Hallo Stevano!
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Im ersten Absatz Deines Beitrages dachte ich mir, dies werde eine Lobeshymne auf Österreich und hatte schon Angst, daß es womöglich noch peinlich wird. Aber als ich dann weiterlas, traute ich meinen Augen kaum. – Auch ich liebe dieses Land, die Natur, die vielerorts tatsächlich noch eine ist, und auch das (wir haben doch eins!) „Meer der Wiener“, den Neusiedler See. - Ich lebe gerne hier!
Rainers Aussage kann ich TEILWEISE unterstreichen, z.B. möchte ich auch betonen, daß die Mehrheit NICHT die FPÖ gewählt hat. – Weshalb mir auch Deine Pauschalverurteilung „So wie das Volk, so auch die Regierung!“ mißfiel und ich fühlte mich zuerst dadurch angegriffen. Aber genau hier möchte ich betonen: Ich bin - genauso wie Du – ein ganz typischer Österreicher, denn ich nehme mich von der Masse aus, ich bin die einzige positive Ausnahme!
Erwin Ringel hat das sehr schön beschrieben, in seinem Buch „Die Österreichische Seele“ – ich empfehle Dir, es zu lesen (bin selbst gerade dabei).
Wenn man vom Thema Haider spricht, darf man meiner Ansicht nach das Thema Hitler nicht unerwähnt lassen, denn beide nutzen die gleichen Phänomene.
Warum Österreich für Hitler so empfänglich war (und auch den Haider gerne nimmt):
Nicht umsonst hat Freud gerade in Österreich die Neurose entdeckt, denn sie springt einem, so Ringel sinngemäß, hier förmlich ins Auge. Ich muß ihn ein Stück zitieren:
„Nun höre ich schon den Einwand, der immer lauter wird, wenn ich versuche, die Wahrheit zu sagen: Der Ringel übertreibt wieder maßlos. Sicher, es wachsen auch gesunde Kinder heran, es wäre ja entsetzlich, wenn es das nicht mehr gäbe! Aber die Mehrzahl wird in der Lebensentfaltung und –gestaltung behindert, ja oft zerstört, es resultieren gequälte, gedemütigte, gebrochene Menschen, deren Lebensfreude erlischt. Und wenn Sie´s nicht glauben, so will ich es Ihnen an einem Punkt beweisen: der Österreicher ist durch nichts so leicht zu fangen, als wenn man ihm sagt: „Du bist ein ungerecht Behandelter, ein Getretener und Unterdrückter, ich aber werde kommen und dich aus dieser Not und aus diesem Elend befreien!“
Da fühlen sich alle mit einem Male angesprochen, weil sie dieses Gefühl seit der Kindheit – bewußt oder unbewußt – mit sich schleppen. Mit dieser „Masche“ hat es schon der Hitler geschafft: Der kleine, unbekannte Gefreite, von allen verkannt und verstoßen, das ideale Identifikationsobjekt für den gedemütigten und sich getreten fühlenden Österreicher; so war er imstande, wie der Rattenfänger von Hameln seine Leute hinter sich zu versammeln.“ (Zitatende)
Letzteres sagst Du ja auch selbst (glauben jedem dahergelaufenen Schwarzen Peter), Haider bzw. seine Partei, versucht genau dies auszunutzen (der kleine Mann aus dem Volk....). Und sie haben auch den Zusammenhang zwischen menschlicher Psyche und Politik erkannt, weswegen sie etwa die Psychotherapie auf Krankenkassa, die das letzte war, was die SP/VP-Regierung beschlossen hat, schon wieder eingeschränkt haben – heimlich, still und leise. Die Umstände sind ja für ihresgleichen ganz in Ordnung so, sie wollen es doch gar nicht anders.
Aus den Fehlern lernen kann man nur, wenn man sie aufarbeitet, was aber bzgl. Hitler noch nicht in der richtigen Form geschehen ist. Erst, wenn die betroffene Generation eingesteht, daß sie zu einem guten Teil Mitschuld hatten, kann dies geschehen – damit die junge Generation an der Schuldaufarbeitung statt an der Schuldfrage arbeiten kann. So, wie wenn Eltern ihre Schuld an den Neurosen ihrer Kinder eingestehen. Dann verschwinden die Neurosen meist schnell. Aber wenn sie es nicht tun, wenn sie sterben ohne es gesagt zu haben, dann wird die Schuld weiter verdrängt und verleugnet werden. Und wie soll man aus Fehlern lernen, wenn man sich ihrer gar nicht bewußt ist, wenn den meisten gar nicht klar ist, was die Fehler sind, die überhaupt dazu führten?
Und die Schuld besteht nicht nur im aktiven Mit-tun. Sondern gerade im NICHTS-TUN. Viele sagen „Ich habe ja nichts getan.“ – Auch Nichts dagegen.
Aber zurück zum „blauen Bären“: Er muß nichts versprechen. Die Menschen, die ihn bzw. seine Marionetten wählen (aber zum Glück nicht die Mehrheit sind), werden ihn aufgrund einer Aktion (eines Rundumschlages) kurz vor der Wahl wählen, die wieder ein „Mir san mir“ oder ein „jetzt erst recht“ oder ähnliches hervorruft – wirst schon sehen. Und „das Ausland“ wird die Aktion kräftig unterstützen, obwohl sie eigentlich das Gegenteil erreichen werden wollen. Denn die Wahrheit von außen zu hören, tut diesen Österreichern am meisten weh, auch wenn sie noch so wahr ist.
Aber ich glaube nicht, daß sich noch einmal eine Partei dazu hergibt, mit denen eine Koalition einzugehen. Das Schüsserl ist doch seit Beginn der Koalition um mindestens zehn Jahre gealtert, so viele Nerven hat ihn das schon gekostet. Es
s(chw)itzt sich gerade noch gut, auf seinem Sessel, aber ich glaube nicht, daß er sich noch einmal draufsetzt. Und als Vize sicher nicht.
Im Moment liefert Haider doch ohnehin ein Kasperltheater ohnegleichen: Erst meldet er seinen Rücktritt von der Bundespolitik an, und nachdem Riess-Passer, seine Marionette, nach ihm weint, stellt er Bedingungen für den Rücktritt vom Rücktritt. – Da lachen doch die Hühner! Jetzt wurde Riess-Passer eine Vollmacht für die Bundes-FP ausgestattet und Haider wird sie weiterhin beraten.......
Die FPÖ ist ohne Koalitionspartner ein Nichts, ein Furz im Bärental. (...und den angrenzenden Liegenschaften, die auch alle FPÖ-Politikern gehören – ganz wie in der Monarchie.)
Ich sehe eine große Chance für die Österreichische Linke, - wenn sie zusammenfindet bzw. –hält, die SPÖ sich wieder auf ihre ursprünglichen Werte besinnt und die Rand- und Splittergruppen daher wieder mit ihr zusammenarbeiten können. Das Problem ist immer: „Wo die Linke sich trifft, spaltet sie sich.“ Und vor allem, fehlen Leute, die aktiv daran arbeiten, daß es anders wird. Einziges positives Beispiel sind die Grünen (sind ja auch Linke), sie nehmen sich kein Blatt vor den Mund, nur um irgendjemandem nicht in den Rücken zu fallen, sondern stehen zu ihrem Programm.
Mit „Schmutzwäsche im Ausland waschen“ veränderst Du oder jemand anderer wohl hier gar nichts. Nur aktives Handeln im eigenen Land kann Veränderungen bringen.
Alles liebe
Susi
@Rainer: Zitat: „dass die FP eine demokratische Partei ..... darstellt“
- Das möchte ich doch mal bezweifeln, die FPÖ hat nach wie vor ein völlig ungeklärtes Verhältnis zur Demokratie und ihren Grundlagen. Die aktuelle Krise, bei der sich Haider ein Treffen mit Hussein durch einen vorbestraften Waffenhändler mit rechtsextremen Kontakten vermitteln ließ, belegt das wieder einmal trefflich.
und Zitat: „Tut mir leid, aber dein Text ärgert mich, weil er genau so gut in irgend einem linken Schmierblatt stehen könnte,.....“
- Was ist ein linkes Schmierblatt? Kannst Du mir das bitte näher definieren, was Du darunter verstehst?
Liebe Grüße
Susi
[Beitrag editiert von: Häferl am 18.02.2002 um 12:18]