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Banales und Schönes

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14.12.2002
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Banales und Schönes

„Fahren wir nach Amsterdam?“ Manchmal machte sie einen Hüpfer zwischen ihren Schritten, weil sie nicht schnell genug voran kam, oder vielleicht auch, weil sie glücklich war.
Er hätte sie gerne geküsst in diesem Moment, doch er befürchtete, ihre Unbeschwertheit könnte damit verfliegen. Also lachte er gespielt. „Nach Amsterdam?“
„Ah oui“, rief sie, als könnte sie sich nichts Banaleres vorstellen oder als wäre Amsterdam eine Bar um die Ecke.
„Heute noch?“, fragte er ironisch um seiner Rolle treu zu bleiben und die aufkommende Euphorie zu verstecken, die das Gedankenspiel, mit ihr nach Amsterdam zu fahren, auslöste.
„Warum nicht?“, fragte sie fröhlich, blieb abrupt vor ihm stehen und sah ihn unerschrocken an.
Ihr Gesicht war plötzlich nur wenige Zentimeter von ihm entfernt. Die plötzliche Nähe erschreckte ihn.
„Wir bauen da ein Haus und bekommen acht Kinder?“ fragte er nach.
„Nein“, antwortete sie gedehnt und boxte ihm spielerisch in den Bauch. „Wir bleiben da ein paar Tage und fahren dann wieder zurück in unser biederes Leben.“ Sie liefen eine Weile stumm nebeneinander. Er sah die Blätter von Regen getränkt auf dem Boden liegen. Ein paar Mal rutschte sie fast aus, aber er wagte nicht, seinen Arm um sie zu legen. Sie schwankte leicht und auch er schaffte es nicht, geradlinig zu laufen.
Er stellte sich selbst die Frage nach dem Fortgang der Geschichte. In seinem Inneren wurde eine Expertengruppe gegründet, die versuchten eine gute Entscheidung zu treffen. Sie wurden sich einig, dass es sehr einfältig wäre, mit ihr fortzufahren.

Sie verschwand kurz in einem Laden und kam mit einer Flasche Rotwein zurück. Eine ganze Weile sah sie verklärt auf die Flasche. „In Paris trinken die Obdachlosen schlechten Rotwein anstatt Bier“, erklärte sie verträumt. „Vielleicht würden sie sogar Sartre lesen, wenn sie das Geld hätten.“ Sie blies sich eine Locke aus der Stirn und sah zu ihm herauf. „Lass uns den nächsten Obdachlosen, den wir treffen, ein gute Buch schenken. Zusammen mit einer Flasche Rotwein.“ Er musste Lachen, doch es klang rauer als geplant. „Aber zuerst fahren wir fort!“, sagte sie und hüpfte dabei wieder ein Stück.


Er fühlte sich mit einmal schwach, weil er wusste, dass er sie nicht gehen lassen und doch nicht mithalten konnte. Er sah in das von Abenteuer begeisterte Gesicht und wusste, dass er einen Fehler beging. Er wollte ihr Spiel mitspielen.

Sie sprang in irgendeine U-Bahn und er wunderte sich, dass sie noch die Klarheit besaß, in eine Bahn zu steigen, um irgendwo hinzukommen.
Für ihn hatten die alkoholgetränkten Momente etwas zielloses, es zählte, was gerade war . Betrunken konnte man empfinden, ohne dem eine Bedeutung zuzuschreiben. Jegliches Gefühl galt der ganzen Welt.
Der Rotwein hatte ihre Wangen gefärbt und sie lächelte versonnen vor sich hin. Einige Haarsträhnen hatten sich aus ihrem Zopf gelöst und ihre Jacke war halb aufgeknöpft. Vermutlich war es ihr egal.
Gerade dieses Flüchtige an ihrer Erscheinung schien so reizvoll für ihn. Sie war ständig überall. Den Moment genießen. Das Leben spüren. Träumen.
Über ihnen sah er den Mond und bildete sich ein, er würde über ihre Dummheiten den Kopf schütteln und leise seufzen.

„Wäre es nicht schön und auch traurig“, durchbrach sie seine Gedanken mit ihrer sanften Stimme an seinem Ohr, „Wenn alle Menschen eine gute Idee hätten und alle Ideen zusammen ergäben diese einzige, große Wahrheit , die Antwort auf die Frage nach dem Sinn und dem Leben und dem Fühlen, was aber nie geschehen wird, weil in der U-Bahn alle schweigen und ihre Ideen für sich behalten?“
Er schwieg. Sie sah ihn lange an, lachte dann und gab ihm den Rotwein.

Am Flughafen lief sie zielstrebig auf die last-minute Schalter zu. Vielleicht war sie nur seine Phantasie, ein bunter Traum, den er nicht berühren konnte. Er fasste nach ihrem Arm. Ihr spöttischer Blick schien alles zu sagen und er schämte sich dafür, geglaubt zu haben, Amsterdam wäre eine Wendung ihrer Geschichte. Ihre Begegnungen waren bisher nur eine Aneinanderreihung von Abschieden. Jedes Mal, wenn sie sich trafen, fassten sie den festen Entschluss, sich nie wieder zu sehen.. Sie waren fast immer betrunken gewesen, Rotwein als Versuch, die Wahrheit zu erkennen. Caipirinha gegen die Entscheidungslosigkeit ,ob ein Kuss zu weit führen sollte. Whisky-Cola gegen die Nervosität. Absinth gegen die Angst vor dem Abschied.

Sie redete mit dem Mann am Schalter und spielte dabei unaufhörlich mit einer Haarsträhne. Einmal hörte er sie laut lachen, dann sah sie den Verkäufer wieder verträumt an, als hätten sie ein Geheimnis, in das sie ihn gerne eingeweiht hätte.
Er hatte keine Lust, sich an dem Gespräch zu beteiligen und beobachtete sie Szene mit etwas Abstand und einem säuerlichem Geschmack im Mund.
Dann plötzlich war sie wieder genau vor ihm, obwohl er schwören könnte, dass sie vor einer Sekunde noch geredet hatte.
Sie streckte ihm zwei Flugkarten entgegen, als würden sie Flitterwochen machen. „Ich hab sie! Ich hab sie!“ Dabei sprang sie ihn in die Arme. Er konnte Himbeeren riechen.
Er fühlte sich um seine Entscheidungslosigkeit betrogen. Allein konnte er sie nicht fliegen lassen.

„Können wir eigentlisch nischt bestes Kumpel sein, cherie?“, fragte sie mit einem gespieltem Akzent in der Wartehalle. „Isch mag disch wirklisch sehr, mein petit pain au chocolat!“
Er musste lachen, obwohl er sich nicht fröhlich fühlte.
„Ich denke auch an deine Lippen, den Mond und deine Ozeanaugen. Vermutlich nicht die beste Voraussetzung für etwas Freundschaftliches.“ Sein Herz klopfte schneller als erwartet. Sie musste kurz grinsen, dann schürzte sie die Lippen.
„Wieso denn“, fragte sie gedehnt, legte den Kopf schief und sah mit eben diesen Augen, die Alles verhindern sollten gen Decke, wo sie seinen Kopf vermutete. Sie blieb dabei stehen, so dass einige Reisende ihr ausweichen mussten. Er hob dramatisierend die Hände.
„Was bitte“, sagte er laut , „wäre Schönheit ohne Makel, Tag ohne Nacht, Liebe ohne Schmerz, Leben ohne Sterben?“ Ein paar Menschen um sie herum blieben kurz stehen und beobachteten das Schauspiel.
„Jedes was bitte gehört sowieso schon dir“, antwortete sie ebenso theatralisch. Sie sahen sich an und dachten beide an die Erinnerungen, in denen sie lachend und betrunken festgestellt hatten, dass „was bitte“ ziemlich nüchtern klang, auch wenn man es nicht war. Sie hatten ganze Dialoge mit den beiden Worten geführt. Er konnte es nicht aussprechen ohne an sie zu denken.
„Kein Recht ohne Unrecht“, rief er. „kein Sinn ohne Irrsinn!“
„Der Mond seufzt“, sagte sie verklärt und tat so, als würde die auf einen Mond über ihnen zeigen.
Sie sahen sich an und mussten plötzlich laut lachen. Eine Gruppe von Asiaten applaudierten und schossen Fotos.
Sie grinsten immer noch, als ihr Flug aufgerufen wurde.

„In dieser Geschichte wird einer von uns sterben“, murmelte sie in einem plötzlichen Gefühlsumschwang, als sie an einem Mc Donalds vorbei zum Flugzeug gingen. „Wir werden die Dramatik nicht aufrecht erhalten können.“
Er schwieg.
„Stell dir vor, jemand würde unsere Geschichte lesen. Wie banal wäre es, am Ende nur ein Bier zu trinken oder für immer auseinander zu gehen? Wie langweilig wäre ein Happy End! Welchen Sinn hätten diese Szenen, wenn sie keine Bedeutung hätten? Kitschiger Kram.“
„Ein Drama in fünf Akten, nur ohne Handlung“, sagt er.
„Trivialliteratur!“ rief sie verachtend und rümpfte die Nase.
„Aber wenn wir sterben“, merkte er an, „wer schreibt die Geschichte dann auf?“
„Das ist es ja“, rief sie begeistert. „Nur einer stirbt, der andere schreibt in seinem Liebeskummer Literaturgeschichte, ganz wie Goethe!“
„Und wer wird das sein?“, hakte er nach. „Ich mag mein Leben!“
„Greif doch der Handlung nicht vor!“, sagte sie und zwinkerte verschwörerisch, doch er hatte das Begreifen ohnehin längst verlernt.
„Einer von uns wird sterben“, wiederholte sie und sah dabei auf den Boden, sodass er nicht erkennen konnte, ob ihr Blick ironisch oder ernst war.

Er fühlte die Schwäche wiederkehren, die sich in dem Moment der Reiseeuphorie und dem Gefühl der Möglichkeiten versteckt hatte. Er konnte ihr nicht folgen. Er wusste nicht, ob sie eine geniale Rolle spielte oder zum ersten mal sie selbst war.
Er wusste nicht einmal, ob sie glücklich oder unglücklich war.
Mit einem Mal wusste er nichts mehr außer dem beklemmenden, irrealen Gefühl, dass sie Recht hatte.
Im Flugzeug schlief sie ein, den Kopf an seine Schulter gelegt. Der Sandelholzgeruch ihrer Haare erinnerte ihn an seine Zwillingsschwester, mit der er manchmal in einem Bett geschlafen hatte, als sie noch klein waren. In der Sekunde, in der das Flugzeug den festen Boden verließ, verlor er ebenfalls eine gewisse Festigkeit. Plötzlich schien alles möglich, die Welt variabel, die Grenzen zwischen Sein und Nichtsein verschwommen. Vielleicht gab es ein Schicksal oder einen festen Plan für ihn, den er gerade unterbrochen hatte. Vielleicht war er wie der Mann aus dem Film, dem eine ganze Welt vorgegaukelt wird und der es irgendwann schafft an den Rand der Kulissen zu kommen. Bisher hatte er gedacht, das Gefühl von absoluter Freiheit sei etwas Schönes. In diesem Flugzeug jedoch, ohne schützende Hand eines Schicksals, ohne Grenzen des Möglichen, fühlte er sich, als würde er fallen.

Er weckte sie vorsichtig, als sie landeten. Mittlerweile war es Tag geworden. Sie lächelte ihn verschlafen an, was so bezaubernd aussah, dass er kurz die Augen schließen musste um keinen Fehler zu begehen.
Gemeinsam stiegen sie aus und machten ihre ersten Atemzüge an der Luft. Sie waren nicht in Amsterdam. Die Schilder waren auf französisch, aber es spielte keine Rolle für ihn. Es überraschte ihn nicht einmal. Sie fuhren mit einem Bus in die Innenstadt und schwiegen während der Fahrt. Einmal nahm sie seine Hand und schlang ihre Finger um seine, löste sie aber schnell wieder, als hätte sie sich verbrannt.
Er dachte an ein paar vergangene Szenen in diversen Bars und an die plötzliche Kontaktstille, in der er in sein Tagebuch geschrieben hatte, sie würde für ihn ab sofort auf dem Mond leben.
Ein Tag später musste er vermerken, dass es den ganzen Tag Vollmond gewesen sein musste.
Er erinnerte sich an das Strahlen in ihrem Gesicht, als er ihr in einem romantisch verklärten Moment von diesen Tagebucheinträgen erzählte.
Er dachte an das Buch, das sie ihm geliehen hatte, was er nicht lesen konnte, weil er ihr Gesicht immer wieder vor der Schrift auftauchte und er nichts entziffern konnte, als braune Augen und dunkle Locken.

Sie redeten immer noch nicht, als sie durch die französische Altstadt liefen, vorbei an Brasseries und schönen Plätzen. Ab und an seufzte sie leise und ignorierte seine fragenden Blicke.
Irgendwann durchbrach er die Stille, weil er das wortreiche Schweigen nicht mehr ertrug und fragte sie, ob sie etwas essen wolle.
Sie schüttelte den Kopf und sah weiter stur auf ihre Füße. Plötzlich wollte er fort von ihr und in irgendeinem Restaurant etwas vollkommen Banales bestellen und in einem Hotelzimmer schlafen, in dem alles nach Lavendel roch. An einer Brücke legte sie sich über einen Pfeiler und starrte geradeaus. Unter ihnen war das Wasser.
Für einen melancholischen Moment erlaubte er sich das Gedankenspiel, zu springen.


„Kommt ein Pferd in die Bar“, sagte er plötzlich. „Fragt der Barkeeper: „Hey, was machst du so ein langes Gesicht?“
„Was bitte?“, fragte sie. Er öffnete den Mund um den Witz zu wiederholen doch stockte, als er ihren Blick sah.
„Das passt doch gar nicht“, murmelte sie betrübt.
Eine Pause entstand, in der gedacht wurde.
„Wo bleibt denn da die dramatische Poesie?“, fragte sie mit Bitterkeit und Enttäuschung in der Stimme.
„Auf dem Papier, wo sie hingehört“, antwortete er bestimmt und küsste sie.

 

Hallo Fanny!

„Fahren wir nach Amsterdam?“ Manchmal machte sie einen Hüpfer zwischen ihren kleinen Schritten, weil sie nicht schnell genug voran kam oder vielleicht auch, weil sie glücklich war.

Das ist ein sehr schöner Einstieg. Einzig das "kleinen" mag mir nicht gefallen, dafür könnte ich mir ein Komma vor dem "oder" vorstellen.

Er hätte sie gerne geküsst in diesem Moment, doch er befürchtete, ihre Unbeschwertheit könnte durch diese Entscheidung verfliegen.

Durch die Tat, nicht durch die Entscheidung.

nichts banaleres

"Banaleres".

„Heute noch?“ fragte

Komma nach der Rede. Das hast du öfter.

„Heute noch?“ fragte er ironisch um seiner Rolle treu zu bleiben und die aufkommende Euphorie, die das Gedankenspiel mit ihr nach Amsterdam zu fahren auslöste, zu verstecken.

Das ist zu komplex. Hol das "zu verstecken" vor: "um die aufkommende Euphorie zu verstecken, die das ..."

Er stellte sich selber

Sich selbst.

In seinem Innerem

In seinem Inneren.

Expertengruppe gegründet die versuchten

Komma nach "gegründet".

"versuchte".

S-Bahn.„Vielleicht

Leerzeichen.

Sie war einzigartig in ihrer Art.

Punkt nach "einzigartig". :)

geglaubt zu haben Amsterdam

Komma nach "haben".

murmelte sie als sie

Komma nach "sie".

erhalten können.

Da fehlen ".

„Kein Sinn ohne Irrsinn“, hörte sie ihn flüstern

Das ist blöd, so die Perspektive zu wechseln. Überleg dir was Schöneres.

„Was bitte wäre Schönheit oder Makel Tag ohne Nacht, Leben ohne Sterben?“

Bist du dir bei dem "oder" sicher? Komma nach "Makel".

das begreifen

Groß.

Der Tod ist das einzige, das

Groß.

endgültiges Ende

Da ist zuviel am Ende.

sie sprach blieb

Komma nach "sprach".

die sich in den Moment

"dem".

selbst war..

Punkt weg.

dem beklemmendem, irrealem Gefühl

Zweimal ein "n", bitte. Außer "bei deM ersteN Wort."

geschlafen hatte als sie

Komma nach "hatte".

Die Sekunde, in der das Flugzeug den festen Boden verließ, verlor er ebenfalls eine gewisse Festigkeit.

"In der Sekunde".

hatte er gedacht das

Komma nach "gedacht".

etwas schönes

Groß.

des Möglichen fühlte

Komma nach "Möglichen".

an was so bezaubernd

Komma nach "an".

entziffern konnte als braune

Komma nach "konnte".

vollkommen banales bestellen

Groß.

Eine Träne lief ihr Wange herunter.

"ihr die", oder "ihre".

er, als vernünftiger Mensch in

Komma nach "Mensch".

aufrecht erhalten

Aufrechterhalten.

heroischem gesicht

Groß.

Sebastian was zu

Komma nach "Sebastian".

Sebastian unterdrückte den Impuls ihre Wangen zu berühren nicht

Da musst du früher im Satz sagen, dass er das nicht tut.

sie sind wenn sie

Komma nach "sind".

Krankheit was aus

Komma nach "Krankheit". Dann: "die aus". Und so weiter.

Menschen die ihrem

Komma nach "Menschen".

nachgehen, Kinder die spielen

Komma nach "Kinder".

etwas wie dem perfekten

"den".

Weil dein Leben nicht so gestrickt ist, als das jemand hinein passen würde außer du selbst und deine Ideen, wie die Welt sein sollte.

Einfacher ausdrücken. Wenn du es so haben willst, "als dass".

fünf mal

Groß.

aufgebauschte Luft., Ein Drama

Na entweder ein Punkt, oder ein Komma.

Mund, sah ihn tief in

Ihm.

die Augen als

Komma nach "Augen".

So! Das ist, glaube ich, die längste Liste, die ich je geschrieben habe. Und ich hab das nur gemacht, weil ich die Geschichte ansonsten nämlich nicht schlecht fand. Die Stimmungen gefallen mir, ebenso die Charaktere, die mit viel Liebe zum Detail gezeichnet sind.

Führe die Namen früher ein, oder lasse sie komplett weg. Aber erst so gegen Ende ist zu spät.

Das Ende selbst ist zu platt, er tut, als wäre nichts. Wenn bei ihm nichts nachwirkt, dann tut es das bei mir auch nicht.

Schöne Grüße,

yours

 

Salve Fanny,

mir hat die Geschichte ausnehmend gefallen, und im Gegensatz zu yours stört mich auch das Ende nicht.

Einziges Stolperchen: das Mädchen reflektiert sich selbst zu sehr. Sie spricht oft aus, was ein Psychologe über diese Dramaqueen sagen würde, ich mach mal ein paar Beispiele:

„Wir werden die Dramatik nicht aufrecht erhalten können. (...) „Was bitte wäre Schönheit oder Makel Tag ohne Nacht, Leben ohne Sterben?“ hauchte sie und zwinkerte verschwörerisch, doch er hatte das begreifen ohnehin schon längst verlernt.
Der Tod ist das einzige, das Liebe unsterblich macht. Was wäre die Liebe von Romeo und Julia, Werther und all den Anderen ohne den endgültigen Abschied? Was wäre unsere Geschichte ohne ein endgültiges Ende? Sie wäre nichts wert, aufgebauschte Dramatik um Nichts. Einer von uns wird sterben.“ (...) „Vielleicht wäre es der perfekte Moment gewesen, aber du hast es geschafft ihn zu zerstören. Du hast keinen Sinn für die Schönheit des dramatischen Moments!“ (...)

Verstehst Du, was ich meine? sie redet so analysierend, distaziert, wie Sebastian denkt. Von einer Dramaqueen würde ich eher erwarten, dass sie voll in ihren emotionen aufeht, ohne diese benennen zu können.

aber wie gesagt, das war das einzige Stolperchen :).

Liebe Grüße vom
Pardus

 

Hallo Fanny,

gerade beim nochmal nachlesen sehe ich, dass yours sich auch sehr um Details bemüht hat, das habe ich nicht registriert, sorry. Von daher gibt es jetzt sicher Überschneidungen.

Deine Kommasetzung ist eine Katastrophe. Da musst du vor deiner nächsten Geschichte unbedingt dran arbeiten.

Was ich nicht verstanden habe, war, dass Anna und Sebastian mit Namen erst ab dem zweiten Drittel eingesetzt wurden. Das gefällt mir nicht bei dieser Geschichte. Anna konnte man sowieso nichts recht machen, eigentlich war es eine launische Kuh - für mich total unsymphatisch. Deswegen ist ganz gut, dass Sebastian die Kurve bekommen hat.

Liebe Grüße
bernadette


„Ah Oui“, rief sie, als könnte sie sich nichts banaleres vorstellen oder als wäre Amsterdam eine Bar um die Ecke.
Das oui sollte klein sein, dafür Banaleres groß

„Heute noch?“ fragte er ironisch um seiner Rolle treu zu bleiben und die aufkommende Euphorie, die das Gedankenspiel mit ihr nach Amsterdam zu fahren auslöste, zu verstecken.

„Heute noch?“ fragte er ironisch, um seiner Rolle treu zu bleiben und die aufkommende Euphorie, die das Gedankenspiel, mit ihr nach Amsterdam zu fahren, auslöste, zu verstecken.

Na, da sind eindeutig zuviel Verben drin. Das wird zu verwurstelt. Etwas besser wäre, den Satz umzustellen:

„Heute noch?“ fragte er ironisch, um seiner Rolle treu zu bleiben und die aufkommende Euphorie zu verstecken, die das Gedankenspiel, mit ihr nach Amsterdam zu fahren, auslöste.


„Nein“, antwortete sie gedehnt und boxte ihm spielerisch in den Bauch. „Wir bleiben da ein paar Tage und fahren dann wieder zurück in unser biederes Leben“
Leben."


Ein paar mal rutschte sie fast aus, aber er wagte nicht seinen Arm um sie zu legen.
Mal / wagte nicht, seinen

Er stellte sich selber die Frage nach dem Fortgang der Geschichte. In seinem Innerem wurde eine Expertengruppe gegründet die versuchten eine gute Entscheidung zu treffen. Sie wurden sich einig, dass es sehr einfältig wäre mit ihr fortzufahren.

gegründet, die versuchte [die Gruppe!], eine gute / einfältig wäre, mit ihr
Ihr Fähigkeit scheinbar gleichzeitig an unzähligen Orten zu sein und unzählige Menschen gleichzeitig darzustellen faszinierte ihn und machte ihm Angst.
Fähigkeit, scheinbar / darzustellen, faszinierte

Unzählige Menschen gleichzeitig darzustellen
Ich glaube, du meinst das anders, als du es hier so beschreibst. So, wie es hier steht, macht es nicht viel Sinn. Oder wechselt sie dauernd wie ein Komödiant von einer Rolle zur anderen?

„Vielleicht kriegen wir einen billigen Nachtflug“
Nachtflug."

Sie war einzigartig in ihrer Art.
Wortwiederholung

Am Flughafen lief sie zielstrebig auf die last-minute Schalter zu.
Im Deutschen mit Bindestrich, im Englischen ohne: last minute


Ihr spöttischer Blick schien alles zu sagen und er schämte sich dafür, geglaubt zu haben Amsterdam wäre eine Entscheidung.

zu haben, Amsterdam

Ich verstehe nicht, wieso sie plötzlich spöttisch blickt.

Sie waren fast immer betrunken gewesen, Rotwein als Versuch die Wahrheit zu erkennen.
Versuch, die
Caipirinha gegen die Entscheidungslosigkeit ob ein Kuss zu weit führen sollte.
Entscheidungslosigkeit, ob ein Kuss
Er hatte keine Lust sich an dem Gespräch zu beteiligen und beobachtete sie Szene mit etwas Abstand und einem säuerlichem Geschmack im Mund.
Lust, sich

Sie streckte ihm zwei Flugkarten entgegen als würden sie Flitterwochen machen. „Ich hab sie! Ich hab sie!“ Dabei sprang sie ihn in die Arme. Er konnte Himbeeren riechen.

entgegen, als

„In dieser Geschichte wird einer von uns sterben“, murmelte sie als sie an einem Mc Donalds vorbei zum Flugzeug gingen. „Wir werden die Dramatik nicht aufrecht erhalten können.
murmelte sie, als / können."

Während sie sprach blieb sie kein einziges Mal stehen.
sprach, blieb


Er wusste nicht, ob sie eine geniale Rolle spielte oder zum ersten mal sie selbst war..
Ein Punkt zuviel.

Mit einem Mal wusste er nichts mehr außer dem beklemmendem, irrealem Gefühl dass sie Recht hatte.
Gefühl, dass

Der Sandelholzgeruch ihrer Haare erinnerte ihn an seine Zwillingsschwester, mit der er manchmal in einem Bett geschlafen hatte als sie noch klein waren.
hatte, als

Die Sekunde, in der das Flugzeug den festen Boden verließ, verlor er ebenfalls eine gewisse Festigkeit.
In der Sekunde, in
Plötzlich schien alles möglich, die Welt variabel, die Grenzen zwischen sein und nicht sein verschwommen
.
Sein und Nichtsein

Vielleicht gab es ein Schicksal oder einen festen Plan für ihn den er gerade unterbrochen hatte.
ihn, den

Bisher hatte er gedacht das Gefühl von absoluter Freiheit sei etwas schönes.
gedacht, das / Schönes


Er weckte sie vorsichtig als sie landeten.
vorsichtig, als
Sie lächelte ihn verschlafen an was so bezaubernd aussah, dass er kurz die Augen schließen musste um keinen Fehler zu begehen.
an, was ... mustte, um

Er dachte an ein paar vergangene Szenen in diversen Bars und an die plötzliche Kontaktstille, in der er in sein Tagebuch geschrieben hatte, sie würde für ihn ab sofort auf dem Mond leben um am nächsten Tag anzumerken, es müsste den ganzen Tag Vollmond gewesen sein.
Dieser Satz ist so nicht haltbar. Mach auf jeden Fall zwei draus und formuliere um.


Sie schüttelte den Kopf und sah weiter stur auf ihre Füße. Plötzlich wollte er fort von ihr und in irgendeinem Restaurant etwas vollkommen banales bestellen.
Warum Banales bestellen? Wieso nicht einfach oder irgend etwas?
Eine Träne lief ihr Wange herunter. „Vielleicht wäre es der perfekte Moment gewesen, aber du hast es geschafft ihn zu zerstören.

geschafft, ihn

Er schloss kurz die Augen um den Schmerz zu vergessen.
Augen, um
„Sonst können wir diese Dramatik nicht aufrecht erhalten“
erhalten."

Für einen melancholischen Moment erlaubte er sich das Gedankenspiel zu springen.
Gedankenspiel, zu

Ein dicker Junge biss in eine Chilischote und kämpfte mit heroischem gesicht gegen die Tränen.
Gesicht - das sieht der Prot von der anderen Uferseite aus? Verwunderlich.

Er bat sie zurückzukommen und zu reden.
bat sie, zurückzukommen
Sebastian unterdrückte den Impuls ihre Wangen zu berühren nicht und sah Anna ohne Scheu in die Augen.
Impuls, ihre Wangen zu berühren, nicht

Wieso jetzt erst die Namen?


„Siehst du die Menschen?“ fragte er. „Siehst du wie glücklich sie sind wenn sie rennen und lachen und nichts sie besorgt?“

sind, wenn sie
Annas Blicke waren schwer zu deuten. „Das ist so banal.“ flüsterte sie unberührt.
banal", flüsterte
Wir haben uns jetzt fünf mal gesehen und tatsächlich war da nie etwas anderes als aufgebauschte Luft., Ein Drama in fünf Akten aber ohne Handlung.“
Luft. Ein ... / Akten, aber


Nach einer Weile küsste sie ihn kurz auf dem Mund, sah ihn tief in die Augen als müsste sie sich mit einem Blick für alles entschuldigen und verschwand.
ihm

 

Hej Fanny,

ich würde die Geschichte sehr gerne noch einmal ohne die vielen Fehler lesen. :)

Was ich nicht so gelungen fand und stellenweise auch nicht verstanden habe, war die häufige Verwendung des Wortes "Entscheidung" in Variationen,

"durch diese Entscheidung" - in Bezug auf einen Kuss klingt das merkwürdig
"eine gute Entscheidung" - was wäre in dem Fall die Schlechte?
"Amsterdam wäre eine Entscheidung" wofür, wogegen?
"Entscheidungslosigkeit" - wie wäre es mit Ratlosigkeit?
"seine Entscheidungsunfähigkeit" :bonk: - Du meinst wirklich UNfähigkeit? Wie wäre Unentschlossenheit?
dem Wunsch nach einer eindeutigen Entscheidung[/QUOTE] - die Stelle finde ich jetzt nicht mehr.
Ich entscheide mich fürs Bett.

Gute Nacht
Ane

 

Wow, da ist die Klippe zwischen lobenden und kritisierenden Kommentaren ber ziemlich groß!
Vielen Dank für das Beschäftigen mit dem Text!

@ yours und bernadette: danke für die rechtschreibkontrolle, meine kommasetzung wird immer schlimmer, ich weiß..

Das Ende finde ich selber noch etwas platt, das mit den Namen sollte den Effekt haben, dass im ersten teil der geschichte die dramatik im vordergrund steht und die personen an sich keine rolle spielen. Sebastian durchschaut das und von dem Punkt an werden sie authentisch und die Namen tauchen auf.
Vielleicht war das zu undeutlich.

Also vielen Dank an alle und liebe Grüße! Werde die geschichte gleich überarbeiten!
Fanny

 

ps: die entscheidungssymbolik war schon geplant. Das größte Problem der beiden ist es ja gerade, sich nicht zu entscheiden und sämtliche Gefühle im luftleeren Raum zu lassen. Dramatik vs. Authenzität sozusagen. Eine Entscheidung wäre ehrlich und würde die Dramatik zerstören. (zumindest aus Annas Sicht)

 

Hallo Fanny!

Kommasetzung ist nicht so schwer. Es ist eben Arbeit, sich einmal damit zu beschäftigen und die Regeln zu lernen. Im Korrekturcenter hier gibts die Regeln ja, und - ganz interessant - sogar auf Wikipedia. Mit Beispielen. Einfach nach "Kommaregeln" bei Google suchen, der erste Link sollte es sein.

Zu den Namen nochmal. Das Konzept geht nicht auf, Personen spielen immer eine Rolle. Als Leser denkt man sich, falls es klappt, in die erzählende Person hinein, und damit wird diese Person für den Leser wichtig. Daher: Entweder keine Namen, oder gleich am Anfang.

Das Ende fand ich nur deshalb platt, weil es so unlustig daherkam. Da passiert nichts. Ich hätte ja nicht gern etwas Emomäßiges gelesen, einer stirbt wirklich, oder so. Aber irgendetwas sollte passieren, und zwar ein wenig mehr, als den Menschen da einfach nur sein Bier genießen zu lassen.

Schöne Grüße,

yours

 

Also meine Lieben, ich habe alles umgeschrieben, den romantisch-verklärten Momenten ein Augenzwinkern verpasst, das Ende verbessert und die fehler korrigiert. kann man das in diesem veröffentlichtem Text auch noch machen? ansonsten dankeschön für die Unterstützung! ; -)
fanny

 
Zuletzt bearbeitet:

:eek: - Fanny, du bist seit Jahren hier, hast über zwanzig Geschichten geschrieben und bisher nicht gemerkt, dass man die Originale eigentlich verbessern sollte? Ist dir nie aufgefallen, dass andere User ihre Geschichten verbessern?

Nichts desto trotz eine Antwort auf deine Frage:

kann man das in diesem veröffentlichtem Text auch noch machen?
Das ist deine Pflicht! Natürlich, sonst macht das alles ja gar keinen Sinn. Unter dem Text gibt es den Bearbeiten-Button. Du kannst ja die erste Fassung dann einfach ganz rauslöschen und deine Neubearbeitung komplett reinkopieren.

 

So, jetzt steht der neue text eine ganze weile online und ohne unverschwämt wirken zu wollen, würde mich schon interessieren, ob ihr das neue Ende besser findet!

schöne weihnachtstage!
Fanny

 

Hallo Fanny,

Isch mag disch wirklisch sehr, mein petit pain au chocolat!“
grinsen, dann schürzte sie denn Lippen.
Wie langweilig wäre ein Happy End.!
Gemeinsam stiegen sie aus und machten ihre ersten Atemzüge an der Luft. Sie waren nicht in Amsterdam. Die Schilder waren auf französisch, aber es spielte keine Rolle für ihn
.

Das kommt mit ziemlich unwahrscheinlich vor, dass er nicht weiß in welcher Stadt er ist. Als Leser komme ich mir auch blöd vor. Paris erkent man ja wohl auf Anhieb, aber vielleicht sind sie auch in Brüssel?

Ich kann in diese Geschichte eintauchen, wie in einem Bad. Sie ist emotional berührend und aber auch "künstlich emotional". Den Schluss finde ich "wie angeklebt" und ich verstehe nicht, was dadurch mir erzählt werden soll.

Gerne gelesen

GD

 

hey goldene Dame!
habe die letzten fehler abgeschliffen, danke für den Hinweis!
"Ich kann in diese Geschichte eintauchen, wie in einem Bad." finde ich wirkliuch schön. Was will man mehr mit einer romantischen Geschichte?
die "künstliche Emotionalität" ist teilweise beabsichtigt. Sie müssen schauspielern, sonst nimmt mir das niemand ab.
Und mit dem Ende... ja, das Ende ist der wunde Punkt. In der ersten Version hält er ihr eine Rede über ihr theatralisches Leben und die Schönheit der Banalität und geht dann einfach.
Fast schon symbolisch, dass das Ende nicht funktioniert, wo doch so viel Wahrheit im text steckt.
Fanny

 

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