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Als der Uhrenteufel die Zeit vergaß
Es gibt bestimmt Leute, die glauben, Teufel wären total böse und würden sich den ganzen Tag nur eine Freude daraus machen, andere Leute zu erschrecken - doch das stimmt nicht! Denn auch die Teufel haben ihre Aufgaben, und keiner von ihnen würde nach einem Streich ungeschoren davonkommen, denn auch sie haben da unten in der Hölle eine Polizei.
Ein paar von ihnen haben sogar sehr wichtige Aufgaben, ohne deren zuverlässiger Ausführung unsere Welt ein totales Durcheinander wäre.
Einer von denen ist der Uhrenteufel Titus. Er hat die Aufgabe, nach unserer Zeit zu schauen. Er muss aufpassen, dass keine Uhr bei der Arbeit einschläft oder zu schnell ist, dass keine den Rhythmus vergisst und kein Wecker zu spät klingelt, dass die Kuckucksuhren rechtzeitig zu jeder vollen Stunde ihren Gesang anstimmen und keine Uhr rückwärts läuft und so weiter....
Ja, der Uhrenteufel hat wahrlich viel zu tun!
Eines Tages, als Titus der Uhrenteufel gerade Mittagspause hatte, kam ein Teufelsclown vorbei, der mit lauter Stimme verkündete „Liebe Teufelinnen und Teufel, liebe Teufelskinder! Kommen Sie heute zum großen Höllenjahrmarkt! Es erwarten Sie tolle Attraktionen! Gehen Sie hin! Das ist das größte Ereignis des Jahres! Liebe Teufelinnen und Teufel.......“ Das ließ Titus sich natürlich nicht zweimal sagen! Jahrmärkte waren nämlich seine Lieblingsbeschäftigung.
Auf dem Jahrmarkt angekommen, ließ er sich gleich von der fröhlichen Stimmung anstecken und stürzte sich ins Getümmel.
“Piep, piep, piep!“, machte seine Uhr. Die Pause war zu Ende. Doch Titus hörte sie nicht. Er saß gerade in einer höllisch grusligen Geisterbahn und es war dort vom Geschrei der anderen Teufel (und auch von seinem) so laut, dass es einfach unmöglich war, das durchdringlichte Piepsen der Uhr zu hören. So kam es, dass der Uhrenteufel die Zeit vergaß.
„Ring, Ring!“, machte die Schulglocke einer Eskimoschule. Die Stunde hatte begonnen. Die Schüler setzten sich und die Lehrerin trat ein. „Guten Morgen, liebe Kinder!“, sagte sie. „Heute lernen wir, wie...“ “Ring, Ring!“, schrillte die Glocke abermals. Die Schüler stoben aus dem Klassenzimmer und ließen die verdutzte Lehrerin alleine zurück.
„Wo bleibt denn dieser verdammte Zug! Ich muss doch zu einem wichtigen Termin! Und er hat schon über eine halbe Stunde Verspätung! Aber was ist das denn? Meine Uhr läuft ja rückwärts! Und die des Bahnhofs zeigt alle zehn Minuten eine neue Stunde an! Was ist denn da los?“, wunderte sich der verdutzte Guo Jing Dong in Hong Kong.
„Huch! Ist es denn schon so spät? Warum hat mein Wecker denn nicht geklingelt? Oh nein, jetzt komme ich zu spät zur Arbeit!“, jammerte Mrs. Matteson aus den USA.
Titus saß gerade in einem Bierzelt und aß einen leckeren Lavasalat, da pries plötzlich eine Kuckucksuhr hinter seinem Rücken die späte Abendstunde. Erschrocken blickte er auf seine Armbanduhr. Halb drei! Er fragte seinen Tischnachbarn nach der Uhrzeit, und dieser antwortete schmatzend:„ Fünfzehn Uhr, warum?“ Doch Titus hatte keine Zeit, um zu antworten. Erschrocken sprang er auf, rannte in sein Büro und bemerkte mit Schrecken das heillose Durcheinander, das dort herrschte. Schnell ging er an die Arbeit um alles wieder gut zu machen.
Nach vielen Stunden mühevoller Arbeit hatte er es endlich geschafft. Und von diesem Tag an schwor er sich, nie wieder in der Mittagspause auf einen Jahrmarkt zu gehen.