell', weil vieles, was du schreibst, eher eine Berichterstattung ist. Ich würde dir raten, erste Sätze zu verfassen, die erzeugen Wirkungen, oder sollen sie bestenfalls. Ich hätte es hier eventuell so gemacht: 'Händeschütteln kommt für mich nicht infrage; ich hasse Schmutz.' Ist ein kurzer, knapper Einstieg, und vielleicht weckt der auch die Neugierde beim Leser. Ich kenne mich mit dem korrekten Krimi-Schreiben nicht aus, da gibt es ja ein ganz eigenes Regelwerk, war nur ein allgemeiner Tip.

Gruss, Jimmy

 

Hallo Jimmy
danke für deine netten Worte. Werde mir ein paar zündende Anfänge überlegen. In der Kurzgeschichte ist anders als beim Schreiben eines Romans. Hier muss ich offensichtlich mit der Tür ins Haus fallen.
liebe Grüße Nathaniel

 

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