Böse Agatha
(Mehr Glosse als Satire, aber wohnin sonst damit, wenn nicht in die runde grüne Ablage?)
Kennen Sie die bundesdeutsche Antidiskriminierungsbehörde? Nicht? Schade. Die gibt es wirklich, und zwar in Hannover. Sie hat bereits 79 Fälle von Ausländer-Diskriminierung festgestellt und erfolgreich bekämpft. In Zeiten, in denen wir viel von Ausländerfeindlichkeit und Rassismus in Deutschland hören, erscheint die Arbeit dieses Amtes sinnvoll.
Sicherlich kennen Sie Agatha Christie. Wer erinnert sich nicht an die Romane und Filme um Miss Marple oder Hercule Poirot? Was hat nun die Christie mit der Antidiskriminierungsbehörde zu tun, schließlich ist sie doch im Jahre 1976 verstorben und da gab es dieses Amt noch nicht. Gerade sie aber setzte die Ursache für den jüngsten spektakulären Fall des Dr. B., seines Zeichens Leiter und einziger Mitarbeiter, dieser Institution.
Gehen wir in die Vergangenheit, zurück ins Jahr 1939. Obwohl es ein schicksalsträchtiges Jahr ist, wollen wir keine Vergangenheitsbewältigung betreiben. Oder doch?
Auf jeden Fall hat Frau Christie in diesem Jahr ihre hübsche Geschichte „Zehn kleine Negerlein“ verfasst. Zehn Menschen (alle weiß) befinden sich in einem Haus und werden nach und nach dahingerafft, wie es sich für einen ordentlichen Krimi gehört, und wie es analog in dieser uralten kleinen Kindergeschichte mit gleichem Titel passiert.
Unlängst sollte dieser Krimi in der Theaterfassung in Hannover aufgeführt werden. Und siehe da: Es fand sich jemand, der an diesem Titel Anstoß nahm. Er wandte sich an Dr. B. von der oben erwähnten Behörde, und dieser nahm sich flugs der Sache an. Es wurde geklagt, die Erben der Christie lachten - und verloren. Das Stück muss umbenannt werden (Vorschlag von mir: Zehn afro-amerikanische Einwandererkinder).
Glückwunsch, Dr. B. Dieser Erfolg ist beachtlich, wenn man seine Auswirkungen für die Zukunft bedenkt.
Unserer Kinder werden sich umgewöhnen müssen, wenn sie anstatt eines Negerkusses eine schwarzafrikanische Schokoladenwaffel mit Schaumfüllung von ihren Eltern im Supermarkt erbetteln wollen.
„Krieg ich einen Negerkuss?“
„Wie heißt das?“
„Ich will einen scharzafikran..., schokokanischen ääh... Ich will ein Bounty!“
Eine ganze Branche, nämlich die Gastronomie, wird sich in Unkosten stürzen, wenn dieser Erfolg sich herumspricht. Speisekarten müssen neu gedruckt, Kochbücher geändert werden, sollten hier Schnitzel und Soße beschrieben werden, deren Namenszug Angehörige einer mobilen ethnischen Minderheit verunglimpft.
„Was darf ich Ihnen bringen?“
„Ich hätte gern ein Sinti-und-Roma-Schnitzel mit Pommes.“
Das schafft, zur Freude von ver.di und Regierung Arbeitsplätze. Wer weiß, vielleicht war es Absicht von Dr. B. oder ein Auftrag des Kanzlers und seines Krisenmanagements?
Die krasseste Auswirkung wird laut Heinz Rudolf Kunze wohl sein, wenn eines Tages „Der Widerspenstigen Zähmung“ in „Überredung der Frauenbeauftragten“ umbenannt werden sollte. Aber das steht Gott sei Dank noch in den Sternen.
Zur Zeit ist Dr. B. damit beschäftigt die Richtlinien der freien Religionsausübung in Justizvollzugsanstalten für Muslime und Juden auszuarbeiten.
Und da fällt mir ein, dass ich einen Inder kenne, der in einer JVA ganz in der Nähe sitzt und auch noch hinduistischen Glaubens ist. Ich denke, ich rufe Dr. B. gleich mal an. Wir wollen ja nicht, dass der Inder benachteiligt wird und sich dadurch diskriminiert fühlt.