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Benjamin und die Fremde

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04.12.2001
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Benjamin und die Fremde

Ich ging lustlos durch die Stadt. Musste Weihnachtseinkäufe erledigen. Ich hasse dieses ständige Gedränge und Geschupse in den Läden! Jedes Jahr das selbe. Ich wollte, wie immer, meine Einkäufe im November erledigen aber das hatte mal wieder nicht geklappt. Im Gegensatz zum Jahr davor war ich aber verdammt früh dran! Damals war ich erst am 23. losgezogen. Es war grauenhaft! Alle rannten panikartig herum und griffen sich alles, was nicht niet- und nagelfest war. Dazu gehörte auch meine Brieftasche, die, in der ach so gütigen Weihnachtszeit, genau unter meiner Nase geklaut wurde! Ich bin mir auch noch verdammt schlau vorgekommen, weil ich sie, im Gegensatz zu sonst, in meine obere Jackentasche gesteckt hatte! Ich war mir sicher, dass sie in der Hosentasche schlecht aufgehoben wäre. Na ja, weiter im Text.
Ich ging also lustlos durch die Stadt und wich genervt, drängelnden Passanten aus. Ich lief von einem Geschäft zum nächsten, aber ich fand nichts Lohnendes. Ich ließ meinen Blick über die Einkaufspassage schweifen und da traf es mich wie ein Schlag! Von weitem sah ich ein Mädchen, mit schönem braunen Haar! Sie trug einen langen schwarzen Ledermantel. Ich konnte sie leider nur von hinten betrachten aber ich wollte mehr sehen! Mein Herz sprang in die Höhe und ich beschloss ihr zu folgen. Ich blieb ein Stück hinter ihr, so dass ich immer noch ihr schönes braunes Haar sah.
Lange Zeit folgte ich ihr. Schon lange hatte ich den Teil der Stadt verlassen, den ich kannte. Ich jagte nun schon eine Viertelstunde hinter ihr her und kam mir langsam verdammt blöd vor! Ich bereute es richtig, weil ich vollkommen die Orientierung verloren hatte. Wir kamen an eine Ampel und sie blieb stehen. Ich nahm mir vor sie nun endlich anzusprechen, denn sonst könnte die Verfolgung noch ewig dauern. Zögernd pirschte ich mich an. Mein Herz pochte wie wild und eine zärtliche weiche Musik erklang leise in meinen Ohren. Ich streckte die Hand nach ihr aus. Ich berührte ihre Schulter. Ich war so nervös! Zig Gedanken schossen mir durch den Kopf. Was soll ich bloß sagen? Komm ja nicht dämlich rüber! Du musst cool wirken! Genau! Ich bin ja so cool! Cool! Ja, du haust sie mit einer super Anmache aus den Socken!
Ich befeuchtete meine Lippen und sagte: "Hi!" Mein Inneres schrie auf und fasste sich an die Stirn! Es brummte und schimpfte mich einen Idioten. Es hatte recht! Ich wurde etwas rosig. Sie drehte sich zu mir um. Es schien eine Ewigkeit zu dauern. Meine Pumpe setzte für einen Augenblick aus. Ihr wunderschönes Haar wehte zu Seite. Die sanfte Musik wurde lauter. Ich würde endlich ihr Gesicht von ganz Nahem sehen! Sie war gewiss bildschön! Sie war.. EIN KERL?!
Er hatte einen Vollbart, lauter Piercings und Tätowierungen im Gesicht. Die zarte Musik verwandelte sich in Heavy Metal. Er schaute mich fragend an. Ich war nicht mehr rosig. Ich war rot, wie eine Verkehrsampel! Ich rang nach Worten und schließlich stotterte ich: "D.. der Weg.. zum.. zum.. Bahnhof?" Er grinste breit und antwortete: "Bist wohl nicht von hier? Du gehst die Straße zurück, bis zur Post, biegst dann links ab, gehst bis zur Reiterstatue und gehst dann nach rechts. Schon bist du da!" Ich nickte leicht und murmelte: "Ja.. äh.. danke." Der Typ grinste wieder und wünschte mir noch einen schönen Tag. Schöner Tag! Ein Scheißtag trifft es eher!
Mit gesenktem Kopf, hochgezogenem Kragen und nach vorn gebeugten Schultern, schlurfte ich, der Wegbeschreibung folgend, zum Bahnhof. Ich bildete mir ein, dass man mir meine peinliche Verwechslung ansehen konnte. Ich schämte mich in Grund und Boden. Ich hatte keinen Bock mehr aufs Einkaufen. Noch weniger als vorher! Ich ging auf den Bahnsteig, stempelte dort meine Fahrkarte, setzte mich in den Zug und fuhr Heim. Ich nahm mir fest vor, nächstes Mal besser hinzuschauen!

[Beitrag editiert von: Kemei am 13.12.2001 um 15:12]

 

Morgen Kemei,

Ich wahrte immer einen Sicherheitsabstand, so dass ich immer noch ihr schönes braunes Haar sah.
In der Regel wahrt man einen Sicherheitsabstand, um ungesehen bzw. unerkannt zu bleiben.
Was du meintest, war wohl sicherlich einen konstanten bzw. nicht allzu großen Abstand beizubehalten, so dass du ihr schönes braunes Haar sehen konntest. ;)

Ich stempelte meine Fahrkarte, setzte mich in den Zug und fuhr Heim.
Dass Fahrkarten im Öffentlichen Nahverkehr (Busse, Straßenbahnen) von den Fahrgästen selbst entwertet werden können, ist ja nichts Unbekanntes, aber im Zug? :confused:

Trotz mancher Unstimmigkeiten an ein paar Stellen doch ziemlich amüsant.
Auf offener Straße fasse ich wildfremden Menschen auch oftmals an die Schulter, die sich jedoch wesentlich unfreundlicher stellen als der Vollbärtige... :aua:


Hendek

 

@Hendek:

Danke für deine Kritik! :)

Hast recht! Das mit dem Sicherheitsabstand hörte sich wirklich blöd an. :lol:
So nach: "Ich wahrte einen Sicherheitsabstand, um nicht von ihr gebissen zu werden!" Oder so. Jedenfalls nix positives!

Trotz mancher Unstimmigkeiten an ein paar Stellen doch ziemlich amüsant.
Welche Unstimmigkeiten genau? Freut mich, dass sie ein bisschen zum schmunzeln ist. :D

die sich jedoch wesentlich unfreundlicher stellen als der Vollbärtige...
Ja, das kenn ich...aber genau deswegen ist der Bärtige so nett.
Allen Vorurteilen zum Trotz! :)

 

Das waren eigentlich schon im großen und ganzen die Unstimmigkeiten, die ich bereits aufgezählt habe.
Für eine tiefere Analyse müßte ich die Geschichte im nüchternen bzw. ausgeschlafenen Zustand erneut begutachten. :dozey:

Aber soweit geht die Geschichte ja in Ordnung. ;)

Hendek

 

@Hendek:

Oh, nicht im Vollbesitz deiner geistigen Kräfte? :eek:
Verdammt...vermutlich hast du dir die witzigen Stellen eingebildet... :( :)
Aber ich habe immer noch die kleine Hoffnung in mir, dass die Geschichte doch gefällt.
Oh bitte, oh bitte, oh bitte mit ganz viel Zucker oben drauf! :D

 

Boah! In welcher Stadt lebst du? Man geht auf das Gleis, um die Fahrkarte zu entwerten? Gefährliche Sache, das... jahaa!

Ansonsten ganz ordentliche und amüsante Geschichte. Immer diese Kerle mit den langen Haaren... furchtbar, was? ;)

Was stört ist diese typische Weihnachtszeitendstimmung: Alle Geschäfte brechend voll, jeder greift sich was x-beliebiges, blabla... Argh! Hier werden Klischees bemüht!

 

@Poncher:

Danke für deine Kritik!

Boah! In welcher Stadt lebst du? Man geht auf das Gleis, um die Fahrkarte zu entwerten? Gefährliche Sache, das... jahaa!
:eek: :D Stimmt! Das wär wirklich ein bissl lebensmüde!

Immer diese Kerle mit den langen Haaren... furchtbar, was?
Genau! Hier muss irgendwo ein Nest sein! :lol:

typische Weihnachtszeitendstimmung
Es ist ein abgedroschenes Thema, ich weiß aber es geht mir jedes Jahr so.
Was mich allerdings trotzdem nicht davon abhält, am 23. loszuziehen! Verdammt! Ich bin so ne Trödeltrude! ;)

P.S.:Juhu! Die Geschichte ist doch ein wenig zum schmunzeln!

[Beitrag editiert von: Kemei am 13.12.2001 um 17:46]

 

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