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Britneys Karriere

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30.09.2002
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Britneys Karriere

Heidi goes große weite Welt

Dicht stieg der Rauch der dicken Zigarren und feinen Zigarillos in die Luft und bildete einen dichten Teppich aus Nikotin, Teer und anderen gesunden Stoffen. Knapp einen halben Meter tiefer hatte sich der Vorstand des „ Cool Funky Music Sound Factory“ Musikkonzerns in dem großen Versammlungsraum getroffen und war tief in die penetrant riechenden Ledersessel gesunken. Noch wurde eifrig diskutiert und gesprochen, doch dies änderte sich schlagartig, als der Boss aller Bosse Sam „The God“ Kralle seinen gigantischen Hintern hoch wuchtete, noch einmal einen Hauch von Kuba in den Raum hustete und dann begann zu sprechen. „Ich begrüße sie zu unserem monatlichen Vorstandstreffen und ich will auch ohne Umschweife zum Thema kommen. Doch vorher möchte ich noch sagen, daß es ab sofort keine Thunfischpizza mehr in der Kantine geben wird, weil sich einige über die Delfinflossen darin beschwert haben.“ Ein Murren ging durch die Runde. „Ich bitte sie meine Herren, benehmen sie sich nicht wie Kleinkinder, wir haben im Moment wirklich andere Probleme.“ Da nicht alle der Rede ganz aufmerksam folgten, haute er mit seiner Faust auf den Tisch. Das Donnern drang noch weit durch das Gebäude und erreichte schon bald Tokio. „Wie sie sicherlich wissen, steckt unser Konzern in einer kleinen Krise“, setzte er fort, nachdem er sich eine neue Tabakrolle angesteckt hatte, „die Verkaufszahlen unserer CD’s lassen zu wünschen übrig, unsere erfolgreichste Band, die „Heizdeckenrocker vom St. Michaelis Heim“, hat gerade mal ganze neunzehn CD’s im ersten Quartal verkauft, von den „Singenden Rotbuchen“ und den „Pfeifenden Sozialhilfeempfängern“ mal ganz abgesehen. Wenn wir nicht bald etwas tun, werden alle ihre Arbeitsplätze verlieren und damit meine ich alle. Glauben sie nicht, daß ich sie Arschlöcher verschonen werde. Sie sind die ersten, die fliegen. Doch das liegt ganz in ihrer Hand. Wenn sie mir vernünftige Talent unter Vertrag nehmen, dann könnte ich davon noch mal absehen. Suchen sie mir so ein kleines Teen, das auf die große Karriere wartet. Die sind im Moment so gefragt, wie Fallschirme beim Flugzeugabsturz, aber das kapieren sie ja sowieso nicht.“ Niemand wagte es zu sprechen, ja nicht einmal ein Atemzug durchdrang die Stille. Wie ein kräftiger Punch aufs zarte Näschen hatte dies gewirkt. „In zwei Wochen will ich Ergebnisse sehen, sonst können sie schon mal ihre Dienstautos abgeben. Ist das klar?“ Und wie klar das war. Schnell wurden die Glimmstengel ausgedrückt und wenig später war nur noch der dicke Nebel der Zigarren und Zigarillos geblieben, doch auch der verschwand, als die Putzfrau die Fenster aufriß und fröhlich pfeifend den letzten Hit des Konzerns pfiff. Damals lernten die Bilder laufen....

Unschuldig lutschte das Mädchen an einem rosa Lollipop, als es die Tür öffnete und ihr drei Männer in schwarzen Anzügen entgegentraten, die sich dem Ernst ihrer Lage bewußt waren. „Na Kleines“, sagte einer der Drei, „wir haben dich vorhin im Garten spielen sehen und wollten kurz mal mit dir sprechen. Ist deine Mama vielleicht da?“ Das Mädchen spielte mit ihren Zöpfen. „Maaaaaammaaaaaaa, komm mal runter, da sind drei fremde Männer.“ „Du sollst nicht bei fremden Menschen ins Auto steigen, das habe ich dir doch schon tausendmal gesagt, Heidi“, schallte es zurück. „Ich will nicht bei denen ins Auto steigen, die wollen nur rein kommen.“ „Ja, ich komme ja schon runter“, donnerte es erneut zurück. „Führe die Herren doch schon mal ins Wohnzimmer und biete ihnen etwas zu trinken an.“ Gesagt, getan. „Möchten sie Blubberbrause oder Sprudelwasser“? fragte das Mädchen, als sie ihm Wohnzimmer Platz genommen hatten. Die Drei lehnten dankbar ab, weil sie sich unter den Begriffen nichts vorstellen konnten und öffneten ihre Aktenköfferchen, als die Mutter in ausgefranster Jeans und ausgewaschenem Pullover das Zimmer betrat. „Mmmmmm“, meinte sie, als sie sich die drei Herren betrachtete, „und ich dachte die Bluesbrothers wären nur zu zweit gewesen.“ Pflichtbewußt grinsten die Herren. „Was kann ich für sie tun?“ fragte die Mutter anschließend. „Sie sind doch nicht etwa irgendwelche Vertreter. Ich muß sie warnen. Der letzte Vertreter, der unser Haus betreten wollte, liegt jetzt noch mit schweren Knochenbrüchen im Krankenhaus und muss danach für einen halbes Jahr in die Reha-Klinik.“ „Nein, nein“, meinte der Mittlere, „wir sind von der „Cool Funky Music Sound Factory“, sie haben sicherlich schon was von uns gehört.“ „Ja sicher“, strahlte diese ihnen entgegen, „ich habe doch den „Spätzleschwabenrap“ gekauft, den haben sie doch rausgebracht.“ „Ach sie waren das“, meinte der rechte, „ich hab mich schon die ganze Zeit gefragt, wer wohl so besch..., aber kommen wir zum Grund unseres Besuches. Leider befindet sich unser Konzern in einer kleinen Krise, nichts ernsthaftes, nur ein Schnupfen, und da suchen wir natürlich neue Gesichter, die ein wenig Schwung hineinbringen....“ „Und da haben sie natürlich an mich gedacht“, fiel die Mutter ihnen grinsend ins Wort, „wissen sie, das mit den Falten um die Augen herum bekomme ich schon weg. Das ist ja heute alles möglich.“ Die drei schüttelten ihre weisen Häupter. „Wir hatten da eher an ihre Tochter gedacht. Kleine Teenies sind im Moment total angesagt. Die CD’s gehen weg wie warme Semmeln. Wie alt ist sie den eigentlich.“ Die Frau schaute zuerst etwas enttäuscht, dachte dann aber dann die bevorstehende Karriere ihrer Tochter Heidi und den sozialen Aufstieg ihrer bescheiden Person. „Gerade 13 geworden“, antwortete sie knapp, „und die kann singen wie ein Vöglein. Heidi, sing doch den Herren mal etwas vor.“ Die Kleine sprang auf und gab ein altes Volkslied zum besten, das eher wie ein abgewürgter Trecker aus grauer Vorzeit klang als wie ein Vöglein. „Sie muß nicht singen können“, beruhigte der Linke die Mutter. „Sie muß nur dämlich grinsen können, immer wild herum hüpfen und den Mund zum Text bewegen. Das kannst du doch Heidi, oder? Hier hast du noch einen Lolli.“ „Ja, das kann ich ganz toll“, antwortete das Kindchen und spielte an ihrem rosa Röckchen, daß den Herren ganz anders wurde, irgendwie schien es auch das Luder in sich zu haben. Genau die Mischung, die der Konzern brauchte. „Dann bin ich ja bald berühmt und habe ganz viel Geld für ganz viele Lutscher, danke großer Mann.“ Er grinste verlegen. „Kommen wir nun zum schriftlichen Teil“, sagte der Mittlere, „wenn sie hier kurz unterschreiben würden. Eine Unterschrift verpflichtet sie dazu, ihre Tochter dreimal die Wochen für fünf Stunden an uns auszuleihen. Dafür bekommen sie aber auch zwanzig Prozent der CD Einnahmen.“ „Fünfundzwanzig Prozent“, verlangte die Mutter, „ausbeuten lasse ich mich nicht.“ „Ein Fünftel aller Einnahmen, OK?“ Die Mutter stimmte zu und setzte ihre Initialen unter den Vertrag, der ihrer Tochter das Tor zur unendlichen Welt der Musik öffnete. „Heidi goes große weite Welt“, dachte sie lächelnd, „meine Tochter wird das Vorbild einer ganzen Generation und ich werde reich. Das musste die ganze Nachbarschaft erfahren.“

Aufgeregt wie vor einem Kindergeburtstag saß Heidi auf dem Stuhl vor dem Fotografen, der immer wieder unerbittlich auf den Auslöser drückte. Immer wieder mußte Heidi lächeln und ihre Zahnlücke zeigen, immer wieder mit ihrem rosa Röckchen spielen. Aber ihr Teddy Heribert war dabei und schaute sie eindringlich an. „Mach weiter“, schien er zu sagen, „damit ich endlich ne Teddydame bekommen.“ Es war das erste Fotoshooting, das Cover für ihre erste CD, die gerade im Studio aufgenommen wurde. Wieso sollte sie selbst singen. Playback sei Dank. „Mein Lehrer und ich“ sollte der erste große Hit werden. Er handelte, wie überraschend, von einem Mädchen, das sich in seinen Lehrer verliebt, und im nach der Schule auflauert. Doch der Lehrer flüchtet und rennt vor ein Auto. Im Krankenhaus fällt er in ein Koma, das Mädchen wacht an seinem Bett, seine Frau hat sich einen anderen geschnappt. Doch als er wieder aufwacht, hält er sich für ein Kamel und verschwindet in die Wüste Sahara. Das Mädchen sieht ihn nie wieder und wird Diätassistentin. Die Produzenten hielten die Story für sehr glaubwürdig und engagierten ein paar Kneipenrocker, um in musikalisch in Szene zu setzen. Diese grölten kurz einige unverständliche Worte ins Mikro, bezogen ihre Börse von dreimal „Frei Bechern“ bei „BIERtes Bierstübchen“ und zogen wieder von dannen. Dank moderner Computertechnik bastelte der Produzent ein wenig an dem Stück herum, bis schließlich aus der rauhen Männerstimme ein süßes, bezauberndes Tenniegezwitscher wurde. Noch ein bißchen Beat hinzugefügt und schon ging die Komposition in die Fabriken, um dort auf unzählige Rohlinge gepresst zu werden. Das Cover mit der süß lächelnden und auf einem Stuhl in einem Rosa Kleidchen sitzende, aufgesetzt und dämlich süß grinsende Heidi wurde noch schnell dabei gelegt und fertig war das Meisterwerk. Doch ehe die Scheibe den Musikhandel erobern sollte, musste die nette Heidi erst einmal im Fernsehen auftreten. Es war ein Samstag, viertel nach Acht, beste Fernsehzeit, als das Mädchen in der Sendung „Musik und Sonst was Show“ auftrat. Sie war ganz schön nervös und ihr Lollipop fiel ihr dauernd aus dem Mund. Außerdem saß ihre Bärchenhaarspange nicht richtig. Doch ihre Mutter drohte ihr mit Teddybärentzug, wenn sie jetzt nicht auf der Stelle eine braves Mädchen sei. Ihre ganze Verwandtschaft samt SchwippschwappumdreiEckenherumschwager Ingo säßen schließlich im Publikum und zehn Millionen vor der Mattscheibe zu Hause. Da sollte es doch die Musikkarriere ihrer Tochter und die High-Society Karriere der Mutter nicht an einer billigen Bärchenhaarspange scheitern. Nein, das tat sie nicht. Schnell drückte sie ihrer Tochter noch einen Kuß auf die Wange und stieß sie ins gleißende Rampenlicht. Da stand sie nun da im Rosa Kleidchen mit den süßen Schleifchen und die ganze Nation schaute auf sie, manche unfreiwillig, weil sie nur dieses eine Programm besaßen, andere aus voller Berechnung, um mit dem Gesang Kulturverständnis vorzutäuschen. Doch zurück zum Geschehen. Die Musik ertönte und schon bald erklang die leicht veränderte Stimme des eines Rocksängers in voller Pracht. Nun war Heidis große Zeit gekommen. Geschickt bewegte sie ihre Lippen zur fremden Stimme, dazu bewegte sie sich hübsch im Kreis, machte ab und zu einen Radschlag, wobei sie dreimal über ihr Kleidchen stolperte und sich dabei das Knie aufschlug. Ihre Mutter und die Produzenten ließ nicht zu, dass das Mädchen weinend heraus rannte. Dafür stand zu viel auf dem Spiel. Vier Minuten dauerte der Auftritt, dann war die Tortur für Mädchen und Publikum vorbei. Doch höflich spendete es Applaus. Während Heidis Mutter sich beim Klatschen fast beide Arme brach. Das Mädchen aber weinte nur, ein Bub in der ersten Reihe hatte ihr den Mittelfinger gezeigt und seine Zunge ausgestreckt. Bäh, mit Belag. „Prima hast du das gemacht“, sprach ihre Mutter, „jetzt sei aber schön brav und höre auf zu weinen, sonst reiß ich deinen Teddy in drei Teile.“ Der Tränenfluß stoppte abrupt.
Am Ende der Show wurde abgestimmt, wer denn nun die beste Performance geboten hatte. Die Entscheidung fiel der Jury schwer - alle waren gleich schlecht. Als Heidis „Wir wollen nur das Beste für dich“- Ecke das Ergebnis vernahmen, sanken sie synchron auf den harten Boden der Realität zurück. Von fünfundzwanzig Teilnehmern hatte Heidi nur den vorletzten Platz belegt, den letzten beanspruchte ein singender Hamster. Da war der Ärger groß. Sofort riß die Mutter die Tochter mit sich und nahm sie sich in einer stillen Ecke vor. „Hör mal zu, du Versagerin, was sollen denn jetzt die Leute von mir denken. Meine Tochter ist unfähig dazu, erster zu werden. Schäm dich.“ Die Produzenten traten hinzu. „Frau Müller, könnten wir sie mal kurz sprechen. Es ist wichtig.“ Sie ließ mit den Händen von dem Hals ihrer brüllenden Brut ab und setzte sich mit den Herren in eine noch stillere Ecke. Deswegen werden sie, werter Leser, auch nichts davon erfahren.
Der CD-Verkauf lief trotz dieses herben Rückschlages an, doch es kam, wie nicht anders erwartet. Nur wenige wollten die Scheibe kaufen, viermal ging sie über den Ladentisch, davon dreimal als Geschenk für die Schwiegermutter. Der Oberboss der „ Cool Funky Music Sound Factory“ ließ erzürnt seine drei Arschkriecher zu sich kommen und sie auf drei Fakirbrettern Platz nehmen. „Wie ich erfahren mußte“, begann er, „haben sie es wohl doch noch nicht geschafft, einen neuen Star am Pophimmel aufgehen zu lassen. Sie wissen ja, wie leicht ich drei Kündigungen vollstrecken kann. Ich geben ihnen noch vier Wochen, wenn sie bis dahin nicht einen Chartkracher gelandet haben, können sie die Klinke von außen hochdrücken. Verstanden.“ Die Drei nickten mechanisch. „So und jetzt machen sie, dass sie wegkommen, sie verpesten mir noch die Luft hier. Doch die Drei verfielen diesmal nicht in Panik. Sie hatten ja Plan B: Operation „Silikonbusen“. Darüber hatten sie schon mit Heidis Mutter gesprochen und sie hatte nur zustimmend genickt, während zehntausend Mark unterm Tisch ihren Besitzer wechselten. Heidi sollte nun auf „Babypopqueen“ gestylt werden, aber da sie erste ein Dutzend Jahre alt war, brauchte es noch einiger ausgeprägter Argumente, um dieses zu erreichen. Und damit meine ich nicht die Augen oder die Nase. Heidi war erfreut über die Nachricht, wollte sie doch schon immer mal aussehen, als hätte sie zwei Luftballons unter ihrem Pullover versteckt. Doch bevor sie unters Messer kam, hämmerten die drei „Men in Black“ ihr immer wieder ein, daß sie, wenn sie auf ihren plötzlichen Wachstumsschub im oberen Mittelteil angesprochen würde, nur antworten sollte: „Ich esse jetzt einfach nur mehr.“ Dann war es soweit. Ein sehr ehrenhafter Doktor machte sich am Tage des ersten Sommertages an die Arbeit und werkelte mit Hammer, Meißel und eben mit besagtem Silikon. Ihre Mutter stand im grünen Kittel daneben, der ihr blaues Gucci-Kleid verdeckte, dass sie sich von den zehntausend Mark gegönnt hatte. „Mein Mädchen“, stammelte sie immer wieder, „mein Sprung in die obere Klasse.“ Lachend dachte sie an ihren Mann, der sie wegen einer siebzehnjährigen verlassen hatte. Er würde keinen Pfennig sehen. Überhaupt, wie hieß er doch gleich?! Drei Stunden später hatte der Chirurg sein Werk vollendet und ließ es ins Aufwachzimmer schieben. Er hatte mal wieder Gott gespielt und das machte ihn mächtig stolz. Bald schon wachte die Knetmasse auf und lächelte selig. Stolz betrachtete sie ihr persönliches Hochgebirge. Sie war der kommende Popstar. Das war so sicher wie das Amen in der Kirche.
Bald aber ging es wieder an die Arbeit, schließlich war Zeit Geld und von beidem hatten die drei Aktenkoffermännchen nicht besonders viel. Zuerst einmal ging es an die totale Typumgestaltung. Heidi wurde bis zur Bewußtlosigkeit mit Lippenstift, Lidschatten und sonstigem kosmetischen Kram vergewaltigt. Dann schnitt ein Starfigaro ihre schönen langen Haare ab und modellierte sie nach seinen Vorstellungen in einen modischen Kurzhaarschnitt um. Frech kommt gut. Doch damit nicht genug. Zu guter letzt steckte man sie noch in ein entzückendes Minikleidchen, das man in eine Streichholzschachtel stecken konnte. So wußte jeder genau, was sie denn drunter trug, zudem hatte sie auch noch ein unverschämtes Dekolleté. Aus Heidi wurde Sexy Baby Luder und ihr erster Song, immer noch ein Ladenhüter höchsten Grades, wurde ins Englische übersetzt „Teacher, come and f.....me“, das Titelbild verändert (In der Badewanne, nur Schaum verdeckt die Schamstellen), und die CD wurde neu rausgebracht. Ihr Teddybär landete im Mülleimer, sie war jetzt erwachsen. Eine große, schicke Lady (Püppchenhülle). Als letztes schließlich mußte sie schwören, nie einen Freund zu haben. „Begehrt sein macht CD’s begehrt“, meinten die drei Onkel. So trat sie nur vierzehn Tage nach ihrer Operation wieder öffentlich auf. Erneut war es die „Musik und sonst was Show“. Niemand wußte, wer sich wirklich hinter der Maske befand. Nur eines wußten die meisten, besonders die, welche männlicher Abstammung waren: „Pfffffffffffff.“ Der Auftritt blieb allen noch lange in Erinnerung. Wie verrückt tanzte Heidi, Verzeihung Sexy Baby Luder, über die Bühne und hielt ihre Hände meist in Höhe ihres Erfolgsgrundes, also in Brusthöhe, für alle die es nicht verstanden haben. Aber doch nicht um diese hervorzuheben! Nein, wie kommen sie denn auf solche schweinischen Gedanken! Auch ihr andauerndes vorbeugen in die Kamera, dass ihre Produzenten und ihre Mutter gefordert hatten, diente wirklich nicht diesem Zweck. Wirklich nicht! Nein! So glauben sie mir doch! Am Ende des Songs brachen sogar die Gehörlosen in tosenden Applaus aus, Scheidungen wurden schon kurz nach der Sendung beantragt, alt aussehende Ehefrauen suchten Chirurgen auf, die Entführungsquote von kleinen, süßen Mädchen durch Musikproduzenten stieg rapide an, und, eigentlich das wichtigste, die CD ging dreizehn Millionen mal über den Ladentisch. Die drei Männer in den schwarzen Anzügen wurden von ihrem Chef befördert, Sexy Baby Luders Mutter kaufte sich ein schönes Häuschen auf Sylt und ihren Schwarm Antonio, Antonio Banderas. Der Teeniestar aber konnte nun kaum noch unerkannt bummeln gehen, überall schossen ihr zweideutige Angebote entgegen (Sabber, sabber, ich fahre so gerne Fahrrad, würdest du vielleicht meinen Lenker halten), überall wollten die Menge Autogramme. Ein Bodyguard sorgte für etwas Entspannung. Doch ihre Produzenten zeigten keine Rücksicht. Immer wieder zerrten sie das Mädchen, bzw. die erwachsene Frau zu Konzerten und ins Studio, wo sie neue Hits aufnahm und sich noch unverschämter anzog. Es gab mittlerweile Sex Baby Luder Shirts, Tassen, Taschen, Parfums, Puppen (da musste man ja nicht viel ändern), Drinks, Unterwäsche, Tische, Küchen, ja sogar Fensterrahmen und nicht zu vergessen die zahlreichen Magazine. Ihre Mutter rieb sich jedesmal die Hände und kaufte sich wieder einen Teil der Champ Elissee oder einen neuen Porsche für ihre Tiefgarage ihrer Villa in Malibu. Doch irgendwann, sie war gerade dreizehn geworden und hatte schon fast Verstand, kapierte Sexy Baby Luder, daß sie überhaupt nichts von dem Gewinn abbekam und verlangte eine Gewinnbeteiligung von fünfzig Prozent. Als ihre Produzenten darauf nur lachten, drohte sie mit Ausstieg. Das reichte, um das Dreigestirn zu überreden. Sie überwiesen von nun an die Hälfte des Gewinnes auf ihr Konto. Seltsam nur, daß dies immer nur knapp zwei Mark und ein paar Groschen waren. Von da an übernahm das erwachsene Kind immer mehr die Kontrolle über ihre Person (das ich nicht lache!!!). Sie durfte sogar wieder alleine nach draußen gehen und einen Freund haben, allerdings ohne Händchenhalten in der Öffentlichkeit. Sie war Sexy Baby Luder: Versaut, begehrt und dumm.
Doch jedes Märchen, und ist es auch noch so schön, findet ein abruptes Ende. So geschah es auch mit unserem schnuckeligen Popsternchen Mit vierzehn passierte es. Die Tragödie ereignete sich bei einem Routineauftritt, mittlerweile hatte Sexy Baby Luder sich als sehr Erwachsen befunden und fühlte sich nun als alleinige Herrscherin über ihren Körper. Dachte sie, die Kleine. Doch das war eh nie ihre große Stärke. Nun aber hatte sie bei eben diesem Auftritt wie immer dieses Kabel am Rücken, das mit einem Mikrofon verbunden war, und irgendwo hinter der Bühne in der Steckdose steckte, und außerdem flatterte um ihren Hals eine silberne Federboa, die sie nach den ersten gesungenen Zeilen wegwerfen wollte. Soweit, so gut. Doch leider blieb eben diese Boa beim Wegwerfen an eben diesem Kabel hängen und wollte verflixt noch mal nicht abgehen. Verzweifelt zerrte Sexy Baby Luder an dem Teil, während sie weiter playbackte, doch es nutzte nichts. Wie ein Fuchsschwanz wedelte das Ding herum, schnell verkam die poppige Stimmung ihre Liedes „Crazy“ (Krätze) zu einem riesigen Gelächter. Die große Diva konnte nicht anders. Weinend rannte sie von der Bühne und stürzte an die frische Luft. Ihre Mutter, mittlerweile Besitzer von neunundzwanzig Villen im Mittelmeer- und Südseebereich, aber hatte, da sie schwer erkältet war, keine Lust darauf, ihrer äh, wer war sie doch glei.., ach ja sie hatte keine Lust ihrer Tochter hinterherzurennen. Sie hatte ihr Ziel erreicht und war die reichste Frau diesseits der Nordsee. Die drei Produzenten waren überhaupt nicht anwesend, da sie in ihrem Geldspeicher feststeckten und nicht herauskamen. Sexy Baby Luder aber war nun ganz alleine an der frischen Luft und rannte immer weiter in das Verkehrsgetümmel der Großstadt. Irgendwann aber merkte sie, dass sie sich verlaufen hatte und überhaupt, wieso sprachen die Leute hier alle Arabisch und seit wann gab es in Deutschland Kamele. Ups. Das hatte aber nicht auf dem Plan gestanden. Doch das war nicht alles. Die Schuhriemen ihrer Lacklatschen waren losgegangen. Aber sie wußte nicht, wie man sie wieder zubinden konnte. Das hatte sie nie gelernt. Sie wußte nur, wie man sich vorteilhaft vor der Kamera bewegte und wie man lächelte, auch wenn einem nicht danach war. Aber sie wußte nicht, wie man Schuhe zuband. Das wußte die kleine Heidi nicht. Doch wie sollte sie jetzt weiter laufen. Sie würde stolpern und sich die Knie aufschlagen. Tränen rannen der Kleinen übers Gesicht und verwischten ihr Make-Up. Sie war nun allein mit ihren zwei kugeligen Freunden, ganz alleine.
Traurig aber war: Das kleine Mädchen wurde nie wieder gefunden, aber nach kurzer Zeit vermisste sie keiner mehr. Die drei Produzenten hatten schnell Ersatz gefunden und konnten bald Bill Gates als Haushälter einstellen. Die Mutter hatte sie sowieso schon aus ihrem Gedächtnis gestrichen. Ihr immer wieder alles wollende Antonio ließ ihr keine Zeit zum Nachdenken. Und ihr Teddy, nach dem sie sich jetzt so sehnte, schaute mißgelaunt aus dem Puppenwagen eines Mädchen, das ihn gefunden hatte

 

Nicht schlecht. Ehrlich, ich mag die Geschichte, sie ist wirklich nicht schlecht. Schwächt gegen Ende vielleicht etwas ab, aber sonst ist sie wirklich gut. Ich habe nichts daran auszusetzen.

Sajonara,

Creeper.

 

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