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Aus Stein

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10.11.2008
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Aus Stein

Eugnalie Zirbelwurz hatte gerade damit begonnen über den schädigenden Einfluss ihrer Hemdknopfphobie auf ihr Leben sehr intensiv und lange nachzudenken, war drauf und dran auch ein halbwegs gescheites Fazit aus ihren Überlegungen zu ziehen – und vielleicht hätte sich alles anders ergeben – wenn sie nicht mitten im Gedanken abrupt abgelenkt worden wäre.
Der Gegenstand, der ihre Aufmerksamkeit fort von ihren Gedanken und zu ihm hin zog war im eigentlichen Sinne sehr sehr unscheinbar, Eugnalie gereichte er jedoch zur Ablenkung, da sie ohne es zu wissen eine starke Abneigung gegen gravierende Selbsterkenntnisse hatte.

Es war nur ein Kiesel, der auf dem Boden liegend ihr in gebieterischem Ton befahl, ihn aufzulesen.
„Hör auf dir um deine eigene neurotische Belanglosigkeit den Kopf zu zermartern und sammle mich aus dem Dreck!“, röhrte der Stein.
Eugnalie war äußerst verwundert, doch bevor sie fragen konnte, warum sie das tun sollte, was ihr unangenehm gewesen wäre – da es allgemein als exzentrisch gilt mit Kieseln zu reden – antwortete der unflätige Stein bereits:
„Ich bin ein verwunschener Diamant und habe es nicht verdient im Dreck zu liegen – also heb mich endlich auf und reinige mich!“
Eugnalie nahm den Kiesel – er wollte wegen seiner empfindlichen Haut nur mit Seba Med oder Eucerin gewaschen werden, er war auch schon etwas älter und mußte der Körperpflege mehr Beachtung schenken.
Eugnalie war bereits dezent genervt. „Aber wer weiß,“ dachte sie sich, „vielleicht ist's ja mal wie in einem jener wahren Märchen und er ist wirklich ein Diamant – und wenn nicht ist ein sprechender Kiesel auch schon seltsam genug , um ihm Aufmerksamkeit zuteil werden zu lassen.“
Also wusch sie ihn mit Seba Med und rieb ihn anschließend mit ihrer besten Tagescreme ein.
Der Stein sah nun aus wie ein sehr sauberer und gepflegter Kiesel, den man eingefettet hat.
„Und nun?“fragte Eugnalie, die sich mittlerweile mit der Exzentrik der Situation abgefunden hatte, „Was soll ich tun, damit du wieder zum Diamanten wirst?“
...Sie war arm und wollte ihn möglichst schnell verkaufen, obwohl sie überlegte ob ein fabulierender Kiesel nicht viel wertvoller sei – aber wer weiß ob er überhaupt mit anderen redet. Sie wollte nicht für verrückt gehalten werden und kannte solcherlei Situationen aus unterhaltsamen Hollywood-Komödien ohne Anspruch, die Sonntag Nachmittag im Privatfernsehen laufen.
„Muss ich dich küssen oder so?“ fragte Eugnalie – sie kannte sich mit Märchen gut aus.
„Igitt!“ sagte der verfluchte Stein und hätte bei dem Gedanken beinah ausgespuckt, hätte er es nur bloß gekonnt, „Ich bin doch kein Flittchen! Ausserdem bin ich ganz froh als Kiesel – da will mich wenigstens keiner Schleifen. Das tut weh – ausserdem ist man bei den Steinen unten durch, wenn man erst geschliffen ist – das ist als würde man dir wichtige Körperteile abschneiden und anderswo wieder annähen.“
„Na toll,“ dachte Eugnalie – doch nur ein wichtigtuerischer Kiesel, der mich verarschen will.“
Sie wollte ihn bereits von sich schleudern, besann sich jedoch. Schließlich konnte er sprechen und sie hatte auch nichts übrig für Diamanten – ob geschliffen oder nicht. Eigentlich waren ihr Kiesel sogar viel lieber, was sie freilich nicht sagte – er war eh schon arrogant genug.
Sattdessen sagte sie, „Als Kiesel nützt du mir nichts – ich gehe für reiche Leute putzen. Sie machen Dreck wie Bauern und Zahlen wie Bettler. Wenn ich schon einen Diamanten habe will ich ihn doch auch verkaufen, kann ich dich wenigstens im Fernsehen zeigen als Sensation? Damit wäre mir schon geholfen.“
„Nein!“ schrie der Kiesel sie an, „Ich rede doch nicht mit jedem!“
„Warum dann ausgerechnet mit mir?“ ,wollte Eugnalie wissen.
„Weil ich keine Lust mehr hatte, im Dreck zu liegen – und du bist irre genug mir zuzuhören. Hör mal, du hast ne Hemdknopfphobie.“
„Woher weißt du das?“ fragte Eugnalie aufs äußerste erstaunt.
„Ich kann Gedanken lesen,“ erwiderte der Stein gelangweilt, „aber versuch ja nicht, daraus Kapital zu schlagen!“

Eugnalie war enttäuscht – sie hatte einen riesigen Schatz gefunden, aber er machte sie nicht reich, sie konnte nicht damit angeben, also insgesamt keine Freude daran haben.
„Mir geht’s sooo scheiße!“ versuchte sie es noch einmal, „Warum kannst du mir nicht helfen, es wäre doch so leicht für dich. Hab doch ein Herz!“
„Ich hab ein Herz,“ erwiderte der Kiesel, „unglücklicherweise ist es aus Stein, und was hätte ich davon – deine Sorgen gehen mich nichts an. Steine kennen keine Sorgen – außer geschliffen zu werden. Aber tröste dich, geht’s dir auch noch so beschissen geht euer Leben doch zumindest schnell vorbei. Ich werd jetzt auch das Maul halten, reden strengt mich etwas an. Du darfst mich gern an deinem Hals tragen und wissen, dass du einen großen Schatz besitzt.“
„Na gut,“ sagte Eugnalie resigniert, „ich werde dir ein Loch Bohren lassen, um dich an einem Lederriemen zu tragen.“
„Bist du verrückt!“ schrie der Stein in plötzlich aufwallender Wut und Panik, „Weißt du wie weh das tut, ausserdem könnte ich zerspringen! Lass mich in Gold fassen, wie sieht das eigentlich aus? - Ein Diamant am Lederband...“
Eugnalie hatte die Schnauze voll und warf den Kiesel in den Dreck. Der Kiesel lachte innerlich sehr laut – und die ganze Hofauffahrt lachte mit.

 

Danke... da Komma fehlt an besagter Stelle absichtlich, da es die betont belanglose Sprache der Prot verdeutlichen soll. - Sie spricht ohne Punkt und Komma, ihre Sprache kennt keine Höhepunkte - und keine Pausen. Ich wusste nicht, wie ich es besser hätte darstellen können.

 

Hallo B Beck

Tja, die Rubrikfrage, immer wieder ein Thema, ich sehe die Geschichte eher in Seltsam, da sie etwas vor sich hinplätschert, die Dialoge sind zu wenig überraschend, mehr so die Coverversion von Froschkönig ohne "happy end". Und da komme ich schon zum ersten Kritikpunkt.

„Muss ich dich küssen oder so?“ fragte Eugnalie – sie kannte sich mit Märchen gut aus.
Hier würde ich den Nachsatz weglassen, auch wenn es sich um eine Doppelpointe handeln sollte. (Der Frosch wird im Original ja an die Wand geworfen.)

Eugnalie nahm den Kiesel – er wollte wegen seiner empfindlichen Haut nur mit Seba Med oder Eucerin gewaschen werden, er
Oberfläche klingt besser, Steine besitzen keine Haut.

...Sie war arm und
Punkte weg, Zeile und Abschnitt davor.

Ich liste nicht alle Satzzeichenfehler auf, aber hier einige Beispiele:

„Igitt!“[Komma] sagte
„Und nun?“[Abstand]fragt Eugnalie
mir?“ ,wollte Eugnalie
Komma und Leerzeichen tauschen.

Kuck doch mal hier http://www.kurzgeschichten.de/vb/showthread.php?t=9566&highlight=Satzzeichen
da gibt es hilfreiche Tipps zu Satzzeichen.

Gruss.dot

 

Ich habe bei der Geschichte einen sehr monotonen, gelangweilten Erzählstil im Ohr. Infantiler Humor und Unterdrückung von Überraschungsmomenten sind dabei unbedingt erwünscht.

Danke für die ausführliche Kritik.

 

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