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An alle Fremden

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11.04.2001
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An alle Fremden

Beißend kroch das Gefühl unaufhaltsam meinen Hals hinauf. Mein Herz pochte so stark wie eine ungeduldige Faust, die gegen eine verschlossene Türe schlägt. Meine Augen suchten, aber sie fanden nicht. Tränen trockneten auf meinen Wangen und schon wieder rannen sie wie prophezeiendes Unheil aus meinen Augen. Ich wollte nicht, doch konnte ich nicht. Stumm hockte ich am Boden, mit dem Rücken gegen die heiße Heizung gelehnt. Ich spürte den brennenden Schmerz schon gar nicht mehr. Eher der Schmerz, der mich darniederschlug überspielte diese unbedeutende, aber doch existierende Empfindsamkeit. Ich sah direkt mit meinem von Tränen verschwommenen Blick auf die Wand, doch sah ich dort ein Loch, dass mich woanders hinführen sollte.
Meine Hand zitterte und mein Mund war trocken, als gäbe es nichts, dass dies hätte ändern können. Wie ein zerbrochenes Scherbenglas, dass auf dem Boden glänzte, so glänzte ich durch meine innerliche Tragik, die mich zu zerreißen schien. Ich kannte dieses Gefühl. Es war schon einmal da, vor langer Zeit, die weit hinter mir liegt. Ich habe sie erfahren, diese Entscheidung, und ich hatte sie akzeptiert, doch mein Herz und die Seele, die mich auf meinen Pfaden begleitete, sie verstand es nicht. Sie verstand es nicht zu akzeptieren, abzuschließen, zu vergessen, neu zu beginnen.
Ich dachte an einen dicken Zaunpfahl, der mich mitten ins Herz traf. Es gab aber leider keine treffendere Bezeichnung für dieses Gefühl, dass an mir haftete.
Es war jetzt soweit. So viele Jahre hat es mich berührt, so lange mich beschäftigt und nie mehr losgelassen. Zu gewinnen und zu verlieren, es sind Dinge, die mir sehr nahe gegangen sind und Dinge, die mich nicht mehr verlassen konnten.
Zweimal hatte meine Seele ihren Frieden gefunden. Zweimal habe ich das Glück gehabt, zu lieben, doch war dieses Unglück, welches wie eine schwarze Wolke über mich schwebte, immer allgegenwärtig.
Kein Alkohol dieser Welt konnte diesen Schmerz in mir lindern, der mich nach und nach auffraß. Eine bittere Träne nach der anderen, die ich verlor. Eine bittere Träne, eine wie jede andere, die Zeugnis dessen war, was mir wiederfuhr.
Ich hatte Angst, doch war ich mir Gewiss, was ich tun wollte. Es ist nur noch ein einziger Weg, der mich an mein Ziel führt, an das ich so viele Jahre geglaubt habe. Ich bin traurig und ich bin allein. Ich schreie laut, doch niemand kann mir helfen. Ich suche Hilfe, doch niemand ist da. Ich suche Hoffnung, doch niemand gibt sie mir.
Immer habe ich geglaubt, dass sich alles ändern wird. Immer habe ich an dem Glauben festgehalten, dass ich glücklich werden kann. Doch die Furche, die vor drei Jahren in mein Herz und meine Seele gegraben wurde, sie wurde noch größer, ohne das sie einmal die Chance gehabt hatte, sich zu schließen.
Von heute auf Morgen ändert sich dein Leben. Das Gefühl, dass dir das Glück schenkt, geliebt zu werden, es sinkt wie die eiskalte Wirklichkeit, die dich wie ein Schlag trifft und zerstört. Es muss nur ein Regentropfen sein, der dich berührt und dich verändert, dir deinen inneren Frieden raubt und deinen Körper verlässt, indem du eine Träne vergießt.
Ich sitze noch immer hier. Wie ein Nebelschleier zieht es an meinen Augen vorbei, als sitze ich wie damals in meinem Auto und fahre blind durch die Nacht, durch ein Nebelfeld, dass mir keinen Ausweg zeigt. Kein Stern am Himmel, der leuchtet, kein Zeichen, dass mir sagt, dass ich auf dem richtigen Wege bin.
Langsam wird mir schlecht und ich spüre die Müdigkeit, die mich befällt. Sie versetzt mich in den seltenen Zustand der Zufriedenheit. Das erste Mal seit drei Jahren, dass ich mich gut und frei fühle.
Ich habe alles versucht, doch mein Leben ist nicht das, was ich mir wünsche. Ich habe meinen Frieden jetzt gefunden und ich wünsche mir für alle anderen, dass sie glücklich werden mögen. Sie müssen die Hoffnung greifen, festhalten und an sie glauben. Ich weiß, es ist eine Gratwanderung zwischen dem sterbenden Frieden und dem der Hoffnung. Aber man kann es schaffen, wenn man es möchte. Ich habe zwar eine wunderbare Wahrheit erfahren, indem ich zweimal in meinem Leben einen Menschen lieben durfte, der mir nahe war, den ich aber verloren habe. Aber das Schicksal ereilte mich, ohne das ich die Wahl hatte, darüber zu entscheiden. Warum ich mich gerade in diese Frau verlieben musste, die Gott mir wieder wegnehmen würde, dass weiß ich nicht. Ich weiß jetzt, was ich will.

An alle Schiffe auf See und an alle Häfen, an meine Familie, an alle Freunde und alle Fremden, dies ist eine Botschaft und ein Gebet. Die Botschaft ist, dass mich meine Reisen eine wunderbare Wahrheit gelehrt haben.
Unser Leben ist so reich an einfachen und kleinen Schätzen, die man sich aus eigener Kraft schaffen kann. Ich bete darum, dass jeder Mensch auf der Welt seine Liebe finden möge, um durch sie geheilt werden zu können.
Wenn das Gebet erhört wird, wird es keine Schuld mehr geben und keine Trauer, und alle Wut wird versiegen.
Darum bitte ich dich Gott.
Man hofft und man träumt. Ich spürte noch das zittern meiner Hand, bevor ich das Zimmer vor meinen Augen verlor. Alles wurde dunkel. Jetzt war es gewiss, dass es soweit war. Das Messer in meiner linken Hand glitt aus meinen Fingern. Ich konnte nicht mehr.

in liebster Erinnerung
J.C.

 

Hilfe, wie müssen hier ein Selbstmordverhinderungskommittee gründen! Warum will sich bloß jeder hier umbringen? Liegt es an der Webpage? An den Kritiken? Am Server? Uff, keine Ahnung...

Liebes MisceloneuM, Deine Geschichte ist wunderschön schmerzerfüllt und herzzerreißend geschrieben. Du staffierst jeden Satz so üppig aus, daß man schon fast Mühe hat, all dieses in sich aufzunehmen. Vielleicht ein wenig zuviel des ganzen?

Aber wenn es um Gefühle geht, dann ist man manchmal eben sehr melodramatisch und formuliert die Qual im Kopf auch etwas "over the top". Damit finde ich die Story eigentlich psychologisch interessant, denn in Momenten von tiefem Schmerz empfindet man ja auch nicht "vernünftig", kühl und angemessen, sondern "badet" sich doch fast in seinen eigenen Emotionen. Daher finde ich die "Üppigkeit" Deines Textes gar nicht mal verkehrt!

Falls es sich um wahre Gefühle handelt, möchte ich nicht viel mehr sagen. Wenn ja, dann hoffe ich, daß Dir das Aufschreiben Deiner ohnmächtigen Gefühle geholfen hat.

 

hallo roswitha
ich danke dir für deinen netten kommentar.
es ist wohl richtig, dass man in seinem eigenen schmerz badet und in seiner eigens dafür geschaffenen melancholie verfällt, wenn so etwas geschieht. es ist einfach ein unglaublicher schnitt in einem leben, der einen verändert. ich kann es manchmal selbst nicht verstehen, wieso ich so unglaublich viel fühle und empfinde. aber so bin ich eben und akzeptiere das auch. nur tut es dann dreimal so stark weh als wie bei anderen menschen, die nicht soviel empfinden.
danke

 

Hallo nochmal,

Ich weiß nicht, ob es andere Menschen gibt, die "nicht so viel empfinden". Klar sind einige sensibler als andere "gefühlsmäßige Klötze", die es wohl augenscheinlich durchaus gibt. Aber wer weiß schon, ob innen drin weniger empfunden wird? Man kann ja schlecht reingucken und Gefühlsintensität messen und vergleichen, und sagen werden es solche Klötze wohl auch niemandem.

Vielleicht richten sich deren Gefühle nur in eine andere Richtung, d.h. jemand, der sich selbst extrem unsensibel gegenüber anderen Menschen verhält, hat vielleicht innen drin doch starke Gefühle, aber eben nur für sich selbst. Gründe für Egozentrik gibt's da sicherlich auch.

Oder man hat einfach nur den Eindruck, andere Menschen haben weniger Gefühle auf Lager als man selbst, weil sie's eben nicht rüberbringen können oder wollen. Ich ertappe mich selbst manchmal dabei, jemandem zu sagen, wie großartig ich mich fühle und lache dabei wie ein Honigkuchenpferd, und wenn sich die Person dann fröhlich verabschiedet hat, denke ich nur, "ich fühle mich eigentlich beschissen", aber das will man ja anderen Leuten nicht immer auf die Nase binden. Besonders nicht Menschen, die man nicht sehr gut kennt oder sogar denen, die man gut kennt und denen man negative Dinge manchmal nicht zumuten will oder kann (die z.B. selbst in einer Krise sind, etc.).

Ich hoffe jedenfalls sehr, daß Dir das Schreiben hilft.

Viele Grüße
Heike

[Beitrag editiert von: Roswitha am 15.11.2001 um 01:51]

 

Ja, dass Schreiben hilft mir schon, nur kann ich mich nur deswegen auch nicht so gut befreien, wie ich mir das wünsche. In meinen Geschichten kann ich das ausdrücken, was ich empfinde und fühle, doch im Leben, was soll ich damit. Manchmal bade ich mich eben in meiner eigenen Melancholie, was soll ich denn anders tun?
Heute habe ich wieder dieses merkwürdige Gefühl. Es ist einfach komisch, ich weiss auch nicht, wie ich das beschreiben soll, auf jeden Fall fällt es mir schwer.
Vielleicht sollte ich weiter in meiner Melancholie baden, vielleicht bin ich einfach so ein Mensch.

 

Wenn man in solch einer Stimmung ist, fühlt man sich meist besonders inspiriert, etwas aufzuschreiben. Vielleicht solltest Du einfach solche Zeiten dann ausnutzen und Deine Gedanken zu Papier bringen. Oft ist es gut, die Zeilen dann zu überarbeiten, wenn man sich weniger emotional fühlt. Dann streicht man nämlich einiges (unnötiges) heraus, aber was bleibt ist dann das Zeugnis eines besonderen Momentes im Leben, ob gut oder schlecht. Und das finde ich eigentlich faszinierend.

Es gibt Zeiten, wo man melancholisch ist und welche, in denen man glücklich ist. Alle haben ihren Zweck, solange man auf keine dummen Ideen kommt (Selbstmordgedanken, etc.). Sei froh, daß Du stark empfindest, daß Du viele Dinge intensiv aufnimmst und sie in Zeilen umsetzen kannst. Es werden auch wieder Zeiten kommen, wo Du Dich gar nicht so fühlen wirst, sondern einfach ganz normal und langweilig durch den Alltag schleichen wirst, ohne riesige Emotionen zu verspüren. Keine Trauer, keine übertrieben Freude, Alltag eben. Dann wirst Du nämlich denken: "Mist, jetzt habe ich gar keine Inspirationen, ich wünschte, ich wäre mal wieder etwas mehr melancholisch".

Das Leben ist eben ein auf und ab. Alles hat Vorteile und Nachteile. Und zum Glück gibt es ja auch immer wieder zwischendurch Momente, in denen man Glück verspürt, und sei es nur, wenn man ein junges Kalb herumspringen sieht (übrigens eine großartige Motivation! Junge Tiere wollen immer leben! Sie tun alles, um an die Muttermilch heranzukommen, die ersten Grashalme zu kosten und sich in der Sonne zu aalen) oder jemand lächelt einen ohne Grund besonders herzlich an.

Dann wünsche ich Dir nun eine Menge Schaffenskraft in dieser (auch kostbaren) Zeit der Melancholie!

 

ich weiss auch nicht, ich habe das gefühl, dass mein leben nur ein einziges ab ist, auch wenn es so klingt, als würde ich mich genau dahinein projezieren. das tue ich aber nicht. ich habe bisher nur schwere enttäuschungen hinnehmen müssen, die mich innerlich immer mehr haben zerbrechen lassen. ich weiss nicht, was ich falsch mache, aber je mehr enttäuschungen es werden, umso schlechter geht es mir und ich komme aus meinem alltäglichen trott nicht mehr heraus, immer nur das ende des lichts zu sehen.
ich habe schon so oft versucht, eine andere lebensweise zu wählen, doch bin ich immer wieder in meine alte zurückgefallen.
ja, ok, dass schreiben hilft mir, vor allem die hoffnung in mir hilft mir, aber wenn es dann von vorne losgeht, dann weiss ich meistens auch nicht weiter.
diese geschichte beschreibt am besten, wie ich mich im moment fühle.

 

Hilfe!
Ich sags mit Billy Idol:
Jesus died for somebody's sins, but not mine!

:jesus:

 

Junge, das ist ja richtig schwer wie Honig hier drin. Und jetzt kommen schon die ersten religiösen Ableger dazu ...

Nun, Marco, in Deinem Profil steht Schüler. Ehrlich gesagt, als Schüler, eigentlich so ab meinem 5ten oder 6ten Lebensjahr, hab ich mich beschissen gefühlt. Melancholie war da ja noch harmlos. So richtig schwere, wochenlange Depressionen, das war geil. Kaum noch den Arm heben können, am liebsten in die Hose pinkeln, Freunde? Immer vor den Kopf stossen. Naja, das ist sehr einfältig und unsensibel von Dir, zu behaupten, andere würden nicht so viel oder so intensiv fühlen. Dein Weltbild ist noch sehr egozentrisch. In den nächsten Jahren wirst Du an verschiedene Wegkreuzungen kommen. Du wirst den richtigen Weg erkennen, fragt sich nur, ob Du ihn auch gehen willst. Übrigens, das Leben ist ein lebenslanger Verlust, bis zum Tod. Da kann noch nicht mal J.C. was dran ändern.

Und Melancholie ist perfekt um Gedichte zu schreiben, eine sehr positive Eigenschaft. Und bei Depressionen werden die Gedichte immer besser.

Tscha, da gibt es für Dich im Moment keine Lösung. Gab es für keinen von uns. Wer nicht durchhält, wird Buchhalter mit Gartenzwergen und elektrischem Rasenmäher.

@Gabriela
Wir haben so viele verlorene Seelen hier, hach, wäre nett, wenn Du die mal retten könntest. Unentgeltlich, versteht sich.

Heiko, dessen Autokennzeichen übrigens HT 666 ist.

 

Hast Du keinen Menschen mit dem Du Dich unterhalten kannst? Niemanden der Dich und Deine Probleme versucht zu verstehen?
Wende Dich doch ganz persönlich an Jesus Christus, Gottes Sohn! In Deiner Geschichte hast Du doch schon versucht zu beten. Ein guter Versuch aber Du hast in Deinem Gebet nicht wirklich daran geglaubt, daß Gott Dich hört. Also mache Ernst mit Deinem Glauben an Gott und Du wirst wirkliche Hilfe erfahren!
Das wünsche ich Dir von Herzen, denn ich bin Christ!

Du machst den Fehler, den Autor mit dem Protagonisten gleichzusetzen. Das sollte man nie tun.

Aber der Missionar greift ja jede Gelegenheit beim Schopfe, seinen Glauben an Leute zu verticken, die gerade am Boden sind.
Falsche Addresse leider.
Versuchs doch mal hinter dem Bahnhof.

 

Ben! :rolleyes: Der Autor hat sich selbst mit dem Protagonisten gleichgesetzt!

Hier sieht man mal wieder: die Frauen sind nett und einfühlsam, die Männer kommen mit Gartenzwergen und Kreuzen! :D Alles Banausen! Sensibel bis zum Umfallen! :rolleyes:

Warst Du nie klein? Warst Du immer so ein äh,... ok, mmh, wenn ich's jetzt sage, äh.... dann wird mir wieder mit dem Rauswurf gedroht :D . Ok, neuer Start! Ben, Deine Teenagerzeit ist doch noch gar nicht so lange her, wie hast Du Dich denn da gefühlt? Hattest Du nie Pickel? Oder Durchfall? Sahst Du schon immer wie Tom Cruise aus? Hattest Du nie Fünfen? Bist Du nie sitzengeblieben? Haben Dich die Mädchen nie ausgelacht, wenn Dir Deine Mutter den Pony zu kurz geschnitten hatte?

Warst Du etwa einer diese Großkotze, die Weltmeister im Sport waren, die sogar 'ne Eins in Mathe UND Religion hatten, die Gitarre spielen konnten, die 'n Motorrad hatten, die immer coole Sprüche draufhatten, Lederjeans trugen und die ständig zwei bis drei Freundinnen zur selben Zeit hatten? :eek:

:D

 

Hallo Gabriela,

Osiris ist ein ägyptischer Totengott. Keine Ahnung, wie der Zusammenhang hier besteht...

Ich hoffe aber, dass der Autor der Geschichte nun amüsiert über unsere mehr oder weniger wilden Exkursionen ist... ;) Aber so ist's ja nun hier, von Schnöxchen auf Töxchen... :) :D

Grüße
Heike

 

Anna, sorry, aber noch mal an Gabriela: "Kaffeekranz" war von Anna sicher nicht als Beleidigung gemeint, es ist eine Rubrik hier auf Kg.de unter "Diskussion". Dort gibt es immer ziemlich brisante Themen... ;)

Und, Gabriela, sorry, ich habe Dich da reingezogen, tut mir echt leid.

Heike

[Beitrag editiert von: Roswitha am 20.11.2001 um 00:47]

 

Von Alf vollgesabbert? :eek: :D
Nee, danke, besser nicht, bleibe bei meiner Pferdetränke! :D

 

Original erstellt von Roswitha:
Ben, Deine Teenagerzeit ist doch noch gar nicht so lange her, wie hast Du Dich denn da gefühlt

Frag lieber, wie die anderen sich damals gefühlt haben ...
:D

Heiko

 

Welche anderen? Ich war allein in meiner Zelle... :drool:

Oh, ein Gabriela-Smiley. Wie passend!
:pope:

 

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