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Augenblicke
War sie das? Nein, das war unmöglich! Der Bus hielt an, und Anna riskierte einen weiteren Blick. Das Mädchen auf der Bank schien auf jemanden zu warten. Neben ihr turnte ein kleines Kind auf der Bank. Anna starrte sie an. Doch, das war sie. Die blonden, gelockten Haare und die krumme Nase. Nur den Bauch, den hatte sie noch nicht gehabt, als sie weg ging. Zu ihrer Tante wollte sie damals. Nur für ein paar Monate. Das war vor zwei Jahren gewesen.
Gemeinsam hatten sie die Schule geschwänzt und waren auf Partys gegangen. Sie waren die besten Freundinnen gewesen. Dann hatte Anna Frederick kennergelehrt. Nadja traf Daniel und zu viert machten sie das Dorf unsicher. Dann kurz nach den Sommerferien trennten sich Daniel und Nadja. Nadja wurde immer verschlossener, sprach kaum noch mit Anna. Schließlich teilte sie Anna mit, dass sie vorrübergehend zu ihrer Tante nach Hamburg ziehen würde. Keine Erklärung, keine Antwort auf den Brief, den Anna ihr schrieb. Anna fand neue Freunde, dachte nicht mehr an Nadja.
Und nun war Anna nach Hamburg gefahren, nur für ein paar Tage, um die Stadt kennen zulernen. Auch sie hatte es weggezogen, aus dem Dorf, wo jeder jeden beobachtete. Berlin schien ihr aufregender, anonymer.
Das Mädchen hatte Anna entdeckt. Einen Moment starrten sich beide an. Dann stand das Mädchen langsam auf. Auch Anna wollte aufstehen und zur Tür gehen. Die Ampel schaltete auf Grün. Der Bus fuhr weiter, zurück nach Berlin.