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Bis dass der Tod uns scheidet
Bis das der Tod uns scheidet
Weißes Haar, wo früher blonde Locken waren. Eine Strickjacke wo früher ein kurzes luftiges Kleid die noch perfekten Rundungen verdeckte und sie dennoch erahnen ließ. Eine Hose, wo früher ein paar wunderschöner, langer Beine zu sehen waren. Bequeme Hausschuhe, wo früher die hochhackigen Schuhe waren. Eine 7 vor der 8, wo früher eine 1 stand. Man sieht auf den ersten Blick dass Jahrzehnte dahingingen. Doch nun -auf den zweiten Blick- sieht man es erst: Immernoch ein klarer Blick, aufgeweckt, fröhlich und gelassen. In deinen Augen spiegelt sich dein junges Ich immernoch deutlich ab. Du trägst eine Brille, doch deine Augen sind immernoch genauso grün wie sie früher waren. Man sieht, dass du viel lachst, inzwischen deutlicher als früher aufgrund deiner Lachfältchen. Alles scheint verändert und doch ist alles gleich.
Ich sehe dich jeden Tag und nahm bisher diene Veränderung niemals so wahr wie jetzt. Doch nun erkenne ich, dass seitem ich dich das erste mal ausführte und wir uns das erste mal küssten 60 Jahre vergangen sind. Mehr als ein halbes Jahrhundert. Ich erinnere mich genau an unsere Hochzeit, dein weißes Kleid, die Tränen in deinen Augen als du ja sagtest, die viel zu große Hochzeitstorte gebettet in weiße Rosenblüten und natürlich -wie sollte es auch anders sein- an unsere Hochzeitsnacht. Die Geburt unseres Kindes, an euch beide am ersten Schultag, wie ihr euch beeilt um rechtzeitig anzukommen und noch viel mehr. Nun kommen auch mir die Tränen. All die schönen Erinnerungen an unsere Vergangenheit. Und nun sitzt du neben mir und hälst meine Hand seit mehreren Stunden - Meine Komplizin für jedes Ding das wir drehten- . Nun bist du meine Festung, die mir ein sicheres Gefühl gibt.
Man sieht dir nichts an, überhaupt scheinst du ruhig, doch ich spüre, wie du in dir mit den Tränen kämpfst. Sechzig Jahre sind eine sehr lange Zeit und mehr als nur ein Lebensabschnitt. Ich spüre,wie deine Hand zittert, doch sage nichts. Dein Herz schlägt unrihig, ich spüre es genau. Ich kann deinen Puls an deinem Hals erkennen und wie oft du schlucken musst. Ja du kämpfst mit dir, doch dein Blick weicht nicht von mir.
Gleich wird es kalt werden, ich weiß es genau. Viel Kraft habe ich nichtmehr. Es reicht für einen Satz. Es muss reichen.
Einmal will ich es dir noch sagen, genauso wie früher.
lg Ren