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Böse Agatha

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14.09.2001
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Böse Agatha

(Mehr Glosse als Satire, aber wohnin sonst damit, wenn nicht in die runde grüne Ablage?)

Kennen Sie die bundesdeutsche Antidiskriminierungsbehörde? Nicht? Schade. Die gibt es wirklich, und zwar in Hannover. Sie hat bereits 79 Fälle von Ausländer-Diskriminierung festgestellt und erfolgreich bekämpft. In Zeiten, in denen wir viel von Ausländerfeindlichkeit und Rassismus in Deutschland hören, erscheint die Arbeit dieses Amtes sinnvoll.
Sicherlich kennen Sie Agatha Christie. Wer erinnert sich nicht an die Romane und Filme um Miss Marple oder Hercule Poirot? Was hat nun die Christie mit der Antidiskriminierungsbehörde zu tun, schließlich ist sie doch im Jahre 1976 verstorben und da gab es dieses Amt noch nicht. Gerade sie aber setzte die Ursache für den jüngsten spektakulären Fall des Dr. B., seines Zeichens Leiter und einziger Mitarbeiter, dieser Institution.
Gehen wir in die Vergangenheit, zurück ins Jahr 1939. Obwohl es ein schicksalsträchtiges Jahr ist, wollen wir keine Vergangenheitsbewältigung betreiben. Oder doch?
Auf jeden Fall hat Frau Christie in diesem Jahr ihre hübsche Geschichte „Zehn kleine Negerlein“ verfasst. Zehn Menschen (alle weiß) befinden sich in einem Haus und werden nach und nach dahingerafft, wie es sich für einen ordentlichen Krimi gehört, und wie es analog in dieser uralten kleinen Kindergeschichte mit gleichem Titel passiert.
Unlängst sollte dieser Krimi in der Theaterfassung in Hannover aufgeführt werden. Und siehe da: Es fand sich jemand, der an diesem Titel Anstoß nahm. Er wandte sich an Dr. B. von der oben erwähnten Behörde, und dieser nahm sich flugs der Sache an. Es wurde geklagt, die Erben der Christie lachten - und verloren. Das Stück muss umbenannt werden (Vorschlag von mir: Zehn afro-amerikanische Einwandererkinder).
Glückwunsch, Dr. B. Dieser Erfolg ist beachtlich, wenn man seine Auswirkungen für die Zukunft bedenkt.
Unserer Kinder werden sich umgewöhnen müssen, wenn sie anstatt eines Negerkusses eine schwarzafrikanische Schokoladenwaffel mit Schaumfüllung von ihren Eltern im Supermarkt erbetteln wollen.
„Krieg ich einen Negerkuss?“
„Wie heißt das?“
„Ich will einen scharzafikran..., schokokanischen ääh... Ich will ein Bounty!“
Eine ganze Branche, nämlich die Gastronomie, wird sich in Unkosten stürzen, wenn dieser Erfolg sich herumspricht. Speisekarten müssen neu gedruckt, Kochbücher geändert werden, sollten hier Schnitzel und Soße beschrieben werden, deren Namenszug Angehörige einer mobilen ethnischen Minderheit verunglimpft.
„Was darf ich Ihnen bringen?“
„Ich hätte gern ein Sinti-und-Roma-Schnitzel mit Pommes.“
Das schafft, zur Freude von ver.di und Regierung Arbeitsplätze. Wer weiß, vielleicht war es Absicht von Dr. B. oder ein Auftrag des Kanzlers und seines Krisenmanagements?
Die krasseste Auswirkung wird laut Heinz Rudolf Kunze wohl sein, wenn eines Tages „Der Widerspenstigen Zähmung“ in „Überredung der Frauenbeauftragten“ umbenannt werden sollte. Aber das steht Gott sei Dank noch in den Sternen.
Zur Zeit ist Dr. B. damit beschäftigt die Richtlinien der freien Religionsausübung in Justizvollzugsanstalten für Muslime und Juden auszuarbeiten.
Und da fällt mir ein, dass ich einen Inder kenne, der in einer JVA ganz in der Nähe sitzt und auch noch hinduistischen Glaubens ist. Ich denke, ich rufe Dr. B. gleich mal an. Wir wollen ja nicht, dass der Inder benachteiligt wird und sich dadurch diskriminiert fühlt.

 

Hallo Kristin,

Mich würde mal interessieren, was hier auf Tatsachen beruht, und was davon Dichtung ist... *neugier*

Deiner Neugierde kann geholfen werden,

Fakt ist, dass das Stück "Zehn kleine Negerlein" in Hannover von der Landesbühne aufgeführt werden sollte (und auch wird).
Eine Gruppe von Schwarzafrikanern hat sich jedoch über den Titel auf den Werbeplakaten mokiert und Beschwerde bei der Antidiskriminierungsstelle eingelegt, eben jener Ein-Mann-Behörde in Hannover, die durch Dr. B. dargestellt wird.
Fakt ist auch, dass ein Prozess geführt wurde, und das Stück als Resultat dieses Prozesses umbenannt werden muss (zumindest in Deutschland).

Fakt sind die 79 erfolgreich überstandenen Fälle, wobei ich allerdings nicht weiß, worin hier die Diskriminierung bestanden hat.

Fakt ist ebenfalls, dass sich Dr. B. jetzt mit der freien Religionsausübung von Muslimen und Juden in deutschen Strafanstalten beschäftigt.

Und natürlich ist das Zitat von HRK Fakt.

Der Rest ist frei erfunden, einschließlich des hinduistischen Inders. :rolleyes:

Gruß, Mike

 

Wir Deutschen sind aber auch verkrampft. Im gesamten karibischen Raum und auch in Südamerika nennt man schwarze Frauen z.B. "Negrita", eher die hübschen, es ist ein Kompliment und wird auch so aufgefasst, heißt es doch nichts als "Kleine Schwarze". Ich erinnere noch mal an Lübke, der eine Rede in Afrika mit "Liebe Neger..." begann. :lol: Der war sich keiner Schuld bewusst, vielleicht weil das vor Martin Luther King war. Ich glaube, es hat mit unserem unterschwelligem schlechten Gewissen zu tun, um Gottes Willen bloß nie wieder was zu sagen, was auch nur rassistisch aufgefasst werden könnte. Aus demselben Grund haben wir wohl als einziges Land der Welt ein verkrampftes Gefühl zu unserer Nationalhymne. Geht mir übrigens genauso. Ich feuere meine Hertha wild an, aber bei einem Länderspiel "Deutschland! Deutschland!" zu brüllen, käme mir deplaziert vor.

Nette Realsatire, der aber irgendwie der Pep fehlt, finde ich. Vielleicht weil zu nah an der Realität oder nicht bizarr genug, k.A.

P.S.: Es wird Zeit, den Sarotti-Mohr abzuschaffen, oder zumindest einen Sarotti-Farbigen draus zu machen. :rolleyes:

 

@ Alpha:

Original erstellt von Alpha O'Droma:
... Der war sich keiner Schuld bewusst, vielleicht weil das vor Martin Luther King war.
...Aus demselben Grund haben wir wohl als einziges Land der Welt ein verkrampftes Gefühl zu unserer Nationalhymne. Geht mir übrigens genauso. Ich feuere meine Hertha wild an, aber bei einem Länderspiel "Deutschland! Deutschland!" zu brüllen, käme mir deplaziert vor.
Hängt alles miteinander zusammen: Der weitgehende Verlust der nationalen Identität war und ist der Preis für die Aufnahme Deutschlands in das westliche Lager, u.a. mit der Nebenfolge, dass Menschen schwarzer Hautfarbe hier zu Lande seit dem Tage nicht mehr als "Neger" bezeichnet werden dürfen, seit sie in USA African-Americans heißen.

GH

 

@Alpha:

Danke für deine Kritik.

Ich glaube, es hat mit unserem unterschwelligem schlechten Gewissen zu tun, um Gottes Willen bloß nie wieder was zu sagen, was auch nur rassistisch aufgefasst werden könnte.
Genau meine Meinung. Wir sind, was das anbelangt, ein Volk der Extreme. Der gesunde Mittelweg mit einem festen Blick auf unser Gegenüber, ohne gleich das Portemonaie zu zücken, ist uns leider abhanden gekommen.

Gruß, Mike

 

In "Kulturzeit" lief vor kurzem ein Bericht zu einem ähnlichen Thema.
In den USA ist Nigger zB ein verpönter Begriff, aber nur, wenn er von Weißen benutzt wird. Unter den Schwarzen gilt es als cool, sich mit "Hey, Nigger" oder so zu begrüßen. :susp:

Andererseits finde ich es komisch, wie zB in der Literatur Nicht-Weiße dezitiert hervorgehoben werden.
Niemand käme auf die Idee zu schreiben: "Mrs. Marsh war eine großgewachsene, attraktive Weiße". Dass die Hautfarbe jedoch hervorgehoben wird, alsbald ein Charakter nicht weiß ist, dürfte jedem schon aufgefallen sein.
Strange, Watson...

PS: Bei uns heißen die Negerküsse Schwedenbomben...

 

Den Zusammenhang Negerkuß-Schwedenbombe mußt du mir aber mal erklären!? :confused:

Ich find' es auch seltsam, daß man sich so am Schwarzen aufhängt - das Schwarze nunmal schwarz sind ist ein schwer abzustreitendes Faktum. Und wer sich über die Bezeichnung "Schwarze" aufregt, der zeigt doch nur, daß dieser Begriff für ihn negativ belegt ist. Selbst Schuld würd' ich sagen. Wenn er "Schwarze" positiv oder neutral sieht hat er auch keinen Grund mehr, sich drüber aufzuregen. Alles so einfach ;)

 

@Rainer:

Andererseits finde ich es komisch, wie zB in der Literatur Nicht-Weiße dezitiert hervorgehoben werden.
Niemand käme auf die Idee zu schreiben: "Mrs. Marsh war eine großgewachsene, attraktive Weiße".
Mag es vielleicht daran liegen, dass die gängige Literatur in unseren Landen hauptsächlich vom "Weißen Mann" stammt?
Ich habe leider noch kein Buch von einem Schwarzen (völlig wertfrei und neutral) gelesen. Möglicherweise hebt er den Weißen dann hervor, weil sein Buch in schwarzem Millieu spielt.
Das Millieu mag natürlich eine ähnliche Rolle bei der Hervorhebung anderer Hautfarben haben.

@falk:

Und wer sich über die Bezeichnung "Schwarze" aufregt, der zeigt doch nur, daß dieser Begriff für ihn negativ belegt ist. Selbst Schuld würd' ich sagen.
Jawoll! :thumbsup:

Gruß, Mike

 

In "Kulturzeit" lief vor kurzem ein Bericht zu einem ähnlichen Thema.
In den USA ist Nigger zB ein verpönter Begriff, aber nur, wenn er von Weißen benutzt wird. Unter den Schwarzen gilt es als cool, sich mit "Hey, Nigger" oder so zu begrüßen.
Stimmt schon, dumm ist es. Es stammt alledings daher, dass die schwarze Bevölkerung, speziell in der Musikszene von heute, diesen Begriff vor Ewigkeiten aufgegriffen hat, um so den Leuten entgegenzutreten. Sie benutzten das Wort "Nigga" für sich, weil sie die "Weißen" damit pauschal gesagt "verarschen" wollten. Das stand mal so in nem Artikel zum Thema "Schwarze Jugendkultur in Amerika".

Saludo, Gam.

 

Niemand käme auf die Idee zu schreiben: "Mrs. Marsh war eine großgewachsene, attraktive Weiße". Dass die Hautfarbe jedoch hervorgehoben wird, alsbald ein Charakter nicht weiß ist, dürfte jedem schon aufgefallen sein.
Strange, Watson...
Ich denke es ist übertrieben "tolerant" zu glauben, dass man über Unterschiede kultureller, religiöser oder hautfarbener Art im wahrsten Sinne des Wortes "hinwegsehen" kann. Ich denke wir sind zum einen dazu veranlagt und werden außerdem auch dazu erzogen, das Andersartige wahrzunehmen - sei es eine Behinderung, eine andere Hautfarbe, Nationalität oder auch nur eine andere materielle Herkunft. Es wird ja nicht nur hervorgehoben, dass jemand "schwarz" ist, sondern auch das jemand arm, blind, jüdisch oder auch "bildhübsch", "schlank" oder oder oder - eben einfach "herausragend" - ist ...

Und warum auch nicht - wir nehmen es im allgemeinen doch auch nicht anders wahr, wenn wir durch die Stadt gehen. Uns fällt doch auf, dass jemand schwarz ist - und es fällt mehr auf, als all die anderen die es nicht sind.

Es ist sicherlich ein schwieriges Thema, aber einfach um der politischen Korrektheit Willen an der eigenen Wahrnehmung vorbei zu denken oder leben halte ich für völlig falsch. Das Wahrnehmen von "Andersartigkeit" ist ja an sich noch keine Diskriminierung, und kann ja im Gegenteil auch eher ein Feingefühl für unterschiedliche Problematiken in unterschiedlichen Lebensumfeldern wecken ...

Hab übrigens einige Bücher von "Schwarzen" (sowohl Afrikaner als auch Afro-Amerikanern) gelesen und fand hier auch besonders die Thematik vom Umgang mit "Minderheiten" in den eigenen Reihen (z.b. homosexuelle "Schwarze") besonders interessant. Denn entgegen der gängigen und ach so liberalen und toleranten Heiligsprechung aller Minderheiten wiegen Vorurteile und Diskriminierung hier nicht minder schwer. Ich halte auch das Argument, dass das Diskriminierung hier eher entschuldbar (weil selbst erlebt oder durch Diskriminierung erzeugtes schlechtes Umfeld = weniger Bildung blabla) für völlig Banane und im Gegenteil hochgradig diskriminierend.

Ach ja - und in all diesen Büchern wurde das erscheinen von "Weißen" auf der Bühne immer hervorgehoben - mal negativ mal positiv. Ganz wie bei "uns" ...

Kann mich also nur Falk anschließen - schwarze sind nun mal schwarz, warum also über die Nutzung des Wortes aufregen? Und man kann ja schließlich nicht alle Wörter aus dem deutschen Wortschatz bannen, die die Nazis jemals in den Mund genommen oder für ihre Propaganda verwendet haben. Würd nicht mehr viel übrig bleiben, oder?

Gruß
Kay

[ 27.05.2002, 13:51: Beitrag editiert von: Kay Nexion ]

 

Hallo Kay,

einfach um der politischen Korrektheit Willen an der eigenen Wahrnehmung vorbei zu denken oder leben halte ich für völlig falsch
meine Hochachtung. Diesen Satz sollten sich einige gewichtige Herren in unserem schönen Land hinter die Ohren schreiben.

Es blieben uns eine Menge Querelen erspart.

Ich denke da gerade an Möllemann und seinen derzeit viel zitierten Auspruch über das Anfachen des Antisemitismus durch Friedmann und Scharon.
Sicherlich ist diese Aussage gerade jetzt im höchsten Maße unsensibel, aber was er in den eigenen Reihen und auch in den anderen Parteien an Rattenschwanz nach sich zieht, ist geradezu lächerlich wenn nicht sogar peinlich.
Mölli hat im gleichen Satz bedauert, dass Antisemitismus in Deutschland überhaupt existiert und dazu seine eigene Überzeugung kundgetan.
Unter vernunftbegabten Menschen, die wir alle zu sein glauben, muss dies möglich sein, ohne dass sich mein (oder Möllis) Gegenüber gleich auf den Schlips getreten fühlt, und völlig Unbeteiligte (ohne Kenntnis des entsprechenden Paragraphen) Strafanzeige erstatten.

In der Hoffnung, jetzt keinem auf den Schlips getreten zu sein,

Gruß, Mike

 

So am Rande möchte ich anmerken, daß ich Möllemännchens Aussagen sehr gut fand. Endlich mal jemand, der sich auf diese offene Weise an das Thema herantraut. Denn, mit Verlaub, die Herren Zentralratsvorsitzende sind arrogante Arschlöcher. Solche Leute sind es mMn, die solche Pseudo-Toleranz, wie sie hier angesprochen wurde, schüren und sogar verlangen.
Wäre schön, wenn man hierzulande endlich mal vernünftig über diese Problematiken diskutieren könnte. Aber nein, wenn man Herrn Spiegel widerspricht, ist man sofort ein Antisemit.

Ähnlich ist es, wenn man jemanden als "schwarz" bezeichnet. Man ist sofort ein Rassist. Oder schlimmer, wenn man eine deutsche Flagge auf seinem Haus, in seinem garten hat - dann ist man sofort ein Nazi. Dabei ist diese Art von Nationalismus in jedem Land stärker ausgeprägt als in Deutschland.

Und aus all diesen gründen behaupte ich, daß gerade die Deutschen, die am heftigsten Toleranz predigen, die Intolerantesten überhaupt sind! Sehe ich täglich an diversen Lehrern, Politikern und Zentralrat-der-Juden-Vorsitzenden bestätigt...

 

Wir erleben aber auch "umgekehrten" Rassismus. zB die Glorifizierung von Schwarzen oder Indiandern, um nur ja "politisch korrekt" zu sein - das Ansinnen mag edel sein, aber Tatsache ist, dass es unter allen Rassen "Gute und Böse" gibt.
Wenn man also früher zB Schwarze ausschließlich als Gangster, Drogendealer und Zuhälter in Filmen darstellte, wird das Schwarzen genau so wenig gerecht, wie Ihnen moralische Überlegenheit zu attestieren.
Es wird ja auch stets ausgeklammert, dass unter den Schwarzen in Afrika Sklavenhandel völlig normal war - lange VOR den weißen Eroberern! Es gab schwarze Sklavenhändler, die ihre eigenen Leute zusammenfingen und verschacherten...

Übrigens fällt es niemandem auf, wie wir Deutsche und Österreicher in Filmen dargestellt werden, nämlich ausschließlich als dumpfes Nazi-Pack, immer ein strammes "Jawollll mein Führrrer!!!" auf den arischen Lippen.
Man sehe sich nur mal den wirklich üblen "Soldat James Ryan" an. Überall gelobt und ausgezeichnet - dabei ist das einer der reaktionärsten Streifen, den man mühelos in die 40er oder 50er Jahre transferieren könnte.
Die herzensguten Amis gegen die gesichtslosen Krauts, die hinterhältig und bitterböse sind.
Ist das nicht rassistisch???

 

Nochmal zum Thema Möllemann:
Ich denke, dass es möglich sein muss, die israelische Regierung, Juden oder auch den Zentralrat sachlich zu kritisieren. Dies wird ja auch von Politikern untreschiedlicher Parteien oder anderen Personen des "öffentlichen Lebens" praktiziert. ABER der Punkt ist doch, dass gerade bei sensiblen Themen eine sachliche Argumentation wichtig ist - und Chef-Polemiker Möllemann ist nun wirklich nicht gerade vorsichtig mit diesem brenzligen Thema umgegangen. Wie auch vor ein paar Jahren bei Wickert, bei Kohl oder auch bei Fischer, kommt es natürlich immer wieder vor, dass eine unüberlegte und scheinbar harmlos gemeinte Äußerung von anderen Parteien ausgenutzt und ausgeschlachtet wird - und dadurch erst der eigentliche Schaden entsteht ... Aber auch an Möllemann sollte eine sachliche Kritik möglich sein. Denn mE nimmt er seine Verantwortung als Politiker nicht ernst genug wenn er bei solch wirklich sensiblen Themen nicht darauf achtet, dass diese eben nicht für polemische Meinungsmache geeignet sind ... Er trägt daher einen großen Teil der veranwtortung an dieser so fürchterlich aufgebauschten Diskussion - und ich finde es unmöglich, dass jetzt diese Möllemann-Mitleids-Tendenz aufkommt. Er hat einen Fehler gemacht. Und er hat ihn nicht schnell genug korrigiert.
Wir müssen mit den Folgen der vergangeheit leben - die Nachkommmen der Opfer und die Nachkommen der Täter. Und wir sollten uns allen hüten hier einen gedanklichen Schlusstrich ziehen zu wollen. Denn auch wenn Kritik nicht nur möglich sein sollte, sondern auch wichtig ist, begeben wir uns doch auf ein wirklich gefährliches Terrain, wenn wir behaupten auch Polemik und Meinungsmache bei diesem Thema sollte wieder möglich sein.

So far
Gruß
Kay

[ 29.05.2002, 09:20: Beitrag editiert von: Kay Nexion ]

 

Hallo Kay,

und ich finde es unmöglich, dass jetzt diese Möllemann-Mitleids-Tendenz aufkommt
Die Möllemann-Mitleids-Tendenz geht natürlich entschieden zu weit, da gebe ich dir Recht. Sicherlich muss man erst das Gehirn einschalten, bevor man das Maul aufmacht (ein Stoßgebet, dass ich täglich an den lieben Gott richte, wenn ich mit meinem Chef zu tun habe).
Ich will auch nicht den Eindruck erwecken, dass mir Mölli Leid tut. Doch die ganze öffentliche Diskussion schießt in Höhen, die für einen vernünftig denkenden Menschen unbegreiflich sein dürften. Da übt ein Mann öffentlich Kritik an der Person des Herrn Friedmann und an Herrn Scharon. Er nimmt sich zwei Einzelne Menschen vor und wird damit zum Volksfeind abgestempelt. Man spricht von Rechtsruck und von einer "Haiderisierung" der FDP, was mE völliger Schwachsinn ist.
Ich kritisiere zum Beispiel die Einstellung des Papstes zur Geburtenregelung/Verhütung in der Dritten Welt. Bin ich deshalb ein Antichrist?
Und wenn ich so manche demokratische Entscheidung in unserem schönen Land nicht nachvollziehen kann, bin ich noch lange kein Freund diktatorischer Systeme.
Aus dem gleichen Grund gefallen mir auch die sogenannten Vergeltungsschläge Israels nicht, ohne dass ich Antisemit bin.
Das sind zwei verschiedene Paar Schuhe, und ich bin nur bereit, eines zu tragen.

Was ich also sagen möchte: Man neigt in Deutschland dazu, in eine einfache Aussage viel mehr hineinzuinterpretieren als eigentlich gemeint ist. Und durch die öffentliche Diskussion entsteht ein verzerrtes Bild der Wirklichkeit. Nicht derjenige, der die Aussage gemacht hat, schadet damit unserem Ansehen, sondern diejenigen, die aus einem Satz ein Gedankenspiel werden lassen.

Gruß, Mike

 

Klar hätte Möllemann sich etwas zurückhaltender äußern können, aber, ob es nun polemisch war oder nicht, es stimmt! Natürlich ist die israelische Regierung nicht das selbe wie das Hitler-Regime - das ist Unsinn, aber das hat Möllemänneken auch gar nicht gesagt. Er sprach von Nazi-Methoden und das diese israelische Regierung teilweise(!) solche Mittel verwendet dürfte jedem klar sein. Man merkt das auch an kopfgewaschenen Herren wie dem israelischen Botschafter (ich glaube der Mann heißt Stein, bin mir aber nicht sicher) und den beiden Zentralratsvorsitzenden Friedmann und Spiegel, die sich einfach weigern, die Ereignisse in ihrer Heimat zur Kenntnis zu nehmen. Diese Kerle (polemisch: Schweine) ignorieren einfach, was in Israel passiert oder hat einer von euch schon mal eine gescheite Äußerung zum Thema Nahostkonflikt aus dem Munde dieser Herren gehört!? Ich erinnere mich an eine Christiansen-Talkrunde, in der der Herr Botschafter beharrlich zum Thema geschwiegen hat und immer ausgewischen ist. Die anwesenden Politiker haben natürlich politisch korrekt ihre verdammte Schnauze gehalten und der einzige der verzweifelt versucht hat, dem Botschafter eine vernünftige Stellungnahme aus der Nase zu ziehen war Herr Kienzle. Aber leider sind Journalisten heutzutage weniger Kienzle als viel mehr Vollblut-Parteienpolitiker a la Müntefering.

Und da liegt auch schon das Problem: Es gibt leider niemanden, der sachlich diskutiert. Das Gros unserer Politiker ist mMn unglaublich feige, und verwechselt Arschkriecherei mit political correctness. Da bleiben dann halt nur noch Polemiker wie Möllemann - aber das ist mir wesentlich lieber als dieses Arschkriechertum.

 

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