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Alles hat seine Ordnung

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25.05.2013
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Alles hat seine Ordnung

Sein Leben hatte nichts Aufregendes. Kein Auf und Ab. Keine Frau, keine Kinder, ein Job in einer Rechtsanwaltskanzlei mit viel Schreibarbeit, das war' s. Doch das machte Feddersen nichts aus, er hatte sein Leben so gewählt. Es sollte Alles seine Ordnung haben, nichts Unvorhergesehenes. An einem Donnerstag, es war der 12. November, kalt aber trocken, verließ Feddersen pünktlich um 17:30 Uhr das Büro. Man konnte die Zeit nach ihm stellen. Drei Minuten später stand er schon an der Bushaltestelle wo er in die Linie 60 einstieg, mit dem Busfahrer ein paar Höflichkeitsfloskeln wechselte und sich an seinem angestammten Platz mit einer am Morgen gekauften Zeitung hinsetzte. Er wohnte in einer ruhigen und verkehrsarmen Gegend, mit netten Nachbarn, in der Lindenstraße 22. Wie gewohnt machte er sich 18:30 Uhr seine Abendbrot um dann noch, vor dem Schlafen-gehen, fernzusehen. Doch an diesem Abend geschah etwas, das nicht in sein wohlgeordnetes Leben passte.

Er wusste nicht, wie viel Zeit er im Fernsehsessel verbracht hatte, fühlte sich wie gerädert, mit einem seltsamen Geschmack im Mund. Wieso war er eingeschlafen? Das war ihm noch nie passiert. Ein eigenartiger Geruch hing in der Luft, den er nicht einordnen konnte. Noch immer benebelt, vernahm er Geräusche aus seinem Schlafzimmer. Mühsam richtete er sich auf, torkelte ein wenig und musste sich am Tisch anhalten. Was war denn nur los? Die Laute waren plötzlich nicht mehr zu hören. Hatte er sich das nur eingebildet? Nein, da war es wieder. Langsam, Schritt für Schritt, näherte er sich der Tür zum Schlafraum. Da öffnete jemand Schubladen und durchwühlt diese! Ein Einbrecher!
Was sollte er tun? Der Dieb hatte ihn vermutlich noch nicht gehört. Er versuchte seinen Kopf frei zu bekommen und dann wurde ihm mit einem Schlag alles klar. Chloroform! Der seltsame Geruch, er war betäubt worden. Als sich die Wolken in seinem Kopf ein wenig lichteten, nahm ein Plan klare Konturen an. Er schlich zum Kamin und nahm den Schürhaken vorsichtig aus der Halterung. Konnte er den Verbrecher überraschen? Er ging zurück zur Schlafzimmertür, da kam der Täter aus dem Zimmer. Feddersen holte aus ohne zu zögern und schlug diesen Kriminellen mit aller Kraft, die er aufwenden konnte, auf den Kopf. Der Schädel platzte auf wie eine reife Pflaume und der leblose Körper fiel, noch zuckend, schwer auf den Boden. Dort blieb er dann regungslos liegen. Feddersen wusste in erschreckender Klarheit, was zu tun war. Er ordnete systematisch seine Möglichkeiten im Kopf. Zuerst musste die Leiche verschwinden, er musste sie in den Keller transportieren, was, wie er feststellen musste, nicht einfach war. Doch vorerst packte er den zertrümmerten Schädel in einen Müllsack, damit nicht noch mehr Blut auf den Fußboden lief. Danach zog er den leblosen Körper über die Treppe, mit dumpfem Poltern, hinab in den Keller. Er ging ohne Eile wieder nach oben und entfernte mit chirurgischer Genauigkeit alle Blutflecken- und Spritzer. Nichts entging ihm. Mit einer Leselupe überprüfte er nochmals alle Ritzen und Winkel. Nach einer Stunde war alles wie zuvor, keine Spuren eines Kampfes. Sein Kopf-Kino lief weiter. Er holte eine Eisensäge aus seiner Werkzeugbox und ging wieder in das Untergeschoß. Er entfaltete eine Bauplane, legte den Körper auf das Plastik und begann den Toten fast fachmännisch zu zerlegen. Sie Stücke mussten so klein sein, dass sie in das Behältnis passten, welches er dafür gedacht hatte. Feddersen achtete darauf, das Blut auf der Plane zu lassen. Er holte sich einen alten Wäschesack aus Kunststoff, legte die Einzelteile hinein und verschloss alle Öffnungen mit einem schwarzen Klebeband. Danach vergrub er die Reste im Lehmboden des Kellers, ungefähr zwei Meter tief. 'Alles erledigt und wie vorher', dachte er sich und sah auf die Uhr. 'Perfekt, genau die richtige Zeit um mich für die Arbeit fertig zu machen, mein Bus fährt in einer halben Stunde.' Alles muss seine Ordnung haben!

 

Hallo Nathaniel,

erst kurz was zur Verfahrensweise hier. Dass Du neue Geschichten einstellst, ohne zunächst mal die Wortmeldungen Deiner Kommentatoren zu beantworten, finde ich schon ziemlich dreist. MG und Ernst haben "Kluges Verwandlung" vor mehr als zwei Wochen kommentiert, und dazu kam von Dir noch nicht mal ein Dankeschön? Das geht nicht.

Jetzt zu Deiner Geschichte - "Alles hat seine Ordnung":

Es gibt nicht viele Ausnahmen von der Regel, dass eine Geschichte spannend beginnend sollte.

Sein Leben hatte nichts Aufregendes.

Das nicht gerade ein vielversprechender Beginn. Dann kommen im ersten Absatz nur langweilige Beschreibungen seines langweiligen Lebens, und das macht den gesamten Start nicht viel besser.

Die Story, die nun folgt ist absurd und ohne innere Logik. In der Regel betäuben Einbrecher niemanden mit Chloroform. Aber selbst, wenn man das mal als Ausnahme gelten lässt, ist die Vorstellung grotesk, dass Dein psychisch bislang unauffälliger Protagonist jemanden erschlägt und zersägt.

Es gibt aus Deiner Erzählung heraus keinerlei Gründe für dieses Verhalten. Ordnungsliebe reicht da wohl kaum aus. Du solltest Dir immer die Frage stellen, ob Deine Protagonisten in der entsprechenden Situation aus sich selbst heraus so handeln, also aus dem Charakter, den Du ihnen gegeben hast. Nur das ist glaubwürdig.

Neben der abstrusen Story irritiert mich die schwache Sprache. Daran musst Du unbedingt arbeiten, wenn Du schreiben willst. Lies gute Texte, schreib sie ab, rekapituliere sie, erzähle sie nach. Das wird Dir auf jeden Fall helfen.

Gruß Achillus

 

Hallo Achilles
du soltest eine Agressionstheraphie in Betracht ziehen. Hilfreiche Argumente helfen mir sicher, um besser zu schreiben. Deine Wortmeldungen nicht. Das ich die Feedbacks nicht beantworte stimmt nur zum Teil. Solltest mal in andere Rubriken reinschauen. Ich betrachte diese Platform als Hilfe und Herausforderung. Also bitte ich um konkrete Beispiele was du in diesem Fall besser machen würdest. so wie es die anderen Kollegen tun.
Vielen Dank für deine Hilfe
Nathaniel

 

Hallo nathaniel nelles,

was hat dich veranlasst, derartig ungehalten auf die, so finde ich, durchaus konstruktive Kritik von Achilles zu reagieren?

Zu einem guten Autor gehört nicht nur, dass er gut schreibt, sondern auch ein gutes Nervenkostüm bereit hält, um negative Kritiken auszuhalten.

Den ersten Absatz deiner Geschichte würde ich komplett anders gestalten, weil er schlicht langweilig ist und dem Leser nicht das Gefühl vermittelt, dass da noch eine interessante oder gar spannende Geschichte folgt.

Wer glaubt, er könne es sich in er heutigen schnellen Zeit leisten, einen ganzen verdammten ersten Absatz lang, die Geduld des Lesers zu strapazieren, sollte seine Texte nicht veröffentlichen. Du hast, wenn du gelesen werden möchtest, nicht mehr Zeit als höchstens einen bis zwei Anfangssätze, um Interesse zu wecken.

Bei einem Roman mag das vielleicht noch ein ganzer erster Absatz sein, den man liest, manche sogar die erste Seite, aber in einer Kurzgeschichte gibt es diesen Langmut nicht beim Leser.

Ich gehe davon aus, dass du schreibst, um den Leser zu unterhalten.
Sollte das nicht der Fall sein, dann wäre es allerdings interessant, was dann dein Anliegen ist.

Das Problem fängt im ersten Absatz bereits mit der Darstellung des Protagonisten an.
Was zum Teufel glaubst du, ist an einem absolut durchschnittlichen Menschen interessant? Davon will keiner etwas lesen.
Ein Durchschnittsmensch ist nur dann in einer Geschichte von Interesse, wenn ich als Leser alsbald ahne oder gar erfahre, dass ihm etwas Ungewöhnliches passieren wird. Quasi als Moment der besonderen Steigerung nimmt man dann einen Durchschnittsmenschen, um auf diese Weise das, was ihm geschehen oder widerfahren wird, besonders auffällig zu machen.

In deinem ersten Absatz schleppen sich die Informationen dahin und ich weiß nicht so recht, was daraus werden soll.

Normalerweise würde ich an dieser Stelle bereits aufhören zu lesen, weil ich nicht den Eindruck gewonnen habe, dass da noch etwas Interessantes kommt.

Er war "benebelt", er "hörte Geräusche".

Wie ist das, wenn man benebelt ist? Hat man dann das Gefühl, dass Watte im Kopf ist, sieht man nichts mehr deutlich, ist das wie ein Schleier vor den Augen? Hat man das Gefühl, die Beine seien aus Gummi?
Du wirfst einen Allgemeinplatz in den Raum und vertust damit die Chance, den Leser mit Spannung aufzuladen.
Eine exakte Menschenbeobachtung deines Protagonisten könnte der Geschichte nicht nur mehr Tiefe geben, sondern auch deinem Protagonisten mehr Charakter.

Mit Allgemeinplätzen meine ich, dass es niemandem etwas mitteilt, wenn ich schreibe: sie ist schön, der Hund war hübsch, sie fühlte sich glücklich, er war unglücklich, es war ein gutes Auto, es ging ihm nicht gut, er war guter Dinge und eben auch er war "benebelt".

Dasselbe ist, wenn jemand einfach nur Geräusche hört.

Stelle dir mal vor, du sitzt mit deiner Freundin in einem Raum und sie sagt zu dir: "Ich höre Geräusche." Deine Frage wäre doch: "Was für Geräusche?"
Sie antwortet dann: "Na, eben Geräusche." Weißt du nun überhaupt, ob sie etwas gehört hat, was bedrohlich sein könnte oder harmlos?

Wieso muss also dein Protagonist erst nur Geräusche hören und erst deutlich später kommst du auf das konkrete Geräusch?

Werde doch einfach sofort konkret und niemand ist gelangweilt.

Dann ist da so eine leichte Ungenauigkeit im Sachverhalt. Es gibt viele Leser, die auf solche Dinge sehr achten und sich auf der Stelle verprellt fühlen, wenn man Sachverhalte so darstellt, dass sie nicht angehen können.

In deinem Text durchwühlt jemand Schubladen. Während ich denke, dass man Schubladen vermutlich kaum geräuschlos öffnen kann, dies also eine hörbare Aktion ist, hängt es vom Inhalt der Schubladen ab, ob ich das Durchwühlen höre oder nicht.

Im Schlafzimmer befinden sich für gewöhnlich Stoffe, die lautlos sind. Wenn also dein Protagonist trotzdem in der Lage ist, dieses Durchwühlen zu hören, dann musst du es dem Leser auch ermöglichen, nachzuvollziehen, weshalb es so ist.
Vielleicht hat der Einbrecher grad die Schublade zu fassen bekommen, in dem sich xy-Gegenstände befinden, die jetzt Geräusche verursachen.
Gib diese Info an den Leser, damit es glaubwürdig ist.

Bei einer Küchenschublade wäre ich nicht über das Hörenkönnen gestolpert.

"Musste sich am Tisch anhalten" ist unpassend formuliert. Festhalten meinst du wahrscheinlich.

Als sich die Wolken in seinem Kopf ein wenig lichteten, nahm ein Plan klare Konturen an.
Nee, so geht es nicht! Das ist so ein Blabla-Satz, mit dem man nichts anfangen kann, weil er null Aussagekraft hat.
Hast du jemals in deinem Kopf so etwas gefühlt? Wie sich Wolken lichten? Wie ein Plan klare Konturen annimmt? Das sind Umschreibungen für Vorgänge im Körper, die ungenaue Selbstbetrachter vielleicht mit solchen Worten in ihrer Hilflosigkeit darzustellen versuchen. ABER ein Autor kann mehr, der kann genau das in Worte kleiden, was anderen nicht möglich ist.
Bist du ein Autor?

Das macht doch gerade gute Literatur aus, dass man etwas liest und den Eindruck hat, der Autor könne in einen hinein sehen und alles viel besser in Worte kleiden als man selbst es je könnte.

Fazit: Weg mit allgemeinen verwaschenen und ungenauen Darstellungen.


Der Schädel platzte auf wie eine reife Pflaume und der leblose Körper fiel, noch zuckend, schwer auf den Boden.
Der Vergleich mit der Pflaume ist nicht tragend. Hast du jemals eine wohlgemerkt reife Pflaume aufplatzen sehen? Ich kenne eher Pflaumen, die runtergefallen sind und der Regen hat sie zum Platzen gebracht, weil sie reif waren und die Haut ganz dünn.
Such bitte einen treffenderen Vergleich oder geh nah ran mit deiner Kamera und beschreibe dem Leser, was man sehen konnte. War ein Spalt im Kopf zu sehen? Und wenn, wieso war das so? War das ein Glatzköpfiger oder sickerte Blut aus den Haaren?

Die Formulierung lebloser Körper, der fällt, ist mir auch zu ungenau.

Es ist eher ein schlaffer Körper, der jetzt fällt. Leblos trifft es nicht genau, zumal du den Körper noch zucken lässt. Die gesamte Schilderung wirkt sehr unreif, also überhaupt nicht durchdacht.

Stelle dir das exakt vor, wenn du sowas beschreibst. Es muss alles in sich stimmig sein, sonst wirkt die Schilderung unglaubwürdig und der Leser wendet sich ab.

Sicherlich kannst du jetzt nachvollziehen, dass ich den Begriff "erschreckender Klarheit" monieren werde. Was ist erschreckende Klarheit? Ersetze als guter Autor diesen Begriff mit detaillierten Kenntnissen über deinen Protagonisten.

Er ordnete systematisch seine Möglichkeiten im Kopf.
Stell dir vor, es gäbe diesen Satz nicht in deiner Geschichte. Würde ihr dann etwas fehlen?

was, wie er feststellen musste, nicht einfach war.
Ja? Wieso? Was hat ihn denn zu dieser Erkenntnis gebracht?

Doch vorerst packte er den zertrümmerten Schädel in einen Müllsack,
nicht packte, sondern verpackte. Der Schädel ist ja nicht abgefallen.

Danach zog er den leblosen Körper
Also, dass der Körper nun leblos ist, weiß der Leser bereits. Man erwähnt ja auch nie, dass das Wasser nass ist oder?

mit chirurgischer Genauigkeit alle Blutflecken- und Spritzer.
Gar nicht mal schlecht diese Formulierung, wenn du jetzt noch beschreibst, was genau daran chirurgisch gewesen ist. Ich kann mir darunter nichts vorstellen, denn in meiner Phantasie schneidet ein Chirurg etwas auf, entfernt etwas und näht wieder zu. Aber Blutflecken? Hm...

eines Kampfes.
Ich habe von keinem Kampf zuvor etwas gelesen. Wieso ist es jetzt einer gewesen?

Sein Kopf-Kino lief weiter.
Ich weiß zu diesem Zeitpunkt zum einen nicht, was da in dem Kopf des Protagonisten abläuft, zum anderen hast du dir einen Darstellungsstil angewöhnt, der immer das Ergebnis voran stellt und dann die Schilderung folgen lässt. Es wirkt ganz oft so als wolltest du einen Saunagänger wie folgt beschreiben: Er schwitzte. Dann ging er in die Sauna.

fast fachmännisch
Entweder oder. So ist das wertlos in seiner Aussage. War es nun fachmännisch und dann bitte weshalb oder war es unfachmännisch. Fast fachmännisch ist viel zu allgemeinplatzig.


Danach vergrub er die Reste im Lehmboden des Kellers, ungefähr zwei Meter tief.
Hier ist wieder so Lapsus. Fast zwei Meter tief kommt ja wohl inhaltlich vor dem Vergraben.

Die sog. Pointe am Ende der Geschichte ist lau und enttäuschend.

Ich erwarte in der Abteilung Spannung/Krimi den Thrill. Wo soll der in deiner Geschichte gewesen sein? Doch allenfalls an der Stelle, wo er auf den Einbrecher trifft. Davor und danach testest du die Geduldsgene des Lesers bis zum Anschlag und es gelingt dir, zu verärgern.

Diese Geschichte ist leider misslungen. Es fehlt jegliche Form von genauem Hinsehen und Schildern, es fehlt ein guter Plot, es fehlt Spannung und es fehlt sorgsames Formulieren.

Und falls du meinst, auch ich solle mir einen Platz in der Therapie suchen, spar dir diese Beleidigung mir gegenüber. Eine reicht.

Mit lieben Grüßen

lakita

 

Liebe lakita,
ich danke dir für deine ausführliche Kritik. Da ich am Anfang meiner schriftstellerischen Tätigkeit stehe, ist es mir noch nicht möglich, so professionell mit harter Kritik umzugehen, wie du. Ich möchte hier niemanden beleidigen. Was die Story angeht, sie ist nicht ausgereift und ich bin dankbar für jedes, absolut jedes Feedback. So lerne ich a) mit Kritik umzugehen und b) mich Schreibtechnisch zu verbessern. Und ist das nicht der Sinn von Feedback? Die Beschreibung am Anfang war für mich nötig um den Charakter und Lebenssituation von Feddersen zu zeigen. Was mich reizte war das Gegensätzliche an der Geschichte, die Tat als Gegensatz zum normalen Leben. Aber du hast recht, es fehlt insgesamt das Lebendige. Und genauer muss ich auch noch werden. Ich habe vier Geschichten in das Forum gestellt und werde keine weitere hinzufügen und mir diese vier Stories nochmals und nochmals und nochmals vornehmen.
Vielen Dank an dich und alle Anderen für euer Feedback
lg Nathaniel

 

Hallo Nathaniel,

das freut mich, dass du meine Kritik als Aufgabe siehst, besser zu werden.

Noch ein kleiner Tipp, der mir bisher sehr geholfen hat: wenn man sich mit den Geschichten anderer Autoren befasst und ihnen, wie es hier üblich ist, eine schriftliche Kritik zu schreibt, übt das ungemein.

Man ist nämlich gezwungen, sich genaue Gedanken darüber zu machen, was man an einer Geschichte weshalb gut oder nicht gut findet.

Es geht mir heute genauso wie zu Anfang so, dass ich von JEDER Geschichte profitiere, weil ich für mich herausfiltere, was die Qualität der jeweiligen Geschichte ausmacht.

Ich wünsche dir viel Erfolg.

Lieben Gruß

lakita

 

Hallo,

also nach Sichtung deiner anderen Werke, denke ich, solltest du dich hinsetzen und dich genauer beschäftigten mit a.) Prämissen b.) Erzahltheorie c.) Stil.

Du sagst, dich reizt die Tat als Gegensatz zum "normalen" Leben, Verbrechen als Ausbruch, oder als "Kick", siehe Lustmord, oder als Grenzüberschreitung, und dann ist es unmöglich, wieder in den Trott hineinzukommen. Da gibt es unzählige Beispiele. Du hast, mit dem vorliegendem Text, eine Skizze erschaffen; da fehlt aber das "Fleisch", eine gewisse Struktur, eine Charaktersierung. Du kontrastierst dieses normale Leben mit einer außergewöhnlichen Situation. Lakita sagt, man steigt nach dem ersten Absatz aus - sie hat damit nicht Unrecht. Ein klassisches Beispiel für "Show, don't tell" - zeig dem Leser anhand bestimmte, spezifischer Dinge (Handlungen, Redeweisen etc) was für dich normales Leben ist, wo du das verortest. Das reine Nacherzählen wirkt langweilig und auf Dauer nervtötend.

Sprachliche Ungenaugkeiten hat dir lakita genannt, und die gilt es auszumerzen. Kauf dir einen Stil-Ratgeber, z.B von Wolf Schneider. Versuche, genau zu beobachten, und möglichst nicht abzuschwülsteln, also nicht versuchen, direkt wie ein Poet zu klingen, da verheben sich die allermeisten garantiert. Man glaubt dann oft: So muss man das machen, als Autor. Lieber karg, aber präzise. Der Leser dankt es dir!

Dran bleiben.

Gruss, Jimmy

 

Hallo Jimmy und Lakita,
ich habe mir überlegt ob die Geschichte besser funktioniert, wenn sie aus der Ich- Perspektive erzählt wird. Werde dranbleiben und das versuchen. Vielen Dank euch beiden und den Hinweis auf die anderen Geschichten im Forum habe ich verstanden :)
LG Nathaniel

 

Hallo nathaniel!

Der Erzähler ist eine besondere Figur, mit deren Hilfe der Autor eine Geschichte erzählt. Und so ein Erzähler (ein Autor kann durchaus mehrere für unterschiedliche Genres „besitzen“) braucht Übung und Erfahrung. Er muss quasi, wie ein Kleinkind aufgepäppelt werden und seine ersten Schritte erlernen. Bei deinem Text habe ich das Gefühl, es ist ein reiner Autorentext, und Autoren können erfahrungsgemäß bestenfalls Sachbücher schreiben.
Also dann …
Ich nehme mal nur den ersten Satz.

Sein Leben hatte nichts Aufregendes.

a) Ein Erzähler würde an sein Publikum denken. Er würde versuchen, es mit den ersten Worten in seinen Bann zu ziehen.

b)Und er würde sich in den Protagonisten hineinversetzen.

c)Und er würde seine Wörter mit Sorgfalt wählen.

Zu a)
Bisher hatte sein Leben nichts Aufregendes.
Eine kleine Änderung und schon steckt etwas Spannung im Anfangssatz. Man erfährt, mit dem unaufgeregten Leben ist es plötzlich vorbei und etwas Aufregendes wird passieren. Das macht neugierig!

Zu b)
Stimmt diese Aussage aus Sicht des Protagonisten?
Ich meine, nein. Dein Prot braucht für seinen Seelenfrieden einen minutiös geregelten Tagesablauf.
Dummerweise hat er, wie später berichtet wird, nette Nachbarn. Nette Nachbarn klingeln schon mal an der Tür und wollen irgendwas, und wenn es nur eine spontane Einladung zum Grillen oder ins Kino ist oder zu einem Kartenabend ist oder das er einer alten Frau die Einkäufe hochtragen soll.

Jetzt stell dir vor, es ist 18.29 Uhr und es klingelt an der Tür deines Protagonisten. Um 18.30 will/muss er, wie wir später im Text erfahren, sein Abendbrot vorbereiten.
Er muss sich also rasch eine plausible und unumstößliche Ausrede einfallen lassen, um dieser „Attacke“ zu entgehen!
Das ist nicht nur aufregend für ihn, das ist purer Stress!
Fazit: Aus Sicht des Prot ist sein Leben durchaus aufregend und somit ist die Aussage des ersten Satzes nicht stimmig! Es ist vielmehr die Meinung des Autors über das Leben des Protagonisten, und die Meinung des Autors hat in einer Geschichte nix zu suchen.
Einem Erzähler wäre das nicht passiert, ein Erzähler verkündet kein eigenes Urteil über seine Figuren!

Zu c)
(Nach den Erkenntnissen aus Punkt b nur noch pro forma)
Hatte (haben = Hilfsverb) nach Möglichkeit vermeiden oder ggf. mit Vollverb ergänzen.
Sein Leben bietet (ihm) nichts Aufregendes.
Sein Leben bot (ihm) nichts Aufregendes.
Oder, bei Vorvergangenheit: Sein Leben hatte (ihm) nichts Aufregendes geboten.
Man muss auch beachten, dass der Satz mit „ihm“ oder ohne „ihm“ eine jeweils etwas andere Aussage enthält und sich für die passende entscheiden.

Also, mehr in die Figur hineinversetzen. Und vor allem bei dieser Geschichte, die Figur extremer zeichnen. So ein Typ (notfalls recherchieren!) sorgt dafür, dass Nachbarn einfach nur Nachbarn sind und nicht nette Nachbarn. „Nette Nachbarn“ ist demnach auch wieder Autorenmeinung.

Lieben Gruß

Asterix

 

Lieber Asterix
Ich gebe dir in allen Punkten Recht, ich werde mich quasi reinhängen und es besser machen. Danke für deine lehrreiche Hilfe, hab mir heute schon den ganzen Tag den Kopf zerbrochen, wie ich den Anfang spannender gestalten kann. Ich möchte ausserdem die Geschichte aus der Ich- Perspektive schreiben, somit kann ich mehr vom Gefühlsleben meines Protagonisten erzählen. Dann erklärt sich auch das warum :)
ganz liebe Grüße
Nathaniel

 

Hallo Sen,
ich danke dir für das positive Echo. Werde die Geschichte aber umschreiben, das heisst nicht, das der Plot anders wird, aber die Erzählweise möchte ich aus der Ich-Sicht bringen um mehr Stimmung hineinzubringen.
Werd mal in deine Sachen reinschaun :)
LG Nathaniel

 

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