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Betrüger und Betrogene

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25.09.2015
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Betrüger und Betrogene

Ich fühle mich wie Straßendreck, der in den Gullys hängen bleibt. Meine Ehre und mein Stolz fließen hinab in die Kanalisation. Ich bin Judas und Brutus in einer Person. Ich schaue hinaus auf die nasse Straße. Den übergewichtigen, grauhaarigen nackten Mann, der sich von innen im Glas des Fensters spiegelt, ignoriere ich. Auf der anderen Seite des Zimmers dreht Sophie ihren Körper auf dem verschwitzen Laken und stößt einen Seufzer aus.
Ihr Mann Torsten ist seit unserer gemeinsamen Lehrzeit wie ein Bruder für mich. Wir wissen alles voneinander, verstehen uns ohne Worte und auch unsere Frauen kommen sehr gut miteinander aus. Sophie ist eine offene Frohnatur mit Hummeln im Hintern. Sie lacht viel und gerne und ihre Stimme hat einen warmherzigen Klang.

Als sie mir die Tür öffnete, bot sich mir ein ungewohnter Anblick. Die zerlaufene Schminke unter ihren Augen zeichnete sich auf ihrem blassen Gesicht wie schwarze Tränen ab. Sie umarmte mich und drückte mich fester als sonst.
»Schön dich zu sehen«, sagte sie und half mir aus der Jacke.
»Ich dachte, ich komme mal spontan auf eine Zigarette bei euch vorbei. Ist Torsten noch im Büro?«
»Ja, er hat heute noch ein Meeting, wird spät werden.«
Sie schaute mich an und zog die Augenbrauen hoch.
»Käffchen?«
»Gerne«, antwortete ich.
Sophie ging in die Küche.
Ich setzte mich auf die Couch im Wohnzimmer. Vor mir auf dem Glastisch stand neben dem Aschenbecher ein leeres Weinglas mit Lippenstiftabdruck auf dem Rand. Sophie betrat den Raum, in ihren Händen zwei Kaffeebecher. Sie stellte sie auf den Tisch und setzte sich neben mich. Ich hielt ihr meine Packung Zigaretten entgegen. Sie nickte lächelnd und nahm sich eine heraus. Ich gab ihr Feuer und steckte mir auch eine an. Ich nahm einen tiefen Zug, stieß den Rauch in die Luft und schaute sie an.

»Erzähl, was ist los?«
Sie rieb sich mit den Zeigefingern unter den Augen, presste die Lippen aufeinander und schaute mich traurig an.
»Ist nicht zu übersehen«, sagte ich und nippte an meinem Kaffee.
»Ist dir an Torsten in letzter Zeit etwas aufgefallen oder hat er mal etwas erzählt?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Nein. Warum?«
»Er ist mir gegenüber so still und distanziert. Das geht schon eine Weile so. Ich komme nicht mehr an ihn heran, bekomme nichts aus ihm heraus und er gibt nur einsilbige Antworten.«
Sie hielt die Zigarette zwischen ihren Fingern und strich sich mit dem Daumen leicht über die Stirn.
»Weißt du, was auch immer einem von uns in all den Jahren auf die Seele gedrückt hat, geredet haben wir immer miteinander.«
Ich lehnte mich zurück und legte die Hände auf meine Oberschenkel.
»Also als wir uns das letzte Mal auf ein Bier getroffen haben, war alles o.k mit ihm. Mir ist nichts aufgefallen und gesagt hat er auch nichts.«
»Wann war das noch genau?«, fragte Sophie.
Ich schaute zur Wohnzimmerdecke.
»Das war an dem Wochenende, bevor ich auf Lehrgang musste, also vor knapp vier Wochen. Seitdem haben wir ein paar Mal telefoniert, aber da war er auch wie immer. Ist denn irgendetwas vorgefallen? Auf der Arbeit oder so?«
»Stress hat er ja immer«, sagte Sophie. »Aber den nimmt er für gewöhnlich nicht mit nach Hause.«
Sie kratzte am roten Nagellack ihres Ringfingers.
»Vielleicht ist es nicht so dramatisch Sophie. Wir haben Spätherbst, vielleicht fehlt ihm die Sonne, erste Symptome von Winterblues, keine Ahnung.«
Ich klatschte mit den Händen auf meine Schenkel und lehnte mich wieder vor.
»Das glaube ich nicht«, sagte Sophie.
»Warum?«
Sie ließ den Becher zwischen ihren Händen kreisen und beobachtete, wie der Kaffee hin und her schwappte.
»Er schläft nicht mehr mit mir.«
»Oh«, sagte ich und schaute zu Boden.
»Ja, oh«, sagte sie.
Sie knallte den Becher auf den Tisch und sprang auf.
»Wir sind jetzt seit acht Jahren verheiratet und haben es trotzdem immer noch fast jeden Tag miteinander gemacht und wir brauchen das beide auch. Also ich auf jeden Fall.«
Sie deutete mit den Zeigefingern auf ihr Gesicht.
»Und jetzt? Vorbei!« Sie hob schwungvoll die Arme in die Luft.

Meine Augen huschten über ihre Haare, das Gesicht, über ihre Brustwarzen, die sich unter der weißen Satinbluse abzeichneten, bis hin zum Rock und den Beinen.

»Entschuldige bitte meine Offenheit, aber das musste jetzt einfach mal raus«, sagte sie und fuhr sich mit der Hand durch die Haare.
Ich hob ruckartig den Kopf und schaute sie an. Ihre Wangen waren gerötet.
»Ist schon in Ordnung«, sagte ich, aber das war gelogen.
Die Schilderungen über das Intimleben mit Torsten und ihrer starken Libido waren mir einerseits unangenehm, andererseits erregten sie mich irgendwie und ich schämte mich für die Bilder, die in meinem Kopf auftauchten.
Ich stand auf, umarmte sie und strich ihr sanft über den Rücken.
»Mach dir nicht so viele Gedanken. Wenn es wegen dir wäre, hätte er mir darüber bestimmt etwas gesagt und das hat er nicht, ehrlich nicht.«
Ihr Kopf lag angelehnt an meine Schulter.
»Ja, ist gut«, sagte sie leise.
Wir blieben noch einen Moment so stehen.
Dann umfasste sie meine Oberarme, schob mich ein Stück von sich und schaute mich mit einem verkrampften Lächeln an.
»Danke, das tat gut. Jetzt habe ich dich aber genug mit meinen Problemen belastet.«
Ich zog die Augenbrauen zusammen und schüttelte den Kopf.
»Doch Björn«, sagte sie und wischte sich die Tränen aus den Augen.
»Musst du gleich wieder los? Wartet Annika schon auf dich?«
»Nein«, sagte ich.
Sophie ging wortlos aus dem Raum.
»Sie ist unterwegs«, rief ich ihr hinterher. »Sie hat sich doch im Fitnessstudio angemeldet.«

Annika hadert immer mit sich selbst und ihrem Körper. Sie ist nicht dick, wenn überhaupt, ist sie etwas "griffig", was ich aber sehr an ihr mag. In den letzten Wochen war sie von dem Gedanken getrieben, etwas an sich verändern zu müssen. Erst kam die Anmeldung im Fitnessstudio und seit einigen Tagen trägt sie ihre langen Haare um einige Zentimeter kürzer und die ergrauten Stellen zwischen dem dunkelblond sind verschwunden.

»Ach, stimmt ja«, rief Sophie aus der Küche.
»Könnte dir und deinem Waschbärbauch aber auch nicht schaden oder?«
»Das ist kein Waschbärbauch, das ist ein "Coussin d‘amour".«
»Ein was?«, fragte sie, als sie den Raum wieder betrat.
»Ein Kissen der Liebe«, sagte ich und grinste sie an.
»Oh,là là«, sagte sie und verdrehte die Augen.
In der linken Hand hielt sie zwei Gläser und mit der Rechten wedelte sie mit einer Flasche Wodka.
»Willst du auch?«
»Ja, aber nur einen.«
Sophie setzte sich und schenkte uns ein. Die Gläser stießen klirrend aneinander.
»Auf die gute alte Zeit, in der ich noch Sex hatte«, sagte sie.
»Ach komm«, sagte ich und schüttelte den Kopf.
Sie zuckte mit den Schultern. Wir tranken unsere Gläser mit einem Zug halb leer.
Sophie steckte sich eine weitere Zigarette an und warf das Feuerzeug auf den Tisch. Sie trank den Rest von ihrem Wodka aus, schenkte sich nach und setzte das Glas erneut an ihre Lippen.
»Lange wird er deinem heißen Körper sicher nicht mehr widerstehen können«, sagte ich.
Ich atmete kräftig durch den Mund ein, als ob ich die Aussage damit wieder zurückholen und unausgesprochen machen könnte. Der Wodka wirkt schnell, dachte ich. Ich stellte das Glas auf dem Tisch ab und drehte es mit meinen Fingern.
»Oh, danke.« Sophie lächelte und blinzelte mir zu.
»Jetzt musst du aber noch mal mit mir anstoßen.«
Sie nahm die Flasche und drehte den Deckel auf.
»Ich muss noch fahren Sophie.«
»Ach, ist doch egal jetzt«, sagte sie und schenkte mir ein. »Ich zahl dir auch das Taxi, oder Torsten fährt dich nachher.«
»Sie machen mich echt fertig Madame.«
»Ja, macht nichts.«

Wir lachten beide und es zeigten sich endlich wieder ihre vertrauten Lachfalten um Augen und Mund. Nachdem die erste Flasche geleert war, stand schnell eine Zweite auf dem Tisch und meine Zigarettenschachtel lag zerknüllt neben dem übervollen Aschenbecher. Rauch drehte sich um die grelle Wohnzimmerlampe wie die Ringe um den Saturn. Meine anfangs noch höflichen Komplimente wurden mit jedem Glas eindeutiger, schlüpfriger und irgendwann lag meine Hand auf ihrem warmen Schenkel. Unsere gelockerten Zungen trafen aufeinander und umschlangen sich. Die Lust auf fremde Haut und der Reiz des Verbotenen siegten über unser berauschtes Gewissen.

Ich fühle mich halbwegs wieder klar, der Wodka schwitzt aus meinen Poren. Ich versuche Sophie zu wecken, aber sie wirkt mehr betäubt als schlafend, zeigt keine Reaktion. Ich steige in meine Jeans und stelle mich wieder ans Fenster.
Ich reibe mir mit den Händen übers Gesicht. Der Rausch wird von der zunehmenden Wahrnehmung der Realität und dem Erkennen des Geschehenen immer mehr verdrängt. Ich kralle die Hände in meine Haare und stoße einen innerlichen Schrei aus.
Ich schreibe Annika eine SMS. Bin noch bei Torsten.
Ich werde warten und danach erst den Gang nach Canossa antreten. Nach einer gefühlten Ewigkeit in der angespannten Stille höre ich, wie sich die Haustür öffnet. Mein Herz rast.
»Hallo«, ruft Torsten.
Ich höre das Rascheln seines Schlüsselbundes.
»Sophie? Björn?«
»Wir sind hier«, rufe ich mit brüchiger Stimme.
Seine Schritte auf dem Laminat werden lauter. Die Schlafzimmertür öffnet sich. Torsten bleibt abrupt stehen und schaut mich an.
Ich stehe da wie ein Soldat beim Appell. Beim Anblick von Sophie legt sich das Realisieren der Situation wie ein dunkler Schatten auf sein Gesicht. Unsere Augen kommunizieren, lange und eindringlich. Sie sagen etwas über Schuld und Scham, über Schmerz und Vertrauen und über das Ende einer Freundschaft. Torsten dreht sich um und macht einen Schritt Richtung Flur.
»Warte«, schreie ich ihn an.
Er bleibt stehen, dreht seinen Kopf und schaut auf seine linke Schulter.
»Du solltest jetzt besser gehen«, sagt er mit monotoner Stimme.
Er verharrt regungslos an der Tür, als würde er meine Antwort abwarten, aber ich schweige, bin wie paralysiert. Torsten senkt den Kopf und umfasst mit der linken Hand die Türklinke.
»Wir sind quitt Björn. Einfach quitt o.k?«
Er geht in den Flur hinaus und zieht die Schlafzimmertür hinter sich zu.

Annika hört mir schweigend zu. Die Wahrheiten, die sie mir im Gegenzug über späte Meetings und Fitnessstudios erzählt, durchdringen mich wie Pfeile und reißen klaffende Wunden in meine Seele. In dieser Nacht schlafen wir alle allein.
Das Einzige, was uns noch eint, ist der innere Kampf zwischen Betrügern und Betrogenen.

 

Hej Raimond,

für mich endet die Geschichte genau da, wo sie anfangen könnte. Ich habe bis dahin nicht das Gefühl, dass da jemand von Deinen Figuren etwas Spannendes versucht, aber nachdem nun alles auf dem Tisch liegt, könnten sie damit anfangen.
Sie könnten sich zu überzeugen versuchen, dass das alles nichts bedeutet oder auch dass es im
Gegenteil sehr wohl etwas bedeutet, oder beides. Sie könnten versuchen, etwas ungeschehen zu machen oder zu kitten, einer von ihnen könnte sich ungerecht behandelt fühlen, sie könnten pärchenweise aufeinander los gehen. Ich würde das spannender finden als die Tatsache, dass sich erstmal alle verletzt fühlen.

Das ist natürlich nicht so sehr hilfreich, als Hinweis, weil die Geschichte ja nun so da steht, aber vielleicht kannst du mit diesem Blick darauf ja trotzdem etwas anfangen.

Ein paar Anmerkungen noch:
"Judas und Brutus" waren nicht in erster Linie Ehebrecher, deswegen klang es für mich etwas hochgestapelt.

"gehärtete Brustwarzen" klingt als wären sie aus Stahl ...

"Unsere gelockerten Zungen ... umschlangen sich

Gruß Ane

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Raimond

Ich fühle mich wie Straßendreck, der in den Gullys hängen bleibt.

Schon mit dem Satz hattest du mich. Einfach ein geniales Ding das mich sofort zum lachen gebracht hat (auch wenn deine Geschichte eigentlich, nicht humoristisch aufzufassen ist).
Mir hat deine Geschichte sehr gut gefallen. Sie war flüssig, übersichtlich und gut zu lesen. Dein Stil gefällt mir auch sehr gut. Ich finde du schilderst damit plausibel die Situation, in die dein Protagonist hineinstolpert.

Eine Sache will ich trotzdem "bemängeln", damit du nicht völlig kritiklos davonkommst. Anscheinend hast du einen Hang zum O.K. Zum Beispiel hier:

»Ist schon o.k«, sagte ich, aber das war gelogen.

Und fünf Zeilen später wieder
»Mach dir nicht so viele Gedanken o.k?

Und drei Zeilen später
»O.K«, sagte sie leise.

Das ist nur eine Kleinigkeit und manchen wird das wahrscheinlich nicht einmal auffallen, aber ich wollt´s nur mal erwähnen. ;)

L. G.
Semba

 
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Hallo Ane,

vielen Dank. dass du dir die Zeit genommen hast für meine Geschichte.


"gehärtete Brustwarzen" klingt als wären sie aus Stahl ...

"Unsere gelockerten Zungen ... umschlangen sich


Danke für die Hinweise. Ich habe beides sofort korrigiert.

Judas und Brutus" waren nicht in erster Linie Ehebrecher, deswegen klang es für mich etwas hochgestapelt

Nein, Judas und Brutus waren keine Ehebrecher, aber Verräter. Björn fühlt sich als Verräter gegenüber seiner Frau und seinem besten Freund. Das ist damit gemeint.

für mich endet die Geschichte genau da, wo sie anfangen könnte. Ich habe bis dahin nicht das Gefühl, dass da jemand von Deinen Figuren etwas Spannendes versucht, aber nachdem nun alles auf dem Tisch liegt, könnten sie damit anfangen.
Sie könnten sich zu überzeugen versuchen, dass das alles nichts bedeutet oder auch dass es im
Gegenteil sehr wohl etwas bedeutet, oder beides. Sie könnten versuchen, etwas ungeschehen zu machen oder zu kitten, einer von ihnen könnte sich ungerecht behandelt fühlen, sie könnten pärchenweise aufeinander los gehen.

Das sind deine Gedanken, für die Geschichte hinter der Geschichte, oder wie sie weitergehen könnte.
Dass du dir diese Gedanken nach dem Lesen gemacht hast, finde ich sehr gut und das freut mich.

Ich würde das spannender finden als die Tatsache, dass sich erstmal alle verletzt fühlen.

Sie sind ja nicht nur alle verletzt, sie sind ja auch alle "Täter" und müssen mit diesem inneren Konflikt der Gefühle erst einmal klarkommen.
Was du alles geschrieben hast , sie könnten versuchen es zu kitten oder es ungeschehen machen usw.
Das könnte man alles sicher noch ausführen.
Aber für mich wäre es dann keine Kurzgeschichte mehr und der Überraschungseffekt am Ende wäre verpufft.


Herzlichen Dank für deine Kommentare und Hinweise!


Gruß
Raimond

Hallo Semba!

Eine Sache will ich trotzdem "bemängeln", damit du nicht völlig kritiklos davonkommst. Anscheinend hast du einen Hang zum O.K. Zum Beispiel hier:

O.K, du meinst also, ich schreibe zu oft o.k. Das ist o.k für mich, dass du das sagst.
O.k, ich werde in Zukunft darauf achten weniger o.k zu schreiben o.K?:)

Nein, mal im Ernst. Ich danke dir für den Hinweis. Ich werde mir überlegen, wie ich diese Wiederholungen abändern kann und werde es dann auch tun.

Schon mit dem Satz hattest du mich. Einfach ein geniales Ding das mich sofort zum lachen gebracht hat (auch wenn deine Geschichte eigentlich, nicht humoristisch aufzufassen ist).
Mir hat deine Geschichte sehr gut gefallen. Sie war flüssig, übersichtlich und gut zu lesen. Dein Stil gefällt mir auch sehr gut. Ich finde du schilderst damit plausibel die Situation, in die dein Protagonist hineinstolpert.

Wow! Von Herzen vielen Dank. Das ist bis dato der positivste Kommentar, den ich erhalten habe.
Selbst wenn du die einzige Person bleibst, bei der die Story so gut ankommt, war es doch durch dich schon die ganze Sache wert. Das bedeutet mir sehr viel.Danke.

Liebe Grüße

Raimond

 

Hola Raimond,

Du schreibst Semba:

Das ist bis dato der positivste Kommentar, den ich erhalten habe.
Selbst wenn du die einzige Person bleibst, bei der die Story so gut ankommt, war es doch durch dich schon die ganze Sache wert.

Aber, aber – nicht so pessimistisch! Natürlich könnte bisschen mehr Bewegung auf Deinem Konto stattfinden. Auf keinen Fall bedeutet das, dass niemand Deine Geschichte mag. Ich bin überzeugt, dass Hunderte sie mögen, nur leider zu bequem sind, einen entsprechenden Komm zu schreiben. Kann auch sein, dass dieses Thema bei vielen das schlechte Gewissen aktiviert;)

Lass mal nicht den Kopf hängen, Raimond. Wir alle kennen das Spiel, wenn man aller naslang nachschaut, ob einer geantwortet hat – und je nach Resultat heiter oder zerknirscht ist. Über die Zeit nimmt man es dann gelassener, glaub’s mir.

Ich finde Deinen Text sehr ansprechend; mir gefällt er sehr. Für meinen Geschmack hat er die ‚richtigen Proportionen’. Gut gemacht, fehlerfrei, klar strukturiert, sympathische Länge; erzählt eine alltägliche, aber immer aktuelle Geschichte, die durch Deine geschickte Art zu schreiben ein prima Lesestoff ist. Auch den Titel finde ich gut gewählt.
Alles in allem – aus meiner Sicht – eine lobenswerte Kurzgeschichte!

José

Mein Schmunzelsatz:

Ich atmete kräftig durch den Mund ein, als ob ich die Aussage damit wieder zurückholen und unausgesprochen machen könnte.

 

Hallo Josefelipe

und herzlichen Dank für deine netten Worte.

Das, was ich Semba geschrieben habe, klang vielleicht pessimistischer, als es gemeint war.
Das ist meine dritte Geschichte, die ich hier veröffentliche und die Kommentare bisher waren ja nicht
negativ, sondern sehr konstruktiv und haben mir weitergeholfen.
Das nimmt man mit und versucht es in der nächsten Geschichte besser oder anders zu machen.
Wenn dann so durchweg positive Reaktionen wie von dir und Semba kommen, freut mich das einfach sehr, dass ich jemanden damit erreicht habe.
Das gibt mir die Motivation weiterzumachen und besser zu werden.
Ich erwarte auch nicht zu jeder Geschichte X Kommentare zu erhalten. Ich bin ja hier nicht
"der Nabel der Welt".
Aber ich sehe sowieso jeden Kommentar positiv.
Denn jeder, der meine Geschichte liest und dann kommentiert, hat mir eine Menge von seiner Zeit geschenkt und allein das ist für mich eine Anerkennung und jeder Hinweis und jeder Kritikpunkt bringt mich weiter.

Interessant finde ich auch, dass meine "Beschreibungen" Semba und dich zum Schmunzeln gebracht haben. Das war eigentlich gar nicht meine Intention, aber lachen ist ja immer gut.:)

Vielen Dank!

Liebe Grüße

Raimond

 

Hallo Raimond,

mir hat deine Geschichte gut gefallen, sie ist flüssig und souverän geschrieben. Besonders den ersten Abschnitt finde ich sehr gelungen. Rein sprachlich gibt es echt nix zu meckern.

Den übergewichtigen, grauhaarigen nackten Mann, der sich von innen im Glas des Fensters spiegelt, ignoriere ich.
Super!

Den Verlauf des Abends, wie es zu dem "Betrug" kommt, schilderst du sehr nachvollziehbar und schlüssig. Etwas weniger nachvollziehbar finde ich dann das Verhalten danach. Warum wartet Björn wie ein Lamm auf der Schlachtbank auf seinen Freund? Sie wussten doch, dass Torsten jeden Augenblick nach Hause kommen könnte. Ich wäre da sehr schnell in meine Kleider gesprungen und nach Hause gefahren. Hat Björn etwa vorher schon etwas geahnt? Wenn ja, sickert das leider nicht zum Leser durch.
Und auch:

Ich werde warten und danach erst den Gang nach Canossa antreten.
Will er seiner Frau brühwarm vom Fehltritt berichten? Eher ungewöhnlich, da die Ehe doch in Ordnung scheint...

Den Schlussteil finde ich auch nicht ganz rund. Der Groschen fällt anscheinend erst, als Annika ihm die Augen öffnet. Dabei ist doch eigentlich schon klar was Sache ist, als Torsten sagt:

»Wir sind quitt Björn. Einfach quitt o.k?«
Mir würde besser gefallen, wenn er dann selbst die Verbindung ziehen würde ohne Annika ins Spiel zu bringen.
...,durchdringen mich wie Pfeile und reißen klaffende Wunden in meine Seele. In dieser Nacht schlafen wir alle allein. Das Einzige, was uns noch eint, ist der innere Kampf zwischen Betrügern und Betrogenen.
Das finde ich etwas zu dick aufgetragen;).

Trotzdem, gut geschriebene Geschichte, sehr gerne gelesen.

Gruß Kerkyra

 

Hallo Kerkyra

und auch dir herzlichen Dank für deine Zeit und deine lobenden Worte.


Etwas weniger nachvollziehbar finde ich dann das Verhalten danach. Warum wartet Björn wie ein Lamm auf der Schlachtbank auf seinen Freund? Sie wussten doch, dass Torsten jeden Augenblick nach Hause kommen könnte. Ich wäre da sehr schnell in meine Kleider gesprungen und nach Hause gefahren

Torsten ist sein bester Freund, sein "Bruder".
Wäre er einfach abgehauen, wäre das charakterlos gewesen und dann
wäre die Freundschaft auch nie wirklich etwas wert gewesen. Aber sie ist und war ihm viel wert.
Er bleibt und wartet, um seinen Freund und dieser Freundschaft ein letztes Mal aufrichtig und mit Respekt zu begegnen, soweit das in dieser Situation überhaupt noch möglich ist. Aber aufgrund ihrer langjährigen Freundschaft fühlt er sich verpflichtet sich so zu verhalten.

Will er seiner Frau brühwarm vom Fehltritt berichten? Eher ungewöhnlich, da die Ehe doch in Ordnung scheint...

Ja genau, eben weil die Ehe in Ordnung ist und er seine Frau liebt, fühlt er sich verpflichtet ihr die Wahrheit zu sagen. Ich denke, das ist sehr individuell und eine Frage des Charakters, wie jemand sich in so einer Situation verhält und viele würden sich sicher so verhalten, wie du es beschreibst.
Björn ist eben ein aufrichtiger Charakter, dem Beziehungen und Freundschaften wirklich etwas bedeuten. Einfach abhauen und die Sache verschweigen ist etwas, das er nicht kann und nicht will.

Den Schlussteil finde ich auch nicht ganz rund. Der Groschen fällt anscheinend erst, als Annika ihm die Augen öffnet. Dabei ist doch eigentlich schon klar was Sache ist, als Torsten sagt:
»Wir sind quitt Björn. Einfach quitt o.k?«

Ja stimmt, Torsten sagt ihm in kurzen Worten die Wahrheit, weil auch er sich gegenüber der alten Freundschaft dazu verpflichtet fühlt. Er schafft es nicht ihn dabei anzusehen und es ist eher eine Andeutung, als ein klares Statement.
Dass bei Björn in dieser peinlichen, unangenehmen und angespannten Situation mit Restwodka im Blut nicht gleich der Groschen fällt, finde ich menschlich und nachvollziehbar.

...,durchdringen mich wie Pfeile und reißen klaffende Wunden in meine Seele. In dieser Nacht schlafen wir alle allein. Das Einzige, was uns noch eint, ist der innere Kampf zwischen Betrügern und Betrogenen.
Das finde ich etwas zu dick aufgetragen.

Ich kann akzeptieren, dass das für dich zu dick aufgetragen ist.
Ich denke, dass da auch jeder individuell reagiert.
Manche wirft es nicht aus der Bahn, wenn sie betrogen wurden und machen sich auch keinen Kopf, dass sie selbst betrogen haben. Das ist ja leider heutzutage wohl auch nicht so selten.
Andere zerreißt es innerlich, wenn sie betrogen haben oder betrogen worden sind.
Hier ist bei allen beides der Fall und das ist der innere Kampf den sie austragen.

Vielen Dank!

Liebe Grüße
Raimond

 
Zuletzt bearbeitet:

Die Idee der Geschichte gefiel mir recht gut, Raimond. Dass sich zwei befreundete Paare gleichzeitig und unwissentlich gegenseitig mit dem jeweils anderen Partner betrügen, hat ja was beinahe Tragikkomisches. Und dass du das dann in einem offenen Ende ausklingen lässt, ist dem Format einer Kurzgeschichte durchaus angemessen, finde ich. Klar, ein John Irving z.B. macht aus so einem Stoff einen ganzen Roman, aber an solchen Schwergewichten brauchen wir uns ja wirklich nicht zu messen.
Also die Idee und die Handlung waren es mir allemal wert, die Geschichte gelesen zu haben. Stilistisch allerdings hat sie mich nicht zur Gänze überzeugt. Dem Text fehlt es stellenweise einfach an Prägnanz und Stilsicherheit. Es sind noch so manche unsaubere und zum Teil auch zu ausschweifendende Formulierungen drin, die klingen, als hättest du bisweilen halt das erstbeste Wort, das dir eingefallen ist, verwendet. Für mein Gefühl braucht der Text noch mindestens ein oder zwei Überarbeitungsschritte, bei denen du - im besten Fall laut lesend – ganz bewusst auf die Wortwahl und auf Holprigkeiten achten solltest.
Ich hab dir mal ein paar Stellen rausgesucht, die ich für nicht besonders gelungen halte:

Der Regen prasselt auf das Dach und das Geräusch klingt in meinen Ohren wie der Rhythmus eines Dramas, einer Sünde.
Der Rhythmus eines Dramas? Der Rhythmus einer Sünde? Hm … was soll ich mir da drunter vorstellen?
Und überhaupt: Kann man im eintönigen Prasseln unzähliger Regentropfen einen Rhythmus erkennen?

Ich schaue hinaus auf die nasse Straße. […] Im Bett auf der gegenüberliegenden Seite des Zimmers dreht Sophie ihren schlanken Körper auf dem verschwitzen Laken und stößt einen Seufzer aus. Ihre zerzausten braunen Haare verdecken ihr Gesicht.
Also entweder schaut der Ich-Erzähler auf die Straße hinaus oder er schaut auf die spiegelnde Fensterscheibe (und sieht, was im Zimmer hinter ihm geschieht.) Beides gleichzeitig geht nicht. Oder er hat sich irgendwann umgedreht, ohne dass ich als Leser es bemerkt habe. Aber eigentlich gefällt mir der ganze Satz nicht. Lies dir den mal laut vor, der ist viel zu überladen. Obendrein mit im Grunde entbehrlichen Details - wo z.B. das Bett steht ist doch wurscht, ebenso die Haarfarbe der Frau. Sollten diese Infos doch von Wichtigkeit sein, würde ich sie nicht so geballt vermitteln. Dass z.B. die Frau schlank ist, erwähnst du weiter unten eh noch einmal.

Die zerlaufene Schminke unter ihren Augen zeichnete sich auf ihrem blassen Gesicht wie schwarze Tränen [ab].

»Schön dich zu sehen[,] Björn«, sagte sie

Ich setzte mich auf die knirschende graue Couch im Wohnzimmer.
Auch hier wieder. Das hat keinerlei Bedeutung für die Geschichte.

Vor mir auf dem Glastisch stand neben einem halb gefüllten Aschenbecher und einer geöffneten Zigarettenschachtel, in der nur ein Feuerzeug steckte, ein leeres Weinglas mit Lippenstiftabdruck am [auf dem] Rand.
Also du neigst stellenweise dazu, zu viele Infos in deine Sätze packen zu wollen und das klingt dann halt sehr schnell sehr bemüht und liest sich einfach nicht so toll.
die „geöffnete Zigarettenschachtel, in der nur ein Feuerzeug steckt“ soll wohl nichts anderes heißen, als dass die Schachtel leer ist. Aber weil du das Adjektiv leer offenbar für das Weinglas brauchst, stopfst du noch diesen Relativsatz rein. Also das ist halt das ziemliche Gegenteil von ökonomischem Schreiben. Stilistisch allemal attraktiver wäre es, einfach ein alternatives Attribut für leer zu verwenden, z.B. könnte die Zigarettenschachtel zerknüllt sein. Und der Aschenbecher könnte statt halb gefüllt genausogut voll sein.

Die Frau ist fertig, hat geheult, Wein getrunken und geraucht wie ein Schlot. Das check ich als Leser schon. Ich mein, in dem Text geht’s ja vordringlich um ein Beziehungsdrama, um die Interaktion der Figuren, und ja, eine genaue Szenenbeschreibung kann zwar auch viel zur Atmosphäre beitragen, aber man muss halt aufpassen, dass man sich da nicht zu sehr verzettelt.
´

Mit schnellen Schritten betrat Sophie den Raum,
Wieder so ein Stolperstein. Nicht nur, dass es unnötig kompliziert formuliert ist (Deutschlehrer hätten vermutlich ihre Freude damit), sondern obendrein lässt es mich als Leser natürlich sofort nachdenken, ob es von Bedeutung ist, dass Sophie sich so beeilt. Nein, ist es aber nicht. Sie kommt halt einfach ins Wohnzimmer.

… in ihren Händen zwei gefüllte Kaffeebecher.
Strenggenommen ist das ein Perspektivfehler, weil der Ich-Erzähler, der ja auf dem Sofa sitzt, kaum in die Kaffeebecher hineinschauen kann. Darüber hinaus ist es ein vollkommen entbehrliches Attribut, weil ich als Leser ohnehin nicht annehme, dass Sophie ihm einen leeren Becher hinstellt.

Eventuell: Sophie kam mit zwei Kaffeebechern ins Wohnzimmer.

und steckte mir auch eine an. Ich nahm einen tiefen Zug, pustete den Rauch in die Luft und schaute sie an.
Du bist Nichtraucher, Raimond, stimmt’s? Pusten klingt nämlich, als würde ein kleiner Junge die erste Zigarette seines Lebens rauchen.

Und apropos rauchen:

… und drückte hektisch ihre Zigarette im Aschenbecher aus …
… nachdem sie die vor höchstens einer halben Minute angezündet hat …
Also wenn du das hektische Ausdrücken der Zigarette hier für dramaturgisch wichtig hältst, lass die Zigarette „halbgeraucht“ sein, in so kurzer Zeit raucht kein Mensch eine Zigarette zu Ende. (Aber ich darf dich trösten, das ist so eine Unstimmigkeit, die ich schon in dutzenden Büchern gelesen habe.)

Sie ließ den Becher zwischen ihren Händen kreisen
Darunter kann ich mir auch nicht wirklich was vorstellen

Ein schepperndes Geräusch hallte durch den Raum, als sie ihren Becher auf den Tisch stellte. Sie sprang auf.
Nö. Das klingt viel zu … na ja, zu dings halt.
Eventuell: Sie knallte den Becher auf den Tisch und sprang auf.

ich schämte mich für die Bilder, die sich in meinem Kopf abspielten.
Gefällt mir auch nicht. Meinetwegen können sich Szenen abspielen, oder ein Film wird abgespielt. Aber Bilder können nicht sich abspielen.
Eventuell: … ich schämte mich für die Bilder, die in meinem Kopf entstanden/auftauchten/die ich mir vorstellte

Ihr Kopf lag angeschmiegt an meiner Schulter.
(harter) Kopf und anschmiegen passen mir auch nicht recht zusammen.

Ich steige in meine Jeans und stelle mich wieder an das Fenster.
Ich reibe mir mit den Händen über das Gesicht.
Besser: ans Fenster, übers Gesicht

Ein Gefühl von zahllosen Nadelstichen liegt auf meiner Zunge.
Selbst wenn da stünde ... Ein Gefühl wie von zahllosen Nadelstichen gefällt mir der Vergleich nicht. Vermutlich liegt es am Verb. Ein Nadelstichgefühl liegt auf der Zunge. Hm. Das hört sich einfach komisch an.


Also nicht, dass ich ein Sprachpurist wäre, der jedes Adjektiv und jedes Detail, sofern es nicht für die Handlung relevant ist, am liebsten aus einem Text verbannt sähe, aber man sollte sie halt sehr bewusst und behutsam einsetzen.
Ich rate dir, den Text jetzt einmal ein paar Tage liegen zu lassen, und ihn dann noch einmal distanziert und kritisch durchzugehen. Und dabei vielleicht auch noch einmal besonders auf die Dialogzeilen zu schauen, die klingen mir stellenweise nämlich auch noch ein bisschen zu drehbuchmäßig perfekt.

Die Story an sich ist gut. Die verdient sich, dass du noch ein wenig Arbeit reinsteckst.


offshore

 
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Hallo offshore,

vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast und dass
du so tief ins Detail gehst. Das ist schon beeindruckend.

Der Rhythmus eines Dramas? Der Rhythmus einer Sünde? Hm … was soll ich mir da drunter vorstellen?
Und überhaupt: Kann man im eintönigen Rauschen des Regens einen Rhythmus erkennen?

Ja kann man, denn er prasselt ja auf das Dach. Das verursacht Geräusche.
In seinen Ohren klingt es so und soll nur seine Gefühlslage beschreiben.
Vielleicht kann ich das als Musiker so nachempfinden und mir vorstellen und andere vielleicht nicht.

Also entweder schaut der Ich-Erzähler auf die Straße hinaus oder er schaut auf die spiegelnde Fensterscheibe (und sieht, was im Zimmer hinter ihm geschieht.) Beides gleichzeitig geht nicht. Oder er hat sich irgendwann umgedreht, ohne dass ich als Leser es bemerkt habe. Aber eigentlich gefällt mir der ganze Satz nicht. Lies dir den mal laut vor, der ist viel zu überladen. Obendrein mit im Grunde entbehrlichen Details - wo z,B. das Bett steht ist doch wurscht, ebenso die Haarfarbe der Frau. Sollten diese Infos doch von Wichtigkeit sein, würde ich sie nicht so geballt vermitteln. Dass z.B. die Frau schlank ist, erwähnst du weiter unten eh noch einmal.

Also beim ersten Teil gebe ich dir recht. Wenn er sich nicht umdreht, kann er sie nicht sehen, sondern nur hören. Er kann hören, wie sie seufzt, er kann hören wie sie sich umdreht, aber ihre Haare im Gesicht nicht sehen. Das ist ein berechtigter Einwand und da muss ich etwas ändern.
Gut, das Bett kann ich streichen. Aber wenn ich über die Personen nichts erzähle, also über Alter, Figur, Haarfarbe usw., dann hätte doch bestimmt irgendwann hier jemand gesagt, die Figuren bleiben blass und man erfährt nichts über sie. Oder?
Das ist jetzt wirklich eine wichtige Frage für mich als Anfänger an die Experten.
Soll man die Personen nicht zumindest vage optisch beschreiben, oder kann man es lassen?
Also in den Kurzgeschichten, die ich gelesen habe, ist immer zumindest immer eine vage Personenbeschreibung dabei.
Das betrifft auch das räumliche Umfeld wie das von dir kritisierte
Ich setzte mich auf die knirschende graue Couch im Wohnzimmer.
Ich kann natürlich auch nur "Couch" schreiben, kein Problem.
Bisher dachte ich aber, dass man dem Leser zumindest eine bisschen "Futter" für die Vorstellung bei diesen Punkten geben muss.
Aber das war bisher meine Ansicht als Anfänger und ich lasse mich da gerne belehren.
Wie vielleicht zu merken ist, verunsichert mich das gerade etwas.

Die zerlaufene Schminke unter ihren Augen zeichnete sich auf ihrem blassen Gesicht wie schwarze Tränen [ab].

Nö, das ist schon richtig so ohne "ab".

»Schön dich zu sehen[,] Björn«, sagte sie

Wenn ich das streiche, sagt sie ja gar nichts zu ihm zur Begrüßung. Das wäre ja auch irgendwie doof, auch wenn das für die Geschichte nicht so wichtig ist. Außerdem ist es ja auch ein kleiner Hinweis, dass sie sich länger nicht gesehen haben. So etwas sagt man ja nicht zu jemandem, den man erst gestern gesehen hat.


Mit schnellen Schritten betrat Sophie den Raum,
Wieder so ein Stolperstein. Nicht nur, dass es unnötig kompliziert formuliert ist (Deutschlehrer hätten vermutlich ihre Freude damit), sondern obendrein lässt es mich als Leser natürlich sofort nachdenken, ob es von Bedeutung ist, dass Sophie sich so beeilt. Nein, ist es aber nicht. Sie kommt halt einfach ins Wohnzimmer.

… in ihren Händen zwei gefüllte Kaffeebecher.
Strenggenommen ist das ein Perspektivfehler, weil der Ich-Erzähler, der ja auf dem Sofa sitzt, kaum in die Kaffeebecher hineinschauen kann. Darüber hinaus ist es ein vollkommen entbehrliches Attribut, weil ich als Leser ohnehin nicht annehme, dass Sophie ihm einen leeren Becher hinstellt.

Eventuell: Sophie kam mit zwei Kaffeebechern ins Wohnzimmer.


Ja o.k, das stimmt natürlich. Da wird die Löschtaste zum Einsatz kommen.

Du bist Nichtraucher, Raimond, stimmt’s? Pusten klingt nämlich, als würde ein kleiner Junge die erste Zigarette seines Lebens rauchen.

Nein, leider falsch gedacht. Um ehrlich zu sein, habe ich kein besseres Wort gefunden und "atmete" oder "hauchte" den Rauch in die Luft klingt ja auch nicht so dolle. Vielleicht kann ich nur viel rauchen und es nicht so gut beschreiben. Wortvorschläge für diese Stelle nehme ich dankend an.

Also wenn du das hektische Ausdrücken der Zigarette hier für dramaturgisch wichtig hältst, lass die Zigarette „halbgeraucht“ sein, in so kurzer Zeit raucht kein Mensch eine Zigarette zu Ende.

Jo, ganz klar ein zeitlicher Fehler."Halbgeraucht" ist gut. Danke für den Tipp.

Sie ließ den Becher zwischen ihren Händen kreisen
Darunter kann ich mir auch nicht wirklich was vorstellen

Sie hält den Becher zwischen ihren beiden Händen und macht Kreisbewegungen, sodass der Kaffee darin schwappt.

Ein schepperndes Geräusch hallte durch den Raum, als sie ihren Becher auf den Tisch stellte. Sie sprang auf.
Nö. Das klingt viel zu … na ja, dings halt.
Eventuell: Sie knallte den Becher auf den Tisch und sprang auf.

Jo, auch da ist dein Satz besser als meiner. Das ändere ich.

ich schämte mich für die Bilder, die sich in meinem Kopf abspielten.
Gefällt mir auch nicht. Meinetwegen können sich Szenen abspielen, oder ein Film wird abgespielt. Aber Bilder können nicht sich abspielen.
Eventuell: … ich schämte mich für die Bilder, die in meinem Kopf entstanden/auftauchten/die ich mir vorstellte

Ja, auch da hast du recht.


Also man merkt, dass du sehr sehr viel Erfahrung hast. Du liest sehr genau und setzt dich wirklich intensiv mit dem, was du liest, auseinander. Das ist alles sehr präzise und auf den Punkt. Davor ziehe ich meinen Hut.

Ich muss jetzt trotzdem erstmal eine rauchen ...

Herzlichen Dank offshore, das war eine Lehrstunde.


Liebe Grüße

Raimond

 
Zuletzt bearbeitet:

Raimond schrieb:
Aber wenn ich über die Personen nichts erzähle, also über Alter, Figur, Haarfarbe usw., dann hätte doch bestimmt irgendwann hier jemand gesagt, die Figuren bleiben blass und man erfährt nichts über sie. Oder?
Das ist jetzt wirklich eine wichtige Frage für mich als Anfänger an die Experten.
Soll man die Personen nicht zumindest vage optisch beschreiben, oder kann man es lassen?

Auch wenn ich mich für alles andere als einen Experten halte - meine paar Geschichten sind mir eher zufällig gelungen - will ich dir dazu was sagen, Raimond.
Also pauschal kann man das sowieso nicht beantworten. Schon deshalb nicht, weil vermutlich jeder Leser andere Vorlieben hat. Und natürlich ist es auch von Geschichte zu Geschichte verschieden, abhängig vom jeweiligen Sprachduktus.
Aber gerade bei einer Geschichte, die in der Ich-Perspektive geschrieben ist, also wo ich ja quasi im Kopf des Protagonisten bin, lese ich lieber zwischen den Zeilen, bzw. verzichte ich lieber auf Details, als dass der Erzähler Sachen beschreibt, an die er selber so wohl nie denken würde. (z.B.: Sophie dreht ihren schlanken Körper ... Oder: Ihre braunen Haare bedecken ihr Gesicht. Ich mein, der Typ kennt die Frau schon seit Jahren, da klingt es einfach unglaubwürdig, dass er ihre Haarfarbe erwähnt.
Das klingt für mich weniger nach dem Ich-Erzähler, sondern vielmehr nach dem Autor, der mir was beschreiben will. Was ich in Wahrheit aber gar nicht zu wissen brauche, die Haarfarbe trägt ja kein bisschen zur Charakterisierung von Sophie bei.
Die Charakterisierung deiner Figuren gelingt dir ja ganz wunderbar durch die Dialoge, und auch ihr Alter vermittelst du recht geschickt (Der Erzähler ist grauhaarig und weil er mit dem Freund gemeinsam die Lehre gemacht hat, scheint der gleichalt zu sein und so kann ich mir auch das ungefähre Alter der Ehefrauen vorstellen. Mehr brauch ich im Grunde nicht zu wissen.)

Ja, und die Farbe des Sofas. Die hat null Relevanz für die Atmosphäre der Szene, und auch der Erzähler würde die Farbe vermutlich nur dann erwähnen, wenn drei verschiedenfarbige Sofas in Sophies Wohnzimmer herumstehen. („Heute setz ich mich mal aufs graue.“)
In deinem Fall aber ist grau hier einfach nur ein an ein Subjektiv angehängtes Adjektiv. Und von denen sollte man wirklich jedes einzelne hinterfragen.

Und wenn ich schon da bin, will ich noch zu ein paar anderen Punkten was sagen:

Der Rhythmus eines Dramas? Der Rhythmus einer Sünde? Hm … was soll ich mir da drunter vorstellen?
Und überhaupt: Kann man im eintönigen Rauschen des Regens einen Rhythmus erkennen?
Ja kann man, denn er prasselt ja auf das Dach. Das verursacht Geräusche.
In seinen Ohren klingt es so und soll nur seine Gefühlslage beschreiben.

Nun ja, dass Regen ein Geräusch verursacht, stelle ich ja nicht in Abrede, Raimond. Aber ich kann mir halt einfach nicht vorstellen, dass man aus dem Geräusch unzähliger herabprasselnder Tropfen einen Rhythmus heraushören kann. Für mich ist das nur ein vollkommen unstrukturiertes, eintöniges Rauschen.
Dass der Ich-Erzähler den Regen quasi sinnbildlich für seine momentane Niedergeschlagenheit empfindet, kann ich ja nachvollziehen, ich störe mich einzig an dem Begriff „Rhythmus“, vor allem dann noch in der Kombination mit Drama und Sünde.
Auch wenn ich weiß, was du damit ausdrücken willst, ist „der Rhythmus einer Sünde“ für mich einfach ein schiefes Sprachbild, unter dem ich mir nichts vorstellen kann.

Die zerlaufene Schminke unter ihren Augen zeichnete sich auf ihrem blassen Gesicht wie schwarze Tränen [ab].
Nö, das ist schon richtig so ohne "ab".
Bist du dir sicher? Also wenn ich da Subjekt und Prädikat herausschäle, lese ich:
Die Schminke zeichnete sich.
Und das ergibt für mich einfach keinen Sinn.

Um ehrlich zu sein, habe ich kein besseres Wort gefunden und "atmete" oder "hauchte" den Rauch in die Luft klingt ja auch nicht so dolle. Vielleicht kann ich nur viel rauchen und es nicht so gut beschreiben. Wortvorschläge für diese Stelle nehme ich dankend an.
Wie wär’s z.B. damit?
Ich nahm einen tiefen Zug, stieß den Rauch in die Luft und schaute sie an.


Ach ja, und noch was:

»Schön dich zu sehen[,] Björn«, sagte sie
Wenn ich das streiche, sagt sie ja gar nichts zu ihm zur Begrüßung. Das wäre ja auch irgendwie doof, auch wenn das für die Geschichte nicht so wichtig ist. Außerdem ist es ja auch ein kleiner Hinweis, dass sie sich länger nicht gesehen haben. So etwas sagt man ja nicht zu jemandem, den man erst gestern gesehen hat.

Da hast du mich ganz falsch verstanden, Raimond. :D Ich wollte dir nicht vorschlagen den Satz zu streichen, sondern ich hab ihn nur wegen des fehlenden Kommas zitiert.


Ich wünsch dir weiterhin viel Freude beim Schreiben.

offshore

 

Hallo offshore,

vielen Dank, dass du dir ein weiteres Mal Zeit für mich genommen hast.

Ich nahm einen tiefen Zug, stieß den Rauch in die Luft und schaute sie an.

Ja ok, finde ich zwar auch nicht so sexy , aber besser als "pustete" auf jeden Fall.
Habe ich schon übernommen, so wie andere Vorschläge von dir auch. Vielen Dank.

Eigentlich müsste ich die Geschichte jetzt unter "Raimond feat. offshore" veröffentlichen. ;)

Auch wenn ich mich für alles andere als einen Experten halte - meine paar Geschichten sind mir eher zufällig gelungen - will ich dir dazu was sagen, Raimond.

Zu deinen Geschichten kann ich noch nichts sagen, aber als Kritiker stehst du für mich
auf einer Stufe mit Reich-Ranicki.;)

Damit aus "dem Rhythmus eines Dramas" kein Drama wird, habe ich den Satz jetzt gestrichen.

Aber gerade bei einer Geschichte, die in der Ich-Perspektive geschrieben ist, also wo ich ja quasi im Kopf des Protagonisten bin, lese ich lieber zwischen den Zeilen, bzw. verzichte ich lieber auf Details, als dass der Erzähler Sachen beschreibt, an die er selber so wohl nie denken würde. (z.B.: Sophie dreht ihren schlanken Körper ... Oder: Ihre braunen Haare bedecken ihr Gesicht. Ich mein, der Typ kennt die Frau schon seit Jahren, da klingt es einfach unglaubwürdig, dass er ihre Haarfarbe erwähnt.
Das klingt für mich weniger nach dem Ich-Erzähler, sondern vielmehr nach dem Autor, der mir was beschreiben will.

Genau das meinte ich am Ende meiner ersten Antwort an dich damit, dass du du präzise auf den Punkt kommst.
Ja natürlich, du hast vollkommen recht.
Ich Greenhorn habe die Ich-Perspektive nicht bedacht. Das ist der Punkt. Der ich- Erzähler erzählt keine Details, an die er selbst nie denken würde. Das ist vollkommen logisch und mir eigentlich auch klar, aber habe ich eben nicht bedacht.
Somit hast du mir meine Frage optimal beantwortet und das habe ich abgespeichert.
Damit hast du mich weitergebracht und dafür danke ich dir sehr herzlich.

Liebe Grüße

Raimond

 

Naja, wenn du mich in Zukunft weiter so fertig machst ...;)

Nein Quatsch, ich meinte natürlich seine Kompetenz zu Lebzeiten.

 

Hey Raimond

Ich habe deinen Text gerne gelesen. Er kommt flüssig und unprätentiös daher und ich finde, das ist handwerklich recht gut gemacht. Auch der Inhalt hat mir grundsätzlich gefallen. Da du ein wichtiges Zwischenergebnis bereits zu Beginn deutlich machst, hätte ich mir den Weg zu diesem Zwischenergebnis etwas steiniger, gewundener, spannender gewünscht. Wie steht es um Gewissenbisse? Gibt es ein Zögern? Eine erneute Annäherung? Du schreibst vom berauschten Gewissen, das besiegt wurde, was natürlich der einfache Weg ist. Geh noch mehr dorthin, wo es weh tut! Und dass der Prot einfach wartet, bis er überführt wird, konnte ich ebenfalls nicht so recht nachvollziehen. Die Idee an sich finde ich interessant, aber das müsstest du mir psychologisch schmackhafter servieren. Insgesamt möchte ich also den Text nicht kritisieren, sondern sagen, dass ich da noch Potential sehe.

Zwei, drei Details:

Den übergewichtigen, grauhaarigen nackten Mann, der sich von innen im Glas des Fensters spiegelt, ignoriere ich.

Ich habe einen Moment gebraucht, bis ich es kapiert habe. Sehr schön! Überhaupt hat mir der Einstieg sehr gut gefallen.

Ihr Mann Torsten ist seit unserer gemeinsamen Lehrzeit wie ein Bruder für mich.

Du hast dich ja schon mit ernst offshore zum Thema „Perspektive“ ausgetauscht. Hier ist so eine Passage, die mich an meine eigenen diesbezüglichen Qualen erinnert. Du willst den Lesern klarmachen, dass Thorsten Sophies Mann ist. Aber nachdem der Prot so Gedanken hat, wie „Ich bin Judas und Brutus in einer Person.“ wirkt der Wechsel zu: „Ich erzähle jetzt eine Geschichte, und dazu müsst ihr wissen, dass Thorsten Sophies Mann ist.“ sehr abrupt. Vielleicht kannst du diese Info später und sanfter einfliessen lassen.

Beim Anblick von Sophie legt sich das Realisieren der Situation wie ein dunkler Schatten auf sein Gesicht.

Das klingt in meinen Ohren etwas holprig.


Lieber Gruss
Peeperkorn

 

Hallo Peeperkorn,

auch dir herzlichen Dank für deine investierte Zeit und für deine Kommentare.

Da du ein wichtiges Zwischenergebnis bereits zu Beginn deutlich machst, hätte ich mir den Weg zu diesem Zwischenergebnis etwas steiniger, gewundener, spannender gewünscht. Wie steht es um Gewissenbisse? Gibt es ein Zögern? Eine erneute Annäherung? Du schreibst vom berauschten Gewissen, das besiegt wurde, was natürlich der einfache Weg ist. Geh noch mehr dorthin, wo es weh tut!

Der Weg von der Couch ins Bett geht dir also zu schnell, zu einfach.
Ein paar Haken und Widerstände mehr würden es sicher noch intensiver machen.
Ich nehme diesen Hinweis von dir dankend auf und werde darüber nachdenken.

Und dass der Prot einfach wartet, bis er überführt wird, konnte ich ebenfalls nicht so recht nachvollziehen.

Das wurde ja schon erwähnt und ich habe dazu auch schon etwas gesagt.
Also wie man sich in so einer Situation verhalten würde, oder sich schon verhalten hat,
muss jeder ja für sich selbst entscheiden. Kein Problem.
Ich finde es nur ziemlich bedenklich und traurig, wenn es als nicht nachvollziehbar, unrealistisch oder gar falsch betrachtet wird, wenn jemand gegenüber seinem besten Freund und seiner Frau Charakter zeigt und sich "ehrenhaft" verhält, statt abzuhauen und zu lügen.
Sein Verhalten mag ja nicht der Norm heutzutage entsprechen und für viele ungewöhnlich erscheinen, aber nicht nachvollziehbar? Also wenn Anstand nicht mehr nachvollziehbar ist, dann aber gute Nacht Marie.

Du hast dich ja schon mit ernst offshore zum Thema „Perspektive“ ausgetauscht. Hier ist so eine Passage, die mich an meine eigenen diesbezüglichen Qualen erinnert. Du willst den Lesern klarmachen, dass Thorsten Sophies Mann ist. Aber nachdem der Prot so Gedanken hat, wie „Ich bin Judas und Brutus in einer Person.“ wirkt der Wechsel zu: „Ich erzähle jetzt eine Geschichte, und dazu müsst ihr wissen, dass Thorsten Sophies Mann ist.“ sehr abrupt. Vielleicht kannst du diese Info später und sanfter einfliessen lassen.

Jaha, mein Freund Reich-Ranicki.;)
Ja, ich verstehe, was du meinst und nehme das an.
Ich muss mal schauen, wie ich das umsetze, aber ich werde mich damit
auseinandersetzen.

Vielen Dank Peeperkorn. Das war sehr nett und hilfreich.


Liebe Grüße
Raimond

 

Hallo Raimond

Ich nochmal.

Ich finde es nur ziemlich bedenklich und traurig, wenn es als nicht nachvollziehbar, unrealistisch oder gar falsch betrachtet wird, wenn jemand gegenüber seinem besten Freund und seiner Frau Charakter zeigt und sich "ehrenhaft" verhält, statt abzuhauen und zu lügen.
Sein Verhalten mag ja nicht der Norm heutzutage entsprechen und für viele ungewöhnlich erscheinen, aber nicht nachvollziehbar? Also wenn Anstand nicht mehr nachvollziehbar ist, dann aber gute Nacht Marie.

Absolut einverstanden. Drei Dinge zur Präzisierung. Erstens hast du uns vorher eine ganz andere Geschichte erzählt, in der der Protagonist alles andere als Charakter zeigt. Der Wechsel von Betrug zu ehrenhaftem Verhalten ist halt sehr schnell und "mit Alkohol / ohne Alkohol" reicht mir da nicht ganz. Zweitens würde ich in einem solchen Fall zuerst nach Hause gehen und das meiner Frau gestehen und nicht zunächst meinem Kollegen. Aber du hast recht, da wird es Unterschiede geben. Damit kommen wir zum dritten und wichtigsten Punkt: Mit "nachvollziehbar" meinte ich nicht, dass ich das nicht verstehen kann. Ich meinte, dass du mir hier wenig dabei hilfst, die Gedanken und Motive nach-zu-vollziehen, die den Protagonisten dazu bewogen haben, so zu handeln, wie er es tut.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

Hallo!

Erstens hast du uns vorher eine ganz andere Geschichte erzählt, in der der Protagonist alles andere als Charakter zeigt. Der Wechsel von Betrug zu ehrenhaftem Verhalten ist halt sehr schnell und "mit Alkohol / ohne Alkohol" reicht mir da nicht ganz.

Ja, aber durch Alkohol verändern Menschen ihr Verhalten und ihre Denkweisen und auch wenn dir das nicht ganz reicht, ist dieser Wechsel, als er wieder nüchtern ist nicht unrealistisch.
So simpel ist es nun einmal, wenn jemand erst betrunken und dann wieder nüchtern ist.

Zweitens würde ich in einem solchen Fall zuerst nach Hause gehen und das meiner Frau gestehen und nicht zunächst meinem Kollegen.

Ja, das ist das, was du tun würdest und das ist ja auch in Ordnung.
Aber ich habe es ja nun schon mehrfach gesagt, dass das für jeden eine individuelle Entscheidung ist.
Das ist deine Meinung dazu, die ich auch respektiere.
Aber ich verstehe trotzdem nicht, warum du mir das mitteilst.
Bei berechtigter Kritik bin ich sofort bereit, diese anzunehmen und meine Geschichten zu verändern.
Aber das, was du da schreibst, ist deine Meinung, deine Sichtweise und in meinen Augen kein Kritikpunkt.
Ich werde deswegen ja jetzt nicht meine Geschichte umschreiben und Björn erst nach Hause gehen lassen.
Du kannst seine Gedanken und Motive nicht nachvollziehen und das ist auch in Ordnung für mich.
Aber ich kann es dann leider nicht ändern und will es auch nicht ändern, weil meine Sichtweise über das Handeln in so einer Situation eine andere ist als deine.


Gruss
Raimond

 

Lieber Raimond

Aber ich verstehe trotzdem nicht, warum du mir das mitteilst.

Weil mich deine Geschchte dazu angeregt hat, mir darüber Gedanken zu machen. Ich teile dir lediglich meine Leseerfahrung mit. Es ist deine Geschichte. Du kannst damit machen, was du willst. Ich habe keinerlei Interesse, dass du daran etwas änderst, und wollte nur rückmelden, wie es bei mir angekommen ist.

Gruss
Peeperkorn

 

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