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Alpträume

btc

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23.03.2007
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Alpträume

Alpträume

‚Ich bin zu Hause, Schatz!‘
Julius grinste bei diesen Worten. Er wusste genau, dass seine Mutter jeden Moment aus der Küche kommen würde, um ihn für den Spruch zu schelten. Da erschien sie auch schon, wie immer mit fleckiger Schürze um die Hüften und einem karierten Geschirrtuch, mit dem sie sich die Hände trocknete.
‚Julius, hör auf damit! Nach all den Jahren ist es echt nicht mehr lustig! Du bist 32, benimm dich nicht immer wie ein Kindskopf! Wasch dir die Hände, dein Abendbrot ist fertig.‘
Und damit verschwand sie wieder in der Küche.


Seine banalen Sinne nahmen die schnellen Schritte und das Keuchen vor sich wahr, verstärkt durch die hallende Wirkung des Tunnels. Doch Zoals spezielle Instinkte empfingen noch weitaus mehr. Das Pulsieren des Blutes, der säuerliche Geruch von Angstschweiss, ein fast lautloses Wimmern, das Aufblitzen schierer Panik in den Augen seiner Opfer, wenn sie ihm für einen Schulterblick kurz ihren Kopf zuwandten.
Lächerlich! Die niederen Dämonen konnten in diesen Höhlen nur Schemen wahrnehmen. Vielleicht genug, um Ratten zu jagen. Vor ihm würde es sie nicht retten.
Einer der Dämonen blieb stehen und drehte sich um. Ach, so einer.
‚Warte‘, zischte er, ‚ich kann dir...‘
Weiter kam er nicht. Zoal musste nicht einmal bremsen. Wie eine Frucht pflückte er den Kopf des Dämons im Vorbeifliegen von dessen Körper.

‚Nein, Mutter, ist gut. Kein Nachschlag mehr, sonst träume ich wieder so schlecht. Ich geh auf mein Zimmer, gute Nacht.‘
Julius stand vom Küchentisch auf, wischte sich die Brösel vom Hemd und machte sich auf den Weg zum Bad, um sich ‚bettfein‘ zu machen.
Etwa eine Stunde später wälzte er sich wie immer schlaflos in seinem Bett herum. Seine Gedanken kreisten um einen Artikel über Schlafforschung, den er heute in einer Zeitschrift gelesen hatte:
‚Habe ich Schlafstörungen, weil ich Angst vor meinen Alpträumen habe? Oder bekomme ich durch den unruhigen Schlaf Alpträume? Ich nehme jetzt eine dieser Tabletten, die Gregor mir empfohlen hat. Noch mehr dieser Träume überstehe ich nicht. Hoffentlich taugen die was. Da steht: Nicht mit Alkohol zusammen nehmen. Hmm. Das eine Bier vom Abendessen wird schon nicht schaden.‘
In der Hoffnung, die Tabletten würden ihm eine ruhige Nacht bescheren rollte Julius sich hin und her, bis er schliesslich in einen unruhigen Schlaf sank.


Zoal sah sich um, sein Blick huschte über die Höhlenzeichnungen. Kurz hatte er die Orientierung verloren. Dieser kurze Moment reichte den übrigen fünf Dämonen. Von allen Seiten stürzten sie sich auf ihren schlimmsten Feind. Triumphierend fetzten sie grosse Stücke Fleisch aus dem grossen, schuppigen Körper. Wild kreischend zerrten sie an den mächtigen, ledernen Schwingen, bis diese abrissen. Ein lauter werdendes Zischen liess die Dämonen innehalten und zur Quelle des Geräusches blicken. Die schwarz-blauen Blutlachen um sie herum begannen zu brodeln. Giftig-grüne Nebelschwaden stiegen auf. Die Fünf sahen sich fragend an. Sie drehten sich wieder zu Zoal, der inzwischen zuckend auf dem Boden lag. Gorn, der Mutigste von ihnen, holte erneut mit seinem Huf aus. Da spürte er plötzlich ein leichtes Prickeln im Bein, weshalb er kurz auf einem Huf stehend verharrte. Sekunden später war er wie seine vier Mitstreiter zu schwarzem Schleim zerlaufen.
Blut, Fleischbrocken, schwarzer Schleim und Knochensplitter flossen in einer Spirale auf Zoal zu und verbanden sich mit dem geschundenen Körper. Nur Minuten später erhob sich Zoal knurrend, den leicht metallischen Geschmack von Blut noch im Mund. Seine Wunden waren verheilt, aber er selbst war stinksauer. Dieser Moment der Unachtsamkeit. Gefährlich, nachlässig. Er war schliesslich der letzte erfahrene Jäger. Mit seiner Klaue riss Zoal einen Steinbrocken aus dem Tunnel und presste ihn wütend zusammen, bis dieser zerbröselte.
‚Ich muss an meiner Konzentration arbeiten!‘


Julius schreckte aus seinem Traum hoch, beide Hände in sein Kissen gekrallt.
‚Verdammte Tabletten! Das war ja noch schlimmer! Und auf die Zunge gebissen hab ich mir auch! Nie wieder! Ich lass mir heute einen Termin beim Arzt geben!‘
Schlecht gelaunt brachte Julius seine Morgentoilette hinter sich, rang sich ein paar nette Worte für seine Mutter und ihr toll gemachtes Frühstück ab und verliess dann rasch die Wohnung. Noch auf dem Weg zur Strassenbahn rief er bei seinem Arzt an.

Dr. Hung sah von seinem Block auf:
‚Ich fasse nochmal zusammen: Sie haben sehr realistische Visionen von seltsamen Wesen in einer prähistorischen Umgebung?‘
‚Ja, und mit fast ekeleregenden Details. Im Museum habe ich solche Orte schon gesehen. So muss es vor ein paar hunderttausend Jahren bei uns ausgesehen haben.‘
‚Die Detailtreue ist ungewöhnlich, ich gehe aber trotzdem nur von einer Stressreaktion aus. Als Ihr Arzt verordne ich Ihnen mindestens eine Woche Urlaub. Schliesslich brauchen wir Sie für Ihren Job in geistiger Topform.‘
Dr. Hung lächelte seinen Patienten an und begleitete ihn zur Praxistür. Der stiess dort mit dem nächsten Patienten zusammen, der gerade die Tür von aussen öffnen wollte. Die beiden sahen sich an.
‚Ach Gerd, du bists! Was suchst du hier?‘
‚Sportverletzung...‘ grummelte Gerd. Er zeigte auf den blutigen Stumpf an seiner Hüfte und seufzte:
‚Mann, das waren zwei meiner besten Arme. Bis ich die wieder trainiert habe. Naja, passiert. Machs gut, Zoal, und gute Jagd!‘

Ende

 

Hi btc,

tja, was soll man sagen?
Die Idee hinter der Geschichte ist ja sehr interesant und durchaus ausbaufähig, aber deine Umsetzung spricht mich nicht sehr an. Vor allem der Bezug zwischen dem Jungen und den Träumen fehlt. Sie wirken wie zwei völlig getrennte Storys ohne Bezug zueinander, was der Stimmung doch einen starken Dämpfer verpasst.
Sprachlich ist es hingegen ziemlich gut, der Schreibstil spricht mich durchaus an. Es ist nicht zu einfach gehalten, verliert sich aber auch nicht in Nebensätzen. Auch die Wortwahl ist für dieses Thema durchaus passend.
Dennoch enen Tipp: Arbeite an deinen Dialogen! Die einzelnen Beiträge scheinen mir viel zu lang und wirken viel zu gestellt!
NOch einige kleine Anmerkungen:

- Du bist 32, benimm dich nicht immer wie ein Kindskopf! Wasch dir die Hände, dein Abendbrot ist fertig.‘
süß ;-)

- ‚Nein, Mutter, ist gut. Kein Nachschlag mehr, sonst träume ich wieder so schlecht. Ich geh auf mein Zimmer, gute Nacht.‘
s.o.

- Mann, das waren zwei meiner besten Arme.
Muss ich das verstehen?

- Machs gut, Zaol, und gute Jagd!‘
Erstens: Zoal (nehme ich zumindestens an)
Zweitens: Guter Ausstieg, liest sich schön, macht aber in meinen Augen relativ wenig Sinn.

Bei mir hast du es leider nicht geschafft, eine Spannung aufzubauen.

Trotzdem beste Grüße
Tar Calion

P.S.: Kann mir mal jemand in einem ganz geduldigen Moment die Zitierfähigkeit erklären? Ich raff das nicht.

 

Danke für die Bewertung und die Infos, bin grad am Überarbeiten...

 

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