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Bertram und sein Apfelkuchen

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16.03.2008
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Bertram und sein Apfelkuchen

Bertram und sein Apfelkuchen

Wenn Bertram gewusst hätte, dass Simone sich als Engel verkleidet, hätte er sich wohl nicht dazu überreden lassen als Obdachloser zu gehen. Als er in die Turnhalle eintrat, dämmerte ihm, dass das alles hier falsch war. Er hätte lieber zu hause bleiben sollen und sich auf Arte die Dokumentation „Wie aus Pflanzen Blumen wurden“ angucken sollen.
Er ging zur Kuchentheke und übergab der Studentin, die für den Kuchenverkauf zuständig war, seinen selbst gebackenen Kuchen. Er hatte einen Käsekuchen gemacht, obwohl ja eigentlich der Apfelkuchen seine Spezialität war. Aber mit dem Apfelkuchenmachen war´s ein für alle mal vorbei. Den würde er nie mehr machen. Niemals wieder.
Dann holte er sich ein Bier und ging zu Jürgen, der in der großen Halle an der Wand lehnte und der mindestens genau so zerknirscht war wie er, weil alle dachten er sei Gimli aus der „Herr der Ringe“ und nicht der russische Geistheiler Rasputin. Es war gemein von den Anderen. Jürgen hatte etliche Wochen damit zugebracht sich sein Kostüm zurechtzuschneidern und war extra in einen nahe gelegenen Pferdehof gefahren, um sich Pferdehaar für seinen Bart zu holen. Jetzt raunte er Bertram immer mal wieder abfällige Kommentare über die Verkleidungen der Anderen zu. Bertram nickte jedes Mal übertrieben. Sie waren beide neidisch auf die Engel und Krankenschwestern, Cowboys und Polizisten, die sich dort in stiller Zufriedenheit tummelten. „Wenn wenigstens meine Zähne nicht schwarz wären“, dachte Bertram. Er hätte nicht seinem Mitbewohner Wladi, sondern irgendjemanden anders damit beauftragen sollen, seine Zähne anzumalen. Bertram hatte im ausdrücklich klar gemacht, dass er Einen, höchstens zwei Zähne im hinteren Bereich des Rachens schminken dürfe, Wladi hatte aber genau das Gegenteil verstanden und alle Zähne bis auf den linken Schneidezahn schwarz angemalt. Jetzt sah sein Mundwerk furchterregend aus und selbst Jürgen musste ab und zu grinsen, wenn er etwas zu ihm sagte.
Jürgen reichte es aber bald. Als wieder einer der Partygäste, diesmal war es eine dickliche Blonde in einem Schweinchenkostüm, an seinem Bart zog und dabei fragte „ist der echt?“, schrie er „Nein!“, zurück, rief Bertram aufgebracht zu :„Es tut mir Leid Bertram, aber ich kann mit dieser Spaßkultur nichts anfangen!“, und drängelte sich durch die Menge Richtung Ausgang.
Unter normalen Umständen wäre Bertram spätestens jetzt ganz bestimmt ebenfalls nach hause gegangen, aber es war die vorletzte Möglichkeit Simone zur Rede zu stellen bevor sie in Schwangerschaftsurlaub ging. Übermorgen war sie zwar noch mal im Fakultätsgebäude, aber dort traf man sich nicht zwangsläufig. Die letzten zwei Wochen hatte Bertram sie z.B. gar nicht zu Gesicht bekommen, nicht auf dem Weg zur Toilette, nicht bei dem Kaffeeautomaten und auch nicht im Sekretariat, aber das lag daran, dass sie ihm aus dem Weg ging. Davon war er fest überzeugt.
Er setzte die Bierflasche an die Lippen und stellte fest, dass sie leer war. Es war also wieder an der Zeit sich ein neues Bier zu holen.
Kurz bevor er die Bar erreicht hatte, legte der DJ: „das ist Wahnsinn, warum schickst du mich in die Hölle“ auf, was alle um Bertram herum dazu veranlasste die Arme in die Luft zu reißen, sich gegenseitig anzusehen und „Hölle, Hölle, Hölle“ zu brüllen. Er nutzte die Gelegenheit und rannte die letzten Meter geduckt unter den Armen durch zur Bar und schaffte es gerade so an die Theke bevor wieder Chaos ausbrach, weil alle „Fühle, Fühle, Fühle“ brüllten. Bei Bierbestellungen freute er sich heute ausnahmsweise über die laute Musik, weil die Bestellung dann nur per Zeichensprache möglich war. Wie vorhin reichte er der Studentin hinter der Bar stumm sein leeres Bier und streckte bedeutungsvoll den Zeigefinger in die Luft.

Er hatte kaum sein Bier in Empfang genommen, als er von einem als Eishase verkleideten Naseweiß angeblöckt wurde, dass er bitte Platz machen solle, wenn er bereits sein Bier hätte. Bertram bedachte den Hasen mit einem eisigen Blick und schrie ihm zu, dass sie sich früher auch geduldet hätten. Aber anstatt sich zu schämen, lächelte der Hase und schrie zurück, dass seine Fresse echt klasse aussehe!
„Es reicht langsam!“, dachte sich Bertram und beschloss ein bisschen frische Luft zu schnappen.
Er drängelte sich durch die Turnhallengänge zum Ausgang und trat nach draußen. Die kalte Nachtluft tat gut. Aber schon nach wenigen Schritten Richtung Fahrradständer, erstarrte er augenblicklich, weil er hinter sich Simones Gekicher gehört hatte.
Er warf einen Blick über die Schulter und sah wie sie sich mit dem Türsteher unterhielt, der auf einem Barhocker neben dem Ausgang saß
Eine günstigere Gelegenheit sie zu Rede zu stellen würde wohl nicht mehr kommen. Jetzt galt es eine beleidigte Miene aufzusetzen, was sich als gar nicht so einfach erwies, weil er nicht wusste, wie er aussah, wenn er beleidigt war. Er war sich sicher, dass man die Mundwinkel nach unten zog. Aber er stellte entsetzt fest, dass er das gar nicht konnte. Immer, wenn er es versuchte ohne dabei die Lippen zu bewegen, wanderten beide Mundwinkel unwillkürlich nach oben. Entnervt dachte er „dann halt nicht!“ und versuchte so zu grinsen, dass es hämisch aussah, aber kurz bevor er sich umwendete, kam ihm der Gedanke, dass er ja beleidigt aussehen wollte und nicht boshaft. Er fasste schließlich den Entschluss die Unterlippe über die Oberlippe zu schieben und – sobald er vor Simone stehen würde - die Arme vor der Brust zu verschränken. „Natürlich handelt es sich um einen Notfallplan“, dachte er noch beim Umdrehen „aber Planung erforderte eine Vielzahl von Einzelinformationen, die ich nicht habe.“
Er stellte sich vor Simone auf und verschränkte die Arme. Simone und der Türsteher hielten in ihrem Gespräch inne und schauten beide gleichzeitig auf. Es entstand eine kurze Stille in der keiner etwas sagte und Bertrams Blick unruhig zwischen den Beiden hin und her huschte. Bertram wusste, dass er in ihr Gespräch geplatzt war und es deshalb an ihm lag, das erste Wort an sie zu richten. Er hatte aber keinen blassen Schimmer, was er jetzt sagen könnte und unter Druck war ein ordentliches Nachdenken schon mal überhaupt nicht möglich. Schließlich fragte er: „Na, was macht ihr so?“, aber ärgerte sich schon beim Sprechen über diese entsetzlich dämliche Frage.
Über Simones Gesicht huschte ein Lächeln, das zweifelsohne auf seine schwarz bemalten Zähne zurückzuführen war.
Sie sagte: „Bertram, schön dich zu sehen!“ Aber eine Entschuldigung folgte nicht. Er verharrte noch einige Sekunden, um vollkommen sicher zu gehen, aber es kam nichts mehr.
„Wenn das so ist, dann werde ich mal wieder einen Kuchen machen!“, tönte er und war sich sicher, dass sie nun verstand und sich endlich bei ihm entschuldigte, aber sie schien es wirklich nicht zu schnallen. Ja war denn das die Möglichkeit. Bertram war fassungslos.
„einen A-p-f-elkuchen!“, schrie er. Seine Oberlippe begann zu zittern.
Schließlich kapierte sie und fragte:„Bist du noch sauer wegen dem Gartenfest vor zwei Wochen?“
„Selbstredend!“, brüllte Bertram zurück.
„Aber ich habe doch gar nichts gegen deinen Kuchen gesagt!“, sagte sie „ich hatte gesagt, dass mir der Teig von meinem letzten Apfelkuchen übergelaufen ist, weil die Kastenform zu klein war. Aber es galt doch nicht deinem Kuchen!“
Bertram starrte Simone ungläubig an. Er dachte kurz an seine Literaturrecherche. Wie viele Rezepte er sich heraus gesucht hatte und dann, gemeinsam mit seiner Mutter, wieder aussortiert hatte. Schließlich hatte er sich für den gescheckten Apfelkuchen aus Pfaffenhoffen entschieden, weil da nicht so viel Zucker rein sollte und außerdem Zimt dabei war. Er hatte jede Angabe exakt befolgt, genau wie in seiner Arbeit an der Fakultät als Mikrobiologe. Keine Fehler, keine Fehler. Er war ein wissenschaftlicher Mitarbeiter und er arbeitete nicht schlampig.

„Wir haben uns alle gewundert, warum du so Hals über Kopf gegangen bist!“, sagte Simone.
Er löste seine Arme aus ihrer Verschränkung vor der Brust und steckte seine Hände in die Hosentaschen. Dazu verlagerte er das Gewicht auf sein rechtes Bein. „So, so, dann war das also ein Missverständnis gewesen“, dachte er.
Der Türsteher grinste immer noch.
Bertram fühlte sich jetzt ein wenig unwohl. Er hob halbherzig sein Bier, um Ihnen zuzuprosten und wollte gerade so etwas wie: „also, ich werd’ dann mal wieder!“ sagen, als er hinter sich „und der Käsekuchen war scheiße“ hörte. Wie der Blitz drehte er sich um und schrie: „wer hat das gesagt?“ Zwei römische Legionäre schauten ihn verdutzt an. Schließlich sagte der eine „Ich!“ und hob dabei die rechte Hand. „Bist du das Thomas?“, fragte Bertram und kniff die Augen zusammen um ihn genauer sehen zu können.
„Fast“, erwiderte ihm der Legionär fröhlich, „Thorsten, aus´m 1.Stock, einer von den Sippenforschern“
„Aha, Thorsten also“, zischte Bertram. „Gut! Und dir hat also der Käsekuchen, nicht geschmeckt?“ fragte Bertram
„Nein, überhaupt nicht“ erwiderte Thorsten munter. „Viel zu viel Quark und der Boden war zu hart.“
„Ja, der war ihr wahrscheinlich angebrannt“, sagte der Andere Legionär.
„Ja!“ lachte Thorsten.
„Warum ihr?“, schrie Bertram außer sich, „warum ihr?“ Die beiden schauten ihn besorgt an.
Schließlich sagte Thorsten „Na, Claudia, meiner Freundin!“
Bertram begriff erst nicht. „Ach so!“, schrie er und starrte Thorsten unverwandt an. Aber dann ging ihm ein Licht auf. „Ach so!, Ach so!“, schrie er noch mal und rief dann freudig: „klar, deiner Freundin, Claudia!“ Und dann selig: „Claudia, wer auch sonst!“ Er lachte schallend, klopfte Thorsten dabei auf die Schulter und ging dann an den beiden vorbei zum Fahrradständer um sein Fahrrad aufzuschließen und endlich nach hause zu fahren.

 

Hallo Loser,

ich fand deine Geschichte ... na ja ... ganz nett. Sie läßt sich zwar gut lesen im Sinne von sie ist flüssig ohne große sprachliche Holperer geschrieben. Allerdings plätschert sie auch ohne große Höhepunkte vor sich hin. Lachen oder grinsen musste ich auch an keiner Stelle und der Schlußgag hat sich mir auch nicht so recht erschlossen.

Was die Fehler angeht:
Wörtliche Rede wird mit Großschreiben begonnen, das hast du ein paar Mal falsch und nach Hause wird das Hause groß geschrieben. Zumindest denke ich das so, mag auch nach neuer Rechtschreibung so okay sein ...

Gruß
Lemmi

 

Moin Loser,


Ehrlich gesagt hat mir dieser Text nicht besonders gefallen.
Wie Lemmi sagte, geschrieben ist das Ding flüssig, aber inhaltlich leider ziemlich unspannend und auch sehr höhepunktarm. Du erzählst sehr fragmentarisch und streifst viele interessante Stellen oft nur mit einem kurzen Nebensatz (Beispiele unten) - wobei du aus jeder dieser Szenen mit ein wenig Details jeweils einen tollen Gag machen könntest.

Oft fiel es mir nicht ganz leicht, dem Text zu folgen: Du erklärst erst kurz vor Schluss, was das überhaupt für ne Party ist. Der erste Satz klingt, als wäre Bertram mit Simone zusammen auf die Party gegangen - wobei, wenn man das interpretiert (was allerdings an mir liegen kann), die Geschichte lange Zeit keinen Sinn ergibt.
Die Sequenz mit Jürgen war irgendwie überflüssig (weil nicht witzig) und erst gegen Ende wird der Text lebhaft. Was mir bis dahin vor allem gefehlt hat, waren Dialoge. Du vergibst viel Potential, indem du die einfach weglässt.

Niedlich (im positiven Sinn) fand ich hingegen, wie du durch das Kuchenbacken am Ende Bertram als pedantischen Theoretiker charakterisiert hast. Leider kommt das in der restlichen Geschichte nicht rüber, aber an sich gefalen hat mir der Askept schon.

hätte er sich wohl nicht dazu überreden lassen als Obdachloser zu gehen.
Von wem?
Es war gemein von den Anderen. Jürgen hatte etliche Wochen damit zugebracht sich sein Kostüm zurechtzuschneidern und war extra in einen nahe gelegenen Pferdehof gefahren, um sich Pferdehaar für seinen Bart zu holen.
Meiner Meinung nach käme diese Szene unendlich viel cooler, wenn du das in einen Dialog einbauen würdest.
Jetzt raunte er Bertram immer mal wieder abfällige Kommentare über die Verkleidungen der Anderen zu.
Welche für Bemerkungen?
aber das lag daran, dass sie ihm aus dem Weg ging.
Warum?

 

Hallo Lemmi und Gnoebel,

endlich finde ich Zeit euch zu antworten.

Vielen Dank für eure Kritik. Ich finde es schade, wenn ihr den Text nur mäßig interessant fandet und er für euch nicht komisch war. Aber ich weiß es sehr zu schätzen, dass ihr euch die Mühe macht den Text zu kritisieren.

Die Rechtschreibfehler werde ich bald möglichst korrigieren, vielen Dank dafür Lemmi.

Die Unklarheiten, die du Gnoebel, in den Zitaten dargestellt hast, werde ich nochmal überarbeiten.

Den Tipp mehr Dialoge einzubauen, nehme ich mir zu Herzen.

Soweit alles Gute und noch einen schönen Abend!

Loser

 

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