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Bordsteinzähler

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29.12.2012
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Bordsteinzähler

Bordsteinzähler​

Sehnsucht. Solch eine Sehnsucht. Solch eine Sehnsucht nach diesem einmaligen Gefühl, für das die Welt noch keine Worte gefunden hat. Bis heute nicht. Und sie würde es auch niemals tun, da dieses Gefühl in der Gesellschaft ein absolutes Tabu war, dachte er. Er brauchte das. Immer öfter. Es befriedigte ihn ungemein. So ungemein, dass er diese tiefe Befriedigung immer wieder spüren wollte, süchtig danach wurde im Laufe der Jahre. Manchmal war er klar. Absolut klar. Doch immer öfter gelangte er in diesen Zustand absoluter Zufriedenheit. In den Zustand des Bösen, wie sie es nannten.

Mitchell Adams war ein äußerst attraktiver Mann Ende vierzig. Gut gebaut, schlank, kurze, schwarze Haare. Immer zurecht gegeelt und nach hinten gekämmt. Mitchell ging so gut wie nie ohne Anzug aus dem Haus. Er sah aus wie ein erfolgreicher Geschäftsmann, der auf der Durchreise war – eitel und ein wenig abgehoben. Diesen Eindruck machte Mitchell auf die meisten der Leute, welche ihn auf der Straße sahen. Mitchell liebte es, mit den Vorurteilen der Leute zu spielen, sie hinters Licht zu führen und einen Eindruck zu erwecken, welcher ein so anderes Bild von ihm zeichnete, als sein eigenes Empfinden. Mitchell hatte den ganzen Tag über Zeit, ging seit ein paar Jahren nicht mehr arbeiten. Zu viel Freude bereitete ihm seine abartige Sehnsucht. Er liebte das Leben mit all seinen Facetten. Er war ein Täuscher vor dem Herren. Mitchell, der erfolgreiche Geschäftsmann, der jede Frau auf Händen tragen würde. Die meisten glaubten ihm das.

In dieser Nacht machte sich Mitchell auf den Weg. Er ging die Straße entlang, die er am liebsten hatte. Eine einsame Seitenstraße mitten in der Großstadt. Dunkel und wenig befahren. Umso mehr Leute torkelten nachts durch diese Straße, meist auf dem Weg nach Hause von etwaigen Partys in der Umgebung. Mitchell war seit mehreren Stunden in seinem geliebten Zustand. Er zählte die kleinen Pflastersteine unter seinen Füßen. Stück für Stück. Von ganz links nach ganz rechts. Manchmal zählte er auch einige Flecken am Rande des Bürgersteigs dazu, welche wie Pflastersteine aussahen. Es machte ihn wahnsinnig, wenn er sich nicht genau entscheiden konnte, ob es sich bei einem Fleck um einen weiteren kleinen Pflasterstein handelte oder nicht. Ob dieser dazuzählte oder nicht. Mitchell ging diese Straße bereits hunderte Male ab. Meist kam er auf knapp über 2000 Pflastersteine, manchmal etwas weniger. Er liebte den Geruch der Nacht. Er liebte es, wenn der Mond in seiner vollen Pracht über der Stadt hing und sein fahles Licht auf die Welt scheinen ließ. Mitchell war ein Genießer. Er konnte nicht anders als auf der Stelle stehen zu bleiben. Jede Nacht, in der er unterwegs war, immer um Punkt 2:22 Uhr und 22 Sekunden. Er blieb auf der Stelle stehen, egal wo er sich um diese Zeit befand. Es war seine innere Eingebung, die ihm sagte, dass er dies zu tun habe, koste es was es wolle. Und sei es sein eigenes Leben. Mitchell genoss es, sich selbst Befehle zu erteilen und noch mehr genoss er es, Macht auszuüben. Auch über sich selbst, indem er sich Belohnungen für manche Taten ausdachte und Bestrafungen für Dinge, die ihm nicht so gut gelungen waren. Nicht selten schlug er dutzende Male mit seinem Kopf gegen Laternenpfähle oder parkende Autos. Manchmal bis zur Bewusstlosigkeit. Er war wie in einem Rausch in diesem Zustand, seinem Zustand, der so oft diese tiefe Zufriedenheit zur Folge hatte, die kein Mensch sonst jemals nachempfinden könnte.


Gerade eine Woche war es her, da ging Mitchell wieder auf die Suche nach seiner persönlichen Ekstase. Wieder ging er nachts durch seine Lieblingsstraße und schlenderte so langsam, dass er auch ja keinen einzigen Stein ausließ. Wieder passierte stundenlang nichts. Bis gegen drei Uhr ein Ehepaar in ca. 100 Metern Entfernung auftauchte, das sich nach einer scheinbar langen Nacht auf dem Nachhauseweg befand. Als Mitchell die beiden erblickte, erstarrte er für einen kurzen Moment. Adrenalin schoss in Sekundenschnelle in seinen Kopf. Es schien, als würde er vor Freude förmlich zerspringen. Mitchell liebte dieses Gefühl, denn er wusste, dass er gleich einen seiner schönsten Momente erleben würde.

„Wie damals, oder?“, schmachtete Eliza ihren Mann, mit dem sie nun seit bereits 15 Jahren verheiratet war, liebevoll an. Der Theaterbesuch in dem Theater, in welchem sie sich damals kennengelernt hatten, war ein voller Erfolg. Glücksgefühle durchzogen Elizas Körper und sie war überglücklich, den richtigen Mann an ihrer Seite gefunden zu haben, den Mann ihres Lebens, welchen sie früher so sehr gesucht hatte und welchen sie damals schon so gebraucht hätte nach dem Tod ihrer Eltern. Umso glücklicher war sie, dass sie seit nun schon 15 Jahren die richtige Entscheidung getroffen und George an ihrer Seite hatte. „Genau wie damals, meine Süße!“, hauchte George ihr liebevoll ins Ohr. George war zwar etwas angeschwipst von dem kleinen Umtrunk im Anschluss an die fantastische Aufführung des „Balkan-Quartetts“, einer Tanzgruppe, die sie beide liebten. Dennoch war er vollkommen klaren Verstandes und liebte es heute noch, mit seiner Frau durch die Häuser zu ziehen, was seiner Meinung nach viel zu selten vorkam, nicht zuletzt der Kinder wegen. „Ein Segen des Himmels, deine Schwester!“, fuhr George fort. „Ja das stimmt. Dein Bruder hätte uns den Vogel gezeigt, wenn wir ihn gefragt hätten, mal eben eine Nacht auf unsere Kleinen aufzupassen.“ George wusste, dass Eliza Recht hatte. Das Verhältnis zu seinem Bruder war schon seit Jahren nicht das Beste. Eine Art Hassliebe eben. „Ich habe es so genossen mit dir, mein Engel!“, brach es aus George heraus. „Und ich erst. Georgi, ich liebe dich. Und das nicht erst seit heute. Vergiss das bitte niemals!“ George war so gerührt von den Worten seiner Frau, dass er befand, jedes weitere Wort sei überflüssig. Er wollte sie nur noch küssen. Küssen, wie er es zuvor selten getan hat. Mit einer Emotion, die ihn überfiel, welche seine gesamten Gefühle zu ihr ausdrücken sollte. Als sie beide auf der Stelle stehen blieben und sich ihre tiefen Blicke trafen, geschah es. Ein elender Schmerzensschrei erschütterte die Nacht. Kurz darauf ein Weiterer. Qualvolle Schmerzen durchzuckten ihrer beider Körper. Langsam bahnte sich das Blut der beiden seinen Weg den Bordstein entlang in die Zwischenräume der Pflastersteine. Ihre angsterfüllten, erschrockenen Blicke trafen sich ein letztes Mal, bevor sie beide in sich zusammensackten. George versuchte, seine geliebte Frau zu schützen und umklammerte sie fest, obwohl er die Situation selbst noch nicht einmal im Ansatz überblicken konnte. Noch bevor sie registrierten, was gerade geschehen war, hauchte ein letzter Atemzug und ein Blick voll tiefster Liebe und Seelenverwandtschaft das letzte bisschen Leben aus ihren Leibern.

Mitchell war voller Vorfreude, fast wie ein kleines Kind. Er musste sich ziemlich zusammenreißen, damit er nicht auffiel. In der nächsten Toreinfahrt entlang der Straße versteckte er sich und lauschte dem Gespräch des Paares. Er bemerkte, wie sie immer nährer kamen und er liebte schon jetzt den Klang ihrer beider Schritte. Tipp – tipp…Sie musste hochhackige Schuhe anhaben, anders konnte Mitchell sich diese Geräusche, welche schöner waren als jede Musik, die er bisher in seinem Leben gehört hatte, nicht erklären. Er wiederum trat eher dumpf auf den kalten und leicht feuchten Bürgersteig. So dumpf, dass man es kaum hörte und dennoch nahm Mitchell jeden einzelnen Schritt wahr. Mitchell war besessen davon, er spürte eine ungehaltene Anziehungskraft, welche von den Geräuschen des Paares ausging. Er konnte nicht anders, er wurde förmlich von den Klängen der Schuhsohlen angezogen wie ein Magnet. Mitchell wurde immer besessener von dem Gedanken, die Melodie der beiden gänzlich in sich aufzusaugen und eins mit dieser zu werden. Nichts schöneres, nichts Sinnvolleres konnte er sich mehr vorstellen, als diese unglaubliche Situation nun voll und ganz auszukosten und sich den beiden mit ihren qualvoll schönen Lauten so zu nähern, wie es noch kein einziger Mensch vor ihm je getan hat. Er konnte den Moment kaum noch abwarten. Als die beiden nur einen Steinwurf von ihm entfernt zum Stehen kamen und sich tief in die Augen sahen, war der Zeitpunkt gekommen. Mitchell sprang aus seinem Versteck, zog das silberne Küchenmesser hervor, welches er in seiner Jeans steckend aufbewahrte und bohrte es, ohne ein Wort zu sagen, zuerst ihr von hinten in den Rücken, sodass sie vor Schmerzen aufschrie. Qualvoll gut tat es ihm, dass er ihr so nah kam wie noch nie jemand zuvor und die qualvoll schönen Geräusche der Beiden urplötzlich aufhörten. Nur Zehntelsekunden später zog er das Messer wieder aus ihrem Körper und wiederholte das selbe Spiel, welches ihm mehr gab als nur simple innere Befriedigung, mit ihrem Partner. Sanft drehte er das Messer in seinem Körper noch einmal um seine eigene Achse und wiederholte dieses Szenario einige Male bei beiden, bis sie regungslos da lagen. Langsam ließ Mitchell das Messer aus dem toten Körper gleiten, wie in Zeitlupe, um den Moment gänzlich zu erfassen.Geschafft. Mitchell hatte es geschafft. Endlich. Zutiefst befriedigt und erhaben, über das Schicksal zweier weiterer Menschen entschieden zu haben, zog er von dannen. In seinem Anzug. Mit seiner zurechtgemachten Frisur. Mitchell hatte sein Tagesziel erreicht. Er war zufrieden. Bis zum nächsten Morgen…

Am nächsten Tag wachte Mitchell in seiner kleinen Zwei-Zimmer-Wohnung mit heftigen Kopfschmerzen auf. Er hielt sich vor Schmerzen beide Hände an seine Schläfen und versuchte sich an gestern Nacht zu erinnern. Urplötzlich durchzog ein gellender Schmerz seinen Körper. Es war der Schmerz der Erinnerung. Er wusste genau, was er getan hatte, kannte jedes kleinste Detail. Und fühlte sich schuldig. Er fühlte sich schlecht und verbraucht, sackte zusammen und ließ seinen Tränen freien Lauf. Eine ganze Stunde lang. Mitchell erkannte sein wahres Gesicht. Er war ein Monster. Ein schreckliches, blutrünstiges Monster. Was würde wohl als nächstes passieren? Würde er weitere Morde begehen? Würde er gar seine eigene Familie im Rausch umbringen aus Hass, da sie sich schon seit Jahren von ihm abgewandt hatten? All diese Gedanken ließen Mitchell sein Blut in den Adern gefrieren. Er schien völlig hilflos. Zu viel Scham und Schuld lastete auf ihm, um sich im Zustand geistiger Wachheit Hilfe zu suchen. Viel mehr dachte er mehr und mehr daran, dass er das Leben schon lange nicht mehr verdient hatte. Diese eigenen Verurteilungen machte Mitchell zu einem psychischen Wrack. Immer öfter geriet er in seinen eigenen Rauschzustand. Immer geringer wurden die Abstände zwischen abscheulichem Handeln und geistiger Wachheit. Immer tiefer geriet er in die Fänge seines eigenen Ichs. Immer grausamer wurden seine Taten. Und immer stumpfer wurde er selbst in Wahrnehmung und Hemmung. Mitchell Adams, die Ausgeburt des Bösen?

Mitchell ging auch zwei Wochen später die dunklen Seitenstraßen der Stadt entlang. Doch nichts war wie sonst. Alles hatte sich komplett verändert. Mitchell befand sich zum ersten Mal seit einigen Tagen endlich nicht mehr in seinen eigenen Fängen. Er wusste alles. Er kannte alles, was er je getan hatte. Und es fraß ihn förmlich auf. Jedes Detail seiner letzten Tat kam nach und nach wieder hoch. Er sah es wie aus einer anderen Perspektive, einer weitaus Ferneren. Er sah sich selbst wie einen fremden Mann und doch erkannte er haargenau, was er letzten Abend getan hatte. Und dafür hasste er sich. Noch mehr als sonst. Er fühlte sich völlig ausgebrannt. Und schuldig. Schuldig für zwei weitere zerstörte Leben. Was hatte er nur angerichtet? Mitchell überkamen nicht enden wollende Schauer voller Schuld und Sühne, als die Erinnerungen Stück für Stück hervorkamen. Gerade wenige Stunden war es her, da er sich in seinem jämmerlichen Zustand voller Ekstase und Willenlosigkeit befand. Wie konnte er nur so etwas tun. So etwas tut doch kein Mensch. Nein, so etwas tun nur abscheuliche Monster, befand er selbst. Einem Säugling seine Mutter zu nehmen. Mitten auf der Straße. Wo sie doch nur wenige Sekunden im Freien waren, vom Taxi in Richtung eigener Wohnung, so nahm Mitchell an. Doch dieser Moment reichte für ein Monster wie ihn, um zuzuschlagen. Mitchell sah vor seinem geistigen Auge, wie er es genossen hatte, die Mutter qualvoll hinzurichten. Und nur aus Angst, erkannt zu werden, hatte er den Säugling in Ruhe gelassen und sich schnellstmöglich aus dem Staub gemacht. Das war zu viel für Mitchell Adams. Er konnte mit dieser Schuld nicht leben. Und so kam es, dass er den für ihn einzig korrekten Entschluss fasste. Den Entschluss, weitere Menschenleben zu retten und seine eigene gescheiterte Existenz aufzugeben. Er musste es tun. Er hatte es nach eigener Ansicht verdient. Er hasste sich so, wie nie einen anderen Menschen in seinem ganzen Leben zuvor. In all diese Gedanken mischte sich ein dumpfes Ziehen im ganzen Körper, welches er nur periphär wahrnahm. Zu groß war der Schmerz, der all die Erinnerungen an seine vergangenen Jahre und Taten hervorrief, als dass ihm sein letzter Akt noch irgendwie wehtun könnte. Erleichterung mischte sich unter all die Wut auf sich selbst, unter all den Schmerz, als sein eigenes Messer sich langsam seinen Weg durch seine Schläfen hindurch in seinen Körper bahnte.

Mitchell Adams, eine gescheiterte Existenz, die Großes vor hatte. Ein Mensch wie Du und Ich, unscheinbar und doch so unberechenbar. Augenscheinlich kleine Ereignisse in Kindheit, Jugend und Alltag können Großes anrichten. Menschenleben zerstören. Existenzen ruinieren. Die Einen sagen, Mitchell habe seine gerechte Strafe erhalten. Die Anderen sagen, ihm hätte geholfen werden müssen. Letztendlich ist die Frage der Schuld zweitrangig. Mitchell Adams nahm sich selbst das Leben und glaubte, damit Andere zu schützen und seine Schuld nicht mehr ertragen zu müssen. Doch ist es so einfach?

 

Hallo Sekko!

Deinen Text könntest du lesbarer machen, indem du ihn straffst. Zum Beispiel hier:

Mitchell erkannte sein wahres Gesicht. Er war ein Monster. Ein schreckliches, blutrünstiges Monster.

Den Satz "Ein schreckliches, blutrünstiges Monster" könntest du weglassen, da er dem Leser nichts Neues sagt. Denn dass ein Monster "schrecklich" ist, versteht sich von selbst, und dass dein Monster namens Mitchell Adams "blutrünstig" ist, weiß der Leser bereits aus dem Text.

Oder hier:

Nur Zehntelsekunden später zog er das Messer wieder aus ihrem Körper und wiederholte das selbe Spiel, welches ihm mehr gab als nur simple innere Befriedigung, mit ihrem Partner.

Das mit der "simplen inneren Befriedigung" ist überflüssig, denn dass ihm solche Morde "Befriedigung" bereiten, hat der Leser schon mitgekriegt, so dass es ihm nicht noch mal erklärt werden muss wie einem begriffsstutzigen Schüler. Und dass die Befriedigung, die Mitchell Adams aus seinen Taten zieht, intensiv und unalltäglich, ja pervers, also mehr als "simpel" ist, ist sowieso klar - und überhaupt: wieso "innere" Befriedigung? Gibt es auch "äußere" Befriedigung? Wenn du deinen Stil verbessern willst, solltest du so etwas vermeiden, das deinen Text aufbläht, voluminöser macht wie eine Sättigungsbeilage aus einer billigen Konserve.

Grüße
gerthans

 

Hallo Sekko,

dem von gerthans Gesagten möchte ich anfügen, dass es problematisch ist, aus verschiedenen Perspektiven denselben Hergang zu wiederholen. Das eigentlich problematische ist dabei nicht die Wiederholung, sondern, dass du den "Erzählstift" von der Handlungszeitlinie ab- und bei einem früheren Punkt wieder aufsetzt. Es hat mich irritiert, dass er das Paar ermordete, es aber im nächsten Absatz wieder den Bürgersteig entlang schlenderte, auch der Wechsel des Schriftstils konnte das anscheinend nicht verhindern.
Ich schlage vor, den gesamten Absatz, der den Mord aus der Perspektive des Täters wiederholt, zu streichen. Ich kann mir denken, dass es auch der Spannung zuträglich ist. :)

Desweiteren wird mir in deiner Geschichte etwas viel »geliebt« und bald habe ich nur noch die Augen verdreht. Formen des Verbs »lieben« treten gefühlt in jedem zweiten Satz auf. Hier ein paar Synonyme: mögen, auf etw. scharf sein, in etw./jmd. vernarrt sein, etw. zu tun pflegen, in etw. aufgehen, … es gibt derer viele, recherchiere mal selbst.


Viele Grüße,
-- floritiv

 

Ok super ich danke euch beiden schonmal sehr für eure Anmerkungen, natuerlich war es auch irgendwie Absicht ein wenig Irritation zu wecken indem die Szene aus anderer Sicht wiederholt wird, es sollte ein wenig anders und interessant wirken. Ich werd mich nochmal ransetzen, eine Frage zum Ablauf: Stellt ihr die ueberarbeiteten Versionen dann zier auch nochmal online oder macht man das dann eher für sich?

 

Hey Sekko,

ich schreib mal mit.

Und sie würde es auch niemals tun, da dieses Gefühl in der Gesellschaft ein absolutes Tabu war, dachte er.

Meinst du, das denkt ein Mörder, bzw Serienmörder? Ich denke, der weiß es, und dem Leser ist es auch klar. Du schreibst für einen Kulturkreis, in dem Mord ein Tabu ist, jedenfalls dieser zelebrierte Mord eines Individuums.

Manchmal war er klar. Absolut klar. Doch immer öfter gelangte er in diesen Zustand absoluter Zufriedenheit. In den Zustand des Bösen, wie sie es nannten.
Verstehe ich nicht. Ist sprachlich auch nicht sauber gelöst. Er ist klar, d.h er hat den Durchblick. Und dann setzt du Zufriedenheit mit "dem Bösen" gleich. Ich finde, zufrieden ist ein schwaches Wort, was auch nicht in diese Gleichung passt. Ich denke doch bei Mord viel eher an Rausch. Das klingt hier so wie: Ich hab den eben umgelegt, und jetzt mach ich mir nen Joghurt mit Früchten.


Mitchell Adams war ein äußerst attraktiver Mann Ende vierzig. Gut gebaut, schlank, kurze, schwarze Haare. Immer zurecht gegeelt und nach hinten gekämmt. Mitchell ging so gut wie nie ohne Anzug aus dem Haus. Er sah aus wie ein erfolgreicher Geschäftsmann, der auf der Durchreise war – eitel und ein wenig abgehoben. Diesen Eindruck machte Mitchell auf die meisten der Leute, welche ihn auf der Straße sahen.

Du könntest es hier eleganter machen, also die Einführung deines Protagonisten. Erstens: Müssen wir das alles wissen? Und wenn du es für wichtig hälst, hast du dir selber die Vorlage gegeben: Du schreibst, das Mitchell diesen Eindruck gemacht hat, und diesen Eindruck musst du in deinem Text ebenfalls zeigen. Nicht einfach schreiben: Der is eitel, sondern es an seinem Verhalten zeigen. Der Leser muss denken: Fuck, der is aber eitel. Das zieht Aufmerksamkeit, so bleibt der Leser bei der Stange.

Diese Schreibe zieht sich im Prinzip durch deine ganze Story, und du könntest sie straffen, spannender, zwingender machen.

floritiv hat das mit den Zeiten ja bereits geschrieben, auch für mich verwirrend.

Gruss, Jimmy.

 

Manchmal war er klar. Absolut klar. Doch immer öfter gelangte er in diesen Zustand absoluter Zufriedenheit. In den Zustand des Bösen, wie sie es nannten.
Verstehe ich nicht. Ist sprachlich auch nicht sauber gelöst. Er ist klar, d.h er hat den Durchblick. Und dann setzt du Zufriedenheit mit "dem Bösen" gleich. Ich finde, zufrieden ist ein schwaches Wort, was auch nicht in diese Gleichung passt. Ich denke doch bei Mord viel eher an Rausch. Das klingt hier so wie: Ich hab den eben umgelegt, und jetzt mach ich mir nen Joghurt mit Früchten.

Gruss, Jimmy.


Hi Jimmy, verstehe deine Anregungen, ich werd mir was überlegen was zB den Mord aus zwei Perspektiven angeht. Nur zu diesem Zitat: Klar erinnert das mehr an eine Art Rausch aber fuer ihn eben auch Zufriedenheit, zumindest sollte so die kranke Gedankenwelt eines Psychopathen ein wenig dargestellt werden...

 

Hey Sekko!

Also erstmal sofort vorab: Ich finde deine Geschichte echt gut und hab sie gern gelesen, weil sie mich mehr und mehr gefesselt hat. Anfangs dachte ich "Bordsteinzähler - hmm naja ok". Das hat mich nicht so umgehauen, auch wenn der Titel schon schön gewählt ist. Ich sage nur, wie es mir ging.
Dann begann ich den Text zu lesen. Den ersten Absatz hast du interessant gestaltet. Ein Rausch wird herbeigesehnt, wodurch auslösbar zunächst unklar.

In den Zustand des Bösen, wie sie es nannten.
gibt dem eine Richtung, trotzdem weiß ich noch wenig. Mein Interesse stieg...
Der nächste Absatz bringt mir den Protagonisten näher. Ich finde das ok. Ich bin zwar neugierig, was genau Mitchell eigentlich macht / machen will. Aber ich habe hier überlegt, ob ich aufhöre deine Geschichte zu lesen. Ich habe tatsächlich eine Pause eingelegt und mir einen Cappuccino gemacht und Schokolade geholt und dachte, ich lese mal weiter. :)

Dann war mein Interesse riesig. Ok der Typ ist schon sehr seltsam...hat er eine Borderline Störung? Auf jeden Fall hat er eine Zwangsstörung oder ist autistisch (Zählen der Pflastersteine).

Und jetzt widerspreche ich den anderen: Ich finde deinen kursiven Einschub, den Zeitsprung, klasse! Zwar erinnert diese "Montage" eher an das Medium Film, ist ja literarisch aber auch machbar! Ich habe mich daran überhaupt gar nicht gestört! Im Gegenteil! Ich wollte jetzt - meinen Cappuccino in der Hand - auf keinen Fall mehr aufhören! Für mich ist die Spannung hier perfekt, weil auch aus dem Einschub nicht eindeutig hervorgeht, was da eigentlich passiert. Natürlich ist Mord eine Möglichkeit. Aber durch den Sprung zu Mitchell dachte ich, dass es eventuell einfach seine Vorstellung war, also seine Phantasie. Und die Realität hätte auch anders verlaufen können. Letztlich war es aber doch "nur" ein Cut deinerseits.
Kurz: Auch der Fortgang deiner Geschichte gefällt mir. Du offenbarst eine interessante Innensicht deines "Helden", der ja seine Konsequenzen zieht.

Noch bevor sie registrierten, was gerade geschehen war, hauchte ein letzter Atemzug und
hier hat mich das registrierten ein wenig rausgehauen. Es passt nicht so gut, finde ich. bemerkten oder merkten vielleicht?


Ich habe deine Geschichte gern gelesen. Hättest sie vielleicht auch in Spannung/Krimi reinpacken können. Wieso hast du Alltag gewählt?

Grüße
Nobukado

 

Moment, um einem Missverständnis vorbeugen:

Nobukado schrieb:
Und jetzt widerspreche ich den anderen: Ich finde deinen kursiven Einschub, den Zeitsprung, klasse!
Den kursiven Einschub finde ich auch gut und er soll bleiben, bei ihm handelt es sich um einen Perspektivsprung auf dem Kontinuum der Handlungszeit. Mit Weglassen meine ich den Absatz danach, der wieder aus der Perspektive des Täters erzählt, dafür aber die Handlungszeit ein kleines Stück »zurückspult«, und mich so einfach aus dem Lesefluss warf:
Geschichte (Absatz zu streichen) schrieb:
Mitchell war voller Vorfreude, fast wie ein kleines Kind. […] Er war zufrieden. Bis zum nächsten Morgen…

Viele Grüße,
-- floritiv

 

Halo Sekko,

und willkommen hier im Forum. :)
Mich konnte dein Debut leider nicht bei der Stange halten. Das liegt daran, dass der Text zu sehr mit Ballast vollgepumpt ist. Hier zerquetschen die ganzen Füllsel und Wiederholungen das bisschen Geschichte, das du dem Leser anbietest. An der Geschichte selbst fehlt mir das, was für ein solches Thema unabdingbar ist: Die Nachvollziehbarkeit. Dein Prot ist also ein Mörder und schämt sich dafür. Soso. Der Kerl bleibt in deiner Darstellung eine Abziehschablone, das Warum klammerst du völlig aus.

Aber mal abgesehen vom Gefallen hast du die falsche Rubrik gewählt.
Schreib mir bitte, ob du deinen Text nach Sonstige oder Spannung/ Krimi verschoben haben möchtest.

grüßlichst
weltenläufer

 
Zuletzt bearbeitet:

Gerne kann die Geschichte nach Spannung/Krimi verschoben werden, es ist eben aber kein "normaler Krimi" wie man ihn sich vielleicht vorstellt, jedenfalls tue ich das so nicht, daher habe ich nach einiger Überlegung diese Rubrik gewählt aber so what...

@ Nobukado: Freut mich, dass die Geschichte dir ganz gut gefällt, ich bin froh, dass du nach der Cappuccino-Schokoladen-Aktion weitergelesen hast^^

@ weltenläufer: Dass dich das nicht bei der Stange halten konnte, tut mir Leid, ist aber natürlich völlig ok, nur so kann man sich steigern ;.) Dennoch musst du mir erklären was du meinst, wenn du schreibst, der Text sei mit zu viel Ballast vollgepumpt...der Text besteht zum großen Teil aus der Gefühls-und Gedankenwelt eines Psychopathen und dabei aus seiner eigenen Sicht...ist es das, was dich grundsätzlich ein wenig stört? Absichtlich wollte ich die Geschichte ein wenig "anders" schreiben, ein wenig verworren, eben aus "seiner" Sicht, vielleicht leidet darunter eben die Nachvollziehbarkeit...

Danke schonmal für die Auseinandersetzung mit der Story und Verbesserungsvorschläge ;.)

P.S.: Ich sehe gerade, dass in die Rubrik "HORROR" auch Geschichten gehören, welche die "Abgründe der menschlichen Psyche" beschreiben, evtl. könnte die KG auch dorthin verschoben werden...

 

tag sekko,
das eitle erscheinungsbild des protagonisten passt meiner meinung nicht mit der vorgehensweise seiner taten überein. auch wenn er ein anderes bild von sich selbst hat, müsste er seine taten mit mehr selbstsicherheit begehen. das heißt, er müsste den opfern direkt gegenüber stehen, sich das selbstbewusstsein aus der offenen konfrontation mit seinen opfern ziehen, seine täuschung an ihnen ausspielen, sie in sicherheit wägen und dann ganz unerwartet zuschlagen - zum beispiel.
seine zwei leben differenzierst du meiner meinung nach recht gut, es könnte aber noch kontrastreicher sein.
der eingeschobene text aus der perspektive der opfer, den finde ich nicht verkehrt. ich hätte jedoch ebenso nicht bis hin zum mord geschrieben und beim er wollte sie nur noch küssen. abgebrochen, damit das 'ende' nicht vorweggenommen wird.
die gefahr bei der blumigen umschreibung von gefühlen, eindrücken und einer oftmaligen wiederholung des gleichen sinns mit anderen worten, ist das 'überfliegen' des gelesenen und das ist sehr schade.
an für sich finde ich die geschichte gut, jedoch das plötzliche verändern der sichtweise des protagonisten finde ich anhand der 'schwere der tat' nicht ganz nachvollziehbar. die charaktere deines protagonisten ist irgendwie nicht ganz stimmig für mich.
aber ich mag die idee der konfrontation dieser drei persönlichkeiten.
alles gute. lea.

 

Also erstmal sofort vorab: Ich finde deine Geschichte echt gut und hab sie gern gelesen, weil sie mich mehr und mehr gefesselt hat. Anfangs dachte ich "Bordsteinzähler - hmm naja ok". Das hat mich nicht so umgehauen, auch wenn der Titel schon schön gewählt ist.

Also ich habe beim Lesen ehrlich gesagt genau das Gegenteil von dem empfunden, was Nobukado schreibt. Bei der Einleitung und vor allem diesem Satz
Und sie würde es auch niemals tun, da dieses Gefühl in der Gesellschaft ein absolutes Tabu war,
dachte ich sofort an einen Serienmörder oder Vergewaltiger. Es wird ja dann auch von seiner "abartigen" Sehnsucht gesprochen. - Als er sich dann zunächst nur als Bordsteinzähler entpuppte, der ab und zu mal seinen Kopf gegen Laternenpfähle schlägt, hab ich echt gedacht: Das ist eine sehr gute Geschichte!

Wenn ich lese, möchte ich aus den typischen Denkmustern herausgeworfen werden. Und das war hiermit geschehen. Viel aufreizender wäre es doch gewesen, wenn zunächst Spannung aufgebaut würde und ein angeblich abartiger Mensch am Ende vielleicht tatsächlich nur ein Bordsteinzähler gewesen wäre. Der dabei ein Glück empfindet, das nicht zu beschreiben ist. Zumindest bei diesem Anfang! Der mir zwar Erzähltechnisch sehr gut gefallen hat, aber irgendwie dafür sorgt, dass der Fortgang der Geschichte mich nicht im mindesten überrascht. Ein Mensch mit einer Sehnsucht in sich, die als abartig beschrieben wird - da denke ich doch gleich an einen Serienkiller. Und somit werde ich nicht im mindesten überrascht, mein Vorurteil bestätigt sich einfach nur und wird lang und umständlich vor mir ausgebreitet. Anders wäre es gewesen, würde zunächst der Protagonist detailliert so beschrieben, wie andere Leute ihn sehen. Also als Geschäftsmann. Und dann würde irgendwann der Bruch kommen, in dem klar wird, wie er wirklich ist. Oder eben andersrum. Ein vermeintlich gefährlicher Psychopath, der eigentlich nur Bordsteine zählt.

Das einzige was mich dann doch an der Geschichte überrascht ist der Selbstmord. Und der ist für mich nicht schlüssig. Wer oder was hat den Prot plötzlich zur Einsicht bewegt? Dieses Selbstmordthema ist sowieso so klischeebesetzt. Genauso wie das Ehepaar, in inniger Liebe getötet. Irgendwas stört mich daran. Genauso der pseudomoralische Schloss, vollgestopft mit Klischees und Allgemeinplätzen.

Mitchell Adams, eine gescheiterte Existenz, die Großes vor hatte. Ein Mensch wie Du und Ich, unscheinbar und doch so unberechenbar. Augenscheinlich kleine Ereignisse in Kindheit, Jugend und Alltag können Großes anrichten. Menschenleben zerstören. Existenzen ruinieren. Die Einen sagen, Mitchell habe seine gerechte Strafe erhalten. Die Anderen sagen, ihm hätte geholfen werden müssen. Letztendlich ist die Frage der Schuld zweitrangig. Mitchell Adams nahm sich selbst das Leben und glaubte, damit Andere zu schützen und seine Schuld nicht mehr ertragen zu müssen. Doch ist es so einfach?

Aber ich will deinen Text hier nicht komplett zerreißen (zumal ich an dieser Stelle erwähnen sollte, dass ich selbst was das Schreiben angeht noch sehr, sehr viel zu lernen habe ;) ) . Ich denke ich bin vor allem so enttäuscht, weil ich eine so große Abneigung gegen die ganzen Klischees habe und auch weil dieser Anfang mir so wahnsinnig gut gefallen hat und somit wahrscheinlich schlichtweg unerfüllbare Erwartungen hervorrief:

Sehnsucht. Solch eine Sehnsucht. Solch eine Sehnsucht nach diesem einmaligen Gefühl, für das die Welt noch keine Worte gefunden hat. Bis heute nicht. Und sie würde es auch niemals tun, da dieses Gefühl in der Gesellschaft ein absolutes Tabu war, dachte er. Er brauchte das. Immer öfter. Es befriedigte ihn ungemein. So ungemein, dass er diese tiefe Befriedigung immer wieder spüren wollte, süchtig danach wurde im Laufe der Jahre. Manchmal war er klar. Absolut klar. Doch immer öfter gelangte er in diesen Zustand absoluter Zufriedenheit. In den Zustand des Bösen, wie sie es nannten.

Machte wirklich Spaß zu lesen!!

liebe Grüße,

eine wie Alaska

 

@ Eine wie Alaska: Es freut mich, dass dir der Anfang der Geschichte gefallen hat ;-) Ich kann es gut nachvollziehen was du meinst, nicht gleich den Leser auf die richtige Fährte führen, evtl. erstmal scheinbar harmlos loslegen...das macht Sinn, ich empfinde es nur bei einer Kurzgeschichte immer als recht schwer nicht von Beginn an Spannung reinzubringen und erstmal nur sachlich zu beschreiben z.B.. So dachte ich den Leser schonmal "an zu jucken" und auf das hinzuweisen was glwich kommen würde aber wie gesagt, dein Hinweis hört sich gut an, hätte man sicher so machen können.

Zu der Frage nach der plötzlichen Einsicht des Prot: Also er ist ein Psychopath mit einer 'gespaltenen Persönlichkeit', hat somit zwei komplett unterschiedliche Denkmuster und Charaktere. Er sieht also nicht plötzlich etwas ein sondern erkennt, als er aus seinem 'zweiten Ich', seinem Rauschzustand, raus ist und wieder er selbst, ein ganz normaler Mann mit gesellschaftsüblichen Normen und Werten ist, was er in seinem kranken Zustand angerichtet hat.

Viele Grüße,
Sekko

 

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