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Bruno & Nora

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29.04.2010
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Bruno & Nora

Bruno & Nora

„Hey Bruno, ich muss dir unbedingt was zeigen. Ich hab etwas Wunderschönes entdeckt.“
Nora zerrt an Brunos Fell. „Komm los raus hier. Ich muss dir das jetzt unbedingt zeigen.“
„Ach Nora, jede Nacht willst du hier durchs Kaufhaus streunen. Jedes Mal findest du wieder irgendetwas Neues für das Du dich begeistern kannst. Was soll das denn?“
„Bruno, du willst dich doch nicht schon wieder drücken. Es wird hier jetzt nicht herumgegammelt. Jetzt ist das Kaufhaus endlich leer und diese ganzen Menschen sind weg. Jetzt können wir hier raus aus diesem Gefängnis hier im Schaufenster. “ „Ja Nora, ich versteh ja, wenn du das gerne machst, aber du weißt doch, dass ich das ätzend finde. Können wir nicht einfach hier bleiben und es in unserem Schaufenster genießen. Jetzt haben sie uns das doch so schön eingerichtet. Ich liebe diese vielen Kissen hier in unserer Ecke. Ich will hier gar nicht weg. Jetzt wo es mal Nacht ist, können wir uns hier richtig entspannen. Keine Leute vor dem Schaufenster. Kein Lärm. Kein Kind, dass mir fast den Arm herausreißt, während es mich hastig durch den Laden zerrt und seine Mutter anschreit, dass es auch so einen süßen Teddy haben möchte.“
„Bruno, ich versteh dich nicht. Hier in diesem langweiligen Schaufenster hält es doch keine Puppe aus! Wir ziehen jetzt los. Keine Diskussion.“
„Ach Nora.“ Bruno verdreht seine goldig braunen Knopfaugen.
Langsam machen sich Bruno und Nora auf. Sie klettern aus ihrem Schaufenster und ziehen durch die dunklen Gänge des großen Kaufhauses.

Bruno ist ein gemütlicher Kuschelbär, der im Schaufenster eines Kaufhauses wohnt. Jeden Tag sitzt er von morgens bis abends ruhig da, sodass die Kinder ihn bestaunen können. Er hat goldbraunes langes Fell, einen kugelrunden Bauch und auf seiner Nase sitzt schon seitdem er denken kann eine Brille vor seinen Knopfaugen. Seine beste Freundin ist Nora, eine Puppe, die auch bei ihm im Schaufenster wohnt. Sie trägt ein langes weißes Kleid und hat feuerrote Haare. Nora fällt es manchmal schwer, den ganzen Tag ruhig zu halten. Sie und Bruno erzählen sich dann immer gegenseitig Geschichten, damit sie es aushält zu warten, bis alle Menschen das Kaufhaus verlassen haben.

Nora springt in ihren kleinen Puppenschüchen fröhlich hin und her und scheint ganz vergnügt. Auch Bruno lässt sich ein wenig aus seiner Lethargie reißen und freut sich mit Nora unterwegs zu sein. Er mag Nora sehr und genießt auch ihre quirlige Art. Obwohl ihn Noras Ideen manchmal schon ein wenig nerven, freut er sich, dass sie so gern mit ihm Unterwegs ist. Irgendwie schafft sie es immer wieder, ihn ein wenig anzustecken. Aber das kann er Nora nicht sagen. Er hat Angst sie würde vor lauter Freude das nächste Mal gleich mit doppelt so vielen verrückten Ideen bei ihm aufkreuzen.
Während sie gerade die Stufen im Treppenhaus herunter klettern erzählt Nora ununterbrochen von ihren neusten Abenteuern im Kaufhaus. Von den albernen Gesprächen, die die Barbies im Toyshop gegenüber von ihrem Spielzeugladen führen.
Bruno hört ihr zu, lächelt freundlich und hilft Nora hier und da die Treppenstufen herunter zu kommen. Bruno ist ein sehr aufmerksamer Kerl. Er ist einfach ein richtig lieber Teddy. Grundgütig und immer hilfsbereit. Oft fragt sich Bruno, wieso es Nora so leicht fällt, sich für dieses triste Kaufhaus zu begeistern. Für Bruno sieht das irgendwie alles gleich aus und er findet es doof und eintönig.
„Gleich sind wir da. Komm schon Bruno.“ Nora ist sichtlich aufgeregt und wird immer schneller. Sie zieht ihn in einen Gang vor ein Schaufenster und hinter der Glasscheibe steht ein riesiger Fernseher. Auf dem Bildschirm flimmern Bilder.
„Bruno siehst du … Nun sieh dir das doch Mal an. Sieht das nicht wundervoll aus.“ Bruno sagt „ … hmm ja, toll. Halt mal wieder so eine Demo DVD mit ein bisschen Natur. Aber irgendwie ist es doch auch wieder alles nur dasselbe.“ Nora setzt sich auf einen Blumenkasten gegenüber dem Schaufenster. Schon fast geistesabwesend starrt sie auf den Bildschirm. Bruno steht ein wenig abseits. Er lässt ein wenig seine Arme baumeln. Tapst ein wenig vom einen Bein aufs andere. Und sieht Nora dabei zu, wie sie fast schon tranceartig auf den Bildschirm starrt. Er selbst blickt vereinzelt auch zu dem Fernseher aber irgendwie kann er an den Bildern nichts besonderes finden.
„Ohhhhh, wow. Bruno sieh doch mal. Die Farben dieses Schmetterlings schillern so schön in der Sonne. Ist das nicht wunderschön? Wie glücklich dieses kleine Tier sein muss, dass es so ein buntes Kleid trägt. Vielleicht bekomme ich auch mal so ein buntes Kleid, wenn ich einmal aus dem Kaufhaus komme.“
Bruno ist verwirrt. Er kann nicht so ganz verstehen, was Nora daran sooo besonders findet. Bruno sieht zwar einen Schmetterling auf dem Bildschirm. Aber von besonderen Farben kann er nichts erkennen. Irgendwie sieht das doch alles gleich aus. Eigentlich eintönig. Irgendwie findet er Noras verhalten etwas kindisch. Auf der einen Seite fühlt er sich Nora gegenüber ein wenig überlegen. Er lässt sich nicht so leicht beeindrucken. Da könnte ja jeder kommen. Auf der anderen Seite beneidet er Nora auch. Manchmal wäre es vielleicht auch schön, so genießen zu können.
Naja, aber was Nora da von schillernden Farben faselt, ist doch irgendwie quatsch.
„Nora, können wir jetzt endlich los? Wie lang müssen wir denn jetzt noch hier bleiben. Wenn wir noch lange hier bleiben, dann kommen die Putzteams und wir haben echt ein Problem.“ - „Bruno Bruno, nur noch das hier. Guck guck guck, ein Sonnenuntergang. Wooow. Dieses Goldene Leuchten.“
„Ach Nora, was soll denn daran jetzt wieder golden sein. Ja klar ist das ein Sonnenuntergang. Aber das sieht immer noch genauso aus, wie der ganze Rest. Einfach so ein Film auf einem Bildschirm. Hat doch dieselbe Farbe wie dein >> ach so bunter << Schmetterling.
„Hä Bruno? Was redest du da? Du kannst doch nicht einfach sagen, dass alles genauso aussieht.“
„Ja ok Nora, ist schon ok, lass uns jetzt einfach nach Hause gehen.“ Etwas verwirrt machen sich die beiden auf den Weg zurück zu ihrem Schaufenster.
Auf dem Weg nach Hause trotten sie still nebeneinander her.
Erst als sie fast zuhause sind, überwindet Nora die Spannung zwischen den beiden. „Bruno kuck mal, die Barbies stehen da drüben in ihrem Shop wieder alle schön aufgereiht. Die zerreißen sich sicherlich wieder den Mund darüber, dass wir nachts ausgebrochen sind.“ Bruno lächelt. „Tja, Nora, du weißt doch, dass unsere Barbies sich immer schön an die langweiligen Regeln halten.“ „Ja, hihi, zum Glück hab ich dich. Alleine würde ich hier im Kaufhaus ja vor Langeweile eingehen.“ Jetzt fängt auch Bruno wieder an zu lächeln. Mit seinen weichen Pranken drückt er die kleine Puppe sanft an seinen runden Bauch. Prustend und lachend befreit sie sich, mit Mühe aus seinem Fell, um wieder Atmen zu können.
Nachdem sie wieder in ihr Schaufenster geklettert sind, kuschelt sich Nora an Brunos weiches Fell. Schon kurze Zeit später sind die beiden eingeschlafen und ihre kleine gemütliche Ecke ist erfüllt von dem gleichmäßigen und sanften Schnarchen des Kuschelbärs.

Plötzlich erwacht der Bär. Es ist immer noch dunkel. Im Kaufhaus ist deutlich der Lärm der Putzkolonnen zu hören. Bruno blick sich suchend um. „Wo ist Nora?“ fragt er sich noch ganz verschlafen. Ein bisschen beunruhigt richtet er sich auf und fängt an überall nach ihr zu sehen. Sie scheint nicht mehr im Schaufenster zu sein. Bruno schwant Übles. „Oh nein, sie wird doch nicht raus gegangen sein, solange die Putzkolonnen da sind.“
Beunruhigt drückt er sein Gesicht an die Scheibe. Er versucht, möglichst viel vom Gang vor dem Schaufenster überblicken zu können. Hastig schaut er nach Links und nach rechts. Plötzlich sieht er sie, wie sie gerade am Ende eines Gangs um die Ecke huscht. Er erschrickt. „Was fällt ihr nur ein. Wieso muss sie sich nur immer so in Gefahr bringen.“ Hin und her gerissen, was er jetzt tun soll, läuft er in seinem Schaufenster auf und ab. Aber schließlich treibt ihn die Sorge um Nora dazu, sich auf den Weg zu machen und ihr zu folgen. Er will sie so schnell wie möglich zurückbringen. Nora darf nicht von den Putzkolonnen erwischt werden. Wer weiß, ob sie sich dann je wieder sehen würden.

Unterdessen schleicht Nora einen Gang entlang. Ihr Herz pocht ganz laut. Vorsichtig folgt sie einem der Putzleute und versucht dabei sich möglichst nur von Schatten zu Schatten weiter zu bewegen.
Nora traut ihren Augen kaum. So etwas hat sie noch nie gesehen. Der ganze Gang ist erleuchtet von einem wunderbar leuchtenden roten Glanz. Das Leuchten bewegt sich über die Wände als würde es Tanzen und sich im Kreise drehen. Der Mann der vor ihr hergeht, schiebt eine riesige Maschine. Sie brummt laut und überall, wo die Maschine gewesen ist, ist der Boden auf einmal ganz Nass und überzogen von einer dünnen Schicht Wasser. Nora hat solch eine Maschine hier noch nie gesehen. Aber das Faszinierendste an der Maschine war dieser große rote Hut, der auf ihrer Spitze sitzt. Er strahlte so hell, dass es Nora blendete, wenn sie direkt hineinsah. In seinem Inneren tanzte und flackerte es und tauchte den Raum dadurch in dieses magische rote Licht. Nora war hingerissen und genoss die Show. Das war noch viel besser als die vielen Lichter in der Weihnachtszeit. Nora dreht ihren Kopf hin und her und genießt den Anblick des funkelnden Lichts. Plötzlich sieht sie einen zweiten Putzmann, der auf sie zusteuert. In letzter Sekunde kann sie sich hinter einem großen Kaugummiautomaten in Deckung bringen.

Die Maschine kommt zum Stehen und die beiden Männer fangen an, sich zu unterhalten. „Und, wie läuft es mit der neuen Maschine?“ „So weit klappt alles ohne Probleme. Diese riesige Warnlampe hier blendet ein bisschen bei der Arbeit aber ansonsten ist alles einwandfrei.“
Nora hört schon gar nicht mehr richtig zu. „Warnlampe. So nennt man dieses wunderschöne Ding also“ denkt sie noch und ist mit ihren Gedanken schon wieder ganz wo anders. Gemütlich sitzt sie hinter dem Kaugummiautomaten und bestaunt weiter die Wand und die Decke des Gangs.

Als sie jemand von der Seite aus antippt, schrickt sie hoch und hätte beinahe einen Schrei losgelassen.
„Psssst!“ macht Bruno und packt sie am Arm. „Bist du total übergeschnappt?“ zischt er leise aber vorwurfsvoll. Er presste Nora an die Wand des Automaten und hielt ihr seinen zotteligen Arm vor den Mund. Dann wartet er, bis die Putzleute und die Maschine im nächsten Gang verschwunden waren. „Stell dir mal vor, die erwischen dich“ zischt er wieder „Los, wir verschwinden hier!“ „Bruno, Bruno, hast du nicht dieses wundervolle Leuchten gesehen. Ich musste da einfach hinterher. Es war wie Magie. So etwas habe ich noch nie gesehen.“
Bruno verdreht die Augen und antwortet „Nora, jetzt reis dich mal zusammen! Das ist Licht wie jedes andere. Dann haben die Putzleute jetzt eben neue Taschenlampen oder sowas. Deswegen musst du dich doch nicht gleich so in Gefahr bringen.“ „Bruno ich versteh nicht, warum du das nicht genießen kannst.“ „Wir verschwinden jetzt Nora, und wenn du nochmal so einen Unfug machst, werde ich echt Sauer.“ „Pass doch auf dich selbst auf du Langweiler. Du hast mir gar nichts zu Befehlen.“ Trotzig verschränkte Nora ihre Arme. „Ich bin nicht derjenige, der sich dauernd in Gefahr bringt und lauter Unfug im Kopf hat. Irgendjemand muss ja auf dich aufpassen.“ Ruppig packt Bruno ihren Arm und zieht sie hinter sich her. „Komm jetzt endlich. Wir gehen.“
Verärgert schnaubend zog Bruno Nora hinter sich her, bis sie zurück zu ihrem Schaufenster kamen. Diesmal kuschelte Nora sich nicht an seinen Bauch.

Am nächsten Tag sitzt Nora steif zwischen all den anderen Spielsachen und grübelt darüber nach, was in der letzten Nacht passiert war. Sie versuchte zu verstehen, warum Bruno sich einfach nicht für all diese wundervollen Dinge begeistern konnte. Er beklagte sich doch so oft, dass es ihm so langweilig sei. Warum machte er sich das Leben so schwer. Konnte er denn eigentlich etwas dafür? Ratlos starrt Nora auf die vielen Kinder, die sich ihre Nasen an der Schaufensterscheibe platt drückten. Gegen Abend läuft vor ihrem Fenster ein Kind mit einem bunten Windrad vorbei und da kommt Nora eine Idee. Sie ist ganz aufgeregt und möchte am liebsten sofort mit Bruno darüber sprechen. Ohne ihren Kopf zu bewegen, flüstert sie möglichst laut seinen Namen. Keine Antwort. Sie probiert es noch einmal aber wahrscheinlich sitzt er Heute einfach zu weit weg um sie zu hören.
Jetzt kann Nora es kaum noch erwarten und möchte am liebsten sofort aufspringen, um mit ihm zu reden. Mühsam hält sie es aus, bis schließlich alle Besucher vor den Fenstern verschwunden sind.
Dann springt sie auf und rast so schnell zu Bruno, dass sie ihn fast umschmeißt. Er freut sich, dass sie nach der letzten Nacht so gut gelaunt ist, und nimmt ihr das kein bisschen übel. „Bruno, was ist eigentlich deine Lieblingsfarbe.“ fragt sie ihn hastig. „Ähm, darüber habe ich noch nie wirklich nachgedacht“ sagt er und bevor er noch etwas sagen kann, ist sie schon wieder verschwunden. Ein bisschen verblüfft steht er da und fragt sich, was sie denn jetzt schon wieder vorhat. So schnell wie sie weg war ist sie auch schon wieder gekommen. Diesmal hat sie ein Windrad dabei. Genau so eines, wie das, das der Junge vor dem Schaufenster dabei hatte. Er setzt an „Nora, du weisst schon, dass wir nicht einfach die Spielsachen hier umräumen können“ da unterbricht sie ihn schon und zeigt aufgeregt auf einen der gebogenen Flügel des kleinen Windrads „Welche Farbe hat dieser Flügel?“
Bruno ist etwas verdutzt und antwortet langsam „Ähm ich glaube das heißt Blau.“ Nora schaut Bruno skeptisch an und fragt ihn direkt nach der Farbe des nächsten Flügels. „Äh, ein bisschen helleres Blau?“ Antwortet Bruno zögernd. „Bruno ich glaub ich werd verrückt. Wer hätte das gedacht. Das war beides Falsch. Keine dieser Schaufeln ist Blau, die Erste war Rot und die Zweite Weiß. Ich habe da einen Verdacht. Ich glaube du siehst nicht richtig.“ Bruno antwortet überrascht und ein wenig verärgert „Also wirklich Nora, ich sehe alles, was um mich herum passiert. Ich hatte noch nie Problem irgendetwas zu sehen. Du weißt auch dass ich Besser lesen kann, was auf der anderen Seite des Ganges an der Wand steht.“ „Jaja, das schon aber hast du schon einmal darüber nachgedacht, dass du vielleicht keine unterschiedlichen Farben sehen kannst?“ Jetzt war Bruno sichtlich verwirrt. „Wie meinst du das verschiedene Farben. Hier ist doch alles immer nur Blau. Seit dem ich denken kann ist immer alles nur Blau um mich gewesen. Ich habe immer alles erkennen können. Ich bin nicht derjenige, der dauernd über irgendetwas stolpert“
„Das ist doch etwas anderes“ sagt Nora abwehrend. „Ich sehe hier Tausende von verschiedenen Farben. Jedes einzelne Spielzeug ist bunt und hat eine andere Farbe.“
Ungläubig hört Bruno ihr zu.
„Mann Bruno, das muss ja total eintönig...“ Bevor sie den Satz zu Ende spricht hält sie inne und versteht erst richtig, was sie da gerade sagen wollte. Betroffen überlegt sie.
„Bruno, seit wann hast du eigentlich diese Brille?“
„Naja, schon seit dem Ich denken kann, wieso? Wahrscheinlich seitdem Ich aus der Fabrik hier angeliefert worden bin. Wo soll ich sie denn sonst herhaben?“
„Und du hast sie noch nie abgelegt?“
„Nein, die gehört doch zu mir. Ich kann die gar nicht ablegen.“
Nora geht auf ihn zu und sieht sich seine Brille ganz genau an. „Was ist, wenn diese Sonnenbrille dafür verantwortlich ist, dass du so eintönig siehst?“
„Ja und? Was sollte ich denn sonst sehen? Wenn man mir diese Brille so gegeben hat, dann wird das schon so seine Ordnung haben. Aua. Nora spinnst du, das tut weh, wenn du einfach daran ziehst.“
„Mensch Bruno, merkst du nicht, was hier los ist? Wahrscheinlich ist diese Brille der Grund dafür, dass du alles um dich herum so langweilig findest. Wir müssen die da irgendwie runter bekommen. Lass mich nochmal probieren.“ Ohne auf Brunos Antwort zu warten, nimmt sie Brille links und rechts an den Bügel und zieht daran.
„Auua“ brüllt Bruno laut und schubst mit seinen großen Armen ihre Hände weg, sodass sie rückwärts über die Kissen purzelt.
Nora kommt langsam und mit reumütigem Blick wieder auf ihn zu „Entschuldigung, ich wusste nicht, dass sie so fest sitzt. Darf ich mir das Mal ansehen?“
„Na gut“ brummt Bruno leise. „Aber sei ja vorsichtig“
Vorsichtig biegt sie mit der einen Hand sein linkes Ohr nach vorne, um sehen zu können, wo die Brille befestigt ist. Mit der anderen Hand versucht sie, irgendwie die langen Haare seines Fells zu Seite zu schieben. Gründlich inspiziert sie den Bügel und wie er fest gemacht wurde. „Ohje, die Bügel sind richtig mit deinem Fell vernäht, die Bügel sind mindestens mit drei Nadelstichen befestigt.“
„Und du bist dir ganz sicher, dass es interessant wäre, diese Brille ab zu setzten?“ fragt er nachdenklich.
„Ja natürlich. Stell dir vor, du könntest sie zumindest einmal abnehmen. Wenn es dir nicht gefällt, kannst du sie ja vielleicht später wieder aufsetzten.“
„Na gut, du hast recht. Lass uns die Brille los werden.“
„Tolle Idee, aber wie willst du das anstellen, ohne dass wir auch gleich dein Fell kaputtmachen?“
„Tja Nora, ich hab da ein paar Verbindungen. Komm mit!“
Ohne ein weiteres Wort der Erklärung macht er sich auf den Weg. Er klettert aus dem Schaufenster und bewegt sich in den hinteren Teil des Ladens.
Ganz verdutzt aber auch sehr neugierig macht sich Nora auf den Weg und folgt Bruno. Nach kürzester schlüpfen sie durch eine Tür und gelangen ins Lager. Bruno steht in einem Gang neben einem großen Schreibtisch, sieht sich kurz um und geht dann zielsicher auf eines der Regale daneben zu. Als hätte er noch nie etwas anderes getan schwingt sich Bruno auf das erste Regalbrett und kletter immer weiter nach oben.
Nora ist ein wenig erstaunt, da sie noch nie gesehen hat, dass er so klettern kann. Dann ruft sie „Warte auf mich Bruno!“ und klettert ihm eifrig hinterher.
Oben angekommen springen sie von einem Regalbrett auf den großen Schreibtisch. Als sie darauf landen, hört man ein kleines Ächzen vom anderen Ende des Tisches. Bruno geht direkt darauf zu.
„Bruno, was für eine Freude dich mal wieder zu sehen.“ Was da sprach, war eine Schere, die hier auf dem Tisch lag. Bruno und Nora beugten sich über eine Spielzeugschere, die auf dem Tisch lag. An der Stelle, wo sich die Klingen kreuzten, war ein Clownsgesicht aufgeklebt und lächelte sie fröhlich an. „Mann dich habe ich ja schon ewig nicht mehr gesehen.“
„Was ihr kennt euch?“ fragte Nora? „Aber klar“ sagte der Clown. Bruno sah sie an und antwortetet „Tja, als ich damals neu war hier im Kaufhaus, also eine Weile bevor du gekommen bist, da bin ich ab und zu mal ein bisschen alleine hier unterwegs gewesen. Und dabei habe ich Karl kennengelernt.“ den Kopf wieder zu dem Clown gerichtet sagt er „Karl, darf ich vorstellen, das ist Nora. Wir wohnen vorne im Schaufenster. Sie ist meine beste Freundin.“ Wären die roten Stellen auf Noras Wangen nicht einfach nur aufgemalt gewesen, wäre sie jetzt sicherlich angelaufen wie eine Tomate.
Aber natürlich freute sie sich sehr über das, was er da sagte.
Da sagt Bruno plötzlich „Karl, wir brauchen deine Hilfe.“
„Ok, wo drückt denn der Schuh, wie kann ich euch helfen.“
Langsam erklärt Bruno, das Problem und zeigt ihm dann, wie die Bügel hinter seinem Ohr befestigt waren.
Karl lacht auf und und antwortet „Tja, ich werde zwar in letzter Zeit nur noch verwendet um irgendwelche Pakete zu öffnen, aber ich denke ich bekomm das hin ohne dir in dein kostbares Fell zu schneiden. Nora, du müsstest mich nur so halten, dass ich an die Fäden herankomme.
„Kein Problem“ entgegnet Nora und schnappt sich den kleinen Clown. Behutsam hält sie ihn hinter Brunos Ohr, der sich dafür extra vor Nora auf den Tisch kniet.
Nach kurzer Zeit sagt der Clown. „So geschafft, jetzt noch das andere Ohr“
Als sie mit beiden Ohren fertig sind, stellt Bruno sich auf und nimmt vorsichtig mit seinen großen behaarten Pranken seine Brille ab.
Nora steht vor ihm und kann die Spannung kaum aushalten. Sie tritt übermütig von einem Bein auf das andere und kann es kaum erwarten, endlich zu hören, was Bruno jetzt sieht.

Bruno dreht seinen Kopf langsam hin und her. Gedankenverloren lässt er die Brille auf den Tisch fallen und seine Blicke wandern durch den ganzen Raum. Schließlich verweilt sein Blick auf Noras Gesicht.
„Nora, du hast wirklich wunderschöne rote Haare.“ Dann zog sich ein breites Lächeln über sein Gesicht.
Nora stürmte los und warf sich in Brunos Arme. „Juhuu“ schrie sie „Du kannst Farben sehen. Das ist ja genial!“ Jetzt packte sie seine zotteligen Arme und zog daran. Sie begann, um ihn herum zu tanzen.
Sichtlich amüsiert sah Karl ihnen zu.
Als Nora ihn losgelassen hatte, sah Bruno sich nochmal um. „Nora, das ist wirklich wunderschön. So langsam dämmert mir, warum du immer so begeistert warst. Wer hätte das gedacht, dass hier alles so bunt ist.“
„Ach Bruno, du Spinner, was soll denn hier jetzt bunt sein. Wir sind in einem tristen Lagerraum. Hier stehen doch nur graue Kartons. Hier gibt es doch kaum Farben?“
Karl lacht und sagt „Allerdings. Das hier ist wirklich ein ziemlich farbloser Ort. Und ich muss es ja wissen. Schließlich liege ich hier ja den ganzen Tag herum.“
Bruno überlegt kurz und sagt schließlich zu Nora „Ich hab da eine Idee. Nora, ich will, dass du mir jede Farbe zeigst, die wir in diesem ganzen Kaufhaus nur finden können. Ich will alles sehen. Ab jetzt will ich auch mit dir diese bunte Welt entdecken!“
Außer sich vor Freude stürzt sie sich schon wieder in seine Arme. Diesmal kann er sich nicht mehr auf den Beinen halten und sie purzeln lachend über den Tisch.

 

Hallo mebulon!

Willkommen auf kg.de.

Ich habe deinen Text nur angelesen, möchte dir aber empfehlen, ihn nach "Kinder" verschieben zu lassen (schreibe dazu einem Moderator der Rubrik eine PN), da ich denke, dass er dort passendere Leser findet. Teddybären und Püppchen sind nicht so Erwachsenensache, findest du nicht auch?

Grüße
Chris

PS: Entferne bitte den Link unter dem Text, Forumsetikette.

 

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